Herthas Talente – die Zukunft der Nationalmannschaft

Herthas Talente – die Zukunft der Nationalmannschaft

Am 15.03.2019 war es soweit: der nächste Herthaner wurde in Person von Niklas Stark für die deutsche Nationalmannschaft nominiert. Eine gute Nachricht für Hertha BSC, doch gemessen an der Entwicklung des 23-Jährigen keine unerwartete. Hinter Stark arbeiten noch weitere junge Berliner Talente daran, die zukünftigen Nationalspieler zu werden. Wir nutzen die Länderspielpause, um einen Blick auf diese Spieler zu werfen.

Ein Zufall ist die Nominierung Starks sicherlich nicht. Eher ein Ergebnis von einigen Jahren guter Jugendarbeit und Förderung von jungen Spielern. Sowohl in der Transferpolitik als auch im Spielbetrieb zeigt sich in Berlin der Wille auf die Jugend zu setzen. Viele andere Optionen gibt es ohnehin nicht. Finanzielle Mittel wie auch großer sportlicher Erfolg fehlen in der Hauptstadt, um mit den “Big Players” der Bundesliga mithalten zu können. Der Weg über die Jugend soll die Lösung sein, um langfristig im Oberhaus überleben zu können.

Pal Dardai – Der Jugendförderer

(Foto: Stuart Franklin/Bongarts/Getty Images)

Dabei verkörpert kaum ein Trainer in der Bundesliga die Jugendförderung besser als Pal Dardai. Seitdem Herthas Rekordspieler im Amt ist, konnten bereits neun Spieler aus der eigenen Jugendakademie ihr Profidebüt feiern, wie zum Beispiel Arne Maier (20 Jahre), Maximilian Mittelstädt (22), Jordan Torunarigha (21), Dennis Jastrzembski (19) oder Florian Baak (20). Nicht aus der eigenen Jugendakadamie, aber ebenso Profi-Debütant unter Pal Dardai ist der im vergangenen Sommer aus England verpflichtete Javairo Dilrosun (20).

Des Weiteren wurden in den letzten Transferperioden unter Pal Dardai junge Spieler mit Perspektive geholt – Niklas Stark, Mitchell Weiser, Ondrej Duda, Valentino Lazaro oder Marko Grujic sind nur ein paar Beispiele dieser Transferpolitik. Die genannten Spieler waren zwar schon vor ihrem Wechsel an die Spree im Profi-Fußball angekommen, konnten sich in der Hauptstadt jedoch besonders gut entwickeln.

Aktuell stehen neun Spieler aus dem eigenen Nachwuchs im Profikader von Hertha BSC unter Vertrag. Im bevorstehenden Sommer kommt der 17-Jährige Julian Albrecht dazu, sowie die momentan ausgeliehenen Nils Körber, Sidney Friede, Maximlian Pronichev und Muhammed Kiprit.

Plattenhardt und Stark – Die Vorreiter

(Foto: Martin Rose/Bongarts/Getty Images)

So ist es kein Wunder, dass einige Hertha-Profis zuletzt in den Fokus der deutschen Nationalmannschaft geraten sind. Marvin Plattenhardt und Niklas Stark, beide nicht aus der Hertha-Jugendakademie, jedoch früh in ihrer Karriere zur „alten Dame“ geholt, konnten unter Pal Dardai den nächsten Schritt in ihrer Karriere gehen und sich als Stammspieler etablieren. Plattenhardt wurde somit der erste bei Hertha BSC unter Vertrag stehende deutsche Nationalspieler seit Arne Friedrich. Ob der 27-Jährige jedoch in Zukunft wieder in der deutschen Auswahl eine Rolle spielen wird, ist aktuell eher unwahrscheinlich.

Niklas Stark beginnt hingegen mit einer guten Ausgangslage seine Nationalspieler-Karriere. Die Konkurrenz auf der Innenverteidiger-Position hat sich, nach der Entscheidung von Joachim Löw sowohl Jerome Boateng als auch Mats Hummels nicht mehr zu nominieren, deutlich reduziert. Sollte der 23-Jährige einen guten Eindruck hinterlassen und sich langsam in die Mannschaft spielen, gibt es nicht sehr viele Spieler, die ihn momentan wieder verdrängen könnten.

Zur Nominierung von Niklas Stark und seine Chancen in der Nationalmannschaft haben wir uns in der letzten Hertha BASE Podcast-Episode unterhalten:

Allerdings wird Stark noch eine Weile auf sein erstes A-Länderspiel warten müssen. In den jüngsten Partien gegen Serbien und den Niederlanden wurde er von Bundestrainer Joachim Löw noch nicht eingesetzt. Er selber zeigte sich hinsichtlich seiner zukünftigen Einsatzchancen jedoch optimistisch: „Natürlich ist es schade, dass ich keine Minuten bekommen habe. Aber es kommen ja noch mehr Spiele, da will ich dann dabei sein.

Es scheint also nur eine Frage der Zeit zu sein, bis Stark auch für Pal Dardai ein „echter Nationalspieler“ ist. Die Nominierungen von Plattenhardt und Stark könnten jedoch nur der Anfang sein. Ein Blick in den Jugendauswahlen der deutschen Nationalmannschaft bringt einige Erkenntnisse.

Hertha-Quartett in der deutschen U21-Nationalmannschaft

(Foto: Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Am vergangenen Donnerstag in Essen traf die U21-Auswahl Deutschlands auf die französische U21 – Endergebnis 2:2. In der Startelf der Deutschen standen mit Arne Maier, Maximilian Mittelstädt und Jordan Torunarigha gleich drei Hertha-Profis auf dem Platz. Ein vierter wurde mit Lukas Klünter (22) noch im Laufe des Spiels eingewechselt.

Dabei konnten alle Hertha-Profis überzeugen, Maxi Mittelstädt glänzte sogar als Torschütze zum zwischenzeitlichen 2:0. Auch am Dienstagabend gegen die englische U21 standen mit Maier und Mittelstädt zwei Herthaner in der Startformation der DFB-Auswahl. Jordan Torunarigha musste aufgrund einer Verletzung vorzeitig abreisen und wird die kommenden Wochen ausfallen. Ganze 59 Minuten standen die Berliner auf dem Platz, bevor die Mannschaft durchrotiert wurde. Lukas Klünter wurde erneut eingewechselt.

Zum gemeinsamen Einsatz in der U21 sagte Maximilian Mittelstädt: „Das stärkt zusätzlich den Zusammenhalt, wir verstehen uns alle sehr gut auch privat. Wir kennen uns schon seit langer Zeit, vor allem Arne, Jordan und ich spielen seit sehr langer Zeit zusammen, waren zusammen in der Schule und kennen uns schon seit klein auf, ich denke, dass wir da eine gute Achse bilden können“.

Trotz dieser engen Verbindung ist die Ausgangslage für die vier Profis sehr unterschiedlich. Ein wichtiger Aspekt ist, dass die Berliner Eigengewächse auf Positionen spielen, auf denen auch momentan in der A-Nationalmannschaft Bedarf ist. Gute Innen- und Außenverteidiger werden dringend gebraucht, Bundestrainer Joachim Löw probiert aktuell viele Varianten aus.

Arne Maier – Der jüngste und reifere im Quartett

Zudem kann ein Spieler wie Arne Maier, der variabel einsetzbar ist und schon im jungen Alter eine hohe Spielintelligenz hat, sehr wertvoll werden. Maier, der auf einer eher für ihn ungewohnten Libero-Position gegen die französische Auswahl eingesetzt wurde, zeigte sowohl gegen Frankreich, als auch gegen England ein gutes Spiel und wurde von Coach Stefan Kuntz gelobt. Gegen die U21 der „Three Lions“ konnte er in seinem dritten Spiel in der U21 sogar mit einer sehenswerten Vorlage zum zwischenzeitlichen 1:0 für Deutschland glänzen.

(Foto: Jörg Schüler/Getty Images for DFB)

Der gebürtige Ludwigsfelder selbst zeigte sich in Interviews für sein Alter auffällig abgeklärt und selbstkritisch. Er wurde bis auf die U20 (die er übersprang) in jeder Altersstufe der Jugend-Nationalmannschaft eingesetzt, spielte zuletzt neun Spiele in der U19 und erzielte dabei drei Treffer und steuerte zusätzlich vier Vorlagen bei. Zu den Einsätzen in den Jugendmannschaften des DFB sagte Maier: „Diese Erfahrungen sind immens wichtig. Nur durch die Vergleiche mit starken Spielern und Teams aus anderen Nationen entwickelt man sich fußballerisch weiter.“

Der 20–Jährige ist in seiner Spielweise und sein Auftreten der „reifere“ Spieler der eingesetzten Hertha-Talente. Diese Saison konnte er sich zum unumstrittenen Stammspieler in der Mannschaft von Pal Dardai etablieren. Obwohl er noch auf sein erstes Profi-Tor wartet, zeigte Maier immer wieder, dass er den Sprung von Jugendspieler zu Profi-Fußballer gemeistert hat. Nicht umsonst wird er von einigen größeren Vereinen beobachtet. Sollte ihn Hertha halten können, wird er auch in der nächsten Spielzeit eine wichtige Säule des Hauptstadtclubs sein, was seine Chancen auf einen Einsatz in der A-Nationalmannschaft sicher nicht senken würde.

Mittelstädt mit einer starken Saison

Positiv ist auch die Entwicklung von Maximilian Mittelstädt zu verzeichnen. Der 22-Jährige profitiert aktuell auch von der schwachen Form von Marvin Plattenhardt und wurde bisher in dieser Saison schon 22 Mal in Pflichtspielen eingesetzt, verbuchte dabei drei Tore und zwei Vorlagen. Auch er zeigt diese Saison große Fortschritte und hat ab der U18 jede Station in den Jugendauswahlen der deutschen Nationalmannschaft besucht.

(Foto: Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Der gebürtige Berliner wird beim U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz einen guten Eindruck hinterlassen haben. „Ich habe Maxi im Training gesagt, dass er offensiv zu ungefährlich ist. Das Tor war natürlich die beste Antwort, die er geben konnte.“, war von Kuntz nach dem Spiel gegen Enland zu hören. Auch auf Mittelstädts Position als linker Verteidiger ist in der A-Nationalmannschaft Bedarf, sodass sein Profil auch für Joachim Löw eines Tages interessant werden könnte.

Die nächste Saison könnte für den 22-Jährigen ausschlaggebend werden. Auch wenn ihm noch einiges fehlt, insbesondere im Offensiv-Spiel, ist Mittelstädt auf dem richtigen Weg, sich auf den Radar von Löw zu spielen.

Torunarigha und die Verletzungen

Auf den richtigen Weg schien auch Jordan Torunarigha zu sein. Der Innenverteidiger konnte bei der U21 im Spiel gegen die Franzosen überzeugen. Doch wie schon so oft in der laufenden Saison hieß es Anfang der Woche erneut, dass der gebürtige Chemnitzer sich verletzt hat. Diagnose: „Verletzung des Kapsel- und Bandapparates im linken Sprunggelenk sowie ein Knochenmarksödem“.

(Foto: Jörg Schüler/Getty Images for DFB)

Torunarigha musste in der laufenden Saison bereits mehrmals verletzt ausfallen. Diese Rückschläge warfen ihn jedoch nicht komplett zurück. Immer wieder kämpfte er sich in die Startelf zurück, überzeugte durch seinen Einsatz und seine Zweikampfwerte. Auch zwei Tore und zwei Vorlagen konnte er beitragen.

Trotzdem sind die vielen Verletzungen besorgniserregend. Auch Trainer Pal Dardai passt die Situation nicht: „ Als Innenverteidiger und Sechser spielst du im Idealfall die Saison durch. Es geht um Zuverlässigkeit. Dafür braucht einen ordentlichen Körper und Leistung. Da muss Jordan sich steigern.“ Sollte der 21-Jährige allerdings seine Fitness in den Griff kriegen und sein Körper der Belastung eines Profi-Sportlers standhalten, sieht auch seine Zukunft hervorragend aus.

Für den vierten im Bunde, Lukas Klünter, war der Einsatz in der U21 sicherlich auch eine Wohltat. Nach einer sehr komplizierten Hinrunde, in welcher er nur eine Minute Einsatzzeit bekam, konnte er in der Rückrunde immerhin zwei Spiele über 90 Minuten bestreiten. Auch er ist mit seinen 22 Jahren am Anfang seiner Karriere und wird noch die Möglichkeit bekommen, sein Talent über längere Strecken zu zeigen. Da ein Abgang von Valentino Lazaro im Sommer immer wahrscheinlicher wird, könnte für Klünter im Sommer der Kampf um einen Stammplatz neu beginnen.

Hertha-Profis auch in der U20 und U19 DFB-Jugendauswahl

Nicht nur in der U21 findet man Namen, die im Profikader von Hertha BSC auftauchen. Palko Dardai und Florian Baak wurden beide für die U20-Nationalmannschaft nominiert, mussten jedoch aufgrund von gesundheitlichen Problemen ihre Teilnahme an den Spielen wieder absagen.

(Foto: Tullio M. Puglia/Getty Images)

Doch ganz ohne Berliner Beteiligung musste die U20 nicht auskommen. Sidney Friede, der aktuell noch an den belgischen Erstligisten Royal Excel Mouscron ausgeliehen ist, wurde im Spiel der U20 gegen Polen eingesetzt und traf sogar zum 2:0. Friede scheint aktuell ohnehin einen Lauf zu haben: zwei Treffer und eine Vorlage konnte er in acht Spielen in der „Jupiler Pro League“ verzeichnen.

Die deutsche U19 hingegen verpasste in dieser Länderspielpause leider die EM-Endrunde – aufgrund einer 0:1-Niederlage gegen Norwegen, in der Dennis Jastrzembski durchspielte. Auch ein 3:0-Sieg gegen Ungarn konnte die Qualifikation nicht mehr retten (Jastrzembski wurde in der 77. Minute eingewechselt). Der 19-Jährige war nach einer guten Vorbereitung und Kurzeinsätzen zu Saisonbeginn bei der „alten Dame“ im weiteren Verlauf der Saison komplett abgetaucht, wurde immerhin zuletzt auswärts gegen den FC Bayern München und den SC Freiburg in der Schlussphase von Pal Dardai eingewechselt. Es scheint also wieder bergauf zu gehen.

Ebenso im Einsatz waren ein weiterer Dardai-Sohn und zwei große Berliner Talente: Marton Dardai (17),Lazar Samardzic (17) und Luca Netz (15) konnten mit Deutschlands U17 nach zwei Unentschieden und einem Sieg das EM-Ticket gerade noch lösen.

Die Zukunft gehört Berlin

(Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Ein Name, der im Moment in keiner Auswahl nominiert, allerdings für die A-Nationalmannschaft noch nicht abzuschreiben ist, ist Davie Selke. Auch er spielt nach seiner Verletzung zu Saisonbeginn eine immer größere Rolle bei den Blau-Weißen und steht aktuell bei drei Treffern und neun Vorlagen. Als Talent kann Selke mit seinen 24 Jahren wohl nicht mehr gelten, sein Name sollte aber beim DFB bekannt sein. In einigen DFB-Jugendauswahlen wurde er eingesetzt, zeigte sich dort auch sehr treffsicher. Mit der U21-Nationalmannschaft wurde Selke zusammen mit Lukas Klünter und Niklas Stark 2017 sogar Europameister.

Die deutsche Nationalmannschaft hat also sowohl für die erste Elf, als auch im Jugendbereich einige Hertha-Profis auf dem Zettel. Auf einigen Positionen könnten Spieler aus der Hauptstadt in Zukunft eine gute Alternative darstellen. „Die Zukunft gehört Berlin“, ist das Motto von Hertha BSC in der laufenden Saison. Vielleicht sollte es auch heißen: „die Zukunft der Nationalmannschaft ist in Berlin“.

Hertha und seine Torhüter: Vergangenheit, Torwart und Zukunft

Hertha und seine Torhüter: Vergangenheit, Torwart und Zukunft

Das letzte Drittel der Bundesliga-Saison 18/19 ist längst angebrochen, es wird um die Meisterschaft, Europa und den Nicht-Abstieg gespielt. Doch neben dem Rennen um begehrte Tabellenplätze setzen sich die Geschäftsstellen der 18 Vereine aktuell auch mit längerfristigen Zukunftsentscheidungen auseinander. Erste Vorkehrungen bezüglich des Spielerkaders werden getroffen, sodass zwecks einer produktiven Sommervorbereitung möglichst frühzeitig das Aufgebot für die kommende Spielzeit feststeht. Bei Hertha BSC ist es nicht anders, zahlreiche Vertragsgespräche laufen und vor allem auf der Torhüter-Position bedarf es einer weitsichtigen Planung. In diesem Artikel sollen die sieben realistischen Torhüter für Herthas Profi-Team und deren Verbleibschancen bzw. weiterer Weg beleuchtet werden.

Herthas Torhüterteam ist im Bundesliga-Vergleich ein Sonderling – das zeigt allein das aktuelle Mannschaftsfoto der Berliner, auf dem ganze fünf Keeper nebeneinander sitzen: Rune Jarstein, Thomas Kraft, Jonathan Klinsmann, Marius Gersbeck und Dennis Smarsch. Jeder von ihnen gehört zum Profi-Team des Hauptstadtvereins, allerdings mit verschiedensten Ausgangslagen und Ambitionen. Zahlreichen Medienberichten zufolge steckt Herthas Geschäftsführer Sport Michael Preetz mitten in Gesprächen, welche die Zukunft einiger der genannten Namen klären soll. Es folgt eine Übersicht und Einordnung der aktuellen Berichterstattung, sodass am Ende des Artikels ersichtlich wird, wie die Nahrungskette der Berliner Keeper in der kommenden Spielzeit oder den nächsten Jahren aussehen könnte.

Die etablierten Routiniers

Neben den vielen aufstrebenden Torhüter-Talenten in Herthas Reihen gibt es mit Rune Jarstein und Thomas Kraft auch zwei erfahrene Recken, die Vergangenheit und Gegenwart des Berliner Tores widerspiegeln. Jahrelang konnte an ihrem Status nicht gerüttelt werden, doch der Zahn der Zeit nagt auch auch an gefühlt Ewigen zwischen den Pfosten.

Rune Jarstein – Der Unüberwindliche bis 2021

Zugegeben, um Rune Jarstein ist es momentan sehr ruhig. Aufgrund seiner vorzeitigen Vertragsverlängerung im April letzten Jahres bis 2021 lassen sich keine Medienberichte zu seiner Zukunft finden – die ist soweit geklärt. Der Norweger hat allerdings den begehrten Platz an der Sonne, also bei Pflichtspielen der Profi-Mannschaft zwischen den Pfosten und ist somit stets in die Torwartfragen bei Hertha eingebunden.

Foto: Foto: Martin Rose/Bongarts/Getty Images

Seit 2015 hat Jarstein den Status als Stammkeeper der “alten Dame” inne, nachdem er den verletzungsbedingt lange ausfallenden Thomas Kraft als dessen Nachfolger ablöste. Verdrängen ließ sich der 34-Jährige nicht mehr, 132 Pflichtspiele absolvierte er seitdem und den absoluten Großteil dieser in herausragender Manier. Jarstein entwickelte sich trotz des bereits vorangeschrittenen Fußballeralters merklich weiter und dadurch zu einem der beständigsten Torhüter der Bundesliga.

Auch für den starken Berliner Start in die laufende Saison war Jarstein immens wichtig, sicherte durch überragende Leistungen viele Punkte (seine ersten vier Spieltagsnoten in unserer Einzelkritik: 1, 1, 1-, 2). Dieses Top-Niveau konnte Norwegens Nummer eins zwar nicht gänzlich halten, dennoch spielte er eine wirklich starke Hinrunde. Die aktuelle Rückrunde Jarsteins ist allerdings die vielleicht schwächste Halbserie seiner Hertha-Zeit. Sowohl im DFB-Pokal als auch im Liga-Rückspiel gegen den FC Bayern München gingen die Niederlagen zu keinem unwesentlichen Anteil auf sein Konto, da er sich zweimal beim Herauslaufen verschätzt hatte und so zu entscheidenden Gegentreffern hinleitete. 2019 konnte Herthas Schlussmann seinem Team in noch keiner Partie Punkte retten, vielmehr wirkt er in seiner Stafraumbeherrschung verunsichert.

Überbewerten sollte man seine letzten Leistungen jedoch nicht, denn Jarstein brilliert aktuell zwar kaum, von “schlechten” Vorstellungen kann (ausgenommen die beiden Spiele gegen Bayern) allerdings auch keine Rede sein. Auch in seinem Alter sind gewisse Durststrecken legitim, sodass nicht sofort von einem altersbedingten Leistungsabsturz ausgegangen werden kann. Jarstein genießt weiterhin vollstes Vertrauen und das wird voraussichtlich bis zu seinem Vertragsende 2021 auch so bleiben. “Ich bin hier zur richtigen Zeit am richtigen Ort und will mein Niveau halten, bis ich 40 bin”, sagte der 34-Jährige dem kicker vor genau einem Jahr. Ob er so lange in Berlin bleiben wird, ist aufgrund der nachrückenden Torhütergeneration in Berlin fraglich, doch gute zweieinhalb Jahre sind Jarstein noch zuzutrauen. Es gibt also keinen Grund, bereits an seinem Status als Herthas Nummer eins zu zweifeln.

Thomas Kraft – noch ein letztes Jahr in Berlin

Ebenso wenig Zweifel lässt die Rolle von Thomas Kraft zu, der seit der Wachablösung Jarsteins die klare Nummer zwei der Blau-Weißen ist. Diese Rangordnung wird dem so ehrgeizigen Kraft nicht immer geschmeckt haben, doch mit der Zeit gewöhnte sich der 30-Jährige an sie und wurde zu einem äußerst verlässlichen und dadurch wichtigen Zahnrad im Herthaner Getriebe.

Foto: ODD ANDERSEN/AFP/Getty Images

Es sind nur diese ein bis zwei Spiele pro Saison, in denen ein Ersatztorhüter sich beweisen darf. Dann gilt es, auf den Punkt 100 Prozent Leistung zu zeigen, fehlender Rhythmus darf kein Argument sein. Für Kraft waren es in dieser Saison bislang zweieinhalb Halbzeiten in der Liga und ein Einsatz in der ersten DFB-Pokalrunde. Zweimal spielte der ehemalige Münchener dabei zu Null, gegen Werder Bremen (1:3) kassierte er nach seiner Einwechslung nur einen der drei Gegentreffer. Besonders in der Begegnung mit seinem Ex-Verein, dem deutschen Rekordmeister, machte Kraft nach längerer Zeit wieder auf sich aufmerksam, indem er seinen Kasten trotz größerer Bemühungen der Münchener sauber hielt. Seit Jahren beweist Kraft, dass auf ihn Verlass ist und sich wohl jeder Bundesligist eine Nummer zwei wie ihn wünscht.

Tatsächlich wünschen sich ein paar Vereine wohl sogar mehr als das. Wie der kicker berichtet, zeigen die beiden vom Abstieg bedrohten Vereine aus Hannover und Nürnberg Interesse an Herthas Ersatztorwart. Sowohl Hannover 96 als auch der “Club” sollen Kraft im Falle eines Abstiegs gerne als neuen Stammtorhüter verpflichten wollen. Trotz dieser Angebote und einer damit einhergehenden Beförderung zur Nummer eins wird der 30-Jährige aber wohl ein weiteres Jahr in Berlin bleiben. Hertha soll ihm eine einjährige Verlängerung seines am Saisonende auslaufenden Vertrages angeboten haben, welches er dem Bericht nach annehmen wird. 2020 wird Krafts Sohn eingeschult, weshalb der Keeper erst in einem Jahr über seinen neuen Lebensmittelpunkt und eine langfristige Vertragsbindung entscheiden möchte.

In Berlin wird man ein weiteres Jahr mit Kraft auf der Bank gut annehmen können. Der 30-Jährige wird neben seinem sportlichen Wert vor allem für seine Führungsrolle innerhalb der Mannschaft geschätzt. Kraft lebt Professionalität vor, nimmt jede Trainingseinheit ernst und ist somit ein Vorbild für die vielen jungen Spieler bei Hertha. Der Abschied von Fabian Lustenberger im Sommer ist bereits offiziell, weitere Abgänge von erfahrenen Säulen der Mannschaft (Ibisevic, Darida, Pekarik) ist nicht ausgeschlossen, sodass ein Verbleib Krafts gegen ein Vakuum an Führungsqualität helfen könnte.

Ihnen gehört die Zukunft

Hinter den zwei etablierten Routiniers Jarstein und Kraft scharrt ein ganzes Quintett an aufstrebenden Torhüter-Talenten mit seinen Hufen. Ein größere Rolle in den Planungen Hertha dürften allerdings nur folgende drei Namen spielen.

Nils Körber – Der König der Dritten Liga

Hertha wird immer mutiger, was das Ausleihen seiner Spieler angeht. Im Winter wurden mit Sidney Friede, Alexander Esswein, Muhammed Kiprit und Maximilian Pronichev gleich vier Berliner Kicker für ein halbes Jahr abgegeben. Die Tür für diese neue Transferpolitik wird Nils Körber aufgrund seines derzeitigen Erfolgs mit geöffnet haben.

Der 22-Jährige wurde im zurückliegenden Sommer zum VfL Osnabrück verliehen. Versuch Nummer zwei, denn zuvor war das Berliner Eigengewächs bereits für ein Gastspiel bei Preußen Münster, fand dort nach einer Verletzung aber keinen Anschluss mehr, sodass die Leihe als wenig erfolgreich gewertet wurde. In Osnabrück sollte es gänzlich anders laufen, denn Körber wurde auf Anhieb Stammkeeper der Niedersachsen und einer Hauptfaktoren für deren derzeitigen Höhenflug.

Foto: Thomas F. Starke/Bongarts/Getty Images

Der VfL belegt mit 61 Punkten nach 30 Spielen den ersten Tabellenplatz der dritten Liga, der erste Zweitligaufstieg seit 2010 ist zum Greifen nahe. Osnabrück dominiert die Liga regelrecht, stand an 22 von 30 Spieltagen an der Tabellenspitze und stellt mit gerade einmal 21 Gegentoren die ligaweit beste Defensive. Maßgeblichen Anteil daran hat Leihgabe Körber, der eine atemberaubende Saison spielt. Der kicker bemisst seine Durchschnittsnote mit 2,46 – niemand in der Liga schneidet bislang besser ab. In 29 Einsätzen hat Körber 14 Mal, also statistisch in jedem zweiten Spiel, zu Null gespielt, weshalb er auch immer öfter auf dem Radar des DFB auftaucht und für die U21-Nationalmannschaft nominiert wurde. Es ist also legitim zu sagen, dass Körber seine Leihe vollends ausnutzt und sich im Profibereich etabliert. Er gehört zu den absoluten Leistungsträgern seines Vereins, wird von den Osnabrücker Fans sehr geschätzt und wirkt mit seinen erst 22 Jahren schon äußerst reif.

Diese Entwicklung bleibt nicht unbemerkt, denn laut dem kicker hat Körber das Interesse eines deutschen Zweitligisten und dem niederländischen Erstligisten VVV-Venlo geweckt. Hertha soll gewillt sein, seinen 2020 auslaufenden Vertrag zu verlängern und ihn dann erneut zu verleihen. Fraglich ist nur wohin und das hängt sicherlich mit der Endplatzierung Osnabrücks ab. Sollte der VfL aufsteigen, könnte Körber in einem bereits bekannten Umfeld eine Etage höher spielen und wichtige Erfahrungen sammeln. Die niederländische Eredevisie stellt allerdings auch eine spannende Option dar, denn gegen Ajax Amsterdam oder PSV Eindhoven zu spielen, wäre eine interessante Herausforderung. Es scheint zumindest festzustehen, dass Körber auch die kommende Saison außerhalb Berlins verbringen wird, um sich durch regelmäßige Einsatzzeiten weiterzuentwickeln. Stück für Stück wird das Eigengewächs darauf vorbereitet, eine ernsthafte Alternative für Herthas Bundesliga-Mannschaft zu werden.

Dennis Smarsch – ein weiteres Lehrjahr steht an

Mit seinen 1,95 und geschätzten 90 Kilo ist Dennis Smarsch mit seinen gerade einmal 20 Jahren bereits eine sehr imposante Erscheinung. Dabei unterschrieb das Eigengewächs erst im vergangenen Sommer seinen ersten Profi-Vertrag. “Dennis hat sich in den vergangenen Jahren stets entwickelt und in unseren Nachwuchsteams als großer Rückhalt überzeugt. Auch im Training der Profis zeigt er sein großes Talent, das wir ­weiter fördern wollen”, erklärte Michael Preetz damals.

Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images

Vorschusslorbeeren konnte Smarsch in der vergangenen A-Bundesliga-Saison sammeln, als er mit seiner Mannschaft die deutsche Meisterschaft nach Berlin holte. Arne Maier, Muhammed Kiprit, Dennis Jastrzembski, Palko Dardai, Florian Baak, Julias Kade – die Liste an Spielern, die es aus diesem Team bis in die Bundesliga geschafft haben, ist lang und soll irgendwann durch Smarsch erweitert werden. Das Torhüter-Talent hat großen Anteil an der ersten A-Jugend-Meisterschaft Herthas, er überzeugte sowohl mit seinem Torwartspiel, als auch durch seine Führungsqualitäten. Bereits mit jungen Jahren strahlt Smarsch eine große Sicherheit aus, die sich auf seiner Vordermänner überträgt. Auch bei dem A-Jugend-Hallenturnier in Sindelfingen, welches Hertha ebenfalls gewinnen und konnte und bei dem Herthas BASE vor Ort war, war der gebürtige Berliner eine der prägenden Figuren. Trotz seiner Statur zeigte Smarsch auf dem Kleinfeld, über welch starke Reflexe er verfügt und so war er wohl der stärkste Keeper dieses Turniers.

All diese Leistungen blieben offensichtlich nicht unbeobachtet und so darf Smarsch in der laufenden Spielzeit erste Erfahrungen im Männerbereich sammeln. Das durchgängige Mittrainieren im Profi-Torwart-Aufgebot Herthas und die regelmäßigen U23-Einsätze in der Regionalliga (Smarsch darf in rund der Hälfte der Partien von Anfang an spielen) gewöhnen den 20-Jährigen an den Männerbereich, dazu kommen zwei Nominierungen für die Bundesliga-Mannschaft. Es gibt keinerlei Medienberichte, die nahelegen, dass Hertha plant, Smarsch in der kommenden Saison zu verleihen und wie der weitere Verlauf dieses Artikels aufzeigen wird, scheint der Keeper in der kommenden Spielzeit die feste Berliner Nummer drei und in der U23 der Stammtorhüter zu werden – kleine aber bedächtige Schritte für den Hünen.

Luis Klatte – Profi-Vertrag in Aussicht?

Herthas Kader verfügt aktuell über sechs Torhüter mit Profi-Verträgen, drei davon wurden in der eigenen Jugendakademie ausgebildet. Auch hier zeigt sich, über welches Talent der Hauptstadtverein in seinen eigenen Reihen verfügt und wie gezielt er eben jenes weiterentwickelt und zu Bundesliga-Material formt. Der nächste Name, der in diese Riege stoßen könnte, ist Luis Klatte.

Foto: Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images

Vielen vielleicht noch kein Begriff, konnte der 19-Jährige, der seit 2012 für Hertha spielt, in den letzten Wochen im Rahmen der UEFA Youth League auf sich aufmerksam machen. Besonders bei der 0:3-Niederlage im Rückspiel gegen Titelverteidiger Barcelona zeigte der gebürtige Berliner eine grandiose Leistung, für die er anschließend Lob von Michael Preetz erhielt. In der laufenden Saison hat Klatte den zur U23 beförderten Smarsch als Stammtorhüter der Herthaner A-Jugend-Mannschaft beerbt, nachdem er in vergangenen Spielzeit noch als Ersatzkeeper acht Liga-Spiele bestritt. Nun führt kein Weg mehr an Klatte vorbei, der mittlerweile sogar internationale Erfahrung sammeln durfte.

Es ist aufgrund der guten Leistungen des U-Nationalspielers davon auszugehen, dass Hertha ihm für die kommende Saison einen Profi-Vertrag und die Rolle der Nummer zwei mit ersten Einsätzen in der U23 anbieten wird. Ob das Eigengewächs diesen Weg einschlagen wird oder qua der internen Konkurrenz keine attraktive Perspektive bei Hertha sieht, bleibt abzuwarten. Dass die “alte Dame” ihn aber gerne halten und somit den wahrscheinlichen Abgang von zwei Keepern auffangen will, scheint wohl sicher.

Zwei wohl sichere Abgänge

Die Länge dieses Artikels macht bereits das Dilemma offensichtlich, dass Hertha über wohl zu viele Torhüter verfügt und sich im kommenden Sommer auf dieser Position verändern muss. Zwei leidtragende werden Jonathan Klinsmann und Marius Gersbeck sein.

Jonathan Klinsmann – eine gute Ausbildung, aber keine Übernahme

“Er ist bei Hertha in die Lehre gegangen und hat in den letzten 20 Monaten sein Handwerk gelernt. Jetzt steht er vorm Gesellenbrief”, resümierte Jonathans Vater Jürgen Klinsmann die zwei Jahre seines Sohnes in Berlin. Und auch wenn Hertha ein Ausbildungsbetrieb ist, der nach Möglichkeit all seine Lehrlinge übernehmen wollen würde, stehen die Zeichen bei dem 21-Jährigen auf Abschied.

Foto: TOBIAS SCHWARZ/AFP/Getty Images

2017 wechselte Klinsmann von der UC Berkeley an die Spree, erstmals weit weg von zu Hause und der Familie. Nicht überraschend brauchte der Torhüter mit berühmten Nachnamen einige Monate der Eingewöhnungszeit, in denen er sich an die Ansprüche einer deutschen Profi-Mannschaften und die Stadt Berlin anpassen musste. In dieser Zeit rief der US-Nachwuchsnationalspieler nur unregelmäßig sein volles Potenzial ab, was ihm vor einem Jahr größere Kritik seitens Torwarttrainer Zsolz Petry einbrachte. Es waren harte Worte, die der Ungar damals gewählt hatte und auch die Art der öffentlichen Kritik war diskutabel, doch letztlich sollte Petrys Ansage etwas in Klinsmann ausgelöst haben. Der 21-Jährige tritt seitdem deutlich selbstbewusster auf, zeigt mehr Willen, sich im harten Profi-Geschäft durchsetzen zu wollen. “Zsolt Petry hat einen gigantischen Job gemacht. Ich muss auch Jonathan ein riesen Kompliment machen. Er ist hier zum Mann geworden, hat Deutsch gelernt und fährt durch die Stadt, als sei er hier aufgewachsen”, lobte Vater Jürgen die Entwicklung seines Sohnes in der Berliner Zeitung.

Durchsetzen wird sich Jonathan Klinsmann bei Hertha dennoch nicht. Wie der kicker berichtet, planen die Vereinsverantwortlichen nicht über den Sommer hinaus mit ihm, denn die Rolle der Nummer zwei ist vergeben und eine Leihe steht nicht im Raum. “Jetzt liegt es am Klub, zu sagen: Wir ziehen ihn hoch als Nummer zwei – oder er geht auf Wanderschaft”, blickte Vater Jürgen voraus. Da Kraft Medienberichten zufolge ein weiteres Jahr bleiben wird, wird Klinsmann wohl die Wanderschuhe auspacken müssen – das Experiment zwischen ihm und Hertha scheint im Sommer zu enden und so bleibt es bei einem Profi-Einsatz für die Blau-Weißen in der Europa League gegen Östersund (1:1), in dem er einen Elfmeter halten konnte. “Das Spiel war eine Erleuchtung für ihn. Er hat gemerkt, dass er mithalten kann.” In drei Monaten wird Klinsmann mit dem Gesellenbrief in der Hand Berlin verlassen. Wo er seine Meisterprüfung absolvieren wird, ist unklar, doch laut Papa Jürgen wird Jonathan in Europa bleiben.

Marius Gersbeck – eine Verletzung bremste den Publikumsliebling aus

Auf unterschiedlichstem Wege sind Jonathan Klinsmann und Marius Gersbeck zu Hertha BSC gekommen, doch eine Bilanz werden sich die beiden Keeper im Sommer wohl teilen: nach nur einem Einsatz für die Berliner Profi-Mannschaft folgt der Abschied.

Foto: Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images

Dabei schien der Weg von Gersbeck schon vorprogrammiert: ein überraschendes Highlight-Spiel gegen Borussia Dortmund (2:1) im Jahr 2013, das ihn als gebürtigen Berliner und originalen Ostkurvengänger bei den blau-weißen Fans gefühlt schon unsterblich machte, daraufhin zwei Leihen, die ihn auf die Bundesliga vorbereiten sollten und dann der offene Kampf um die Nummer eins – es sollte anders kommen. Nachdem sich das Eigengewächs durch seine starke Leistung als Bundesliga-Debütant gegen den BVB als Nachwuchshoffnung etabliert hatte, lieh ihn Hertha zweimal in die dritte Liga aus – zunächst nach Chemnitz (nur fünf Einsätze), dann für zwei Jahre zum VfL Osnabrück, bei dem er durch 74 Pflichtspiele an Erfahrung dazugewonnen hatte. Der nächste Schritt sollte eine Leihe zu einem deutschen Zweitligisten oder in eine mittelstarke europäische Liga sein, doch Gersbeck riss sich im April 2018 das Kreuzband und sollte für elf Monate ausfallen. Am vergangenen Donnerstag gab der 23-Jährige im Testspiel gegen Holstein Kiel (1:3) sein Comeback und überzeugte auf Anhieb mit starken Szenen. “Es macht wieder Spaß. Das ist das, worauf ich hingearbeitet habe”, sagte er nach dem Spiel.

Nun hofft Gersbeck auf ein paar Einsätze bei Herthas U23, um wieder Matchpraxis zu sammeln und in den Rhythmus zu kommen. Sein Vertrag wurde im Juni vergangenen Jahres bis 2020 verlängert, da die Verantwortlichen ihn nach seiner schweren Verletzung nicht fallen lassen wollten. Trotz seines noch laufenden Kontrakts werden sich die Wege im Sommer nach 15 gemeinsamen Jahren wohl trennen. Gersbeck wird im Sommer 24 Jahre alt, somit nicht mehr als Talent gelten und auf allen relevanten Positionen in Herthas Torwart-Hierarchie haben sich andere Namen etabliert. Laut dem kicker ist sein Abgang bereits sicher.

Fazit – Herthas Plan bis 2021 und darüber hinaus

Schenkt man den Informationen des kicker Glauben und schätzt den Rest persönlich ein, so ergibt sich bei Hertha für die kommende Saison und folgenden Jahre eine recht klare Struktur auf der Torhüter-Position.

Grundlage für Herthas Zukunftsplan für seine Keeper ist, dass Rune Jarstein bis zu seinem Vertragsende im Sommer 2021 der Stammtorhüter bleiben wird. Der Norweger wird dann 37 Jahre alt und bis dahin noch zwei Saisons für Hertha zwischen den Pfosten gestanden haben. Was folgt, wäre eine sehr saubere Trennung nach siebeneinhalb Jahren und wohl über 200 Pflichteinsätzen für die “alte Dame”.

Ebenso geklärt scheint die Zukunft von Thomas Kraft, der noch ein weiteres Jahr Herthas Nummer zwei sein wird und dann das Feld für einen jüngeren Keeper räumt, der Jarstein in seinem letzten Jahr für Hertha herausfordern soll. Um diese Rolle werden voraussichtlich Nils Körber und Dennis Smarsch konkurrieren, die noch zwei Jahre Zeit haben, sich ohne Druck weiterzuentwickeln. Ziel scheint zu sein, Jarstein in der Saison 2020/21 ein aufstrebendes Eigengewächs an die Seite zu stellen, dass Ansprüche auf die Stammelf hat und als Nummer zwei dazulernen kann. Wie offen der Kampf um die Nummer eins sein wird, lässt sich heute noch nicht abschätzen.

Für die kommende Saison gilt: Nummer eins – Rune Jarstein, Nummer zwei – Thomas Kraft, Nummer drei und U23-Stammtorhüter – Dennis Smarsch, Nummer vier und damit U23-Ersatztorhüter – Luis Klatte, Leihspieler in einer höheren Liga – Nils Körber, Abgänge – Jonathan Klinsmann und Marius Gersbeck.

Wenn ich so schreiben würde, wie Hertha spielt

Wenn ich so schreiben würde, wie Hertha spielt

Seid ihr bereit für einen richtig geilen Artikel? Lest auf jeden Fall bis zum Ende! Es wird spannend Freunde! Die Vorfreude ist bei euch jetzt sicherlich mindestens so groß wie bei mir, oder? Das wird ein richtig guter Text, das habe ich im Gefühl. Meine Verfassung ist ordentlich, ich war echt lange nicht krank, mein Kreativitätslevel ist mindestens auf Grujic-Niveau, mein Potenzial zwar insgesamt nicht titelreif, aber es reicht doch, um im Blog-Business eine ordentliche Rolle zu spielen. Gut, manchmal kommt es stark auf die Tagesform an, aber bei wem ist das nicht so?

Selke doch schon wieder da?

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Fangen wir also an. Es soll hier natürlich um Hertha gehen. Klar, da könnte man mal über die nicht mehr ganz so sattelfeste Defensive schreiben oder über das manchmal eher auf Zufall ausgelegte Mittelfeldspiel. Oder über den Angriff, der nach der Verletzung von Davie Selke sehr schwer auf den Schultern von Opa Ibisevic lastet? Wobei ich neulich etwas verwirrt war, als ich las, dass Selke nach dem Dortmund-Spiel vielleicht schon wieder zurück ist. Ich dachte, der fällt viel länger aus. Ja, das sind so die Themen. Vielleicht geh ich da nochmal näher drauf ein. Wenn’s gleich passt vielleicht.

Aber erstmal interessiert mich, ob Ondrej Duda eigentlich mit der Rolex zufrieden ist, die er von Salomon Kalou geschenkt bekommen hat? Weiß man da was? Und wie lange will Kalou eigentlich noch spielen? Von mir aus lange, so ist es nicht. Schade, dass Fabian Lustenberger aufhört. Und irgendwie auch nicht. Ich kann mich noch nicht entscheiden. Ist Florian Baak dann sein Nachfolger? Das sind so die Fragen. Wobei, es gibt noch mehr, aber wir haben ja nicht ewig Zeit.

Hälfte ist schon rum

Was mich allerdings wirklich mal interessieren würde: Wann macht endlich mal einer eine Home-Story mit den Dardais? Ich will endlich Pals Ehefrau kennenlernen! “BILD sprach mit Frau Dardai!” Sorry, ich schweife ab. Wir reden hier schließlich übers Sportliche. Sollte ich zumindest. Dafür schreibe ich diese Zeilen, dafür ist die Kolumne gedacht. Aber die Hälfte des Textes ist gleich schon rum und wenn ich ganz ehrlich zu uns bin, dann ist bis hierhin noch nicht eine substanzielle Zeile erschienen. Sad!

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Aber gut, abhaken, die zweite des Hälfte des Textes wird jetzt besser, weil die erste, sind wir nochmal ehrlich, war gar nichts. Obwohl ich natürlich wusste, dass ich sie schreiben muss, hab ich sie so ein bisschen verschlafen. Egal, ich bin nun wach. Jetzt gilts. Und los:

Macht ihr euch manchmal Gedanken darüber, was passiert, wenn Vedad Ibisevic aufhört? Diese Frage treibt mich schon seit längerem um, denn obwohl Davie Selke gezeigt hat, dass er den Bosnier für ein paar Wochen oder sogar Monate ersetzen kann, hat er noch nicht beweisen können, dass er das auch mal über ein Jahr schaffen kann. Selke ist eine Maschine, wenn er fit ist. Aber wer garantiert, dass er das mal länger als sechs Monate ist? Und kann er die Torquote von Ibisevic erreichen? Ist er kaltschnäuzig genug? Und was, wenn nicht?

Angst ist historisch gewachsen

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Meine Angst, dass Hertha plötzlich ohne echten Knipser dastehen könnte, ist historisch gewachsen. Mit Michael Preetz stieg Hertha auf, danach traf jahrelang Marcelinho nach Belieben, dann Pantelic und später sogar zusätzlich Voronin, doch als diese Weltklasse-Leute nicht mehr da waren und die Last des Toreschießens auf einem gewissen Adrian Ramos lag, da ging es so unfassbar bergab, dass ich eine Korrelation erfühle, die die Wahrscheinlichkeit abzusteigen mit dem Vorhandensein eines echten Torjägers verbindet.

Hat Nürnberg dieses Jahr einen bundesligareifen Torjäger? Wie sieht es in Hannover aus? Und warum ist der 1. FC Köln vergangene Saison abgestiegen? Wieso der HSV? Die Antwort auf diese Frage ist natürlich nicht nur in einem fehlenden Knipser zu finden. Andererseits: Wirklich nicht? Ich hoffe sehr, dass Michael Preetz diese neuralgische Position in der Kaderplanung bewusst ist und bereits mögliche Alternativen parat hat, die besser sind, als die dritte Verpflichtung von Artur Wichniarek (guter Typ übrigens).

Wer wird Ibisevic-Nachfolger?

So, guter Zwischenteil. Aber jetzt wäre es Zeit für eine noch bessere Schlusspointe. Der Ibisevic-Teil hat hoffentlich zum Nachdenken angeregt. Aber die Leute sollen ja mit einem guten Gefühl aus dem Text herausgehen. Andererseits: Reicht auch, oder? Man muss ja nicht immer gleich alles rausholen. Manchmal reichen auch Ansätze. Vielleicht ist das mit diesem Text auch so. Die Leute sind sicher schon zufrieden. Da ist ja auch die Sache mit der Fallhöhe.

Oder soll ich jetzt doch noch raushauen, wer der neue Ibisevic wird? Ich habe da ein ziemlich spannendes Gerücht gehört. Die Quelle hatte bei den letzten drei Hertha-Transfers recht. Also eigentlich könnte ich das hier problemlos schreiben. Wir sind ja unter uns!

Andererseits – nee, ich lass es. Ihr kommt auch so klar. Beim nächsten Mal vielleicht. Oder eventuell auch nicht.

[Eine Kolumne von Daniel Otto]