Herthaner des Monats (Jan 2022): Maxi Mittelstädt

Herthaner des Monats (Jan 2022): Maxi Mittelstädt

Im Januar zeigten sich in der sportlichen Situation bei der Hertha und beim Wetter in der Hauptstadt erstaunlich viele Parallelen. Meistens grau, oft ungemütlich, nur wenige Lichtblicke. Doch, um im Bild zu bleiben, ein Sonnenstrahl zeigte sich bei den Blau-Weißen dann doch, nämlich hinten links: Maximilian Mittelstädt ist Hertha BASE-Herthaner des Monats.

Mittelstädt in einem schwachen Monat nach der Beste

Nach dem erfolgreichen Jahresabschluss im Heimspiel gegen den BVB waren die Erwartungen für den Januar hoch. Doch schon der Rückrundenauftakt zuhause gegen den 1. FC Köln ging mit 1:3 verloren. Es folgte das torlose Unentschieden beim VfL Wolfsburg, dann das enttäuschende Pokalaus gegen den 1. FC Union. Vor der Länderspielpause holte sich die „Alte Dame“ dann noch die obligatorische klare Niederlage gegen den FC Bayern ab.

mittelstädt
(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Mittelstädt stand in allen vier Partien als Linksverteidiger in der Startelf, gehörte stets zu den besseren Herthanern. Besonders, dass er inzwischen regelmäßig gute Leistungen bringt und sich damit in der Startelf festgespielt zu haben scheint, beeindruckt derzeit.

Unter Pal Dardai genoss Mittelstädt gerade zu Saisonbeginn wenig Vertrauen, stand am achten Spieltag erst zum zweiten Mal in der Startelf. „Maxi mit durchweg ordentlichen Auftritten seit einigen Wochen“, findet auch Twitter-User @pearlissimus, „Konstanz kannte man von ihm vorher nicht unbedingt. Klasse, dass er einen Schritt nach vorn gemacht zu haben scheint.“


Auch in unserem Podcast analysierten wir Herthas klare Niederlage gegen den FC Bayern. Auch über den Besuch der Ultras beim Training der Mannschaft sprachen wir. Gerne reinhören!


Mittelstädt hat sich in vielen Bereichen verbessert

Lobende Worte erhält Mittelstädt auch von @welshgreeny: „Was ich besonders interessant finde, ist die Tatsache, dass viele, mich eingeschlossen, ihn letztes Jahr um diese Zeit häufig kritisiert haben, einfach, weil sein Defensivverhalten wirklich nicht gut war. An dieser Stelle muss einfach gesagt werden, dass Maxi in diesem Jahr einen riesigen Sprung getan hat und seine Leistungen sich ordentlich gesteigert haben.“

Diese Steigerung drückt sich auch in Zahlen aus. Drei abgefangene Bälle liefert Mittelstädt in dieser Saison pro 90 Minuten in der Liga, dem gegenüber standen in der Vorsaison 2,6. Besonders im Vergleich zu Konkurrent Marvin Plattenhardt zeigt sich „Mittis“ Stärke, denn der kommt hier nur auf einen Wert von 0,93/90 Min.

(Photo by Martin Rose/Getty Images)

Eine weitere deutliche Steigerung zeigt Mittelstädt bei angekommenen Pässen unter Druck. 9,75 bringt Mittelstädt in dieser Saison pro 90 Minuten, in der vergangenen Spielzeit waren es 7,61. In dieser Statistik zählt Mittelstädt zu den besten fünf Prozent der Außenverteidiger in der Bundesliga.

Ebenfalls zu den Top-Außenverteidigern der Liga zählt Mittelstädt, was das Ausüben von Drucksituationen mit unmittelbarem Ballgewinn angeht. Sechs pro 90 Minuten erreicht Mittelstädt, letzte Saison waren es noch 4,91. „Ich hoffe er macht so weiter, denn so macht er Spaß!“, wünscht sich deshalb vermutlich nicht nur @7V3X_. „Mitti hat sich wirklich positiv entwickelt. Das macht Hoffnung.“, findet @KriszioSven.

Mittelstädt durch Bjørkan motiviert?

„Da hat der Björkan-Transfer Wirkung gezeigt, bevor der überhaupt zu uns gestoßen ist“, glaubt @belapsr. In der Tat hat Hertha auf Mittelstädts Position mit Fredrik Andre Björkan zur Rückrunde eine weitere Alternative. Verstecken muss sich Mittelstädt aber vor keinem mehr.

Zu Saisonbeginn wurden ihm Plattenhardt und Dennis Jastrzembski (inzwischen bei Slask Breslau) oft vorgezogen, doch Mittelstädt hat sich durchgesetzt und unterstrichen, dass er auch diesen Konkurrenzkampf annehmen kann und derzeit kein Interesse daran hat, seinen Stammplatz wieder abzugeben.

(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Hertha gegen Bayern: Fünf legendäre Duelle

Hertha gegen Bayern: Fünf legendäre Duelle

„München ist wie ein Zahnarztbesuch. Muss jeder mal hin. Kann ziemlich wehtun. Kann aber auch glimpflich ausgehen“, sagte der ehemalige Verteidiger Werder Bremens Sebastian Prödl 2015 und sicherte sich damit den Titel des „Fußballspruch des Jahres“. Den obligatorischen Zahnarztbesuch brachte Hertha schon am dritten Spieltag dieser Saison hinter sich. Mit 0:5 ging es nicht gerade glimpflich aus, glich eher einer Wurzelbehandlung – ohne Betäubung. Nun kommt es zum Wiedersehen.

Ob der Besuch eines Zahnarztes in den eigenen vier Wänden so viel angenehmer ist? Die derzeitige Form Herthas spricht nicht gerade dafür. Und auch die Bayern, derzeit auf dem besten Weg die zehnte Meisterschaft in Serie einzufahren, machen nicht den Eindruck, als würden sie mit freundlichen Absichten nach Berlin anreisen.

Mit Blick auf den kommenden Gegner Herthas gibt es sicher viel Erwähnenswertes. Ihren Stürmer Robert Lewandowski zum Beispiel, der einen Torrekord nach dem nächsten jagt. Oder Torhüter Manuel Neuer, der auch im Alter von 35 Jahren noch Woche für Woche Weltklasse-Leistungen abspult. All das soll an gebotener Stelle auch getan werden, doch es lohnt sich auch ein Blick auf vergangene Aufeinandertreffen zwischen dem Hauptstadtclub und dem Rekordmeister. Hier kommen fünf bemerkenswerte Duelle zwischen Hertha und Bayern.

01. Februar 1975: Hertha 4:1 Bayern

Nicht nur am kommenden Wochenende reist das Team von Trainer Julian Nagelsmann mit Weltstars an, bereits 1975 kommt der FC Bayern als amtierender Deutscher Meister mit den ganz großen Namen ins Olympiastadion. Maier, Beckenbauer, Müller Rummenigge – trainiert wird das Starensemble von Dettmar Cramer (1925-2015). Der heuerte zu Saisonbeginn als neuer Hertha-Trainer an, doch löste seinen Vertrag nach acht Tagen und nur einer einzigen Trainingseinheit aus „persönlichen Gründen“ wieder auf. Im Januar kehrte er in die Bundesliga zum FC Bayern zurück.

Doch eben jene Weltstars in seinen Reihen sind es, die vor 80.000 Zuschauern im dichten Nebel patzen. Ausgerechnet Franz Beckenbauer, Kapitän der Deutschen Nationalmannschaft, trifft nach neun Minuten ins eigene Tor zur Hertha-Führung. Zwar gleicht Karl-Heinz Rummenigge nur zwei Minuten später aus, doch weitere Fehler führen zum deutlichen Hertha-Sieg. Einen verunglückten Rückpass von Gerd Müller verwertet Erich Beer nach 47 Minuten zum 2:1. Aus einem Abspielfehler Beckenbauers resultiert 15 Minuten später das 3:1 durch Wolfgang Sidka.

Den Schlusspunkt setzt erneut Beer in der 85. Minute. Auch ein verschossener Elfmeter Uwe Kliemanns in der Schlussphase und damit die Chance auf einen noch höheren Erfolg trüben die Stimmung nicht. Denn mit dem Sieg ist Hertha nach 19 Spieltagen punktgleich mit Tabellenführer Gladbach.

19. Februar 1977: Hertha 4:2 n. V. Bayern

Nur zwei Punkte aus den letzten sieben Liga-Spielen. Und nun kommt der FC Bayern im Pokal. Hoffnung zieht Hertha unter der Führung des stark angezählten Trainers Georg Kessler lediglich daraus, dass der Gast mit Gerd Müller, Uli Hoeneß, Bernd Dürnberger und Georg Schwarzenbeck gleich vier Leistungsträger ersetzen muss.

Doch die Partie ist nur sechs Minuten alt, da gehen die Münchener durch Hans-Josef Kapellmann in Führung. Hertha ist in der Folge am Drücker, aber muss bis in die 51. Minute warten. Dann wird Gerhard Grau im Strafraum zu Fall gebracht, den fälligen Strafstoß verwandelt Karl-Heinz Granitza zum 1:1.

Es geht in die Verlängerung und wieder gehen die Bayern in Führung. Kapellmanns Vorarbeit veredelt Josef Weiß in der 95. Minute zum 1:2. Wieder steckt Hertha nicht auf, kommt nur fünf Minuten später zum Ausgleich. Erneut durch Granitza, dieses Mal per Kopf. Hertha will nun die Entscheidung und trifft in der 108. und 116. Minute jeweils nach einer Ecke. Die eingewechselten Lorenz Horr und Bernd Gersdorff sorgen für die entscheidenden Tore.

Kessler darf auch wegen dieses Spiels trotz der Liga-Misere weitermachen, führt Hertha in dieser Saison ins Pokalfinale, wo sich der 1. FC Köln erst im Rückspiel durchsetzt.

14. Februar 1998: Hertha 2:1 Bayern

Siege gegen die Bayern sind doch immer etwas Schönes – im Februar 1998 ist das der Hertha in der Liga allerdings seit 19 Jahren und elf Monaten nicht mehr gelungen. Als Tabellenzweiter und amtierender Meister reist das Team von Giovanni Trapattoni um Spieler wie Lothar Matthäus, Oliver Kahn, Mario Basler und Mehmet Scholl zum Aufsteiger Hertha BSC und wird Zeuge eines Doppelpacks der ganz besonderen Art.

Es ist die Heimmannschaft, die leidenschaftlich und beherzt auftritt. Keine nennenswerte Chance lässt die Abwehrkette um Dick van Burik, Steffen Karl und Eyjolfur Sverrisson im ersten Durchgang zu. Stattdessen trifft auf der Gegenseite Michael Preetz nach 18 Minuten durch die Beine Kahns. Im zweiten Durchgang legt Preetz dann mit einer Torvorlage nach. Seine Hereingabe von der linken Seite veredelt in der 70. Minute Ante Covic zum 2:0.

Ein weiteres Tor sollte Preetz auch noch gelingen – jedoch in das falsche Gehäuse. Per Kopf überwindet er in der 84. Minute nach einer Ecke den eigenen Keeper Gabor Kiraly. Für die Bayern nicht mehr als Ergebniskosmetik, es bleibt beim 2:1. „Der Sieg ist hochverdient“, lässt der zufriedene Hertha-Trainer Jürgen Röber hinterher verlauten.

12. Juni 1976: Bayern 7:4 Hertha

Hohe Niederlagen in München sind die meisten Bundesligisten seit Jahren gewohnt. Sieben Gegentore hat dabei auch der eine oder andere schon schlucken müssen. Wirklich bemerkenswert wird es allerdings, wenn der Gegner dem immerhin noch vier eigene Tore entgegenzusetzen hat. So wie Hertha im Sommer 1976.

Am letzten Spieltag der Saison 1975/75 geht es für Hertha um nichts mehr. Und so spielen sie auch. Hatte Trainer Georg Kessler vor dem Spiel noch gefordert „Wir wollen den Bayern ein offenes Spiel liefern“, ist davon im ersten Durchgang gar nichts zu sehen. Mit 0:6 aus Hertha-Sicht geht es in die Pause. Allein Gerd Müller trifft vier Mal. „Bei Halbzeit hatte ich Angst, wir würden zweistellig verlieren“, gesteht Kessler hinterher.

Hatte Bayern-Torhüter Sepp Maier im ersten Durchgang mehrfach gut gerettet, klappt in der zweiten Halbzeit auch bei den Herthanern mehr. Müller trifft zwar noch ein fünftes Mal, doch Hans Weiner und dreimal Detlev Szymanek betreiben Ergebniskosmetik und bieten einen mit elf Toren sehenswerten Saisonabschluss. „Ein Tor war schöner als das andere“, fand sogar Bayerns Trainer Dettmar Cramer, „auch die gegen uns“.

02. Dezember 2001: Hertha 2:1 Bayern

Mit Gabor Kiraly, Sebastian Deisler, Marko Rehmer, Stefan Beinlich und Alex Alves fehlen Jürgen Röber gleich fünf wichtige Spieler, als im Winter 2001 ausgerechnet der FC Bayern zu Gast ist. „Wir hatten zunächst zu viel Respekt und konnten uns nur langsam davon befreien“, so Röber später.

Und dann trifft auch noch ein gebürtiger Berliner für den FCB kurz nach der Pause zum 0:1. Nach einem Freistoß gelingt Bayerns Niko Kovac die zu diesem Zeitpunkt nicht unverdiente Führung. Zuvor hatte Kiraly-Vertreter Christian Fiedler Schlimmeres verhindert. „Die Elf fand aber über den Kampf wieder ins Spiel“, so Röber. Hertha wird stärker und kommt in der 71. Minute zum verdienten Ausgleich. Nach einem Freistoß setzt „Zecke“ Neuendorf entscheidend nach, sein Schuss aus der Drehung ist unhaltbar.

Nun will die „Alte Dame“ mehr und belohnt sich tatsächlich für eine starke zweite Hälfte. Pal Dardai ist es nach 84 Minuten, der auf Vorarbeit vom starken René Tretschok zum 2:1 trifft. Der erste Sieg gegen den Rekordmeister im neuen Jahrtausend.

(Photo credit should read ODD ANDERSEN/AFP via Getty Images)

Hertha gegen Union: Drei Schlüsselduelle

Hertha gegen Union: Drei Schlüsselduelle

Pokal, Mittwochabend, Stadtderby – Wat jibt’s Schöneres? Naja, ein volles Stadion zum Beispiel. Da das unter den derzeitigen Umständen leider nicht möglich ist, wird das Achtelfinale im DFB-Pokal zwischen Hertha BSC und dem 1. FC Union einzig und allein auf dem Platz entschieden. Auf welche Duelle es dabei ankommen kann, und warum der Verlust zweier Leistungsträger Unions dabei zu Herthas Vorteil werden kann, lest ihr hier.

Schlüsselduell 1: Darida und Ascacibar gegen Kruse

Unions Trumpf in der Offensive heißt Max Kruse. Neun Scorer gehen in der laufenden Bundesliga-Saison auf das Konto des Angreifers. Besonders seine 0,26 expected assists pro 90 Minuten unterstreichen seinen Wert. Dabei liegen Kruses Stärken gar nicht unbedingt nur im Spiel in Strafraumnähe, vielmehr sind es die Spielmacher-Qualitäten, die ihn auszeichnen.

3,65 progressive Pässe (Pässe, die den Ball dem gegnerischen Tor maßgeblich näher bringen) spielt Kruse pro Spiel. Besonders auffällig: Diese Pässe legen durchschnittlich eine Gesamtdistanz von 145 Metern zurück, in dieser Kategorie zählt er zu den 1 Prozent der gefährlichsten Stürmer weltweit. Kruse wird also dann stark, wenn er viel Platz und die richtige Anspielstation vor sich hat.

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(Photo by TOBIAS SCHWARZ/AFP via Getty Images)

Es wird also wichtig sein, Kruse frühzeitig zu stören, ihn an seinen gefährlichen langen Bällen zu hindern. Das wird die voraussichtliche Doppelsechs aus Darida und Ascacibar nur im Verbund lösen können. Dabei wird höchste Konzentration und Zweikampfstärke gefragt sein, denn mit seinen 76,2 Prozent gewonnenen Dribblings ist Kruse herausragend stark. Auch die Verteidigung muss gewarnt sein, denn Kruse liefert 3,96 schusskreierende und 0,76 torkreierende Aktionen pro 90 Minuten.

Kruse zu verteidigen wird also eine Aufgabe sein, die die gesamte Defensive beschäftigen muss, angefangen im Mittelfeld. Ein Vorteil könnte sich daraus ergeben, dass mit Taiwo Awoniyi der etatmäßige Sturmpartner Kruses fehlt, da er mit Nigeria am Afrika-Cup teilnimmt. Allein die Hälfte der Vorlagen Kruses in dieser Spielzeit waren für Awoniyi. An seiner Stelle könnte Sheraldo Becker spielen, der Kruses größtes Defizit, das Tempo, ausgleicht. Oder Kevin Behrens, der in der laufenden Pokalsaison schon auf zwei Treffer kommt.

Schlüsselduell 2: Belfodil und Maolida/Selke gegen Knoche

Nach dem offensiv ingesamt blassen Auftritt gegen den VfL Wolfsburg wäre Rotation im Angriff durchaus angebracht, allein die Optionen fehlen Tayfun Korkut durch den Ausfall von Stevan Jovetic weiterhin. Ishak Belfodil dürfte gegen den 1. FC Union gesetzt sein. An seiner Seite könnten erneut Myziane Maolida oder der zuletzt nur eingewechselte Davie Selke spielen. Zu tun haben wird es der Herthaner Angriff in jedem Fall mit Unions Robin Knoche. Der Abwehrchef der Köpenicker hat in dieser Saison noch keine Minute verpasst.

Eine Passquote von 81,4 Prozent, 1,95 abgefangene Bälle pro Spiel, 0,89 geblockte Schüsse. Knoche ist ein extrem souveräner Verteidiger, der vor allem deshalb so wichtig ist, weil er sich kaum Ausreißer nach unten erlaubt. In der Dreier-Innenverteidigung ist Knoche in der Mitte gesetzt.

(Photo by ANNEGRET HILSE/POOL/AFP via Getty Images)

Doch vereinzelt zeigten sich auch in dieser Saison, welche Mittel man gegen Knoche anwenden kann. Eintracht Frankfurt setzte ihn beispielsweise in der Liga im Aufbauspiel immer wieder unter Druck. Teils lief man Knoche mit zwei Mann an, zwang ihn zu Ballverlusten. Einen konnte Knoche nur noch mittels eines Fouls wieder gut machen, das ihm eine Gelbe Karte einbrachte. Auch der BVB demonstrierte, wie man zum Torerfolg kommen kann, indem man Flanken zwischen Knoche und einen seiner Nebenmänner brachte, wo die Abstimmung nicht immer passte. Abstimmungsprobleme zeigten sich auch gegen Bayern München, als Verteidiger Paul Jaeckel in einer Szene zu früh rausrückte, sich ausspielen ließ und Knoche anschließend kurz vor dem Sechzehner zu einem Foul greifen musste. Den fälligen Freistoß verwandelte Robert Lewandowski direkt.

Man kann die Dreierkette Unions um Abwehrchef Knoche also zu Fehlern zwingen, wenngleich sie insgesamt sehr stabil ist. Vorteil Hertha: Ähnlich wie in der Offensive, muss Unions Trainer Urs Fischer auch in der Innenverteidigung einen in der Hinserie sehr wichtigen Spieler ersetzen. Marvin Friedrich schloss sich vergangene Woche Borussia Mönchengladbach an, war vorher an der Seite Knoches gesetzt. Ob nun also Timo Baumgartl, Jaeckel, oder Neuzugang Dominique Heintz neben Knoche spielen wird – allzu oft wird die Dreierkette in dieser Konstellation noch nicht zusammengespielt haben.


Auch in unserer aktuellen Podcast-Folge sprechen wir natürlich über das Pokalderby. Darüber hinaus sind wir auf die Mitgliedersammlung und das Unentschieden gegen den VfL Wolfsburg eingegangen. Hört gerne rein!


Schlüsselduell 3: Serdar und Richter gegen Khedira

Die Rollen Suat Serdars und Marco Richters können gegen den 1. FC Union sehr wichtig werden. Zwar spielen sie nominell auf den Außen, doch genießen alle Freiheiten, auch mal durch das Zentrum zu kommen. Das kann am Mittwoch ein wichtiges Mittel sein, denn Union ist im Zentrum anfällig. Während man auf den Außenverteidiger-Positionen über reichlich Auswahl verfügt (links Bastian Oczipka und Niko Gießelmann, rechts Kapitän Christopher Trimmel und Julian Ryerson), ist auf der Sechs Rani Khedira unangefochten.

(Photo by TOBIAS SCHWARZ/AFP via Getty Images)

Doch das Spiel des 27-Jährigen ist längst nicht fehlerfrei. Nur 1,24 erfolgreiche Tacklings gelingen Khedira auf 90 Minuten und bloß 1,29 abgefangene Bälle. Ebenfalls blockt Khedira pro Spiel durchschnittlich nur 1,76 gegnerische Pässe ab. Über das Zentrum und damit über ihn zu spielen, kann also ein effizienter Weg sein, um dem Unioner Tor näher zu kommen.

Dazu kommt, dass Khedira mit 71,7 Prozent eine deutlich ausbaufähige Passquote hat. Ihn im eigenen Ballbesitz zu Pässen zu zwingen, ist eine weitere Aufgabe des Herthaner Mittelfelds. Zu erwähnen bleibt jedoch Khediras Stärke in eigenen Dribblings, wovon ihm 81,8 Prozent gelingen.

(Photo by TOBIAS SCHWARZ/AFP via Getty Images)

Hertha BSC – 1. FC Köln: Drei Thesen

Hertha BSC – 1. FC Köln: Drei Thesen

Der 1. FC Köln zählt zu den positiven Überraschungen der bisherigen Bundesliga-Saison. Hielt man im vergangenen Jahr nur über den Umweg Relegation die Klasse, zeigt sich die Elf von Steffen Baumgart in dieser Serie grundverbessert. Die „Geißböcke“ rangieren im gesicherten Mittelfeld und dürfen sogar auf die Europapokal-Plätze schielen. Der gute Eindruck aus dem 3:1-Hinspielsieg der Kölner gegen Hertha BSC, Baumgarts erstem Liga-Spiel für seinen neuen Arbeitgeber, hat sich in den folgenden 16 Spielen bestätigt. Doch auch bei der „Alten Dame“ ist seitdem viel passiert. Grund genug, mit drei Thesen auf das anstehende Wiedersehen zum Rückrundenauftakt zu blicken.

These 1: Kein Tor für Modeste

Eng verknüpft ist der Kölner Aufschwung mit dem persönlichen Formhoch ihres Stürmers Anthony Modeste. Eigentlich galt der 33-Jährige als abgeschrieben, doch Baumgart setzte auf ihn und Modeste zahlte das Vertrauen mit elf erzielten Toren in der Hinserie zurück. Auf 0,67 expected goals + expected assists pro 90 Minuten kommt Modeste, was ihn zum torgefährlichsten Kölner macht.

(Photo by UWE KRAFT/AFP via Getty Images)

Ein Top-Stürmer in den gegnerischen Reihen: Schlechte Nachricht für die zweittoranfälligste Abwehr der Liga – möchte man meinen. Doch Herthas Abwehr bewies jüngst, dass sie es auch mit den besten Stürmern der Liga aufnehmen kann. Gelingt es der Abwehr um Niklas Stark, den Kölner Modeste mit genauso viel Leidenschaft und Disziplin zu verteidigen, wie man es bei Erling Haaland im letzten Heimspiel gegen den BVB getan hat, wird es Modeste schwer haben.

Davon ausgehend, dass die Abwehr ähnlich auftritt, lautet die erste These: Kölns Goalgetter Anthony Modeste wird gegen Hertha am Sonntag kein Tor erzielen.

These 2: Punkt(e) trotz Personalchaos

Die kurze Winterpause brachte der Bundesliga vor allem eines: Corona-Chaos. Reihenweise Spieler werden positiv getestet und müssen in Isolation. Auch bei Hertha wurde das Virus bei einigen Spielern festgestellt. Bei Linus Gechter und Ishak Belfodil zum Beispiel, die das Spiel definitiv verpassen werden. Auch auf Dedryck Boyata, Frederik Andre Bjørkan, Stevan Jovetic, Deyovaisio Zeefuik und Rune Jarstein muss Trainer Tayfun Korkut verzichten. Tendenz steigend.

(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Doch auf der FC hat seine Probleme. Mit Modestes Sturmpartner Sebastian Andersson und dem zuletzt aufblühenden Kingsley Schindler fallen zwei Spieler krankheitsbedingt aus. Mit Ellyes Skhiri fehlt ein absoluter Leistungsträger, da er mit der tunesischen Nationalmannschaft beim Afrika-Cup in Kamerun weilt.

Hinzu kommt, dass Korkut zuletzt bereits eine schwierige Personalsituation zu bewältigen hatte, als er in der Englischen Woche zum Jahresabschluss zwischen dem Auftritt in Mainz und dem Heimspiel gegen Dortmund kurzfristig auf vier Spieler verzichten musste. Das Resultat: ein 3:2-Sieg mit der stärksten Saisonleistung. Daher die zweite These: Hertha wird trotz der Ausfälle punkten.


Wie Trainer Korkut das Spiel gegen Köln angehen will und wie Hertha mit der derzeitigen Corona-Situation umgeht, könnt ihr hier lesen.


These 3: Richter richtet’s

Unter Korkut hat sich in der Offensive ein Duo bewährt gemacht: Belfodil und Jovetic. Blöd nur, wenn gleich beide ausfallen. Müssen’s halt die anderen richten! Einer, dem das zuzutrauen ist, ist Top-Scorer Marco Richter (fünf Tore, eine Vorlage). Ohne die eingespielte Offensive wird seine Rolle umso wichtiger.

(Photo by TOBIAS SCHWARZ/AFP via Getty Images)

Dass er in den drei jüngsten Heimspielen drei Treffer erzielt hat, dürfte Richter Aufwind geben. Mit breiter Brust und wichtiger Rolle wird es auch auf ihn ankommen. Ein zusätzlicher Ansporn dürfte sein, dass ihm der 1. FC Köln noch auf der Liste an Mannschaften fehlt, gegen die er in der Bundesliga getroffen hat. Daher lautet die dritte und letzte These: Marco Richter wird am Sonntag sein Premieren-Tor gegen Köln erzielen.

(Photo by UWE KRAFT/AFP via Getty Images)

Hertha BSC – BVB: Drei Schlüsselduelle

Hertha BSC – BVB: Drei Schlüsselduelle

Den Schlusspunkt der Hinrunde setzt Hertha BSC am Samstagabend gegen den BVB. Die Berliner haben eine dramatisch deutliche 0:4-Niederlage gegen Mainz 05 hinter sich und stehen nun vor der undankbaren Aufgabe, gegen den Tabellenzweiten einen versöhnlichen Jahresabschluss zu finden. Wir blicken auf die Partie und filtern die womöglich entscheidendsten Duelle auf dem Platz heraus.

Der BVB unter Rose noch nicht auf Kurs

Auch der BVB war bei der großen Trainerrotation im Sommer nicht außen vor. Lucien Favre musste schon im Laufe der letzten Saison gehen, ihn ersetzte sein Co-Trainer Edin Terzic. Dass Terzic immerhin noch den Pokal gewann, änderte nichts an der Tatsache, dass im Sommer ein neuer Trainer kommen sollte. Am besten einer der eine Ära prägen kann, wie einst Jürgen Klopp. In Gladbachs Trainer Marco Rose war dieser gefunden.

Kurz vor Ende von Roses erster Halbserie ist es schwer, ein Fazit zu ziehen. Der BVB ist voll auf Kurs Vizemeisterschaft, doch in der Champions League reichte es in einer vermeintlich leichten Gruppe nur für den dritten Platz und die Erkenntnis, dass die Bayern einmal mehr tabellarisch das Maß aller Dinge sind, kam bei der 2:3-Heimniederlage schmerzhaft.

Taktisch setzte Rose zunächst auf eine Mittelfeldraute, die er in Gladbach schon erfolgreich spielen ließ. Es mangelte jedoch an Gefahr über die Außen und auch weil Starneuzugang und Stürmer Donyell Malen noch dabei ist, sich einzugewöhnen, stellte Rose auf ein 4-2-3-1 um. Dies kann der BVB sowohl mit breiten außen als auch mit eher eingerückten Flügelspielern umsetzen.

Schlüsselduell eins: Boyata gegen Haaland

53 Spiele in der Bundesliga: 53 Tore, 16 Vorlagen. Seitdem Erling Haaland beim BVB spielt, setzt er neue Maßstäbe und zählt nicht nur in Deutschland, sondern weltweit zu den Ausnahmespielern. Sein Können stellte er auch beim letzten Besuch im Olympiastadion unter Beweis. Haalands Arbeitsnachweis: Vier Tore, alle im zweiten Durchgang.

Doch nicht nur sein schier nicht endender Torhunger macht ihn so gefährlich, Haaland ist zugleich ein sehr mannschaftsdienlicher Spieler. In der laufenden Saison hat er ligaweit die meisten Schlüsselpässe im Strafraum gespielt und die zweitmeisten Chancen kreiert. Erst am vergangenen Wochenende in Bochum hat er technisch anspruchsvoll für Teamkollege Julian Brandt aufgelegt.

Den Bochumern gelang es mit aufopferungsvollem Kampf aber auch einer Menge Glück, Haaland daran zu hindern, selbst ein Tor zu erzielen. Das gelang zuvor in dieser Spielzeit nur dem SC Freiburg und die Breisgauer haben bei ihrem 2:1-Sieg über den BVB eine Blaupause geliefert, wie man den Norweger stoppen kann.

(Photo by Clemens Bilan – Pool/Getty Images)

23 Prozent Ballbesitz reichten dem SCF, um das Spiel zu gewinnen. Tief stehend verhinderte man, dass Haaland sein Spiel aufziehen konnte, indem man ihm mit Nico Schlotterbeck jemanden entgegenstellte, der immer eng an ihm blieb und extrem körperbetont spielte. Entscheidend ist hierbei, Haaland nicht erst im Strafraum zu bearbeiten, sondern ihm frühzeitig den Raum zu nehmen. Denn mit drei Torvorlagen von außerhalb des Strafraums hat Haaland bereits bewiesen, dass er von überall assistieren kann. Kein Mittelstürmer in der Bundesliga hat hier einen höheren Wert.

Freiburgs Mittel waren schnelle Gegenstöße nach provozierten Ballverlusten. Die Rolle Schlotterbecks, die am Samstag beispielsweise Dedrick Boyata übernehmen könnte, war dabei genauso essenziell wie aufopfernd. Der Innenverteidiger hat sein Spiel nur am Verteidigen ausgerichtet. Nur zehn führende Ballaktionen hatte er im Spiel (persönlicher Saisondurchschnitt: ca. 38), dafür aber vier abgefangene Bälle, was über seinem Durchschnitt von 2,4 pro Spiel liegt. Es braucht gegen Haaland also eine disziplinierte, aufopferungsvolle und körperbetonte Leistung. Gleichzeitig muss in den Situationen, wenn das Spiel von hinten raus aufgebaut wird, sehr aufmerksam gespielt werden, denn hoch anlaufende Dortmunder könnten bei Unsauberkeiten Großchancen erzwingen. Zeitgleich könnte sich Hertha Raum bieten, wenn man die Pressinglinie Dortmunds überspielt.

Schlotterbeck hat gezeigt, wie man Haaland verteidigen kann. Dass neben Fleiß bei einem solchen Ausnahmespieler auch immer Glück dazu gehört, steht außer Frage, doch das kann man zumindest in Teilen erzwingen. Boyata könnte als Kapitän vorangehen und diese Aufgabe übernehmen.

Schlüsselduell zwei: Brandt gegen Plattenhardt

Seitdem Marco Rose Übungsleiter bei den Dortmundern ist, erlebt Julian Brandt ein Formhoch und scheint sich erstmals seit seinem Wechsel 2019 aus Leverkusen endgültig in der Startelf festgespielt zu haben. Seine Polyvalenz ist hier sein großes Argument, denn nicht nur im Zentrum kann Brandt spielen, sondern auch auf der halbrechten Außenbahn, wo Marvin Plattenhardt (oder Maxi Mittelstädt) es mit dem deutschen Nationalspieler zu tun kriegt.

Die neu gewonnene Spielfreude drückt sich auch in Zahlen aus. 0,45 expected assists + expected goals pro 90 Minuten liefert Brandt. In der Vorsaison lag sein Wert bei 0,35. Brandt wird also besser und torgefährlicher. Aktuell liefert er 0,91 torerzeugende Aktionen pro Spiel, eine deutliche Steigerung gegenüber den 0,54 aus der Vorsaison. Zusätzlich entdeckte Brandt seine Freude am Flanken, parallel zur Entwicklung Haalands, der sich in dieser Saison stark verbessert im Kopfballspiel zeigt. Von 1,51 Flanken pro 90 Minuten steigerte sich Brandt auf 2,21 in dieser Spielzeit.

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Ob es am Sonntag Plattenhardt oder aus Leistungsgründen nach dem Auftritt in Mainz womöglich Mittelstädt mit Brandt zu tun kriegen wird: Das Ziel muss es sein, ihm den Spaß zu nehmen. Hier wird es auch auf die offensiven Spieler ankommen, die defensiv unterstützen müssen, um den Dortmunder immer wieder zu doppeln. Ein weiteres Mittel kann es sein, Brandt zu langen Bällen zu zwingen, indem man die unmittelbaren Anspielstationen zustellt. Im sauberen Spielen von langen Bällen liegt eine seiner Schwächen.

Schlüsselduell drei: Serdar gegen Dahoud und Witsel/Can

„Wir wollen mit Mut und Freude in das Spiel gehen“, betonte Tayfun Korkut auf der spielvorbereitenden Pressekonferenz. „Eine resolute Defensivleistung wird wichtig sein, wir müssen alle gemeinsam gegen den Ball arbeiten. Aber auch mit dem Ball wollen wir Elemente sehen, die in Stuttgart und gegen Bielefeld unser Spiel ausgezeichnet haben. Wir wollen selbst Aktionen nach vorne haben.“

Dass die defensive Grundordnung entscheidend ist, wie es auch Korkut formuliert, wurde in Schlüsselduell Eins bereits dargelegt. Doch es muss auch einen Weg nach vorne geben, ein Schlüsselspieler hierbei kann Suat Serdar sein. Ist Dortmunds erste Pressinglinie erstmal überspielt, muss Serdar den sich ihm bietenden Platz klug nutzen. Mittel der Wahl kann immer der lange Ball sein, doch wie Korkut ankündigte, will Hertha auch mit dem Ball was anbieten.

(Photo by Frederic Scheidemann/Getty Images)

Von Vorteil könnte es für Serdar und das weitere Hertha-Mittelfeld sein, dass mit Jude Bellingham ein elementarer Mittelfeldspieler Dortmunds gesperrt fehlen wird. Mo Dahoud dürfte auf der Sechs gesetzt sein, neben ihm Axel Witsel oder Emre Can spielen. Wirklich eingespielt wird die Doppelsechs in jedem Fall nicht sein.

Die Stärke von Dahoud liegt im Spiel mit dem Ball. Ihn defensiv zu beschäftigen, noch dazu ohne seinen gewohnten Nebenmann Bellingham, kann ein Schlüssel sein, um eigene Torgefahr auszustrahlen.

[Titelbild: Pool/Getty Images]