“Haben einen konkreten Plan“ – Jetzt schlägt die Stunde des Carsten Schmidt

von Jan 24, 2021

Nach der Trennung von Bruno Labbadia und Michael Preetz hat sich Herthas Geschäftsführer Carsten Schmidt am heutigen Sonntagvormittag zur Zukunft des Vereins geäußert. Schmidt begründete die beiden Rauswürfe mit der sportlichen Misere und kündigte an, dass er für die Trainerfrage „bereits einen konkreten Plan“ habe. Einiges spricht dafür, dass Schmidt diesen Umbau schon in den vergangenen Tagen vorbereitet hat. Beachtlich ist, dass Schmidt offenbar keine Interimslösung anpeilt.

Hertha BSC steht vor einer kleinen Revolution. Nach etwa elf Jahren ist Michael Preetz nicht mehr Geschäftsführer Sport. In einem Atemzug hat sich der Verein nach der bitteren 1:4-Pleite gegen Werder Bremen am heutigen Sonntag auch von Trainer Bruno Labbadia getrennt. Carsten Schmidt ist erst seit knapp zwei Monaten Herthas neuer Vorsitzender der Geschäftsführung. Auf dem TV-Sender „Sky Sport News“ hat sich Schmidt zu den beiden Beurlaubungen geäußert und einen Blick in Herthas Zukunft gegeben.

Der ehemalige Sky-Chef begründete die beiden Personalentscheidungen mit der sportlichen Situation – Hertha stecke jetzt im Abstiegskampf. Er habe sich nach dem gestrigen Spiel mit seinen Geschäftsführungskollegen und dem Präsidium beraten und dann die Entscheidung getroffen. Labbadia habe er gestern bereits telefonisch informiert, am heutigen Sonntagmorgen folgten dann persönliche Gespräche mit Preetz und Labbadia in der Geschäftsstelle.

Kein böses Blut

Schmidt ließ durchblicken, dass ihn insbesondere die beiden letzten Spiele gegen Hoffenheim (0:3) und Werder (1:4) zum Handeln bewegt haben. „Mit dem Spiel gegen Schalke ging es ja im Januar gut los, die folgenden Spiele waren nicht brillant, aber wir waren weiterhin optimistisch. Nach dem gestrigen Spiel kann es aber keine andere Entscheidung geben.“ Die Spiele gegen Hoffenheim und Bremen seien „kaum zu erklären“. Der neue Hertha-Boss erinnerte auch daran, dass Hertha aus diesen beiden Spielen mit einem Torverhältnis von 1:7 ging. Sowohl Preetz als auch Labbadia hätten die Entscheidung „sehr gut und professionell“ aufgenommen. Er äußerte keinerlei Kritik an den beiden Ex-Hertha-Funktionären. Ganz im Gegenteil: Labbadia lobte er sogar ausführlich für sein „Engagement und seine Akribie“, auch die Zusammenarbeit mit Preetz sei sehr gut gewesen.

Foto: xMatthiasxKochx/IMAGO

Für Herthafans ist im Moment natürlich aber der Blick in die Zukunft wichtiger: Die Mannschaft steht nur zwei Punkte vor dem Relegationsplatz – wenn Köln am heutigen Sonntag gewinnt, ist Hertha punktgleich mit Bielefeld, die dann aufgrund des schlechteren Torverhältnisses auf den Relegationsplatz rutschen. In den Medien war bereits berichtet worden, dass Pal Dardai die Mannschaft als Interimslösung erneut übernehme und im Sommer ein neuer Übungsleiter präsentiert werde. Doch ist das auch Schmidts Plan?

Kein Schnellschuss bei Traineramt

Im Interview mit dem TV-Sender „Sky Sport News“ deutete Schmidt an, dass er keineswegs eine improvisierte Zwischenlösung anstrebt. „Wir haben einen klaren Plan, den wir jetzt umsetzen. Wir gehen nicht unvorbereitet in diese Aufgabe“, sagte Schmidt. Details wollte er nicht nennen – in den kommenden Tagen werde man sich dazu äußern, so Herthas Geschäftsführer. Angesprochen auf Dardai sagte er, dass der Ungar „möglich“ sei. Und: „Wir haben einen Plan für die restlichen 16 Spiele plus Zukunftsgestaltung.“

Foto: IMAGO

In diese Zeilen kann sicherlich viel hinein interpretiert werden. Man gewinnt aber den Eindruck, dass der neue Hertha-Boss in den vergangenen Tagen schon den Trainermarkt sondierte und womöglich sogar schon eine Lösung in der Hinterhand hat. Der Verweis auf die „Zukunftsgestaltung“ nach der Rückrunde lässt darauf schließen, dass Schmidt in den kommenden Tagen vielleicht sogar einen Trainer präsentieren wird, der Hertha dauerhaft übernehmen könnte.

Im Rahmen einer Pressekonferenz am heutigen Sonntagnachmittag konkretisierte Schmidt, dass man einen Trainer präsentieren werden, der „eine Mannschaft zusammenschweißen kann“. Am Dienstag werde dieser Trainer mit der Mannschaft auf dem Trainingsplatz stehen. Ob Hertha diesen Trainer als Interimslösung oder als neuen dauerhaft installierten Headcoach installiert, ließ er sich offen.

Friedrich übernimmt vorerst

Was Preetz‘ Position betrifft, so bestätigte Schmidt die Pressemitteilung, die Hertha am heutigen Sonntagvormittag ausgesendet hatte. Arne Friedrich übernimmt ab sofort die sportliche Leitung bei Hertha – vorerst allerdings nur bis zum Saisonende. Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit dem Ex-Hertha-Spieler. Auf Herthas Homepage ist Preetz schon nicht mehr als Mitglied der Geschäftsleitung aufgeführt. Neben Schmidt gehören dem Gremium jetzt noch Ingo Schiller (Finanzen), Thomas E. Herrich (Prokurist) sowie Paul Keuter (Kommunikation, Marketing) an. Insbesondere Keuter gilt als enger Vertrauter von Preetz. Ob Preetz‘ Ende bei Hertha in den kommenden Wochen noch zu weiteren Personalveränderungen führen wird, ist aber völlig offen.

Hinweis der Redaktion: Wir haben den Text um 16.30 Uhr angereichert mit Informationen von der Pressekonferenz des Vereins.

[Titelbild: xMatthiasxKochx/IMAGO]

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Benjamin Rohrer

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