Podcast #120 Ohne Wortspiel

Podcast #120 Ohne Wortspiel

Ein Punkt auswärts beim Dritten der Tabelle. Das klingt doch erstmal gut. Chris, Marc und Lukas reden über das Spiel in Leverkusen und geben eine ausführlichen Ausblick auf das Derby gegen Union.

Wir wünschen euch ganz viel Spaß mit der Folge und freuen uns über eure Kommentare.

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Chris auf Twitter: @Chr1sView

(Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)

Herthaner im Fokus: Bayer Leverkusen – Hertha BSC

Herthaner im Fokus: Bayer Leverkusen – Hertha BSC

Nach der ernüchternden zweiten Hälfte bei der 2:5-Heimpleite gegen Borussia Dortmund galt es für unsere Hertha diesmal beim Drittplatzierten Bayer Leverkusen Wiedergutmachung zu leisten. In einem ereignisarmen Spiel am ersten Adventssonntag blieb wenigstens auch die Defensive fehlerlos, sodass sich Hertha zumindest mal wieder mit einem Punktgewinn in Richtung Derby aufmacht.

Wir schauen auf einige ausgewählte Herthaner bei diesem 0:0 der schlechteren Sorte.

Herthas Viererkette – Geht doch!

Die Berliner Abwehrreihe um Kapitän Dedryck Boyata bekam trotz verheerender zweiter Hälfte gegen Dortmund wieder das Vertrauen von Trainer Bruno Labbadia, sodass Hertha mit unveränderter Startaufstellung gegen Leverkusen begann.

Und siehe da – es geht doch! Ohne haarsträubende Ein-Mann-Abseitsfallen und dafür mit einer disziplinierten koordinierten Abwehrleistung konnte die Defensivabteilung der Hertha dichtmachen und ließ Leverkusen so nicht gefährlich vors Tor kommen. Auch die schnellen Leverkusener Außenspieler konnten Peter Pekarik und Marvin Plattenhardt keine Probleme bereiten. Etwas Gefahr ergab sich nur aus Fernschüssen und ruhenden Bällen, bei denen mit Alexander Schwolow und der nötigen Prise Glück die Null stehen blieb.

Foto: IMAGO

Und über die Kernkompetenz des Verteidigens hinaus, blitzte auch wenige Male offensive Kreativität auf. So leitete Boyata in der achten Minute eine der wenigen Hertha-Chancen durch Dodi Lukébakio mit einem schönen langen Ball ein, wenngleich diese belgische Koproduktion im Endeffekt auch nur in einem ungefährlichen Schüsschen resultieren sollte.

Auch Omar Alderete versuchte sich im Spielaufbau und spazierte in der 26. Minute in der Manier eines Jordan Torunarigha durch die Leverkusener Offensivabteilung und fasste sich schlussendlich ein Herz, um einen etwas zu motivierten Fernschuss weit über das Tor zu setzen. Da hätte es nach dem ordentlichen Raumgewinn vermutlich eher der Pass zum Mitspieler getan.

Aber auch sonst versuchte Alderete zeitweise schöne Schnittstellenpässe durchs Zentrum zu spielen, was allerdings mit der Zeit parallel zu Herthas Angriffsbemühungen immer mehr abnahm. Ehrlicherweise muss auch gesagt werden, dass der Neuzugang vom FC Basel bei seinen Pässen das ein oder andere Mal mit dem Feuer spielte.

In der 75. Minute schließlich ging es für Alderete mit einer augenscheinlichen Muskelverletzung nicht mehr weiter. Dafür durfte sich der mittlere Dárdai-Sohn Márton seine nächsten Bundesligaminuten abholen – und machte das ordentlich und unaufgeregt. Im Spiel gegen den Ball konnte er noch zwei wichtige Ballgewinne verzeichnen, mit dem Ball ließ er sich von pressenden Leverkusenern nicht aus der Ruhe bringen. Erst in der Nachspielzeit ließ er sich an der rechten Außenbahn etwas übertölpeln und wusste sich nur noch mit einem etwas plumpen Foul zu helfen. Und wie es dann halt immer ist, führte der anschließende Freistoß natürlich direkt zur größten Chance der Partie durch Lars Bender. Aber – auch das wurde überstanden und Márton Dárdai konnte seine ordentliche Leistung mit einem Punktgewinn feiern.

Foto: IMAGO

Insgesamt zeigte sich die Abwehrkette deutlich stabilisiert gegenüber der zweiten Halbzeit gegen Borussia Dortmund. Zur Wahrheit gehört aber ebenso, dass Bayer Leverkusen Herthas Defensive auch nicht vor die ganz großen Prüfungen gestellt hat. Nichtsdestotrotz wurde eine ordentliche Leistung gezeigt, auf der man grundsätzlich aufbauen kann. In der Offensive dürfen gerade die beiden Außenverteidiger gerne etwas mehr Akzente setzen. Klar ist aber, dass gegen ein spielstarkes Leverkusen das Augenmerk auf der Defensive lag und Hertha endlich einmal wieder ohne Gegentor bleiben wollte. Und das ist geglückt.

Zwar muss Bruno Labbadia seine Viererkette mit der neu gefundenen Stabilität im Derby am Freitag voraussichtlich wieder umbauen, sofern Alderete mit einer Muskelverletzung tatsächlich ausfällt. Dann sollte allerdings auch Jordan Torunarigha wieder einsatzbereit sein, der sich mittlerweile wieder im Mannschaftstraining befindet und so die Stammbesetzung in der Innenverteidigung wieder komplettieren könnte. Und das Eigengewächs dürfte für die Partie gegen Union Feuer und Flamme sein. Genau der richtige Zeitpunkt also für ein Comeback. Ob mit oder ohne Jordan – wir sind heiß, Union kann kommen!

Niklas Stark – Auf Nummer sicher

Kennern der Szene mittlerweile als „menschliche Stützräder“ bekannt, steht Niklas Stark für die sichere Nummer in der Defensive und arbeitet als Staubsauger im defensiven Mittelfeld. Gegen Bayer Leverkusen agierte er dabei relativ unauffällig – üblicherweise kein schlechtes Zeichen auf dieser Position.

So konnte er der spielstarken Leverkusener Zentrale immer wieder auf den Füßen stehen und hat diese dadurch nicht zur Entfaltung kommen lassen. Hier und da wurde auch mal ein sinnvolles Foul zur Störung des Spielflusses eingestreut.

Doch so solide der defensive Auftritt Starks geriet, so viel Luft nach oben blieb in seinen offensiven Aktionen. Wenn sich der Nationalspieler in die Offensive einschaltete, missrieten seine Abspiele derart, dass diese im Ansatz gefährlichen Situationen in der ersten Hälfte völlig verpufften.

Auch in der eigenen Hälfte zeigte Stark, dass er sich zurzeit ohne Ball wohler fühlt als mit. Als er in der 32. Minute von zwei Mann unter Druck geriet, konnte er sich nicht befreien, geschweige denn das Leder auf die Tribüne kloppen und ermöglichte Kerem Demirbay so, einen Flatterball auszupacken, den Alexander Schwolow glücklicherweise relativ unproblematisch über die Latte lenkte.

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Bezeichnend schließlich eine Szene in der 68. Minute, als Stark zunächst einen Ball nach aufmerksamem Einsteigen gewinnen konnte, im Angesicht des Drucks von zwei Gegenspielern im Umkreis von fünf Metern aber keinen geraden Pass mehr an den Mitspieler brachte und so den Ball direkt wieder verlor.

Auch wenn Niklas Stark es wieder einmal ordentlich gemacht hat, keimt zaghaft der Wunsch auf, die Position vor der Abwehr mit einem etwas spielstärkeren Sechser zu besetzen, der auch die Offensive bereichern kann. Und siehe da, mit Lucas Tousart steht ein passender Spielertyp eigentlich auch schon zur Verfügung. Der Franzose hatte in den ersten Spielen der Saison defensiv weitestgehend überzeugt, aber im Gegensatz zu Stark auch einige sehenswerte Spielverlagerungen an den Mann gebracht. Tousart stand nach einer kleineren Knieverletzung nun zum zweiten Mal wieder im Hertha-Kader, scheint aber noch nicht wieder auf absolutem Top-Niveau angekommen zu sein und blieb so noch einmal 90 Minuten auf der Bank.

Das könnte aber schon im Derby gegen Union Berlin anders sein und eine französische Doppelsechs gemeinsam mit Mattéo Guendouzi dem Spiel unserer Hertha eine neue Note hinzufügen.

Mattéo Guenduozi – Die ordnende Hand

Herthas Arsenal-Leihe lieferte in seinem erst dritten Spiel von Beginn an wieder eine überzeugende Partie ab.

Der Franzose besticht mit einer beeindruckenden Ruhe am Ball. Diese Ballsicherheit auch bei gegnerischem Pressing bringt eine Selbstverständlichkeit ins Zentrum, die zu Saisonbeginn noch schmerzlich vermisst wurde. Zwar wirkt Guendouzi mit seiner demonstrativen Ruhe manchmal geradezu sorglos, blieb dabei gestern aber trotzdem fehlerlos und konnte sich einige Male sehenswert aus Pressingsituationen befreien und offene Räume bespielen. So brachte er gute 83% seiner Pässe zum Mitspieler – zum Vergleich: bei Stark waren es nur 44%, bei Cunha 60%.

(Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)

Etwas auffällig ist dabei, dass seine raumbringenden Chipbälle das Spiel regelmäßig auf die rechte Seite verlagerten. Das ist aber ganz einfach in Herthas Aufstellung begründet. Der nominelle Offensivspieler für die linke Seite, Matheus Cunha, bewegt sich eher im Bereich der Zehnerposition. Marvin Plattenhardt hielt sich dagegen gestern offensiv extrem zurück und wagte nur seltenst Ausflüge in die Leverkusener Hälfte. So konnte das Spiel über die Außen also nur über die rechte Seite initiiert werden.

Die ordnende Hand von Mattéo Guendouzi tut Hertha extrem gut. Schon jetzt ist er die erhoffte Verstärkung – und kann gemeinsam mit seinen Kollegen sicherlich noch eine Schippe drauflegen. Vielleicht demnächst neben dem spielstarken Abräumer Tousart?

Mit seiner buddhistischen Ruhe am Ball ist Mattéo Guendouzi jedenfalls schon in kürzester Zeit zum Schlüsselspieler in Herthas – Vorsicht – Zen-trale geworden.

Und dann war da noch:

Alexander Schwolow, der in der ersten Halbzeit bei Demirbays Flatterball auf dem Posten war und sich auch von Leon Baileys Versuch nicht übertölpeln ließ. In der zweiten Hälfte bekam er wie auch Lukas Hradecky auf Leverkusener Seite kaum mehr zu tun. Im Zuge eines intensiven Blickduells mit dem Spielgerät wünschte er sich Lars Benders Kopfball erfolgreich um den Pfosten herum und hielt so den Kasten in der Nachspielzeit sauber.

Matheus Cunha, der von Beginn an überhaupt nicht ins Spiel fand. Verzettelte er sich zunächst noch in Dribblings gegen zu viele ihm auf den Füßen stehende Gegenspieler, entschied sich der Brasilianer später auch in seinen anderen Offensiv-Aktionen für zu umständliche Lösungen und die sonst ab und an eingestreuten genialen Momente blieben aus. Ein Zusammenspiel mit den Sturmpartnern Krzysztof Piątek und Dodi Lukébakio fand kaum statt. Wenn sich einmal Räume öffneten, kamen die Pässe Cunhas nicht an. Ein gelinde gesagt durchwachsener Auftritt, der bereits in der 30. Minute mit der gelben Karte noch garniert wurde. Anscheinend haben auch Fußballgötter mal einen schlechten Tag.

Krzysztof Piątek, der wieder einmal sehr unglücklich agierte. Die alte Leier – er bekommt keine Bälle in Abschlusssituationen, allerdings kommt auch sonst im Spiel deutlich zu wenig von ihm.  Immerhin sah das Anlaufen und damit die Arbeit gegen den Ball ganz brauchbar aus. Offensiv war das aber wieder einmal sehr dünn. Bälle festmachen und weiterverteilen wird wohl nicht mehr seine Stärke. Aber auch sein Kombinationsspiel ist zurzeit einfach nicht das Gelbe vom Ei. So konnte er Herthas Spiel in keiner Szene irgendwie weiterhelfen. Der Pole wurde folgerichtig in der 70. Minute gegen Jessic Ngankam ausgetauscht, der ebenfalls viel arbeitete, aber auch kaum in Erscheinung trat. In der Nachspielzeit köpfte er den Ball zum einzigen Berliner Abschluss der zweiten Hälfte etwas zu unplatziert aufs Tor – hätte das Eigengewächs in der Situation durchgelassen, wäre der besser postierte Cunha zum Abschluss gekommen.

Hendrik Herzog, der sich in der Nachspielzeit nach lautstarken Protesten wohl als erster Hertha-Zeugwart in der Vereinsgeschichte den gelben Karton abholte.

[Titelbild: Lars Baron/Getty Images]

Vorschau: Bayer 04 Leverkusen – Hertha BSC: Per Trotzreaktion dem Tabellenkeller fernbleiben?

Vorschau: Bayer 04 Leverkusen – Hertha BSC: Per Trotzreaktion dem Tabellenkeller fernbleiben?

Nach dem Spiel gegen Borussia Dortmund trennen die Hertha nur noch drei Punkte vom Relegationsplatz. Nur vier Punkte sind es, welche die Alte Dame von einem direkten Abstiegsplatz trennen. Und nach Borussia Dortmund ist vor Bayer 04 Leverkusen. Mit der Werkself trifft Hertha auf eine Mannschaft, die aktuell gut drauf zu sein scheint.

Licht und Schatten – so scheint Hertha BSC in dieser Saison bisher gut zusammengefasst. Strahlt insbesondere die Berliner Offensive, scheint es in der Defensive oftmals umso düsterer auszusehen. Nach oben in die Tabelle zu schauen, fällt den Berlinern aktuell schwer – es muss zunächst vermieden werden, in den Sog des Abstiegskampfes gesogen zu werden. Mit Bayer 04 Leverkusen wartet nun der nächste spielstarke Gegner, der die Berliner Defensive fordern wird. Die Werkself um Trainer Peter Bosz rangiert aktuell auf dem dritten Tabellenplatz.

Grund genug, um sich als Hertha-Fan sorgen zu machen? Darüber haben wir mit Leverkusen-Expertin Friederike vom “Neverkusen Podcast” gesprochen. Und sie verrät: Nicht alles, was glänzt, ist auch aus Gold.

Auf dem dritten Tabellenplatz – doch täuscht der Eindruck?

Mit drei Unentschieden gegen den VfL Wolfsburg, RB Leipzig und den VfB Stuttgart ist die Werkself zunächst schleppend in die neue Saison gestartet. Damit hatte sich Leverkusen zunächst in der unteren Tabellenhälfte auf Platz 14 eingereiht. Zu wenig für eine Mannschaft mit Champions-League-Ambitionen. Allerdings hatten die Leverkusener auch schmerzhafte Abgänge zu vermelden.

Kai Havertz zog es vor der Saison für 80 Millionen zum FC Chelsea, Kevin Volland wechselte für knapp 16 Millionen Euro zum AS Monaco und Trainer Nico Kovac. Beide waren jahrelang feste Größen und Stützen im Team. Mit Beginn des vierten Spieltages gelang es der Mannschaft aber, die Abgänge aufzufangen. Dann folgten Siege gegen Mainz 05, FC Augsburg, SC Freiburg und auch gegen Borussia Mönchengladbach. Am vergangenen Wochenende gegen Arminia Bielefeld konnte die Mannschaft ebenfalls drei Punkte einfahren.

Foto: IMAGO

Dennoch sieht Friederike auch Grund für Kritik: „Unser Tabellenplatz stimmt gar nicht mal so mit den Leistungen überein“, sagt sie. Am letzten Spieltag gegen Bielefeld habe die Mannschaft laut ihr eher schwach gespielt. „Aber der Gegner halt noch schwächer“, weshalb Aleksander Dragovic in der 88. Spielminute noch der 1:2 Siegtreffer gelang.

Leverkusen scheint die Pflichtaufgaben zu meistern, während die Mannschaft – mit Ausnahme des Sieges gegen Gladbach – gegen spielstärkere Teams wie Wolfsburg, Leipzig und diese Saison auch Stuttgart ihre Schwierigkeiten hat. Und hier kann Hertha ansetzen. Denn wenn die Berliner diese Saison eines können, dann ist es Offensive.

Die Leverkusener Mannschaft im Detail

Doch wenn Hertha ein ähnliches Defensivverhalten wie gegen Dortmund präsentiert, kann es für die Berliner auch schnell zu einem Debakel werden. Denn Leverkusen ist seit jeher als offensiv spielstarke Mannschaft bekannt. Sie spielen One-Touch-Fußball, oft mit schnellen Spielern auf den Außen. Auch die Abgänge von Kai Havertz und Kevin Volland scheinen vergessen zu sein.

„Wir waren alle skeptisch, wer die Lücken füllen soll“, sagt Friederike. Doch mit der Transferpolitik ist sie zufrieden. Auch wenn nicht viele neue Spieler hinzukamen. Denn „die Dagebliebenen machen es gut“, sagt sie. Als Beispiel nennt sie Moussa Diaby, der sich auf der linken offensiven Außenbahn „die Hacken wund läuft“ und die wiedergewonnene Spielfreude von Leon Bailey. Zusammengezählt haben beide diese Bundesligasaison nach acht Spieltagen drei Tore und vier Vorlagen erzielt.

Foto: IMAGO

Hinzu kommt Lucas Alario – mit sieben Treffern steht er auf dem vierten Platz der Torschützenliste. Und nach überstandener Verletzung steht nun auch wieder Stürmer Patrik Schick zur Verfügung. Auch wenn man im Leverkusener-Trikot noch nicht viel von ihm sehen konnte, „scheint er sehr gut zu uns zu passen“, sagt Friederike. „Er ist ein toller Typ Stürmer – torgefährlich und immer präsent“, sagt sie. Der Tscheche ist diese Saison ihr Lieblingstransfer gewesen.

Als „Glücksgriff“ bezeichnet sie Innenverteidiger Edmond Tapsoba, der gegen Bielefeld wegen eines positiven Corona-Tests jedoch ausfiel. Zuvor stand er in jedem Bundesligaspiel in der Startelf. Ebenso wichtig für das Team sei Florian Wirtz. „Er wird uns noch viel Freude bereiten“, sagt Friederike. Hier scheinen Parallelen zu Hertha zu sein – wenn aus Berliner Sicht auch eher negative.

Während es den Berlinern bisher nur mäßig gelungen ist, die Abgänge mit neuen Stützen im Team wettzumachen, scheint das in Leverkusen bereits gelungen. „Trainer Peter Bosz hat eine klare Spielidee, da sieht man wenig Experimente und das scheint bei den Spielern gut anzukommen“, sagt sie.

Matchplan: Ein offensives Feuerwerk

Beide Mannschaften haben ihre Stärken in der Offensive. Hier hat Hertha nach der Verletzung von John Córdoba einen Nachteil. Denn Krzysztof Piatek muss weiterhin erst ins Spiel eingebunden werden. „Und auch er muss sich mehr einbinden“, wie Bruno Labbadia nach dem Spiel gegen Dortmund analysierte. „Beide Seiten müssen aufeinander zugehen“, sagte er.

Matheus Cunha hingegen bleibt in dieser Saison weiterhin heiß gelaufen. Auf ihm baut das offensive Spiel der Hertha auf. Abzuwarten bleibt, ob Dodi Lukebakio die Bank droht. Die Kritik des Trainers an dem abwehrmüden Stürmer hört nicht auf. Jesse Ngankam könnte ihn ersetzen, auch Javairo Dilrosun stünde bereit.

Foto: IMAGO

Über die Leverkusener Offensive muss man sich auch in dieser Saison Sorgen machen. 16 Treffer hat die Werkself bereits erzielt – einer mehr als Hertha. Zu erwarten ist ein schnelles, offensiv geprägtes Spiel beider Mannschaften. Hertha braucht nach dem enttäuschendem Spiel gegen Dortmund einen Befreiungsschlag. Gegen Augsburg gelang das. Die Mannschaft muss sich ebenso trotzig zeigen.

Für den neutralen Fußballfan könnte es sich lohnen einzuschalten. Aus blau-weißer Sicht: Hoffentlich bleibt die Defensive gegen die schnellen Pässe und Laufwege der Leverkusener dicht. Das glaubt Friederike jedoch nicht – ihre Prognose: „Sorry, aber 3:2 für Leverkusen.”

[Titelbild: IMAGO]

Podcast #119 Hertha mit dem Januskopf

Podcast #119 Hertha mit dem Januskopf

Wieder eine Länderspielpause, wieder ein schlechtes Ergebnis für unsere Mannschaft. Louis, Marc und Lukas reden über die zwei Gesichter in der Partie gegen den BVB , Big City Club Merch, das Sondertrikot, Herthaner helfen, das neue Stadionpapier und alles, was sonst noch wichtig war.

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(Photo by Clemens Bilan – Pool/Getty Images)

Herthaner im Fokus: Hertha BSC – Borussia Dortmund

Herthaner im Fokus: Hertha BSC – Borussia Dortmund

Den Schwung aus dem guten Augsburg-Spiel kann Hertha nicht über die Länderspielpause hinaus mitnehmen und unterliegt deutlich gegen den BVB. Auf eine gute erste Hälfte folgt eine deutlich schwächere Zweite, in der Dortmund fünf Tore erzielt. Wir schauen auf die individuellen Leistungen einiger Herthaner.

Krzysztof Piatek – Chance nicht genutzt

Nach dem Ausfall von Stammstürmer Jhon Cordoba stellte man sich in Berlin die Frage, ob Krzystof Piatek nun seine Chance nutzt und sein 24-Millionen-Euro-Versprechen einlösen würde. Für das Dortmund-Spiel lautet die Antwort auf diese Frage sicherlich nein.

Fairerweise muss hier jedoch erwähnt werden, dass es für den Mittelstürmer kein einfaches Spiel war. Es gab nicht allzu viele Szenen, in denen er sich hätte auszeichnen können und mit Mats Hummels und Manuel Akanji hatte er zwei Innenverteidiger mit guter Tagesform als Gegenspieler gegen sich. Hinzukommt, dass Labbadias Spielweise weiterhin nicht ideal auf seine Stärken zugeschnitten ist.

Foto: IMAGO

Es muss jedoch genauso festgehalten werden, dass Piatek in einigen Phasen des Spiels fast unsichtbar und kaum in das Spiel der Hertha involviert war. So blieb er über weite Strecken des Spiels sehr unauffällig. Nur die Beteiligung am Kopfballduell vor dem 1:0 lässt sich noch wohlwollend hervorheben. Keine Schussaktion und die wenigsten Ballaktionen von allen Herthaspielern, die in der Startelf standen, unterstreichen den Eindruck einer schwachen Leistung noch einmal. Solche Spiele sind für Abschlussstürmer, wie Piatek einer ist, nicht untypisch, aber trotzdem enttäuschend.

Der Mittelstürmer hat wenig angeboten und wurde aber auch selten eingesetzt. Beides muss sich in den nächsten Spielen ändern, wenn er längerfristig als ernsthafter Konkurrent zu Cordoba gelten möchte.

Peter Pekarik – Kein Zeichen von Müdigkeit

Zweimal stand Peter Pekarik in der Woche vor dem Dortmund-Spiel bereits über 90 Minuten für die slowakische Nationalmannschaft auf dem Platz und am Samstag folgte dann direkt der nächste Einsatz im Berliner Olympiastadion. Ein enormes Spielpensum, welches der Rechtsverteidiger in dieser Woche absolviert hat. Umso erstaunlicher ist es, dass er einer der besseren in der Viererkette gegen Dortmund war.

In der ersten Halbzeit ließ er über seine Seite fast gar nichts zu und machte es Raphael Guerreiro schwer. Im Strafraum war Pekarik sehr aufmerksam und blockte unteranderem einen gefährlichen Schuss von Erling Haaland. Auch die Abstimmung mit Vladimir Darida passte und so erledigte er seine Aufgabe gewohnt routiniert. In den Spielaufbau war er aber nicht allzu stark eingebunden.

Foto: IMAGO

In der zweiten Halbzeit lief für den Slowaken defensiv nicht mehr alles so optimal und besonders beim 1:4-Treffer kam er etwas zu spät und konnte Guerreiro nicht mehr ausreichend am Abschluss hindern. Dafür konnte er sich in zwei Szenen nach dem 1:2 offensiv einschalten. In beiden Szenen rückte er hoch bis in den Sechzehner auf und wurde am zweiten Pfosten angespielt. Beide mal konnte er seine Chance auf den Ausgleich jedoch nicht nutzen.

Insgesamt kein einfaches Spiel für Peter Pekarik, in dem man ihm trotz fünf Gegentoren nicht allzu viel vorwerfen kann und der trotz vieler Minuten in den Beinen ein solides Spiel machte.

Omar Alderete und Dedryck Boyata – Ein Rückschritt

Ähnlich wie bei fast allen Spielern von Hertha war auch bei Dedryck Boyata und Omar Alderete der Leistungsunterschied zwischen den beiden Halbzeiten groß. In der ersten 45 Minuten schafften es die Innenverteidiger sehr gut, Dortmund weitestgehend aus dem eigenen Strafraum fernzuhalten. Viele Bälle fing man mit solidem Stellungspiel ab und lies nur wenige Chancen zu. So hatte Dortmund sich zur Halbzeit nur einen xG-Wert von ca. 0,4 erspielt.

Foto: IMAGO

In der zweiten Halbzeit änderte sich dieses Bild komplett. Man bot den Dortmundern deutlich mehr Räume und konnte nicht mit dem herausragend aufspielendem Erling Haaland mithalten. Besonders die Geschwindigkeitsnachteile der beiden Innenverteidiger zeigte dieser noch einmal auf und konnte sich Chance um Chance erspielen. Gleich bei mehreren Gegentoren war zudem der Abstand zu Haaland deutlich zu groß. Außerdem passten Abstimmung und Zusammenspiel in Herthas Defensive in vielen Szenen überhaupt nicht und so machte man es den Dortmundern oft sehr leicht auf dem Weg zum Tor.

Ein klarer Rückschritt zu den Auftritten gegen Wolfsburg und Augsburg, bei denen man sich deutlich stabilisierter in der Abwehr zeigte.

Und dann waren da noch:

Das Mittelfeld: In der ersten Halbzeit machte das Mittelfeld aus Matteo Guendouzi, Niklas Stark und Vladimir Darida das Zentrum dicht und war oft sehr nah am Gegenspieler. In der zweiten wurde man mehrmals deutlich zu einfach überspielt und kam kaum noch in die Zweikämpfe. Guendouzi war erneut der Spielmacher aus dem Mittelfeld und besonders in den Spielaufbau stark eingebunden. Aber auch er zeigte trotz herausgeholtem Elfmeter in der zweiten Hälfte des Spiels nicht mehr seine beste Leistung.

Matheus Cunha: Cunha war auch gegen Dortmund bester Herthaner auf dem Platz und machte besonders mit seinem wunderschönen Fernschusstor erneut auf sich aufmerksam. Er war der Aktivposten in Herthas Offensive und an nahezu jedem Angriff der Hertha beteiligt. Auch die Zahlen stimmten bei ihm erneut: zwei Tore, drei Torschüsse und vier gewonnene Dribblings.  Umso verärgerter zeigte er sich über die zahlreichen Gegentore, die seine Mannschaft kassierte und ließ sich das auch in einigen Szenen anhand seiner Körpersprache anmerken.

[Titelbild: Clemens Bilan – Pool/Getty Images]