Hertha vs. Liverpool: (Endlich wieder) ein tolles Fußballerlebnis

Hertha vs. Liverpool: (Endlich wieder) ein tolles Fußballerlebnis

Sonnenuntergang über den Alpen, tolle Stimmung im Innsbrucker Tivoli-Stadion, Hertha gegen Liverpool. Das gestrige Testspiel gegen das Star-besetzte Team von Jürgen Klopp war nicht nur wegen der Kulisse und des Gegners besonders, sondern auch wegen der auffällig guten Leistung unserer Hertha. Und auch aus persönlichen Gründen war der gestrige Abend ein rundum tolles Fußballerlebnis.

Drei Fan-Generationen im Stadion

Bayern-, Dortmund- oder Bremen-Papas haben es leichter ihren Kindern ihre Zuneigung zu ihrem Fußballverein zu erklären. Das Triple mit Jupp Heynckes, der Champions League-Sieg gegen Juventus Turin 1997 oder die Meisterschaft 2004 – alles identitätsbildende Ereignisse, Erzählungen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden, die dabei helfen auch mal schwere Zeiten mit schlechten Leistungen zu überstehen. Hertha-Papas haben es da schon etwas schwerer. Keine großen Titel, wenig Glanz, viel Überlebenskampf. Auch mir geht es so. Gerade durch die Corona-Krise hat mein 7-jähriger Sohn zuletzt keinen wirklichen Zugang zu „meiner“ Hertha bekommen. Fußball nur im Fernsehen, ohne Zuschauer – sehr steril, wenig Nähe, wenig Emotionen.

hertha liverpool

Dass ein einziger Fußballabend vieles von dem Verpassten nachholen und das wirklich Schöne am Fußball innerhalb von zwei Stunden wie auf einem Silbertablett servieren kann, hat das gestrige Testspiel gegen Liverpool bewiesen. Zwei Wochen bereitete ich meinen Sohn während unserer Italienreise auf dieses Spiel vor. Hertha gegen die Stars vom Liverpool FC auf dem Weg nach Hause in Innsbruck. Opa kommt auch hin, auch er auf der Rückreise nach Berlin. Drei Generationen Hertha. Endlich wieder Menschen im Stadion, Fußball hautnah. Und es sollte sogar noch besser kommen.

Denn die Kulisse des Tivoli-Stadions im Sonnenuntergang ist atemberaubend. Hinter den Tribünen zeigen sich die Spitzen der 2000-Meter-Berge, die Zuschauerränge des kleinen, gemütlichen Stadions beginnen nur anderthalb Meter hinter der Auslinie. Selke, Dardai, Schwolow und die Liverpoool-Stars beim Aufwärmen quasi in greifbarer Nähe. Fußballstimmung pur.

„Papa, ich glaube, der schießt gleich“

Das Spiel beginnt. Vor uns zwei Berliner Jungs. Extra für eine Nacht angereist – in bester Meckerlaune. Berliner halt. Hinter uns zwei Tiroler LFC-Supporter. Leicht alkoholisiert. Wortgefechte bis zu den ersten fußballerischen Highlights. „Bald spielt ihr gegen den HSV und Schalke“, „Wart ihr überhaupt schon einmal in Liverpool?“. Dann die 20. Minute, Freistoß Platte auf der rechten Seite. Auf einmal ist der Ball im Netz und Santi Ascacibar liegt im Tor. Zweifeln im Stadion. War der Ball drin? Santi taumelt – geht es ihm gut? Santi steht, Tor zählt. Freude pur.

Es folgt eine Dauer-Press-Phase der Fußballstars. Mané und Salah zaubern gemeinsam, aber Schwolow zaubert auch und hält Herthas Führung. Die 31. Spielminute. Herthas Neuzugang Suat Serdar, der viele schöne, öffnende Pässe spielt, ist ziemlich frei im Strafraum, der Winkel zum Tor für einen Schuss aber fast unmachbar, denke ich noch. „Papa, ich glaube, der schießt gleich“, kündigt mein Sohn an. Serdar schießt wirklich. Tor. Komplette Ekstase. Im besten Tiroler Akzent werden wir aus der hinteren Reihe darauf hingewiesen: „Alles nur Glückhhh!“

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Foto: xSebastianxRäppold/MatthiasxKochx/IMAGO

War es aber nicht. Auch wenn Hertha in den folgenden Minuten nicht mehr ganz so viele Offensivaktionen hat, steht die Elf von Pal Dardai bis auf wenige Abstimmungsfehler kompakt und sicher. Kurz vor der Halbzeit werden die LFC-Angriffe dann aber intensiver, wunderschöne Doppelpässe in der Liverpool-Offensive. Mit einem tollen 2:2 gehen wir in die Halbzeit. Vier schöne Tore, tolle Stimmung im Stadion. Drei Generationen Hertha sind begeistert. Zeit für ein Halbzeitfoto.

Jovetic spielt sich sogleich in die Fanherzen

Die zweite Halbzeit beginnt wie die erste aufhört – Liverpool drückt, Hertha hält das Unentschieden. Nächster Höhepunkt: die Einwechslung von Herthas Neuzugang Stevan Jovetic für einen spielklugen Prince Boateng. „Wer ist das?“, will mein Sohn wissen. „Der ist erst seit wenigen Tagen bei Hertha, hat schon in allen großen Ligen Europas gespielt“, antworte ich. Wofür Hertha Jovetic verpflichtet hat, beweist der montenegrinische Angreifer nur wenige Minuten später. Grandioses Dribbling von Dodi Lukébakio auf Rechtsaußen, schöne Flanke, Jovetic geht zum Kopfball hoch und setzt den Ball ins Netz. Das 3:2 trotz drückender Überlegenheit der Engländer. Hertha lebt und kämpft. Die ekstatische Pause nutzt Pal Dardai, um seine Mannschaft fast komplett umzubauen – er wechselt sieben neue Spieler ein. Darunter auch Ruwen Werthmüller, der im offensiven Mittelfeld einige schöne Aktionen hat.

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Foto: IMAGO

Eine Minute später wird es auf einmal sehr laut im Stadion, obwohl der Ball gar nicht im Spiel ist. Der Grund: die Einwechslung von Virgil van Dijk. Neun Monate nach seiner schweren Verletzung bestreitet der Niederländer gegen Hertha sein erstes Spiel. Alle stehen und applaudieren für einen großartigen Fußballer. Auch van Dijk kann Herthas sehr vorzeigbaren Passtrecken im Mittelfeld allerdings nicht unterbinden. Der 20-jährige Werthmüller spielt Jovetic frei, der auf einmal frei vor dem LFC-Tor auftaucht, van Dijk versucht ihr zu stoppen, Jovetic zaubert. 4:2. Wieder Ekstase. „Näkschtes Johr komm I mit dem Hertha-Trikot her“, kommt jetzt aus der Reihe hinter uns.

Die letzten zehn Minuten gegen Liverpool sind dann noch einmal schwer für Hertha. Die “Reds” wollen sich die Testspiel-Niederlage nicht einfangen und stürmen. Doch das Tor von Oxlade-Chamberlain ist dann der Schlusspunkt dieses begeisternden Fußballabends.

Ein überzeugender Test

„Lasst uns erst einmal die Stadt zurückgewinnen“, hatte Herthas neuer Manager Fredi Bobic kürzlich als Saisonziel ausgegeben. Um das zu erreichen, müssen sicherlich noch einige Pokal- und Ligaspiele gespielt werden. Das Tiroler Tivoli-Stadion hat Hertha am gestrigen Donnerstagabend aber schon ein Stück weit von sich überzeugt. In einem durchaus ernst geführten Testspiel bezwang man die Champions League-Truppe von Jürgen Klopp mit einer kompakten Abwehrleistung und vielen überraschenden Offensiv-Momenten.

Drei Generationen Hertha verlassen glücklich das Stadion. Und vielleicht kommen ja sogar einige Tiroler im nächsten Jahr in blau-weiß zum Testspiel.

Podcast #153 Knackiges Update

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Wir geben euch ein kurzes Update, was in dieser Woche rund um Hertha BSC so los war. Es gibt Infos zum Dauerkartenverkauf, wir sprechen über die aktuellen Transferbemühungen und die Testspiele. Viel Spaß!

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Podcast #152 Die Wildpark-Bruddler

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Wir zelebrieren unsere Fanfreundschaft mit Karlsruhe auch im Podcast. Dazu haben wir uns die Wildpark-Bruddler eingeladen. Niklas und Boris produzieren einen sehr hörenswerten KSC-Podcast und stellen sich in dieser Folge vor. Wir sprechen darüber wie wir die Fanfreundschaft wahrnehmen und welche Erfahrungen wir damit machen durften. Natürlich kommen aber auch die Hertha News nicht zu kurz.  

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Davie Selke – die letzte Chance

Davie Selke – die letzte Chance

Nach seiner glücklosen Leihe zum Absteiger SV Werder Bremen ist Davie Selke nun wieder zurück bei der alten Dame. Im Training und in den Testspielen zeigt der drahtige und große Stoßstürmer, was er angekündigt hat: Sich im blau-weißen Trikot endlich durchzusetzen zu wollen. Mit Jhon Córdoba und Krzyszof Piatek hat er namhafte Konkurrenz. Wo steht Selke und wie stehen seine Chancen?

Selke sammelt erste Argumente

Anders als von vielen blau-weißen Fans zunächst vermutlich erhofft, bereitet sich der 26-jährige Davie Selke im brandenburgischen Neuruppin mit Hertha BSC auf die erste Bundesliga vor – statt mit Werder Bremen auf die zweite Liga. Etwa zwölf Millionen Euro hätten die Bremer für Selke zahlen müssen, hätten sie die erste Klasse gehalten – nicht wenige Hertha-Fans trauern den Millionen vermutlich nach. Nun ist es aber so, wie es ist und Selke zeigt sich im Trainingslager bisher von vielen seiner guten Seiten.

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Mit Stand vom 12. Juli absolvierte Hertha inzwischen drei Testspiele – alle wurden gewonnen, jedes Mal stand Selke in der Startelf (vor Jhon Córdoba, Krzyszof Piatek fehlt noch verletzt) und jedes Mal traf er. Fünf Treffer erzielte Davie Selke in den drei Testspielen insgesamt. Bisher hält er, was er verspricht: „Ich weiß gar nicht, ob ich in meiner Karriere schon mal so fit war, wie ich aktuell bin“, sagte der fleißige Stoßstürmer im Neuruppiner Trainingslager. Während der Sommerpause habe er viele Extraschichten eingelegt.

Auch Trainer Pál Dárdai scheint es zu freuen, dass er Selke wieder im Team hat. Schließlich hatte der Stürmer unter dem Ungar seine erfolgreichste Saison im blau-weißen Trikot: Zehn Tore schoss Selke unter Dárdai. Vier weitere legte er als Assist auf. „Ich würde ihn nie abschreiben. Davie ist ein feiner und fleißiger Junge, der hier funktioniert hat“, weiß Dárdai.

Die Mentalität soll kommende Saison entscheiden

Die ersten Trainingseindrücke scheinen gut, seine Quoten in den bisherigen Testspielen ebenfalls. An Leidenschaft und Einsatz mangelte es Selke sowieso nie – seine Einstellung stimmte immer. Eben das könnte nun zu seinem großen Vorteil werden: Favorisiert Hertha in der kommenden Saison doch Spieler, deren Wille und Mentalität stimmen. Der Verein will als Einheit auftreten. Fußballerisch talentierte, aber charakterlich schwierige Spieler wie Dodi Lukebakio und Matheus Cunha stehen auch deshalb wohl auf dem Abstellgleis.

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 „Das Wichtigste ist, miteinander Mentalität zu zeigen. Dann bist du manchmal besser als Mannschaften, die mehr Qualität besitzen. Du musst brennen“, sagte Manager Fredi Bobic kürzlich über die neue Berliner Marschroute. Die Vorzeichen stehen für Davie Selke bei Hertha demnach sehr gut. Doch hat er noch zwei Probleme: Jhon Córdoba und Krzyszof Piatek.

Wie wird Hertha in der nächsten Saison spielen?

Allen voran mit Jhon Córdoba hat Selke einen sehr ähnlichen Spielertyp, gegen den er sich durchsetzen muss. Beide sind klassische Strafraumstürmer. Córdobas Vorteil ist, dass er die Bälle im Halbfeld des Gegners deutlich besser festmachen und verteilen kann. Selke unterscheidet sich von Córdoba hingegen in seinem starken Anlaufverhalten und seinem dynamischen Pressing – was Dárdai allerdings nicht oft spielen lässt. Krzyszof Piatek ist ein gänzlich anderer Spielertyp, er ist ein klassischer Knipser vor dem Tor – im Spielaufbau jedoch nur schwer mit einzubeziehen.

Foto: xMatthiasxKochx/IMAGO

Gegenwärtig ist es völlig unklar, wie Hertha spielen wird. Zwischenzeitlich sah es ob der Transfers so aus, als würde Hertha in einem 4-3-3 spielen – also lediglich mit einer Spitze. Das gaben auch die bisherigen Testspiele her. Inzwischen erhärten sich aber die Gerüchte, dass Javairo Dilrosun und Dodi Lukebakio den Verein wohl verlassen werden, entweder per Verkauf oder als Leihe. Damit würden Hertha die Flügelspieler fehlen und eine Formation mit zwei Spitzen, etwa ein 4-4-2 mit enger Mittelfeld-Raute oder defensiv ausgerichteten Spielern, wie etwa Mittelstädt oder Zeefuik auf den Flügeln im Mittelfeld, scheint nicht unwahrscheinlich. Auch ist ein 3-4-3 (mit zwei laufstarken Außenverteidigern und drei Innenverteidigern) wie Deutschland es bei der EM spielte, scheint möglich. Dieses System ließ Dardai im Endspurt der letzten Spielzeit öfter spielen.

Doch ist es noch extrem früh, um einen klaren Trend der Formation zu erkennen. Auch weil der August laut Bobic viel Bewegung in den Transfermarkt bringen wird – vermutlich auch bei Hertha. Selke tut aber gut daran, sich darüber nicht verrückt zu machen – und sich weiter mit starken Leistungen im Training und in den Testspielen zu beweisen. Es ist seine letzte Chance bei Hertha – es wird spannend zu sehen sein, ob ihn das beflügelt oder eher lähmt.

[Titelbild: xSebastianxRäppold/MatthiasxKochx/IMAGO]

Podcast #151 Kaderanalyse 2021

Podcast #151 Kaderanalyse 2021

Wir machen für euch eine Kaderanalyse. Dabei besprechen wir jeden Mannschaftsteil und schauen darauf welche Spieler aktuell zur Verfügung stehen, wie zufrieden wir aktuell mit ihnen sind und wo wir noch Handlungsbedarf sehen. Die aktuellen Hertha News dürfen aber dennoch nicht fehlen.

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Kaderanalyse als Text:

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