Unser Fanexperte Marc und der sogenannte Blogger Steven besprechen zusammen mit Performance Podcast Manager Lukas die Hinrunde von Hertha BSC. Legt euch unter den Weihnachtsbaum und genießt den 3 1/2 Stunden Rückblick.
Wir wünschen euch allen ein frohes und friedliches Weihnachtsfest und einen hervorragenden Start ins Jahr 2020.
Die englische Woche hat für Hertha BSC ganz gut begonnen: am Samstagnachmittag konnte man endlich wieder einen Sieg einfahren. Gegen den SC Freiburg reichte ein knappes 1:0 durch ein Traumtor von Vladimir Darida. Doch am Mittwochabend wartet ein zumindest individuell stärkerer Gegner auf die Blau-Weißen. Können die Spieler von Jürgen Klinsmann auch bei Bayer Leverkusen punkten, und den nächsten Schritt aus der gefährlichen Tabellenregion machen?
Leverkusen vs. Leverkusen in Köln
Herthas Gegner am Mittwochabend ist ohne Frage qualitativ ein ganz anderes Kaliber als der SC Freiburg. Doch in der Tabelle steht Bayer Leverkusen noch unter den Breisgauern auf Platz sieben. 25 Punkte konnte die „Werkself“ bisher sammeln, sieben Siege, vier Remis und vier Niederlagen – eine sehr durchwachsene Bilanz.
Zuletzt gab es in der Bundesliga einen glücklichen Sieg gegen den FC Bayern München (2:1) und auch gegen Schalke 04 gab es drei Punkte. In der Champions League konnte sich die Mannschaft von Peter Bosz nicht für das Achtelfinale qualifizieren, spielt als Gruppendritter in der Rückrunde in der Europa League weiter. Am Samstag wurde man dann im Derby vom geschwächten 1.FC Köln erwartet.
Dieses Spiel entwickelte sich allerdings schnell zum Desaster für Leverkusen. Eine verdiente 2:0 Niederlage für den Favoriten, der in der ersten Halbzeit keine Mittel fand und sich in der zweiten Halbzeit quasi selber schlug. Erst eine gelb-rote Karte für Aleksandar Dragovic, dann die glatt rote Karte für Leon Bailey – bereits seine zweite in dieser Saison. Mit zwei Spielern weniger auf dem Platz konnte man die Derbyniederlage nicht mehr verhindern.
Nach dem Spiel zeigten sich nicht nur die Fans sondern auch die Spieler wütend und enttäuscht. Insbesondere Rot-Sünder Bailey musste viel Kritik der eigenen Mitspieler einstecken. Kapitän Lars Bender sprach davon, dass Bailey der Mannschaft „einen Bärendienst“ erwiesen hätte, man erwarte eine Entschuldigung. „Er hat die Mannschaft wieder enttäuscht“, war von Torhüter Lukas Hradecky zu hören. „Wir sind dumm und blöd. Wir nehmen uns selber aus dem Spiel“, hieß es zusätzlich noch von Sven Bender.
Trotz Sperren Hochfavorit
Nicht die beste Stimmung also bei der „Werkself“. Zumal ein verlorenes Derby bekanntlich immer Spuren hinterlässt. Für Hertha wird es trotz der Sperren und der angespannten Nerven in Leverkusen am Mittwoch eine sehr schwere Aufgabe.
Bailey und Dragovic fallen zwar gesperrt aus, doch Bayer Leverkusen wird nichtdestotrotz eine hochkarätige Startelf aufstellen können. Jonathan Tah kehrt nach seiner Rotsperre zurück und wird den Ausfall von Dragovic kompensieren. Der Ausfall von Leon Bailey wird auch durch die Riesenqualität in der Offensive der Leverkusener ausgeglichen werden können. Karim Bellarabi, Moussa Diaby, Nadiem Amiri, Paulinho, Kai Havertz, Lucas Alario oder Kevin Volland – Cheftrainer Peter Bosz kann sich über fehlende Optionen nicht beschweren.
Die Rotsperren werden Hertha zwar nicht schaden, doch einen großen Vorteil können die Hauptstädter sicher nicht erwarten. Leverkusen wird als haushoher Favorit in das Spiel gehen. Auch die Statistik spricht für die Heimmannschaft. Am 10.02.2018 konnte sich Hertha noch mit 2:0 am Rhein in einer denkwürdigen Partie durchsetzen. Bis auf dieses Spiel konnten die Blau-Weißen jedoch in Leverkusen seit 2012 nicht mehr punkten. Alle weiteren Begegnungen in der „BayArena“ verlor die „alte Dame“ klar.
Erster Sieg unter Klinsmann
Nicht allzu viel spricht also für das Team von Jürgen Klinsmann. Dabei konnte man sich am Samstag gegen den SC Freiburg endlich wieder einen Sieg erkämpfen. In einer sehr knappen und umkämpften Begegnung setzten sich die Hertha-Profis nicht unverdient durch ein Traumtor von Vladimir Darida durch.
Eine ähnliche Situation erlebte Hertha diese Saison nach dem ersten Saisonsieg gegen den SC Paderborn. Auch da holte man den Sieg, ohne zu glänzen. Auch da zweifelten viele Fans über die Bedeutung des geholten Dreiers. Es folgte eine Reise an den Rhein zum 1. FC Köln, wo sich Hertha mit 4:0 durchsetzen konnte, wiederum gefolgt von einem weiteren Heimsieg gegen Fortuna Düsseldorf. Ein „dreckiger Sieg“ wie gegen Paderborn oder Freiburg kann mentale Fesseln bei der Mannschaft lösen.
Jetzt fahren die Berliner erneut an den Rhein, dieses Mal nach Leverkusen. Ob der Sieg am Wochenende ausreicht, um mentale Blockaden im Team zu lösen, wird sich zeigen. Klar ist aber, dass diese drei Punkte der Mannschaft gut getan haben. „Es fühlt sich brutal gut an“, hieß es von Kapitän Vedad Ibisevic.
Mit den eigenen Fans bleibt die Stimmung jedoch angespannt. Die Nachwirkungen der Auseinandersetzungen mit der Mannschaft nach der Partie gegen Borussia Dortmund waren am Samstag zu spüren. Die Hertha-Profis gingen nach dem Sieg nicht wie gewohnt in die Ostkurve feiern. Im „Kurvenecho“ wurde außerdem erklärt, dass die Derbyniederlage und die damit verbundene Schmach noch nicht verdaut sei und die Mannschaft nicht erwarten könne, durch ein wenig Kampf gegen Dortmund alles wieder gut machen zu können.
Trotzdem ist auch in Leverkusen eine volle und laute Unterstützung der Hertha-Anhängern zu erwarten. Es ist dabei zu hoffen, dass sich keine Kluft zwischen Fans und Mannschaft aufbaut. Gerade in dieser schwierigen Phase wäre eine Eintracht zwischen Fans und Mannschaft wichtig.
Rotation oder Kontinuität?
Hertha war in den letzten Spielzeiten nicht gerade erfolgreich, wenn es um englische Wochen ging. Oft ging man in drei von drei Spielen leer aus. Jetzt startet Hertha mit drei Punkten im Rücken in die englische Woche. Doch die schwierigsten Aufgaben kommen erst noch.
In der heutigen Presskonferenz stand nicht Cheftrainer Jürgen Klinsmann sondern Co-Trainer Alexander Nouri der Presse zur Verfügung. Nouri lobte die Kompaktheit in der Defensive, die Hertha gegen den SC Freiburg zeigen konnte. Es erscheint also wahrscheinlich, dass die Berliner auf den Defensiv-Positionen ähnlich aufstellen werden. Die Viererkette mit Marvin Plattenhardt, Karim Rekik, Dedryck Boyata und Lukas Klünter könnte also erneut eingesetzt werden. Auch möglich erscheint ein Wechsel des Spielsystems zurück in eine Dreierkette. Dann würde Niklas Stark zurück in die Startelf rotieren.
Matchwinner Darida kann wohl erneut in der Startelf erwartet werden, genauso wie Nebenmann Marko Grujic. Im Vergleich zum Heimspiel am Samstag kann man jedoch von einer defensiveren Aufstellung ausgehen. Mit vier Stürmern wird Hertha am Mittwoch wohl nicht agieren.
Jürgen Klinsmann und sein Team werden sicherlich im Laufe der Woche eine Rotation vornehmen, um einzelnen Spielern eine Durchschnaufpause zu geben. Optionen gibt es auch in Berlin genug: momentan gibt es kaum Verletzungen oder Sperren. Fast alle Profis stehen dem Trainerteam zur Verfügung. So auch Arne Maier, der laut Klinsmann “voll im Saft” stehen soll.
Punkte gegen die Abstiegsangst
Die Ausgangslage ist aufgrund der derzeitigen Form Leverkusens und dem vorangegangenen Sieg gegen Freiburg nicht die schlechteste für Hertha BSC, und trotzdem wird vieles davon abhängen, wie stark Bayer Zuhause auftritt. Sollte der Favorit sich in guter Verfassung präsentieren, werden es die Berliner sehr schwer haben. Gerade im Abstiegskampf ist jeder Punktgewinn gegen vermeintlich stärkere Gegner besonders wichtig. Jeder Punkt hilft gegen die Angst, den Anschluss in der Tabelle zu verlieren und eine neue negative Serie zu starten. Auch gegen die „Werkself“ ist mit der richtigen Einstellung ein Punkt drin.
Jürgen Klinsmann bringt zumindest in seiner Außendarstellung viel Optimismus und positive Strahlkraft mit. Sollte seine Mannschaft am Mittwoch eine gute Leistung zeigen und einen Punkt mitnehmen, könnte die Hinrunde noch einigermaßen versöhnlich enden. Dann könnten Mannschaft und Fans sogar den Abschluss dieser englischen Woche am Wochenende gemeinsam feiern. Vielleicht sogar vor der Ostkurve.
“Endlich” will der Hertha-Fan schreien – endlich haben die Blau-Weißen wieder gewinnen können. Nach zuletzt sieben sieglosen Spielen infolge konnte mit dem 1:0-Heimerfolg gegen den SC Freiburg der Bann gebrochen werden. Der satte Distanzschuss von Vladimir Darida entschied ein umkämpftes wie fußballerisch armes Spiel, das auch mit einer Punkteteilung hätte enden können – aber der geneigte Hertha-Fan wird sich nicht beschweren, dass es doch noch zum Treffer des Tages kam. Die Einzelkritik zu einer engagierten, jedoch verkrampften Mannschaftsleistung.
Vladimir Darida – der Matchwinner
Selten war der Titel des “Matchwinners” wohl so verdient wie im Fall der Leistung von Vladimir Darida gegen den SC Freiburg. Quasi im Alleingang befreite er seine Mannschaft, die vor und nach seinem sehenswerten Distanztreffer nicht wirklich wusste, wie sie die Freiburger Defensive knacken sollte.
Die starke Leistung des Tschechen ist allerdings nicht allein auf seinen Treffer zurückzuführen. Auch darüber hinaus zeigte Darida eine gute Vorstellung, die ihn auch unter Trainer Jürgen Klinsmann unentbehrlich machen wird. Das fängt bereits mit seiner Arbeit gegen den Ball an, denn auch gegen seinen Ex-Verein präsentierte sich Darida äußerst engagiert und diszipliniert. Einmal mehr lief er mehr als jeder andere Spieler auf dem Feld, dieses Mal waren 13,2 Kilometer – erneut ein großartiger Wert. Kein Herthaner verbuchte mehr erfolgreiche Tacklings (vier), zudem fing er einen Ball ab und klärte eine Aktion. Hinzu kommen vier Ballsicherungen und eine 66%ige Zweikampfquote.
Auch im Spiel mit dem Ball war der 29-Jährige von großer Bedeutung. Er legte vier Chancen auf – so viele wie kein anderer Herthaner. Generell war sein Passspiel am Samstagnachmittag eines der besseren: 81,6% seiner Zuspiele kamen an, sogar 80% in der gegnerischen Hälfte. Darida war zusätzlich Spitzenreiter seiner Mannschaft, was Ballkontake anging: 66 Mal war der zentrale Mittelfeldspieler am Ball, Nebenmann Grujic nur 49 Mal.
In der 57. Minute war es dann soweit – der Auftritt des Vladimir Daridas. Er selbst stieß mit dem Ball in die Freiburger Hälfte, spielte einen klugen Doppelpass mit Davie Selke und schloss aus gut 20 Metern unhaltbar für SC-Keeper Mark Flekken ab – der letztendliche Siegtreffer eine Willensleistung der Nummer sechs. Sicherlich gab es Phasen in der Partie, in der Herthas Mittelfeldzentrale die Dominanz abhanden ging, jedoch auch, weil Darida und Grujic nur zu zweit waren. Der Tscheche versuchte zumindest alles in seiner Macht stehende, um der Partie seinen Stempel aufzudrücken. Mission erfolgreich!
Karim Rekik – bald wieder der Alte?
Das erste Mal seit dem 4:0-Sieg gegen den 1. FC Köln am 29. September hat Hertha wieder die Null gehalten. Ein Faktor dafür war die wirklich ordentliche Leistung von Karim Rekik, der bereits gegen Eintracht Frankfurt leicht verbessert auftrat und sein seit dem Saisonbeginn anhaltendes Formtief eventuell überwinden könnte.
So war es dieses Mal Rekik, der den unsicheren Nebenmann – in diesem Fall Dedryck Boyata – kompensieren musste. Sein belgischer Kollege erwischte keinen allzu starken Tag und brauchte lange, um in der Begegnung anzukommen. Rekik allerdings war von der ersten Minute an konzentriert und hielt seinen Wirkungsbereich sauber. Der niederländische Innenverteidiger sicherte vier Bälle, klärte ganze sechs Aktionen und blockte zwei Schüsse ab. Rekik war – und das ist bei seiner Saison wirklich keine Selbstverständlichkeit – über 90 Minuten auf der Höhe des Geschehens. Vor allen Dingen bei hohen Bällen und Standardsituationen, die in den Berliner Strafraum geschlagen wurden und Hertha in den vergangenen Wochen große Probleme bereiteten, war der 25-Jährige hellwach.
Auch im Aufbauspiel war Verlass auf Rekik, der 92% seiner Pässe zum Mitspieler brachte und sich auch lange Bälle zutraute (zum Vergleich: Rekik schlug acht lange Bälle, von den sogar fünf ankamen, Boyata spielte hingegen nicht einen einzigen). Es war eine insgesamt zufriedenstellende Leistung Rekiks und das ist nach den letzten Wochen eine wirklich positive Nachricht. Sicherlich wurde Herthas Innenverteidigung von der Freiburger Offensive nicht allzu sehr gefordert, aber das hatte Rekik in den letzten Wochen ja auch nicht von individuellen Fehlern und Einladungen für den Gegner abgehalten. In dieser Verfassung ist ein Stammplatz tatsächlich gerechtfertigt.
Dodi Lukebakio & Javairo Dilrosun – Mehr gearbeitet als gespielt
Es gibt so Tage, da läuft’s einfach nicht. Bälle verspringen, Schüsse haben nicht die gewohnte Härte. Solche Formschwankungen erleben meist Spielertypen wie Dodi Lukebakio und Javairo Dilrosun – schnelle Dribbler, die auf ihre Technik und ihren Spielwitz angewiesen sind. Beide Flügelspieler waren am Samstag nicht gut aufgelegt, spielerisch wollte ihnen nicht viel gelingen. Doch anstatt abzutauchen, bissen sich die beiden Offensivspieler in die Partie.
Hertha-Fans machten große Augen, als sie die von Trainer Jürgen Klinsmann ins Rennen geschickte Aufstellung sahen. Nicht nur, dass er mit Davie Selke und Vedad Ibisevic zwei klare Sturmspitzen aufstellte, mit Dilrosun und Lukebakio gesellten sich darüber hinaus noch zwei sehr offensive Flügelspieler hinzu. Das damit versprochene Offensivspektakel wurde es leider nicht, auch weil Herthas Flügelachse nie so wirklich ins Spiel fand. Während Dilrosun zumindest noch mit ein paar sehr dynamischen Läufen über die linke Seite überzeugte, die aber auch nichts einbrachten, war Lukebakio kaum zu sehen. Zusammen kamen die beiden Außenbahnspielern auf gerade einmal 61 Ballkontakte, also weniger als Vladimir Darida (66) und Karim Rekik (62).
Zwei Schüsse (einer ungefährlich aufs Tor, einer vorbei) und keine Torschussvorlage seitens Dilrosun, zwei Schüsse (einer ohne Gefahr, einer vorbei) und ebenfalls kein Vorlage seitens Lukebakio – nein, es war nicht ihr Tag. Und doch hatten beide einen Wert für ihre Mannschaft, da sie im Spiel gegen den Ball auffällig engagiert und intelligent auftraten. Dilrosun, wie auch Lukebakio nicht für seine ausgezeichnete Defensivarbeit bekannt, gewann die Mehrzahl seiner Zweikämpfe, tackelte dreimal erfolgreich (nur Darida war besser) und fing einen Ball ab. Auch Lukebakio half seinem Hintermann Lukas Klünter tatkräftig, indem er sechs Bälle sicherte, starke drei Bälle abfing und immer wieder die intensiven Läufe wie Sprints von Gegenspieler Christian Günter mitmachte. So gelang es Hertha, das Freiburger Flügelspiel, welches immens wichtig für deren Torproduktion ist, oftmals einzudämmen. So war es zwar offensiv eine nahezu wirkungslose Vorstellung von Dilrosun und Lukebakio, doch sollte ihre wichtige Defensivarbeit nicht vergessen werden. Ein weiterer Beleg dafür, welch verbesserte Mentalität Klinsmann und sein Trainerteam der Mannschaft eingeimpft haben.
Rune Jarstein – Noch etwas wackelig
Nachdem Herthas Nummer eins seine Rotsperre abgesessen hat, durfte Jarstein gegen den SC Freiburg zurück zwischen die Pfosten. Bei seiner Rückkehr nach zwei Partien sah der Norweger allerdings nicht immer glücklich aus und braucht anscheinend noch ein wenig Zeit, um wieder bei 100% anzukommen.
Sicherlich war es auch kein dankbares Spiel für einen Torhüter: kalt-nasses Wetter und ein Gegner, der einen nicht allzu oft prüft (in der Partie kamen nur zwei Freiburger Schüsse direkt aufs Tor) und vor allem mit Standards operiert, bei denen man als Keeper ja oftmals gar nicht mehr eingreifen kann. Und dennoch sah Jarstein in einigen Szenen etwas unglücklich aus. So war vor allem sein Spielaufbau sehr fehlerhaft, immer wieder missglückten ihm die Abschläge, sodass diese beim Gegner oder in der eigenen Hälfte landeten. So brachte der 35-Jährige seine Mannschaft immer mal wieder in Bedrängnis und zwang z.B. Darida in der 12. Minute zu einem Foul.
In der 59. Minute hatte sich Jarstein bei einem Eckball verschätzt und gerade noch die Fingerspitzen an die Hereingabe bekommen, um damit schlimmeres zu verhindern. Ansonsten sah der Schlussmann bei den gegnerischen hohen Bällen souverän aus, fischte insgesamt drei Breisgauer Flanken aus der Luft. Durch Paraden konnte sich Jarstein mangels Freiburger Torschüssen nicht auszeichnen. So war es ein etwas wackeliger Auftritt des Keepers.
Hertha BSC empfängt am Samstag um 15.30 Uhr den SC Freiburg und muss endlich wieder drei Punkte holen. In der englischen Woche folgen dann ein Auswärtsspiel in Leverkusen und ein Heimspiel gegen den Tabellenführer Borussia Mönchengladbach. Umso wichtiger also, dass die „alte Dame“ mit dem ersten Sieg unter Jürgen Klinsmann loslegt.
Damit wir auch ordentlich Infos zu unserem Gegner bekommen, haben wir uns wieder einen Experten dazu geholt. Dieses Mal steht uns Mischa (@ZerstreuungFuss) zur Seite. Er betreibt den Blog Zerstreuung Fußball, wo er regelmäßig über den SC Freiburg schreibt und wo zuletzt unser Chefredakteur Marc zu Gast war.
Byebye Abstiegssorgen beim SC Freiburg
Der SC Freiburg steht aktuell in der Tabelle der Bundesliga über dem FC Bayern. Davon kann man sich zwar noch nichts kaufen, zeigt aber, dass diese Spielzeit bisher überragend für die Breisgauer läuft. Auch unser Experte Mischa hätte eine so gute Punkteausbeute nicht unbedingt erwartet: „Mit 25 Punkten nach 14 Spieltagen konnte man sicher nicht rechnen. In den letzten beiden Saisons konnte der SC Freiburg nur jeweils 36 Punkte an 34 Spieltagen sammeln.“
Unser Freiburg-Experte erkennt aber auch, dass man schon vor der Saison etwas weniger Abstiegssorgen hatte als sonst: „Waldschmidt, Haberer, Koch und Schwolow konnten alle gehalten werden, Sallai hatte sich von seiner Verletzung wieder erholt und der Kader wurde noch durch Itter, Kwon, Jeong, Schmid und insbesondere Grifo verstärkt. Hinzu kam ein längerfristiger Trend. Vor zwei Saison, nach den Abgängen von Grifo und Philipp, sah es beim Sportclub spielerisch teilweise sehr düster aus. Der Abstieg konnte nur knapp verhindert werden.“
Schon in der letzten Saison waren aber bereits Fortschritte zu erkennen, verrät uns Mischa: „Letzte Saison konnte man zwar nicht mehr Punkte sammeln, aber Saisonverlauf und spielerische Qualität sahen ganz anders aus. Nach dem 25. Spieltag hatte man ja bereits 30 Punkte und die Mannschaft entschloss sich wieder mehr auf das Flachpassspiel zu setzen. Das sah zeitweise gut aus, brachte aber keine Ergebnisse.”
Europa-League-Ambitionen oder gesichertes Mittelfeld?
Bereits jetzt scheint der Klassenerhalt in Reichweite zu sein. Wir haben also Mischa gefragt, ob der SC Freiburg neue Ziele für die Saison ausmachen würde. Zwar bleibe man in Freiburg vorsichtig: „(Man) kann ohne Frage die nächsten fünf Spiele verlieren und dann rutscht man in so eine negative Eigendynamik“. Trotzdem erkennt unser Experte: „Andererseits braucht man aus den nächsten 20 Spielen nur noch 10 -15 Punkte, um nicht abzusteigen und diese Mannschaft ist ziemlich stabil. Es wird also immer unwahrscheinlicher.“
Die Europa League sei aber auch in dieser Saison ein zu hohes Ziel: „Für die Europa League benötigt es aber meisten etwas mehr als 50 Punkte und dafür müsste der Sportclub die so erfolgreiche Hinrunde in der Rückrunde wiederholen. Davon ist nicht auszugehen, da so viele Spiele so knapp ausgingen und manchmal schon ein bisschen Glück dabei war.“
Vielleicht sei es auch einfach zu früh in dieser Saison, um eine Endplatzierung absehen zu können. Neue Ziele könnten aktuell laut Mischa nur noch situationsgebunden sein, wie zum Beispiel: „Besser abschließen als Frankfurt“ oder „mindestens zehn Punkte Abstand zu Hertha halten“. Beim letzten Punkt müssen wir an dieser Stelle natürlich schwer hoffen, dass der SC Freiburg dieses Ziel verfehlt. Fakt bleibt aber: in Berlin würden sich einige die Tabellensituation des SC Freiburg wünschen. Auch dass die Breisgauer ab der kommenden Saison in einer neuen Heimstätte spielen werden, ist etwas, worauf man als Herthaner nur neidisch blicken kann. Verkehrte Welt.
Niederlage in Gladbach, knapper Heimsieg gegen Wolfsburg
Uns haben insbesondere die letzten Partien der Breisgauer interessiert. Dazu sagte Mischa: “Gegen Leverkusen (1:1) und Gladbach (2:4) hat man sehr mutig gespielt, hoch gepresst und wurde sehr häufig ausgespielt. Mit den fünf Toren aus den zwei Spielen war man sehr gut bedient. Gegen Wolfsburg ging es wieder den Schritt zurück. Zuerst wird die Offensive des Gegners mit einem gut ausgearbeiteten Pressingplan neutralisiert und dann schaut man mal, was nach vorne geht.” Eine Sache ist klar festzuhalten: “Der Freiburger Höhenflug baut besonders auf den wenigen Gegentoren auf (17, nur Wolfsburg, Gladbach und Leipzig haben weniger). Das scheint nun wieder mehr in den Fokus zu rücken.“
Unser Experte erklärt außerdem: „In den letzten vier Partien erzielte man kein Tor aus dem laufenden Spiel heraus. Fußballerisch gibt es schon noch Luft nach oben (…). Freiburg kann schon ein bisschen spielen, aber die Stärken sind häufig doch die typischen Stärken eines Underdogs: Standards, disziplinierte Rückwärtsbewegung, gutes Pressing, Effizienz usw.“
Auch gegen Hertha wird die defensive Stabilität wohl das Hauptaugenmerk der Gäste sein. Mischa warnt aber: „Wenn Hertha Freiburg den Aufbau überlässt, dann nimmt der SC das meistens auch an. Tiefe Ballzirkulation und dann schnelle Angriffe über Außen, sind sehr beliebt, aber auch mal der lange Ball, gerade wenn Hertha höher pressen sollte” – klingt ganz nach der unter Pal Dardai etablierten “Hintenrumscheiße”. “In letzter Zeit ziehen Höler und Sallai gerne Fouls. Das wird euch wahrscheinlich aufregen.“ Eines ist wohl klar: „Es ist nicht leicht gegen den SC Tore zu erzielen“.
Grifo Rückkehr und Standardstärke
Doch was können denn die Hertha-Profis am Samstag von Freiburg erwarten? Was für eine Taktik und Aufstellung wird die Mannschaft von Christian Streich wählen?
Was das Spielsystem angeht erwartet Mischa keine Änderung. Der SC Freiburg wird wohl erneut im 3-4-3 auftreten. Dabei spielt auch die Rückkehr von Vincenzo Grifo eine Rolle. Sollte er von Anfang an spielen, würde Sallai für ihn aus der Startelf rotieren. „Da aber Koch IV und ZM spielen kann, Haberer ZM und RS/ RF, kann man sich nie sicher sein, wie das dann auf dem Platz aussieht.“
Was aber sicher auf Hertha wartet, ist die besondere Standardstärke der Breisgauer: „Günter, Grifo, Waldschmidt und Schmid. Standardschützen hat der Sportclub momentan genug. Schmid ist ein hervorragender Neuzugang. Gerade, weil er eine Rolle ausfüllt, die man lange vermisst hat. Im 3-4-3 fehlte zwei Saisons das Gegenüber von Günter als linkem Flügelläufer. Stenzel und auch Kübler waren eher klassische Rechtsverteidiger. Schmid als Allrounder füllt diese Rolle perfekt aus, hat schon vier Tore erzielt (zwei per direktem Freistoß) „
Dass Hertha BSC mit gegnerischen Standards große Schwierigkeiten und diese Saison diesbezüglich eine katastrophale Statistik hat, ist wohl jedem Hertha-Fan bekannt. Dass unser Gegner am Samstag gerade in dieser Disziplin Stärken hat, klingt zu nächst einmal beängstigend. Trotzdem haben die Berliner Qualitäten, die diese Schwäche auffangen könnte.
Hektik bei Hertha
Gerade diese Qualitäten sieht unser Experte auch aus der Ferne im Kader der Blau-Weißen: „Wir brauchen uns nicht darüber unterhalten, dass der Herthaner Kader deutlich besser besetzt ist als der von Freiburg. Was Dilrosun gegen die Paderborner Abwehr gemacht hat, habe ich beim Sportclub noch nie gesehen. Grujic und Maier haben riesiges Potenzial und Darida ist immer noch einer meiner Lieblingsspieler.“
Dabei wurde in Berlin in dieser Woche zwar viel geredet und gesprochen, allerdings nur wenig über Taktik und Fußball. Cheftrainer Jürgen Klinsmann äußerte sich zu vielen Themen, beantwortete Fan-Fragen live auf Facebook und war ohnehin im Mittelpunkt einiger Artikel in den Sportmedien. Ob die Transfergerüchte im Winter, die Frage des Torwarttrainers, die Aufregung rund um den Rassismus-Vorfall bei der U23 oder die Unzufriedenheit einiger Hertha-Profis: es gab zu viele Themen rund um Hertha, sodass nur selten Zeit gefunden wurde, um über das Sportliche zu reden.
Ob das gut oder schlecht für Hertha ist, sei dahingestellt. Es bleibt allerdings dabei: Hertha braucht unbedingt die drei Punkte am Samstag, um aus der „roten“ Zone zu kommen und für positive Schlagzeilen zu sorgen. Dafür müssen auf dem Platz Lösungen gefunden werden.
Ondrej Duda hingegen sollte nach seiner schwachen Leistung am vergangenen Freitag wohl erstmal wieder auf der Bank Platz finden. Wer ihn da ersetzt ist die nächste Frage. Sollte Klinsmann erneut auf einer Dreier- beziehungsweise Fünferkette setzen, könnte Vladimir Darida Dudas Position übernehmen und Eduard Löwen in die Startelf rotieren. Auch Per Skjelbred könnte eine Option sein, Arne Maier wohl noch nicht. Marvin Plattenhardt wird nach seiner ordentlichen Leistung gegen Eintracht Frankfurt wahrscheinlich erneut von Anfang an spielen können.
Torgefahr nur auf der Bank
Sollte es so kommen, ist davon auszugehen, dass Herthas Flügelflitzer Javairo Dilrosun zunächst wieder auf der Bank sitzt. Auch Salomon Kalou und Vedad Ibisevic würden die Berliner Bank wärmen. Prominente Namen also, die erstmal zuschauen müssen, wie sich die Kollegen schlagen. Insbesondere die zwei letztgenannten Spieler sind in den letzten Jahren Herthas Torgaranten gewesen. Umso erstaunlicher ist es also, wenn der Hauptstadtclub auf beide Stars verzichtet.
Eine kreative und interessante Lösung wäre ein Einsatz von Javairo Dilrosun auf der Zehnerposition. Ondrej Duda wird wie angesprochen wohl aus der Startelf rotieren und der junge Niederländer wäre mit seinen technischen Fähigkeiten und genialen Momente ein Kandidat für dessen Rolle. Es erscheint zwar unwahrscheinlich, dass Herthas Cheftrainer diese Variante wählt, doch gegen einen so defensiv starken Gegner wären gerade die Qualitäten des 21-Jährigen besonders wertvoll.
Womöglich ändert jedoch Klinsmann das Spielsystem komplett und spielt mit nur einer Spitze und zwei Flügelstürmern. Dann würde ein Innenverteidiger auf der Bank Platz nehmen und ein Flügelspieler hinzukommen. Klinsmann ließ sich auch in der Pressekonferenz nicht in die Karten schauen, sodass es spannend bleibt, wie die Mannschaft gegen den SC Freiburg aussehen wird.
Kick it like Julian Schieber
Hertha wird sich definitiv steigern müssen, um die drei Punkte in Berlin zu behalten. In Frankfurt zeigte man sich zwar bissig und zweikampfstark, war allerdings auch spielerisch phasenweise komplett unterlegen. In der Pressekonferenz am Freitag, wo zum ersten Mal nicht Michael Preetz sondern Kapitän Vedad Ibisevic den Cheftrainer begleitete, war klar von “Abstiegskampf” die Rede. Dementsprechend kann auch gegen Freiburg eine körperlich betonte Partie erwartet werden.
Wenn man bei der „alten Dame“ an ein Heimspiel gegen den SC Freiburg denkt, bleibt wohl für sehr lange Zeit noch das Spiel am 28. August 2016 in Erinnerung. Damals konnte sich der Haupstadtclub am ersten Spieltag durch einen „Last-Minute“ Treffer von Julian Schieber zum 2:1 noch durchsetzen und größten Jubel durch das Olympiastadion aufleben lassen.
Unser Freiburg-Experte tippt für die Partie am Samstag ein „2:1“. Diesen Spielstand würden wohl alle in Berlin sofort unterschreiben. Um die Stimmung in Berlin endgültig in die richtige Richtung zu lenken, fehlt noch ein echtes Erfolgserlebnis. Erneut ein Siegtreffer in der letzten Spielminute, wie von Julian Schieber 2016, könnte dabei genau das Richtige sein.
Im zweiten Spiel unter Jürgen Klinsmann ging es vor allem um eine Sache: Kampf. Die Hertha-Profis lieferten eine körperlich betonte Leistung ab und erkämpften sich einen Punkt in Frankfurt. Trotzdem war bei vielen Fans eine große Enttäuschung zu spüren. Eine 2:0 Führung aus der Hand zu geben ist schließlich nie ein gutes Gefühl. Wir haben uns die Leistung einzelner Spieler genauer angeschaut.
Marko Grujic – Entscheidender Mann
Marko Grujic hat am Freitagabend wohl sein bestes Spiel in der laufenden Saison gezeigt. Dabei gab es zahlreiche Situationen, in denen der Serbe den einen oder anderen Hertha-Fan zur Verzweiflung gebracht hat. Entscheidend war er aber allemal.
Das 1:0 bereitete der Serbe herausragend vor. Nach einer Balleroberung von Darida leitete er den Gegenangriff selbst ein, schaltete schnell nach vorne um. Im Zusammenspiel mit Marvin Plattenhardt wurde Grujic dann auf der linken Seite angespielt, leitete den Ball zwischen die Beine seines Gegenspielers in den Lauf von Dodi Lukebakio weiter, der zum 1:0 einnetzen konnte. Nicht weniger wertvoll war dann in der zweiten Halbzeit sein Treffer zum zwischenzeitlichen 2:0. Nach schöner Vorlage von Dedryck Boyata stand der Serbe goldrichtig, musste nur noch aus kurzer Distanz einschieben.
Zwei brillante Szenen, die sinnbildlich für das Potenzial und für die Qualität des aus Liverpool ausgeliehenen Spielers stehen. Solche Szenen zeigte er in den vergangenen Monaten so gut wie nie, und auch gegen Frankfurt fiel er nicht nur durch diese Szenen auf. Beim von Schiedsrichter Christian Dingert zurückgenommenen 1:1 Ausgleich der Frankfurter war Marko Grujic durch einen unnötigen Ballverlust am Ursprung. Beim 2:2 Ausgleich der Heimmannschaft sah er Hinteregger zwar anlaufen, reagierte aber nicht schnell genug, sodass dieser dann zu Rode köpfen konnte.
Im Mittelfeld fiel wieder einmal auf, dass der junge Serbe oft nicht rechtzeitig schaltete, um Angriffe des Gegners zu verhindern. Oftmals lief er seinem Gegenspieler nur hinterher, ohne diesen entscheidend zu stören oder zu bedrängen. Dies zeigt sich auch daran, dass er weniger intensive Läufe (51) aufweisen konnte als Ondrej Duda, der bereits in der 49. Minute ausgewechselt wurde. Im Vergleich dazu wies Laufwunder Vladimir Darida sogar 116 intensive Läufe auf.
Der Serbe teilt sich aktuell mit Robert Andrich von Union Berlin und mit Kingsley Ehizibue aus Köln einen Titel. Sie sind die Spieler mit den meisten Fouls in der Bundesliga. Dagegen fiel Grujic besonders positiv damit auf, dass er nicht nur an beiden Toren direkt beteiligt war, sondern auch allgemein ein Aktivposten im Mittelfeld war. Ganze 11,46 Kilometer lief der Mittelfeldspieler insgesamt. Er war auch der Spieler mit den meisten Ballkontakten (57) und der Spieler mit den meisten Pässen (40, Passquote 70%) bei den Berlinern.
Ondrej Duda – Chance verpasst
Ondrej Duda stand, für viele überraschend, in der Startelf von Hertha BSC. Dabei war er im letzten Spiel gegen Borussia Dortmund nicht mal im Kader. Doch die Chance in seinem ersten Einsatz unter Neutrainer Jürgen Klinsmann guten Eindruck zu hinterlassen konnte er leider nicht nutzen. Seine unbestrittenen Qualitäten, die er vergangene Saison unter Beweis stellen konnte, brachte er nicht auf dem Platz.
Stattdessen zeigte er genau die Schwächen, die ihm diese Saison wohl zurecht öfter seinen Stammplatz gekostet hatten. Er brachte, wie seine Mitspieler auch, die nötige Härte und Aggressivität auf dem Platz. Dabei konnte er jedoch weder die nötige Präzision noch das nötige Timing bei den Zweikämpfen aufweisen. Dadurch gewann der Slowake so gut wie nie den Ball, beging dafür zahlreiche Fouls.
Bereits in der neunten Minute holte sich der 25-Jährige für ein Foul an Martin Hinteregger die gelbe Karte ab. In der Folge nahm er sich jedoch in Zweikämpfen keineswegs zurück und war bis zur Pause akut gelb-rot gefährdet. Als er dann direkt in der 46. Minute wieder nur knapp der gelb-roten Karte entkommen konnte, wurde er vom Berliner Cheftrainer ausgewechselt.
Damit musste Hertha früh wechseln und hatte im weiteren Verlauf des Spieles eine Wechseloption weniger. Dazu kommt, dass Duda zu oft durch Ballverluste (nur 40 % Zweikampfquote) und Ideenlosigkeit in der Offensive auffiel. Insgesamt eine schwache Leistung des Slowaken, der in dieser Form für die noch verunsicherten „alten Dame“ keine Verstärkung darstellt. Er muss hoffen, dass er in den nächsten Partien seine Chance nutzt. Viele schwache Einsätze wird auch Jürgen Klinsmann nicht dulden.
Davie Selke – Laufen und Arbeiten
Langsam wird diese Torflaute bei den Berliner Stoßstürmern problematisch. Selbstverständlich ist Tore schießen eine Mannschaftsleistung, sodass Stürmer nie alleinverantwortlich dafür sind, wenn sie keine Tore schießen. Doch leider hat die Konkurrenzsituation im Sturm, die wir Anfang der Saison beschrieben hatten, nicht dafür gesorgt, dass sich jetzt eine “Tormaschine” in der Startformation durchgesetzt hat.
Im Gegenteil: Ibisevic und Selke weisen zusammen in dieser Bundesligasaison nur vier Tore auf. Keiner der beiden konnte bisher so richtig überzeugen, dabei braucht Hertha BSC vor allem in einer solchen gefährlichen Phase einen Torgaranten, der gefühlt aus einer halben Chance zwei Treffer erzielt. Diesen gibt es aktuell bei Hertha nicht, auch nicht in Person von Davie Selke
Dieser konnte auch gegen Frankfurt erneut unter Beweis stellen, dass er ein unangenehmer Gegenspieler ist, der sich körperlich komplett reinhängt und um jeden Ball kämpft. Seine Bemühungen und sein Wille sind ihm nicht abzusprechen, sodass es uns schwer fällt, ihn zu kritisieren. Unter Anderem holte er den Freistoß heraus, den Hertha zum zwischenzeitlichen 2:0 nutzen konnte. Dazu zeigte er sich unglaublich laufstark, lief 11,05 km, was für einen Stürmer ein überragend hoher Wert ist. Im Vergleich: Gegenspieler Goncalo Paciencia lief einen Kilometer weniger.
Doch seine Arbeit zahlte sich nur selten in Torgefahr aus. Bloß einen Torschuss in der 68. Minute konnte er abgeben. In sehr guter Position schoss er nach guter Flanke von Marvin Plattenhardt jedoch neben das Tor und vergab damit seine einzige gute Torgelegenheit. Leider zählen am Ende nur die Tore, und diese fallen entweder nicht, werden zurückgenommen oder fallen dann, wenn das Spiel bereits verloren ist (wie im Spiel gegen RB Leipzig).
Bereits jetzt ist in sozialen Netzwerken und Medien davon die Rede, womöglich im Winter einen Torgaranten dazu zu holen. Geld dafür wäre durch das Investment von Lars Windhorst theoretisch da. Dodi Lukebakio zeigt sich zwar Torgefährlich, zeigte sich aber vor allem als Flügelstürmer. Eine „echte“ Neun könnte im Winter kommen, wenn bis dahin weder Ibisevic noch Selke ihre „Torblockade“ lösen können. Im Fußball kann bekanntlich alles sehr schnell gehen. Deshalb bleibt die Hoffnung, dass sich die von Spielern und Trainer angesprochene „Arbeit“ auch bei Davie Selke schon bald wieder in Tore ummünzt. Gegen Borussia Dortmund war es für einen kurzen Moment so gewesen. Bereits am kommenden Wochenende gegen den SC Freiburg hat der 24-Jährige die nächste Möglichkeit.
Dedryck Boyata – Topleistung trotz Gegentreffer
Herthas Probleme mit der defensiven Stabilität sind auch unter Jürgen Klinsmann nicht einfach so über Nacht wie durch einen Zauber verschwunden. Das zeigt sich daran, dass die „blau-weißen“ in Frankfurt wieder zwei Gegentreffer kassieren mussten. Zudem ließen Sie zahlreiche Chancen zu. Beide Gegentreffer fielen nach Ecken, was kein Zufall ist. Ganze 16 Eckbälle bekamen die Hausherren am Freitagabend zugesprochen. Dabei sind Standards eine große Schwachstelle des Hauptstadt-Clubs, und das bereits seit Saisonbeginn.
Die fehlende Stabilität ist nichts, was man an einer Person fest machen könnte. Ein Hertha-Profi stellte am Freitagabend jedenfalls keinen Unsicherheitsfaktor dar. Dedryck Boyata zeigte eine Topleistung, war zweifellos der Innenverteidiger, der die größte Stabilität ausstrahlte. Die Statistik bestätigt diesen Eindruck: 12 Bälle konnte der Belgier im Laufe des Spieles klären, dazu vier gegnerische Bälle abfangen und mehr als die Hälfte seiner Zweikämpfe gewinnen. Außerdem fiel er durch gute Balleroberungen und Tacklings auf.
Umso bitterer also für ihn, dass Hertha trotz seiner starken Leistung erneut zwei Tore kassierte. Kurz vor dem ersten Gegentreffer konnte der Innenverteidiger zunächst mit einer absoluten Traumgrätsche Goncalo Paciencia den Ball im Strafraum vom Fuß klären. In der anschließenden Ecke und der damit verbundenen Unruhe im Strafraum konnte er den Kopfball von Hinteregger aber nicht verhindern. Aufgrund eines Stellungsfehlers von Marvin Plattenhardt stand der Frankfurter auch nicht im Abseits, sodass der Anschlusstreffer der Hessen auch zählte.
Beim Versuch in der 85. Minute eine Flanke aus dem Strafraum zu schießen versprang ihm der Ball und sorgte für eine weitere Ecke für Eintracht Frankfurt. Diese führte dann zum 2:2 Ausgleich. Gerade für die Innenverteidiger ist die aktuelle Lage besonders schwierig. Trotz größtem Einsatz und Mühe fallen Gegentreffer wie am Fließband und Spielphasen, in denen die Defensive entlastet ist, gibt es nur selten.
Dedryck Boyata entwickelt sich in dieser Phase allerdings weiter zum unumstrittenen Stammspieler. Das kann der „alten Dame“ nur gut tun und Jürgen Klinsmann wird sicher seine Defensive auch um den Belgier herum aufbauen können. Es bleibt abzuwarten, wann sich Hertha-Fans endlich wieder über eine gegentorfreie Partie freuen können. Die letzte gab es Ende September beim 1. FC Köln.
Marvin Plattenhardt – Hoffnung auf mehr
Eine weitere Überraschung in der Startelf war Marvin Plattenhardt. Im Heimspiel gegen Borussia Dortmund wurde er noch nicht eingesetzt. Sein erster Einsatz unter Jürgen Klinsmann bei Eintracht Frankfurt verlief recht gut. Besonders beim 1:0 durch Dodi Lukebakio war er besonders wertvoll und konnte durch einen schönen Pass auf Marko Grujic durch zwei Frankfurter hindurch das Tor mit vorbereiten. Auch beim 2:0 war der linke Verteidiger maßgeblich beteiligt. Sein Freistoß von der rechten Angriffsseite war der Ursprung des zweiten Berliner Treffers.
Auch seine Werte sind ordentlich: er lief mehr als 10 Kilometer, konnte zweimal in bedrohlichen Situationen klären und gewann alle seine Zweikämpfe. Außerdem kamen 79 % seiner Pässe an. Auf der Schattenseite steht die Situation beim Anschlusstreffer des Heimteams, als er bei der Ecke falsch stand. Dazu kommt, dass der 27-Jährige nur selten zu Vorstößen kam. Nur einmal konnte er auf seiner linken Seite mit viel Platz in den Strafraum flanken. Dabei konnte er aber Davie Selke sehr gut in Szene setzen und hätte durchaus seine dritte Torbeteiligung aufweisen können.
Es ist durchaus eine Leistungssteigerung bei Marvin Plattenhardt zu erkennen. Vor allem seine Beteiligung an beiden Treffern spricht dafür. Für viele ist der linke Verteidiger bereits abgeschrieben, doch sollte er an diese Leistung anknüpfen und sich Woche für Woche steigern könnte er sich zurückmelden. Es bleibt abzuwarten, ob er auch im nächsten Heimspiel gegen den SC Freiburg in der Startelf stehen darf.
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