Herthaner im Fokus: Eintracht Frankfurt – Hertha BSC

Herthaner im Fokus: Eintracht Frankfurt – Hertha BSC

Nach wenigen Tagen im Amt war es „Spiel Eins“ für Pal Dardai. Und bei seinem Comeback änderte er die Startaufstellung kräftig durch. Deshalb schauen wir in unserer Bewertung auch vor allem auf die „neuen“ Spieler. Insgesamt zeigte das Team eine engagierte und kämpferische Leistung. Aber, wie so oft in dieser Saison, präsentierte sich die Mannschaft vor allem in der Defensive stark anfällig.

Rune Jarstein bewahrte das Team lange mit herausragenden Paraden vor einem Rückstand. Letztlich musste er aber dennoch drei mal hinter sich greifen. Eintracht Frankfurt springt mit dem Sieg auf den dritten Tabellenplatz – und Hertha BSC ist endgültig im Abstiegskampf angekommen.

Wir schauen auf einige ausgewählte Herthaner nach diesem Spiel.

Rune Jarstein – Er kann es noch!

Der Startelfeinsatz von Rune Jarstein für Alexander Schwolow war vermutlich die größte Überraschung zu Beginn des Spieltags. Doch rechtfertigte Jarstein das Vertrauen von Trainer Pal Dardai. Immer wieder glänzte er mit herausragenden Paraden und bewahrte die Mannschaft schon in der ersten Halbzeit vor einem Rückstand. Etwa in der 28. Minute, in der Frankfurts Kamada vor Jarstein auftauchte und aus kurzer Distanz abschloss. Blitzartig tauchte Jarstein ab und parierte den Schuss.

Foto: IMAGO

Dem 36-jährigen Routinier war die lange Zeit auf der Bank nicht anzumerken. Er strahlte viel Ruhe und Konzentration aus. Doch wird er auch mit seiner Verteidigung sprechen müssen – letztlich im Stich gelassen und ohne eigene Schuld, musste er drei mal hinter sich greifen. “Ich glaube, Rune war gut, er hat der Mannschaft gut getan”, sagte Dardai nach dem Spiel. Ob der Norweger auch im kommenden Spiel wieder ran darf, wird noch abzuwarten sein, seine Leistung hat es aber nicht unwahrscheinlicher gemacht.

Santiago Ascacibar – Auffällig unauffällig

Viel war im blau-weißen Trikot noch nicht vom 1,68 Meter kleinen Argentinier zu sehen. Lange Zeit ist Santiago Ascacibar verletzungsbedingt ausgefallen, war er fit, wurde er nicht berücksichtigt. Unter Dardai hat er nun seine Chance bekommen. Vermutlich auch, weil Ascacibar bekannt als Kämpfer ist, als einer, der auch mal dreckig ist und leidenschaftlich spielt.

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Zumindest mit seinen Laufdaten bestätigte er die Entscheidung. Kein Herthaner ist weitere Wege gegangen als er (fast 12 Kilometer). Nach hinten stellte er die Passwege oft gut zu und präsentierte ein solides Stellungsspiel. Nach vorne hin ging bei ihm aber auch wenig. Auch wenn dies primär nicht seine Aufgabe ist. Doch gute Ansätze waren zu sehen – mit mehr Spielpraxis, wer weiß, wie wichtig er noch werden kann. Seine kämpferischen Attribute sind es im Abstiegskampf allemal.

Zusammen mit Tousart hatte es der 23-Jährige gut verstanden, die offensiven Mittelfeldspieler Frankfurts, Kamada und Younes, zu bearbeiten. Drei Tacklings und vier abgefangene ´Bälle unterstreichen seinen Eifer und die permanent hohe Aufmerksamkeit. Dardais Bewertung: “Herz, Leidenschaft, Balleroberung, Wege machen. Er steht immer auf. Ich glaube, er hat auch eine gute Leistung gebracht.”

Lukas Klünter – engagiert, spielerisch aber limitiert

Auf der rechten Seite von Lukas Klünter herrschte Dauerbetrieb. Immer wieder tauchte vor allem Filip Kostic vor ihm auf und ging gegen Klünter ins Tempodribbling. Nicht selten verlor Klünter das Duell und die Frankfurter konnten in die Mitte flanken. Etwa bei der postwendenden Antwort zum 1:1, nachdem die Berliner kurz vorher erst in Führung gegangen sind. Kostic konnte seine Flanke an Klünter vorbei bringen und spielte sie perfekt auf den Kopf von Andre Silva.

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Allerdings dürfte hier vor allem auch Jordan Torunarigha die größte Schuld treffen. Er ließ Silva einen kurzen Moment aus dem Augen, so dass dieser sich absetzen und einnetzen konnte. Oft war Klünter auch sein spielerisches Limit anzusetzen. Im Spielaufbau ging wenig bis gar nichts, immer wieder suchte er stattdessen den Rückpass. Teilweise wirkte er mit dem Ball am Fuß gar überfordert, anstatt seinen Körper so zu drehen und zu bewegen, das Pässe nach vorne oder auf kurze Distanz ins Mittelfeld möglich wären.

Der Einsatz stimmte beim Saisondebütanten allemal, jedoch sind in diesem Spiel zu viele Defizite auf einmal ersichtlich geworden.

Luca Netz – technisch fein, aber das Stellungsspiel

Es war der zweite Startelfeinsatz in Folge für den erst 17-Jährigen. Und oft zeigte er sein Talent. Schon gegen Bremen waren seine Laufwege in der Offensive eine Gefahr. Zudem spielt er präzise Flanken. Offensiv hat Netz alles, was ein moderner Außenverteidiger braucht.

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Doch in der Defensive entstehen zu oft Lücken, weil er zu weit weg von seinem Gegenspieler steht. Gegen Frankfurt entstand deshalb keine Gefahr, doch vielleicht auch deshalb, weil Dardai ihn zur Halbzeit auf der Bank ließ und Maxi Mittelstädt einwechselte, welcher wiederum beim 1:2-Gegentor nicht gut aussah. Auch offensiv traf das Eigengewächs zu viele Fehlentscheidung, beispielsweise als er beim Stand von 0:0 lieber selbst abschloss, als die vielen freien Mitspieler vor dem Tor anzuspielen. Hinzu kamen einige ungenaue Pässe und Ballverluste.

Vor allem offensiv kann Netz ein Gewinn sein. Und in einer wackelnden und sich stets ändernden Defensive Routine zu bekommen, ist auch schwer. Das Potenzial ist eindeutig da, nun muss sich an das Bundesliga-Niveau, das volle Aufmerksamkeit und Handlungsschnelligkeit voraussetzt, gewöhnt werden.

Und insgesamt?

Wie Eingangs erwähnt spielte Hertha durchaus engagiert. Während das Mittelfeld mit Tousart und Ascacibar als Sechser und einem offensiverem Guendouzi gefestigter wirkten, bleibt vor allem aber die Abwehr ein Problem. Hätte Jarstein nicht oft genug glänzend pariert, hätte das Ergebnis noch deutlicher sein können. Lobende Worte gibt es an dieser Stelle (und der Redakteur kann es selbst kaum glauben) für den Spielaufbau von Niklas Stark. Bei seinen Pässen nach vorne traute er sich mehr, auch mal etwas Risiko und es gelang. Oft traute er sich gar bis über die MIttellinie, sind doch sonst eher Rückpässe sein großes Markenzeichen.

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Auch Krzysztof Piatek zeigte wieder, warum Hertha ihn gebrauchen kann. Sein Anlaufverhalten war zwar recht verhalten, doch sein Tor beschreibt einen Strafraumstürmer, wie der Pole es ist, perfekt. Ohne viel Kontakt und Zeit den Abschluss suchen – und drin ist das Ding. Dodi Lukebakio ist schon seit Wochen ein Schatten seiner selbst. Leider fällt er mehr dadurch auf, Bälle zu verstolpern und sie zu verlieren, als mit seinen möglichen schnellen Tempodribblings und seinem guten Schuss. Vor allem Dilrosun wird als Alternative für die Außen schmerzlich vermisst.

In den kommenden Spielen trifft Hertha auf spielstarke Gegner, kommende Woche etwa auf gegen Bayern München. Für Hertha-Fans könnten die nächsten Wochen nicht weniger schmerzvoll werden, als schon die gesamte Saison. Doch präsentierte sich Hertha gegen starke Teams selbst auch immer passabel. Wer weiß, wo Dardai und sein Team den Gegnern vielleicht wichtige Punkte im Abstiegskampf abluchsen können.

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Vorschau: Eintracht Frankfurt – Hertha BSC: Comeback gegen einen ungemütlichen Gegner

Vorschau: Eintracht Frankfurt – Hertha BSC: Comeback gegen einen ungemütlichen Gegner

Es liegt eine turbulente Woche hinter Hertha BSC. Nun soll mit Pal Dardai die Trendwende gelingen: Weg von den Abstiegsplätzen und den Verein im Mittelfeld sicher stabilisieren. Doch die vermeintlich „leichteren“ Gegner aus der unteren Tabellenhälfte kamen schon. Gepunktet wurde dabei zu wenig. Nun folgen Teams, die allesamt Ambitionen haben und teilweise um das internationale Geschäft mitspielen. Etwa Eintracht Frankfurt, das ein ungemütlicher Gegner für Dardai sein wird. Das hat uns Sportjournalistin und Eintracht-Expertin Solveig Haas bestätigt.

Er würde nie eine Mannschaft inmitten einer laufenden Saison übernehmen. Pal Dardai habe sich das einmal geschworen, wie er bei seiner Vorstellung unter der Woche verriet. Doch für seine blau-weiße Liebe habe er eine Ausnahme machen müssen.

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Die folglich Konsequenz daraus: Es fehlen Wochen der Vorbereitung, in denen Dardai vor Beginn einer Saison auf das Team einwirken könnte. Lediglich eine Woche hatte er nun Zeit, dass Team auf den kommenden Gegner Eintracht Frankfurt einzustellen.

Inwieweit Dardai personelle Änderung vollziehen wird, wird sich am Samstag zeigen. Medial wird gemunkelt, dass Jordan Torunarigha oder auch Marvin Plattenhardt womöglich wieder eine Chance erhalten. Auch wird über einen möglichen Einsatz von Santiago Ascacibar im Tausch gegen den bisher eher enttäuschenden Lucas Tousart spekuliert. Eines ist jetzt schon klar: Gegen die seit sieben Spielen ungeschlagene Eintracht wird es ein ungemütliches Spiel.

Offensiv kann die Eintracht alles, Defensiv ist Hertha anfällig

Die wohl wichtigste Frage wird sein, ob es Dardai gelingt eine funktionierende Achse zu finden. Aus welcher sich Spieler zeigen, die in etwaigen Spielsituationen das Kommando übernehmen können. Eine weitere Baustelle ist aber die Defensive. 32 Gegentore hat die Mannschaft bisher kassiert. Nur die beiden Schlusslichter Mainz und Bielefeld haben bisher mehr Gegentore gefangen. Gegen Frankfurt kann das 90 Minuten Dauergefahr bedeuten.

„Eigentlich ist fast jeder, der da auf dem Platz steht, potenziell torgefährlich“, sagt Frankfurt-Expertin Solveig Haas. Auch sonst gebe es kaum etwas, auf das die Frankfurter Offensive nicht reagieren könne. „Wir haben jemanden für die feine Klinge – und wenn das nicht klappt, dann geht es eben mit Kraft und Willen“, beschreibt sie den Offensivfußball ihrer Mannschaft.

Insbesondere Stürmer Andre Silva zeigte sich in den letzten Spielen besonders torhungrig. Blickt man aktuell auf die Liste der Torschützen, bildet er zusammen mit Erling Hallend den zweiten Platz hinter Robert Lewandowski. 14 mal hat Silva in dieser Saison bisher getroffen. Und auch Rückkehrer und bisheriger Edel-Joker Luka Jovic netzte in drei Spielen drei mal ein.

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Für Solveig Haas war die Rückkehr von Jovic aus Madrid „magisch“. Damit spricht sie vermutlich vielen Eintracht-Fans aus der Seele. Doch bekanntlich spielt Frankfurt nur mit einer Spitze vorne drin. Doch glaube sie nicht an Probleme zwischen den beiden Stürmern. „Ich habe sogar das Gefühl, dass er Andre Silva bisher eher entlastet als unter Druck setzt“, sagt sie.

Zudem scheint der Transfer das gesamte Team beflügelt zu haben. Als Beispiel nennt sie etwa Filip Kostic. „Wie er seitdem wieder aufdreht, ist auch ein Traum“, sagt sie. Vier Vorlagen und ein Tor in den letzten drei Spielen unterstreichen diese Wahrnehmung. Dennoch glaube sie nicht, dass Trainer Adi Hütter Jovic von Beginn an aufstellen wird. „Er sagt ja auch selbst, dass ihm dafür noch ein wenig die Fitness fehlt“, stellt Solveig Haas fest. Doch warnt sie auch – sie könne sich vorstellen, dass Jovic je nach Spielverlauf deutlich früher eingewechselt wird.

Doch Dardai kann Defensiv – gibt es einen „Trainereffekt“?

In viereinhalb Jahren als Trainer von Hertha hat Dardai aber schon von 2015 bis 2019 bewiesen, dass er vor allem Defensive kann. Mitunter war das sogar einer der Gründe, warum ihn Michael Preetz damals entließ. Zu langweilig sei der Fußball, Hertha wolle attraktiven Offensivfußball spielen. Nicht wenige Hertha-Fans schlossen sich der Meinung damals an. Auch wenn nun die Mehrzahl der Anhänger glücklich darüber scheint, dass das blau-weiße Urgestein und der Sympathieträger wieder zurück ist.

Dardai selbst war ein Kämpfer auf dem Platz. Vor allem die taktische Disziplin sei ihm wichtig, wie er bei seiner Vorstellung betonte. Inwieweit das etwa ein Dodi Lukebakio oder ein temperamentvoller Matheus Cunha beherzigen können oder wollen, wird sich zeigen – wenn sie denn spielen.

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Und dann wäre da noch der Mythos „Trainereffekt“. Oft scheint es, als würden Teams vor allem das erste Spiel mit neuem Trainer gewinnen. Auch Solveig Haas glaubt an den Effekt. Doch finde sie, hänge er von den individuellen Problemen einer Mannschaft ab. „Ich glaube nicht, dass das Problem bei der Hertha auf der Trainerbank saß, deshalb wird auch ein neuer (alter) Trainer es nicht kurzfristig lösen können“, sagt sie.

So oder so habe sie Vertrauen in ihre Eintracht, die durchaus Selbstbewusst aufspielen dürfte. „Diese Eintracht kann auch gegen neu motivierte Berliner gewinnen“, sagt sie. Ihr Tipp: „Drei zu eins für die Eintracht.“

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Dárdai iacta est

Dárdai iacta est

Es ist passiert. Hertha hat den DeLorean rausgeholt und ist direkt ins Jahr 2015 zurückgekehrt. Doch statt Biff und einem spießigen Marty McFly wartet der Sportalmanach mit einem anderen bekannten Gesicht auf: Pál Dárdai ist wieder Cheftrainer der alten Damen und versucht sie in einer Sonderausgabe von Extreme Makeover wieder auf Spur zu bringen. Ein Kommentar.

Dárdai Ante Portas

Spätestens nach dem 1:4 gegen Bremen war klar, dass Michael Preetz nicht mehr zu halten sein würde. Mit ihm musste Cheftrainer Bruno Labbadia seinen Posten räumen. Zu wenig Punkte, ein unhomogenes Team samt enttäuschender Transferphase und geringe Chancen auf Besserungen ließen das Damoklesschwert schließlich auf die maßgeblich Verantwortlichen niederfallen. Schnell wurden gewichtige Namen kolportiert. Von Ralf Rangnick bis Peter Neururer schien jeder freie Trainer mit Hertha in Verbindung gebracht zu werden.

Medienberichte legten sich jedoch schnell fest: noch bevor CEO Carsten Schmidt Vollzug meldete, waren sich BILD, Kicker und sogar die Tagesschau einig: Hertha-Ikone und Milchreis-Sommelier Pál Dárdai sollte die krisengebeutelte alte Dame übernehmen. Die Personalie Arne Friedrich als handelnder Geschäftsführer Sport füllte bereits am Tag zuvor das Loch, was durch die Entlassung von 25 langen Hertha-Jahren hinterlassen wurde. Auf 227 Spiele mit 93 Toren folgen 231 Partien mit 14 Treffern.

Not the hero we deserved, but the hero we needed

Komplettiert wurde der Schultheiß-feuchte Traum durch „Zecke“ Neuendorf, der fortan das Vergnügen haben wird, an der Seite von Dárdai Cunha, Piatek und Co. das deutsche Wort „malochen“ beizubringen.

Während der Trainervorstellung wurde eines jedoch schnell klar: Hertha hat Pál Dárdai nicht verdient. In einer Welt in der Milliardenerträge nur durch vermeintlichen Kult aufgewogen werden können, in der sich jedes Wochenende 22 Millionäre zum Kicken treffen und die der Moloch auch in einer weltweiten Pandemie weitergefüttert werden muss, sind nur Torbeteiligungen von Artur Wichniarek seltener als echte Vereinstreue.

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Im Sommer 2019 noch als wenig zukunftsträchtig geschasst, kehrt Dárdai nun an die Seitenlinie zurück. Viel hat sich geändert, doch wer die Trainervorstellung gesehen hat, kann sich sicher sein: Dárdai bleibt gleich. Ein Mann, der sich in den Dienst der Mannschaft stellt, keinen Groll hegt, dem Geld egal ist und den Verein stets über seine eigenen Befindlichkeiten stellt. Wenn es jemanden gibt, von dem diese Werte auf die Individualisten-Truppe aus Westend abfärben kann, dann ist es Dárdai.

Ein Trainer sie alle zu binden

Der lang ersehnte Kulturwandel, er liegt in erreichbarer Ferne: Friedrich und Neuendorf stehen für eine neue Generation Hertha und auch wenn manch einer in der Verpflichtung Dárdais eine Zirkulärbewegung zu erkennen meint, kann dieser Schritt zurück, zwei nach vorne bedeuten.

Tennor Investment, Klinsmann-Posse und Chaoten-Saison haben Spuren bei den Fans hinterlassen. Der deutliche Protest gegen Preetz zeugt davon. Eine UN-Friedensmission war deshalb mindestens genauso nötig, wie die tabellarische Stabilisierung. Carsten Schmidt und Arne Friedrich haben beide zu viel Erfahrung, um das zu ignorieren. Beide wissen: ziehen die Fans nicht mit, spielt es auch keine Rolle, wer der Übungsleiter sein wird. Die Marke „Hertha BSC“ lässt sich nicht einfach aushöhlen und sportlicher Erfolg wird nicht nur auf dem Platz, sondern auch in der Kurve entschieden.

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Dárdai ist daher die logische Wahl. Um Hertha zu helfen, verordnet sich Hertha eine Kur Hertha.  Darüber hinaus hat der Gulasch liebende Ungar gezeigt, dass er es durchaus vermag sportlichen Erfolg zu verzeichnen. Seine Qualität liegt hier weniger in der taktischen Finesse, sondern in Fähigkeit durch Druck und Charme eine Mannschaft zu formen. Ist die individuelle Klasse unbestreitbar im aktuellen Kader zu finden, ist es genau diese Komponente, die fehlt.

Man kann an dieser Stelle ein kleines Gedankenexperiment anstellen: nehmen wir an, dass Dárdai die Fähigkeiten eines Kaders durch Zusammenschweißung potenzieren kann. Je höher das individuelle Niveau der Spieler, desto größer dann auch das Potential eines so geformten Teams. Nun stellen wir die rhetorische Frage: welches Potential wird letztendlich höher sein? Das der Mannschaft mit Hegeler, Allagui, Kauter und Konsorten oder das der um Cunha, Boyata und Tousart?

Aus der Not eine Tugend machen

Inwieweit die neue Troika das Fan-Herz nicht nur mit Nostalgie-Pflastern, sondern auch mit Erfolgsrausch zu heilen vermag, steht noch aus. Das Ergebnis dieser Frage bestimmt auch das Schicksal eben jenes Dreigespanns. Sollten sich gute Ergebnisse einstellen, gibt es eigentlich keinen Grund nicht Hand in Hand in die neue Spielzeit zu gehen. Hält man die Klasse jedoch nur mit Ach und Krach, ist jeder Vertrag das Papier nicht wert, auf dem er besiegelt wurde.

Sollte Pál Dárdai Hertha tatsächlich in eine rosig-blau-weiße Zukunft führen, dann ist nur die Genugtuung allen Kritiker:innen gegenüber schöner, als das Gefühl sich endlich wieder auf den Spieltag freuen zu können. Hertha würde so zum Paradebeispiel werden, wie man das Geschäft Fußball mit Tradition in Einklang bringen kann. Sollte Dárdai allerdings scheitern und entlassen werden, stellt sich die Frage, ob er je wieder antworten wird, wenn Hertha erneut um Hilfe ruft. Die Spielschau soll beginnen.

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Podcast #129 Crazy City Club

Podcast #129 Crazy City Club

Aufatmen in der Hertha BASE Podcast Redaktion. Die nötigen Veränderungen sind vollzogen. Dardai ist wieder neuer Cheftrainer und Preetz entlassen. Wie es dazu kam und was wir dazu sagen, hört ihr hier.

Wir wünschen euch ganz viel Spaß mit der Folge und freuen uns über eure Kommentare.

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“Zecke” Neuendorf – Seine Arbeit bei der U23
bit.ly/3ai3Grh

Image: IMAGO

“Haben einen konkreten Plan“ – Jetzt schlägt die Stunde des Carsten Schmidt

“Haben einen konkreten Plan“ – Jetzt schlägt die Stunde des Carsten Schmidt

Nach der Trennung von Bruno Labbadia und Michael Preetz hat sich Herthas Geschäftsführer Carsten Schmidt am heutigen Sonntagvormittag zur Zukunft des Vereins geäußert. Schmidt begründete die beiden Rauswürfe mit der sportlichen Misere und kündigte an, dass er für die Trainerfrage „bereits einen konkreten Plan“ habe. Einiges spricht dafür, dass Schmidt diesen Umbau schon in den vergangenen Tagen vorbereitet hat. Beachtlich ist, dass Schmidt offenbar keine Interimslösung anpeilt.

Hertha BSC steht vor einer kleinen Revolution. Nach etwa elf Jahren ist Michael Preetz nicht mehr Geschäftsführer Sport. In einem Atemzug hat sich der Verein nach der bitteren 1:4-Pleite gegen Werder Bremen am heutigen Sonntag auch von Trainer Bruno Labbadia getrennt. Carsten Schmidt ist erst seit knapp zwei Monaten Herthas neuer Vorsitzender der Geschäftsführung. Auf dem TV-Sender „Sky Sport News“ hat sich Schmidt zu den beiden Beurlaubungen geäußert und einen Blick in Herthas Zukunft gegeben.

Der ehemalige Sky-Chef begründete die beiden Personalentscheidungen mit der sportlichen Situation – Hertha stecke jetzt im Abstiegskampf. Er habe sich nach dem gestrigen Spiel mit seinen Geschäftsführungskollegen und dem Präsidium beraten und dann die Entscheidung getroffen. Labbadia habe er gestern bereits telefonisch informiert, am heutigen Sonntagmorgen folgten dann persönliche Gespräche mit Preetz und Labbadia in der Geschäftsstelle.

Kein böses Blut

Schmidt ließ durchblicken, dass ihn insbesondere die beiden letzten Spiele gegen Hoffenheim (0:3) und Werder (1:4) zum Handeln bewegt haben. „Mit dem Spiel gegen Schalke ging es ja im Januar gut los, die folgenden Spiele waren nicht brillant, aber wir waren weiterhin optimistisch. Nach dem gestrigen Spiel kann es aber keine andere Entscheidung geben.“ Die Spiele gegen Hoffenheim und Bremen seien „kaum zu erklären“. Der neue Hertha-Boss erinnerte auch daran, dass Hertha aus diesen beiden Spielen mit einem Torverhältnis von 1:7 ging. Sowohl Preetz als auch Labbadia hätten die Entscheidung „sehr gut und professionell“ aufgenommen. Er äußerte keinerlei Kritik an den beiden Ex-Hertha-Funktionären. Ganz im Gegenteil: Labbadia lobte er sogar ausführlich für sein „Engagement und seine Akribie“, auch die Zusammenarbeit mit Preetz sei sehr gut gewesen.

Foto: xMatthiasxKochx/IMAGO

Für Herthafans ist im Moment natürlich aber der Blick in die Zukunft wichtiger: Die Mannschaft steht nur zwei Punkte vor dem Relegationsplatz – wenn Köln am heutigen Sonntag gewinnt, ist Hertha punktgleich mit Bielefeld, die dann aufgrund des schlechteren Torverhältnisses auf den Relegationsplatz rutschen. In den Medien war bereits berichtet worden, dass Pal Dardai die Mannschaft als Interimslösung erneut übernehme und im Sommer ein neuer Übungsleiter präsentiert werde. Doch ist das auch Schmidts Plan?

Kein Schnellschuss bei Traineramt

Im Interview mit dem TV-Sender „Sky Sport News“ deutete Schmidt an, dass er keineswegs eine improvisierte Zwischenlösung anstrebt. „Wir haben einen klaren Plan, den wir jetzt umsetzen. Wir gehen nicht unvorbereitet in diese Aufgabe“, sagte Schmidt. Details wollte er nicht nennen – in den kommenden Tagen werde man sich dazu äußern, so Herthas Geschäftsführer. Angesprochen auf Dardai sagte er, dass der Ungar „möglich“ sei. Und: „Wir haben einen Plan für die restlichen 16 Spiele plus Zukunftsgestaltung.“

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In diese Zeilen kann sicherlich viel hinein interpretiert werden. Man gewinnt aber den Eindruck, dass der neue Hertha-Boss in den vergangenen Tagen schon den Trainermarkt sondierte und womöglich sogar schon eine Lösung in der Hinterhand hat. Der Verweis auf die „Zukunftsgestaltung“ nach der Rückrunde lässt darauf schließen, dass Schmidt in den kommenden Tagen vielleicht sogar einen Trainer präsentieren wird, der Hertha dauerhaft übernehmen könnte.

Im Rahmen einer Pressekonferenz am heutigen Sonntagnachmittag konkretisierte Schmidt, dass man einen Trainer präsentieren werden, der „eine Mannschaft zusammenschweißen kann“. Am Dienstag werde dieser Trainer mit der Mannschaft auf dem Trainingsplatz stehen. Ob Hertha diesen Trainer als Interimslösung oder als neuen dauerhaft installierten Headcoach installiert, ließ er sich offen.

Friedrich übernimmt vorerst

Was Preetz‘ Position betrifft, so bestätigte Schmidt die Pressemitteilung, die Hertha am heutigen Sonntagvormittag ausgesendet hatte. Arne Friedrich übernimmt ab sofort die sportliche Leitung bei Hertha – vorerst allerdings nur bis zum Saisonende. Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit dem Ex-Hertha-Spieler. Auf Herthas Homepage ist Preetz schon nicht mehr als Mitglied der Geschäftsleitung aufgeführt. Neben Schmidt gehören dem Gremium jetzt noch Ingo Schiller (Finanzen), Thomas E. Herrich (Prokurist) sowie Paul Keuter (Kommunikation, Marketing) an. Insbesondere Keuter gilt als enger Vertrauter von Preetz. Ob Preetz‘ Ende bei Hertha in den kommenden Wochen noch zu weiteren Personalveränderungen führen wird, ist aber völlig offen.

Hinweis der Redaktion: Wir haben den Text um 16.30 Uhr angereichert mit Informationen von der Pressekonferenz des Vereins.

[Titelbild: xMatthiasxKochx/IMAGO]