Hertha gegen Fürth: Aus Drei mach Sechs

Hertha gegen Fürth: Aus Drei mach Sechs

Hertha muss nach dem verkorksten Saisonstart dringend punkten. Das Spiel gegen Greuther Fürth wird wegweisend sein – geht der Blick für die Berliner nach oben oder nach unten? Doch auch die Kleeblätter stehen schon jetzt mit dem Rücken zur Wand. Es könnte eine Schlammschlacht werden.

Für das Spiel am Freitagabend haben wir uns mit Fürth-Experte Michael Fischer ausgetauscht. Dieser ist Sportredakteur bei den Nürnberger Nachrichten und dort zuständig für die ständige Berichterstattung zum “Kleeblatt”.

Trotz Sieg gegen Bochum ein schlechter Saisonstart

Nur drei Punkte aus vier Spielen – das ist für Hertha zu wenig. Selbst das ausgesprochene Ziel einer ruhigen Saison mit Platz in der Mittelfeldtabelle scheint gegenwärtig schwierig zu erreichen. Viel eher wird sich so mancher Fan auf eine ähnlich turbulente Spielzeit wie die Vergangene eingestellt haben. Das Spiel gegen Greuther Fürth ist demnach immens wichtig, um die Mittelfeldplätze nicht aus den Augen zu verlieren – und um nicht final im Abstiegskampf dieser so frühen Saison anzukommen.

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Doch was gibt den Hertha-Anhängern Hoffnung für das Spiel gegen die Kleeblätter? Ehrlicherweise relativ wenig. Bis auf die erste erste halbe Stunde gegen Köln spielte Hertha bisher ernüchternd. Die Defensive wackelt wie eh und je und auch das offensive Spiel wirkt weiterhin ideenlos und ohne Zug zum Tor. Doch: Aufsteiger Fürth kämpft gegenwärtig mit ähnlichen Problemen. So haben sie in dieser Saison gemeinsam mit Hertha elf Gegentore kassiert – Tiefwert in der Liga. Und auch das offensive Spiel mit lediglich zwei Toren kann den Hertha-Fans Hoffnung geben.

Hertha droht gegen Fürth ein K(r)ampfspiel

Es ist weiterhin schwer zu prognostizieren, wie Hertha spielen wird. Zwar trainierten Selke, Piatek und Plattenhardt nach ihren Verletzung in dieser Woche erstmals wieder. Doch auch wenn es für das Spiel gegen Fürth reichen sollte, werden sie Zeit brauchen, bis sie wieder bei 100 Prozent sind. Ein Fragezeichen steht noch hinter dem Einsatz von Marton Dardai – dieser würde wohl durch den jungen Linus Gechter ersetzt werden, der gegen Bochum sein Profidebüt feierte. Auch beim Leader Boateng hat es bisher nie zu den vollen 90 Minuten gereicht. Selbst die Formation scheint noch nicht klar – Hertha könnte mit startete mit einer Fünfer- oder Viererkette auflaufen.

So kann bisher auch kaum prognostiziert werden, ob Hertha versuchen wird, das Spiel zu machen oder – so wie gegen Aufsteiger Bochum – versuchen wird, hinten stabil zu stehen und auf Chancen zu lauern. Doch auch wenn Fürths Abwehr ähnliche Probleme wie die der Berliner hat – solche Einladungen wie gegen Bochum, als Serdar zwei Mal in aller Ruhe einnetzen konnte, wird es wohl nicht wieder geben.

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Zu erwarten ist, dass es von beiden Mannschaften ein vorsichtiges Spiel wird, wissen Beide doch um ihre Anfälligkeit in der Defensive. Wie so oft bei Hertha ist das wenig attraktiv – doch scheut Dardai das große Risiko. In Anbetracht der Abwehr, kann man ihm das vermutlich nicht vorwerfen.

Eine andere These ist, dass es nicht zur erwarteten Schlammschlacht kommt. So könnten besonders die Neuzugänge noch nicht vom Hertha-Blues infiziert sein. Suat Serdar scheint es bisher zumindest noch nicht und agiert mit zielstrebigen Pässen in die Tiefe und klugen raumgewinnenden Laufwegen. Ähnliches erhofft man sich von Ekkelenkamp, der gegen Fürth zum Einsatz kommen könnte. Vorne könnte dann etwa Maolida als flinker und wendiger Abnehmer der Pässe bereit stehen.

Junge, unerfahrene, aber kämpferische Kleeblätter

Auch Fürth-Experte Michael Fischer glaubt eher an ein Kampfspiel, „weil beide Mannschaften nicht gerade vor Selbstbewusstsein strotzen“, wie er sagt. Seine Mannschaft sieht er in einem 4-4-2 antreten. Mit dieser Formation ist die Mannschaft aufgestiegen und „das spielstarke Mittelfeld war das Herzstück des Erfolges“, sagt Michael. Mit Sechser Anton Stach und Zehner Sebastian Ernst haben die Kleeblätter jedoch zwei Stützen des Mittelfelds verloren. Paul Seguin und Julian Green (beide Achter) seien laut Michael bisher noch kein gleichwertiger Ersatz. „Beide kämpfen noch ein bisschen mit dem Tempo und der Robustheit in Liga Eins“, sagt er. Hier könnten vor allem die bissigen Ascacibar und Boateng dem Fürther Mittelfeld gehörig Druck machen.

Neben dem Mittelfeld brillierten in der Aufstiegssaison laut Michael vor allem die Außenverteidiger, etwa der zu Hoffenheim abgewanderte David Raum. 15 Assists steuerte er in der Aufstiegssaison bei. „Oft hat man mit den vier Mittelfeldspielern eine Seite überladen und dann die Seitenverlagerung gewählt, wo die Außenverteidiger dann Räume hatten und die Stürmer in der Mitte dann verwandelten“, sagt er.

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Am letzten Spieltag gegen Wolfsburg hätten die Kleeblätter aber etwas für sie untypisches gemacht. So stellten sie als zweite Sturmspitze neben Hrgota den am Deadline-Day verpflichteten Hünen Itten auf. Er soll als Wandspieler fungieren, „um nicht so viel Energie im Spielaufbau zu verschwenden und keine gefährlichen Ballverluste nahe des eigenen Tores zu provozieren“, wie Fürths Trainer, Stefan Leitl, sagt. Laut Michael sei das bisher jedoch nur mäßig erfolgreich gewesen.

„Auch, weil die Raumbesetzung für die zweiten Bälle nicht optimal war“, wie er sagt. Gegen Hertha jedoch, könnte das besser funktionieren. Die Offensive ist nicht für ein Fehler provozierendes Pressing bekannt – schon gar nicht ohne Selke. Auch die zweiten Bälle landen zu selten bei der Hertha, hier ist ein hohes Fußball-IQ, schnelles Denken, Handeln und Entschiedenheit von Nöten, was den Berlinern aktuell nicht unbedingt nachgesagt wird.

Fürth versucht sich gegen Hertha im Kontern

Angst vor den Berlinern hat Michael auf jeden Fall nicht. Das Spiel gegen Bochum hat er nebenbei laufen gelassen und „überzeugt hat mich das so gar nicht“, sagt er. Er prognostiziert, dass seine Fürther zunächst darauf bedacht sein werden, nicht wieder in einen frühen Rückstand zu geraten. Ligaübergreifend kassierte man acht Mal in Folge das 0:1. „Man wird wohl eher auf die Chance nach schnellem Umschalten aus sein“, sagt er. Zumindest sei das im Training diese Woche geübt worden. Da Hertha nun auch nicht für das offensive Feuerwerk bekannt ist, könnte es wohl doch auf die befürchtete Schlammschlacht hinaus laufen.

Jedoch ist das auch nur zweitrangig, insofern zumindest das Ergebnis stimmt, etwa wie gegen Bochum. „1:2“ tippt Michael, womit er Hertha endgültig in den Abstiegskampf befördern würde. Tipp des Hertha-Base-Redakteurs: Ein genauso dreckiges 3:1 wie gegen Bochum – und ein Platz in der Sonne im unteren Mittelfeld.

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Herthaner im Fokus: Brustlöser in Bochum

Herthaner im Fokus: Brustlöser in Bochum

Nach einer chancenlosen Partie gegen Bayern München und einem ernüchternden Deadline Day galt es für Hertha BSC, die Länderspielpause zu nutzen und gegen den VfL Bochum die ersten Punkte dieser Saison einzufahren, um einen Katastrophenstart zu vermeiden. Das gelang immerhin. Spielerisch bot Hertha aber über die gesamten 90 Minuten magere Kost. Es wird wohl eine lange Saison…

Wir blicken auf einige Herthaner bei diesem wichtigen 3:1-Auswärtssieg.

Dennis Jastrzembski – DJ der leisen Töne

Der 21-jährige Leihrückkehrer war sicherlich die große Überraschung in der Hertha-Startelf gegen Bochum. Auf der linken Seite der Fünferkette erhielt er den Vorzug vor dem formschwachen Maxi Mittelstädt; Marvin Plattenhardt fehlte verletzt. Jastrzembski ist als gelernter Außenstürmer dabei sicherlich auch die offensivstärkere Option. Aber eben auch eine defensiv wackligere und so überraschte es kaum, dass die ersten Angriffsversuche der Bochumer über seine linke Seite kamen und direkt in einem gelbwürdigen Foul nach nicht einmal zwei Minuten mündeten.

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In der Folge bekam Jastrzembski häufiger Unterstützung in der Defensivarbeit von Lucas Tousart, der dafür in der Mitte etwas mehr Platz anbieten musste. Auch Marco Richter half, der in potenziellen Umschaltmomenten dann ab und an selbst vorne fehlte.

Offensiv präsentierte sich Jastrzembski etwas beweglicher als die beiden Linksverteidiger-Alternativen Maxi Mittelstädt oder Marvin Plattenhardt. Er blieb aber trotz einiger zaghafter Anläufe insgesamt ohne Durchschlagskraft und entscheidende Ideen. Mit einem seiner weiten Einwurf leitete er immerhin das 2:0 durch Suat Serdar ein.

“Jatze” weder fatal, noch berauschend

Zur Halbzeit wurde Jastrzembski gegen Maxi Mittelstädt ausgetauscht, um defensiv mehr Sicherheit zu bewirken und die bis dato eher unverdiente 2:0-Führung über die Zeit zu bringen.

Alles in allem ein okayer Auftritt vom jungen Außenstürmer auf ungewohnter Position. Die defensiven Problemen waren erwartbar, werden in der Bundesliga von spielstärkeren Mannschaften aber auch deutlich härter bestraft.

Ob Pál Dárdai am Freitag im Olympiastadion gegen Fürth Jasztrembski wieder das Vertrauen schenkt und gegen den vermeintlich schwächsten Gegner auf mehr Offensivpower setzt, bleibt abzuwarten. Sein Auftritt war weder besonders berauschend, noch besonders fatal. Kontrahent Mittelstädt hat sich allerdings in Hälfte Zwei auch nicht aufdrängen können. Und da Plattenhardt nach wie vor verletzt ist, könnte diese ungewöhnliche Besetzung der linken Außenposition gegen Fürth seine Fortsetzung finden.

Suat Serdar – Der Goal-aus-dem-Nichts-Getter

Wie schon gegen Köln begann Suat Serdar für Hertha in Bochum als rechter Part eines Dreiersturms. Wie schon gegen Köln funktionierte das überhaupt nicht. Serdar bekam keine Bälle, weil Hertha das anfängliche Pressing der Bochumer kaum auflösen konnte. Darüber hinaus kamen Lucas Tousart und Vladimir Darida im Zentrum nicht wirklich ins Spiel. In der Folge hing eigentlich die gesamte Offensive in der Luft.

Dem Herthaner Mittelfeld fehlte ein Ballverteiler, ein Box-To-Box-Spieler, der das Spiel aufzieht und den Ball auch mal nach vorn treibt – also ein Spieler wie Serdar, der eigentlich auch für genau diese Aufgaben geholt worden war. Das sah wohl auch Pál Dárdai so und stellt Hertha Mitte der ersten Hälfte auf ein 3-5-2 um. Serdar bot er so zentraler auf einer Achterposition auf, um genau dieses Defizit zu beheben.

Folgerichtig, dass Serdar dann in Minute 37 nach einem schönen Ballgewinn von Niklas Stark mit seiner ersten Aktion des Spiels von der Achterposition aus den Ball aufnahm, Richtung Tor zog, schließlich mit einem Haken drei Bochumer Verteidiger stehen ließ und mit einem schönen Abschluss von der 16er-Linie ins lange Eck auf 1:0 stellte.

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Die Bochumer waren angesichts des bisherigen Spielverlaufs zurecht konsterniert. Und ihr Unglück steigerte sich noch, als sich die Bochumer Hintermannschaft in der 43. Minute nach einem Einwurf Jastrzembskis derart dilettantisch anstellte, dass der Ball plötzlich unbegleitet im Fünfer frei vor Serdar lag und dieser nur noch einzuschieben brauchte.

So stand der 24-Jährige plötzlich unverhofft mit einem Doppelpack da, der sich nach Herthas Offensivvortrag in Hälfte eins eigentlich so gar nicht angedeutet hatte.

Schluss mit den Serdar-Experimenten

In der zweiten Hälfte konzentrierte sich Hertha gegen Bochum auf das Verteidigen dieses Vorsprungs. So tauchte auch Serdar wie die meisten seiner Kollegen weitestgehend ab und verrichtete vorrangig seine defensiven Aufgaben. Hertha konnte dadurch allerdings kaum einmal für Entlastung sorgen und der Bochumer Druck erhöhte sich umso mehr, als Simon Zoller in der 59. Minute zum Anschluss traf. Schlussendlich rettete eine weitere Einzelaktion von Myziane Maolida die glanzlosen, so wichtigen drei Punkte.

Nachdem das Experiment Serdar auf Rechtsaußen bereits zum zweiten Mal so gar keine Früchte trug, dürfte sich der ehemalige Gelsenkirchener gegen Greuther Fürth hoffentlich auf seiner angestammten Position im zentralen Mittelfeld wiederfinden. Die Fürther dürften als Tabellenletzter im Auswärtsspiel in Berlin wohl größtenteils auf eine stabile Defensive und Herthas fehlende Kreativität setzen, um Punkte aus der Hauptstadt zu entführen.

Entsprechend könnte Serdar die wichtige Rolle als Taktgeber und Ballverteiler zukommen. Darüber hinaus darf er gern auch in Einzelaktionen seine Torgefahr wieder aufblitzen lassen. Denn das sich Hertha gegen die Fürther Defensive reihenweise schön durchkombiniert, ist nach den letzten Spielen nicht zu erwarten.

Myziane Maolida – Ein Ballkontakt reicht

Der französische Neuzugang kam zwei Wochen nach seinem Deadline Day-Transfer erwartungsgemäß noch nicht von Beginn an zum Einsatz. In der 57. Minute war es dann aber soweit, Pál Dárdai erhoffte sich von dem Wechsel offensive Entlastung und brachte Myziane Maolida gegen Bochum so zu seinem Hertha-Debüt.

Zu einem denkbar undankbaren Zeitpunkt, denn Hertha hatte sich in Hälfte zwei immer weiter zurückgezogen, das Offensivspiel mehr oder weniger eingestellt und sah sich zunehmendem Bochumer Druck ausgesetzt.. Und so hing Maolida neben Belfodil erst einmal in der Luft und schaute seinen Teamkollegen beim unzureichenden Klären von Hereingaben zu.

Als endlich einmal ein Ball seinen Weg in die Bochumer Hälfte fand, nahm Maolida mit seinem gefühlt (und möglicherweise tatsächlich) ersten Ballkontakt in der 78. Minute Tempo auf, zog dribbelnd von rechts ins Zentrum Richtung Tor, schüttelte den offensichtlich angeschlagenen Armel Bella-Kotchap ab und wurde auch von den übrigen Bochumer Abwehrspielern nicht attackiert. Diese Chance ließ sich Maolida nicht nehmen und schloss aus zentraler Position 16 Meter vor dem Tor mit seinem schwachen linken Fuß ins rechte untere Eck ab.

Hertha Bochum
Foto: xSebastianxRäppold/MatthiasxKochx/IMAGO

Damit war der Deckel drauf. Die Partie verflachte in der Folge. Maolida durfte sich noch einige Male in Laufduelle stürzen und in der letzten Minute beinahe ein spektakuläres Distanztor von Lucas Tousart bestaunen. VfL-Keeper Manuel Riemann konnte seinen Annahme-Patzer aber auf der Linie noch ausbügeln.

Wie macht sich Maolida gegen tiefstehende Gegner?

Aus Maolidas Sicht ist ihm sein Debüt dank des Treffers gelungen. Abseits des Treffers war ehrlicherweise aber noch nicht so viel zu sehen, was insbesondere an dem Mangel an Zuspielen lag. In den knapp 30 Minuten auf dem Platz bekam er aber kaum einen Ball und war in der Offensive spätestens seit der Auswechslung Belfodils völlig allein auf weiter Flur.

Und so wird es spannend, wie er sich präsentieren kann, wenn Hertha nicht auf Konter setzt, sondern gegen einen kompakt verteidigenden Gegner das Spiel machen muss. Dribblingstärke, offensives Kombinationsspiel und Abschlussstärke kann er vermutlich schon beim Heimspiel gegen den neuen Tabellenletzten Greuther Fürth am Freitagabend unter Beweis stellen. Sollte es nicht für die Startelf reichen, wird er wohl wieder als Joker zum Zug kommen. Und so hoffentlich an den ordentlichen ersten Eindruck aus dem Bochum-Spiel anknüpfen.

System – Aufstellung, wechsel dich

Hertha begann in einem 3-4-3 mit Suat Serdar auf dem rechten Flügel und Dennis Jastrzembski auf der linken Schiene.

Anders als vom DAZN-Kommentator vehement behauptet, ist das grundsätzlich erstmal eine eher offensivere Aufstellung als das alternative 3-5-2, in dem sich ein zentraler Mitelfeldspieler mehr um defensive Absicherung kümmern kann. Dazu hatte mit DJ auf der linken Schiene ein gelernter Außenstürmer auch Defensivaufgaben zu verrichten.

Trotzdem lahmte Herthas Offensivspiel total. Das lag in erster Linie daran, dass die laufstarken Sechser Lucas Tousart und Vladimir Darida zwar viel unterwegs waren, aber nicht die richtigen Räume bespielten. So kam der Ball überhaupt nicht ins Angriffsdrittel. Hertha konnte sich häufig schon nicht in der Dreierkette nicht aus dem Bochumer Pressing befreien. Man versuchte sich in langen Bällen, die regelmäßig bei einem Bochumer Spieler landeten.

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So stellte Dárdai zur Mitte der ersten Hälfte auf ein 3-5-2 um und zog Suat Serdar auf die Achterposition zurück. Zwar dominierte Hertha das Spiel auch jetzt nicht und tat sich in offensiven Kombinationen noch immer sehr schwer, fand aber immerhin statt. Und kam so zwar insgesamt unverdient, aber vielleicht auch nicht ganz zufällig zu den zwei Treffern durch Serdar.

Bis auf drei Punkte kann Hertha wenig aus Bochum mitnehmen

Zur Halbzeit musste Dárdai auf den verletzungsbedingten Ausfall von Jordan Torunarigha reagieren. Er brachte den erst 17-jährigen Linus Gechter zu seinem Bundesliga-Debüt. Vielleicht auch deswegen wechselte Herthas Coach zusätzlich noch den defensiv anfälligeren Jastrzembski aus und brachte dafür den erfahreneren Maxi Mittelstädt. Das Team war in der Folge sehr darauf bedacht, das Ergebnis zu sichern und stellte die Offensivbemühungen praktisch ein. Die Bochumer fühlten sich mit dem Ballbesitz zunehmend wohler und so kam es in der 59. Minute, wie es kommen musste und der Anschlusstreffer fiel.

In der Folge wirkte Hertha stark verunsichert und der Ausgleich schien nur noch eine Frage der Zeit. Dárdai reagierte in der 73. Minute, indem er Ishak Belfodil vom Platz nahm und dafür Kevin-Prince Boateng brachte und so auf ein 5-4-1 umstellte. Das wohl defensivstmögliche System brachte nach vorne schließlich überhaupt keine Entlastung mehr. Bis Maolida das Spiel mit seiner Einzelaktion entschied und die Partie vor sich hinplätschernd auf das Ende zuging.

Hertha Bochum
Foto: IMAGO

Dárdai sagte nach dem Spiel im Fernsehinterview, dass das Team in den letzten zwei Wochen mit vielen neuen Systemen und Anweisungen konfrontiert war und er dafür eigentlich zufrieden sei. Der Erfolg mag ihm recht geben, es kann allerdings nicht der Anspruch von Hertha BSC sein, sich mit Einzelaktionen und individuellen Fehlern des Gegners in Bochum zu einem Auswärtssieg zu zittern. Entsprechend muss sich Hertha gegen Greuther Fürth anders präsentieren.

Denn Fürth dürfte in fremdem Stadion deutlich passiver auftreten und Hertha das Toreschießen schwer machen. Anders als die Bochumer wird Fürth wohl auch kaum den Ball übernehmen und sich etwas locken lassen. Es heißt dann für Hertha, spielerische Lösungen zu finden. Woher die innerhalb einer Woche kommen sollen, bleibt eher fraglich. Myziane Maolida zeigte Ansätze, auch Hoffnungsträger Jurgen Ekkelenkamp dürfte wenigstens als Einwechselspieler zu seinem Debüt kommen. Ob das gegen bisher zugegeben ebenfalls sehr schwache Fürther reicht?

Und dann war da noch:

Marco Richter, der viel unterwegs war, offensiv wie seine Teamkollegen aber in der Luft hing. Mangels Anspielen und zur Unterstützung von DJ war Richter auch öfters defensiv zu finden, fehlte bei Ballgewinnen dann für den Umschaltmoment wieder in der Offensive. Nach einer etwas auffälligeren Anfangsphase wurde er immer unsichtbarer, umso mehr Bochum den Ball kontrollierte. Der Wille war deutlich zu erkennen, Laufbereitschaft und Elan stimmen. Sofern Herthas Offensivspiel demnächst etwas Fahrt aufnimmt, könnten auch seine spielerischen Qualitäten zum tragen kommen.

Ishak Belfodil, der im Sturmzentrum kaum Bälle erhielt und mit den wenigen, die ankamen, nicht viel anfangen konnte. Der Algerier wühlte vor dem 2:0 beim Einwurf im gegnerischen Sechzehner (Bochum-Trainer Thomas Reis sah ein „klares Foul“ – nein) und wurde in der 73. Minute der taktischen Maßgabe völliger Defensive geopfert und ausgewechselt. Gegen Fürth dürfte er mangels Alternativen wieder ein Startelfkandidat sein.

Linus Gechter, der 17-jährige Innenverteidiger, der nach der Pause für den verletzten Jordan Torunarigha ins Spiel kam und sein Bundesliga-Debüt feierte. Schon in der Vorbereitung war Gechter in allen Testspielen bis auf das abschließende gegen Gaziantep eingesetzt worden. Die Nervosität war ihm dennoch anzumerken, beim Gegentreffer sah auch er nicht gut aus. Nichtsdestotrotz ein Meilenstein und ein weiterer vielversprechender Spieler aus der Akademie. Glückwunsch und wir freuen uns auf mehr, Linus!

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Eduard Löwen, der von Hertha an Bochum verliehene „Standardspezialist“, der alle ruhenden Bälle bei den Bochumern zu verantworten hatte. Doch keinen einzigen davon konnte er halbwegs gefährlich an den eigenen Mann oder aufs Tor bringen. In einer Szene köpfte Maxi Mittelstädt nach Freistoßhereingabe des Leih-Herthaners beinahe ein Eigentor – bezeichnend.
Ansonsten lieferte Löwen ein ordentliches Spiel im zentralen Mittelfeld ab. An den Standards muss er aber dringend wieder etwas feilen.

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Podcast #160 Scheindominanz

Podcast #160 Scheindominanz

Der erste Sieg ist verbucht. Aber war dieser auch verdient? Darüber und über alle weiteren News rund um Hertha BSC sprechen wir in dieser Folge. 

Viel Spaß! Wir freuen uns über eure Kommentare. 

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VfL Bochum – Hertha BSC: Mit Druck in den Pott

VfL Bochum – Hertha BSC: Mit Druck in den Pott

Und täglich grüßt das Murmeltier. Nachdem Hertha nun im dritten Jahr hintereinander den Saisonstart gehörig in den Sand gesetzt hat, steht man bereits nach dem dritten Spieltag schon wieder unter Druck. Der katastrophale Deadline Day trägt nicht gerade dazu bei, dass die Hoffnungen auf einen erfolgreicheren Saisonverlauf als letztes Jahr ins Unermessliche steigen. Umso entscheidender werden nun die beiden folgenden Spiele gegen die Aufsteiger aus Bochum und Fürth.

Gemeinsam mit Bochum-Experte Tobias von einsachtvieracht.de blicken wir auf die Situation rund um den VfL.

Mit vereinten Kräften ins Oberhaus

Castroper Straße, Grönemeyer, Flutlicht. Fußballromantikern dürfte landesweit das Herz aufgegangen sein, als mit dem VfL ein echtes Urgestein der Bundesliga nach elfjähriger Abstinenz zurückgekehrt ist. Gerade in der letztjährigen Saison, in der sich Schwergewichte wie der HSV, Fortuna Düsseldorf und Hannover 96 tummelten, war dieser Erfolg, zumal nach Platz 8 in der Vorsaison, nicht unbedingt vorherzusehen: „Der Erfolg kam schon überraschend. Der VfL hatte zwar unter Reis sich bereits beeindruckend aus dem Keller der zweiten Liga gearbeitet und in der Corona-Phase der letzten Saison sehr gute Ergebnisse erzielt, aber als VfL Fan ist man immer skeptisch. Zu oft waren die Vorzeichen oder Versprechen groß und am Ende war man nie bis zum Ende im Aufstiegsrennen dabei.“, ordnet Tobias ein.

Nach elf Jahren in der zweiten Liga ist der VfL Bochum wieder zurück im Oberhaus. (imago images via Getty images)

Der Schlüssel zum Erfolg war dabei in Tobias‘ Augen vor allem die Kontinuität sowie die Menschenführung von VfL-Trainer Thomas Reis: „In vielen vergangenen Saisons mussten große Teile des Kaders ausgetauscht werden. Dieses Mal blieb die Stammelf der Vorsaison zusammen und wurde sogar durch Spieler wie Gerrit Holtmann und Herbert Bockhorn noch einmal gezielt verstärkt. Zudem ist es Thomas Reis gelungen, Charaktere wie Robert Zulj und Danny Blum auf Kurs zu bringen.“

Geht es um die Hauptfaktoren für den Aufstieg und die Ankerpunkte in der taktischen Ausrichtung der Bochumer in der Vorsaison hebt Tobias vor allem drei Spieler hervor: „Unser Team hat es verstanden, in allen Disziplinen ganz oben mit dabei zu sein. Bochum hatte ein sehr gutes, aggressives, offensives Pressing mit vielen Ballgewinnen, eine sehr ruhige und strukturierte Spielanlage in Ballbesitz und mit der Passreichweite von Keeper-Libero Manuel Riemann und Spielmacher Robert Tesche sowie den Geistesblitzen von Robert Zulj auch die Möglichkeit, jederzeit das Spiel zu beschleunigen.“

Der Abgang des Aufstiegsmachers

Letztgenannter Robert Zulj war in der Vorsaison die Torgarantie des VfL. Mit 15 Toren und 15 Vorlagen war er an fast der Hälfte aller Treffer direkt beteiligt. Umso schmerzhafter war es dann, als schon kurz nach dem Aufstieg klar wurde, dass es den Österreicher nun in die Vereinigten Arabischen Emirate zieht: „Der Abgang von Robert Zulj schmerzt sehr. Er war ja nicht nur Topscorer, sondern auch Spielmacher im letzten Drittel und mit seiner Physis und Ballbehauptung ein wichtiger Zielspieler für Manuel Riemann – insbesondere da Zoller als Mittelstürmer ja nicht der Typ Brecher ist.“, sagt Tobias.

Die große Aufgabe des Sommers war, Topscorer Robert Zulj zu ersetzen. (imago images via Getty images)

Die Situation rund um Zulj erinnert dabei stark an Herthas letzten Aufstieg, als Lebensversicherung Ronny ebenfalls mit einem Wechsel kokettierte. Zwar blieb der Brasilianer letzten Endes, konnte aber im Oberhaus nie auch nur annähernd die Leistungen abrufen, mit denen er Hertha quasi im Alleingang in die erste Liga geschossen hat. Wie auch Hertha seinerzeit muss der VfL diesen Ausfall nun taktisch im Kollektiv auffangen: „Sein Abgang wurde mit einer Systemumstellung von 4-2-3-1 auf 4-3-3 und entsprechenden Neuzugängen kompensiert. Elvis Rexhbecaj und Eduard Löwen können getrost als unsere Top-Neuzugänge bezeichnet werden. Beide sind als Achter im 4-3-3 eingeplant. Dazu ist unser Spiel noch etwas direkter und flügellastiger geworden.

Takuma Asano könnte ebenfalls als Ersatz angesehen werden. Er spielt zwar auf dem rechten Flügel, rückt aber von dort immer wieder in den Halbraum ein, so dass temporär mit dem offensiveren linken Achter (Rexhbecaj oder Pantovic) eine Doppelzehn gebildet wird.“

Kluge Verstärkungen zum Nulltarif

Insbesondere mit dem angesprochenen Rexhbecaj ist den Bochumern eine Verpflichtung gelungen, denen auch anderen Bundesligisten durchaus gut zu Gesicht gestanden hätte. Der zentrale Mittelfeldspieler, der vom VfL Wolfsburg ausgeliehen ist, brachte es in der vergangenen Spielzeit bei seiner Leihe in Köln immerhin auf sieben Scorerpunkte. Auch Tobias lobt den Neuzugang: „Er ist ein kämpferischer Giftzwerg, der aber auch sehr kreative Moment hat und uns somit hilft, das offensive Pressing unserer Gegner auszuspielen. Er ist bereits etabliert und könnte eine Art Zulj-Ersatz werden.“

Auch auf den weiteren Positionen konnte man u.a. mit Simon Polter, Takuma Asano, Stafylidis und den von Hertha ausgeliehenen Robert Löwen Spieler mit Bundesligaerfahrung verpflichten. Sportlich machte Löwen, der sich unmittelbar nach den Olympischen Spielen eine Muskelverletzung zuzog, bislang noch nicht von sich reden, gab jedoch unter der Woche ein viel beachtetes Interview, in dem er unter anderem monierte, nicht fair behandelt worden zu sein. Laut Tobias könnte er am Sonntag beim Wiedersehen mit seinen Ex-Kollegen in der Startelf stehen und damit die Chance bekommen, auch sportlich abzuliefern.

Ein frühes Sechs-Punkte-Spiel

Für Hertha hat dieses Spiel schon früh wegweisenden Charakter. Nach der Klatsche gegen Bayern und dem auf ganzer Linie missglückten Transfersommer ist die positive Grundstimmung aus der Vorbereitung passé. Nun verletzte sich auch noch Neuzugang Stevan Jovetic und wird wohl mindestens für die kommenden zwei Partien ausfallen. Da auch Davie Selke nach seinem Rippenbruch nicht zur Verfügung steht, legte sich Pal Dardai bereits fest, dass der aus Hoffenheim verpflichtete Ishak Belfodil beginnen soll. Es wäre sein erstes Bundesligaspiel von Beginn an seit fast einem Jahr. Zwar ist Piatek nach viermonatiger Verletzungspause wieder im Mannschaftstraining, die Startelf wird aber noch zu früh kommen.

Angesichts der Verletztensituation – und dank der Last Minute-Abgänge von Lukebakio und Dilrosun zudem mangelnden Alternativen – dürfte auch Myziane Maolida sein Debüt geben. Was vom Franzosen erwartet werden darf, haben wir einem Beitrag zusammengefasst. Das Spiel am Sonntag könnte also viele Geschichten bereithalten. Hoffentlich zur Abwechslung mal mit Happy End.

Titelbild: xMatthiasxKochx/IMAGO

Myziane Maolida – Erst über-, dann unterschätzt

Myziane Maolida – Erst über-, dann unterschätzt

Gerade die wichtigste Baustelle im Hertha-Kader, die offensive Außenposition, sollte mal wieder im Sommer dringend verstärkt werden. Es kam…anders. Am Ende wurden einige Spieler auf dieser Position sogar abgegeben. Als Verstärkung holte das Team von Fredi Bobic zwei neue Spieler: Marco Richter und Myziane Maolida. Richter werden in Deutschland die meisten bereits kennen. Doch wer ist Herthas französischer Neuzugang? Was sind seine Stärken und Schwächen? Kann er die erhoffte Verstärkung für die Außenbahn werden? Was teilt er mit seinem neuen Sturmpartner Ishak Belfodil?

Zur Beantwortung dieser Fragen unterstützt uns Nico (@NaninhoJr06 auf Twitter), ein OGC Nice und Myziane Maolida-Kenner, der mit uns gemeinsam Herthas neue Nummer 11 bewerten wird.

Nicos kommunizierte mit uns auf Französisch. Seine Aussagen wurden von unserem Redakteur Chris frei übersetzt.

Frühes Profidebüt – Die Last der zu hohen Ablösesumme

Foto: IMAGO/FEP/Panoramic PUBLICATION

Bereits mit 15 Jahren wurde Myziane Maolida von Olympique Lyonnais entdeckt. Zu der Zeit spielte der gebürtige Pariser in der Jugend vom ACBB, einem Ausbildungsverein in der französischen Hauptstadtmetropole. Ein Verein, den er mit seinem neuen Offensivpartner bei Hertha BSC teilt: Ishak Belfodil spielte ebenfalls von 2006-2007 in Boulogne-Billancourt.

In seiner Heimat galt Maolida schnell als großes Talent, machte in der UEFA Youth League für Lyon besonders auf sich aufmerksam. In seiner ersten Profi-Saison mit gerade 18 Jahren erzielte er auch sein erstes Profi-Tor, sammelte Einsätze in der Europa League und fiel besonders durch seine überdurchschnittlich gute Technik auf.

Nur rund 20 Profi-Ensätze absolvierte er für Lyon, bevor er im Sommer 2018 von OGC Nice verpflichtet wurde. Der Verein aus dem Süden Frankreichs gab sogar zehn Millionen für den damals 19-Jährigen aus, deutlich über Marktwert (zur damaligen Zeit 4,5 Mio. € laut transfermarkt.de).

„Er kam in einem komplizierten Kontext, da der Verein viel in ihn investierte, als es der Mannschaft gerade an Offensivtalenten mangelte.“, erzählt uns Nico. „Daher wurde ihm gleich nach seiner Ankunft viel Verantwortung übertragen, obwohl er noch ganz am Anfang seiner Profi-Laufbahn stand.“

Mentaler Druck und Verletzungspech – die schwere Zeit von Maolida

Foto: IMAGO/Norbert Scanella/Panoramic PUBLICATION

Mit dem riesigen Druck, sofort abliefern zu müssen, kam der gebürtige Pariser nicht zurecht. Seine lässige Art sorgte außerdem schnell dafür, dass ihn einige Zuschauer als Ziel für Pfiffe und Kritik nahmen, und das trotz seines noch jungen Alters. Eine große mentale Herausforderung also für Maolida, gleich zu Beginn seiner Zeit am Mittelmeer.

Ob es an der damaligen mentalen Verfassung des Spielers lag oder an einer Verletzungsanfälligkeit, ist unklar. Doch seine Spielzeiten in Nizza wurden zu einem Teufelskreis. Aufgrund von mehreren Verletzungen kam er in seiner ersten Saison nur zu 14 Einsätzen in der Ligue 1 (vier Torvorlagen). So kam er nie in Schwung, fing an an sich zu zweifeln. Der Rhythmus fehlte komplett.

Auch sein junges Alter und die fehlende Erfahrung waren ihm sicher keine Hilfe. Gerade die physische Vorbereitung, die Arbeit im Training, nahm der junge Flügelstürmer Anfangs nicht ernst genug. In einem langen Interview mit „France Football“ zeigte er sich diesbezüglich selbstkritisch und erwähnte als Beispiel das Aufwärmen vor der Einwechslung, die körperliche Vorbereitung vor dem Spiel, die man als junger Spieler leider oft vernachlässige.

Lernprozess – Verletzungsprävention und hartes Training

So musste er erstmal lernen, richtig im Training zu arbeiten, sich auch mal zu bremsen und vor allem den eigenen Körper richtig einzuschätzen. Er wurde auch zum richtigen Arbeiter im Training, was seinen Trainern besonders gefiel, wie uns Nico erzählt: „Trotz der Schwierigkeiten, die er teilweise in den Spielen erlebte, konnte er das Vertrauen seines Trainers (Patrick Vieira oder Adrian Ursea) behalten, weil er im Training besonders gut arbeitete, fokussiert war und sich immer größte Mühe gab.“

Was die Aussprache seines Namens angeht: so half Herthas Neuzugang den Hertha-Fans direkt im ersten Video bei Hertha TV.

Schritt für Schritt befreite sich so Maolida von der Angst, sich zu verletzen und fand etwas mehr Mut, seine Fähigkeiten auf dem Platz zu zeigen. Er wurde professioneller gerade im Hinblick auf Verletzungsprävention. In der besonderen Saison 2019/2020 kam er zu mehr Einsätzen (18 Einsätze, 1 Tor, 2 Torvorlagen), bevor die Saison in Frankreich frühzeitig abgebrochen wurde.

Trotz einer weiteren Verletzung im Winter lief die Saison 2020/21 schließlich für den mittlerweile 22-Jährigen deutlich erfolgreicher. Mehr Einsatzminuten und drei eigene Tore konnte er beitragen. Die Saison endete leider ebenfalls aufgrund einer Adduktoren-Operation frühzeitig: diese zog Maolida vor, um für die neue Saisonvorbereitung rechtzeitig wieder fit zu sein. Doch die neue Spielzeit sollte er nicht mehr in Nizza bestreiten.

Thierry Henry als Vorbild – Schnelligkeit, Technik und Athletik

Foto: IMAGO/FEP/Panoramic PUBLICATION

So schnappte sich Hertha BSC am Ende den Spieler, für etwa vier Millionen Euro, bei einem Marktwert von sieben Millionen Euro. Diesmal sollte Maolida also nicht mehr mit überhöhten Ablösen konfrontiert sein. Doch was zeichnet den Spieler, dessen Vorbild ein gewisser Thierry Henry ist, aus? Nico beschreibt die neue Nummer 11 wie folgt:

„Myziane ist ein schneller, kräftiger und athletischer Spieler. Er hat auch eine gute Technik, die es ihm erlaubt, seine Gegenspieler im 1 gegen 1 auszuspielen. Sein Profil ist besonders interessant, weil er in der Lage ist, seine Geschwindigkeit und seine Größe zu nutzen, um die Tiefe zu suchen.“ Einer für die linke Außenbahn, der auch im 4-3-3 System in die Spitze rutschen kann. Als seine Stärken nennt Maolida selbst “das Dribbeln und das Kombinieren mit den Kollegen – und ich bin kreativ”.

Der Spieler sei außerdem nie negativ aufgefallen, auch nicht in den schwierigen Phasen: „Was sein Verhalten angeht: so habe ich nie negative Kommentare über ihn gehört.“ Sagt Nico. „Er hat einen lässigen Stil, was jedoch nicht bedeutet, dass er nicht rennt oder sich nicht anstrengt. Er ist eher ein diskreter Mensch, aber immer sehr nett und zugänglich für die Fans.“

Wenn Hertha-Fans „lässigen Stil“ in Verbindung mit Flügelspielern hören, denken viele sofort an Dodi Lukebakio. Doch im Unterschied zum Belgier weist Herthas Neuzugang gerade die Stärken auf, die auch Pal Dardai sucht. Die unermüdliche Arbeit im Training und auf dem Platz sowie die Bereitschaft, sich für sein Team einzusetzen und dabei seinen Ego zur Seite zu lassen.

Maolida – ein Transfer ohne die Last der hohen Ablöse

Foto: IMAGO/FEP/Panoramic PUBLICATION

Doch wenn er solche Qualitäten aufweist, warum wollte ihn Nizza loswerden? Gerade durch die Übernahme durch ihren britischen Investor konnte der Verein große Summen investieren und sich besonders offensiv mit Spielern wie Justin Kluivert, Calvin Stengs, Amine Gouiri, Kasper Dolberg oder auch Andy Delort verstärken.

„Es stimmt, dass es in Nizza jetzt viel Konkurrenz im Offensivbereich gibt“, bestätigt uns Nico. Dies sei aber nicht der einzige Grund für den Wechsel von Maolida. „Ich denke es war einfach wichtig für ihn, den nächsten Schritt zu gehen. Er befand sich in einer Negativspirale und bei ihm lief bei Nice einfach einiges in die falsche Richtung. Er war auch das Ziel einiger Fans, die ihn verbal angriffen.“

Anders als beim Wechsel zu Nizza kann der 22-Jährige mit anderen Vorzeichen in Berlin loslegen. Die Belastung, einer riesigen Ablösesumme gerecht werden zu müssen, ist der Franzose nun endlich losgeworden. Für vier Millionen Euro kann man schließlich nicht den neuen Mbappe erwarten.

Herthas neuer „Fantasie-Spieler“

Maolida kommt nicht mehr als ein hochgelobtes Talent, sondern als ein Spieler, der einen frischen Start gebraucht hat, um sein Potenzial endlich zeigen zu können. Mit mehr Selbstvertrauen wird er sich auch in der Bundesliga zeigen können und hoffentlich auch erfolgreich sein. Sein neuer Coach Pal Dardai zeigte sich jedenfalls eher optimistisch: „Er ist ein Fantasie-Spieler, wir haben eine Idee mit ihm. Ich hoffe, dass wir das Maximum aus seiner Kapazität rauskitzeln können.“

Das Schlusswort zu Maolida möchten wir an dieser Stelle unserem Gast überlassen:

„Ich wünsche ihm von Herzen alles Gute in Berlin und dass es ihm gelingt, wieder in die Spur zu finden. (…) Liebe Hertha-Fans, heißt Myziane Maolida willkommen, unterstützt ihn und schenkt ihm Vertrauen, er wird es euch auf dem Platz zurückgeben.”

“Auf jeden Fall habt ihr einen neuen Hertha-Sympathisanten gewonnen. Ich habe mir sein Trikot bereits bestellt.“

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