Podcast #162 Auf eine bessere Zukunft

Podcast #162 Auf eine bessere Zukunft

Wir analysieren in dieser Folge das Debakel von Leipzig, sprechen über die Aussagen von Friedrich und Bobic in verschiedenen Interviews und geben euch wie immer einen Ausblick auf das spiel gegen Freiburg. 

WIr wünschen euch trotz allem viel Spaß und freuen uns über eure Kommentare!

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Herthaner im Fokus: Blamable Leistung in Leipzig

Herthaner im Fokus: Blamable Leistung in Leipzig

Nach zwei Siegen gegen die Aufsteiger Bochum und Fürth hat Hertha gegen RB Leipzig eine deftige 0:6-Niederlage hinnehmen müssen. Die Mannschaft war den Leipzigern in allen Belangen so sehr unterlegen, dass man sich erneut fragen muss, ob dieser Kader überhaupt bundesligatauglich ist. Auffällig schlecht waren nicht nur die Spielerleistungen – auch einige Trainerentscheidungen schwächen Herthas Performance.

Es reicht hinten und vorne nicht

Schon nach der 0:5-Niederlage gegen Bayern München musste man sich fragen, ob Herthas Kader die Belastungsproben dieser Bundesligasaison übersteht. Die beiden Siege gegen Fürth und Bochum hatten die Diskussion um die Qualität des Teams zuletzt wieder etwas beruhigt. Aber die Daten des Leipzig-Spiels zeigen, wie sehr Hertha weiterhin entfernt ist vom gehobenen Bundesliga-Niveau.

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Das Team von Pal Dardai lief rund fünf Kilometer weniger als der Gegner, spielte knapp 90 Fehlpässe (Passquote: 73 Prozent), schoss nur viermal aufs gegnerische Tor, hatte einen Ballbesitz von 39 Prozent, verlor im Schnitt sechs von zehn Zweikämpfen und lieferte rund 40 Sprints weniger ab als Leipzig. Insbesondere auf den Außenbahnen, wo sich Hertha trotz mehrerer Abgänge im Sommer nicht ausreichend verstärkt hatte, wurden die Berliner von RB Leipzig schlichtweg überrannt.

Marvin Plattenhardt – Völlig überfordert

Marvin Plattenhardt war auf seiner linken Abwehrseite mit den beiden Leipzigern Mukiele und Nkunku völlig überfordert. Der Herthaner verlor nicht nur mehrere entscheidende Sprintduelle, sondern machte auch in Kopfballduellen und sonstigen Zweikämpfen eine äußerst unglückliche Figur. Die spielklugen Leipziger entdeckten diese Schwachstelle schnell für sich und spielten ihre tiefen Bälle immer gezielt zwischen Plattenhardt und die Innenverteidigung. Schon nach dem 1:0 durch Nkunku, als der Leipziger Plattenhardt schlichtweg stehenließ, war klar, dass Hertha über die linke Seite mehr als anfällig ist.

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Foto: xSebastianxRäppold/MatthiasxKochx

Viel erschreckender als Plattenhardts Leistung ist der Mangel an Alternativen: Herthas Nachwuchshoffnung Luca Netz spielt jetzt in Gladbach, Maxi Mittelstädt zeigt ähnlich wie Plattenhardt derzeit nur schwache Leistungen und Jordan Torunarigha ist in der Innenverteidigung besser aufgehoben, derzeit aber ohnehin verletzt.

Mit Dirk Dufner hat Hertha einen neuen „Kaderplaner“ – auch Fredi Bobic ist dafür bekannt, schlagkräftige Mannschaften zusammenzustellen. Warum haben Herthas neue Mannschaftskonstrukteure diese Schwachstelle nicht erkannt?

Jurgen Ekkelenkamp – Willkommen in der Realität

Herthas Neuzugang Jurgen Ekkelenkamp ist in der berühmten Ajax-Schule fußballerisch groß geworden. Die Ajax-Nachwuchsspieler sind bekannt für ihre brillanten technischen Fähigkeiten und ihre Spielintelligenz – allerdings auch für einen sehr Ballbesitz-geprägten und dominanten Fußball. Gegen den Aufsteiger Fürth hatte Ekkelenkamp dies exzellent unter Beweis gestellt. Hertha drückte die gesamte zweite Halbzeit über – viele Angriffe liefen über den Niederländer.

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Gegen Leipzig wiederum stand Hertha dauerhaft unter Druck: Schon nach wenigen Pässen hatten sich die Leipziger den Ball wieder zurückerobert, Hertha konnte eigentlich in keiner Sequenz des Spiels so etwas wie ein eigenes Spiel entfalten. Ekkelenkamp kam mit dieser Situation nicht klar. Von einem erfahrenen „Zehner“ müsste man erwarten können, dass er dem Spiel auch in solchen Drucksituationen seinen Stempel aufdrückt. Das hat der Niederländer nicht ansatzweise geschafft, was möglicherweise auch mit der taktischen Aufstellung der Mannschaft zu tun hat – womit wir beim nächsten Thema wären …

Pal Dardai – Zweifelhafte Entscheidungen und Äußerungen

Dass Hertha gegen Leipzig nie ins Spiel kam, könnte auch an der taktischen Aufstellung gelegen haben. Die beiden spielstarken Zentral-Spieler Serdar und Ekkelenkamp mussten hinter Davie Selke mehr oder weniger über die Außenbahnen kommen. Das Zentrum besetzte Dardai hingegen mit einem formschwachen Vladimir Darida und Santiago Ascacibar – beide sind nicht gerade für ein explosives, kreatives Konterspiel bekannt. Aber genau das hätte Hertha im Zentrum gebraucht, um überhaupt eine Chance zu haben.

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Insofern ist es wenig verwunderlich, dass nicht nur Ekkelenkamp sondern auch Serdar kein Faktor im Leipzig-Spiel war. Leider ist die Aufstellung im Leipzig-Spiel nicht die erste fragwürdige Entscheidung Dardais in dieser Saison gewesen. Gegen Bochum startete überraschend Dennis Jastrzembski auf der linken Seite, musste nach einer schwachen Leistung früh ausgewechselt werden. Die beiden spielstarken Neuzugänge Myziane Maolida und Jurgen Ekkelenkamp ließ Dardai in ihren ersten Spielen auffällig lange auf der Bank schmoren und warum der quirlige und flinke Marco Richter gegen Leipzig nicht Davie Selke bevorzugt wurde, versteht auch niemand – schließlich war Richter nach seinen Einwechslungen stets ein Unruhefaktor im gegnerischen Strafraum.

Auch über Dardais Spieleinschätzungen und Äußerungen muss man sich des Öfteren wundern. Dass der Ungar öffentlich seinen Job zur Verfügung stellte, war nur ein Beispiel für Dardais teils kontraproduktives Auftreten. Als Hertha-Fan kann man Dardais „Wir müssen das akzeptieren“-Spruch nach so desolaten Leistungen nicht mehr hören. Eine knappe Niederlage nach einem umkämpften Spiel gegen die Sachsen hätte man gut akzeptieren können. Aber warum müssen der Verein und die Fans immer wieder komplette Zusammenbrüche akzeptieren? Das kann nicht der Anspruch einer Bundesliga-Mannschaft sein. Auch Dardais Einschätzung, dass Hertha gegen Leipzig gut ins Spiel gekommen sei, ist einfach nicht nachzuvollziehen.

Und dann waren da noch …

Krzysztof Piatek: Die einzige erfreuliche Meldung vom Samstag war das Comeback von Piatek. Länger als vier Monate war der polnische Angreifer verletzt. Natürlich konnte auch Piatek nach seiner Einwechslung in der 84. Spielminute nichts mehr am Ausgang des Spiels ändern. Dass er aber wieder zu seinem Faktor in Herthas Angriff werden kann, bewies er kurz vor Abpfiff, als er den Ball an der Strafraumkante bekam und ohne langes Zögern einen wuchtigen Schuss abfeuerte. Schnörkellose Torgefahr – das ist Piateks Stärke.

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Kai Dittmann: Die Sky-Moderatoren haben in der Regel fast eine Woche lang Zeit, sich auf ein Bundesligaspiel vorzubereiten. Zu dieser Vorbereitung könnte es gehören, dass sich die Kommentatoren über die Aussprache der Spielernamen informieren. Kai Dittmann scheint dies als nicht allzu wichtig zu empfinden. Denn zum wiederholten Male nannte er Herthas Rechtsaußen Deyovaisio Zeefuik „Zefack“, was konstant an eine englischsprachige Schimpfwort-Phrase erinnerte. Das nervt!

Fazit

Herthas Management hat als Jahresziel ausgerufen, dass man eine „Saison der Stabilität“ spielen wolle. Nach sechs Spieltagen muss man das Fazit ziehen, dass dies bei Weitem bislang nicht erreicht wurde. Dank der beiden Siege gegen Fürth und Bochum steht das Team zwar nicht auf den Abstiegsrängen.

Herthas Auftreten ist allerdings alles andere als stabil. Kein Team hat bislang mehr Gegentore (18 an der Zahl) hinnehmen müssen und streckenweise fällt die Mannschaft komplett in sich zusammen. Hinzu kommt, dass man sich immer mehr um die Kader-Zusammenstellung sorgen muss. Die Ausfälle in der Abwehr der vergangenen Wochen haben Hertha in einen personellen Engpass geführt und auf den Außenbahnen hat das Team noch nicht einmal im fitten Zustand Spieler, die ein schnelles, aggressives Spiel aufziehen können, bei dem der Gegner früh attackiert wird.

[Titelbild: IMAGO]

Leipzig – Hertha BSC: Quo vadis?

Leipzig – Hertha BSC: Quo vadis?

Es ist ruhig geworden an der Spree. Dem gruseligen Saisonstart mit drei Niederlagen aus den ersten drei Partien folgten nun zwei Pflichtsiege gegen die Aufsteiger aus Bochum und Fürth, dank derer man verhindern konnte, schon früh dem weiteren Teilnehmerfeld hinterherlaufen zu müssen. Die Hoffnung besteht, dass dieser so unausgeglichene Kader, der sich erst noch finden muss, nun über diese Ergebnisse das dringend nötige Selbstvertrauen geholt hat, um auch gegen qualitativ hochwertigere Gegner bestehen zu können. Den ersten Beweis für diese These tritt das Team von Pal Dardai am Samstag in Leipzig an.

In Vorbereitung auf das Spiel haben wir mit Leipzig-Experte Kai gesprochen, der uns die Hintergründe zum missratenen Saisonauftakt erklärt.

Der Nächste bitte

Viele staunten nicht schlecht, als in der Saison 2016/2017 plötzlich ein neuer Bayern-Jäger die Liga in Aufruhr versetzte. Der Aufsteiger aus Leipzig schaffte es in der Debütsaison, mit Hochgeschwindigkeits-Pressingfußball auf Platz Zwei vorzustürmen. Mit Ausnahme des zweiten Jahres stand seitdem am Ende jeder Saison ein Champions League-Platz zu Buche, letztes Jahr gar erneut die Vizemeisterschaft. Da man sich im selben Zeitraum darauf verlassen konnte, dass der natürliche Verfolger Dortmund es regelmäßig fertigbrachte, gegen Vereine wie Augsburg oder Freiburg zu verlieren, schien Leipzig – mit freundlicher Unterstützung eines zahlungskräftigen Österreichers – die einzige Mannschaft, die die Dominanz aus München brechen könnte. Jener Gedanke dürfte seit diesem Sommer obsolet sein.

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Insbesondere der Abgang von Trainer Nagelsmann hinterlässt eine große Lücke in Leipzig. (Foto: Tim Rehbein RHR FOTO, imago images via Getty images)

Hat der Branchenprimus aus dem Süden bislang die Finger von Spielern aus der Messestadt gelassen, wurde in diesem Sommer wieder die altbewährte Hoeneß-Taktik aus der Schublade geholt, die auch schon Mannschaften wie Werder Bremen, Borussia Dortmund oder Bayer Leverkusen zu spüren bekamen: Sobald dem FC Bayern jemand auf nationaler Ebene zu nahe kommt, wird er eben leergekauft.

War man beim BVB immerhin noch so großzügig, die drei wichtigsten Akteure (Hummels, Götze, Lewandowski) über drei Saisons verteilt nach München zu lotsen, ging man bei den Leipzigern etwas rabiater vor und holte in einem Sommer den Trainer, den Kapitän sowie den Abwehrchef an die Isar.

Und so sehr man die Bayern dafür kritisieren kann, den nationalen Wettbewerb auf Spitzenebene seit Jahren faktisch außer Kraft zu setzen, so sehr zeigt der Blick auf die aktuelle Tabelle: Es funktioniert.

Die Rückkehr zum alten Weg

Nach der großen Abwanderung gen Süden war Leipzig also zum Handeln gezwungen und reagierte auf etwas ernüchternde Art und Weise. Denn nach harten Verhandlungen mit der Zweigstelle aus Salzburg besetzte man die vakante Trainerstelle mit Jesse Marsch, der vor seiner Versetzung in die Mozartstadt bereits in Leipzig als Co-Trainer unter Ralf Rangnick arbeitete. Sowohl den Abgang von Nagelsmann als auch dessen Nachfolgebesetzung sieht Kai sehr kritisch:

„Ehrlich gesagt kann ich den Schritt des Vereins nicht nachvollziehen. Der erste Fehler war, Nagelsmann inklusive seines gesamten Staffs vor Vertragsende und ohne Ausstiegsklausel zum größten sportlichen Wettbewerber ziehen zu lassen.

Marsch war dann aufgrund seiner vorherigen Stationen im RB-Fußballkosmos in Salzburg, New York und Leipzig sicher eine naheliegende Lösung. Aber aus meiner Sicht nicht die beste. Man hatte Nagelsmann geholt, um das Team taktisch zu einem europäischen Spitzenklub weiterzuentwickeln und einen Titel zu holen. Die Mission wurde unerfüllt abgebrochen und jetzt soll es eine Art „Zurück in die Zukunft“-Move richten. Ich halte das für eine Sackgasse.“

Die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis

Was sicherlich für Marsch gesprochen hat, ist, dass man weiß, was man bekommt. Als Mitarbeiter, der seit 2014 im Konzern tätig ist, kennt er die Methoden in-und auswendig und hat sie bereits an den Standorten New York und Salzburg erfolgreich implementiert. In Leipzig indes stößt er damit bislang noch auf Widerstände: „In der Theorie steht Jesse Marsch für den klassischen RB-Stil mit einem starken Fokus auf Gegenpressing, Zentrumsorientierung sowie schnellen, vertikalen Kombinationen nach Ballgewinn. Aktuell ist davon – mit Ausnahme des Stuttgarts-Spiels – nur in Ansätzen etwas zu sehen. Das Team scheint noch sehr im Niemandsland zwischen dem Ballbesitz-System von Nagelsmann und der neuen, alten Spielidee von Marsch gefangen.“, ordnet Kai ein.

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Neu-Coach Jesse Marsch leidet noch unter Startschwierigkeiten (Foto: imago images via Getty images)

Insbesondere die für Leipzig eigentlich völlig untypische defensive Anfälligkeit bereitet Kai zudem Sorgen: „ […] Im Ergebnis lässt Leipzig, das unter Rangnick und Nagelsmann die stärkste Defensive der Liga hatte, aktuell die zweitmeisten Großchancen zu. Gleichzeitig setzt sich die schlechte Chancenverwertung auch in dieser Saison fort. Ganze sechs Tore aus 96 Torschüssen sind mit 6,3 Prozent die schlechteste Quote aller Bundesligisten.“

Ein wesentlicher Grund für die aufgezeigten Schwächen ist neben den noch nicht greifenden, taktischen Anpassungen sicherlich auch auf personeller Ebene zu finden. So wurde neben Dayot Upamecano in Ibrahima Konaté der zweite hochveranlagte Innenverteidiger verkauft. Aus Kais Sicht ist das „zusammen mit dem geplatzten Transfer von Lacroix aus Wolfsburg ein klares Manko der Transferperiode. Die fehlende Geschwindigkeit in der Innenverteidigung ist ein Grund für die aktuell katastrophale Restfeldverteidigung und die Gegentorflut gegen Bayern und ManCity.“

Dennoch ist es keineswegs so, als würde Hertha am Samstag auf ein Team aus Hobbykickern treffen. Auch in diesem Sommer gelang es Leipzig wieder, einige hochveranlagte Spieler in die Messestadt zu lotsen: „Mit Gvardiol, Simakan, Brobbey und Moriba hat man spannende junge Spieler mit viel Wertsteigerungspotenzial verpflichtet. Etwas aus der Rolle fällt da die Verpflichtung von André Silva aus Frankfurt, einem gestandenen Stürmer, der mit 28 Toren in der vergangenen Saison seine Qualitäten bereits auf Bundesliganiveau unter Beweis gestellt hat.“

Mit halber Kraft zum Angstgegner Leipzig

Blickt man auf die Situation in Leipzig, ist man also geneigt, zu resümieren, dass ein Sieg für Hertha wohl selten wahrscheinlicher war als an diesem sechsten Spieltag. Wäre da nur nicht die Verletztensituation. Neben Stefan Jovetic stehen auch Lukas Klünter. Dedryck Boyata, Jordan Torunarigha sowie Nezugang Myziane Maolida nicht zur Verfügung.

Wie lange es für Krzystof Piatek und Marton Dardai reichen wird, wollte Trainer Dardai bei der Pressekonferenz am Donnerstag noch nicht preisgeben. Ob die Statistik von acht Niederlagen in zehn Spielen gegen die Leipziger aufgehübscht werden kann, ist also einmal mehr zumindest fraglich.  

Titelbild: imago images via Getty images

Podcast #161 Mentalitätssieg

Podcast #161 Mentalitätssieg

Zweiter Sieg in Folge. War das jetzt der Startschuss für eine Aufholjagd nach Europa? War Bobic tatsächlich mit Terzic in Kontakt und sucht aktuell schon nach einem neuen Trainer? Wie stehen wir zur Forderung nach Vollauslastung des Olympiastadions? All diese Fragen beantworten auch Marc, Louis und Lukas.

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Herthaner im Fokus: Der Befreiungsschlag gegen Fürth

Herthaner im Fokus: Der Befreiungsschlag gegen Fürth

Nach den Siegen gegen die Aufsteiger Bochum und Fürth ist Hertha BSC nicht nur punkte- sondern auch leistungsmäßig in der Saison angekommen. Insbesondere die Leistung beim gestrigen Sieg gegen die Spielvereinigung Fürth macht Hoffnung darauf, dass in der fast komplett neu zusammengesetzten Mannschaft ein neuer Kampfgeist entsteht. Die Herthaner im Fokus.

Hertha wird zu einer Einheit

Die Transferstrategie von Fredi Bobic im jüngst beendeten Transferfenster war deutlich zu erkennen: Die sportlichen und psychologischen Bremser durch sogenannte Mentalitätsspieler ergänzen, um in einer neu zusammengestellten Mannschaft einen neuen Siegeswillen zu erzeugen. Wenn man sich Herthas Hauptproblem der vergangenen Monate anschaut – die fehlende Überzeugung – ist das sicherlich ein nachvollziehbarer Weg. Nach zwei gewonnen Spielen ist es vielleicht zu früh Bobic zu bescheinigen, dass er mit diesem Vorgehen Erfolg hat.

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Foto: xSebastianxRäppold/MatthiasxKochx/IMAGO

Allerdings zeigen sich erste positive Ansätze: Auch wenn Hertha gegen Bochum und Fürth über weite Strecken spielerisch so gar nicht glänzte, glaubte das Team an ein für sie positives Ende. Das liegt sowohl daran, dass auf dem Platz endlich mehr und besser miteinander geredet wird. Aber auch daran, dass einzelne Spieler in den wichtigen Spielmomenten Verantwortung übernommen haben.

Jurgen Ekkelenkamp – Was für ein Einstand!

Einer dieser Spieler ist der Niederländer Jurgen Ekkelenkamp. Für den 21-jährigen Neueinkauf war es sicherlich keine einfache Situation gleich im ersten Spiel für Hertha beim Spielstand von 0:1 gegen den Aufsteiger Fürth eingewechselt zu werden. Aber Ekkelenkamp hatte Lust auf Fußball, nahm die Situation an und legte sofort los. Natürlich war sein Kopfballtor – Herthas erstes Ecken-Tor nach gefühlten zehn Jahren – beeindruckend.

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Noch viel überzeugender war aber, dass der Niederländer etwa 40 Sekunden zuvor am eigenen Strafraum den Ball eroberte und ein paar Pässe später gegen drei Fürther einen extrem öffnenden Pass spielte, der Davie Selke in eine Abschlusssituation brachte. Dass Ekkelenkamp sich auch mit dem Unentschieden nicht zufriedengeben wollte, konnte man auch beim 2:1-Siegtreffer sehen, als er erneut zur richtigen Zeit am richtigen Fleck war – ob nun Eigentor oder nicht.

Man kann nur hoffen, dass sich die Mentalität von Herthas neuem „Zehner“ auf den Rest des Teams überträgt. Seine Klasse hat er nun schon einmal mehr als nur andeuten können.

Lucas Tousart – Endlich ein Faktor in Herthas Spiel

Ekkelenkamp war nicht der einzige, der am gestrigen Freitagabend unbedingt drei Punkte holen wollte. Nach vielen erfolglosen Versuchen war auch Lucas Tousart gestern ein sehr wichtiger Faktor in Herthas Spiel. Obwohl es weiterhin schwer ist, einzelne Situationen im Spiel auszumachen, in denen Tousart spielentscheidende Aktionen hatte, war er gestern unheimlich wichtig.

Denn der Franzose hatte einen guten Riecher dafür, wann und wo in der Nähe des eigenen Strafraums gefährliche Situationen entstehen könnten. In den allermeisten Fällen gewann Tousart diese Zweikämpfe dann auch und bediente Suat Serdar, um Angriffe einzuleiten. Dass Tousart mit knapp zwölf gelaufenen Kilometern gestern Herthas laufstärkster Akteur war, beweist, dass der Franzose gestern Überzeugungstäter war.

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Weiterhin ist sein einziges Manko das Offensivspiel. Eine Aktion im gegnerischen Strafraum ist sicherlich nicht genug. Wenn man bedenkt, dass Tousart diese eigentlich gefährliche Situation durch einen massiven Fehlpass an die Wand fuhr, wird noch klarer, dass der Franzose im Offensivspiel Nachholbedarf hat.

Die für einen zentralen Mittelfeldspieler eher schwache Passquote von rund 70 Prozent belegt auch, dass Tousart noch präziser werden muss. Insbesondere in Drucksituationen unterlaufen ihm einige Fehlpässe. Gegen den Ball war es aber ein starker und damit wichtiger Auftritt.

Deyovaisio Zeefuik – Endlich wieder wichtig

73. Spielminute: Aus dem Fürther Mittelfeld wird ein langer Ball auf den linken Außenspieler Abiama geschlagen, der alleine vor Herthas Keeper Schwolow steht, doch aus dem Nichts erreicht Zeefuik die Szene und spitzelt in letzter Sekunde den Ball weg.

Das ist als Außenverteidiger eigentlich seine Aufgabe, müsste man meinen. Doch der Niederländer war in den Minuten zuvor bestimmt fünf Mal die Linie hoch- und runtergesprintet, um die Mittelstürmer mit Flanken zu bedienen. Zeefuik hatte mit rund 11,4 Kilometern Herthas zweitstärkste Laufleistung und lag kurz vor Ende des Spiels mit Krämpfen auf dem Boden. Alleine dieses Bild zeigte, wie sehr die Mannschaft und insbesondere Zeefuik diesen Sieg wollten. Beeindruckend an Zeefuik ist auch seine unheimliche Sprungkraft: Im Vergleich zu vielen Strafraumstürmern ist der Niederländer eher kleingewachsen, viele dieser Kopfballduelle gewinnt er allerdings, um nur wenige Sekunden später am gegnerischen Strafraum eine gefährliche Flanke zu schlagen.

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Der von Zeefuik verursachte Elfmeter weist allerdings auf eine Schwäche des niederländischen U21-Nationalspielers hin. Teils ist Zeefuik recht ungeschickt bzw. unkonzentriert in Zweikämpfen. Gerade im eigenen Strafraum sollte er mit mehr Bedacht in Duelle gehen. Dennoch: In dieser Form ist der 23-Jährige nicht wegzudenken. Zeefuik steht für die Dynamik, Wucht und den Willen, den es so unbedingt braucht.

Und dann waren da noch …

Niklas Stark – Sehr schön zu sehen, wie Niklas Stark die Situation des Abwehrchefs übernahm, nachdem Herthas Kapitän Boyata verletzt ausgewechselt werden musste. Rechts und links an seiner Seite standen mit Marton Dardai und Linus Gechter zwei unerfahrene, junge Bundesligaspieler. Beide machten ihre Sache auch so gut, weil Leader wie Stark und Boateng stetig mit ihnen redeten und beispielsweise nach Stellungsfehlern korrigierten. Auch mit Schwolow stand Stark des Öfteren im Gespräch. Dass Stark nach 30 Minuten von Boyata nicht nur das Abwehrzentrum sondern auch die Kapitänsbinde übernahm, zeigt, welche Rolle er in der zusammenfindenden Mannschaft spielt.

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Die Verletzungen – Herthas Verletzungsmisere setzt sich fort. Nach den beiden Abwehrspielern Jordan Torunarigha und Lukas Klünter, die sich vergangene Woche in Bochum verletzten, sind nun auch noch Myziane Maolida und Dedryck Boyata verletzt. Wie bei Torunarigha handelt es sich um Muskelverletzungen? Hat Hertha etwa ein Belastungsproblem?

Fazit: In der Saison angekommen

Es war schön zu sehen, dass Hertha gegen Fürth nach einer spielerisch enttäuschenden ersten Halbzeit und dem Rückstand zurückkam. Es wäre auch sehr enttäuschend gewesen, wenn Hertha dieses Spiel nicht gewonnen hätte. Schließlich sprechen fast alle wichtigen Spielwerte für die Berliner. Lediglich bei der Laufleistung und der Zweikampfquote lagen die Franken als Team leicht vor Hertha.

Schön wäre es, wenn sich rund um die Mittelfeldachse Tousart-Boateng–Serdar-Ekkelenkamp ein Team bildet, das den motivierten und kämpferischen Eindruck aus dem Fürth-Spiel auch in den kommenden Wochen bestätigt.