Herthaner im Fokus: von Punkt zu Punkt

Herthaner im Fokus: von Punkt zu Punkt

Nach einer turbulenten Woche mit einigen außersportlichen Themen ging es am Sonntagnachmittag im Olympiastadion wieder ausschließlich um Fußball. Na ja, fast: die Ostkurve zeigte zahlreiche Spruchbänder, unter anderem gegen Investor Lars Windhorst und Sonntagsspiele. Auf dem Platz war außerdem nicht gerade ein Fußball-Feuerwerk zu bestaunen. Trotzdem zeigte sich erneut, was sich seit Saisonbeginn unter Sandro Schwarz entwickelt. Hertha BSC ist wieder ein Team, das Charakter zeigt und schwer zu schlagen ist.

Warum es trotzdem erneut nicht für drei Punkte reichte, versuchen wir uns anhand einiger individueller Leistungen anzuschauen.

Nur Herthas Rechtsaußen treffen – Ejuke sammelt Scorerpunkte

Ein wohl wichtiger Grund ist weiterhin die fehlende Torgefahr in der Sturmspitze. „Macht er so weiter, werden auch ihm irgendwann die Tore gelingen“, schrieben wir noch nach dem letzten Heimspiel gegen Bayer Leverkusen über Wilfried Kanga. Gegen Hoffenheim konnte sich der 24-Jährige wieder einmal nicht für seine Mühe belohnen.

(Foto: Martin Rose/Getty Images)

Dabei hätte es in der 8. Spielminute endlich soweit sein können. Zwar setzte sich Kanga gegen Vogt durch und hatte freie Schussbahn, leider flog sein Abschluss weit über den Kasten von Torhüter Baumann. Die Durststrecke des neuen Stürmers wird langsam aber sicher problematisch. Vorne treffen nur die Rechtsaußen: Dodi Lukebakio (3 Treffer) und Marco Richter (2 Treffer) sind die einzigen Angreifer, die bisher in dieser Saison Tore erzielten. Ansonsten waren nur Suat Serdar (2 Treffer) und Lucas Tousart (1 Treffer) als Mittelfeldspieler erfolgreich.

Auch für Chidera Ejuke will es mit dem Toreschießen noch nicht klappen. Dafür ist er mit der dritten Torvorlage im dritten Spiel Herthas bester Vorlagengeber. Sein intelligenter Steckpass auf den Formstarken Dodi Lukebakio zum 1:1 war gegen Hoffenheim nicht seine einzige auffällige Szene. Der Linksaußen wird immer wichtiger für das Team von Sandro Schwarz. Trotzdem muss Herthas Sturm in den kommenden Wochen deutlich entscheidender im Torabschluss werden, um die wichtigen Siege zu holen.

Herthas Mittelfeld nicht entscheidend, Sunjic mit Schwächen

Herthas Mittelfeld war weniger präsent als in den letzten Saisonspielen. Suat Serdar konnte dem Spiel nicht seinen Stempel aufdrücken, konnte keinen einzigen Torschuss abgeben und wurde in der 72. Minute ausgewechselt. Auch Lucas Tousart war etwas unauffälliger als noch in den letzten Partien. Der Franzose war im Mittelfeld bei Hertha jedoch erneut der stärkste Spieler, schoss zwei Mal aufs Tor und gewann 75 Prozent seiner Zweikämpfe.

(Foto: Martin Rose/Getty Images)

Weniger positiv in Erscheinung getreten ist am Sonntag Ivan Sunjic. Im 4-3-3 System als einziger Sechser eingesetzt war der „Zerstörer“ erneut dafür verantwortlich, das gegnerische Spiel zu unterbrechen. Er zeigte sich dabei gewohnt fleißig und laufstark (11,7 Kilometer), gewann jedoch weniger Zweikämpfe (56 Prozent) als noch im Spiel gegen Mainz (70 Prozent).

Doch gerade im Aufbauspiel und im Ballbesitz zeigt er Schwächen. In mehreren Situationen verursachte er Ballverluste, was zu teilweise gefährlichen Gegenangriffen führte. Insbesondere in der Ballbehandlung war er nicht präzise genug, legte sich Bälle zu weit vor oder hatte Schwierigkeiten bei der Ballannahme und Ballmitnahme. Der 25-Jährige ist zwar ein nützlicher Spieler für das Spiel der „Blau-weißen“, zeigte jedoch am Sonntag auch deutlich, welche Schwächen er noch hat.

Eine Hertha-Abwehr, die sich noch bilden muss

Ein weiterer Neuzugang, der am Sonntag Schwierigkeiten hatte, war Filip Uremovic. Der Kroate konnte leider keine gute Leistung zeigen. Er fiel immer wieder durch kleinere Unsportlichkeiten auf, hatte eine schwache Zweikampfquote (50 Prozent) und trug Mitschuld an den Gegentreffer. Der 25-Jährige rückte zu langsam auf, sodass die Abseitsfalle nicht zuschlagen und Kramaric einnetzen konnte. Auch bei der Beinahe-Elfmeter-Situation kurz nach Spielbeginn sah er alles andere als souverän aus. Insgesamt eine deutlich schwächere Leistung des Innenverteidigers als noch im Spiel gegen Mainz vor der Länderspielpause.

(Foto: Martin Rose/Getty Images)

So war es nicht überraschend, dass er zur Halbzeit ausgewechselt wurde. Für ihn kam ein weiterer Neuzugang und feierte sein Debüt für Hertha BSC. Agustín Rogel zeigte in seinen ersten 45 Minuten in der Bundesliga eine ordentliche Leistung, verteidigte höher als Uremovic in der ersten Halbzeit. Insbesondere durch seine imposante körperliche Präsenz machte er auf sich aufmerksam. Ob er mit seiner Leistung zum Startelfkandidat im nächsten Spiel gegen Freiburg wird, bleibt abzuwarten. Immerhin wird er eine echte Alternative für Cheftrainer Sandro Schwarz sein.

Auf der linken Innenverteidiger-Seite wird Marc-Oliver Kempf gesetzt bleiben. Er zeigte sich am Sonntag erneut als Abwehrchef, konnte einige Situationen souverän entschärfen und sogar kurz vor der Halbzeit sehenswert eine Riesenchance der Hoffenheimer klären. Am Ende sprechen die Ergebnisse unabhängig von der individuellen Besetzung für Herthas Abwehr. Mit nur zehn Gegentreffern aus acht Spielen ist man, zusammen mit Köln, Dortmund und Gladbach, auf Platz 5 der besten Defensiven der Liga. Nicht schlecht für ein Team, das vergangene Saison mit 71 Gegentoren die zweitschlechteste Abwehr war und zum gleichen Saisonzeitpunkt bereits 21 Gegentreffer kassiert hatte.

Christensen – Gute Leistung fast schon Normalität

Auch wenn es für viele mittlerweile selbstverständlich klingen mag: dass Oliver Christensen bisher ein sicherer Rückhalt und ein solider Keeper ist, ist bemerkenswert. Es gab wenig Garantien, dass der 23-Jährige in seiner allerersten Saison als Nummer eins bei Hertha BSC überzeugen würde. Dafür war der Keeper noch ein ungeschriebenes Blatt, konnte lediglich in der Relegation gegen Hamburg sein Können unter Beweis stellen.

(Foto: Martin Rose/Getty Images)

Im Spiel gegen die TSG aus Hoffenheim zeigte sich der Däne wieder einmal sehr solide. Das Tor von Kramaric hätte er nicht verhindern können, dafür stand der Kroate zu frei. Alle weiteren Szenen, in denen er gefordert wurde, konnte er souverän und unaufgeregt lösen. Der junge Torhüter wirkte so, als würde er bereits seit mehreren Spielzeiten in der Bundesliga spielen.

Seine mitspielende Art, ohne sich grobe Fehler zu erlauben und unnötig Gefahr zu erzeugen, bleibt für Herthas Spiel erfrischend. Der Däne könnte diese Saison eine der positivsten Überraschungen werden. Angesichts seines Alters und seiner fehlenden Erfahrung werden im Laufe der Saison mit Sicherheit auch Fehler und Unsicherheiten auftreten. Christensen verdient sich jedoch aktuell das Vertrauen, die unumstrittene Nummer eins bei Hertha zu sein.

Hertha von Punkt zu Punkt

Das 1:1 geht am Ende in Ordnung, insbesondere wenn man die Schlussphase der Partie und die in dieser Phase größeren Chancen auf Seiten der Gäste im Blick behält. Auch die „expected goals“ Statistik spricht eine klare Sprache:  0,96 für Hertha gegen 1,60 für die TSG. Dieser Punktgewinn ist kein schlechtes Ergebnis gegen in dieser Hinrunde starke Hoffenheimer. Trotzdem bleibt ein bitterer Beigeschmack, da die „alte Dame“ weiterhin auf der Stelle tritt. In der Tabelle ist keine Befreiung möglich, der Abstand zu den Abstiegsplätzen bleibt zu gering.

Auch die eher schwache erste Halbzeit ist eine unangenehme Überraschung nach der Länderspielpause. Positiv bleibt, dass die Entwicklung der letzten Spieltage weitergeht. Gerade mental scheint sich das Team von Sandro Schwarz gut zurecht zu finden. Erneut ließ sich die Mannschaft nicht vom Gegentreffer aus dem Konzept bringen, kämpfte sich zurück und zeigte gerade in der zweiten Halbzeit den klaren Willen, das Spiel zu gewinnen.

„Am Schluss werden wir sehen, was der Punkt wert ist“, formulierte es Niklas Stark einmal, in einer deutlich schwierigeren Lage als die jetzige. Hertha holt sich Schritt für Schritt die Punkte, die für den Klassenerhalt gebraucht werden. Dabei dürfen die Blau-Weißen das Siegen aber nicht verlernen. In den nächsten Wochen kommen Gegner (Freiburg, Leipzig, Bremen, Schalke), gegen die ein Remis eindeutig zu wenig wäre.

(Titelbild: Martin Rose/Getty Images)

 

Immer wieder die Flügelspieler: die Hertha-Dauerbaustelle

Immer wieder die Flügelspieler: die Hertha-Dauerbaustelle

Es stimmt: Im modernen Fußball sind feste Positionen auf dem Spielfeld nicht mehr so wichtig wie früher. Alles verläuft „fließend“, Spieler verschieben je nach Spielsituation ohnehin ständig, vielseitige Spieler werden wichtiger. Trotzdem muss man bei Hertha BSC feststellen: die offensive Flügelspieler-Position ist eine Dauerbaustelle. Gefühlt eine Ewigkeit ist es her, dass die „alte Dame“ auf der linken und rechten Außenbahn keinerlei Probleme hatte. Wie die aktuelle Lage ist und welche Hoffnungen man sich für die nächste Saison machen kann, wollen wir uns genauer anschauen.

Altbekannte Problematik – kaum Lösungen

Doch wann hatte Hertha BSC zuletzt eine wirklich gut besetzte offensive Außenbahn? Die Frage ist nicht einfach zu beantworten: die meisten würden Namen wie Salomon Kalou und Valentino Lazaro nennen. Andere würden sogar noch weiter zurück in die Vergangenheit blicken und Bart Goor und Sebastian Deisler nennen.

Worauf sich alle einigen können: die Problematik der offensiven Flügelspieler schleppt die „alte Dame“ bereits seit einigen Jahren mit sich. Insbesondere die Anzahl der gelernten offensiven Außenbahnspielern im Kader nahm mit den Spielzeiten zuletzt immer weiter ab. In der Saison 2019/2020 hatte Hertha u.a. mit Kalou, Dilrosun oder Lukebakio immerhin sechs solcher Spieler im Kader. 2020/2021 waren es zu Saisonende nur noch vier, in der Hinrunde 2021/2022 sogar nur noch drei (Maolida, Richter und Jastrzembski).

(Foto: Michael Sohn/POOL/AFP via Getty Images)

Die negativen Auswirkungen dieser komplizierten Kadersituation spürte man spätestens in der Saison 2020/21. „Notlösungen“ waren Alltag: Matheus Cunha, der eigentlich zentraler agiert, wurde immer wieder als Außenspieler eingesetzt. Auch der eigentlich bereits abgeschriebene Matthew Leckie bekam wieder Einsatzminuten, weil der eigentlich gesetzte Dodi Lukebakio zu oft unmotiviert über den Platz spazierte. Nemanja Radonjic kam als Leihspieler im Winter und konnte gegen Saisonende immerhin einige Scorerpunkte sammeln, wurde jedoch im Sommer nicht fest verpflichtet.

Hertha-Transfers in 21/22

So wurde die Saison 2021/2022 in Sachen Qualität auf den Außenbahnen zum neuen Tiefpunkt. Mit Radonjic, Leckie und Cunha verließen drei Optionen für die offensive Außenbahn den Verein. Fredi Bobic gab zusätzlich noch die enttäuschenden Javairo Dilrosun und Dodi Lukebakio ab, holte dafür lediglich Marco Richter und Myziane Maolida. Die Knappheit auf diesen Positionen verstärkte sich also nochmal.

Zudem konnten beide Neuzugänge nicht voll überzeugen. Marco Richter zeigte immerhin phasenweise starke Einsätze, mit Höhepunkten wie zum Beispiel sein Doppelpack im Heimsieg gegen Borussia Dortmund. Er erzielte fünf Tore, allerdings ausschließlich in der Hinrunde. In der Rückrunde hatte er deutlich größere Schwierigkeiten, litt sicherlich auch unter der allgemein sehr schwachen Mannschaftsperformance. In dieser Phase konnte er sich zu selten durchsetzen, verlor viele Bälle und war kein entscheidender Faktor mehr.

(Foto: Daniel Kopatsch/Getty Images)

Maolida hingegen hatte bis auf seinen Treffer im ersten Einsatz in Bochum kaum gute Momente und war nicht die erhoffte Verstärkung. Auch der im Winter hinzugeholte Dong-Jun Lee konnte nicht helfen. Der Südkoreaner wurde zwar von Cheftrainer Tayfun Korkut im allerersten Spiel noch reingeworfen, zeigte sich aber sichtlich überfordert mit dem Niveau in der Bundesliga, verletzte sich auch recht früh und spielte insgesamt nur 116 Minuten.

Keine Flexibilität – Herthas Taktik begrenzt

Dazu kamen Covid-19 Erkrankungen, Verletzungen und Sperren. So gab es einige Spiele, in denen Herthas Trainerteam auf den Außen besonders kreativ aufstellen musste. Im Heimsieg gegen den VfB Stuttgart am 31. Spieltag war lediglich der Jugendspieler Anton Kade, ansonsten kein einziger gelernter offensiver Außenbahnspieler im Kader.

Herthas Cheftrainer setzten immer wieder Spieler wie Serdar als Außenbahnspieler ein, stellten zentrale Mittelfeldspieler wie Vladimir Darida oder Lucas Tousart auf die rechte Außenbahn. Am Ende konnte jedoch keine Variante besonders überzeugen. Diese Schwäche konnte also im Laufe der Saison nie behoben werden. Dadurch war die „alte Dame“ in ihrer Taktik stark eingeschränkt. Sowohl im Spielsystem als auch in der Umsetzung des Spielplans war das Team kaum flexibel, weil die Außenbahnen nur suboptimal besetzt werden konnten.

Ob sich die Blau-Weißen für die nächste Saison nun besser aufstellen können, ist fraglich. Aktuell hat man mit den Leihrückkehrern und Kaderspielern für die offensive Außenbahn sechs Spieler. Auf Marco Richter kann Hertha sicherlich setzen. Er besitzt genug Qualität und Erfahrung für die Bundesliga, konnte sich vergangene Saison einspielen und da bereits einige Treffer erzielen.

Kann Hertha auf die Rückkehrer setzen?

Myziane Maolida hingegen wird sich wesentlich steigern müssen, um eine gute Option für die Startelf zu werden. Es bleibt die Hoffnung, dass er nach einer schwierigen ersten Saison, ähnlich wie sein Landsmann Lucas Tousart doch noch zu der erhofften Verstärkung wird. Ähnliches gilt bei Dong-Jun Lee, den man nicht zu früh abschreiben sollte.

(Foto: Romain Perrocheau/AFP via Getty Images)

Der nur 24-jährige Javairo Dilrosun erlebte eine schlimme Saison bei Absteiger Bordeaux, konnte aber in der Schlussphase der Saison nochmal aufdrehen. Ob er aber eine wirkliche Option für das Team von Sandro Schwarz wird, ist fraglich. Dodi Lukebakio hingegen wird höchstwahrscheinlich abgegeben werden: der Belgier hat nicht nur in seiner Leihe beim VfL Wolfsburg enttäuscht, sein Gehalt wird Hertha wohl nicht eine weitere Saison stemmen wollen, beziehungsweise können.

Kélian Nsona ist schließlich eine absolute Wundertüte. Der junge Mann hat bisher noch keine Spielminute für Hertha BSC bestritten und ist sportlich klar als Neuzugang zu bewerten. Er wird jedoch auch unabhängig von seiner Fitness Zeit brauchen, um auf Bundesliga-Niveau zu kommen. Auf seinen Schultern sollte man also nicht zu viele Hoffnungen legen.

Fazit:

Die Kadersituation (über die wir auch ausführlich in unserer letzten Podcast-Folge sprechen!) wird sich in den nächsten Wochen und Monaten noch signifikant verändern. Zwar hat Hertha aktuell auf dem Papier genug offensive Außenspieler. Diese bringen jedoch so viele Fragezeichen und Unsicherheiten mit, dass es erneut keine klare Lösung des Problems auf dieser Position darstellt. Auf dem Transfermarkt wird Hertha aber nur begrenzte Möglichkeiten haben. Die finanzielle Lage ist bekannt, man wird auf ablösefreie Spieler oder auf Leihgeschäfte hoffen müssen.

Eines ist klar: eine Saison wie die letzte, mit einer so großen Lücke im System, sollte sich Hertha nicht erlauben. Am Ende könnte aber wie auch bei anderen Baustellen im Kader die Antwort sein: man muss sie als Mannschaft lösen. Sollten Sandro Schwarz und sein Trainerteam es schaffen, aus diesen Spielern ein echtes Team zu bilden, wird die Außenbahnproblematik nicht mehr so schwer wiegen. Wenn dann sogar der eine oder andere Spieler zu seiner Form findet und über mehrere Spiele hinweg überzeugt, könnte sich das Blatt auch endlich wieder wenden. Es wäre nämlich auch langsam Zeit für neue Helden.

(Titelbild: Stuart Franklin/Getty Images)

 

Drei Thesen für Hertha BSC – VfB Stuttgart

Drei Thesen für Hertha BSC – VfB Stuttgart

Das erste „Finale“ hat Hertha für sich entscheiden können. Mit dem knappen 1:0 Erfolg in Augburg verbesserte die „alte Dame“ ihre Ausgangsposition gegenüber der Konkurrenz im Abstiegskampf. Doch am Wochenende wird die Partie wohl noch entscheidender, noch wichtiger. Bevor es für die Elf von Felix Magath nach Bielefeld geht, muss sie zunächst gegen den VfB Stuttgart Zuhause bestehen. Ein „Sechs-Punkte-Spiel“, ein „Abstiegskracher“ – wie auch immer man es nennen möchte: Hertha muss es unbedingt schaffen, im Heimspiel einen Schritt in Richtung Klassenerhalt zu machen.

Bevor es auf dem Platz wieder um alles geht, stellen wir nochmal 3 Thesen zum Spiel Hertha BSC – VfB Stuttgart auf.

Davie Selke steht für Hertha in der Startelf – und trifft nicht

Wenn man ehrlich ist: Herthas Sturm ist aktuell nur bedingt Bundesliga-tauglich. Herthas bester Torschütze Stevan Jovetic (6 Bundesliga-Treffer) ist mal wieder nicht fit und Ishak Belfodil wurde zuletzt aufgrund seiner fehlenden Einsatzbereitschaft vom Cheftrainer aus dem Kader geschmissen. Zwar ist der Algerier bereits zurück im Mannschaftstraining, ob er wieder in die Startelf rotiert, ist allerdings zweifelhaft.

Toller Einsatz aber zu selten erfolgreich – Davie Selke bei seinem Treffer gegen Arminia Bielefeld in der Hinrunde 2021. (Foto: Matthias Kern/Getty Images)

Deshalb wird man wohl erneut Davie Selke in der Sturmspitze sehen. Der großgewachsene Mittelstürmer hat wahrlich keine grandiose Bilanz, ist mit seinen zwei Bundesligatreffern diese Saison nicht gerade eine Tormaschine. Was ihm allerdings ganz sicher nicht fehlt, ist Einsatzbereitschaft, was er auch im Spiel gegen den FC Augsburg unter Beweis stellte. Und genau deshalb wird er wohl wieder seine Chance bekommen. Nur wahrscheinlich wieder ohne Torerfolg. Was auch nicht schlimm ist … solange bei Hertha andere treffen.

Santiago Ascacibar und Lucas Tousart– die Löwen brüllen weiter

Zwei weitere Spieler, die über Einsatzbereitschaft kommen, sind Santiago Ascacibar und Lucas Tousart. Kein Wunder also, dass sie beide aktuell unumstrittene Stammspieler sind. Bisher setzte Felix Magath jedes Spiel auf das Duo. Beide tragen auch den Spitznamen „Löwe“, zumindest nannte so Pal Dardai den französischen Mittelfeldspieler, während bei Ascacibar die argentinischen Wurzeln zu „El León“ führten.

Unter Magath immer zusammen in der Startelf – Santiago Ascacíbar und Lucas Tousart (Foto: John Macdougall/AFP via Getty Images)

Der Turban-Träger vom Augsburg-Spiel wurde zuletzt nicht nur in den Medien für sein entschlossenes Auftreten gelobt, sondern auch vom eigenen Trainerteam. Gegen den Ex-Club sollte der Argentinier besonders motiviert und voller Tatendrang sein. Die gegen Augsburg sehr stabile Zentrale mit Ascacibar und Tousart wird wohl auch am Sonntag wieder zu sehen sein. Es bleibt zu hoffen, dass sie auch im so wichtigen Heimspiel ihrem Ruf als kämpferische Raubtiere gerecht werden.

Stuttgart bleibt im Jahr 2022 sieglos – zumindest Auswärts

Zum Abschluss lehnen wir uns mal weit aus dem Fenster und wagen eine optimistische These: der VfB Stuttgart wird die Auswärts-Sieglos-Serie in 2022 fortführen. Aus den letzten Spielen auf fremdem Platz konnten die Schwaben nur vier Punkte holen (4 Remis, 3 Niederlagen). In Bieleld spielten sie 1:1, in Mainz nur 0:0. In den letzten beiden Partien konnte Stuttgart keinen Treffer erzielen. Zugegeben: Herthas Bilanz sieht nicht viel besser aus. Doch die Berliner holten immerhin aus den letzten vier Spielen zwei Siege und erzielten jedes Mal mindestens einen Treffer.

Überhaupt schoss Hertha in dieser Saison bisher in jedem Heimspiel ein Tor oder mehr. So bleibt die Hoffnung, dass auch am Sonntag die Auswärtsmannschaft keine drei Punkte holt. Ganz klar: ein Sieg gegen Stuttgart wäre für Hertha fast schon der entscheidende Rettungsschlag. Doch auch ein Remis könnte immerhin dafür sorgen, dass die Blau-Weißen in der Tabelle auf dem rettenden Ufer bleibt. Bleibt also nur Punkten. Irgendwie. Und das Tor treffen. Sowieso.

Titelbild: Alexander Hassenstein/Getty Images

Drei Thesen zu SC Freiburg – Hertha BSC

Drei Thesen zu SC Freiburg – Hertha BSC

So schwierig es in der aktuellen Lage ist: wir werfen den Blick auf das Spiel SC Freiburg – Hertha BSC, das am Samstagnachmittag stattfindet. Die Situation von Hertha BSC könnte man als ungebremste Talfahrt bezeichnen. Noch steht die „alte Dame“ auf einen Nichtabstiegsplatz. Damit es so bleibt, muss die personal-geschwächte Mannschaft von Tayfun Korkut diese Abwärtsspirale stoppen und gegen den SC Freiburg punkten, bestenfalls dreifach.

Der Glaube daran ist auch unter Hertha-Fans nicht sonderlich groß. Doch wie wird die Partie am Samstag verlaufen? Hierzu haben wir wieder drei Thesen vorbereitet.

Serdars Rückkehr belebt Herthas Offensivspiel

Wer auf „Transfermarkt.de“ Herthas Kaderseite aufruft und einen Blick auf die Defensivabteilung wirft (Torhüter und Verteidiger), kann ein interessantes Phänomen beobachten. Es gibt mehr Spieler, die verletzt und gesperrt sind, als Spieler, die tatsächlich spielen könnten. Immerhin sieht es im Mittelfeld und in der Offensive etwas besser aus. Ein Spieler, der am Samstag wieder zur Verfügung steht, ist Suat Serdar.

Foto: Joosep Martinson/Getty Images

Die Rückkehr des 24-Jährigen wird Herthas Offensive gut tun. Kaum ein Spieler im Kader hat das Potenzial, die Offensive aus dem Mittelfeld heraus zu beleben, wie Serdar. Am Samstag, in einer äußerst bedrohlichen Lage, wird er einer der Lichtblicke bei den Blau-Weißen sein. Seine zwei Bundesliga Tore diese Saison hat er bisher auswärts erzielt: ein Doppelpack in Bochum. Es wäre genau der richtige Zeitpunkt, das Kunststück zu wiederholen.

Am Keeper wird es in Freiburg nicht liegen

Der Ausfall von Alexander Schwolow aufgrund einer Corona-Infektion war der nächste Schlag in die Magengrube der Hertha-Fans. Dabei war gerade Schwolow nicht der gewünschte Rückhalt in dieser Saison und auch in den letzten Spielen selten überzeugend.

Da allerdings sowohl Rune Jarstein als auch Oliver Christensen im Aufbautraining sind und nicht zur Verfügung stehen, stellt sich die Frage, wie man ihn ersetzt. Marcel Lotka wird es wohl werden: der junge 20-Jährige wird sein erstes Profispiel für Hertha BSC bestreiten. Als Nummer zwei wird dann der wiedergenesene Nils Körber auf der Bank Platz nehmen.

Foto: Adam Nurkiewicz/Getty Images

Doch am Ende wird die Torhüter-Position das Spiel nicht entscheiden. Ob Herthas Ersatzkeeper ein starkes Spiel macht oder nicht: er bleibt weiterhin abhängig von der Leistung seiner Hintermannschaft, die ebenfalls von Ausfällen gebeutelt ist. Ob Hertha sich gegen Freiburg befreien kann, oder noch tiefer in Abstiegsnot gerät, am Keeper wird es nicht liegen.


In Freiburg will Hertha BSC endlich wieder gewinnen – aufgrund des starken Gegners und Herthas Kadersituation kein einfaches Unterfangen. Unser Blick auf die PK vor dem Spiel.


„Fußball ist heute Sch***egal“

So sehr man sich in Sachen Hertha und Fußball reinsteigern kann, so sehr die Leidenschaft für diesen Sport sowohl Herz als auch Verstand bewegen kann: die Weltlage zeigt, wie wenig Bedeutung dies am Ende hat.

So war diese Woche kaum an Fußball zu denken. Allein die Redaktion dieses Artikels erfolgte mit großem Zweifel und Sorge. Doch am Ende sind es die kleinen Sachen wie der Fußball, die uns den schweren Alltag erleichtern. Wer macht sich denn nicht lieber Sorgen über Herthas drohenden Abstieg, als über den Verlust von Menschenleben und globale Konflikte?

Wenn am Samstagabend das Spiel abgepfiffen wird, wird das Ergebnis nebensächlich sein. Auch wenn sich Hertha-Fans trotzdem über das Ergebnis hochemotional ärgern oder freuen werden.

Titelbild: Alexander Hassenstein/Getty Images

Kélian Nsona – der Sommer fängt jetzt schon an

Kélian Nsona – der Sommer fängt jetzt schon an

„Endlich wieder Fußball“, wird sich Kélian Nsona am Dienstagvormittag gedacht haben. Die junge Neuverpflichtung von Hertha BSC stand nämlich nach monatelanger verletzungsbedingter Pause wieder auf dem Fußballplatz und trainierte individuell. Auch wenn noch ein langer Weg vor ihm liegt, ist das eine erfreuliche Nachricht. Der junge Flügelstürmer vom „Stade Malherbe Caen“ dürfte sicherlich für die meisten Fans noch unbekannt sein. Deshalb werfen wir einen Blick auf den 19-Jährigen, und darauf, was er Hertha BSC in Zukunft bringen kann.

Wir versuchen alle wichtigsten Fragen zum Neuzugang zu klären. Eine ganz besondere Hilfe war uns dabei SM Caen-Experte Fabien (auf Twitter @StatMalherbe), der nicht nur in 2020 einen absolut lesenswerten Artikel über Nsona veröffentlichte (hier in französischer Sprache abrufbar), sondern auch einige unserer Fragen beantwortete.

Wer ist Kélian Nsona?

Wie auch sein neuer Mitspieler Myziane Maolida kommt Kélian Nsona ursprünglich aus der Pariser Region. Er spielte als Kind auch bis zum fünfzehnten Lebensjahr in der französischen Hauptstadt und Umgebung, zunächst in seinem Heimatclub von Ivry-sur-Seine und danach beim Paris FC, bevor er dann in die Jugendakademie des SM Caen aufgenommen wurde.

Dort wurde er von 2017 bis 2021 ausgebildet, wo er bis zu seinem Wechsel zu Hertha BSC blieb. In der Zeit machte er mit 17 Jahren sein Profidebüt in der Saison 2019/2020, bevor er in der Folgesaison richtig durchstarten und 30 Saisonspiele absolvieren konnte. Dabei erzielte er zwei eigene Treffer. Zudem spielte er auch in Frankreichs U17 und U18, kam in der U17 Europameisterschaft bis ins Halbfinale.

(Photo by Srdjan Stevanovic/Getty Images)

Eigentlich schien die Entwicklung des jungen Franzosen steil nach oben zu gehen. Leider wurde sie im Juli 2021 abrupt gestoppt. Ein Kreuzbandriss warf den damals 18-jährigen Nsona zurück, der diese schwere Verletzung seitdem auskurierte. Einen Neustart beim Ausbildungsverein Caen sollte es jedoch nicht mehr geben: bereits in der Winterpause war sein Wechsel zu Hertha BSC offiziell.

Warum diese Verpflichtung?

Doch warum hatte Hertha BSC Interesse an Nsona? Bevor wir auf die Stärken und Schwächen des Spielers eingehen, lohnt sich der Blick auf dessen Position. Der 19-Jährige ist ein klassischer Flügelstürmer. Die meisten Einsätze absolvierte er als Linksaußen.

Die Flügelstürmer-Position ist bei Hertha BSC, das ist bekannt, bereits seit Jahren äußerst dünn besetzt. So dünn, dass Spieler wie Suat Serdar oder Jurgen Ekkelenkamp regelmäßig auf den Außenpositionen aushelfen müssen. Wenig verwunderlich also, dass Bobic und co. nach Lösungen suchen, um diese Lücke langfristig zu schließen. Sowohl Stamm- als auch Ergänzungsspieler werden benötigt.

Nsona stand nicht nur bei Hertha auf der Scoutingliste und hätte wohl ganz andere Interessenten gehabt, wenn sein Kreuzbandriss ihn nicht aus der Spur geworfen hätte. Zudem lief sein Vertrag im Sommer aus, sodass er für wenig Geld zu holen war. Gute Gründe also, warum in diesem Fall eine Verpflichtung aus Hertha-Sicht Sinn ergab.

Was sind seine Stärken?

Doch die Frage bleibt, was Nsona tatsächlich zu bieten hat. Eine ganze Menge, so scheint es, denn der junge 19-Jährige hatte bis zu seiner Verletzung sportlich durchaus überzeugt. Mit 1,89 Metern ist er für einen Außenstürmer besonders groß, weiß auch diese Körpergröße in Zweikämpfe einzusetzen und ist da nicht leicht aufzuhalten. Dazu ist er beidfüßig und somit sowohl links als auch rechts einsetzbar. Was ihn ebenfalls auszeichnet, ist sein Fleiß und seine Laufstärke: auch ohne Ball ist er sich nicht zu schade, die Räume zuzulaufen und Defensivaufgaben zu übernehmen.

Die bereits angesprochene Körpergröße und Physis ist bei Nsona besonders wertvoll bei Defensivzweikämpfen und sorgt dafür, dass er viele Duelle für sich entscheidet. Zudem hat der Franzose eine gute Technik. Doch seine wohl größte Waffe ist seine Schnelligkeit, welche er öfters bei Tempo-Dribblings nutzt. Pro Spiel weist er einige Tempoläufe und Sprints auf.

Er hat auch bereits sein Lieblingsdribbling gefunden: auf der linken Außenseite nimmt er den Ball mit dem rechten Fuß und täuscht an, dass er nach Innen dribbeln wird. Stattdessen legt er sich aber den Ball in die Tiefe weit vor und erwischt seinen Bewacher auf den falschen Fuß. Eine simple, jedoch sehr effektive Technik, mit welcher er bereits öfters erfolgreich war.

Das “Signature-Move” von Kélian Nsona.

So versucht er sich nicht nur oft beim Dribbling: seine Erfolgsquote ist ebenfalls besonders hoch (über 65% erfolgreiche Dribblings). Nsona weist also mehrere Stärken auf, die ihn für Hertha BSC besonders wertvoll machen könnten. Um auf Bundesliganiveau erfolgreich zu sein, wird er allerdings noch an sich arbeiten müssen, denn an einigen Stellen ist noch Verbesserungspotenzial.

Was sind seine Schwächen?

Die soeben beschriebenen Stärken kollidieren mit Schwierigkeiten, die einige junge Spieler auf den Außenbahnen aufweisen. Die Dribblingstärke von Nsona bringt leider noch zu selten Torgefahr mit sich. Tatsächlich kann er sich wie bereits angesprochen oft erfolgreich durchsetzen, ob im Laufduell oder Dribbling. Allerdings befindet er sich dann oft weit Außen, wo der Winkel zum Tor spitz wird und der Strafraum auch oft mit Defensivspielern gut besetzt ist.

So findet er sich nur selten in guten Schusspositionen wieder. Zudem sind seine Flanken und Hereingaben noch verbesserungswürdig. Außerdem fehle in seinem Spiel noch die Vielseitigkeit, erklärt uns Fabien: „Er schaltet seine Gegner zu oft auf die gleiche Weise aus. Er muss Gegenspieler auch anders ausspielen können. Generell muss er in der Lage sein, die Offensive auf unterschiedliche Weise zu prägen. Das ist seine größte Herausforderung.“

Auch die bereits angesprochene Dribbling-Variante von Nsona wird bei den Verteidigern der Bundesliga irgendwann bekannt und einfacher zu antizipieren sein. Allerdings kann man sich an dieser Stelle auch an einen gewissen Arjen Robben zurückerinnern, der ebenfalls immer wieder dieselbe Dribbling-Variante wählte (allerdings mit Läufen nach Innen anstatt nach Außen wie Nsona). Obwohl viele Verteidiger genau wussten, was der Niederländer versuchen würde, war dieser trotzdem kaum aufzuhalten. Auch wenn Robben ein ganz anderer Level ist: das kann Nsona Mut machen.

Wie „tickt“ der Spieler?

„Mentalität“ ist spätestens seit den Aussagen von Fredi Bobic im Sommer bei Hertha BSC ein Dauerthema. So ist natürlich die Frage, wie Nsona auch vom Charakter her in die Mannschaft passt, wichtig. Dass ähnlich wie bei Lucas Tousart oder Myziane Maolida die Sprache ein Faktor sein wird, ist klar. So wird seine Integration länger dauern und kompliziert sein. Immerhin hat er Landsmänner, die ihm da zur Seite stehen können.

(Photo by Srdjan Stevanovic/Getty Images)

Der 19-Jährige ist in seinem Ex-Club in Sachen Mentalität nicht negativ aufgefallen. Zwar hätten sich laut Fabien einige Fans geärgert, dass er seinem Ausbildungsclub nicht länger die Treue hält, allerdings sei es auch nachvollziehbar, dass ein junger Spieler mit auslaufendem Vertrag nicht unbedingt in Caen bleiben wolle. Die Ablösesumme (zirka 500.000 Euro) sei ein kleines Trostpflaster.

Wie er sich auf dem Platz verhält, konnte man dafür bereits beim SM Caen beobachten. „Seine Emotionen sind auf dem Spielfeld kaum sichtbar: keine Frustration, keine Verärgerung, kaum Freudensausbrüche. Er ist in seiner Blase“, erzählt Fabien. „Gegen Ende der Saison überspielte er ein wenig, indem er alleine Durchbrüche versuchte und sich von den anderen abkoppelte.“

Was die taktische Disziplin und Defensivarbeit von Nsona angeht kann uns Fabien beruhigen : „Dupraz (Trainer vom SM Caen 2020/21) hat ihn in die Mannschaft geworfen, weil er auch ohne Ball zuverlässig war: er hielt sich an den Spielplan, wiederholte die eintrainierten Läufe, nahm seine Gegenspieler in Deckung…An seinem defensiven Engagement gibt es nichts zu bemängeln.“

Kann er Hertha jetzt schon helfen?

Ob der Franzose bereits in der Rückrunde eine echte Option werden kann, ist eher unwahrscheinlich. Die Rückkehr im Einzeltraining ist nur der erste Schritt. Auch wenn er in der Rückrunde fit genug wird, müsste er sich noch an seine neue Mannschaft und seine neue Liga gewöhnen. Natürlich ist es nicht ausgeschlossen, dass er in den letzten Saisonspielen als Joker eine Option wird.

Fredi Bobic erklärte aber deutlich, dass Nsona nicht sofort helfen soll, sondern zunächst die restliche Saison nutzen soll, um wieder hundertprozentig fit zu werden: „Er ist ein Spieler, den wir eigentlich eher für den Sommer haben wollten. Er soll erstmal ankommen, die Sprache lernen. Er soll richtig aufgebaut werden.“ Anders als seine zwei Landsmänner bei Hertha BSC wird er nicht erst mit der Sommervorbereitung ins kalte Wasser geschmissen. Die fängt bei Nsona quasi bereits jetzt schon an.

Vom System her ist er laut Fabien ein System mit einer Viererkette gewöhnt: „In der Zeit, in der Caen mit drei Innenverteidigern spielte, hat er weniger gespielt, da er als Flügelstürmer eingesetzt wird. Er ist noch nicht sehr vielseitig einsetzbar. Er zeigte sich vor allem in einem eher wenig expansiven und enthusiastischen Fußball.“

Nsona startet diese Woche im Einzeltraining bei Hertha BSC.

Was darf man von Nsona jetzt erwarten?

„Wenig expansiven und enthusiastischen Fußball“ wird Nsona natürlich zunächst einmal bei den „blau-weißen“ wiederfinden. Er bringt jedoch genug Qualität mit, um seine neue Mannschaft mittelfristig besser zu machen.

Dass er mit seinen 19 Jahren noch kein „fertiger“ Spieler sein kann, müsste jedem klar sein. So wird er wohl auch nicht bereits in der kommenden Saison die Liga auseinandernehmen. So groß das Potenzial und auch der Bedarf auf seiner Position ist, so muss auch bei den Fans die Geduld groß sein.

Die Geduld könnte sich jedoch bei Kélian Nsona lohnen: die Qualitäten die er hat sind für jeden sichtbar, sein Entwicklungspotenzial quasi grenzenlos. Nsona ist also ein weiterer „typischer“ Bobic-Transfer. Eine Wette mit sehr wenig finanzielles Risiko. Ein junger, talentierter Spieler, der nach seiner Verletzung seine erste große Herausforderung als Fußball-Profi entgegenfiebert.

Ohne die Last einer hohen Ablöse oder einer absurd hohen Erwartungshaltung könnte er seinen Weg machen und Hertha-Fans viel Freude bereiten. Es wird aber auch an Fans und Umfeld liegen, ihm die Zeit und die Unterstützung zu geben. Wahrhaftig ein Spieler für die Zukunft also. Und die gehört ja Hertha, so hört man.

[Titelbild: Srdjan Stevanovic/Getty Images]