Wir besprechen das Spiel gegen den SC Freiburg und ziehen ein weiteres Zwischenfazit der Arbeit von Fredi Bobic. Wir versuchen die Frage zu beantworten: Was kann Hertha BSC jetzt noch tun, um einen Impuls zu setzen, bzw. Ein Momentum zu kreieren?
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Der Februar 2022 war ein weiterer ernüchternder und siegloser Monat aus Hertha-Sicht. Ein Monat, in dem die Schwächen des Kaders einmal mehr gnadenlos offensichtlich wurden. Immerhin einer konnte den Februar dennoch nutzen, um sich sportlich nachhaltig zu empfehlen: Linus Gechter ist Hertha BASE-Herthaner des Monats.
Ein Monat der Premieren für Gechter
Es war ein Monat der Premieren für den am 27. Februar 18 Jahre alt gewordenen Gechter. Nicht alle waren schön, doch als Mensch und Sportler werden ihn alle weiterbringen. Da wäre zum Beispiel sein erster verursachter Foulelfmeter in der Fußball-Bundesliga, im Spiel gegen den SC Freiburg. Für einen Verteidiger immer eine bittere Erfahrung, das Gefühl zu haben, an einem Gegentor durch ein Foul- oder Handspiel Schuld zu sein. Zur Wahrheit bei Gechters erstem verursachten Strafstoß gehört aber auch, dass der Pfiff sich als Fehlentscheidung herausstellte.
Eine bedeutend schönere Premiere feierte er da zwei Wochen vorher, mit seinem ersten Bundesliga-Tor gegen Greuter Fürth. Bei vielen Teams ist es Brauch, dass junge Spieler nach ihrem ersten Tor ein Mannschaftsessen ausgeben oder zumindest einen Kasten Bier in die Kabine stellen.
Doch für den Umstand, dass Gechter sein erstes Bundesliga-Tor mit gerade einmal 17 Jahren nicht in aller Euphorie und mit den mitgereisten Fans feiern konnte, sondern den Ball aus dem Tor holte um schnell weiter zu spielen, muss ihm eigentlich jeder einzelne Mitspieler ein Abendessen spendieren. War es schließlich Gechter, der Hertha mit zwei auf der Linie geklärten Bällen überhaupt erst im Spiel hielt. Am Ende sollte allerdings auch sein Tor nichts mehr an der Niederlage ändern.
“Mit 17 ins kalte Wasser geworfen und gut abgeliefert”
Drei seiner vier Startelfeinsätze im deutschen Oberhaus hatte Gechter im Februar, die Tendenz zeigt für ihn in die richtige Richtung. Dass mit Marton Dardai, Dedryck Boyata, Marc Oliver Kempf und Niklas Stark reihenweise Innenverteidiger ausfielen, begünstigte seine Einsätze zwar. Er erwies sich trotz seines jungen Alters jedoch als absolut würdiger Vertreter.
Auch von den Fans gibt es dafür Wertschätzung. „Für sein Alter sehr abgeklärt in seinen Aktionen und geht im richtigen Moment auch mal mit Ball am Fuß in die gegnerische Hälfte, wenn der Aufbau von hinten nicht geht“, lobt Twitter-User @a_sucrow. Für @nikkristoffer war beeindruckend, dass Gechter dem Druck standhielt, als er durchspielen musste, schon allein, weil Tayfun Korkut keine Alternative zur Verfügung hatte: „Gechter hat keine Chance bekommen und wäre bei schlechten Leistungen wieder raus gewesen, sondern musste praktisch spielen und sich der Situation annehmen.“ – „Mit 17 ins kalte Wasser geworfen und hat gut abgeliefert“, fasst es @mr_taylor83 zusammen.
Gechter erstmal wieder in der zweiten Reihe?
„Er ist motiviert, gibt extrem viel und hat trotz seines Alters eine echt gute Ballbehandlung und Übersicht“, sagt @HAUherthabsc zum Spiel Gechters. Auch Führungsqualitäten lässt er im jungen Alter durchblicken, wie @princeofbel_in findet: „Er war direkt da, als er in die Startelf geworfen werden musste, springt für unsere beiden Kapitäne ein und man wird das Gefühl nicht los, dass er mit 18 bessere Führungsqualitäten als unsere anderen Innenverteidiger hat. Macht er weiter so, ist er bald unverzichtbar.“ @BscJessy wirft außerdem neben Gechter den Namen Marcel Lotka ins Rennen, der als nomineller fünfter Torwart gegen den SC Freiburg spielte: „Für ihr Alter haben sie einen super Einstand gehabt. Das macht Lust auf mehr.“
Trotz der zuletzt ansprechenden Leistungen wird sich Gechter in den kommenden Woche sicherlich auch wieder auf der Bank wiederfinden. Die weiteren Innenverteidiger kommen von Sperren, Verletzungen und Corona-Erkrankungen zurück und nicht selten setzen Trainer im Kampf gegen den Abstieg primär auf Erfahrung. Doch Gechter hat sich als Alternative empfohlen und gezeigt, dass er bereit für die Bundesliga ist.
Zu aller erst: Wir befinden uns in Zeiten, in denen es schwer ist, sich auf die schönen Dinge im Leben zu konzentrieren. Es fühlt sich nicht richtig an, Fußball zu schauen und die Spiele zu analysieren, während ein paar hundert Kilometer entfernt ein Krieg in Europa wütet, der Menschenleben kostet. Ich denke ich kann für die gesamte Redaktion sagen, dass wir uns mit der Ukraine und den dort lebenden Menschen solidarisch zeigen. Und auch wenn es schwerfällt, wollen wir alle versuchen unser Leben normal zu gestalten und uns wie euch die Freude machen, weiter Texte zu schreiben.
Das Spiel gegen den SC Freiburg stand ganz im Zeichen des Krieges in der Ukraine. Vor dem Spiel gab es, wie in jedem Bundesligastadion, eine Minute, in der an den Schrecken und den Menschen in Osteuropa gedacht wurde.
Hertha: Vieles neu und dann doch das Alte
Sportlich scheint die Talfahrt für die Hertha kein Ende zu nehmen. Auch im Breisgau konnte sich die Mannschaft nicht aus der schweren Krise befreien und verlor letztendlich verdient mit 0:3. Wie schon gegen Leipzig schickte Trainer Tayfun Korkut seine Mannschaft im 4-3-3 aufs Feld. Aufgrund der roten Karte für Marc Oliver Kempf gegen Leipzig war er wieder einmal gezwungen die Innenverteidigung umzustellen. Und um es vorweg zu nehmen, möglicherweise muss er nach der verletzungsbedingten Auswechslung von Linus Gechter auch im nächsten Spiel auf eine neue Innenverteidigung bauen. Kapitän Dedryck Boyata startete neben dem Youngster. Außerdem begann Suat Serdar an Stelle von Santiago Ascacibar, der sich 90 Minuten lang mit der Bank zufriedenstellen musste.
Während Hertha wieder einmal nur schleppend in die Gänge kam, viel Energie für normalerweise einfachste Schritte aufbringen musste und auch vom Trainer und den Jokern keinerlei nennenswerten Aufschwung erlangen konnte, musst man sich auch mit kritischen Schiedsrichterentscheidungen auseinandersetzen. Das Spiel war zwölf Minuten alt, als Linus Gechter anscheinend Rolland Sallai zu Fall brachte, entscheidend aufklären konnte man die Situation nicht. Die Entscheidung des Schiris war Elfmeter. Lange war das Spiel offen, doch selbst eine durchschnittliche Freiburger Mannschaft war am Ende der relativ deutliche Sieger, gegen eine einfach qualitativ schwache Berliner Mannschaft.
Aber sei es drum. Wir schauen heute auf ein trotz drei Gegentoren gelungenes Debüt, auf eine überraschend gute Leistung, wer anscheinend zu viel mit Starallüren beschäftigt ist und wie sich die Winter-Neuzugänge im Team einfügen konnten. Und ab wann darf man eigentlich die Trainerfrage stellen?
Marcel Lotka: Die gesuchte Nummer eins für Hertha?
Der 5. Torhüter in der Hierarchie im Verein ist 20 Jahre alt und spielt sonst in der 2. Mannschaft von Hertha BSC. Wie in der gesamten Mannschaft ist die Torhüter-Situation extrem prekär. Doch möglicherweise war diese Notsituation ein zukünftiges Glück für Hertha. Nachdem Alexander Schwolow sich mit Corona abgemeldet hatte und Rune Jarstein sowieso seit Monaten nicht einsatzfähig ist und seit letzter Woche auch Oliver Christensen mit muskulären Problemen ausfällt, sollte nun eigentlich die Zeit von Eigengewächs Nils-Jonathan Körber schlagen. Doch es scheint so, als würde er weiter auf sein Bundesliga-Debüt warten müssen, denn auch für dieses Spiel wurde er nicht rechtzeitig fit und musste wieder einmal nur auf der Bank sitzen.
Also stand recht überraschend mit Marcel Lotka ein noch jüngerer Mann zwischen den Pfosten und wurde praktisch ins kalte Wasser geworfen. Und er machte es gut. Sogar sehr gut. Auch wenn er drei Tore kassierte, an denen er herzlich wenig ausrichten konnte, wurde er zu zwei Weltklasse-Paraden gezwungen. Den Freistoß von Vincenzo Grifo in der 6. Minute lenkte er mit den Fingerspitzen über die Latte, in der 34. Minute parierte er spektakulär nach einem wuchtigen Abschluss von Maximilian Eggestein. Zusätzlich kam er auf 77 Prozent Passquote, konnte viele Bälle verteilen und hatte eine starke Ausstrahlung. Er pushte seine Mitspieler, kommandierte, motivierte, war emotional. In der 49. Minute unterlief ihm ein Fehlpass, bei einem Ausflug aus dem Strafraum raus, der glücklicherweise unbestraft blieb. Es war sein größter Fehler im Spiel.
Möglicherweise haben wir Herthaner hier einen Torhüterwechsel auf längere Zeit mit ansehen können. Verdient hätte es sich Lotka allemal, wo doch Schwolow seit Wochen im Formtief steckt.
Lucas Tousart: Einer der wenigen Ausreißer nach oben
Der Franzose hatte gegen die Freiburger tatsächlich einen guten Tag. Ein Ausreißer, den man nur selten von ihm bekommt. Zu oft wurde er positionsfremd eingesetzt oder konnte dem Team nicht die gewünschte Stabilität geben. Und auch wenn er ein gutes Spiel zeigte, befinden wir uns immernoch auf einem recht mäßigen Niveau.
Aber er bemühte sich. Mit zwei Torschüssen und einer Torschussvorlage konnte er sich zum Teil ins Offensivspiel einbinden, verteilte dazu 44 Bälle, von denen immerhin 84 Prozent den Mitspieler fanden. Mit acht langen Bällen versuchte er von hinten Druck aufzubauen, sieben davon kamen an. Und auch hinten konnte er ein ums andere Mal aushelfen, klärte vier Situationen und fing dreimal den Ball von seinen Gegenspielern ab.
Seine Passsicherheit verhalf dem Team lange zu Stabilität und Sicherheit, doch auch er konnte in den Schlussminuten nur noch wenig Gegenwehr leisten, als die Mannschaft aufmachte und das 0:2 und 0:3 kassierte. Kann Tousart an diese Leistung anknüpfen und sie konstant aufs Feld bringen, wäre er die gewünschte Zentrale des Teams.
Stevan Jovetic: Zu wenig Jovetic, zu viel Cunha
Es ist frustrierend. Stevan Jovetic ist der wohl beste Spieler des Teams und immer für einen genialen Moment gut, noch dazu Herthas bester Torschütze der Saison mit sechs Bundesligatreffern. Gegen Freiburg erarbeitete er sich vier Torschüsse, bereitete drei Torschüsse zusätzlich vor. Insbesondere sein traumhafter Pass auf Peter Pekarik in der 38. Minute zeigte wieder einmal seine Genialität, Übersicht und Technik am Ball. Der Rechtverteidiger scheiterte am herausstürmenden Keeper Mark Flekken. Ein Tor hätte der Mannschaft zu dem Zeitpunkt sicherlich gutgetan.
Doch Jovetics Genialität hat auch ihre Kehrseiten. Der Montenegriner wirkt seit Wochen schwer frustriert, lamentiert, diskutiert, wirkt zu oft demotiviert und nicht wie ein Teil des Teams. In der 24. Minute sah er schon von Schiri Jablonski die gelbe Karte, wollte die Entscheidung nicht wahrhaben, diskutierte und stand oft nahe einer weiteren Karte, die einen Platzverweis bedeutet hätte.
In der 80. Minute verlor er in der eigenen Hälfte nach einem schwachen Zweikampfverhalten den Ball, ermöglichte den Freiburgern so eine riesige Torchance. Er selbst setzte nicht nach, sondern blieb bis Ende der Aktion einfach frustriert auf dem Rasen sitzen.
Seine Verhalten hat viel von dem, was in der letzten Saison über weite Strecken das Dilemma mit Matheus Cunha war, der ebenfalls der Star der Mannschaft war. Mental schien der dem Abstiegskampf nicht gewachsen, die Mannschaft war nur leider zu abhängig von seinem spielerischen Talent. Ähnlich wie aktuell mit Jovetic.
Fredrik-André Björkan und Donjun Lee: Noch kein Bundesliganiveau
Die beiden Winter-Neuzugänge sind sicherlich interessante Spieler und haben Talent. Doch sie sind, so muss man nach einigen Wochen feststellen, keine direkte Hilfe. Sie haben das Potential mit viel Training und Integration zur nächsten Saison eine wichtige Rolle im Team einzunehmen, doch aktuell fehlen die Spieler, die sie ersetzen sollen, extrem.
Björkan spielte über die gesamte Spielzeit als Linksverteidiger. Stammkraft Maxi Mittelstädt stand nach überstandener Corona-Infektion wieder im Kader, war aber wohl noch nicht bereit für einen Einsatz. Björkan versuchte seinen kompakten Körper so gut es ging einzusetzen, gewann zwei Tacklings, klärte zwei Aktionen der Freiburger und hatte mit 88 Prozent Passquote ein durchaus hohen Anteil am Aufbauspiel. Allerdings gewann er nur sechs seiner zehn Zweikämpfe, hatte sieben Ballverluste und musste drei Fouls ziehen. Er schien häufig überfordert und zeigte sowohl beim 0:2 als auch beim 0:3 ein schwaches Zweikampfverhalten.
Dong-Jun Lee wurde in der 70. Spielminute für Vladimir Darida eingewechselt. Beim Stand von 0:1 war es seine Aufgabe von den Außen für Gefahr zu sorgen. Doch seine Schnelligkeit ist zwar oftmals hoffnungsvoll und nett anzusehen, sonderlich viel Einfluss hatte er am Spiel nicht. Immerhin hatte der Südkoreaner neun Ballkontakte und lange versucht mit seinen Mitspielern das Ruder rumzureißen, doch viel ausrichten konnte er nicht. Seine beste Chance hatte er im Abseits stehend, als er aus wenigen Metern aus spitzen Winkel am Tor vorbeischoss. Er scheint noch nicht in der Bundesliga angekommen zu sein und wird sicherlich noch eine ganze Weile dafür brauchen. Aktuell scheint er nicht die erhoffte Hilfe im Abstiegskampf zu sein.
Tayfun Korkut und Fredi Bobic: Bitte in der Realität ankommen!
Man sucht nach Argumenten für die aktuelle Situation, wo man nur kann. Und man hat sie auch. Corona, Verletzungen, der Umbruch im Umbruch, sechs Trainer seit 2019. Aber zwei Punkte und 19 Gegentore aus den bisher sieben Rückrundenspielen, mit 54 Gegentoren die zweitschwächste Verteidigung der gesamten Saison und tief im Abstiegskampf steckend ist schwer besorgniserregend.
Zusätzlich kommt eine bedenkliche Entwicklung, die Trainer Tayfun Korkut und Hertha-Sportvorstand Fredi Bobic gerade nehmen. Die Versuche, die brutalen Niederlagen, wie gegen Leipzig und in Freiburg, schönzureden geht nicht nur an der Realität vorbei, als Fan fühlt man sich auch zunehmend veralbert. Wer weiß wie intern über die aktuellen Leistungen gesprochen wird, aber die Außendarstellung lässt vermuten, dass der Ernst der aktuellen Lage nicht erkannt wird.
Korkut hat kaum noch Argumente auf seiner Seite und scheint taktisch so extrem limitiert zu sein, dass er nicht einmal in der Lage ist, seine Antritts-Aussage – die Taktik nach Stärken der Spieler auszurichten – zu bestätigen. Der Trainerwechsel von Dardai zu Korkut ist im großen Stil gescheitert. Fredi Bobic muss sich die Frage gefallen lassen, die er seit Wochen gestellt bekommt. Weshalb Tayfun Korkut? Was ist der Plan? Denn der wird bei Hertha aktuell händeringend gesucht.
So schwierig es in der aktuellen Lage ist: wir werfen den Blick auf das Spiel SC Freiburg – Hertha BSC, das am Samstagnachmittag stattfindet. Die Situation von Hertha BSC könnte man als ungebremste Talfahrt bezeichnen. Noch steht die „alte Dame“ auf einen Nichtabstiegsplatz. Damit es so bleibt, muss die personal-geschwächte Mannschaft von Tayfun Korkut diese Abwärtsspirale stoppen und gegen den SC Freiburg punkten, bestenfalls dreifach.
Der Glaube daran ist auch unter Hertha-Fans nicht sonderlich groß. Doch wie wird die Partie am Samstag verlaufen? Hierzu haben wir wieder drei Thesen vorbereitet.
Serdars Rückkehr belebt Herthas Offensivspiel
Wer auf „Transfermarkt.de“ Herthas Kaderseite aufruft und einen Blick auf die Defensivabteilung wirft (Torhüter und Verteidiger), kann ein interessantes Phänomen beobachten. Es gibt mehr Spieler, die verletzt und gesperrt sind, als Spieler, die tatsächlich spielen könnten. Immerhin sieht es im Mittelfeld und in der Offensive etwas besser aus. Ein Spieler, der am Samstag wieder zur Verfügung steht, ist Suat Serdar.
Die Rückkehr des 24-Jährigen wird Herthas Offensive gut tun. Kaum ein Spieler im Kader hat das Potenzial, die Offensive aus dem Mittelfeld heraus zu beleben, wie Serdar. Am Samstag, in einer äußerst bedrohlichen Lage, wird er einer der Lichtblicke bei den Blau-Weißen sein. Seine zwei Bundesliga Tore diese Saison hat er bisher auswärts erzielt: ein Doppelpack in Bochum. Es wäre genau der richtige Zeitpunkt, das Kunststück zu wiederholen.
Am Keeper wird es in Freiburg nicht liegen
Der Ausfall von Alexander Schwolow aufgrund einer Corona-Infektion war der nächste Schlag in die Magengrube der Hertha-Fans. Dabei war gerade Schwolow nicht der gewünschte Rückhalt in dieser Saison und auch in den letzten Spielen selten überzeugend.
Da allerdings sowohl Rune Jarstein als auch Oliver Christensen im Aufbautraining sind und nicht zur Verfügung stehen, stellt sich die Frage, wie man ihn ersetzt. Marcel Lotka wird es wohl werden: der junge 20-Jährige wird sein erstes Profispiel für Hertha BSC bestreiten. Als Nummer zwei wird dann der wiedergenesene Nils Körber auf der Bank Platz nehmen.
Doch am Ende wird die Torhüter-Position das Spiel nicht entscheiden. Ob Herthas Ersatzkeeper ein starkes Spiel macht oder nicht: er bleibt weiterhin abhängig von der Leistung seiner Hintermannschaft, die ebenfalls von Ausfällen gebeutelt ist. Ob Hertha sich gegen Freiburg befreien kann, oder noch tiefer in Abstiegsnot gerät, am Keeper wird es nicht liegen.
So sehr man sich in Sachen Hertha und Fußball reinsteigern kann, so sehr die Leidenschaft für diesen Sport sowohl Herz als auch Verstand bewegen kann: die Weltlage zeigt, wie wenig Bedeutung dies am Ende hat.
So war diese Woche kaum an Fußball zu denken. Allein die Redaktion dieses Artikels erfolgte mit großem Zweifel und Sorge. Doch am Ende sind es die kleinen Sachen wie der Fußball, die uns den schweren Alltag erleichtern. Wer macht sich denn nicht lieber Sorgen über Herthas drohenden Abstieg, als über den Verlust von Menschenleben und globale Konflikte?
Wir sind betroffen und erschüttert von einem Krieg mitten in Europa. Den Menschen in der #Ukraine gilt nach dem russischen Angriff unsere Solidarität und unser Mitgefühl. (1/2) pic.twitter.com/iHhXq84etG
Wenn am Samstagabend das Spiel abgepfiffen wird, wird das Ergebnis nebensächlich sein. Auch wenn sich Hertha-Fans trotzdem über das Ergebnis hochemotional ärgern oder freuen werden.
Hertha BSC wartet weiterhin auf den ersten Sieg im Jahr 2022. Am Samstag geht es dafür im achten Versuch nach Baden-Württemberg zur Mannschaft des SC Freiburg, die diese Saison wieder einmal eindrucksvoll beweist, dass man auch mit kleinem Geld, aber guter und konstanter Arbeit, durchaus um Europa mitspielen kann. Kann Hertha an die zwischenzeitlich guten Minuten gegen Leipzig anknüpfen oder wird man auch hier mit leeren Händen nach Hause fahren?
Erneut dünne Personaldecke, Kapitän aber zurück an Bord
Zuerst die guten Nachrichten: Maxi Mittelstädt (24) und Jurgen Ekkelenkamp (21) konnten sich nach dem positiven Coronabefund in der vergangenen Woche freitesten und stehen damit im kommenden Spiel theoretisch wieder zu Verfügung. Und auch Suat Serdar (24) kehrte wieder in die Mannschaft zurück. Ob die ebenfalls mit Corona infizierten Kevin-Prince Boateng (34), Dong-jun Lee (25), Lukas Klünter (25), Marvin Plattenhardt (30) und Niklas Stark (26) die Isolation noch rechtzeitig verlassen und spielen können, ist momentan noch offen.
Zudem gab Hertha am Donnerstag bekannt, dass auch Stammtorwart Alexander Schwolow (29) positiv auf das Coronavirus getestet wurde, ein Einsatz scheidet daher definitiv aus. Kelian Nsona (19), Marton Dardai (20), Oliver Christensen (22) und Rune Jarstein (37) befinden sich nach jeweils überstandener Verletzung im Aufbautraining und werden für das Spiel am Wochenende daher auch nicht zur Verfügung stehen.
Nachdem Marc Oliver Kempf (27) aufgrund der berechtigten roten Karte gegen Leipzig für ein Spiel gesperrt ist, hat sich unser Kapitän Dedryck Boyata (31) gerade rechtzeitig für das Duell mit den Breisgauern zurückgemeldet und konnte die gesamte Trainingswoche voll absolvieren. Trainer Korkut (47) zeigte sich bezüglich eines Einsatzes von Boyata optimistisch: „Er hat sehr konzentriert trainiert, von daher ist er mit Sicherheit eine Option. Er ist ein sehr erfahrener Spieler, ich bin guter Dinge, dass er bereit sein wird.“ Schlussendlich wird dem Übungsleiter auch keine andere Wahl bleiben, befindet sich neben Boyata mit Linus Gechter (17) nur noch ein weiterer etatmäßiger Innenverteidiger im Spieltagskader.
Wer hütet das Hertha-Tor in Freiburg?
Wie bereits erwähnt, fällt Schwolow aufgrund seiner Coronainfektion aus. Auch die Torhüter Nummer zwei und drei stehen mit Christensen und Jarstein noch nicht zur Verfügung. Nils Körber (25) trainiert nach wochenlanger Pause erst seit wenigen Tagen wieder voll mit. Es spricht also vieles dafür, dass der zwanzigjährige Nachwuchstorhüter Marcel Lotka sein Profi- und Bundesligadebut feiern dürfte. Der Deutsch-Pole gilt als durchaus talentiert, doch Bundesliganiveau wird er mit Sicherheit noch nicht besitzen. Umso mehr wird er brennen, sich zu beweisen und ein gutes Debüt abzuliefern.
Korkut wollte sich derweil noch nicht in die Karten schauen lassen: „Wir haben natürlich Gedankengänge wie wir es machen können, aber abschließend entschieden haben wir noch nicht.“ Zuversichtlich ist er dennoch: „Für was ist die Nummer drei da, für was ist die Nummer vier da? Die machen hier nicht Urlaub. Ich kann Ihnen sagen, die sind heiß.“ Man darf also gespannt sein, wer am Samstag im Tor steht und wie sich derjenige präsentiert.
Dass sich der Gegner gut präsentieren wird, steht indes so gut wie fest. Durch eine sehr ordentliche Hinrunde stehen die Breisgauer trotz eines leichten Einbruchs in den vergangenen Wochen mit 37 Punkten auf Tabellenplatz sechs und würden sich damit Stand jetzt für die Europa League qualifizieren. Manager Fredi Bobic zeigt offen seine Anerkennung: „Die machen das wirklich hervorragend und mit einer sympathischen Art, meine Wertschätzung ist groß.“ Und er macht auch die Faktoren für die guten Leistungen des Konkurrenten treffend aus: „Die haben sich eine gute Mannschaft in den letzten Jahren zusammengebaut und es ist eine gute Kontinuität da, auch auf den Positionen der Entscheider.“
Eines der Kernmerkmale der Freiburger ist dabei vor allem die Weiterentwicklung junger Spieler, welche dann mit hohem Gewinn weiterverkauft werden können. So gehen im Südwesten der Republik sportlicher und wirtschaftlicher Erfolg Hand in Hand. Ein Szenario, welches man sich auch in Berlin bei Hertha BSC gut vorstellen kann.
Tayfun Korkut hat auch schon ausgemacht durch welche Art und Weise der kommende Gegner so gut dasteht: „Wir treffen auf eine Mannschaft, die die einfachen Dinge außerordentlich gut macht und die als Mannschaft unglaublich gut funktioniert.“
Während es die 25.000 zugelassenen Zuschauer im neuen Europa-Park Stadion des SC Freiburg so schwer wie möglich machen werden, liegt es an Korkut und seiner Mannschaft, es den Breisgauern nachzueifern, die einfachen Dinge außerordentlich gut zu machen und so endlich die ersten drei Punkte in diesem Jahr einzufahren.
Das Spiel ist am Samstag um 15:30 live auf Sky zu sehen.
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