Herthaner im Fokus: Ernüchternder Jahresbeginn

von Jan 10, 2022

Wie schon im Hinspiel unterlag Hertha BSC dem 1. FC Köln zum Rückrundenstart mit 1:3. Ein ideenloser und auch blutleerer Auftritt sollte die Erwartungen nach dem positiven Jahresabschluss 2021 gegen Borussia Dortmund trüben. Wir blicken auf die Partie.

Aufstellung gegen Köln von Corona gezeichnet

Tayfun Korkut musste auf zahlreiche Leistungsträger verzichten. Kapitän Dedryck Boyata konnte sich zwar nach seiner Corona-Infektion freitesten, das Spiel gegen die Kölner kam für ihn allerdings noch zu früh, weshalb wie gegen Dortmund Niklas Stark und Jordan Torunarigha in der Startelf standen. Neben Deyovaisio Zeefuik und dem Neuzugang Fredrik André Bjørkan fehlte auch Ishak Belfodil wegen einer Corona-Infektion. Stevan Jovetic fällt wegen Wadenproblemen weiter aus. So kam es, dass Davie Selke und Suat Serdar für Jurgen Ekkelenkamp und Ishak Belfodil starteten.

Auch wenn dieses Spiel keinen Raum für Lobeshymnen bot, haben wir uns mit den einzelnen Spielern beschäftigt und versuchen auch das letzte bisschen an positiven Punkten aus dieser Partie zu ziehen.

Vladimir Darida: Glückliches Tor, beim Rest nur Pech

Es könnte alles so schön sein. Mit 12,84 km lief der Tscheche mal wieder am meisten. Keiner der Spieler von Hertha und Köln konnten ihm in dieser Statistik das Wasser reichen. Zusätzlich noch ein Tor per Freistoß aus großer Distanz und mit 86 Ballaktionen einer der aktivsten Herthaner.

Doch viel brachte all das nicht. Sein Freistoßtor war eher ein Zufall und dem Glück geschuldet, dass keiner der Leute, denen die Hereingabe galt, mehr an den Ball kam und diesen möglicherweise über oder neben das Tor bugsiert hätte. 81 Prozent seiner Pässe kamen an, was eine recht gute Quote ist. Doch wirklich das Spiel ankurbeln konnte er nur selten. Immerhin gelang es ihm, Maolida in der 28. Minute in Szene zu setzen, ehe dieser scheiterte.

(Photo by Martin Rose/Getty Images)

Bis zum Ende merkte man Darida seine Mühe an, doch sowohl in der 32. Minute, als er und Mittelstädt den Einwurf der Kölner, der den Angriff zum 0:2 einleiten sollte, verschliefen, als auch in der Nachspielzeit, als er sich selbst und den Ball nicht kontrollieren konnte und Jan Thielemann praktisch zum Tor einlud, gehörten zu seinen ganz dunklen Momenten in diesem Spiel.

Maximilian Mittelstädt: Viele Aktionen, aber auch ebenso viele Fehler

Wie erwartet bekam Maximilian Mittelstädt nach seinem guten Spiel gegen Dortmund wieder den Vorzug vor Marvin Plattenhardt und stand in der Startelf.

Und auch er konnte eine Statistik für sich gewinnen. Mit 103 Ballaktionen war er am häufigsten mit dem Spielgerät in Verbindung. 45 von 54 Pässen brachte er an den Mitspieler und er gewann zehn seiner zwölf Zweikämpfe. Mittelstädt wirkte ebenfalls bemüht, biss sich aber auf seiner linken Seite gerade in der Offensive die Zähne aus. Zu wenig Durchsetzungskraft und zu wenig Offensivpower sorgten dafür, dass er keine große Hilfe im Angriffsspiel war.

(Photo by Martin Rose/Getty Images)

Immerhin konnte er drei Mal den Ball in brenzligen Situationen klären und vier erfolgreiche Tacklings zeigen zumindest, dass er mit viel Einsatz dabei war. Doch auch er war in der 32. Minute an der Entstehung des Gegentreffers beteiligt und lies Florian Kainz unbedrängt flanken.

Myziane Maolida: Der Killerinstinkt fehlt

Ein weiteres Mal durfte sich Myziane Maolida in der Startelf präsentieren. Auf Grund der prekären Situation in der Offensive blieb Tayfun Korkut auch nur wenig Spielraum, weshalb er den Franzosen in den Sturm neben Davie Selke stellte.

In seinen 69 Minuten agierte er zwar motiviert, aber dennoch ziemlich glücklos. Im Gegensatz zu seinem Sturmpartner gelang es ihm aber zumindest Torchancen zu kreieren. Wie in der 5. Minute, als er im Strafraum aus halbrechter Position zum Schuss kam, den Ball allerdings deutlich am Tor vorbei setzte.

(Photo by Martin Rose/Getty Images)

Ein frühes Tor hätte Hertha sicherlich gut getan, wirklich nötig wäre es allerdings in der 28. Minute gewesen. Doch nachdem er von Vladimir Darida in Szene gesetzt wurde, verschoss er aus zentraler Position ziemlich kläglich. Torhüter Marvin Schwäbe hatte keine Probleme mit dem Ball und nur wenige Momente später gingen die Domstädter in Führung.

Maolida wirkte in den meisten Situationen überhastet, fehl am Platz und konnte kaum eine Bindung zum Mittelfeld aufbauen. Er gewann zu dem nicht einen seiner vier Zweikämpfe und musste später den Platz für Kevin-Prince Boateng räumen.

Niklas Stark und Jordan Torunarigha: Zu oft unkonzentriert

Die beiden Innenverteidiger hatten einiges zu tun und kamen mit den agilen und schnellen Kölnern oft nicht zurecht. Mark Uth konnte sich nach 20 Minuten mit Schnelligkeit durch die Berliner Defensive tanken und insbesondere Torunarigha konnte bei seinen Tempodefiziten keine Hilfe sein und von Glück reden, dass Uth knapp das Tor verfehlte. Anthony Modests Wucht machte ihnen ebenfalls regelmäßig zu schaffen. Kurz vor der Halbzeit setzte er sich gegen die beiden Innenverteidiger mustergültig durch und hätte das dritte Kölner Tor schießen können, scheiterte jedoch an Schwolow.

Starks Passquote von 82 Prozent und Torunarighas von 80 Prozent waren zwar einigermaßen okay, doch insbesondere an den langen Bällen kann man erkennen, dass es den Berlinern deutlich an Ideen mangelte. Torunarigha versuchte es sechs Mal, Stark sogar elf Mal, die Stürmer in Szene zu setzen. Beide waren mit ihren Versuchen kaum ertragreich. Trotz allem gelangen ihnen zusammen 20 Klärungsaktionen, womit sie oft für Ruhe sorgten. Torunarighas Zweikampfquote von 62 Prozent ist definitiv ausbaufähig und bei der Entstehung des 0:1 war sein Einsatz zu spät.

(Photo by Martin Rose/Getty Images)

Niklas Stark sorgte zudem für den kuriosesten Slapstick-Moment im Spiel, als er in der 67. Minute Schwolow mit einem viel zu hart geschossenen Rückpass zu einer Parade zwingen musste. Den folgenden indirekten Freistoß im Strafraum der Hertha konnte der Keeper sehenswert halten. Die Ruhe und Souveränität von Dedryck Boyata werden dringend gebraucht und aktuell schmerzlich vermisst.

Das Spiel gegen Wolfsburg kann richtungsweisend werden

Auch wenn das Team viele Ausfälle zu verkraften hatte, ist das ideenlose Offensivspiel nur schwer erklärbar. Hertha gelingt es nicht eine Serie und Konstanz aufzubauen. Auf gute Spiele folgen schwache. Und zu häufig sind es Spiele, die man überfordert und blutleer einfach hergibt.

Am Sonntag folgt das nächste Spiel. Dann gegen die tief in der Krise steckenden Wolfsburger. Es könnte richtungsweisend werden. Verliert man das Duell und die Konkurrenz punktet, würde man tief im Abstiegskampf stecken. Sollten die einstudierten Abläufe und das Zusammenspiel der Defensive und der Offensive, wie gegen Dortmund zuletzt, aber wieder funktionieren, wäre ein Sieg gegen den VfL allemal drin. Eigentlich ist dieser sogar Pflicht.

(Photo by Martin Rose/Getty Images)

Hilfe für die Ukraine!

Um den Menschen in der Ukraine zu helfen, hat sich die Gruppa Süd entschlossen, Geld zu sammeln und damit die Menschen in und um die Kriegsgebiete zu unterstützen. Davon werden speziell Hygieneartikel für Frauen und Babys sowie haltbare Lebensmittel gekauft. Die Spenden werden direkt an die polnisch-ukrainische Grenze geliefert, sodass den Menschen unmittelbar geholfen wird.

ÜBER DEN AUTOR

Johannes Boldt

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