VfB Stuttgart – Hertha BSC: Drei Schlüsselduelle

VfB Stuttgart – Hertha BSC: Drei Schlüsselduelle

Auf den Befreiungsschlag im Heimspiel gegen Schalke Ende Oktober folgten für Hertha BSC zwei bittere und denkbar knappe Niederlagen in Bremen und gegen Bayern. Im Endspurt vor der WM-Pause steht die alte Dame deshalb unter Druck, sich endlich für die gezeigten Leistungen zu belohnen. Das Gastspiel in Stuttgart steht auch wegen der Tabellensituation unter dem Motto „verlieren verboten“.

Die Ausgangssituation vor Beginn des 14. Bundesliga-Spieltags könnte für Hertha und Stuttgart kaum ähnlicher sein: Beide stehen mit bisher nur 11 Punkten da, lediglich die Tordifferenz trennt die beiden Teams auf den Tabellenplätzen 15 und 16. Mit einem Sieg könnten beide Mannschaften wieder näher ans Tabellenmittelfeld heranrücken, was dem Spiel eine besondere Bedeutung verleiht.

Die Schwaben gehen mit einer ähnlichen Form wie Hertha in dieses Spiel – drei Punkte aus den letzten drei Spielen, allerdings konnte Stuttgart die letzten drei Heimspiele gewinnen. Unter Matarazzo-Nachfolger Wimmer spielte der VfB in den beiden letzten Spielen in einer 4-4-2-Formation, ähnlich wie Hertha gegen Schalke und Bayern.

Top-Scorer im 1-gegen-1? Dodi Lukébakio gegen Borna Sosa

Auf dem (aus Hertha-Sicht) rechten Flügel wird es in Stuttgart zum Duell zwischen dem besten Torschützen der Berliner und dem besten Vorbereiter der Stuttgarter kommen – die Rede ist natürlich von Dodi Lukébakio und Borna Sosa. Über Lukébakios Qualitäten in Offensive und Defensive wurde in den vergangenen Wochen bereits viel gesagt, gegen Bayern traf er zum sechsten Mal in dieser Saison und egalisierte damit Jovetics Bestwert aus der Vorsaison. Ligaweit gelingen Lukébakio die viertmeisten Dribblings pro Spiel, er liegt nur knapp hinter dem Führenden-Trio aus Frimpong, Ejuke und Bellingham.

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(Photo by Cathrin Mueller/Getty Images)

Am Dienstag steht ihm mit Borna Sosa aber ein Gegenspieler gegenüber, bei dem auch insbesondere seine Defensiv-Qualitäten gefragt sein werden – die er zum Beispiel mit seiner Rettungstat gegen Leipzig unter Beweis stellte. Sosa schlug in dieser Saison bereits 93 Flanken, bereitete 25 Torschüsse vor und hat ligaweit mit 0.48 den höchsten xA-Wert pro 90 Minuten. Auch ohne seinen Traumpartner Sasa Kalajdzic kommt Sosa schon auf vier Vorlagen, drei davon in den letzten vier Liga-Spielen.

Gleichzeitig ist Sosa kein ausgewiesener Defensivspezialist, was für Lukébakio Möglichkeiten eröffnen könnte, seine offensiven Qualitäten auszuspielen. Statistisch liegt der kroatische Linksverteidiger in Kopfballduellen und Interceptions in der schlechteren Hälfte der Außenverteidiger in Top-5-Ligen, bei Blocks sogar im hinteren Drittel.

Duell der Dauerbrenner: Kenny gegen Endo

Ligaweit gibt es noch sechs Feldspieler, die bisher in jeder Minute dieser Bundesliga-Saison auf dem Platz standen, einer davon ist Herthas Rechtsverteidiger Jonjoe Kenny. Kenny macht bei Hertha seit Saisonbeginn Schritt für Schritt nach vorne: Gegen Bayern lieferte er gegen Sadio Mané und Kingsley Coman eine defensiv solide Leistung ab und bereitete kurz vor Spielende beinahe noch den Ausgleich vor.

Zu seiner „Unersetzbarkeit“ trägt sicherlich auch bei, dass Hertha auf der Rechtsverteidigerposition keine echte Alternative zum 25-Jährigen Engländer hat. Besonders spannend wird, ob Kenny auch in der englischen Woche die beiden noch ausstehenden Spiele gegen Stuttgart und Köln jeweils über die komplette Distanz bestreiten wird, oder ob Peter Pekarík ihn zumindest zeitweise vertreten wird.

(Photo by Matthias Kern/Getty Images)

Zumindest seit Michael Wimmer in Stuttgart den Cheftrainer-Posten übernommen hat, verpasste bei den Schwaben Wataru Endo keine Bundesliga-Minute. Der Japaner ist als „Gehirn“ und Kapitän für den VfB kaum entbehrlich – gegen Gladbach lief er zudem mit 11,49 Kilometern die meisten aller Stuttgarter. Auch bei ihm wird sich die Frage stellen, ob er von Wimmer im Laufe der englischen Woche eine Pause verordnet bekommt.

Duell zwischen den Pfosten: Florian Müller gegen Oliver Christensen

Mit Florian Müller und Oliver Christensen kommt es am Dienstag auch zum Duell zwischen zwei der jüngsten Bundesliga-Stammkeeper. Und auch wer bei den beiden nach Gemeinsamkeiten sucht, die über ihr Alter hinausgehen, wird schnell fündig: Sowohl Christensen als auch Müller zeichnen sich durch ein modernes, proaktives Torwartspiel aus, beiden unterliefen in dieser Saison bereits mehr oder weniger folgenschwere Fehler (Müller gegen Wolfsburg, Christensen gegen Freiburg).

Statistisch gesehen überragen die Keeper bisher allerdings keinesfalls – beim Anteil der gehaltenen Bälle bewegen sich beide im unteren Ligadrittel, ganz ähnlich sieht es beim PSxG-Wert aus.

Während Müller zumindest am ersten Spieltag gegen Leipzig dem VfB einen Punkt rettete, konnte Christensen noch keine Punkte in hitzigen Schlussphasen sichern – der junge Däne lieferte allerdings trotzdem schon viele ordentliche Partien ab und war bei den meisten späten Gegentoren schuldlos. Seine beste Saisonleistung mit großartigen Paraden und gehaltenem Elfmeter lieferte er wohl bei der Niederlage in Gladbach ab. Das Spiel gegen Stuttgart wäre ein guter Punkt, um mal wieder eine hervorragende Leistung abzuliefern und Hertha damit wichtige Punkte zu bescheren.

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Denn eins ist klar: Sollte Hertha gegen Stuttgart verlieren, stünde man wieder auf einem Abstiegsplatz und würde viel Druck in das letzte Heimspiel des Jahres gegen den 1. FC Köln nehmen. Mit einem Sieg dagegen könnte man womöglich an Augsburg und Leverkusen vorbeiziehen und den Abstand auf Teams wie Köln, Wolfsburg, Mainz oder Hoffenheim auf drei bis vier Punkte verkürzen.

Daraus könnte man den Schluss ziehen, dass das Auswärtsspiel in Stuttgart zu jenen gehört, die Hertha BSC gewinnen muss. Das war zuvor eigentlich nur bei den Spielen gegen Schalke und Augsburg der Fall, und auch wenn Hertha in beiden Spielen keine überragenden Leistungen darbot, ging man jeweils als Sieger vom Platz – was Hoffnung für das Spiel gegen den VfB macht.

(Titelbild: Maja Hitij/Getty Images)

Hertha BSC – Bayer 04 Leverkusen: Drei Schlüsselduelle

Hertha BSC – Bayer 04 Leverkusen: Drei Schlüsselduelle

Nachdem Hertha im Auswärtsspiel gegen den FC Augsburg dem Druck standhielt und mit einer schmucklosen, letztlich aber souveränen Leistung den ersten Sieg in der noch jungen Bundesliga-Saison einfuhr, wartet im Heimspiel am Samstag schon der nächste knifflige Gegner auf die alte Dame – Bayer Leverkusen.

Für die Werkself dürfte das Spiel im Berliner Olympiastadion einen ähnlichen Charakter haben wie das Auswärtsspiel in Augsburg für Hertha: Verlieren ist für das Team von Gerardo Seoane eigentlich verboten, alles andere als ein Sieg wäre die nächste Enttäuschung. In der Bundesliga steht Bayer nach fünf Spieltagen erst bei mageren fünf Punkten und hinkt damit den eigenen Ansprüchen meilenweit hinterher.

Obendrauf kam unter der Woche noch eine schmerzhafte Niederlage in der Champions League gegen Club Brügge. Leverkusen, insbesondere Trainer Seoane, müssen gegen Hertha liefern. Die Berliner ihrerseits dagegen konnten den ganz großen Druck mit dem ersten Saisondreier in Augsburg bereits etwas lösen – gegen Leverkusen zu punkten, würde die Lage weiter entspannen.

Schlüsselduell auf Außen: Plattenhardt gegen Frimpong

Bei den bisher einzigen Bundesliga-Siegen beider Teams spielten die Außenverteidiger Plattenhardt und Frimpong eine tragende Rolle: Während Plattenhardt gegen Augsburg den Dosenöffner von Dodi Lukébakio per Flanke auflegte, traf Jeremie Frimpong gegen Mainz gleich doppelt. Am Samstag werden sich nun beide im direkten Duell gegenüberstehen.

Plattenhardt hatte im letzten Heimspiel gegen Borussia Dortmund bereits Probleme damit, Gegenspieler Marius Wolf in den Griff zu bekommen. Gegen harmlose Augsburger war Herthas Defensive weniger gefordert, trotzdem stellt sich die Frage, ob Herthas Kapitän mit dem Tempo Frimpongs mithalten kann. In Leverkusens 3-1-4-2 spielt der junge Niederländer als rechter Schienenspieler – und dürfte Plattenhardt am Samstag das eine oder andere mal vor Probleme stellen.

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(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Frimpong ist der bisher am häufigsten gefoulte Spieler der Bundesliga-Saison – bereits zwanzig Mal war er nur mit einem Foul zu stoppen. Aufgrund der gelegentlichen Lethargie und dem ab und zu abenteuerlichen Stellungsspiel Plattenhardts kann einem in dieser Hinsicht ein bisschen Angst und Bange werden. Frimpong lässt sich bisher gerade offensiv nicht von der Leverkusener Krise beeindrucken – mit 10 Dribblings in den Strafraum (ligaweit Platz 4), 21 Dribblings ins letzte Drittel (Bundesliga-Spitzenwert) und 18 kreierten Abschlussaktionen gehört er zu den formstärksten Leverkusenern.

Die gemeinsame Aufgabe von Marvin Plattenhardt und Chidera Ejuke wird es nicht nur sein, Frimpong vom Hertha-Tor wegzuhalten, sondern ihn auch defensiv zu beschäftigen – frei nach dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung.

„Mentalitätsspieler“ im Zentrum: Tousart gegen Andrich

Ganz ähnliche Rollen nehmen Robert Andrich bei Leverkusen und Lucas Tousart bei Hertha ein. Beide sind weniger für ihr feines Füßchen als viel mehr für ihre robuste Art bekannt. Tousart hat sich bei Hertha in den letzten Monaten zum heimlichen Anführer entwickelt – endlich ist zu sehen, warum man ihn 2020 nach Berlin holte. Mit seiner Dynamik und seinem Verhalten gegen den Ball ist er aus Herthas Startelf aktuell nicht wegzudenken, ob als Sechser oder etwas offensiver als Achter.

(Photo by UWE KRAFT/AFP via Getty Images)

Gegen Augsburg vergab Tousart per Kopf eine der großen Chancen auf das 2:0, ähnlich wie Robert Andrich ist er äußerst kopfballstark: Andrich gewinnt im Schnitt 2.15 Luftduelle pro Spiel (Top 83% in den europäischen Top-Ligen auf dieser Position), bei Tousart sind es 2.62 (Top 89%).

Da davon auszugehen ist, dass Hertha auch im Heimspiel gegen die Werkself wieder das etwas defensivere Mittelfeld-Setup wählt und Ivan Sunjic als Sechser, Suat Serdar und Tousart als Achter spielen, werden sich Andrich und Tousart wohl häufiger gegenseitig auf den Füßen stellen. Wer von beiden sich in diesem Zweikampf durchsetzt, könnte seiner Mannschaft damit einen großen Vorteil verschaffen.

Platzt der Knoten? Kanga gegen Schick

Ein weiteres Duell, von dem der Ausgang der Partie abhängen dürfte, ist eher ein Fernduell: Die beiden bisher glücklosen Stürmer Wilfried Kanga und Patrik Schick werden versuchen, den Bock umzustoßen. Schick gelang gegen Freiburg sein erstes Saisontor, Kanga ist sogar noch torlos. Auf Schick sollte Hertha aufpassen – mit 17 Schüssen hat er ligaweit die viertmeisten abgegeben, sein expected-Goals-Wert ist mit 2.4 der Achthöchste der Bundesliga. Es ist nicht so, dass der Tscheche in der Luft hängen würde, bisher fehlte ihm lediglich das Glück im Abschluss.

Für Herthas Innnenverteidigung heißt das vor allem, sich nicht darauf zu verlassen, dass Schick sich aktuell sowieso in einem Leistungsloch befindet. Sollte er gegen Hertha seinen Torriecher wiederfinden, wäre das mal wieder so ein „natürlich im Spiel gegen Hertha“-Moment.

Kanga auf der anderen Seite bekam bisher nicht allzu viele hochkarätige Chancen im Hertha-Trikot – der Riesenchance aus dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt dürfte nicht nur er immer noch hinterhertrauern. Für sein Selbstbewusstsein wäre ein möglich baldiger Premierentreffer in Blau-Weiß sicher wichtig. Mit Davie Selke und dem wieder genesenen Jessic Ngankam gibt es bei Hertha auf der Stürmerposition zudem genug Konkurrenz, als das Kanga sich nicht auf seinem aktuellen Stammplatz ausruhen kann.

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Gegen Leverkusen sah Hertha zuletzt häufig gut aus, in den letzten sechs Spielen verlor man nur einmal gegen die Werkself und blieb zu Hause drei Mal ungeschlagen. Der Druck liegt zudem eher bei den Gästen als bei Hertha – in der Vergangenheit waren das häufiger Spiele, in denen Hertha besser zurecht kam. Trotz in Sachen individueller Qualität klar überlegener Gäste könnte im Heimspiel gegen den Champions-League-Teilnehmer etwas drin sein.

(Titelbild: Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Herthas Transfersommer – Mehr Stringenz, aber noch viele Baustellen

Herthas Transfersommer – Mehr Stringenz, aber noch viele Baustellen

„Es wird natürlich […] einen größeren Umbruch geben. Das ist klar“, mit diesen Worten ließ sich Fredi Bobic kurz vor dem Ende der vergangenen Saison zitieren. Ein mehr oder weniger großer Kader-Umbruch im Sommer, das ist in den vergangenen Jahren bei Hertha BSC eine Art Tradition geworden – zumindest in den letzten beiden Jahren war der Kader vor Saisonstart kräftig umgekrempelt worden.

Grund für den Umbruch ist neben finanziellen Zwängen sicher die Unzufriedenheit mit dem sportlichen Abschneiden im Vorjahr – aber wohl auch der neue Trainer. Mit Sandro Schwarz hat Hertha für die kommende Spielzeit einen Trainer verpflichtet, der einen klaren Plan mitbringt – entsprechend soll der Kader auch auf diese Spielphilosophie ausgerichtet werden.

Englische Härte für hinten rechts

In den vergangenen drei Jahren war die Rechtsverteidiger-Position häufig die Problemzone schlechthin bei Hertha BSC. Seit dem Abgang von Valentino Lazaro hat kein Spieler auf dieser Position dauerhaft überzeugt – am ehesten wohl noch Peter Pekarík, dessen Zenit allmählich aber auch überschritten scheint. Mit Jonjoe Kenny unternimmt man nun einen neuen Versuch, die Lücke hinten rechts zu schließen. Der Engländer kommt ablösefrei von Everton.

Der 25-Jährige hat seine Stärken hauptsächlich im defensiven Bereich. Dass er für die Bundesliga genügend Physis und Tempo mitbringt, konnte Kenny bereits eine Saison lang auf Schalke unter Beweis stellen. Nicht nur wegen fünf Scorern dürfte Kenny diese Saison in guter Erinnerung behalten haben. Dank seiner aggressiven Spielweise gegen den Ball, mit der Kenny seine Gegenspieler unter Druck setzt und viele Bälle erobert, stieg er auf Schalke schnell zum Publikumsliebling auf.

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(Photo by Ronald Wittek/Pool via Getty Images)

Mit seinem proaktiven Spielstil gegen den Ball dürfte er gut zu dem Fußball passen, den Sandro Schwarz mit Hertha spielen will. Ob seiner Schwächen mit dem Ball am Fuß – in den ersten Testspielen im Hertha-Dress war bei Kenny der eine oder andere Wackler zu beobachten – sollte er sich eines Stammplatzes trotzdem nicht allzu sicher sein. Mit Eigengewächs Julian Eitschberger und dem ewigen Peter Pekarík warten gleich zwei Konkurrenten auf ihre Möglichkeit.

Filip Uremovic – zukünftiger Führungsspieler?

Einen weiteren ablösefreien Neuzugang präsentierte Hertha bereits Ende Mai mit Filip Uremovic. Der 25-jährige Kroate kommt von Rubin Kasan und dürfte als Niklas-Stark-Ersatz eingeplant sein. Als rechtsfüßiger Innenverteidiger dürfte er mit Linus Gechter und Dedryck Boyata um Spielzeit konkurrieren.

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(Photo by FRANCK FIFE/AFP via Getty Images)

Inwiefern er sich in diesem Konkurrenzkampf wird durchsetzen können, ist unklar – und wird mit Sicherheit auch daran hängen, wie viel Zeit Uremovic zur Eingewöhnung in Berlin benötigen wird. Bei Rubin Kasan war der Kroate bereits im Sommer 2020 mit nur 23 Jahren zum Kapitän ernannt worden – es besteht also die Hoffnung, dass er auch in Berlin zügig zu einem in der Team-Hierarchie wichtigen Spieler aufsteigt.

Uremovic verfügt über ein solides Aufbau- und Kopfballspiel sowie über eine saubere Zweikampfführung. Am auffälligsten sind vielleicht seine mitunter spektakulären Rettungstaten, in denen er in letzter Sekunde noch Schüsse blockt oder Gegenspieler abgrätscht. Es bleibt allerdings zunächst abzuwarten, welche Rolle Uremovic unter Sandro Schwarz einnehmen wird.

Ein Hertha-Eigengewächs kehrt zurück

Eher ein halber Neuzugang ist Jessic Ngankam. Greuther Fürth zog zwar zu Beginn der Transferperiode die Kaufoption für den 22-Jährigen, bereits am Tag darauf nutzte Hertha aber die vereinbarte Rückkaufoption und holte Ngankam somit für ein Minus von knapp 500.000 Euro zurück. Nachdem Ngankam sich in der Vorsaison das Kreuzband gerissen hatte und erst gegen Saisonende zurückkehrte (mit drei Scorern in sechs Bundesliga-Spielen), ist es durchaus etwas überraschend, dass Hertha das Eigengewächs bereits zu dieser Saison zurückholte.

(Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Ngankam dürfte allerdings sehr gut zu Herthas neuer Pressing-Philosophie passen, in seinen wenigen Auftritten in Herthas Mannschaft zeichnete er sich neben seinen offensiven Qualitäten insbesondere durch seine Arbeit gegen den Ball aus. Und auch seine Torgefahr konnte er im Saisonendspurt bei Greuther Fürth unter Beweis stellen, er traf in den letzten beiden Spielen gegen Dortmund und Augsburg. Die Vorbereitung verpasste er größtenteils verletzungsbedingt, nach seiner Rückkehr dürfte er allerdings den Konkurrenzkampf im Sturmzentrum und auf den Flügeln beleben.

Hertha nutzt die Leihspieler-Sonderregel für die russische Liga

Erstmal nur leihweise kommt Chidera Ejuke zu Hertha – möglich machen das die Sonder-Regeln der FIFA, wonach alle ausländischen Spieler ihre Verträge in der russischen Premier League für zunächst ein Jahr aussetzen können. Der Nigerianer nutzte diese Regelung, um ZSKA Moskau zu verlassen und sich Hertha BSC anzuschließen. Auch der linke Flügel gehörte in der abgelaufenen Saison zu Herthas Problemzonen – Myziane Maolida konnte in seiner ersten Saison nicht wirklich überzeugen, was Tayfun Korkut und Felix Magath dazu verleitete, zentrale Mittelfeldspieler wie Suat Serdar oder Jurgen Ekkelenkamp auf dem linken Flügel aufzubieten.

Mit Chidera Ejuke ergänzt dort nun ein Spieler Herthas Kader, der auf dem Papier alles mitbringt, um Hertha weiterzuhelfen: Tempo, ein sehr gutes 1-gegen-1 sowie einen starken Abschluss. Als Rechtsfuß mag er es, von der linken Seite nach innen zu ziehen und selbst abzuschließen. Gleichzeitig weiß er allerdings auch seine Mitspieler in Szene zu setzen – sollte er seine fünf Tore und fünf Vorlagen aus der letzten Saison für Hertha in der Bundesliga abliefern können, wären vermutlich alle zufrieden.

(Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Ejukes Transfer verzögerte sich allerdings durch Visum-Probleme, erst kurz vor dem Ende des Trainingslagers konnte er erstmals zur Mannschaft stoßen. Demzufolge wird auch Ejuke erst noch Eingewöhnungszeit benötigen – man sollte also vor allem zu Saisonbeginn keine überzogenen Erwartungen an den 24-Jährigen stellen.

Ivan Sunjic – der Ascacibar-Ersatz

Auch nur per Leihe, allerdings mit Kaufoption, kommt Ivan Sunjic nach Berlin. Der Kroate wurde vom englischen Zweitligisten Birmingham City geholt und ist auf der Sechs beheimatet. Dort soll er als Ersatz für Santiago Ascacíbar fungieren. Nach dem Ende des Trainingslagers äußerte sich Fredi Bobic bereits äußerst wohlwollend über den Kroaten: „Sunjic hält die Position, wie er sie zu halten hat. Es gibt keine  Ausbrüche mehr nach rechts vorn oder links vorn oder überallhin auf dem  Platz. Er hält die Position, tut dem  Gegenspieler weh, klaut die Bälle, macht auch Fouls, wenn es sein muss, und ist fußballerisch im Aufbauspiel sehr, sehr sicher.“

(Photo by Mark Thompson/Getty Images)

In diesem Statement scheint Sunjics fußballerisches Profil bereits durch: Seine Stärken liegen vor allem im defensiven Bereich, er besticht durch seine Arbeit gegen den Ball. Er gewinnt Zweikämpfe, fängt Pässe ab, ohne dabei kopflos zu agieren oder sich vom Gegner in die Falle locken zu lassen. Trainer Schwarz wünscht sich von Sunjic vor allem ein „Vorwärtsverteidigen“ – ein Indiz dafür, dass Sunjic auch aufgrund von Herthas neuer Spielphilosophie verpflichtet wurde.

Mehr Stringenz in der Transferpolitik

Insgesamt hinterlässt die bisherige Sommertransferperiode einen ganz anderen Eindruck als die letzten Sommer. Anstatt die Windhorst-Millionen relativ planlos in einzelne, teure Spieler zu investieren oder wie im vergangenen Sommer auf Schnäppchenjagd zu gehen, bemüht man sich sichtlich, dem neuen Trainer Sandro Schwarz einen zu seiner Philosophie passenden Kader zur Verfügung zu stellen. Während in den letzten Jahren immer wieder extrem unrunde Kader standen, in denen ein Spieler fußballerisch kaum zum anderen passte, besteht nun Hoffnung, dass ein ausgewogenerer Kader für bessere Ergebnisse sorgt. Wie viel sich aus den Überlegungen und Plänen der Hertha-Verantwortlichen auch tatsächlich auf den Platz überträgt, bleibt aber abzuwarten.

Das liegt auch den Fragezeichen, die auch noch ein paar Tage vor Saisonbeginn bleiben. Zum einen fehlt Herthas Aufgebot noch ein qualitativ hochwertiger Stürmer. Davie Selke präsentierte sich in der Vorbereitung zwar einmal mehr willig, doch die Zweifel an ihm bleiben. Stevan Jovetic verpasste große Teile der Vorbereitung, sein Körper lässt quasi keine Planbarkeit zu, zumal er nicht zum Profil passt, das sich Schwarz für seinen Stoßstürmer wünscht. Ngankam bleibt nach seiner erneuten Verletzung ein Fragezeichen, Derry Scherhant und Luca Wollschläger konnten in der Vorbereitung zwar überzeugen, aber sie werden noch viel Zeit brauchen, um wirklich auf Bundesliga-Niveau anzukommen.

Darüber hinaus gilt Krzysztof Piatek als klarer Verkaufskandidat. Neben ihm könnten noch weitere Spieler den Verein verlassen – ein weiteres Aufgabenfeld, das noch nicht vollends abgearbeitet werden konnte und den Kader nicht fertig werden lässt. Es bleiben somit noch einige Fragezeichen, die den von Schwarz angestoßenen Prozess in jedem Fall verlangsamen werden – was zum Saisonstart wohl spürbar sein wird. Der eingeschlagene Weg ist erkennbar, das angestrebte Ziel aber noch nicht ganz.

[Titelbild: Martin Rose/Getty Images]

Update: Wie schlagen sich Herthas Leihspieler?

Update: Wie schlagen sich Herthas Leihspieler?

Im ersten Teil unseres Leihspielerupdates geht es um einen der ersten Transfers der Windhorst-Ära sowie zwei Hertha-Eigengewächse. Neben dem bisherigen Verlauf der Leihgeschäfte rücken wir auch die Chancen auf eine Hertha-Rückkehr der Spieler in den Fokus. Zudem befassen wir uns mit vier Spielern, die wir aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr im Trikot der Hertha sehen werden.

Daishawn Redan: Spieler und Verein im Aufschwung

Daishawn Redan wurde im vergangenen Sommer erst in letzter Minute von Hertha in die Niederlande nach Zwolle verliehen. Zur Stammelf von Zwolle zählte Redan sofort nach seiner Ankunft – trotzdem lief es im ersten halben Jahr der Leihe alles andere als rund. In der Hinrunde konnte Zwolle nur ein einziges Spiel gewinnen, in 17 Spielen erzielte die Mannschaft gerade einmal neun Tore. Wenig überraschend tat sich Redan als Offensivspieler in dieser Phase eher schwer.

Unter Trainer Art Langeler spielte Zwolle zumeist in einem 4-3-3. Zu Beginn der Saison wurde Redan einige Male auf den Flügeln eingesetzt, bevor der Trainer die Hertha-Leihgabe darauffolgend häufig als alleinigen Mittelstürmer aufbot. Immerhin zwei Tore konnte Redan bis Anfang November erzielen.

Nach einer 1:2-Niederlage gegen den vermeintlichen Mitabstiegskandidaten SC Cambuur tauschte Zwolle dann den Trainer: Für Art Langeler übernahm Dick Schreuder, von den verbleibenden sechs Spielen bis zur Winterpause verpasste Redan allerdings fünf verletzungsbedingt.

Mit dem Jahreswechsel starteten Zwolle und auch Redan richtig durch: In den sieben Eredivisie-Spielen in 2022 erzielte die Mannschaft mehr Tore als in der gesamten Hinrunde, holte vierzehn Punkte und reduzierte somit den Abstand auf das rettende Ufer auf nun mehr zwei Punkte. Genau wie Hertha BSC steht Zwolle in der Eredivisie aktuell auf dem Relegationsplatz.

Anteil daran hat auch Daishawn Redan, der in den letzten fünf Spielen zwei Tore erzielen und drei weitere auflegen konnte. Dabei profitiert der niederländische U21-Nationalspieler insbesondere von der mit dem Trainerwechsel einhergegangen Systemumstellung, statt im 4-3-3 spielt Zwolle mittlerweile in einem 3-5-2. Durch die Hinzunahme eines zweiten Mittelstürmers hat Redan so in Zwolles insgesamt immer noch defensiven Grundausrichtung immer eine direkte Anspielmöglichkeit.

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(Photo by ODD ANDERSEN/AFP via Getty Images)

Gerade das Festmachen von langen Bällen gehört, bei einer Körpergröße von 1,76 wenig verwunderlich, nicht zu Redans Paradedisziplinen. Durch die Umstellung auf zwei Sturmspitzen kann Zwolle sich im Abstiegskampf mittlerweile aber trotzdem auf das Stil-Mittel „langer Hafer“ verlassen.

Im Winter wurde mit dem Algerier Oussama Darfalou aber der ideale Spieler dafür geholt. Redan und er ergänzen sich zu einem für Zwolle sehr wertvollen Doppelsturm – passend dazu konnte Redan Darfalou bereits zwei Tore auflegen, und auch anders herum konnte der Hertha-Leihgabe bereits einmal assistiert werden.

Ebenjener Darfalou musste in Zwolles vorletztem Spiel gegen Feyenoord allerdings verletzt ausgewechselt werden, auch das darauffolgende Spiel verpasste er. In beiden Spielen gelang es Zwolle nicht zu punkten, somit rutschte man wieder auf den letzten Tabellenplatz ab.

Zuletzt wurde Redan zum Johan-Cruyff-Talent des Monats in der Eredivisie gekürt und in die Elf des Monats berufen – trotzdem ist es zum jetzigen Zeitpunkt unwahrscheinlich, dass es für Redan im Sommer bei Hertha weitergeht. Laut Kicker-Informationen soll Hertha an einem Verkauf des jungen Niederländers interessiert sein, Zwolle besitzt allerdings keine Kaufoption.

Jordan Torunarigha: Stammspieler und Pokalfinalist

Nachdem sich die Konkurrenzsituation in der Winterpause durch die Verpflichtung von Marc Oliver Kempf weiter verschärft hatte, wechselte Jordan Torunarigha kurz vor Schluss des Transferfensters leihweise für ein halbes Jahr zur KAA Gent nach Belgien.

Seit Torunarighas Debüt im Ligaspiel gegen Club Brügge Anfang Februar hat Gent in den nationalen Wettbewerben acht Pflichtspiele in Folge gewonnen. Mit sieben Siegen in Serie konnte in der Liga der ein Top-Vier-Platz erobert werden. Zudem machte die Mannschaft von Trainer Hein van Haezebrouck im Rückspiel des Pokalhalbfinales (ebenfalls gegen Club Brügge) ein 0:1 aus dem Hinspiel wieder wett und zog ins Pokalfinale ein, wo Torunarighas Team Mitte April auf den RSC Anderlecht trifft. Etwas bitter lief für Gent dagegen das Achtelfinale in der Europa-Conference-League gegen PAOK: Beide Spiele verloren die Belgier knapp und schieden demzufolge aus.

Torunarigha stand in acht der letzten zehn Pflichtspiele in der Startelf, einmal wurde er zudem in der Halbzeit eingewechselt. In Gents 3-4-1-2 spielt er in der Regel als linker Halbverteidiger in der Dreierkette. Die Defensive der KAA hat tatsächlich auch großen Anteil am aktuellen Erfolg: In den letzten zehn Spielen kassierte die Mannschaft nur fünf Gegentore, über die gesamte Saison betrachtet sind es bisher dagegen im Schnitt 0,93 Gegentore pro Spiel (in der Liga).

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(Photo by BRUNO FAHY/BELGA MAG/AFP via Getty Images)

Im Ligaspiel gegen Zulte Waregem wurde Torunarigha jüngst sogar zum „Man of the match“ gekürt – obwohl er vor dem gegnerischen Tor freistehend per Kopfball vergab, wusste er mit einer abgeklärten Defensivleistung sowie seinen Dribblings überzeugen. Besonders wichtig für Torunarigha wird in den kommenden Wochen mit Sicherheit sein, verletzungsfrei zu bleiben und weitere Spielpraxis zu sammeln.

Wenn Torunarigha verletzungsfrei bleibt und seine ordentlichen Leistungen aus den ersten Spielen für die KAA Gent bestätigen kann, wird er im Sommer mit Sicherheit erstmal zu Hertha BSC zurückkehren. Wie es dann für ihn in Berlin weitergeht, hängt aber auch von Herthas taktischen Planungen ab. Sollte Hertha für die Saison 2022/2023 eher mit einem Spielsystem mit einer Dreierkette planen, wäre Torunarigha mit Sicherheit gut zu gebrauchen und in der Lage, im Kampf um einen Stammplatz mitzumischen.

Sollte man dagegen mit einer Viererkette planen, wäre man in der linken Innenverteidigung mit Kempf, Dárdai und Torunarigha eigentlich überbesetzt. Selbstverständlich könnte Torunarigha aber auch in diesem Szenario aufgrund seiner Anlagen zu ausreichend Spielpraxis kommen. Aktuell schafft er sich jedenfalls eine sehr gute Ausgangslage.

Jessic Ngankam: Endlich wieder auf dem Platz zu finden

Ein weiterer derzeit ausgeliehener Spieler, der am Saisonende voraussichtlich zu Hertha BSC zurückkehren wird, ist Jessic Ngankam. Zu Saisonbeginn nach Fürth verliehen, riss sich das Hertha-Eigengewächs dort bitterer Weise nach nur wenigen Tagen im Training das Kreuzband. Aus der Phase, in der Ngankam eigentlich zum ersten Mal in seiner Karriere regelmäßige Bundesliga-Einsätze sammeln wollte, wurde so eine Phase der Reha.

Einen großen Teil des Weges zurück hat Ngankam mittlerweile hinter sich – seit Mitte Februar steht er bei Fürth wieder im Mannschaftstraining, in den Spieltagskader hat er es bisher allerdings noch nicht geschafft. In Fürths 4-Raute-2 würde Ngankam wohl auf einer der beiden Stürmer-Positionen eingesetzt werden – in den vergangenen Wochen spielten dort stets Branimir Hrgota und Jamie Leweling, insbesondere Hrgota wusste mit vier Toren in den letzten sechs Spielen zu überzeugen.

In der aktuellen Bundesliga-Saison verbleiben nunmehr nur noch acht Spiele. Jessic Ngankam wäre es definitiv zu wünschen, dass er nach seiner langwierigen Verletzung zumindest noch ein paar dieser Spiele bestreiten kann. Den Anfang machte er in dieser Länderspielpause, im Testspiel gegen Regensburg konnte er immerhin in der Schlussviertelstunde mitwirken.

(Photo Friedemann Vogel – Pool/Getty Images)

Wie es für ihn ab kommendem Sommer weitergeht, steht aktuell in den Sternen. Fürth besitzt eine Kaufoption für Ngankam. Ob diese gezogen wird, darf aber durchaus angezweifelt werden, nachdem er den Großteil der Saison verletzt verpasst hat.

Desweiteren berichtet der Kicker, dass Ngankam ähnlich wie bereits im letzten Sommer Interesse aus Belgien auf sich gezogen haben soll. Als möglicher Abnehmer wird der Erstligist KV Kortrijk genannt.

Krzystof Piatek: In Italien wieder zu alter Stärke gefunden

Der Pole spielt seit dem Wintertransferfenster wieder in Italien, wo er seine bisher erfolgreichste Zeit hatte.

Ein kleiner Rückblick: Im Transferwinter 2020 kam Krzystof Piatek für ca. 24 Millionen Euro vom AC Mailand. Dort kam er in 41 Spielen auf 16 Tore und zwei Assists, was schon eine deutlich schwächere Statistik darstellte, als bei seinem Engagement zuvor in Genua. Die damaligen handelnden Personen, allen voran Michael Preetz und Jürgen Klinsmann statteten den Stürmer mit einem lukrativen Vertrag in Berlin aus und setzten voll auf die Leistungen des neuen Starstürmers in der Hauptstadt.

Zwei Jahre nach dem Transfer muss man konstatieren, dass das Investment eher in die Hose gegangen ist. Zwar konnte Piatek immer wieder seine Klasse aufblitzen lassen, allerdings nie nennenswert Konstanz zeigen. In den zwei Jahren kam er insgesamt auf 58 Spiele für die „Alte Dame“, traf dabei 13 Mal ins Schwarze und konnte vier Assists beisteuern. Etwa alle 3,5 Spiel hatte der damit eine Torbeteiligung. Okay für einen Stürmer bei Hertha, allerdings zu wenig für das, was man sich von einem Spieler seiner Klasse vorgestellt hatte. In den letzten Wochen seiner Zeit in Berlin war er hinter Ishak Belfodil, Stevan Jovetic und Davie Selke lediglich Stürmer Nummer vier.

Sein Wechsel nach Florenz lässt sich bisher sehen. Für die Fiorentina kam er elf Mal zum Einsatz und konnte bereits sechs Tore beitragen. Gerade bei seinem Debüt im Pokal wusste er zu überzeugen. Mittlerweile ist es ihm gelungen, sich in die Startelf zu spielen und dort festzubeißen. Er kann an seine alten Leistungen aus früheren Zeiten in Italien anknüpfen. In Florenz ist er seit dem Abgang von Dusan Vlahovic zu Juventus Turin Stürmer Nummer eins. Er passt zusätzlich noch wunderbar ins System, wo er von seinen kreativen Mitspielern mit Bällen und Vorlagen gefüttert wird.

(Photo by Emilio Andreoli/Getty Images)

Bleibt er von dem Verletzungspech verschont, welches ihn zwischenzeitlich in Berlin heimsuchte, stehen die Chancen gut, dass er seine Statistik noch deutlich ausbauen wird. Aktuell scheint nichts gegen eine feste Verpflichtung zu sprechen. Die Kaufoption von 15 Millionen Euro ist auch in Anbetracht der hohen Ablöse, die die Italiener für Vlahovic einnehmen konnten, finanzierbar.

Omar Alderete: Bestens integriert und mit guten Leistungen in Valencia

Für vier Millionen Euro kam Omar Alderete am letzten Tag der Transferperiode im Sommer 2020 vom FC Basel. Als Ersatz für Karim Rekik sollte er schnell die Lücke in der Innenverteidigung stopfen. Der Paraguayer schien aber nie richtig in Berlin anzukommen. Es wirkte auch alles wie ein Nottransfer, der nicht großartig durchgeplant zu sein schien.

Insgesamt kam er auf 17 Einsätze, 13 davon über die volle Distanz. Dabei kassierte er zwei gelbe Karten und konnte keinen Beitrag in der Offensive leisten. Meistens wirkte er übermotiviert und überfordert und nicht wie ein Teil der Mannschaft. Auch sprachlich schien es Barrieren zu geben.

Seine Leihe zum FC Valencia zahlte sich bisher extrem aus. 23 Spiele absolvierte er in La Liga, er gehört zu den Leistungsträgern und konnte 14 Spiele über 90 Minuten absolvieren. Dabei gelangen ihm sogar zwei Tore. Elf gelbe Karten zeigen, dass er auch in Spanien eher rustikal zu Werke geht. Mit dem FC Valencia feierte er nach einen Sieg gegen Bilbao den Einzug ins Pokalfinale.

(Photo by MIGUEL RIOPA/AFP via Getty Images)

In der Copa-Del Rey kam er in vier von sechs Spielen zu Einsatz und steht jetzt vor einem Titel. Kleinere Verletzungen und mittlerweile zwei Corona-Infektionen sorgten zwischenzeitlich für Ausfälle, die ihm aber nicht nachhaltig schadeten.

Auch hier kann man davon ausgehen, dass der FC Valencia die Kaufoption von acht Millionen Euro schon bald ziehen wird.

Eduard Löwen: Überall glücklich, nur nicht bei Hertha

Möglicherweise handelt es sich bei Eduard Löwen einfach um einen Menschen, der mit dem hauptstädtischen Flair in Berlin nicht warm wird. Zwei Anläufe startete er, beide endeten unglücklich. Im Sommer 2019 kam er als Wunschtransfer von Ante Covic aus Nürnberg für sieben Millionen Euro. Der zentrale Mittelfeldspieler kam damals mit einer Empfehlung von drei Toren und drei Assists aus 22 Spielen. Eine gute Quote für einen Spieler, der mit seinem Team sang- und klanglos im jenen Jahr abgestiegen ist.

(Photo by TOBIAS SCHWARZ/AFP via Getty Images)

Doch für Hertha konnte er in seinem ersten halben Jahr nur sieben Mal sein Können zeigen, ganze zwei Spiele davon nur über 90 Minuten. Sein Wechsel zum FC Augsburg, wo er immerhin 16 Mal zum Einsatz kam und sogar zwei Tore erzielte, war ein Hoffnungsschimmer seiner stagnierenden Karriere. Die Rückkehr zu Hertha unter Bruno Labbadia verlief ähnlich enttäuschend, wie seine erste Zeit in Berlin.

Seit Beginn der Saison 2021/2022 ist er gesetzter Stammspieler in Bochum, kam wettbewerbsübergreifend auf 22 Einsätze und war an sechs Treffern beteiligt. Zusätzlich ist er ein gefährlicher Freistoß- und Standardschütze. Der VfL Bochum würde ihn gerne halten und die Leihe um ein Jahr verlängern. Da sollte vermutlich auch aus Berliner Sicht nichts dagegen sprechen.

Arne Maier: Das ewige Talent wird außerhalb Berlins zum gestandenen Profi

Gerade bei Arne Maier wäre es schön gewesen, ihn noch eine Weile in Berlin zu sehen. Doch seit dem Wintertransferfenster 2020 kokettierte er mit einem Wechsel. Wäre Maier nicht so oft wegen langer Verletzungspausen ausgefallen, wären sicherlich noch deutlich mehr Spiele für Hertha drin gewesen. Wettbewerbsübergreifend kam er von der Saison 2016/2017 bis zum Sommer 2020 auf 66 Einsätze für Hertha. Doch das vielbesprochene Talent konnte nie den gewünschten Mehrwert erspielen. Doch sein Talent ist weiterhin unumstritten.

Aufgrund persönlicher Geschichten war es ihm wichtig für eine Weile Berlin zu verlassen. Eine erste Station war Arminia Bielefeld 2020/2021, wo er vor allem unter Trainer Frank Kramer zum Leistungsträger avancierte. Damals kam er in elf der zwölf Spiele zum Ende der Saison zum Einsatz. Am Ende stand der erfolgreiche Klassenerhalt der Bielefelder und für Teile der Saisonvorbereitung kam er zurück nach Berlin. Als U21-Europameister wollte er zu den olympischen Spielen nach Tokio, was ihm vom zähneknirschenden Pal Dardai damals genehmigt wurde. Auch da hatte er sich vermutlich schon wieder von Hertha BSC distanziert.

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Es kam zu einer weiteren Leihe, dieses Mal nach Augsburg, wo er sich als Stammspieler festspielen konnte. Bei den Schwaben kommt er auf 22 Einsätze, einer davon im DFB-Pokal. Der zentrale Mittelfeldspieler, der meistens mit seinem Kumpel und Kollegen aus U-Nationalmannschafts-Tagen, Niklas Dorsch, zusammenspielt, konnte in dieser Zeit sechs Assists beitragen.

Am 20. Spieltag konnte er nach langer Wartezeit bei der deutlichen 1:5-Niederlage in Leverkusen immerhin sein erstes Karrieretor im Profibereich feiern. Noch steht der FC Augsburg im Abstiegskampf. Sollte die Mannschaft sich am Ende der Saison retten können, ist die feste Verpflichtung für fünf Millionen Euro wohl nur noch Formsache.

Ein Artikel von Simon und Johannes Boldt.

[Titelbild: Gabriele Maltinti/Getty Images]

Alles nach Plan

Alles nach Plan

Die instabile Defensive, eine unstrukturierte und planlose Offensive: Nachdem Hertha mit Spielen wie gegen Dortmund oder Bielefeld vor Weihnachten so etwas wie Aufbruchsstimmung entfacht hatte, wurde diese im neuen Jahr schon im Keim wieder erstickt. Eine große Rolle spielen dabei altbekannte Probleme – die auch der neue Trainer Tayfun Korkut offensichtlich nicht in den Griff bekommt.

Viele Trainer haben sich bei Hertha in den vergangenen drei Jahren ausprobiert. Covic, Klinsmann, Nouri, Dárdai und Tayfun Korkut haben dabei alle etwas gemeinsam: Eine klare Spielidee brachten sie nicht mit zu Hertha. In seiner ersten Pressekonferenz beschrieb etwa der aktuelle Trainer Korkut seine Spielphilosophie so, dass er „Spiele gewinnen“ wolle. Darüber hinaus wolle er seine Taktik daran anpassen, was am besten zum Kader passe.

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Auch wenn seine Vorgänger ihre Herangehensweise gegenüber der Öffentlichkeit teilweise anders präsentierten, die Ergebnisse auf dem Platz sehen seit drei Jahren mehr oder weniger gleich aus. Was die Frage aufwirft: Sind Herthas Probleme dadurch begründet, dass Hertha eben Hertha ist? Oder kann man etwas dagegen tun?

Verschiedene Vorbilder in der Bundesliga

Aktuell gibt es in der Bundesliga zwei Vereine, die sich vor nicht allzu langer Zeit in einer ähnlichen Situation wie Hertha befunden haben. Trainerwechsel nach Trainerwechsel, eine sich immer weiter drehende Abwärtsspirale – das dürfte den meisten Köln- oder Mainz-Fans nur allzu bekannt vorkommen. Beide Vereine sind Hertha dabei einen Schritt voraus, aktuell stehen sie nämlich nicht nur tabellarisch deutlich besser da als die Berliner.

Geschafft haben beide Vereine das durch einen Trainerwechsel und der damit einhergehenden Installation einer klaren Spielphilosophie, die sich nicht nur nach Kader oder Gegner richtet. Sowohl Svensson bei Mainz als auch Baumgart in Köln übernahmen dabei Mannschaften, die noch näher am Abgrund standen als Hertha es aktuell tut. Erste Erfolge stellten sich aber bei beiden schnell ein – und das auch, obwohl die Kader nicht perfekt auf den jeweiligen Fußball abgestimmt waren.

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Dass beide Teams dabei vor allem durch ihren Pressingfußball glänzen, ist aber nur Zufall. Andere Mannschaften wie Union oder Bochum zeichnen sich auf andere Art und Weise aus. Und auch in Dárdais erster Amtszeit war Hertha mit einer klaren Philosophie unterwegs.

Was ist ein Plan?

Aber was ist überhaupt eine „Spielphilosophie“? Natürlich gibt es nicht die eine Definition, ein möglicher Erklärungsansatz könnte sich aber zum Beispiel an den vier Phasen eines Fußballspiels nach Louis van Gaal entlanghangeln.

Für jede dieser vier Phasen braucht eine Mannschaft einen klaren Plan, an dem sie sich orientieren kann, und insgesamt müssen sich diese Teilideen zu einer konsistenten und funktionierenden Gesamtidee zusammensetzen lassen. Wenn diese Gesamtidee in jedem Spiel im Großen und Ganzen dieselbe ist, kann man von einer Spielphilosophie sprechen.

Die Kardinalsfrage einer jeden Philosophie ist dabei die Herangehensweise, mit der man sich Tore erarbeiten will. Das Vertrauen in die Fähigkeiten einzelner Spieler ist natürlich eine Möglichkeit – dafür, dass das aber keine besonders gute Idee ist, gibt es in den letzten Jahren bei Hertha aber einige Beispiele.

Bei Hertha sind es dagegen in der jüngeren Vergangenheit nicht nur die Formationen gewesen, die von Woche zu Woche wechselten. Auch die grundlegende taktische Herangehensweise wurde immer wieder verändert – was es den Spielern nicht einfacher machte, sich auf ihre Aufgaben einzustellen.


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Mögliche Verbesserungen sind nicht immer offensichtlich

Ein besonders gutes, weil noch sehr präsentes Beispiel ist dabei das Spiel gegen Mainz im Dezember: Hertha ging mit einer eher abwartenden und passiven Haltung ins Spiel, lief die Mainzer also nicht früh an, sondern verharrte eher abwartend in einem flachen 4-4-2.

Bei Ballbesitz sollte die Mannschaft dann in ein 4-Raute-2 umschalten – das gelang allerdings nur äußerst selten, weil die Mainzer nach eigenen Ballverlusten sofort energisch nachsetzten und die Hertha-Spieler keinen Plan hatten, um a) dieses Pressing ins Leere laufen zu lassen und damit b) dem eigenen Mittelfeld genug Zeit zu geben, sich zur Raute umzustrukturieren.

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Auch beim „Mentalitätsproblem“, das bei Hertha immer wieder gerne angeführt wird, könnte ein klarer Plan etwas ändern. Weder der Mainzer noch der Kölner Kader waren vor zwei Jahren als Mentalitätsmannschaften verschrien. Durch ihre klaren taktischen Marschrouten fällt es den Spielern dort aktuell aber leichter, auch bei Rückschlagen an den eigenen Erfolg zu glauben.

Dass eine Spielphilosophie auch Herthas Defensive stabilisieren und der Offensive zu mehr Gefahr verhelfen könnte, steht dabei eigentlich außer Frage. Die Qualität im Kader ist abgesehen von der Rechtsverteidigerposition ähnlich hoch wie bei anderen Mittelklasse-Bundesligisten, nur macht Hertha aktuell zu wenig aus den Stärken seiner Einzelspieler.


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Was passt zu Herthas Kader?

Trotzdem, und das zeigt spätestens das Scheitern von Bruno Labbadia bei Hertha, muss auch eine gewisse Kompatibilität zwischen Kader und Spielphilosophie gegeben sein. Ein Gedanke, den Fredi Bobic bei der Trainersuche mit Sicherheit im Hinterkopf behalten wird.

Sollte im Sommer ein Trainer mit einer ähnlichen Pressing-Philosophie wie Baumgart oder Svensson übernehmen, würde sich zum Beispiel die Frage stellen, wie man Ishak Belfodil in ein solches System integriert. Verpflichtungen wie Marco Richter oder Suat Serdar im vergangenen Sommer deuten aber daraufhin, dass Bobic einen solchen Stil favorisieren könnte.

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Falls Hertha das Spiel dagegen mehr über den eigenen Ballbesitz definieren möchte, fehlt eigentlich ein Organisator im Mittelfeld. Eine Rolle, die vielleicht Lucas Tousart ausfüllen könnte, sollte er nach bisher anderthalb durchwachsenen Jahren seine Form aus Vor-Hertha-Zeiten wiederfinden. Dafür könnten sich Jurgen Ekkelenkamp oder auch Fredrik Bjørkan in einem solchen System wohlfühlen, weil sie bei ihren alten Vereinen viel Ballbesitz und Dominanz gewöhnt waren.

Insgesamt zeigt aber der Blick nach Köln und Mainz, das Spieler auch in neue Rollen hineinwachsen und sich auch im höheren Fußballalter noch weiterentwickeln können. Nötig ist dafür vor allem ein Trainer, der ihnen eine Entwicklung zutraut, ihnen spezifische Aufgaben gibt und sie dabei unterstützt, mit ihren Herausforderungen umzugehen.

[Titelbild: Maja Hitij/Getty Images]