TSG 1899 Hoffenheim – Hertha BSC: Drei Schlüsselduelle

TSG 1899 Hoffenheim – Hertha BSC: Drei Schlüsselduelle

Über die Länderspielpause und während der prestigeträchtigen Nations League hatten wir Herthaner:innen genug Zeit uns von der (gefühlten) frustrierenden Last-Minute-Niederlage in Mainz zu erholen. Am Sonntag erwartet die Hertha die TSG aus Hoffenheim und es wird Zeit, den positiven Trend der letzten Wochen mit dem ersten Heimsieg der Saison fortzusetzen. Wir blicken auf den kommenden Gegner und welche Duelle diese Partie entscheiden werden.

Andre Breitenreiter und die TSG

Vier Siege, ein Unentschieden, eine Niederlage und Platz 4 stehen auf dem Bundesligakonto des Bundesliga-Urgesteins aus Sinsheim. Ein insgesamt guter Start für Neutrainer Breitenreiter, der in der Vorsaison überraschend den Schweizer Meistertitel mit dem FC Zürich holte. Mit Ausnahme von Linksverteidiger David Raum hat die TSG keine wichtige Stammkraft verloren, konnte damit den Kader zusammenhalten und ist dementsprechend gut eingespielt – sicherlich einen Vorteil für unsere Gäste. Diese drei Schlüsselduelle werden am Sonntag wichtig.

Kanga vs. Dreierkette

Oberflächlich gesehen lief die Saison von Wilfried Kanga bisher eher durchschnittlich, denn Mittelstürmer werden hauptsächlich an ihren Toren gemessen, was ihm bisher nicht gelungen ist. Doch Kanga war dennoch unglaublich wertvoll für die Mannschaft. Der Hertha-Neuzugang aus Bern arbeitet unfassbar viel und ist im Gegensatz zu seinen Vorgängern Piatek und Selke mit ins Aufbauspiel integrierbar, was für unsere Offensive sehr wertvoll ist. Ein Blick auf die SaisonHeatmap von Sofascore bestätigt das noch mal, denn sie zeigt wie viel der Stürmer in der gegnerischen Hälfte unterwegs ist. Hier ist zu sehen, wie oft sich der Ivorer ins Mittelfeld oder auf die Außenbahnen fallen lässt. Auch das das wird ein Grund für Kangas aktuelle Torflaute sein.

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Letztendlich muss aber auch Kanga treffen, denn ewig können diese Argumente nicht wiederholt werden. Hertha liegt mit aktuell 95 Torschüssen ligaweit auf Platz 9, hat jedoch die viertschlechteste Torquote mit 7,4 Prozent. Auch hier wird deutlich, wie wichtig ein Mittelstürmer mit Torqualitäten ist, weshalb sich Kanga am Sonntag gegen die Dreierkette – bestehend aus Vogt, Akpoguma und Kabak – endlich durchsetzen muss. Bisher stand die Hoffenheimer Defensive mit den offensiv ausgerichteten Außenverteidigern Skov und Angelino sehr stabil (Platz 5 im Ligavergleich), woran die eingespielte Innenverteidigung einen großen Anteil hat. Es wird sicherlich keine einfache Aufgabe für unseren Stürmer, gegen diese Defensive zu bestehen, doch mit seiner körperlichen Robustheit und Mitspielern, die ihn gut in Szene setzen, wird Kanga gut gegenhalten können.

Skov/ Angelino vs. Dodi/ Ejuke

Während Kanga im Sturmzentrum viel arbeiten wird, bieten die Außenpositionen mehr Raum, der unseren Flügelspielern Ejuke und Lukebakio zugutekommen wird. Mit Skov und Angelino spielen zwei Schienenspieler in der Hoffenheimer Defensive. Robert Skov, als rechter Mittelfeldspieler verpflichtet, spielte unter dem damaligen Trainer Alfred Schreuder fast ausschließlich als Linksverteidiger und ist bei Breitenreiter mittlerweile in der rechten Verteidigung angekommen. So gut er seinen Job aktuell macht, ein gelernter Rechtsverteidiger mit robuster Zweikampfführung sieht anders aus. Eine gute Chance für Ejuke, der in den vergangenen Spielen eindrucksvoll bewiesen hat, wie schnell, dribbelstark und dynamisch er die linke Außenbahn bespielen kann.

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Ähnlich sieht es für Dodi auf der rechten Seite aus. Zwar ist Angelino schon lange in der linken Verteidigung beheimatet, doch der Argentinier macht gerne Ausflüge in die Offensive, was in Kontersituationen Platz für unseren belgischen Nationalspieler schafft. Lukebakio, der unter Trainer Sandro Schwarz endlich das nötige Vertrauen spürt, wird diese Chancen am Sonntagnachmittag bekommen und auch nutzen.

Intensive Duelle im Zentrum

Viel war hinsichtlich Transfers in Hoffenheim nicht los, doch noch vor Abschluss der letzten Saison konnte Alexander Rosen mit Grischa Prömel eine wichtige Größe aus Köpenick ablösefrei unter Vertrag nehmen. Eine Verpflichtung, die sich direkt bemerkbar macht, denn der Neuzugang legt mit 84,66 km in sieben Spielen die längste Strecke der Liga zurück. Diese Laufstärke wird besonders Tousart und Sunjic viel abverlangen, um Serdar in den Umschaltmomenten die nötige Freiheit zu geben.

Neben Prömel spielt in der Hoffenheimer Zentrale Dennis Geiger, der in der Vergangenheit besonders durch starke Standards aufgefallen ist. Auch hier müssen unsere defensiven Mittelfeldspieler aufpassen, unnötige Fouls im Halbfeld zu vermeiden. Doch neben starken Standards glänzt Geiger diese Saison auch mit einer noch eindrucksvolleren Passquote. Unter allen Mittelfeldspielern hat die Nummer 8 mit 88,2 Prozent angekommenen Pässen die fünft beste Statistik der Bundesliga. Gerade im Spielaufbau muss er im Zentrum gestört werden, um gefährliche Angriffe der TSG schon früh zu unterbinden.

hertha

(Photo by Martin Rose/Getty Images)

Ein Pferdelunge á la Darida, der pass- und standardstarke Geiger vollendet vom offensivstarken Christoph Baumgartner, der in dieser Saison schon zwei Tore und eine Vorlage beisteuerte, bilden die Hoffenheimer Zentrale. Tousart und Sunjic werden viel arbeiten, immer wachsam sein und die nötige Zweikampfhärte an den Tag legen müssen. Box-to-Box Spieler Serdar wird dafür die Umschaltmomente antizipieren, um unsere Außenbahnspieler in Szene zu setzen. Im Zentrum könnte diesen Sonntag das wichtigste Schlüsselduell stattfinden.

Kanga belohnt sich, ein robustes Zentrum und Alarm über die Außen

Drei schwierige Duelle warten auf eine Hertha, mit der diese Saison definitiv gerechnet werden kann. Kompakte und zweikampfstarke Sechser, ein dynamisch und wacher Serdar, dribbelstarke und schnelle Flügelspieler und Wilfried Kanga, der gegen Hoffenheim endlich trifft, können Hertha den ersten Heimsieg der Saison 2022/2023 bescheren.

(Photo by ODD ANDERSEN/AFP via Getty Images)

Herthaner im Fokus: Gerechte Punkteteilung

Herthaner im Fokus: Gerechte Punkteteilung

Auch mal einen dreckigen Sieg einfahren. Drei Punkte, ab nach Hause und gut ist es. Am Ende redet schließlich keiner mehr drüber, woher die Punkte kommen, die am Ende den Klassenerhalt bedeuten. Hertha BSC stand am Freitagabend ganz kurz davor, eben jenen dreckigen Sieg einzufahren. Doch am Ende war man zu passiv, zu ängstlich und zu zögerlich und musste mit dem Schlusspfiff den bitteren Mainzer Ausgleichstreffer hinnehmen. Ein Remis, was sich wie eine Niederlage anfühlt und mit dem man beim Blick auf die Tabelle nicht allzu viel anfangen kann. Und dabei spielte man gar keine schlechte erste Halbzeit und ging verdient durch den Kopfballtreffer von Lucas Tousart in Führung. Doch die über weite Strecken druckvolle und überlegende Leistung in der ersten Halbzeit konnte nach dem Seitenwechsel nicht bestätigt werden. Das Team zog sich zurück, ließ sich auf zahlreiche Zweikämpfe und vor allem Fouls ein, konnte offensiv praktisch keine Akzente mehr setzen und verfiel zum Teil in eine Passivität zurück, die sich alle Beteiligten als endgültig abgestellt gewünscht hätten.

Sandro Schwarz mit dem üblichen System und nur einer Änderung  

Im mittlerweile üblichen 4-3-3-System von Trainer Sandro Schwarz ändert sich, wie hinreichend bekannt, selten etwas. Bei seiner Rückkehr zum 1. FSV Mainz 05 sollte es in der Startelf nur zu einer Änderung kommen. Den erkrankten Suat Serdar ersetzte Schwarz positionsgetreu durch Jean-Paul Boetius. Ein Ex-Mainzer für einen Ex-Mainzer. Weitere Änderungen nahm er gegenüber dem 2:2 gegen Bayer 04 Leverkusen eine Woche zuvor nicht vor.

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Im Tor stand Oliver Christensen, Linksverteidiger war wieder Kapitän Marvin Plattenhardt, die Innenverteidigung bestand aus Marc-Oliver Kempf und Filip Uremovic und die rechte Seite beackerte Jonjoe Kenny. Im Dreiermittelfeld spielten Ivan Sunjic, Lucas Tousart und der bereits erwähnte, in die Startelf rotierte Jean-Paul Boetius. In der Offensive sollten wieder Chidera Ejuke und Dodi Lukebakio auf den Außen und Wilfried Kanga im Mittelsturm für Torchancen sorgen.

In unserer Analyse schauen wir heute auf die Linksverteidiger, den Torschützen, eine Offensivkraft, die weitere Fortschritte macht und auf die Innenverteidigung, die allerhand zu tun hatte.

Marvin Plattenhardt und Maximilian Mittelstädt: Hertha hat ein Konkurrenz-Problem

Irgendwie ist es wie immer in den letzten Jahren. Hertha hat zwei solide Linksverteidiger, die ihre Stärken haben. Aber die genauso ihre Schwächen haben. Man weiß, was man bekommt. Hertha hat Marvin Plattenhardt und Maximilian Mittelstädt. Und beide bekamen im Spiel gegen Mainz ihre Einsatzzeiten. Marvin Plattenhardt bekam als Kapitän selbstverständlich wieder den Vortritt, doch es sollte sich im Laufe des Spiels zeigen, dass es gut war, dass Mittelstädt auf der Bank als Alternative saß. Zuletzt fehlte der ja bekanntlich öfter mal im Kader der Hertha.

Marvin Plattenhardt spielte ein relativ solides, aber nicht sonderlich auffälliges Spiel. Offensive Akzente konnte er praktisch keine setzen. Ihm gelang es nicht, die Offensive mit seinen scharfen Flanken in Szene zu setzen, er konnte selbst keine Abschlüsse erarbeiten und hatte eher mit seinem direkten Gegenspieler Edimilson Fernandes zu tun.

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Insgesamt war Plattenhardt 47 Mal am Ball. Er spielte zwölf erfolgreiche Pässe, was bei 21 aber auch nur eine Erfolgsquote von 57 Prozent bedeutet. Als Linksverteidiger nur 57 Prozent der Zweikämpfe zu gewinnen, ist ebenfalls keine Leistung, die großartig hilfreich ist. Zusätzlich leistete er sich wieder 18 Ballverluste – viel zu viel. Immerhin entschied er zwei Tacklings für sich und konnte in der Defensive zwei Aktionen klären. Seine gelbe Karte in der 48. Minute wurde zurecht mit gelb bestraft. Ob der VAR-Einsatz in diesem Fall wirklich nötig war, ist fraglich. Auch wenn der Einsatz in der Zeitlupe schmerzhaft aussah, war zu erkennen, dass es sich nicht um ein rot-würdiges Foul handelte. Trotzdem musste er nach 55 Minuten für Maximilian Mittelstädt Platz machen.

(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Und der wirkte wie üblich auch deutlich spritziger als sein Konkurrent. Aber beim Blick auf die Statistik sieht man, wie ähnlich die beiden sich in ihren Leistungen sind. Er war 38 Mal am Ball. Hatte mit 62 Prozent erfolgreicher Pässe zumindest eine etwas bessere Zahl erarbeiten können. Er gewann fünf von neun Zweikämpfen, aber leistete sich neben acht Fehlpässen, auch 14 Ballverluste. Das ist, wie bei Plattenhardt, natürlich auch dem extrem intensiven Spiel in der zweiten Halbzeit verschuldet. Er setzte zu drei Dribblings an, von denen er zwei erfolgreich beenden konnte. Auch er konnte, wie die gesamte Hertha-Mannschaft in der zweiten Halbzeit, keine Offensiv-Akzente setzen.

So ganz schlau wird man aus den beiden Linksverteidigern nicht. Seit Jahren überreichen sie sich gegenseitig den Staffelstab, ohne sich nachhaltig durchsetzen zu können. Einen echten Konkurrenzkampf gibt es zwischen ihnen nicht.

Lucas Tousart: Der führende Fast-Matchwinner

Fast wäre er der Matchwinner des Kampfes in Mainz gewesen. Der Franzose belohnte sich für seine bisher sehr starke Saison und nickte nach 30 Minuten nach einer feinen Vorlage von Chidera Ejuke aus zentraler Position ins Tor ein. Eine ähnliche Chance hatte er bereits in Augsburg, als er sträflich frei zum Abschluss mit dem Kopf kam, diese aber nicht nutzen konnte.

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Seine Werte ließen gegen die Mainzer zwar rein zahlenmäßig etwas zu wünschen übrig, allerdings hielt wie üblich insbesondere Ivan Sunjic ihm den Rücken frei. Insgesamt war er an 39 Ballaktionen beteiligt und spielte zehn von 19 Pässe erfolgreich. Während er allerdings nur 58 Prozent seiner Zweikämpfe gewinnen konnte, rettete ihn Sunjic (70 Prozent) ein ums andere Mal. Die schwächeren Werte sind allerdings auch dem verschuldet, dass Tousart sich immer mehr ins Offensivspiel integriert. Defensiv rettete er sechs Mal unter Druck stehend im Strafraum, zwei Fouls musste er ziehen, selber zwei einstecken. Mit zwei Tacklings beackerte er seine Gegner. Wie üblich war er auch einer der lauffreudigsten Spieler der Herthaner. 11.58 km spulte der 25-Jährige ab. Nur Ivan Sunjic (11,72 km) lief mehr.

Doch im entscheidenden Moment konnte auch Tousart nicht nahe genug am Mann sein. Beim Gegentor in der vierten Minute der Nachspielzeit war er zu passiv, konnte seine Gegenspieler gleich zweimal nicht in den Griff kriegen und an Vorlage und Abschluss hindern und damit auch nicht den Titel des Matchwinners einfahren.

Chidera Ejuke: Wieder Zählbares, aber noch viel Luft nach oben

Chidera Ejuke kann Spaß machen, zeigt immer wieder sein enormes Potential, macht auf dem Feld Dinge, zu denen viele nicht in der Lage sind und trotzdem schlägt er zu wenig Ertrag raus. Gegen die Mainzer war der Nigerianer 83 Minuten dabei, ehe er durch Peter Pekarik ersetzt wurde, der zu dem Zeitpunkt als Verstärkung kam, um die Führung über die Zeit zu bringen.

hertha

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

43 Mal war der 24-Jährige am Ball, spielte 20 erfolgreiche Pässe. Insgesamt kamen 74 Prozent seiner Bälle bei den Mitspielern an, eine starke Quote für einen Offensivspieler. Doch beim Blick auf seine Zweikampfwerte sieht man wieder die Probleme. Nur zwei von acht (25 Prozent) konnte er für sich entscheiden. Viermal versuchte sich Ejuke an Dribblings, kein einziges konnte er erfolgreich beenden. Seine individuellen Aktionen landen zu häufig beim Gegner – insgesamt leistete sich Ejuke 19 Ballverluste – seine Mitspieler dagegen weiß er in Szene zu setzen. Wie in der 30. Minute, als seine Flanke auf Tousart sehenswert seinen zweiten Saisonassist bedeutete.

Zusätzlich war er der Hauptprotagonist der größten Hertha-Chance des Spiels in der 41. Minute. Nachdem er von Lukebakio im Strafraum halbrechts angespielt wurde, versuchte er es mit einem Schlenzer aufs lange Eck. Torhüter Robin Zentner rettete sein Team sehenswert. Insgesamt ein Spiel, das zeigt, wie wichtig Chidera Ejuke für Hertha sein kann, aber auch was offenlegt, wo die Schwächen des Linksaußen sind.

Filip Uremovic, Marc-Oliver Kempf, Marton Dardai: Innenverteidiger mit viel Risiko und viel Glück

Verletzungsbedingt bekamen gegen Mainz drei Innenverteidiger ihre Chance. Sandro Schwarz baute zunächst auf sein Stamm-Innenverteidiger-Duo, bestehend aus Filip Uremovic und Marc-Oliver Kempf.

Filip Uremovic spielte das Spiel über die voll Distanz und leistete eine solide Arbeit. Wie üblich zeigte er sich körperbetont, risikoreich und nachdem er sich in den letzten Spielen öfter den ein oder anderen heftigeren Aussetzer leistete, konnte er gegen Mainz wieder eine gefestigtere Leistung zeigen. Defensiv hatte er aller Hand zu tun.

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

50 Ballaktionen hatte der Kroate, seine Passquote von 81 Prozent ist sehr sehenswert. er gewann sechs von sieben Zweikämpfen – 87 Prozent – und zog nur ein Foul. Sechs Mal klärte er im Strafraum, lief zahlreiche Bälle ab, tackelte und wusste eine klare Präsenz zu zeigen. Insgesamt ein sehr zufriedenstellender Auftritt des Neuzugangs, der auch nötig war, da er spätestens ab der 2. Halbzeit den Abwehrchef stellen musste.

Was aufgrund des gesundheitlichen Zustands von Marc-Oliver Kempf leider nötig war. Der 27-jährige Abwehrchef knickte in der 9. Minute bei seiner Lieblingsdisziplin, Blocken, übel um und musste behandelt werden. Zur Pause verabschiedete er sich. Eine schwere Verletzung scheint aber nicht vorzuliegen, zumindest gab es bereits Entwarnung.

hertha

(Photo by Martin Rose/Getty Images)

Möglicherweise auch eingeschränkt durch seine Verletzung wirkte Kempf in seinem Spiel etwas behäbiger und tat sich schwerer als zuletzt. Er hatte 30 Ballaktionen, brachte 78 Prozent seiner Pässe beim Mitspieler unter und konnte drei von fünf, also 60 Prozent, seiner Zweikämpfe für sich entscheiden. Er leistete sich fünf Ballverluste, tat sich aber insbesondere in Laufduellen schwer, wie in der 37. Minute gegen Karim Onisiwo. Sein Glück, dass der Österreicher den leichten Kontakt als Anlass nahm, sich fallen zu lassen. In der strittigen Situation entschied Schiedsrichter Willenborg zurecht darauf, keinen Elfmeter zu geben.

Zur zweiten Halbzeit wurde Kempf durch Marton Dardai vertreten. Das Eigengewächs hat sich nach einer persönlich schweren letzten Saison mit der Rolle des Ersatz-Verteidigers abgefunden und kann mittlerweile feststellen, dass auch er Einsatzchancen und Minuten erhält. Und er leistete eine solide Arbeit. 31 Mal sah man ihm am Ball. In der intensiven Halbzeit tat er sich schwer im Spielaufbau.

hertha

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Nur sieben von 17 Pässen fanden die Mitspieler. 13 Ballverluste leistete der deutsche U21-Nationalspieler. Defensiv hatte auch er viel zu tun, da die Berliner ab der zweiten Halbzeit das Angriffsspiel praktisch einstellten und sich dem Mainzer Ansturm stellten. Sechsmal klärte er zum Teil in höchster Not, lief drei Bälle seinen Gegenspielern ab und entschied 66 Prozent seiner Zweikämpfe für sich. Zwei Tacklings entschied er für sich. Letztendlich war er einer der Protagonisten des von Sandro Schwarz als “Ringkampf” bezeichneten harten Spiels. Glück hatte er bei der Zweikampf-Bewertung von Schiri Willenborg. Nachdem er in der 64. Minute für sein Foul an Marlon Mustapha die gelbe Karte sah, hatte er Glück in der 76. Minute nicht vom Platz zu fliegen. Sein Einsteigen gegen Danny da Costa wurde allerdings nicht einmal als Foul gewertet. Glück für ihn und Glück für Hertha. Alles in allem zeigte sich Dardai nämlich wach, aktiv und als echte Alternative für die Innenverteidigung.

Eine gerechte Punkteteilung

Was fängt man nun mit dem Punkt an? Einsammeln und zufrieden sein muss wohl die Antwort lauten. Einen Punkt aus Mainz mitzunehmen, ist ein paar Tage nach dem Spiel ein vollkommen akzeptables Resultat. Die Entstehung ist trotzdem ärgerlich. Während die Hertha gerade in der ersten Halbzeit an den guten Leistungen aus den Vorwochen anknüpfen konnte, ließ man es in der zweiten Halbzeit dann doch sehr stark schleifen. Zu gehemmt und ängstlich war das Spiel der „Alten Dame“. Teilweise wirkte es wie ein Rückschritt. Der späte Gegentreffer war hart und bitter, aber aufgrund des Drucks, den die Mainzer ausübten, folgerichtig. Hertha steht nach sieben Spielen auf Platz 13, mit sechs erspielten Punkten. Sich an irgendwelchen theoretischen xG-Werten festzuhalten, die eine bessere Platzierung aussagen, hilft im Endeffekt nicht.

Jetzt, zur Länderspielpause, kann man aber festhalten, dass die Mannschaft ein ganz anderes Auftreten zeigt, als letzte Saison. Die Mannschaft spielt ansehnlichen Fußball, was fehlt, ist die Belohnung in Form von Toren und Punkten. Die Last der letzten drei Jahre wiegt noch immer schwer auf den Verein und einzelne Spieler. Sich von Sieg zu Sieg zu spielen hat vor der Saison niemand erwartet und erwartet jetzt auch keiner. Trotzdem muss man sich dem Risiko und der engen Tabelle bewusst sein. Nach der Länderspielpause müssen weitere Punkte gesammelt werden, um später eine ruhige WM-Pause genießen zu können. Die Qualität scheint da zu sein.

(Titelbild: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Podcast #208 Die Wahrheit liegt in der Mitte

Podcast #208 Die Wahrheit liegt in der Mitte

Ein sportlich bitterer Abend war das am vergangenen Freitag. Deutschland scheidet bei der Basketball EM aus und Hertha verschenkt zwei wichtige Punkte im Abstiegskampf in Mainz. Über Zweiteres reden Marc und Lukas (der endlich mal keinen Urlaub macht) ausführlich und geben euch einen Ausblick auf die Länderspielpause sowie das Spiel danach gegen die TSG Hoffenheim.

Wir wünschen euch ganz viel Spaß mit der neuen Folge und freuen uns über eure Kommentare. Euer Feedback ist sehr motivierend und freut uns immer am meisten.

Wir würden uns sehr freuen, wenn ihr den Podcast mit euren Freund*innen, der Familie oder Bekannten teilt. Wir freuen uns über alle Hörer*innen.

https://www.herthabsc.com/de/nachrichten/2022/09/ankundigung-nachhaltigkeitsspieltag-bsctsg-2223

00:00:00 Intro & Feedback

00:14:17 Hertha News

00:37:11 Spielanalyse

01:27:39 Ausblick

#hahohe #podcast #herthabsc #bundesliga #herthabase

HIER GEHTS ZU UNSEREM DISCORD: https://discord.gg/CyzqXTN3Yp

SPOTIFY AUSWÄRTSFAHRT PLAYLIST: https://tinyurl.com/y9s79eqp

HERTHA BASE AUF YOUTUBE: https://tinyurl.com/58wm2n8r

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

 

Drei Thesen zu: Mainz 05 gegen Hertha

Drei Thesen zu: Mainz 05 gegen Hertha

Nach einem beeindruckenden 2:2 gegen Bayer 04 Leverkusen, dass nur durch einen klaren, aber nicht gegebenen Handelfmeter getrübt wurde, steht für Hertha BSC am Freitag die nächste Bewährungsprobe an. Gegen den Tabellensechsten Mainz 05 kann und sollte gepunktet werden. Drei Thesen zum Spiel.

These 1: Eingelöste Versprechen

Während Sommerzugang Chidera Ejuke im letzten Spiel seinen ersten Scorerpunkt sammelte, können Teamkollegen Wilfried Kanga und Ex-Mainzer Jean-Paul Boëtius noch nichts Zählbares vorweisen. An Talent und Einsatz mangelt es beiden sicher nicht. Auch die Formkurve zeigt eher nach oben, als nach unten. Der Konkurrenzdruck ist dieses Jahr bei Hertha aber durchaus hoch, sodass die beiden neuen Hoffnungsträger ordentlich ranklotzen müssen.

hertha

(Photo by RONNY HARTMANN/AFP via Getty Images)

Boëtius und Kanga, die nach den Ausfällen von Suat Serdar und Davie Selke gute Chancen auf einen Startelfeinsatz haben, werden dieses Spiel aber nicht ungenutzt lassen und ihrer ersten Tore beziehungsweise Vorlagen sammeln.

These 2: Hertha hat Flügelspieler! Wirklich!

Es klingt fast unglaublich, aber bei Hertha gibt es endlich wieder fähige Flügelspieler. Der schon erwähnte Chidera Ejuke spielt sich langsam warm, Marco Richter konnte seine überstandene Krebserkrankung mit gleich zwei Toren feiern und auch das ewige Sorgenkind Dodi Lukebakio schafft es immer konsistenter seine Leistungen abzurufen. Auch wenn noch nicht alles perfekt ist, äußerte sich der Belgier in einem jüngsten Sport BILD Interview selbstkritisch, aber auch positiv über die Zeit bei Hertha. Die Beziehung zu Trainer Sandro Schwarz sei gut, er spüre das Vertrauen. Ein 1A Defensivspieler wird aus Dodi sicher nicht mehr, trotzdem wird er uns auch am Freitag zusammen mit Ejuke Freude bereiten und vielleicht das ein oder andere Tor für Kanga auflegen.

These 3: Nochmal alles geben für die Länderspielpause

Für viele Spieler ist es das Größte, einmal ihr Land in einem Fußballspiel repräsentieren zu dürfen. Da ändern auch die hochgezogenen Augenbrauen mancher Fans, die sich oft fragen, ob es wirklich so klug war, dass der angeschlagene Spieler für ein Freundschaftsspiel einmal um die halbe Welt jettet, nichts. Das man sich bei Hertha durchaus ins Schaufenster spielen kann, bezeugen Marvin Plattenhardt und teilweise jetzt-Bremer Niklas Stark. Auch Javairo Dilrosun, inzwischen bei Feyenoord Rotterdam, spielte sich in seiner Debütsaison für Hertha einst schnell zu einer Nationalmannschaftsnominierung.

(Photo credit should read YURI CORTEZ/AFP via Getty Images)

Bei Herthas Torwart Oliver Christensen hat es bereits geklappt: Er wurde erneut in die dänische Nationalmannschaft berufen. Gut möglich, dass andere Spieler ermutigt werden, am Freitag nochmal eine Schippe drauf zu legen um sich für ihre Länderauswahl zu empfehlen. Wenn nicht bei Hertha, dann mit dem eigenen Land!

(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Herthaner im Fokus: Ein verdienter Punktgewinn

Herthaner im Fokus: Ein verdienter Punktgewinn

Dass Hertha-Präsident Kay Bernstein nicht wie er ursprünglich angekündigt hatte, bei unter 50.000 Zuschauern und Zuschauerinnen gegen Leverkusen wieder nach Hause gehen würde, war im Endeffekt sein Glück! Sicherlich, die Aussage war spaßig gemeint. Glücklicherweise, denn gegen die Werkself traten nur 40.643 Fans den Weg ins Berliner Olympiastadion an. Aber die sorgten nicht nur für eine grandiose Stimmung auf den Rängen, sie konnten vor allem ein starkes Bundesligaspiel der Hertha beobachten. Und auch der Präsident genoss die Stimmung.

(Photo by Reinaldo Coddou H./Getty Images)

Nachdem die erste Halbzeit ein rassiges Duell mit zahlreichen Torchancen auf beiden Seiten war, aber torlos endete, sorgten die Leverkusener in Person von Kerem Demirbay per Freistoß, Suat Serdar nach tollem Spielzug und  Marco Richter per Traumtor für Hertha und am Ende wieder Patrick Schick für Leverkusen, in der zweiten Halbzeit für die Tore. Dass das Spiel nur 2:2 endete, war vor allem deshalb diskussionswürdig, weil in den Schlussminuten Hertha BSC ein durchaus verdienter Handelfmeter verwehrt blieb, der die Gemüter tief erregte.

Sandro Schwarz baut eine Hertha-Achse

Auffallend war, dass Trainer Sandro Schwarz im Vergleich zum Augsburg-Spiel nicht viel änderte. Getreu dem alten Rehhagel-Motto „Never change a winning team“, sollte die Startelf sogar gänzlich gleich bleiben. Auch das 4-3-3-System blieb dementsprechend.

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Im Tor stand Oliver Christensen, die Verteidigung bestand aus Kapitän und Linksverteidiger Marvin Plattenhardt, Marc-Oliver Kempf und Filip Uremovic in der Innenverteidigung und auf der rechten Seite Jonjoe Kenny. Davor agierten im zentralen Mittelfeld Ivan Sunjic, Suat Serdar und Lucas Tousart. Offensiv wechselten sich in der Spitze und auf den Außen Chidera Ejuke, Wilfried Kanga und Dodi Lukebakio ab. Einzig auf der Bank sollte der wiedergenesene Kevin-Prince Boateng Maximilian Mittelstädt verdrängen. Der Linksverteidiger war damit nicht einmal im Kader. Sandro Schwarz ist dabei eine feste Achse zu bauen. Das sieht man auch an den Wechseloptionen, die er tätigt. Immer mehr kristallisiert sich eine Stammelf und deren Vertreter heraus. Etwas, was man in Berlin lange vermissen musste.

In unserer heutigen Analyse schauen wir auf den immer sicherer werdenden Torhüter, eine Transformation zum endgültigen Abwehrchef, die Flexibilität in der Offensive und Lerneffekte.

Oliver Christensen: Ein immer sicherer Rückhalt

Bei Oliver Christensen lautet die Devise in gewisser Weise „Learning by doing“. Der Däne steigert sich mittlerweile von Spiel zu Spiel. Leistete er sich in den ersten Spielen noch einige Unsicherheiten, kann er sich mittlerweile auszeichnen und seinem Team wichtige Punkte retten. Christensen entwickelt sich aktuell zu einem der besseren Torhüter der Liga und insbesondere zu einem modernen und mitspielenden Keeper, was sich auch an Zahlen belegen lässt. Er besitzt den Mut, den Strafraum in brenzligen Situationen zu verlassen und Bälle zu klären, bevor sie überhaupt erst richtig gefährlich werden. Insgesamt war er 55 Mal am Ball. Regelmäßig wird er ins Aufbauspiel eingebunden, verteilt Bälle an seine Mitspieler – immerhin kamen dabei 31 seiner 45 Pässe an. Genauso versucht er es gerne auf direktem Weg die Offensive in Szene zu setzen. Denn auch an langen Bällen probiert sich der 23-Jährige. 16 seiner 23 Versuche fanden den Mitspieler. Zusätzlich brillierte er auch in den klassischen Torwartdisziplinen.

(Photo by Reinaldo Coddou H./Getty Images)

Während seine Strafraumbeherrschung immer besser wird, wurde er gegen Leverkusen zu drei Paraden gezwungen. Schon in der 11. Minuten reagierte er hervorragend nach Schicks Kopfballversuch aus wenigen Metern Entfernung. In der 26. Minute scheiterte Adam Hlozek mit einem Schuss am Schlussmann. Auch Torschütze Kerem Demirbay scheiterte zuvor am Torhüter. An den Gegentoren von eben jenem Demirbay und Schick konnte Christensen letztendlich herzlich wenig ausrichten. Insgesamt wächst in Berlin gerade ein hervorragender Torhüter heran. Wahrscheinlich sogar einer der Besseren in den letzten Jahren.

Marc-Oliver Kempf: Endgültig der Hertha-Abwehrchef

Eins kann der Innenverteidiger hervorragend: Blocken. Marc-Oliver Kempf blockt im Durchschnitt pro Spiel 1,8 Bälle – die meisten aller Bundesliga-Spieler. Eine Statistik, die sein Spiel wunderbar beschreibt. Die Spielweise des 27-Jährigen ist zwar hochriskant, aber oftmals die letzte und spektakulärste Rettung des Teams. Symptomatisch dafür seine Grätsche in der Nachspielzeit, mit der er Patrick Schicks Versuch klären konnte. Es war eine der letzten Aktionen des Spiels, das letzte bisschen an Kraftreserven pumpte Kempf aus sich raus, um den möglichen späten Gegentreffer zu verhindern. Insgesamt machte er seine Arbeit solide. Mit 63 Ballberührungen war er extrem aktiv. Er bot sich an, leistete viel Arbeit im Spielaufbau, brachte 43 seiner 57 Pässe, also 75 Prozent, bei seinen Mitspielern unter und konnte 67 Prozent seiner Zweikämpfe, also sechs von neun Aktionen, für sich entscheiden. Auch er versucht sich immer wieder an langen Bällen. Er spielte 13 Stück, sieben fanden ihr Ziel.

(Photo by Marc Atkins/Getty Images)

Insgesamt leistete er sich allerdings auch auf Grund seines gefährlichen Spiels 16 Ballverluste.  Auch sein Stellungsspiel lässt oft zu wünschen übrig. Bei Schicks Kopfball in der 11. Minute war er nicht dicht genug am Mann. Bei Leverkusens Versuch in der 63. Minute war er zu weit vom Geschehen entfernt, als wieder Schick die Chance aufs Tor hatte. Beim Gegentreffer zum 2:2 wirkte er zu passiv und konnte weder Serdar Azmoun noch Schick verteidigen. Dennoch, die Ausstrahlung Kempfs gefällt, er ist aktiv, kommunikativ, steigerte im Vergleich zum Saisonbeginn seine Leistungen und zahlt das Vertrauen aktuell zurück. Gerade weil die Hierarchie mit den Abgängen von Niklas Stark, Jordan Torunarigha und Dedryck Boyata in der Verteidigung komplett aufgebrochen wurde, ist es immens wichtig, dass er die Rolle des Abwehrchefs hervorragend ausfüllt.

Suat Serdar: Geniale Momente – Aber nur in der Spitze

Jemand, der in dieser Saison die Rolle des Mittelfeldmotors noch nicht ideal ausfüllen konnte, ist Suat Serdar. Gegen Leverkusen spielte er zwar ein besseres Spiel als zuletzt, doch oft bleibt er unter seinen Möglichkeiten. Seinen goldenen Moment wollte er am liebsten schon nach 47 Minuten haben. Einen abgefälschten Schuss von Chidera Ejuke staubte er aus kurzer Distanz ins Tor ab. Zurecht wurde der Treffer wegen Abseits aberkannt. Auf seinen dann auch wirklich zählbaren goldenen Moment musste er noch neun Minuten warten. Den Leverkusener Führungstreffer von Kerem Demirbay egalisierte er nach feiner und schneller Kombination von Wilfried Kanga und Chidera Ejuke mit einem platzierten Schuss ins linke untere Toreck.

(Photo by Reinaldo Coddou H./Getty Images)

Der 25-Jährige war in seinen 67 Minuten umtriebig, war an 40 Aktionen beteiligt und konnte 17 seiner 21 Pässe bei seinen Mitspielern unterbringen. Zusätzlich lieferte er drei lange Bälle. Seine Zweikampfwerte ließen zu wünschen übrig. Nur fünf seiner 13 Zweikämpfe gewann er. Suat Serdar verfiel auch gegen Leverkusen oft in Verhaltensweisen und Spielzüge aus den letzten Spielen. Zu oft lieferte er sich Dribblings, die keinen Wert hatten. Seine gelbe Karte, die er nach einem Foul an Charles Aranguiz erhielt, war gerechtfertigt. Schwarz erkannte den Konzentrationsverlust und entschied sich zum richtigen Zeitpunkt für einen Wechsel und brachte Jean-Paul Boetius. Suat Serdar kann Spaß machen und versucht auch in jedem Moment seine enorme fußballerische Klasse zu zeigen. Doch zu häufig entscheidet er sich für unnötige und inhaltsleere Aktionen, die dem Spiel der Mannschaft nicht weiterhelfen.

Lukebakio und Kanga: Irgendwann fallen die Tore

Die Offensive der Hertha gewinnt immer mehr an Flexibilität. Und insbesondere Dodi Lukebakio konnte auch schon mit Zahlen auf sich aufmerksam machen. Zwei Tore hat der Belgier bereits auf der Habenseite. Wilfried Kanga dagegen wartet noch auf sein erstes Erfolgserlebnis. Gegen Bayer Leverkusen standen beide 81 Minuten auf dem Feld.

Dodi Lukebakio war in der Offensive wieder einmal extrem umtriebig und sorgte stets für Gefahr. 31 Mal war er am Ball und schon nach vier Minuten hatte er mit der ersten Chance die mögliche Führung auf dem Fuß. Beziehungsweise auf dem Kopf, nachdem er von Marvin Plattenhardts Flanke in Szene gesetzt wurde, den Ball aber nicht mit Druck aufs Tor befördern konnte. In der 20. Minute setzte der einen weiteren Schuss am Tor vorbei, in der 70. Minute prüfte er Leverkusens Torhüter Lukas Hradecky. In der 37. Minute fehlte nicht viel und er hätte einen weiteren Assist auf seinem Konto. Doch seine gefühlvolle Vorlage konnte Wilfried Kanga nicht entscheidend verwerten. Insgesamt gewann der Belgier 67 Prozent seiner Zweikämpfe und spielte 73 Prozent erfolgreiche Pässe. Keine schlechten Bilanzen für einen Offensivspieler. Seine Form ist weiterhin in einem sehr starken Bereich.

(Photo by Reinaldo Coddou H./Getty Images)

Wilfried Kanga kämpft und ist bemüht. Doch vor dem Tor soll es aktuell noch nicht so klappen wie gewünscht. 33 Mal war er an Ballaktionen beteiligt, ließ sich immer wieder tiefer oder auf die Außen fallen, um Bälle festzumachen. Um sich hochkarätige Chancen auszuspielen, war er schlichtweg zu oft vom Tor entfernt. Zwölf von 21 Pässen konnte er bei Mitspielern unterbringen. 45 Prozent seiner Zweikämpfe gewann er. Auch für ihn als Offensivspieler keine schlechten Quoten. In der 37. Minute hatte er die Berliner Führung auf dem Fuß. Der Pfosten rettete Leverkusen und verhinderte den ersten Treffer Kangas.

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Beim Ausgleichstreffer konnte er den Pass von Lucas Tousart mit dem Weiterleiten auf Vorlagengeber Chidera Ejuke hervorragend verwerten. Auch wenn er also selbst noch nicht zählbar in den Statistiken vorkommt, bewies er hier einmal mehr, wie wichtig er für das Team sein kann. Macht er so weiter, werden auch ihm irgendwann die Tore gelingen.

Chidera Ejuke: Richtige Entscheidungen bedeuten Zählbares

Chidera Ejuke spielte 67 Minuten und brachte zwei von sechs Dribblings erfolgreich zu Ende. Und da zeigt sich das Problem des Nigerianers. Zu oft ist er auf den individuellen Erfolg aus und will seine zweifelsohne hochklassige Kreativität spielen lassen. Doch zu häufig enden seine Versuche beim Gegner. Er kam auf 42 Ballaktionen, spielte 20 erfolgreiche Pässe und gewann sieben Zweikämpfe.

(Photo by Reinaldo Coddou H./Getty Images)

83 Prozent Passquote lassen sich sehen, 54 Prozent Zweikampfquote könnte viel mehr sein, wenn der Linksaußen intelligenter spielen würde. Diese Intelligenz zeigte er in der 56. Minute, als er sich nicht für das Dribbling gegen die Leverkusener Verteidigung entschied, sondern den Ball für den freien Suat Serdar ablegte. Heißt also, richtige Entscheidungen bedeuten auch zählbaren Erfolg. Ein Learning für Ejuke, was hoffentlich zu mehr Effizienz und Erfolg führt.

Marco Richter: Der Konkurrenzkampf in der Offensive ist eröffnet

Der nächste Joker-Einsatz und wieder konnte Marco Richter dem Spiel seinen Stempel aufdrücken. Nach 67 Minuten kam er für Chidera Ejuke ins Spiel und lieferte eine ansprechende und vor allem wache Leistung. Einen ersten Warnschuss gab er nach 73 Minuten ab, als ihm der Ball von Kanga vorgelegt wurde. Den Schuss setzte er aber links am Tor vorbei. Nur eine Minute später nutzte er eine Leverkusener Unaufmerksamkeit, nahm sich ein Herz und schoss den Ball sehenswert aus über 20 Metern ins linke Toreck. Ein Traumtor, wohl das schönste an diesem Spieltag.

(Photo by Reinaldo Coddou H./Getty Images)

Richter zeigte extreme Präsenz in den letzten Spielminuten war 18 Mal am Ball, spielte sieben erfolgreiche Pässe und gewann 80 Prozent seiner Zweikämpfe. Schade, dass sein Traumtor am Ende nicht der Siegtreffer war. Mittlerweile gilt er als ernsthafte Alternative in der Offensive. Es ist das gelungen, was der Plan war. Er kurbelt den Konkurrenzkampf an.

Die Einstellung und Leistung bei Hertha stimmen – Das Glück muss erzwungen werden

17:11 Schüsse, sechs km mehr als der Gegner gelaufen, 55 Prozent der Zweikämpfe gewonnen, zahlreiche sehenswerte Aktionen herausgespielt. Die aktuelle Hertha-Mannschaft leistet starke Arbeit. Gegen Leverkusen stimmte einmal mehr die Einstellung, die Spieler gingen ins Risiko, trauten sich Angriffe zu starten und kämpften leidenschaftlich um den Punkt. Auch wenn man immer noch auf Platz 15 steht, ist die Stimmung gut und die Chancen unten rauszukommen höher denn je.

(Photo by Reinaldo Coddou H./Getty Images)

Im Vergleich zum letzten Jahr hat sich vieles geändert, was auch die Fanszene zu schätzen weiß. Das Glück im Abschluss – wie beispielsweise in Person von Wilfried Kanga – fehlt noch und muss möglicherweise erzwungen werden. Dazu gehört allerdings auch, dass man das “Glück” bei den Schiedsrichterentscheidungen wiederfindet. Die fragwürdige Bewertung des Handspiels von Odilon Kossounou durch Schiedsrichter Benjamin Brand in der 82. Minute erhitzte zurecht die Gemüter. Doch eins sollten diese Diskussionen bleiben – nämlich fair. Die Posse um den Twitter-Account Collinas Erben ist mehr als bedauerlich und wird der eigentlichen Leistung der Hertha nicht gerecht. Denn machen die Spieler auf dem Feld so weiter, werden Punkte bessere Tabellenplätze folgen.

(Photo by Reinaldo Coddou H./Getty Images)