Vorschau: Eintracht Frankfurt – Hertha BSC: Comeback gegen einen ungemütlichen Gegner

von Jan 29, 2021

Es liegt eine turbulente Woche hinter Hertha BSC. Nun soll mit Pal Dardai die Trendwende gelingen: Weg von den Abstiegsplätzen und den Verein im Mittelfeld sicher stabilisieren. Doch die vermeintlich „leichteren“ Gegner aus der unteren Tabellenhälfte kamen schon. Gepunktet wurde dabei zu wenig. Nun folgen Teams, die allesamt Ambitionen haben und teilweise um das internationale Geschäft mitspielen. Etwa Eintracht Frankfurt, das ein ungemütlicher Gegner für Dardai sein wird. Das hat uns Sportjournalistin und Eintracht-Expertin Solveig Haas bestätigt.

Er würde nie eine Mannschaft inmitten einer laufenden Saison übernehmen. Pal Dardai habe sich das einmal geschworen, wie er bei seiner Vorstellung unter der Woche verriet. Doch für seine blau-weiße Liebe habe er eine Ausnahme machen müssen.

Foto: IMAGO

Die folglich Konsequenz daraus: Es fehlen Wochen der Vorbereitung, in denen Dardai vor Beginn einer Saison auf das Team einwirken könnte. Lediglich eine Woche hatte er nun Zeit, dass Team auf den kommenden Gegner Eintracht Frankfurt einzustellen.

Inwieweit Dardai personelle Änderung vollziehen wird, wird sich am Samstag zeigen. Medial wird gemunkelt, dass Jordan Torunarigha oder auch Marvin Plattenhardt womöglich wieder eine Chance erhalten. Auch wird über einen möglichen Einsatz von Santiago Ascacibar im Tausch gegen den bisher eher enttäuschenden Lucas Tousart spekuliert. Eines ist jetzt schon klar: Gegen die seit sieben Spielen ungeschlagene Eintracht wird es ein ungemütliches Spiel.

Offensiv kann die Eintracht alles, Defensiv ist Hertha anfällig

Die wohl wichtigste Frage wird sein, ob es Dardai gelingt eine funktionierende Achse zu finden. Aus welcher sich Spieler zeigen, die in etwaigen Spielsituationen das Kommando übernehmen können. Eine weitere Baustelle ist aber die Defensive. 32 Gegentore hat die Mannschaft bisher kassiert. Nur die beiden Schlusslichter Mainz und Bielefeld haben bisher mehr Gegentore gefangen. Gegen Frankfurt kann das 90 Minuten Dauergefahr bedeuten.

„Eigentlich ist fast jeder, der da auf dem Platz steht, potenziell torgefährlich“, sagt Frankfurt-Expertin Solveig Haas. Auch sonst gebe es kaum etwas, auf das die Frankfurter Offensive nicht reagieren könne. „Wir haben jemanden für die feine Klinge – und wenn das nicht klappt, dann geht es eben mit Kraft und Willen“, beschreibt sie den Offensivfußball ihrer Mannschaft.

Insbesondere Stürmer Andre Silva zeigte sich in den letzten Spielen besonders torhungrig. Blickt man aktuell auf die Liste der Torschützen, bildet er zusammen mit Erling Hallend den zweiten Platz hinter Robert Lewandowski. 14 mal hat Silva in dieser Saison bisher getroffen. Und auch Rückkehrer und bisheriger Edel-Joker Luka Jovic netzte in drei Spielen drei mal ein.

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Für Solveig Haas war die Rückkehr von Jovic aus Madrid „magisch“. Damit spricht sie vermutlich vielen Eintracht-Fans aus der Seele. Doch bekanntlich spielt Frankfurt nur mit einer Spitze vorne drin. Doch glaube sie nicht an Probleme zwischen den beiden Stürmern. „Ich habe sogar das Gefühl, dass er Andre Silva bisher eher entlastet als unter Druck setzt“, sagt sie.

Zudem scheint der Transfer das gesamte Team beflügelt zu haben. Als Beispiel nennt sie etwa Filip Kostic. „Wie er seitdem wieder aufdreht, ist auch ein Traum“, sagt sie. Vier Vorlagen und ein Tor in den letzten drei Spielen unterstreichen diese Wahrnehmung. Dennoch glaube sie nicht, dass Trainer Adi Hütter Jovic von Beginn an aufstellen wird. „Er sagt ja auch selbst, dass ihm dafür noch ein wenig die Fitness fehlt“, stellt Solveig Haas fest. Doch warnt sie auch – sie könne sich vorstellen, dass Jovic je nach Spielverlauf deutlich früher eingewechselt wird.

Doch Dardai kann Defensiv – gibt es einen „Trainereffekt“?

In viereinhalb Jahren als Trainer von Hertha hat Dardai aber schon von 2015 bis 2019 bewiesen, dass er vor allem Defensive kann. Mitunter war das sogar einer der Gründe, warum ihn Michael Preetz damals entließ. Zu langweilig sei der Fußball, Hertha wolle attraktiven Offensivfußball spielen. Nicht wenige Hertha-Fans schlossen sich der Meinung damals an. Auch wenn nun die Mehrzahl der Anhänger glücklich darüber scheint, dass das blau-weiße Urgestein und der Sympathieträger wieder zurück ist.

Dardai selbst war ein Kämpfer auf dem Platz. Vor allem die taktische Disziplin sei ihm wichtig, wie er bei seiner Vorstellung betonte. Inwieweit das etwa ein Dodi Lukebakio oder ein temperamentvoller Matheus Cunha beherzigen können oder wollen, wird sich zeigen – wenn sie denn spielen.

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Und dann wäre da noch der Mythos „Trainereffekt“. Oft scheint es, als würden Teams vor allem das erste Spiel mit neuem Trainer gewinnen. Auch Solveig Haas glaubt an den Effekt. Doch finde sie, hänge er von den individuellen Problemen einer Mannschaft ab. „Ich glaube nicht, dass das Problem bei der Hertha auf der Trainerbank saß, deshalb wird auch ein neuer (alter) Trainer es nicht kurzfristig lösen können“, sagt sie.

So oder so habe sie Vertrauen in ihre Eintracht, die durchaus Selbstbewusst aufspielen dürfte. „Diese Eintracht kann auch gegen neu motivierte Berliner gewinnen“, sagt sie. Ihr Tipp: „Drei zu eins für die Eintracht.“

[Titelbild: IMAGO]

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Steve Reutter

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