Hertha gegen Bochum: Drei Schlüsselduelle

von Feb 4, 2022

In der Hinrunde gab es für Hertha im Duell bei Bochum die ersten Punkte der Saison. Und auch in der Rückrunde warten die Blau-Weißen noch auf ein Erfolgserlebnis. Doch den Aufsteiger als leichten Aufbaugegner zu sehen, wäre fatal. Denn Bochum ist in der Liga angekommen und kann seinerseits am Freitagabend einen großen Schritt Richtung Klassenerhalt machen.

Schlüsselduell 1: Holtmann gegen Pekarik

Nur wenigen Fußballern wird die Ehre zuteil, die Auszeichnung „Tor des Jahres“ von der ARD zu erhalten. Der neuste Ehrenträger spielt beim VfL Bochum auf der linken Außenbahn. Der Siegtreffer aus der Hinrundenpartie gegen Mainz 05 unterstreicht all die Qualität, die Gerrit Holtmann auszeichnet. Bochums Außenspieler narrt bei seinem Siegtreffer von links kommend die gesamte Mainzer Hintermannschaft und krönt seinen Sololauf mit einem tollen Abschluss.

Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 35,17 km/h zählt Holtmann zu den schnellsten Spielern der Liga. Besonders beeindruckend: Er behält auch mit dem Ball am Fuß ein hohes Tempo. Deshalb ist er im Bochumer Konterspiel die wichtigste Anlaufstelle.

(Photo by Joosep Martinson/Getty Images)

Neben dem Tempo ist das Dribbling seine große Stärke. 4,39 versuchte Dribblings weist Holtmann auf 90 Minuten auf, 2,24 gelingen. Dabei umdribbelt er effektiv durchschnittlich 2,4 Spieler pro Spiel, ein Spitzenwert in Europa.

Besonders gern schließt Holtmann seine Angriffsaktionen mit einer Flanke ab. 2,56 schlägt er pro 90 Minuten. Die durchsetzungsfähigen Stürmer Sebastian Polter und Jürgen Locadia sind ideale Abnehmer.

Dass Rechtsverteidiger Peter Pekarik Temponachteile gegen den schnellen Holtmann haben wird, dürfte klar sein. Hier wird es besonders auf das gute Stellungsspiel des Routiniers ankommen. Außerdem muss der rechte offensive Außenbahnspieler, vermutlich Marco Richter, immer wieder in der Defensive aushelfen.


Der Vertrag von Pekarik läuft am Saisonende aus. In den kommenden eineinhalb Jahren sind es sogar 14 auslaufende Verträge bei Hertha. Wer sollte davon bleiben, wer gehen? Wir haben den Check gemacht.


Schlüsselduell 2: Kempf und Stark gegen Polter/Locadia

Boyata verletzt, Kempf neu gekommen, Torunarigha verliehen, M. Dardai beinahe verliehen, Stark im letzten Vertragsjahr – Auf der Innenverteidiger-Position ist dieser Tage viel Bewegung bei der Hertha. Doch mitten im Abstiegskampf gibt es keine Zeit für Eingewöhnungsphasen. Die Verteidigung muss schon gegen Bochum, im ersten Spiel nach der Transferperiode, funktionieren. Dafür soll Neuzugang Marc Oliver Kempf an der Seite von Vizekapitän Niklas Stark spielen. Gut, dass beide sich schon aus der gemeinsamen Zeit bei der Deutschen U21-Nationalmannschaft kennen. Gemeinsam holten sie 2017 den EM-Titel. Im ersten gemeinsamen Spiel auf Vereinsebene werden sie gleich mal eine schwierige Aufgabe vor sich haben.

Wie bereits angesprochen, hat der VfL die Wahl aus gleich zwei Mittelstürmern, die beide über die Physis kommen. Sebastian Polter ist mit seinen 1,91 Metern extrem unangenehm zu Verteidigen. Dabei ist er kein klassischer Abschlussstürmer, sondern spielt sehr mannschaftsdienlich. Wie zuletzt beim Unentschieden gegen den 1. FC Köln, als er Takuma Asano den entscheidenden Ausgleichstreffer auflegte. Auf immerhin noch sechs eigene Treffer kommt Polter dabei.

(Photo by Joosep Martinson/Getty Images)

Mit Jürgen Locadia hat der VfL seit diesem Winter eine weitere Alternative für das Sturmzentrum. Bei seinem ersten Startelfeinsatz gegen Köln zeigte sich auch Locadia mannschaftsdienlich, legte Holtmann mustergültig dessen Tor auf. Eigene Torgefahr entwickelte er zwar noch nicht, doch die zusätzlichen Trainingseinheiten während der Länderspielpause dürften ihn näher an die Mannschaft gebracht und noch gefährlicher gemacht haben.

Ob nun Polter, Locadia oder im Laufe des Spiels beide. Stark und Kempf müssen gegen den physisch starken Mittelsturm Bochums körperlich dagegenhalten und sich gut absprechen. Denn lässt man einem der beiden zu viel Platz oder Zeit, wird er es entweder mit einem Abschluss oder einer Vorarbeit für einen Mitspieler auszunutzen wissen.


Kempf ist einer von vier Winterneuzugängen bei Hertha. Wir haben in unserem Podcast über die vergangene Transferperiode und allgemein über den Kader gesprochen. Gerne reinhören!


Schlüsselduell 3: Belfodil und Jovetic gegen Leitsch und Bella Kotchap

Gegen Bochum darf Tayfun Korkut endlich wieder auf sein kongeniales Sturmduo Stevan Jovetic und Ishak Belfodil setzen. An Erfahrung mangelt es den beiden nicht, schließlich stehen mit ihnen über 650 Profi-Spiele im Angriff der Hertha. Ihre direkten Gegenspieler beim VfL sind davon noch weit entfernt.

Die Bochumer Innenverteidiger Maxim Leitsch (23) und Armel Bella Kotchap (20) spielen jeweils ihre erste Bundesliga-Saison. Doch dass die Bochumer mit erst 29 Gegentoren unter dem Liga-Durchschnitt liegen, ist auch ihr Verdienst.

(Photo by Joosep Martinson/Getty Images)

Für das Duo spricht, dass sie die Schwächen des jeweils anderen ergänzen. Bella Kotchap hat 7,5 klärende Aktionen pro 90 Minuten (top 4% in Europa), 2,57 Balleroberungen, und übt 13,1 Mal Druck aus. Er ist ein sehr aktiver Verteidiger und weiß, wann er einen Angriff des Gegner wie unterbinden kann. Leitsch ergänzt ihn, indem er etwa 1,64 Torschüsse pro 90 Minuten blockt (top 1% in Europa) und 1,48 erfolgreiche Tacklings liefert. Dazu kommt ebenfalls ein Top-Wert von 3,28 eroberten Bällen.

Leitsch und Bella Kotchap haben sich im Oberhaus zurechtgefunden. Doch erfahrene Spieler wie Belfodil und Jovetic können immer in der Lage sein, ihre Schwächen zu erkennen und zu nutzen. Im Kopfballspiel bietet sich etwa eine Chance für Hertha, denn während Bella Kotchap immerhin noch 69,6% seiner Luftduelle gewinnt, sind es bei Leitsch nur 48%. Hinzu kommt, dass beide im Verteidigen von Dribblings Schwächen aufzeigen – bekannterweise Stärken Belfodils und Jovetics.

[Titelbild: Martinson/Getty Images]

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Bruno Sellschopp

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