Podcast #158 22%

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Das Transferfenster ist geschlossen. Darüber müssen wir reden. Auch über die Leistung gegen die Bayern und die Statements danach.  

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Photo: IMAGO

FC Bayern München – Hertha BSC: Do it again, Dodi!

FC Bayern München – Hertha BSC: Do it again, Dodi!

Was gibt es Schlimmeres, als wenn Hertha am Wochenende knapp im Heimspiel verliert? Richtig: wenn das nächste Spiel dann auswärts in München stattfindet. So droht der Mannschaft von Pal Dardai einen Alptraum-Start von null Punkten aus drei Spielen. Dabei präsentierte sich die „alte Dame“ unter Dardai fast immer gut bei den Bayern. Warum auch am Samstag die Chancen auf einen Punktgewinn beim Favoriten noch intakt sind und was für Argumente dafür sprechen, wollen wir genauer besprechen.

Um den Rekordmeister dabei besser einzuschätzen, stand uns wieder Justin Kraft, Autor, Journalist und Podcaster (u.A. von FC-Bayern-Blog Miasanrot.de) zur Seite.

Neuer Trainer – alte Dominanz

Wir wollten zunächst von Justin wissen, ob bereits Tendenzen zu erkennen sind, was der neue Chefcoach Julian Nagelsmann verändern wird: „Tendenzen schon, aber mehr ist es zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Nagelsmann betonte auch selbst oft, dass er vieles von dem, was die Bayern zuletzt ausgezeichnet hat, erstmal übernimmt. Für größere Veränderungen war die Sommervorbereitung viel zu kurz – die meisten Schlüsselspieler standen erst acht Tage im Training, als das Auftaktspiel gegen Gladbach stattfand.“

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Dennoch seien kleinere Anpassungen bereits jetzt zu beobachten, erklärt uns unser Experte: „So positioniert sich vor allem der rechte Außenverteidiger nicht nur recht tief, sondern auch sehr zentral, sodass mit und gegen den Ball eine hohe Kompaktheit entsteht. Obwohl die Bayern nach wie Gegentore kassieren, stehen sie damit sicherer. Auch im Angriffspressing schieben die Außenverteidiger seltener so hoch wie noch unter Flick. Dadurch wirkt das Pressing stabiler.“

„Ansonsten ist vieles noch recht ähnlich.”, sagt schließlich Justin. Tatsächlich ist auch unter Neutrainer Nagelsmann die Ballbesitzquote extrem hoch, die Dominanz im Spiel oft erdrückend. Auch wenn es noch einige Baustellen gibt, scheint sich der Rekordmeister auch diese Saison wieder in jedem Spiel als absoluter Favoriten zu präsentieren.

FC Bayern München noch nicht im Rhythmus – Herthas Chancen

Dabei lief es sowohl in der Vorbereitung als auch im Saisonstart nicht optimal. Nur ein Unentschieden im ersten Saisonspiel gegen Borussia Mönchengladbach und zuletzt ein knapper Sieg gegen den 1. FC Köln, wo der Außenseiter lange Zeit mehr als nur mithalten konnte. Wir haben unseren Experten gefragt, woran es noch hakt und welche Schwächen möglicherweise Hertha ausnutzen könnte.

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„Bayerns größtes Problem ist aktuell noch der Rhythmus. Durch die ungünstige Vorbereitung und die sehr lange Vorsaison sind viele Spieler noch nicht bei 100 % – teils sind sie noch sehr weit davon entfernt. Trotzdem sieht das in Phasen schon richtig gut aus. In den Mittelteilen der jeweiligen Pflichtspiele haben die Bayern angedeutet, was sie können. “

Justin sieht Chancen auch im Fitnessvorteil von Hertha. Schließlich spielten auch die Münchener vier Spiele in zwei Wochen: “Gerade am Ende ging ihnen (den Spielern vom FC Bayern München) oft die Luft aus. Hertha braucht vor allem einen guten Start ins Spiel, um am Ende vielleicht einen möglicherweise vorhandenen Fitnessvorteil auszunutzen. Die Bayern bieten in jedem Fall noch einiges an.”

Leichte Ballverluste im zweiten und letzten Drittel seien noch ein Problem, verrät uns Justin: „Da muss Hertha eng an den Gegenspielern sein und anschließend schnell in die Offensive umschalten. Eine weitere Schwachstelle waren zuletzt Flanken. Sowohl in den Testspielen als auch jetzt gegen Köln schien die kompakte Grundformation über außen anfällig zu sein.”

Dardais Hertha beim FC Bayern– Geduld oder Blitzstart nötig

Doch inwieweit Hertha in der Lage sein wird, diese Schwachstellen auszunutzen, ist unklar. Auf den schwachen Saisonstart der Blau-weißen angesprochen sagt Justin: „Hertha ist nicht gut in die Saison gestartet, aber das bedeutet für Samstag nichts. Bayern hatte schon viele unangenehme Duelle mit der damaligen Dardai-Hertha und ich traue ihnen zu, dass sie am Wochenende ein anderes Gesicht zeigen werden.“

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Dabei könne laut Justin die Spielweise von Pal Dardais Hertha einen Vorteil bringen: “Das ballbesitzorientierte Spiel liegt dem Dardai-Fußball eher nicht, dafür ist man eigentlich stark in offensiven Umschaltmomenten. Bayern wird für einen Sieg vor allem Geduld mitbringen müssen, wenn man keinen Blitzstart hinlegt. Eine kompakte und tiefstehende Defensive auseinanderzuspielen, liegt ihnen eigentlich, aber ob sie so früh in der Saison schon die Kraft dafür haben, das über 90 Minuten zu tun, ist fraglich.”

Herthas Schwäche liege seiner Meinung nach vor allem darin, dass sich das Team noch nicht optimal gefunden habe. „Wenn Bayern sie mit vielen Läufen unter Druck setzt, sind sie für Fehler gut.“ So erwartet er „eine Hertha-Mannschaft, die aggressiv, kompakt, aber eben auch sehr tief verteidigen wird. Alles wird davon abhängen, wie Bayern ins Spiel findet und welche Angebote sie machen. Behalten sie ihre bisherige Entwicklung bei, sollte es aber zu einem Heimsieg reichen.”

Belfodil im Kader, Boateng noch nicht fit, Lukebakio in Form

Unser Experte nimmt also doch Schwachstellen beim Rekordmeister wahr. Das wird auch Pal Dardais Trainerteam nicht entgangen sein. Doch Hertha hat wie bereits von Justin angesprochen einige Probleme damit, sich als Mannschaft zu finden. Zwar ist bald die Transferperiode vorbei: Fragezeichen gibt es leider noch einige.

Foto: Sebastian Räppold/Matthias Koch/IMAGO

individuell wird es wohl Änderungen im Hertha-Kader geben. Neuzugang Ishak Belfodil wird im Kader stehen. Dafür kommt es für den am Rücken lädierten Kevin-Prince Boateng wohl noch zu früh. Auch Marton Dardai und Krzysztof Piatek fallen weiter aus. Für den noch in der Reha stehenden Rune Jarstein wurde diese Woche für die Torhüterposition mit Oliver Christensen einen talentierten Keeper geholt, der Alexander Schwolow einen größeren Konkurrenzkampf bieten soll.

Auf einen Spieler, bei dem zuletzt die Formkurve nach oben zeigte, setzen natürlich die Berliner ganz besonders. Dodi Lukebakio trifft bekanntlich besonders gerne gegen den FC Bayern München. Gerade er war gegen Wolfsburg sehr auffällig, wurde fast zum Matchwinner. Da Hertha weiterhin die Optionen auf den offensiven Außenpositionen fehlen, ist davon auszugehen, dass der Belgier von Beginn an auflaufen wird.

Hertha will sich treu bleiben – auch gegen Bayern

Doch auch Lukebakio wird laut Justin nicht das Spiel entscheiden: „Hertha wird ein unangenehmer Gegner sein, letztendlich aber nicht genug entgegensetzen können. Ich tippe ein 3:1, wobei das dritte Bayern-Tor eher später fällt.” Einen kompletten Fehlstart will aber Hertha mit aller Kraft (höhö) verhindern, und auch gegen den so starken FC Bayern irgendwie punkten.

Bei aller Enttäuschung nach dem ersten Heimspiel der neuen Saison konnte die „alte Dame“ dabei auch Optimismus schöpfen. Die Spielweise gegen den VfL Wolfsburg, insbesondere in der zweiten Halbzeit, war im Vergleich zum Spiel in Köln stark verbessert. Pal Dardais Mannschaft konnte phasenweise guten Fußball zeigen und einen eigentlich stärkeren Gegner im eigenen Stadion dominieren.

Herthas Chefcoach sprach in der Pressekonferenz vor der Partie davon, dass sich Hertha „treu bleiben“, und nicht die Spielweise vom 1. FC Köln gegen den Rekordmeister imitieren wolle. Man habe “einen Plan” und wolle wie in den guten Phasen gegen Köln und Wolfsburg sein Spiel durchziehen, die eigenen Stärken nutzen.

Ob das für einen Punkt reicht, bleibt natürlich eher unwahrscheinlich. Doch in dieser Phase der Saison stehen die Chancen gegen die Münchener besser als im späteren Verlauf. Verlieren kann Hertha nicht viel: zu gewinnen sind dafür die ersten Punkte der Saison. Hochmotiviert werden die Hertha-Profis dementsprechend sein, und sicherlich bis zur letzten Minute um diese Punkte kämpfen.

(Titelbild: IMAGO)

Covic-Rückkehr und Kaderumbruch – So schlägt sich die Hertha-U23 bislang

Covic-Rückkehr und Kaderumbruch – So schlägt sich die Hertha-U23 bislang

Während die Profis von Hertha BSC gerade erst das zweite Spiel der Saison absolviert haben, haben die Spieler der U23 bereits ihre erste Englische Woche hinter sich und schon sechs Spiele absolviert. Wie schlägt sich die Nachwuchsmannschaft nach der langen Unterbrechung? Was hat sich unter dem neuen alten Trainer Ante Covic bei der Hertha-U23 verändert? Diesen Fragen wollen wir in diesem Artikel nachgehen.

Der Kader – neue Gesichter, altbekannter Trainer

Auch in diesem Sommer gab es wieder zahlreiche Veränderungen im Kader. Einige etablierte Regionalligaspieler haben den Verein verlassen. Darunter zum Beispiel Panzu Ernesto, der 2018 Hertha mit einem Tor zur A-Jugend-Meisterschaft verhalf, Rico Morack, der nach sechs Jahren als erfahrene Stütze in der Innenverteidigung Karriere beendete, und Cihan Kahraman. Omar Rekik und Palko Dardai hatten die zweite Mannschaft bereits im letzten Winter verlassen.

Hinzugekommen sind wie gewohnt sowohl externe Neuzugänge als auch Spieler aus der U19. Von extern kamen unter anderem Cimo Röcker als direkter Ersatz für den eben erwähnten Morack, Joel Bustamante fürs Mittelfeld und Ali Abu-Alfa für die Außenbahn. Aus der U19 hat man wieder eine ganze Reihe an Spielern hochgezogen, bisher haben aber vor allem Emincan Tekin, Marten Winkler, Derry Scherhant, Florian Haxha und Christalino Atemona eine Rolle gespielt.

hertha covic u23
Eigengewächse wie Marten Winkler sollen bei der U23 den nächsten Schritt machen. (Foto: IMAGO)

Es gab also auch dieses Jahr wieder einen Umbruch im Kader, jedoch deutlich weniger umfangreich als zum Beispiel im letzten Jahr. Auffällig ist, dass der Kader qualitativ über die letzten zwei Jahre abgebaut hat. Über Jahre etablierte Spieler wie Florian Baak, Muhammed Kiprit oder Jessic Ngankam stehen nun nicht mehr zur Verfügung und können nicht direkt ersetzt werden. Nicht untypisch für eine zweite Mannschaft, aber eine Situation, mit der man umgehen muss. Es wird Zeit brauchen, bis neue Spieler derart tragende Rollen übernehmen können.

Covic soll an die guten Zeiten bei der Hertha-U23 anknüpfen

Insgesamt ist der Kader in der Offensive sehr breit und im Mittelfeld sehr stark besetzt. Nur auf den defensiven Außenbahnen ist man etwas dünn aufgestellt. Der Kader der zweiten Mannschaft ist jedoch immer sehr fluide. Mal werden Spieler für einige Wochen zu den Profis hochgezogen, mal kommt ein aufstrebendes Talent plötzlich hinzu und mal wird ein Profispieler über die zweite Mannschaft wieder an einen normalen Spielrhythmus herangeführt, sodass keine Planbarkeit mit einem festen Kader über die 38 Spieltage der Regionalligasaison besteht.

Aber nicht nur auf Spielerseite gab es in diesem Sommer wieder viele Veränderungen, sondern auch auf der Trainerbank hat sich erneut etwas getan. Nach Andreas „Zecke“ Neuendorf und dem Interimstrainerduo aus Malik Fathi und Levent Selim hat nun Ante Covic erneut das Traineramt der Hertha-U23 übernommen. Nach seiner eher unglücklichen Amtszeit bei den Profis im Jahr 2019 kehrt er nun also auf seine alte Position im Nachwuchsbereich zurück.

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Denn bereits zwischen 2013 und 2019 war er Cheftrainer der zweiten Mannschaft und prägte damals eine sehr erfolgreiche Zeit mit schönem Fußball und guten Platzierungen. Dies soll sich nun wiederholen. Unterstützt wird Covic dabei unter anderem von dem oben genannten Levent Selim und Jerome Polenz, der zuletzt die Frankfurter U15 trainierte und dem ein oder anderem aus dem Sportschauformat „Broich und Polenz“ bekannt sein dürfte.

Der Saisonstart – neues System, gleiche Ausrichtung, alte Probleme

Am 31.10.2020 absolvierte die U23 ihr letztes Regionalligaspiel vor einer langen coronabedingten Unterbrechung. Mehr als sieben Monate später ging es dann endlich wieder los. Der Saisonstart bei Germania Halberstadt bremste die Ephorie jedoch schnell wieder. 0:4 verlor man am ersten Spieltag. Nach nun sechs gespielten Spielen sieht die Situation deutlich besser aus. Zwei Siege, zwei Unentschieden und zwei Niederlagen konnte man bis jetzt verbuchen. Mit Blick auf die Ergebnisse also ein sehr durchschnittlicher Saisonstart.

Spielerisch möchte man wie gewohnt dominant und aktiv agieren, das Spiel selbst gestalten. Dazu hat man in dieser Saison ein neues Spielsystem implementiert. Covic hat sich von dem eigentlich favorisiertem 4-3-3 getrennt und lässt bei der Hertha-U23 nun ein System mit Dreierkette und zwei Halbraumstürmern spielen, das 3-4-2-1.

Dieses System bringt gleich mehrere Vorteile mit. Wie immer bei einer Dreierkette hat man im Spielaufbau meist eine Überzahl und kann das Pressing des Gegners ins Leere laufen lassen. Gleichzeitig können sich die Halbraumstürmer stets gut zwischen den Linien bewegen und das System ermöglicht eine große Variabilität in der Offensive. Auf den offensiven Halbpositionen lassen sich nämlich je nach taktischer Maßgabe sehr unterschiedliche Spielertypen einsetzen.

Genau das kommt dem Kader wiederum sehr gut entgegen. Denn wie bereits erwähnt ist man in der Offensive sehr breit besetzt. Mit Marten Winkler, Ruwen Werthmüller, Daishawn Redan, Emincan Tekin und Derry Scherhant hat man gleich fünf Stürmer im Kader. Alle wurden bereits auf dieser Position eingesetzt. Insgesamt interpretiert man das System sehr offensiv. So werden auf den Außenbahnen auch keine gelernten Außenverteidiger, sondern offensive Flügelspieler wie Neuzugang Abu-Alfa, Maurice Covic, Dennis Jastrzembski oder Anton Kade eingesetzt. Alles Spieler, die über viel Tempo verfügen.

Die U23 plagen unter Covic noch Offensiv-Probleme

Trotz der offensiven Ausrichtung hat man bisher aber erst drei Tore in sechs Spielen erzielt. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe. Bei den ersten drei Spielen der Saison musste man auf zahlreiche Spieler verzichten, die noch im Trainingslager der Profis in Leogang waren. So mussten für die U23 zunächst drei 18-Jährige (Scherhant, Winkler, Tekin) mit wenig Regionalligaerfahrung und langer Pause ohne Spielpraxis im Sturm spielen. Ihnen fehlte trotz solider Leistungen noch die körperliche Robustheit und Effizienz, um sich konstant gegen deutlich erfahrenere Regionalligaspieler durchzusetzen.

Damit zusammenhängend ist die Chancenverwertung eines der größten Probleme bisher gewesen. Anders als in den Jahren zuvor fehlt in dieser Saison ein Torgarant mit hoher Effizienz, wie es Kiprit oder Ngankam lange waren. Ruwen Werthmüller und Daishawn Redan müssen noch deutlich konsequenter im Abschluss werden. Möglicherweise kann hier Vedad Ibisevic helfen, der sich als Offensivtrainer auch um die Akademiespieler kümmern soll.

Foto: xSebastianxRäppold/MatthiasxKochx

Ein weiteres Problem ist die Durchschlagskraft. Die Hertha-U23 von Ante Covic hat häufig viel Ballbesitz, auch weit in der gegnerischen Hälfte. Doch es kommen zu wenig Abschlüsse dabei heraus. Das beste Beispiel dafür war das Spiel gegen Chemie Leipzig. Über die ganze Partie dominierte man das Spielgeschehen und ließ den Ball durch die eigenen Reihen laufen. Leipzig zog sich tief in die eigene Hälfte zurück, doch es gelang den Berlinern viel zu selten, gefährlich vors Tor zu kommen. Man ist nicht zielstrebig genug und verliert am Ende sehr unglücklich trotz klarer Überlegenheit. Ein Problem, das man auch unter Vorgänger Neuendorf auch schon hatte.

Gegen den Ball passt es bereits

Gegen den Ball hat man sich nach der Auftaktniederlage in Halberstadt deutlich stabilisiert und in den fünf Spielen danach nur zwei Tore kassiert. Besonders im Pressing und Gegenpressing wirkt das Team häufig sehr griffig. Auch die verbesserte Absicherung durch die Dreierkette kommt der Mannschaft entgegen. Am meisten Probleme hat man noch in der Strafraumverteidigung unter Druck. Da neigt man immer wieder zu Fehlern.

Insgesamt gab es zum Saisonstart bisher deutlich weniger Spektakel als noch in anderen Jahren. Man steht relativ stabil, ist offensiv bemüht, aber insgesamt noch zu harmlos. So steht man nach sechs Spielen auf dem elften Tabellenplatz, hat aber noch ein Nachholspiel gegen Babelsberg 03.

Hertha-U23: Auffällige Einzelspieler

Im Nachwuchsbereich stehen aber ja nicht unbedingt die Ergebnisse im Vordergrund, sondern vor allem die Spieler und ihre Entwicklung. Auf diesen Aspekt wollen wir nun in diesem Abschnitt eingehen. Jedoch gab es in dieser Saison bisher kaum überragende Einzelspieler mit konstant guten Leistungen, die sich mit ihren Leistungen für die Profis empfehlen konnten. Dennoch gibt es einige erwähnenswerte Einzelspieler, auf die wir in diesem Abschnitt kurz blicken wollen.

Tony Fuchs – die Konstante

Für Tony Fuchs ist es bereits die achte Saison bei der zweiten Mannschaft von Hertha BSC. Im Sommer 2014 kam er zur U23 und blieb. 174 Regionalligaspiele hat er in diesem Zeitraum absolviert und ist zum unverzichtbaren Anführer für das Team geworden. Der 31-Jährige ist nicht nur wortführender Kapitän auf dem Platz, sondern auch verlängerter Arm des Trainers und Mentor für die vielen jungen Spieler.

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Unter Ante Covic spielt der Methusalem der Hertha-U23 immer. Er ist der einzige Spieler, der in dieser Saison bisher in jedem Spiel in der Startelf stand. Dabei musste er sich in dieser Saison in einer neuen spielerischen Rolle beweisen. Eigentlich spielt Fuchs auf den defensiven Außenbahnen. In dieser Saison ist der 1,68 m große Rechtsfuß jedoch das zentrale Glied der Dreierkette. Auch damit kommt er gut zurecht und gibt als Abwehrchef wichtige Kommandos. Er hält das Team zusammen und strahlt Sicherheit aus.

Am Ende dieser Saison endet sein Vertrag. Tony Fuchs nicht mehr als Kapitän der zweiten Mannschaft zu sehen, wäre ein ungewohntes Gefühl. Sein Abgang wäre vermutlich schwerer zu kompensieren als der Verlust von so manchem Talent.

Ruwen Werthmüller – Pressingmonster

Werthmüller ist ein sehr cleverer Spieler, der sich häufig gut von seinem Gegenspieler absetzt und mit klugen Laufwegen überzeugt. Hinzukommen sein guter Antritt auf den ersten Metern sowie eine hohe Endgeschwindigkeit. Diese Facetten seines Spiels konnte man in dieser Saison auch immer wieder im Pressing wiedererkennen.

Hertha Covic U23
Foto: xSebastianxRäppold/MatthiasxKochx/IMAGO

Werthmüller ist sehr aktiv im Anlaufen und schneidet seinem Gegenspieler meist mit seinem Laufweg die Passoptionen ab. Mit langen Schritten sprintet er auf seine Gegenspieler zu und erzwingt so regelmäßig lange Bälle. Auch nachdem er überspielt wurde, bleibt Werthmüller aktiv und konnte so schon mehrfach gefährliche Ballgewinne erzeugen, die auch zu Torchancen führten.

So entstand zum Beispiel auch der Freistoß im Spiel gegen den Chemnitzer FC, den Timur Gayret zum Siegtor verwandelte, aus einem Ballgewinn im Pressing von Werthmüller. Das Pressing ist bei vielen Stürmern nicht unbedingt die beliebteste Aufgabe, Werthmüller übt diese jedoch sehr engagiert und clever aus.

Emincan Tekin – Stürmer mit feinem Fuß

Tekin kam in diesem Sommer aus der U19 fest zur zweiten Mannschaft und dürfte besonders in den ersten Spielen viel Spielzeit sammeln. Der 18-Jährige war 2019 mit 26 Toren Torschützenkönig der B-Junioren Bundesliga Nord/Nordost, ist aber kein klassischer Strafraumstürmer, sondern ein mitspielender Neuner, der auch aufgrund seiner nur 1,68 Meter über einen niedrigen Körperschwerpunkt verfügt.

Hertha Covic U23
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Besonders auffällig ist seine Dribblingstärke. Er führt den Ball häufig ganz eng am Fuß und kommt so auch auf engem Raum zurecht. Ein gutes Beispiel dafür war der Treffer von Marten Winkler beim Sieg gegen Meuselwitz. Zuvor zog nämlich Tekin mit seinem Dribbling gleich vier Spieler auf sich, sodass Winkler schließlich ausreichend Raum und Zeit für einen tollen Fernschuss hatte.

Tekin hat in 72 Spielen für Herthas Nachwuchsteams bisher 69 Scorerpunkte gesammelt. Ein Spieler, auf dessen weiteren Karriereweg man gespannt sein darf.

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Wann ist der Mann ein Mann?

Wann ist der Mann ein Mann?

Gibt es bei Hertha interne Konflikte, hört man von Coach Pal Dardai des Öfteren, dass diese „unter Männern“ geklärt worden seien. Hinzu kommen weitere Phrasen über „Männersport“ und Rollenverteilungen in der Familie. Das wirft nicht nur ein unschönes Licht auf den sonst so sympathischen Hertha-Trainer. Angesichts der seit Jahren vorherrschenden Fehleinstellung seiner Mannschaft ist es auch einfach peinlich.

Von “Sportschokolade” und “Eiern”

Nach dem enttäuschenden Bundesliga-Auftakt gegen den 1. FC Köln und der schwachen Leistung von Matheus Cunha ließ Pal Dardai wissen, dass man anschließend einen „Streit unter Männern“ geführt habe. Geht es nach Spielen um vermeintliche Schwalben, erinnert der Ungar häufig daran, dass Fußball ein „Männersport“ sei.

dardai hertha
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Den Streit zwischen Dodi Lukébakio und Davie Selke darum, wer den Elfmeter gegen Wolfsburg schießen sollte, fand Dardai gut. Jedenfalls besser als wenn alle Spieler „Sportschokolade“ in der Hose hätten. Die potenziellen Schützen hätten “Eier” bewiesen. Und vor ein paar Jahren fiel der Hertha-Coach negativ auf, indem er darüber referierte, dass Frauen es akzeptieren müssten, dass sie sich nachts um die Babys kümmern, während die Männer schlafen, um am nächsten Tag fit zu sein.

Die Ehrlichkeit des Pal Dardai

Nein, im Fußball muss man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Und irgendwie gehört es auch zum immer offenen und ehrlichen Pal, dass da auch mal ein solcher Querschläger herauskommt. Es ist auch völlig okay, dass Hertha-Coach Dardai und seine Familie das so leben. Aber selbst wenn er es nicht so meint, schwingt dabei immer leicht mit, dass Fußball für Dardai eben nichts für Frauen ist und noch viel schlimmer: Dass Menschen, die eben nicht dieser Dardai’schen Vorstellung des Familienlebens entsprechen, nicht leistungsfähig genug sind.

Überhaupt entsteht die Frage, ob Pal der Meinung ist, ob nur Männer etwas richtig klären können und Frauen grundsätzlich nicht konfliktkompetent und friedensfähig seien. Dass Letzteres Unsinn ist, weiß man auch ohne ein Geschichtsbuch über die Entstehung der Weltkriege konsumiert zu haben. Wie viele Frauen saßen denn bei den großen Kriegen des vergangenen Jahrtausends an den Verhandlungstischen?

Dardai sollte mehr Grönemeyer hören

Aber selbst wenn man Dardais Zitate nicht überinterpretieren möchte, sind sie auch auf Herthas sportliche Situation bezogen schlichtweg unpassend. Egal wie männlich der Streit zwischen Dardai und Cunha geführt wurde – das Ende vom Lied ist, dass Cunha nicht mehr für Hertha spielt. Tolle Konfliktlösung. Und auch die beiden Streithähne Lukébakio und Selke wirkten bei ihrer Elfmeter-Kabbelei nicht gerade staatsmännisch und souverän, sondern vielmehr von Stolz besessen und der Torjägerliste getrieben.

Foto: xSebastianxRäppold/MatthiasxKochx/IMAGO

Und auch die Verweise auf den „Männersport“ wirken seltsam, wenn sie bedeuten sollen, dass nur Männer mit Biss Fußball spielen können. Denn leider zeigt Dardais Mannschaft seit Jahren zumeist genau das Gegenteil: wenig Leidenschaft, wenig Überzeugung, wenig Energie. Rechnet man hinzu, dass gerade Spieler wie Selke oder Cunha sich mehrfach pro Spiel schmerzverzogen auf dem Boden wälzen und wie Schulkinder mit dem Schiedsrichter diskutieren, wird einem schnell klar, dass Dardais eigenes Team sein Konzept des „Männersports“ wohl nicht so gut verstanden hat.

Schön wäre es also, wenn Dardai beginnt solche Äußerungen zu hinterfragen. Trotz der Sprachbarriere, die er als Ungar sicherlich noch immer hat, sind seine Äußerungen über Geschlechterrollen- und eigenschaften nicht mehr zeitgemäß. Vielleicht hilft ihm dabei ja ein kleiner Ausflug in die deutsche Popkultur der 1980er-Jahre. Damals sang ein noch junger Herbert Grönemeyer:

“…
Männer haben Muskeln
Männer sind furchtbar stark
Männer können alles
Männer kriegen ‘nen Herzinfarkt
Oh, Männer sind einsame Streiter
Müssen durch jede Wand, müssen immer weiter

Nur wann ist der Mann ein Mann?”

[Titelbild: xSebastianxRäppold/MatthiasxKochx]

Podcast #157 Operation am offenen Herzen

Podcast #157 Operation am offenen Herzen

Hertha BSC verliert auch das zweite Saisonspiel gegen den VFL Wolfsburg und dazu auch noch Cunha an Atletico Madrid. Darüber reden wir natürlich und auch über alle anderen Personalien, die noch wichtig sind und waren. Darüber Hinaus gibt es tolle Eindrücke von unseren Außenreportern zum Stadionbesuch. 

Wir wünschen euch ganz viel Spaß mit der Folge und freuen uns über eure Kommentare. 

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