Hertha BSC – Borussia Mönchengladbach: Drei legendäre Duelle

Hertha BSC – Borussia Mönchengladbach: Drei legendäre Duelle

Wenn Hertha am Sonnabend im Topspiel bei Borussia Mönchengladbach zu Gast sein wird, steht vor allem für die Trainer Adi Hütter (der coronabedingt gar nicht vor Ort sein wird) und Tayfun Korkut viel auf dem Spiel. Schließlich gilt bei beiden intern als kommuniziert, dass sie im Falle einer Niederlage einer Entlassung nahe stehen. Nach zuletzt acht sieglosen Spielen in der Liga hat Korkut im Vorfeld noch weniger Argumente, die für ein Abwenden des eigenen Schicksals sprechen, als sein Gegenüber.

Dabei hat zumindest die Vergangenheit gezeigt: Gegen Gladbach ist Hertha in der Lage, Großes auf den Platz zu bringen. Wir blicken auf drei legendäre Duelle zwischen der Elf vom Niederrhein und der “Alten Dame“.

29. März 1969: Hertha 2:1 Mönchengladbach

Auf einem direkten Abstiegsplatz steht Hertha vor dem 28. Spieltag im März 1969 und mit Mönchengladbach kommt ein Meisterschafts-Anwärter zu Gast ins Olympiastadion.

Doch die müssen auf Günther Netzer verzichten und Hertha weiß es auszunutzen, dass das Mittelfeld der Gäste daher neu formiert ist. Nach 18 Minuten bringt Arno Steffenhagen die kampfstarken Berliner per linkem Außenrist in Führung. Und Gladbach findet gegen gut sortierte Gastgeber vor der Pause keine passende Antwort.

Erst in der 60. Minute lassen die Gladbacher ihre Klasse aufblitzen. Herbert Laumen steckt auf Berti Vogts durch und der trifft zum 1:1. Für Hertha kein allzu großer Rückschlag: Nur 60 Sekunden später köpft Hermann Bredenfeld einen Freistoß von Rudolf Kröner ein und trifft zum 2:1-Endstand.

“Es war kein hochklassiges Spiel”, weiß auch Hertha-Trainer Helmut Kronsbein, “aber ein großer Kampf. Unsere Abwehr trug durch genaues Decken entscheidend zum Erfolg bei.”

Ein entscheidender Sieg, Hertha lässt ein Unentschieden und drei Siege folgen und hält am Ende die Klasse.

02. Oktober 1998: Hertha 4:1 Gladbach

Jubiläum für Michael Preetz: Am 7. Spieltag der Saison 1998/99 absolviert der Angreifer sein 100. Bundesliga-Spiel. Hertha scheint ihm zum Hundertsten einen Sieg schenken zu wollen und tritt sehr dominant auf. Doch Gladbach hält dagegen. Die Führung von Sixten Veit (14.) egalisiert Toni Polster (23.) und hinten spielt Gladbachs Torhüter Robert Enke sehr aufmerksam, sodass es mit einem 1:1 in die Pause geht.

Die zweite Halbzeit sollte dann dem Jubilar gehören. Per Direktabnahme erzielt Preetz nach 58 Minuten das 2:1. Per Flachschuss ins lange Eck macht er in der 80. Minute dann alles klar. Seinen 100. Einsatz in der Bundesliga krönt Preetz dann in der 89., indem er eine Flanke von Dariusz Wosz verwertet. Lupenreiner Hattrick.

mönchengladbach
Foto: Michael Cooper /Allsport

“Wir haben sehr konzentriert angefangen, gut kombiniert und sind auch zurecht in Führung gegangen. Nach dem Ausgleichstor haben wir Probleme bekommen, sind dann nach der Pause aber wieder besser ins Spiel gekommen. Entscheidend war, dass wir immer bemüht waren, über außen zu spielen”, so Trainer Jürgen Röber.


Und wie geht die Begegnung zwischen Mönchengladbach und Hertha am 26. Spieltag der Bundesliga-Saison 2021/22 aus? Unsere Drei Thesen zum Spiel könnt ihr hier lesen.


17. Dezember 1977: Hertha 2:1 Mönchengladbach

Ein Meisterschaftsrennen zwischen Rivalen — was für eine Ausgangslage vor dem 19. Spieltag der Saison 1977/78. Tabellenzweiter und amtierender Meister Gladbach steht nur zwei Punkte hinter dem amtierenden Pokalsieger 1. FC Köln.

Im Olympiastadion ist für Gladbach also der nächste Sieg im Rennen um den Titel eingeplant, doch Gastgeber Hertha spielt gut mit. Nach 13 Minuten trifft Karl-Heinz Granitza gar zur 1:0-Führung. Gladbach wird stärker, doch Torhüter Norbert Nigbur zeigt ein überragendes Spiel.

Erst in der 65. Minute treffen die Gladbacher ins Tor. Doch Jupp Heynckes´ Ausgleichstreffer kontert Hertha nur eine Minute später mit dem 2:1 durch Dieter Nüssing. Das Endergebnis vor 40.000 Zuschauern im Olympiastadion.

Fehlende Punkte, die Gladbach am Saisonende schmerzen sollten. Trotz Punktgleichheit wird Köln wegen des besseren Torverhältnisses (obowhl Gladbach am letzten Spieltag 12:0 gegen Dortmund gewinnt) Deutscher Meister.

[Titelbild: Stuart Franklin/Getty Images]

Hertha – Frankfurt: Drei Schlüsselduelle

Hertha – Frankfurt: Drei Schlüsselduelle

Hertha ist neben dem VfB Stuttgart das einzige Team im deutschen Oberhaus, das im Kalenderjahr 2022 noch auf den ersten Liga-Sieg wartet. Am Samstag soll es gegen die SG Eintracht Frankfurt im heimischen Olympiastadion endlich klappen. Auf welche Duelle es in der Partie gegen die Hessen, die ihrerseits selber erst bei einem Sieg stehen, ankommen kann, lest ihr hier.

Alles neu in Frankfurt

Viel los war im Sommer bei der Eintracht. Trainer Adi Hütter verabschiedete sich nach Mönchengladbach, Sportvorstand Fredi Bobic zog es nach Berlin und Sportdirektor Bruno Hübner verließ den Verein, um sich privaten Dingen zu widmen. Schon damals betonte Vorstandssprecher Axel Hellmann, dass man nicht in Panik verfallen würde, sondern die Positionen klug besetzen wird. Auf der wichtigsten, der Trainerposition, verpflichtete man mit Oliver Glasner die Wunschlösung. Schließlich hatte der Österreicher sein Können nicht zuletzt unter Beweis gestellt, als er den VfL Wolfsburg in der letzten Saison in die Champions League-Qualifikation geführt hatte.

frankfurt
(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Die Premierensaison Glasers verläuft indes wie die oft zitierte Achterbahnfahrt. In der Europa League souveräner Gruppenerster, doch in der Liga standen nach elf Spieltagen erst zwei Siege. Auf eine starke Serie mit sechs Siegen aus sieben Ligaspielen zum Jahresausklang folgte in diesem Jahr bis dato erst ein Sieg, zuletzt blieb man sogar dreimal in Serie ohne eigenen Treffer.

Taktisch agiert man variabel, mal mit Doppelspitze, mal mit einem alleinigen Stürmer und wahlweise zwei hängenden Spitzen. Grundlage sind immer drei Innenverteidiger, Schienenspieler auf den Außen und ein robustes zentrales Mittelfeld.

Filip Kostic: Frankfurts Schlüsselspieler

Im Angriffsspiel der Frankfurter ist ein klarer Flankenfokus zu erkennen. Die viertmeisten Flanken aus dem Spiel schlägt man ligaweit. Maßgeblich dafür sorgt Filip Kostic, der sowohl als linker Schienenspieler, als auch als offensiver Flügelspieler aufgestellt werden kann. Durch die Gelbsperre von Christopher Lenz wird Kostic gegen Hertha sicher als Schienenspieler agieren.

6,8 Flanken schlägt Kostic durchschnittlich pro 90 Minuten, ein Top-1%-Wert der Liga. Dabei kommt er auf 0,37 Expected Assists, gehört auch damit auf seiner Position zu den besten ein Prozent. Klar ist: Wenn Kostic am Angriff beteiligt ist, wird’s meist gefährlich. 4,43 schusskreierende Aktionen liefert er pro 90 Minuten, 3,09 Schlüsselpässe spielt er.

Auf bereits sieben Assists nebst drei eigenen Treffern kommt Kostic in dieser Spielzeit. 1,96 Schüsse pro Spiel nimmt er sich durchschnittlich. Auch wenn sein letzter Treffer vom 12. Spieltag datiert, darf man Kostic den Raum zum schießen nicht geben, mit seinem linken Fuß ist er brandgefährlich.

frankfurt
(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Peter Pekarik wird es bei Filip Kostic mit einem der offensivstärksten Außenverteidiger der Liga zu tun haben. Herthas Rechtsverteidiger muss dafür sorgen, dass Kostic dauerhaft unter Druck steht. Hierfür wird auch die Mithilfe des Mittelfelds entscheidend sein. Durchschnittlich 50,73 Pässe spielt Kostic, nur 7,21 davon unter Druck. Hält man diesen hoch, kann man auch ihn weitgehend aus dem Spiel nehmen. Dazu ist es wichtig, ihn nach Ballgewinnen schnell zu überspielen. Denn übt Kostic im offensiven Drittel noch 4,53 Mal pro Spiel Druck aus (top 9% der Liga), sind es im mittleren Drittel nur noch 5,77 Mal (top 35%) und im defensiven Drittel nur 5,1 Mal (gerade einmal top 72%).

So stark die offensiven Qualitäten, mitunter leiden die defensiven. Lediglich 1,44 Tacklings liefert Kostic durchschnittlich, hat 1,13 geblockte Bälle und 0,57 klärende Aktionen. Es gilt für Hertha also, ihm in der eigenen Hälfte Dauerdruck zu bieten und defensiv zu fordern. Dann kann man aus Frankfurts gefährlichstem Spieler womöglich einen eigenen Vorteil ziehen.

Rafael Borré: Frankfurts erster Verteidiger

Luka Jovic, Sébastien Haller, André Silva: In den letzten Jahren war das Spiel der Eintracht immer von herausragenden Stürmern gezeichnet. Dass man sich derzeit auf Tabellenplatz zehn wiederfindet, hängt auch damit zusammen, dass man es in dieser Spielzeit nicht geschafft hat, den Abgang Silvas nach Leipzig ansatzweise gleichwertig in der Torgefahr zu ersetzen.

Gesetzter Mittelstürmer ist der Neuzugang Rafael Borré, der auf aktuell sechs Saisontore kommt. Und seine Offensiv-Statistiken lesen sich wahrlich nicht wie die eines Spitzenspielers. 1,99 Schüsse nimmt er sich pro 90 Minuten gerade einmal und liegt bei 0,37 Expected Goals. Dazu kommen 0,14 Expected Assists – auch der Stürmer, der seine Mitspieler laufend in Szene setzt, ist Borré nicht. 1,47 progressive Pässe liefert er, spielt im Durchschnitt 0,78 Pässe in den Strafraum und 0,92 Schlüsselpässe. Alles Statistiken, die im ligaweiten Stürmer-Vergleich nicht mal für die bessere Hälfte reichen.

Doch Borré als unterdurchschnittlichen Bundesliga-Stürmer abzutun, wäre grundlegend falsch. Vielmehr ereilt ihn in seinen Zahlen das Schicksal des Tüchtigen. Denn beim genaueren Hinschauen zeigen sich Borrés Stärken.

frankfurt
(Photo by Frederic Scheidemann/Getty Images)

25,96 Mal pro Spiel übt er durchschnittlich Druck auf den Gegner aus (top 1% im Ligavergleich), davon 12,96 Mal im letzten Drittel (ebenfalls top 1%). 7,85 Mal erobert Frankfurt durch seinen Druck innerhalb der nächsten fünf Sekunden den Ball (top 4%). 1,14 erfolgreiche Tacklings liefert er (ebenfalls top 4%). Hinzu kommt, dass er tief mitarbeitet, übt selbst im mittleren Drittel noch durchschnittlich 11,24 Mal pro Spiel Druck aus.

Borré ist gerade gegen den Ball eine Waffe, sorgt immer wieder für Balleroberungen und Umschaltmomente Frankfurts, wovon mitunter die Mittelfeldspieler Jesper Linsdström und Daichi Kamada profitieren. Borré ist sowas wie Frankfurts erster Verteidiger, da er gegen den Ball extrem wichtig und statistisch gesehen auch herausragend gut ist.

Für Herthas Defensive heißt es, bei Balleroberungen und im Aufbauspiel stets hochkonzentriert zu bleiben, um dem ausgeübten Druck nicht zum Opfer zu fallen und den nächsten Frankfurter Angriff zu verursachen.

Die Dreierkette: Erkennbarer Leistungsabfall

36 Gegentore hat Eintracht Frankfurt in der laufenden Bundesliga-Saison kassiert – zu viel für die eigenen Ansprüche, besonders, wenn man sie den 33 eigenen geschossenen gegenüberstellt. Auch wenn Frankfurt zum selben Zeitpunkt in der letzten Saison nur ein paar Tore weniger kassiert hatte, wirkte die Defensive zuletzt doch etwas unsicher. Sinnbildlich hierfür steht Martin Hinteregger.

„Hinti“ galt lange als sichere Bank in der Dreier-Innenverteidigung, doch in dieser Spielzeit läuft es beim Österreicher nicht mehr so rund. Kam er in der letzten Spielzeit noch auf durchschnittlich 1,53 erfolgreiche Tacklings pro Spiel, sind es in dieser Saison nur 1,18. Übte er vergangene Saison noch 7,27 Mal im defensiven Drittel Druck aus, sind es aktuell nur 5,78.

Auch im Spiel von hinten raus nehmen seine Statistiken deutlich ab. Spielte er 2020/21 noch 55,56 erfolgreiche Pässe pro Spiel, sind es derzeit nur 40,13. Sein für einen Innenverteidiger überragender Wert von 5,45 progressiven Pässen ist auf 2,62 gesunken.

(Photo by Alexander Scheuber/Getty Images)

Dazu kommen immer wieder individuelle Fehler, wie im Spiel gegen den VfL Wolfsburg am 23. Spieltag, als er bei der 0:2-Niederlage einen Elfmeter verursachte und beim zweiten Gegentor einen zu kurzen Rückpass spielte, den Dodi Lukebakio dankend annahm und einschoss.

Mit Makoto Hasebe steht den Frankfurtern zwar eine Alternative zur Verfügung, doch für 90 Minuten dürfte es beim zuletzt verletzten Frankfurter Kapitän nicht reichen.

Es wird an der Herthaner Offensive, besonders an Stevan Jovetic Ishak Belfodil, liegen, Hinteregger immer wieder im Aufbau zu stören und zu Fehlern zu zwingen. Mit ihrer Erfahrung können sie erkennen, wann es an der Zeit ist, entscheidend Druck auszuüben. Dazu zeigt Hinteregger Schwächen im Verteidigen von Dribblings – genau hier können Jovetic und Belfodil ihre Stärken ausspielen.

Es sei aber auch vor der Qualität Hintereggers gewarnt, 5,62 klärende Aktionen und 1,66 geblockte Pässe zeigen: Er ist ein aufmerksamer Verteidiger, der sich immer wieder in Aktionen reinarbeiten kann.

[Titelbild: Alex Grimm/Getty Images]

Herthaner des Monats (Feb 2022): Linus Gechter

Herthaner des Monats (Feb 2022): Linus Gechter

Der Februar 2022 war ein weiterer ernüchternder und siegloser Monat aus Hertha-Sicht. Ein Monat, in dem die Schwächen des Kaders einmal mehr gnadenlos offensichtlich wurden. Immerhin einer konnte den Februar dennoch nutzen, um sich sportlich nachhaltig zu empfehlen: Linus Gechter ist Hertha BASE-Herthaner des Monats.

Ein Monat der Premieren für Gechter

Es war ein Monat der Premieren für den am 27. Februar 18 Jahre alt gewordenen Gechter. Nicht alle waren schön, doch als Mensch und Sportler werden ihn alle weiterbringen. Da wäre zum Beispiel sein erster verursachter Foulelfmeter in der Fußball-Bundesliga, im Spiel gegen den SC Freiburg. Für einen Verteidiger immer eine bittere Erfahrung, das Gefühl zu haben, an einem Gegentor durch ein Foul- oder Handspiel Schuld zu sein. Zur Wahrheit bei Gechters erstem verursachten Strafstoß gehört aber auch, dass der Pfiff sich als Fehlentscheidung herausstellte.

Eine bedeutend schönere Premiere feierte er da zwei Wochen vorher, mit seinem ersten Bundesliga-Tor gegen Greuter Fürth. Bei vielen Teams ist es Brauch, dass junge Spieler nach ihrem ersten Tor ein Mannschaftsessen ausgeben oder zumindest einen Kasten Bier in die Kabine stellen.

Doch für den Umstand, dass Gechter sein erstes Bundesliga-Tor mit gerade einmal 17 Jahren nicht in aller Euphorie und mit den mitgereisten Fans feiern konnte, sondern den Ball aus dem Tor holte um schnell weiter zu spielen, muss ihm eigentlich jeder einzelne Mitspieler ein Abendessen spendieren. War es schließlich Gechter, der Hertha mit zwei auf der Linie geklärten Bällen überhaupt erst im Spiel hielt. Am Ende sollte allerdings auch sein Tor nichts mehr an der Niederlage ändern.

“Mit 17 ins kalte Wasser geworfen und gut abgeliefert”

Drei seiner vier Startelfeinsätze im deutschen Oberhaus hatte Gechter im Februar, die Tendenz zeigt für ihn in die richtige Richtung. Dass mit Marton Dardai, Dedryck Boyata, Marc Oliver Kempf und Niklas Stark reihenweise Innenverteidiger ausfielen, begünstigte seine Einsätze zwar. Er erwies sich trotz seines jungen Alters jedoch als absolut würdiger Vertreter.

gechter
(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Auch von den Fans gibt es dafür Wertschätzung. „Für sein Alter sehr abgeklärt in seinen Aktionen und geht im richtigen Moment auch mal mit Ball am Fuß in die gegnerische Hälfte, wenn der Aufbau von hinten nicht geht“, lobt Twitter-User @a_sucrow. Für @nikkristoffer war beeindruckend, dass Gechter dem Druck standhielt, als er durchspielen musste, schon allein, weil Tayfun Korkut keine Alternative zur Verfügung hatte: „Gechter hat keine Chance bekommen und wäre bei schlechten Leistungen wieder raus gewesen, sondern musste praktisch spielen und sich der Situation annehmen.“ – „Mit 17 ins kalte Wasser geworfen und hat gut abgeliefert“, fasst es @mr_taylor83 zusammen.

Gechter erstmal wieder in der zweiten Reihe?

„Er ist motiviert, gibt extrem viel und hat trotz seines Alters eine echt gute Ballbehandlung und Übersicht“, sagt @HAUherthabsc zum Spiel Gechters. Auch Führungsqualitäten lässt er im jungen Alter durchblicken, wie @princeofbel_in findet: „Er war direkt da, als er in die Startelf geworfen werden musste, springt für unsere beiden Kapitäne ein und man wird das Gefühl nicht los, dass er mit 18 bessere Führungsqualitäten als unsere anderen Innenverteidiger hat. Macht er weiter so, ist er bald unverzichtbar.“ @BscJessy wirft außerdem neben Gechter den Namen Marcel Lotka ins Rennen, der als nomineller fünfter Torwart gegen den SC Freiburg spielte: „Für ihr Alter haben sie einen super Einstand gehabt. Das macht Lust auf mehr.“

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Trotz der zuletzt ansprechenden Leistungen wird sich Gechter in den kommenden Woche sicherlich auch wieder auf der Bank wiederfinden. Die weiteren Innenverteidiger kommen von Sperren, Verletzungen und Corona-Erkrankungen zurück und nicht selten setzen Trainer im Kampf gegen den Abstieg primär auf Erfahrung. Doch Gechter hat sich als Alternative empfohlen und gezeigt, dass er bereit für die Bundesliga ist.

[Titelbild: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images]

Hertha – Leipzig: Drei Schlüsselduelle

Hertha – Leipzig: Drei Schlüsselduelle

Nach den enttäuschenden Resultaten aus den Spielen gegen Bochum und Fürth steht Hertha am Sonntagabend mit Vizemeister RB Leipzig ein harter Brocken bevor. Welchen Leipziger Herthas Hintermannschaft besonders im Blick haben muss, welcher Herthaner mit einer guten Leistung für einen Ruck durch das gesamte Team sorgen kann und auf welchen Positionen Tayfun Korkut ein glückliches Händchen beweisen muss, lest ihr hier.

Christopher Nkunku: Leipzigs Allzweckwaffe

In der NBA gibt es die Auszeichnung des Most Improved Player (MIP), die jedes Jahr an denjenigen Spieler geht, der im Vergleich zur Vorsaison die größte Entwicklung genommen hat. Gäbe es diese oder eine vergleichbare Auszeichnung auch in der Bundesliga, wäre Leipzigs Offensivspieler Christopher Nkunku wohl heißester Anwärter.

Zwar ließ der 24-jährige Franzose schon in seinen ersten beiden Bundesliga-Jahren seine Klasse aufblitzen, doch sein Spiel in dieser Saison ist effizienter und reifer. So ist er für die Leipziger unverzichtbar. In der Bundesliga kommt Nkunku schon auf elf Tore und neun Vorlagen, in der Gruppenphase der Champions League lieferte er überzeugende sieben Tore und zwei Assists – in einer Gruppe mit Paris Saint Germain und Manchester City. Dass er dabei mit dem Kopf, mit dem Fuß, oder auch wie zuletzt gegen den 1. FC Köln per direktem Freistoß erfolgreich ist, zeigt, wie vielseitig das Spiel Nkunkus ist.

Nkunkus größter Trumpf ist seine Polyvalenz. In der Offensive kann er jede Position bekleiden, wird derzeit als zweiter, spielstarker Stürmer neben André Silva eingesetzt. Neben seiner angesprochenen Torgefahr macht ihn so gefährlich, dass er seine Mitspieler gut in Szene setzen kann. 4,44 schusskreierende Aktionen liefert er durchschnittlich pro 90 Minuten, dazu 0,93 torkreierende.

hertha leipzig
(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Dazu ist er Leipzigs erste Anlaufstelle im Offensivspiel: 11,48 progressive Pässe (Pässe, die den Ball maßgeblich näher zum gegnerischen Tor bringen) erreichen ihn durchschnittlich pro Spiel – in der Bundesliga ein Top-3%-Wert. Immerhin noch 3,81 progressive Pässe spielt er dabei selber.

Einen Spieler seiner Qualität kann man über 90 Minuten kaum ausschalten. Doch Arminia Bielefeld lieferte am 17. Spieltag beim Gastspiel in Leipzig (2:0-Sieg für die Arminen) den Beweis, dass die Sachsen sich an diszipliniert und stabil verteidigenden Gegnern auch mal die Zähne ausbeißen.

Schafft Hertha es, Nkunku weitgehend aus dem Spiel zu nehmen, nimmt man dem Leipzig-Angriff seine größte Waffe. Eine Aufgabe, die die Herthaner Defensive nur im Verbund lösen kann.


Mit Kelian Nsona hat Hertha ebenfalls einen spannenden Franzosen in seinen Reihen. Der Winterneuzugang kann nach seinem Kreuzbandriss endlich wieder trainieren. Doch was zeichnet Nsona aus? Was sind seine Stärken und Schwächen? Unser ausführliches Portrait kannst du hier lesen.


Marc Oliver Kempf: Zeit, für ein Zeichen

Weiterhin hat Hertha die zweitmeisten Gegentore der Liga. Und die Situation auf der Innenverteidiger-Position machte zuletzt wenig Hoffnung auf Besserung, als gegen Greuther Fürth mit Linus Gechter ein 17-Jähriger Herthas bester Spieler war, während die Etablierten entweder verletzt, krank oder im Formtief sind.

Dabei war noch eine Woche zuvor mit Neuzugang Marc Oliver Kempf ein Innenverteidiger Hoffnungsträger. Der Neuzugang aus Stuttgart stand gegen Bochum in der Startelf und zeigte gute Ansätze. Dann bremste ihn Corona aus. Gegen Leipzig dürfte er wieder gesetzt sein. Ein gutes Spiel von ihm wäre nicht nur sportlich wichtig, sondern auch ein Signal an die ganze Mannschaft. Schafft Kempf es im Verbund mit der restlichen Abwehr, die gefährliche Leipziger Offensive zu bändigen, dürfte im gesamten Team der Glaube an eine stabilere Rückrunde reifen.

Dabei muss Kempf vor allem an die erste Halbzeit aus dem Bochum-Spiel anknüpfen. Hier zeigte er im Verbund mit Niklas Stark (fehlt am Sonntag coronabedingt) eine souveräne Leistung. Er muss aber auch einfache Fehler vermeiden. Das Gegentor gegen Bochum etwa resultierte aus einem Freistoß von Kempf, den er etwas unmotiviert in den Strafraum brachte, wo außer Keeper Riemann niemand den Ball erwartete. Der leitete den Gegenangriff ein, in dem sich Kempf und Stark im Zwei-gegen-zwei gegen Jürgen Locadia und Sebastian Polter etwas naiv anstellten. Gerade gegen Leipzig, deren Spiel stark darauf basiert, gegnerische Fehler zu bestrafen, muss Hertha noch etwas aufmerksamer bleiben.

(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Gegen Leipzig wird es Kempf aller Voraussicht nach neben Nkunku mit Stürmer Silva zu tun haben. Der ist anders als der spielstarke Nkunku ein echter Strafraumstürmer, hat im Schnitt 7,18 Ballkontakte im gegnerischen Strafraum pro 90 Minuten. Durchschnittlich schließt Silva aus 11,6 Metern ab. In der Box darf man ihm quasi keinen Raum geben, auf immerhin schon neun Saisontore kommt Silva nach anfänglichen Schwierigkeiten.

Leipzigs weitere Option im Sturm ist Yussuf Poulsen, ein physisch starker Stürmer, der über eine gute Ballkontrolle verfügt und durchaus mannschaftsdienlich spielt. Für einen Mittelstürmer spielt er mit 3,79 überdurchschnittlich viele progressive Pässe. Dazu kommen 3,08 schusskreierende Aktionen.

Keine leichten Aufgaben, die auf Kempf und seine Nebenleute warten. Doch ein gutes und konzentriertes Spiel könnte eine weitreichende Signalwirkung mit sich bringen.

Hertha-Flügel: Gegen Leipzig gefragt

Spielen Suat Serdar und Marco Richter auf den Außen oder im Zentrum besser? Reicht Jurgen Ekkelenkamps Physis aus, um über 90 Minuten in der Bundesliga zu bestehen? Macht Myziane Maolida bald den nächsten Schritt und wird schneller in der Entscheidungsfindung? Sind die Neuzugänge Dong-Jun Lee und Fredrik Andre Björkan schon bereit für die Startelf? Viele Fragen stellen sich die Hertha Fans und sicher auch Trainer Tayfun Korkut, wenn es um die Besetzung der offensiven Außenpositionen geht.

hertha leipzig
(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Dabei können die gegen Leipzig entscheidend sein. In den jüngsten Spielen kassierte das Team von Domenico Tedesco immer wieder Gegentore über die Flügel. Linksverteidiger Angelino ist offensiv eine Waffe, doch defensiv kommt er da nicht ran. Nur 1,44 Tackles liefert er durchschnittlich in 90 Minuten, nur 3,99 Mal übt er erfolgbringend Druck aus. Auf 1,33 abgefangene Bälle kommt er und nur 2,02 klärende Aktionen. Alles Statistiken die verdeutlichen, warum Leipzig über die Seite so anfällig ist. Auf der rechten Seite hat Leipzig mit Benjamin Henrichs und Lukas Klostermann immerhin noch eine Auswahl. Wirklich herausragend sind die Defensivleistungen beider jedoch nicht.

Ausgehend von den Trainingsleistungen in dieser Woche wird Korkut Antworten auf die eingangs gestellten Fragen finden müssen und Außenspieler aufstellen, die in der Lage sind, die Leipziger Anfälligkeit auszunutzen.

[Titelbild: Alexander Hassenstein/Getty Images]

Hertha gegen Bochum: Drei Schlüsselduelle

Hertha gegen Bochum: Drei Schlüsselduelle

In der Hinrunde gab es für Hertha im Duell bei Bochum die ersten Punkte der Saison. Und auch in der Rückrunde warten die Blau-Weißen noch auf ein Erfolgserlebnis. Doch den Aufsteiger als leichten Aufbaugegner zu sehen, wäre fatal. Denn Bochum ist in der Liga angekommen und kann seinerseits am Freitagabend einen großen Schritt Richtung Klassenerhalt machen.

Schlüsselduell 1: Holtmann gegen Pekarik

Nur wenigen Fußballern wird die Ehre zuteil, die Auszeichnung „Tor des Jahres“ von der ARD zu erhalten. Der neuste Ehrenträger spielt beim VfL Bochum auf der linken Außenbahn. Der Siegtreffer aus der Hinrundenpartie gegen Mainz 05 unterstreicht all die Qualität, die Gerrit Holtmann auszeichnet. Bochums Außenspieler narrt bei seinem Siegtreffer von links kommend die gesamte Mainzer Hintermannschaft und krönt seinen Sololauf mit einem tollen Abschluss.

Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 35,17 km/h zählt Holtmann zu den schnellsten Spielern der Liga. Besonders beeindruckend: Er behält auch mit dem Ball am Fuß ein hohes Tempo. Deshalb ist er im Bochumer Konterspiel die wichtigste Anlaufstelle.

(Photo by Joosep Martinson/Getty Images)

Neben dem Tempo ist das Dribbling seine große Stärke. 4,39 versuchte Dribblings weist Holtmann auf 90 Minuten auf, 2,24 gelingen. Dabei umdribbelt er effektiv durchschnittlich 2,4 Spieler pro Spiel, ein Spitzenwert in Europa.

Besonders gern schließt Holtmann seine Angriffsaktionen mit einer Flanke ab. 2,56 schlägt er pro 90 Minuten. Die durchsetzungsfähigen Stürmer Sebastian Polter und Jürgen Locadia sind ideale Abnehmer.

Dass Rechtsverteidiger Peter Pekarik Temponachteile gegen den schnellen Holtmann haben wird, dürfte klar sein. Hier wird es besonders auf das gute Stellungsspiel des Routiniers ankommen. Außerdem muss der rechte offensive Außenbahnspieler, vermutlich Marco Richter, immer wieder in der Defensive aushelfen.


Der Vertrag von Pekarik läuft am Saisonende aus. In den kommenden eineinhalb Jahren sind es sogar 14 auslaufende Verträge bei Hertha. Wer sollte davon bleiben, wer gehen? Wir haben den Check gemacht.


Schlüsselduell 2: Kempf und Stark gegen Polter/Locadia

Boyata verletzt, Kempf neu gekommen, Torunarigha verliehen, M. Dardai beinahe verliehen, Stark im letzten Vertragsjahr – Auf der Innenverteidiger-Position ist dieser Tage viel Bewegung bei der Hertha. Doch mitten im Abstiegskampf gibt es keine Zeit für Eingewöhnungsphasen. Die Verteidigung muss schon gegen Bochum, im ersten Spiel nach der Transferperiode, funktionieren. Dafür soll Neuzugang Marc Oliver Kempf an der Seite von Vizekapitän Niklas Stark spielen. Gut, dass beide sich schon aus der gemeinsamen Zeit bei der Deutschen U21-Nationalmannschaft kennen. Gemeinsam holten sie 2017 den EM-Titel. Im ersten gemeinsamen Spiel auf Vereinsebene werden sie gleich mal eine schwierige Aufgabe vor sich haben.

Wie bereits angesprochen, hat der VfL die Wahl aus gleich zwei Mittelstürmern, die beide über die Physis kommen. Sebastian Polter ist mit seinen 1,91 Metern extrem unangenehm zu Verteidigen. Dabei ist er kein klassischer Abschlussstürmer, sondern spielt sehr mannschaftsdienlich. Wie zuletzt beim Unentschieden gegen den 1. FC Köln, als er Takuma Asano den entscheidenden Ausgleichstreffer auflegte. Auf immerhin noch sechs eigene Treffer kommt Polter dabei.

(Photo by Joosep Martinson/Getty Images)

Mit Jürgen Locadia hat der VfL seit diesem Winter eine weitere Alternative für das Sturmzentrum. Bei seinem ersten Startelfeinsatz gegen Köln zeigte sich auch Locadia mannschaftsdienlich, legte Holtmann mustergültig dessen Tor auf. Eigene Torgefahr entwickelte er zwar noch nicht, doch die zusätzlichen Trainingseinheiten während der Länderspielpause dürften ihn näher an die Mannschaft gebracht und noch gefährlicher gemacht haben.

Ob nun Polter, Locadia oder im Laufe des Spiels beide. Stark und Kempf müssen gegen den physisch starken Mittelsturm Bochums körperlich dagegenhalten und sich gut absprechen. Denn lässt man einem der beiden zu viel Platz oder Zeit, wird er es entweder mit einem Abschluss oder einer Vorarbeit für einen Mitspieler auszunutzen wissen.


Kempf ist einer von vier Winterneuzugängen bei Hertha. Wir haben in unserem Podcast über die vergangene Transferperiode und allgemein über den Kader gesprochen. Gerne reinhören!


Schlüsselduell 3: Belfodil und Jovetic gegen Leitsch und Bella Kotchap

Gegen Bochum darf Tayfun Korkut endlich wieder auf sein kongeniales Sturmduo Stevan Jovetic und Ishak Belfodil setzen. An Erfahrung mangelt es den beiden nicht, schließlich stehen mit ihnen über 650 Profi-Spiele im Angriff der Hertha. Ihre direkten Gegenspieler beim VfL sind davon noch weit entfernt.

Die Bochumer Innenverteidiger Maxim Leitsch (23) und Armel Bella Kotchap (20) spielen jeweils ihre erste Bundesliga-Saison. Doch dass die Bochumer mit erst 29 Gegentoren unter dem Liga-Durchschnitt liegen, ist auch ihr Verdienst.

(Photo by Joosep Martinson/Getty Images)

Für das Duo spricht, dass sie die Schwächen des jeweils anderen ergänzen. Bella Kotchap hat 7,5 klärende Aktionen pro 90 Minuten (top 4% in Europa), 2,57 Balleroberungen, und übt 13,1 Mal Druck aus. Er ist ein sehr aktiver Verteidiger und weiß, wann er einen Angriff des Gegner wie unterbinden kann. Leitsch ergänzt ihn, indem er etwa 1,64 Torschüsse pro 90 Minuten blockt (top 1% in Europa) und 1,48 erfolgreiche Tacklings liefert. Dazu kommt ebenfalls ein Top-Wert von 3,28 eroberten Bällen.

Leitsch und Bella Kotchap haben sich im Oberhaus zurechtgefunden. Doch erfahrene Spieler wie Belfodil und Jovetic können immer in der Lage sein, ihre Schwächen zu erkennen und zu nutzen. Im Kopfballspiel bietet sich etwa eine Chance für Hertha, denn während Bella Kotchap immerhin noch 69,6% seiner Luftduelle gewinnt, sind es bei Leitsch nur 48%. Hinzu kommt, dass beide im Verteidigen von Dribblings Schwächen aufzeigen – bekannterweise Stärken Belfodils und Jovetics.

[Titelbild: Martinson/Getty Images]