Wenn Hertha am Sonnabend im Topspiel bei Borussia Mönchengladbach zu Gast sein wird, steht vor allem für die Trainer Adi Hütter (der coronabedingt gar nicht vor Ort sein wird) und Tayfun Korkut viel auf dem Spiel. Schließlich gilt bei beiden intern als kommuniziert, dass sie im Falle einer Niederlage einer Entlassung nahe stehen. Nach zuletzt acht sieglosen Spielen in der Liga hat Korkut im Vorfeld noch weniger Argumente, die für ein Abwenden des eigenen Schicksals sprechen, als sein Gegenüber.
Dabei hat zumindest die Vergangenheit gezeigt: Gegen Gladbach ist Hertha in der Lage, Großes auf den Platz zu bringen. Wir blicken auf drei legendäre Duelle zwischen der Elf vom Niederrhein und der “Alten Dame“.
29. März 1969: Hertha 2:1 Mönchengladbach
Auf einem direkten Abstiegsplatz steht Hertha vor dem 28. Spieltag im März 1969 und mit Mönchengladbach kommt ein Meisterschafts-Anwärter zu Gast ins Olympiastadion.
Doch die müssen auf Günther Netzer verzichten und Hertha weiß es auszunutzen, dass das Mittelfeld der Gäste daher neu formiert ist. Nach 18 Minuten bringt Arno Steffenhagen die kampfstarken Berliner per linkem Außenrist in Führung. Und Gladbach findet gegen gut sortierte Gastgeber vor der Pause keine passende Antwort.
Erst in der 60. Minute lassen die Gladbacher ihre Klasse aufblitzen. Herbert Laumen steckt auf Berti Vogts durch und der trifft zum 1:1. Für Hertha kein allzu großer Rückschlag: Nur 60 Sekunden später köpft Hermann Bredenfeld einen Freistoß von Rudolf Kröner ein und trifft zum 2:1-Endstand.
“Es war kein hochklassiges Spiel”, weiß auch Hertha-Trainer Helmut Kronsbein, “aber ein großer Kampf. Unsere Abwehr trug durch genaues Decken entscheidend zum Erfolg bei.”
Ein entscheidender Sieg, Hertha lässt ein Unentschieden und drei Siege folgen und hält am Ende die Klasse.
02. Oktober 1998: Hertha 4:1 Gladbach
Jubiläum für Michael Preetz: Am 7. Spieltag der Saison 1998/99 absolviert der Angreifer sein 100. Bundesliga-Spiel. Hertha scheint ihm zum Hundertsten einen Sieg schenken zu wollen und tritt sehr dominant auf. Doch Gladbach hält dagegen. Die Führung von Sixten Veit (14.) egalisiert Toni Polster (23.) und hinten spielt Gladbachs Torhüter Robert Enke sehr aufmerksam, sodass es mit einem 1:1 in die Pause geht.
Die zweite Halbzeit sollte dann dem Jubilar gehören. Per Direktabnahme erzielt Preetz nach 58 Minuten das 2:1. Per Flachschuss ins lange Eck macht er in der 80. Minute dann alles klar. Seinen 100. Einsatz in der Bundesliga krönt Preetz dann in der 89., indem er eine Flanke von Dariusz Wosz verwertet. Lupenreiner Hattrick.
“Wir haben sehr konzentriert angefangen, gut kombiniert und sind auch zurecht in Führung gegangen. Nach dem Ausgleichstor haben wir Probleme bekommen, sind dann nach der Pause aber wieder besser ins Spiel gekommen. Entscheidend war, dass wir immer bemüht waren, über außen zu spielen”, so Trainer Jürgen Röber.
17. Dezember 1977: Hertha 2:1 Mönchengladbach
Ein Meisterschaftsrennen zwischen Rivalen — was für eine Ausgangslage vor dem 19. Spieltag der Saison 1977/78. Tabellenzweiter und amtierender Meister Gladbach steht nur zwei Punkte hinter dem amtierenden Pokalsieger 1. FC Köln.
Im Olympiastadion ist für Gladbach also der nächste Sieg im Rennen um den Titel eingeplant, doch Gastgeber Hertha spielt gut mit. Nach 13 Minuten trifft Karl-Heinz Granitza gar zur 1:0-Führung. Gladbach wird stärker, doch Torhüter Norbert Nigbur zeigt ein überragendes Spiel.
Erst in der 65. Minute treffen die Gladbacher ins Tor. Doch Jupp Heynckes´ Ausgleichstreffer kontert Hertha nur eine Minute später mit dem 2:1 durch Dieter Nüssing. Das Endergebnis vor 40.000 Zuschauern im Olympiastadion.
Fehlende Punkte, die Gladbach am Saisonende schmerzen sollten. Trotz Punktgleichheit wird Köln wegen des besseren Torverhältnisses (obowhl Gladbach am letzten Spieltag 12:0 gegen Dortmund gewinnt) Deutscher Meister.
[Titelbild: Stuart Franklin/Getty Images]