Hertha BSC – 1. FC Köln: Rückrundenauftakt im Zeichen von Corona

Hertha BSC – 1. FC Köln: Rückrundenauftakt im Zeichen von Corona

Besser hätte der Jahresabschluss nicht laufen können. Der 3:2-Sieg gegen die Borussia aus Dortmund bescherte den Fans von Hertha BSC ein besinnliches Weihnachtsfest und ließ über die Winterpause Ruhe im Verein einkehren. Doch der durch Corona zusammengestauchte Spielplan lässt keine langen Ruhezeiten für Spieler und Fans zu, bereits am Sonntag startet Rückrunde der Bundesliga. Das Hinspiel gegen Köln fing gut an, doch bereits nach 30 Minuten brach die Mannschaft ein und lieferte den ersten von einigen Offenbarungseiden in dieser Saison. Die Hoffnung auf ein besseres Rückspiel ist seit den Auftritten unter Trainer Tayfun Korkut (47) durchaus da, doch Corona-Ausfälle dezimieren die Mannschaft. Unser Blick auf die Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den 1. FC Köln.

Corona-Fälle und Verletzungen – der ausgedünnte Kader gegen Köln

Mit Dedryck Boyata (31), Deyovaisio Zeefuik (23), Fredrik Bjørkan (23), Lucas Tousart (24), Santiago Ascacibar (24), Linus Gechter (17) und Ishak Belfodil (29) gab es eine ganze Reihe von Spielern, die in den vergangenen Tagen positiv auf das Coronavirus getestet worden sind. Und auch wenn glücklicherweise laut Fredi Bobic nur zwei der Genannten Symptome zeigen, wird es höchstwahrscheinlich keiner von ihnen schaffen, am Sonntag mit von der Partie zu sein. Boyata, Zeefuik und Bjørkan durften die Isolation allesamt verlassen, werden bis Sonntag aber nicht spielfit sein. Bei Ascacibar und Tousart besteht bis zum Köln-Spiel ebenfalls noch die Chance sich freizutesten, doch auch beim Sechser-Duo sieht es eher eng aus.

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(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Manager Bobic hat liefert eine gute Erklärung, warum ausgerechnet bei den Blau-Weißen so viele Corona-Fälle auftauchen: „Man muss eigentlich nicht testen, aber am Anfang hat man natürlich getestet. Normalerweise müssten wir nur Spieler testen, die ungeimpft sind.“ In der Mannschaft ist das laut seiner Aussage lediglich eine Person. Das Problem sei, wenn man einmal einen Fall habe, werde man vom Gesundheitsamt aufgefordert täglich zu testen. Diese Regelung ist gesundheitlich natürlich äußerst sinnvoll und führt dazu, dass wirklich jeder Corona-Fall innerhalb der Mannschaft und des Vereins entdeckt wird. Dass es Vereine gibt, die offiziell keinen einzigen Corona-Fall haben, kann Bobic derweil eigentlich kaum glauben.

Mit Blick auf den eigenen Verein sollen die Corona-Fälle jedoch nicht als Ausrede genutzt werden. Man müsse auf das Positive schauen und enger zusammenrücken. Formulierungen, die zwar zeigen was gemeint ist, im aktuellen Zusammenhang jedoch zumindest unglücklich gewählt sind. Auf die Nachfrage, ob die Rückkehr in „Blasen“ die Infizierungen verhindern könnten, hat der Geschäftsführer Sport eine klare Antwort: „Das können Sie nicht verhindern. Klar könntest du die Spieler ins Hotel einschließen, aber das bringt doch nichts. Am Ende des Tages wirst du es nie 100 Prozent verhindern können, und wenn es einmal drin ist dann geht’s einmal rum“.

Lichtblicke bei den Spielern, die verfügbar sind

Trainer Korkut befolgte die Aufforderung von Fredi Bobic umgehend und gab sich während der Pressekonferenz betont positiv. Man müsse halt sehr flexibel sein und sich auf Ausfälle durch Krankheiten, Verletzungen oder auch Transfers einstellen. Dafür wurden unter anderem Spieler aus der Jugend hochgeschoben. Es dürfe und werde keine Rolle spielen, welche Spieler schlussendlich zur Verfügung stehen werden, man habe genug Spieler auf dem Platz, die ihre bestmögliche Leistung abrufen werden.

(Photo by TOBIAS SCHWARZ/AFP via Getty Images)

Dass zumindest einige Stützen der Mannschaft zur Verfügung stehen, dürfte Korkut deutlich freuen. Um Rechtsverteidiger Peter Pekarik beispielsweise kursierten Gerüchte, dass er ebenfalls nicht zur Verfügung stehen würde. Dem erwiderte der Trainer mit einem Lächeln auf dem Gesicht: „Dem geht’s gut, wir sind uns sehr sicher, dass der spielen kann“. Pressesprecher Max Jung schob direkt hinterher, nicht alles was durch das Internet schwirre, sei wahr.

Und auch, dass Marco Richter spielen kann, dürfte für einige Erleichterung sorgen. „Die Stärke von Marco ist seine Unberechenbarkeit“, führt Korkut aus. Der Rechtsaußen steuerte in den letzten fünf Siegen von Hertha fünf Scorerpunkte bei und ist damit einer der Aushängeschilder des relativ guten Abschlusses der Hinrunde. Jordan Torunarigha (24) solle ebenfalls so weitermachen, wie er es im letzten Spiel (gegen Dortmund) gemacht habe.

Keine Systemumstellung trotz der Ausfälle

Wer am Ende auf dem Platz steht, wird der Übungsleiter dennoch erst relativ spät entscheiden. Dass beim Spiel gegen die Domstädter am Sonntag jedoch zwei Stürmer auf dem Platz stehen werden, stehe mehr oder weniger fest. Korkut sagt dazu: „Das wollen wir, da wird sich an der Grundordnung nicht sonderlich viel ändern“.

Eine der absoluten Stärken des kommenden Gegners ist das Erzielen von Toren durch Flanken. Zielstürmer Anthony Modeste (33) erzielte bereits elf Tore in der Hinrunde steht damit auf Platz vier der Torschützenliste in der Bundesliga. Und der Trainer gibt zu: „Klar ist das auch Thema“. Aber was viel mehr Thema sei die Frage: „Was machen wir?“ Es zeigt sich erneut die Stärke des gebürtigen Stuttgarters: Der Fokus auf das eigene und aktive Spiel. Dass gerade die Flügelverteidiger wachsam sein sollten, ist dennoch unbestritten. Die Hoffnung besteht darin, dass die Mannschaft aus dem Hinspiel gelernt hat, am ersten Spieltag kassierte man alle drei Gegentore nach Hereingaben von der Seite.

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Und auch eine andere Stärke der Gastgeber trifft auf eine Schwäche der Gäste aus Berlin: Das Erzielen bzw. Kassieren von späten Gegentoren. Während Hertha schon acht Gegentore in der Schlussviertelstunde hinnehmen mussten, schoss Köln zehn eigene Tore in dieser Phase des Spiels. Korkut mahnt daher: „Bis zur letzten Sekunde müssen wir sehr fokussiert, sehr aufmerksam und auch in jeder Aktion konzentriert sein, das wird wichtig sein“. Der absolute Fokus sei es, das eigene Spiel auf den Platz zu bringen. Es wird sich zeigen, ob Hertha das bis zur letzten Sekunde wird durchhalten können.

Der Piatek-Wechsel und die Erwartung für die Rückrunde

Eins der größeren Themen diese Woche ist der Abgang von Krzysztof Piatek zur AC Florenz. Bobic bestätigt dies auf der Presskonferenz mehr oder weniger: „Sie haben ja schon die Fotos gesehen, dass er in Florenz ist, er ist sicher nicht da um Pizza zu essen“. Noch seien die Verträge aber nicht final unterschrieben, sobald dies passiert ist, werde man es auch offiziell vermelden. Die Verpflichtung eines neuen Stürmers ist derweil nicht geplant. Das Handy klingele trotzdem viel, laut Bobic sei man auf einem ordentlichen Weg.

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(Photo by SOEREN STACHE/POOL/AFP via Getty Images)

Hertha-Fans können also wahrscheinlich noch mit der einen oder anderen Verstärkung im Winter rechnen.
Mit Blick auf die Erwartungen in der Rückrunde hält sich der Manager zurück: „Sollen wir über die ganze Rückrunde reden? Wir wissen doch gar nicht was kommt. Wir fangen jetzt erstmal unter den gegebenen Voraussetzungen an.“

Cheftrainer Korkut lässt dennoch durchblicken: „Die Mannschaft gibt mir das Gefühl, dass sie dranbleiben will und dass jeder seinen Beitrag dazu geben will, dass es in der Rückrunde erfolgreich läuft“. Ob die Spieler diese Einstellung auf den Platz bringen können wird sich dann am Sonntag zeigen.

Eine mögliche Aufstellung für das Spiel:

Es fehlen: Rune Jarstein, Dedryck Boyata, Fredrik Bjørkan, Stevan Jovetic, Deyovaisio Zeefuik, Ishak Belfodil, Linus Gechter sowie voraussichtlich Santiago Ascacibar und Lucas Tousart.
Das Spiel ist am Sonntag um 15:30 live auf DAZN zu sehen.

(Photo by UWE KRAFT/AFP via Getty Images)

Hertha BSC – BVB: Drei Schlüsselduelle

Hertha BSC – BVB: Drei Schlüsselduelle

Den Schlusspunkt der Hinrunde setzt Hertha BSC am Samstagabend gegen den BVB. Die Berliner haben eine dramatisch deutliche 0:4-Niederlage gegen Mainz 05 hinter sich und stehen nun vor der undankbaren Aufgabe, gegen den Tabellenzweiten einen versöhnlichen Jahresabschluss zu finden. Wir blicken auf die Partie und filtern die womöglich entscheidendsten Duelle auf dem Platz heraus.

Der BVB unter Rose noch nicht auf Kurs

Auch der BVB war bei der großen Trainerrotation im Sommer nicht außen vor. Lucien Favre musste schon im Laufe der letzten Saison gehen, ihn ersetzte sein Co-Trainer Edin Terzic. Dass Terzic immerhin noch den Pokal gewann, änderte nichts an der Tatsache, dass im Sommer ein neuer Trainer kommen sollte. Am besten einer der eine Ära prägen kann, wie einst Jürgen Klopp. In Gladbachs Trainer Marco Rose war dieser gefunden.

Kurz vor Ende von Roses erster Halbserie ist es schwer, ein Fazit zu ziehen. Der BVB ist voll auf Kurs Vizemeisterschaft, doch in der Champions League reichte es in einer vermeintlich leichten Gruppe nur für den dritten Platz und die Erkenntnis, dass die Bayern einmal mehr tabellarisch das Maß aller Dinge sind, kam bei der 2:3-Heimniederlage schmerzhaft.

Taktisch setzte Rose zunächst auf eine Mittelfeldraute, die er in Gladbach schon erfolgreich spielen ließ. Es mangelte jedoch an Gefahr über die Außen und auch weil Starneuzugang und Stürmer Donyell Malen noch dabei ist, sich einzugewöhnen, stellte Rose auf ein 4-2-3-1 um. Dies kann der BVB sowohl mit breiten außen als auch mit eher eingerückten Flügelspielern umsetzen.

Schlüsselduell eins: Boyata gegen Haaland

53 Spiele in der Bundesliga: 53 Tore, 16 Vorlagen. Seitdem Erling Haaland beim BVB spielt, setzt er neue Maßstäbe und zählt nicht nur in Deutschland, sondern weltweit zu den Ausnahmespielern. Sein Können stellte er auch beim letzten Besuch im Olympiastadion unter Beweis. Haalands Arbeitsnachweis: Vier Tore, alle im zweiten Durchgang.

Doch nicht nur sein schier nicht endender Torhunger macht ihn so gefährlich, Haaland ist zugleich ein sehr mannschaftsdienlicher Spieler. In der laufenden Saison hat er ligaweit die meisten Schlüsselpässe im Strafraum gespielt und die zweitmeisten Chancen kreiert. Erst am vergangenen Wochenende in Bochum hat er technisch anspruchsvoll für Teamkollege Julian Brandt aufgelegt.

Den Bochumern gelang es mit aufopferungsvollem Kampf aber auch einer Menge Glück, Haaland daran zu hindern, selbst ein Tor zu erzielen. Das gelang zuvor in dieser Spielzeit nur dem SC Freiburg und die Breisgauer haben bei ihrem 2:1-Sieg über den BVB eine Blaupause geliefert, wie man den Norweger stoppen kann.

(Photo by Clemens Bilan – Pool/Getty Images)

23 Prozent Ballbesitz reichten dem SCF, um das Spiel zu gewinnen. Tief stehend verhinderte man, dass Haaland sein Spiel aufziehen konnte, indem man ihm mit Nico Schlotterbeck jemanden entgegenstellte, der immer eng an ihm blieb und extrem körperbetont spielte. Entscheidend ist hierbei, Haaland nicht erst im Strafraum zu bearbeiten, sondern ihm frühzeitig den Raum zu nehmen. Denn mit drei Torvorlagen von außerhalb des Strafraums hat Haaland bereits bewiesen, dass er von überall assistieren kann. Kein Mittelstürmer in der Bundesliga hat hier einen höheren Wert.

Freiburgs Mittel waren schnelle Gegenstöße nach provozierten Ballverlusten. Die Rolle Schlotterbecks, die am Samstag beispielsweise Dedrick Boyata übernehmen könnte, war dabei genauso essenziell wie aufopfernd. Der Innenverteidiger hat sein Spiel nur am Verteidigen ausgerichtet. Nur zehn führende Ballaktionen hatte er im Spiel (persönlicher Saisondurchschnitt: ca. 38), dafür aber vier abgefangene Bälle, was über seinem Durchschnitt von 2,4 pro Spiel liegt. Es braucht gegen Haaland also eine disziplinierte, aufopferungsvolle und körperbetonte Leistung. Gleichzeitig muss in den Situationen, wenn das Spiel von hinten raus aufgebaut wird, sehr aufmerksam gespielt werden, denn hoch anlaufende Dortmunder könnten bei Unsauberkeiten Großchancen erzwingen. Zeitgleich könnte sich Hertha Raum bieten, wenn man die Pressinglinie Dortmunds überspielt.

Schlotterbeck hat gezeigt, wie man Haaland verteidigen kann. Dass neben Fleiß bei einem solchen Ausnahmespieler auch immer Glück dazu gehört, steht außer Frage, doch das kann man zumindest in Teilen erzwingen. Boyata könnte als Kapitän vorangehen und diese Aufgabe übernehmen.

Schlüsselduell zwei: Brandt gegen Plattenhardt

Seitdem Marco Rose Übungsleiter bei den Dortmundern ist, erlebt Julian Brandt ein Formhoch und scheint sich erstmals seit seinem Wechsel 2019 aus Leverkusen endgültig in der Startelf festgespielt zu haben. Seine Polyvalenz ist hier sein großes Argument, denn nicht nur im Zentrum kann Brandt spielen, sondern auch auf der halbrechten Außenbahn, wo Marvin Plattenhardt (oder Maxi Mittelstädt) es mit dem deutschen Nationalspieler zu tun kriegt.

Die neu gewonnene Spielfreude drückt sich auch in Zahlen aus. 0,45 expected assists + expected goals pro 90 Minuten liefert Brandt. In der Vorsaison lag sein Wert bei 0,35. Brandt wird also besser und torgefährlicher. Aktuell liefert er 0,91 torerzeugende Aktionen pro Spiel, eine deutliche Steigerung gegenüber den 0,54 aus der Vorsaison. Zusätzlich entdeckte Brandt seine Freude am Flanken, parallel zur Entwicklung Haalands, der sich in dieser Saison stark verbessert im Kopfballspiel zeigt. Von 1,51 Flanken pro 90 Minuten steigerte sich Brandt auf 2,21 in dieser Spielzeit.

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Ob es am Sonntag Plattenhardt oder aus Leistungsgründen nach dem Auftritt in Mainz womöglich Mittelstädt mit Brandt zu tun kriegen wird: Das Ziel muss es sein, ihm den Spaß zu nehmen. Hier wird es auch auf die offensiven Spieler ankommen, die defensiv unterstützen müssen, um den Dortmunder immer wieder zu doppeln. Ein weiteres Mittel kann es sein, Brandt zu langen Bällen zu zwingen, indem man die unmittelbaren Anspielstationen zustellt. Im sauberen Spielen von langen Bällen liegt eine seiner Schwächen.

Schlüsselduell drei: Serdar gegen Dahoud und Witsel/Can

„Wir wollen mit Mut und Freude in das Spiel gehen“, betonte Tayfun Korkut auf der spielvorbereitenden Pressekonferenz. „Eine resolute Defensivleistung wird wichtig sein, wir müssen alle gemeinsam gegen den Ball arbeiten. Aber auch mit dem Ball wollen wir Elemente sehen, die in Stuttgart und gegen Bielefeld unser Spiel ausgezeichnet haben. Wir wollen selbst Aktionen nach vorne haben.“

Dass die defensive Grundordnung entscheidend ist, wie es auch Korkut formuliert, wurde in Schlüsselduell Eins bereits dargelegt. Doch es muss auch einen Weg nach vorne geben, ein Schlüsselspieler hierbei kann Suat Serdar sein. Ist Dortmunds erste Pressinglinie erstmal überspielt, muss Serdar den sich ihm bietenden Platz klug nutzen. Mittel der Wahl kann immer der lange Ball sein, doch wie Korkut ankündigte, will Hertha auch mit dem Ball was anbieten.

(Photo by Frederic Scheidemann/Getty Images)

Von Vorteil könnte es für Serdar und das weitere Hertha-Mittelfeld sein, dass mit Jude Bellingham ein elementarer Mittelfeldspieler Dortmunds gesperrt fehlen wird. Mo Dahoud dürfte auf der Sechs gesetzt sein, neben ihm Axel Witsel oder Emre Can spielen. Wirklich eingespielt wird die Doppelsechs in jedem Fall nicht sein.

Die Stärke von Dahoud liegt im Spiel mit dem Ball. Ihn defensiv zu beschäftigen, noch dazu ohne seinen gewohnten Nebenmann Bellingham, kann ein Schlüssel sein, um eigene Torgefahr auszustrahlen.

[Titelbild: Pool/Getty Images]

Hertha BSC – Borussia Dortmund: Drei Thesen zum Spiel

Hertha BSC – Borussia Dortmund: Drei Thesen zum Spiel

Die englische Woche und damit auch die Hinrunde der Fußball Bundesliga enden. Nach zwei soliden bis guten Spielen musste Hertha unter der Woche eine harte Klatsche in Mainz einstecken. Sich weiter von den gefährlichen Abstiegsrängen zu distanzieren gelang nicht und die Nullfünfer legten Herthas Schwächen gnadenlos offen. Um nun ein einigermaßen ruhiges Weihnachten feiern zu können, muss ein akzeptabler Auftritt am Samstag-Abend gegen Borussia Dortmund her. Ein Gegner, der selber nicht in seiner besten Phase zu sein scheint, doch natürlich alles andere als im Vorbeigehen zu schlagen ist.

These 1: Hertha wird gegen Dortmund zum Favoritenschreck

Auch wenn es gegen den FC Bayern München und RB Leipzig in dieser Saison herbe Niederlagen gab, hielt die Alte Dame gegen vermeintlich stärkere Gegner oft lange mit, war zum Teil die bessere Mannschaft und sammelte auch Punkte – so zu sehen gegen Leverkusen, Gladbach oder Frankfurt. Die Frage, wie attraktiv der Fußball war, bei einem Punktgewinn gegen die Borussen, sollte sich nicht stellen.

Die Berliner sind nach den ersten drei Spielen unter Tayfun Korkut noch nicht wirklich einzuschätzen und damit schwer für den Gegner auszurechnen.

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(Photo by Matthias Kern/Getty Images)

Ein nach nur kurzer Zeit schon wieder ramponierter Rasen im Berliner Olympiastadion, Temperaturen um den Gefrierpunkt und ein Borussia Dortmund, welches alles andere als in der gewünschten Form ist und Hertha nach den letzten Leistungen unterschätzen könnte, lassen die Möglichkeit zu, dass Blau-Weißen hier punkten werden.


Nach zwei ordentlichen Auftritten fiel Hertha BSC beim FSV Mainz 05 völlig auseinander. Ein Offenbarungseid, der viele Fragen aufwirft.


These 2: Hertha verstärkt gegen Dortmund die Außen

Mit vier zentralen Spielern startete die Mannschaft gegen Mainz 05. Das Spiel kann man durchaus als vercoacht werten. Schließlich war mit Marvin Plattenhardt und Deovaisio Zeefuik die Außenverteidigung viel zu dünn besetzt. Beide waren komplett überfordert und das Ergebnis ist bekannt.

Es wäre kurios, wenn Korkut gegen schnelle Gegenspieler wie Thorgan Hazard, Julian Brandt und Marco Reus auf dieselbe Taktik setzen würde. Peter Pekarik kehrt zurück in die Startelf und verdrängt den in den letzten zwei Spielen schwachen Zeefuik zurück auf die Bank.

BERLIN, GERMANY – NOVEMBER 07: Peter Pekarik of Hertha BSC runs with the ball during the Bundesliga match between Hertha BSC and Bayer 04 Leverkusen at Olympiastadion on November 07, 2021 in Berlin, Germany. (Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Marco Richter und möglicherweise Maximilian Mittelstädt, der bisher noch keine Minute unter Korkut spielen durfte und vielleicht überraschend aufgestellt werden könnte, würden die Außen sowohl defensiv als auch offensiv unterstützen.

Myziane Maolida wäre ebenfalls eine Alternative. Dieser hatte sich mit seinen Einsätzen in den letzten Spielen allerdings nicht wirklich für weitere empfohlen.

These 3: Ideenlos + ideenlos = Punktgewinn für Hertha

Bei Borussia Dortmund herrscht aktuell keine gute Stimmung. Das frühe Ausscheiden in der Champions League und die jetzt schon nur noch sehr geringen Chancen den FC Bayern München noch von der Tabellenspitze zu stoßen, lassen die Gemüter etwas geknickt zurück. Und auch das recht öde und ideenlose Spiel unter Trainer Marco Rose lässt im Ruhrpott niemanden zu Luftsprüngen verleiten.

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(Photo by Friedemann Vogel – Pool/Getty Images)

Die Offensive des BVBs darf man selbstverständlich nicht unterschätzen, doch in ihrer aktuellen Form scheint sie definitiv zu verteidigen zu sein. Kompakt stehen und vehementer Zweikampfeinsatz sollten der Schlüssel sein um einiges in diesem Spiel zu ermöglichen. Die Offensive der Hertha, der bei einem Fehlen von Suat Serdar und Stevan Jovetic die größte Qualität fehlen würde, wird es gegen die Abwehr der Dortmunder nicht leicht haben.

Allerdings nicht unbedingt wegen der Qualität dieser, eher wegen der fehlenden Qualität in Herthas Offensive. Trotz allem würde dieses ideenlose Spiel bei einem Blick auf die Begegnungen mit Borussia Mönchengladbach oder Bayer Leverkusen für Hertha nicht unbedingt schlecht sein.

[Titelbild: Lars Baron/Getty Images]

Hertha vs. Mainz: Fokus auf die Stärken

Hertha vs. Mainz: Fokus auf die Stärken

Was für ein Gefühl, nach sieben Wochen konnten Hertha-Fans das emotionale Hoch nach einem Sieg der „Alten Dame“ endlich wieder einmal erleben. Hertha lieferte einer der besten Saisonleistungen, wenn nicht sogar die bisher beste, ab. Auch wenn dies zugegebenermaßen zu einem Teil an der schwachen Arminia aus Bielefeld lag, die positive Entwicklung der Mannschaft in nicht einmal zwei Wochen seit dem Trainerwechsel ist eindeutig und lässt auf eine eventuell doch versöhnlich verlaufende Saison hoffen. Doch das nächste Spiel wartet schon und wird definitiv nicht leichter als gegen Bielefeld.

Wir wollen einen kleinen Ausblick auf die Partie gegen Mainz 05 werfen und haben uns dafür die Pressekonferenz vor der Begegnung angeschaut.

Korkut: Viel Hertha, wenig Berlin

Viel Zeit, das Vereinsgelände, geschweige denn die Stadt zu erkunden, hatte Tayfun Korkut bisher nicht. Momentan sei für ihn nur die Mannschaft wichtig. Bisher scheint seine Prioritätensetzung zu greifen, verbesserte Hertha sich sowohl in der Art zu Spielen als auch in den Ergebnissen im Vergleich zu den vorherigen Wochen.

Mit vier Punkten aus zwei Spielen ist auch Arne Friedrich glücklich, aber er betont ebenfalls, dass vor allem die Spielweise die Verantwortlichen an der Hans-Braun-Straße sehr zufrieden mache. Eine Analyse, der sich wohl viele Hertha-Fans so anschließen würden. Der Trainer gibt sich bescheiden und verweist auf die Mannschaft, die aufmerksam und neugierig sei, dadurch auch gut mitziehe.

Die Stärken der Spieler erkennen

Dass dem so ist, kann und sollte man dennoch dem Trainer zu schreiben. Korkut hat es innerhalb kürzester Zeit geschafft, dass die Spieler wieder Spaß am Fußball verspüren, den Ball haben wollen und offensiver agieren als noch unter Pal Dardai. Das Erfolgsrezept des Übungsleiters ist es, sich auf die Stärken des Kaders zu besinnen. Dieser habe schon eher zentrumslastige und tendenziell weniger flügelorientierte Spieler. Doch während sein Vorgänger darauf als Problem verwies, macht Korkut aus der Not eine Tugend und nutzt das Potential seines Kaders besser aus.

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(Photo by Matthias Kern/Getty Images)

Das beste Beispiel dafür liefert Suat Serdar. Während dieser unter Dardai öfter auf den Flügel oder die Sechser-Position ausweichen musste, darf er unter dem aktuellen Chef auf seiner Paraderolle, der Acht, spielen. Korkut beschreibt, dass Serdar sich dort wohler fühle, er Situationen kreieren und mit Tempodribblings oder dem letzten Pass in die Spitze das Spiel positiv beeinflussen könne. Mit den Dingen, die Serdar dabei besser machen könne, beschäftige sich Korkut momentan aber nicht, es gehe darum: „Was kann er? Woran ist er gut?“ Und für den Moment scheint genau dieser Ansatz sehr gut zu funktionieren.

Dass es dazu nicht zwangsläufig eines langen Gesprächs mit jedem Spieler brauche, stellt er am Beispiel von Jovetic dar. Mit diesem hätte er sich noch gar nicht wirklich ausgetauscht, doch wenn der Trainer die richtigen Entscheidungen treffe, sei dies auch eine Art von Kommunikation. Mit Blick auf die Leistungen von Jovetic (Drei Tore in zwei Spielen) scheint Korkut Recht zu behalten.


Gegen Bielefeld gelang Hertha BSC der lang ersehnte Sieg. Kann man gegen Mainz daran anknüpfen? Unsere drei Thesen zum Spiel.


„Jovedil“ – Das neue Berliner Traumduo

Dass Jovetic so glänzt, liegt mit Sicherheit aber auch an seinem neuen Sturmpartner: Ishak Belfodil. Neben dem Trainer ist auch Arne Friedrich begeistert: „Ishak macht das wirklich hervorragend, hat in den letzten beiden Spielen gezeigt, was seine Qualitäten sind“. Dazu müsse aber auch gesagt werden, dass er jetzt fitter als noch zu Saisonbeginn sei. Besonders gefällt Friedrich dabei die Beweglichkeit von Belfodil und die Art wie er die Bälle abschirmt.

Es wird interessant zu sehen, ob Belfodil und Jovetic ihr Pensum in der englischen Woche durchhalten könne, war doch gerade die Fitness eine der Problemzonen beim Stürmerduo. Doch selbst wenn sie nicht die Kraft haben sollten, macht sich Korkut keine Sorgen. Passend zu seiner bisherigen Marschroute schaut er lieber auf das Positive. Und stellt dabei klar: Mit Piatek und Selke, der gegen Bielefeld sein erstes Bundesligator der laufenden Saison schoss, habe man Stürmer auf hohem Niveau, die man einwechseln könne.

Der fordernde Gegner aus Mainz

Dass der Gegner aus Rheinland-Pfalz eine, zumindest gefühlt, sehr starke Saison spielt, ist natürlich auch vor den Augen von Korkut nicht verborgen geblieben. Sie würden mit hoher Intensität und schnellem Umschaltspiel sowohl nach vorne als auch nach hinten auf jeden Fall eine Herausforderung für die Berliner werden.

Gleichzeitig betont er, dass man um die eignen Stärken wisse und mit Sicherheit auch die Mainzer selbst fordern könne. Mit Blick auf die Tabelle könnte er Recht behalten. Obwohl Mainz gefühlt eine deutlich stärkere Saison als die Hertha abliefert, sind es gerade mal drei Punkte, die zwischen uns und dem Tabellenachten liegen. Und nach dem Sieg gegen Bielefeld ist das Selbstvertrauen in der Mannschaft gewachsen.

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(Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Korkut meint: „Es gibt keinen Ersatz für Siege“. Wichtig sei aber, dass man im kommenden Spiel von der ersten Sekunde an das Selbstvertrauen weiter erarbeite. Es wird sich zeigen, ob die Mannschaft dieses Selbstvertrauen zeigt und nutzen kann oder ob sich der Faden der letzten Monate und Jahre durchzieht und man nach ein bis zwei überzeugenden Spielen wieder unerklärlich schlecht spielt. Sollte man in Mainz mindestens einen Punkt mitnehmen, dürfte Korkut sich in seinem Ansatz, auf die Stärken des Kaders zu setzen und weniger auf das Negative zu achten, erneut bestätigt fühlen.

Und vielleicht findet er spätestens nach dem Spiel gegen Dortmund am kommenden Samstag dann auch die Zeit, sich das weihnachtliche Berlin etwas anzuschauen und in dieser Stadt endgültig anzukommen.

Es fehlen: Rune Jarstein, Lukas Klünter, Peter Pekarik
Das Spiel ist am Dienstag um 20:30 live auf sky zu sehen.

[Titelbild: Matthias Kern/Getty Images]

Hertha BSC – Arminia Bielefeld: Drei Schlüsselduelle

Hertha BSC – Arminia Bielefeld: Drei Schlüsselduelle

Das verflixte zweite Jahr. Für viele Aufsteiger ist es das Schwerste. Auch für die Bielefelder, die in der vergangenen Saison am letzten Spieltag den Klassenerhalt sicherten, scheint es ein langes Jahr zu werden. Derzeit steht das Team von Trainer Frank Kramer auf Abstiegsplatz 17. Dass man nach zehn sieglosen Spielen zu Saisonbeginn allerdings derzeit wieder Anschluss an die Plätze außerhalb der Abstiegszone hält, liegt an einer Trendwende ab dem 11. Spieltag, die eng mit einer Systemumstellung verknüpft ist.

Schlüsselduell 1: Wimmer und Okugawa gegen Plattenhardt und Pekarik

Bielefeld startete in einem klassischen 4-4-2 in die Saison und reagierte auf die ersten sieglosen Spiele mit einem 4-2-3-1. Weil man weiterhin sieglos blieb, probierte Kramer ein defensiv kompakteres 3-5-2. Auch das System sorgte nicht für die gewünschte Stabilität, sodass man zum 4-2-3-1 zurückkehrte. In diesem System scheint sich Bielefeld inzwischen gefunden zu haben.

Zwei Schlüsselspieler im System sind die offensiven Außenspieler. Auf der linken Seite ist Masaya Okugawa gesetzt, rechts Patrick Wimmer. Beide Spieler trumpfen derzeit auf, haben ihre Stärken in Eins-gegen-eins. Besonders viel Gefahr geht von Wimmer aus, der in der aktuellen Spielzeit 0,22 expected Assists auf 90 Minuten vorweist – ein Wert, den im eigenen Team und auch bei Hertha niemand überbieten kann. Okugawa kommt entgegen Wimmer auch über die eigene Torgefahr. Drei Tore erzielte er bisher, ein Weiteres hat er vorgelegt. Erst zehn Tore hat Bielefeld in der Liga geschossen, was den Wert der vier Scorer Okugawas unterstreicht.

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(Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Gegen die beiden spielstarken Offensivspieler werden Herthas Außenverteidiger Peter Pekarik und Marvin Plattenhardt gefordert sein. Wichtig wird aber auch die Unterstützung der offensiven Außenspieler sein. Insbesondere Myziane Maolida, falls er wieder starten sollte, muss sich hier steigern und Plattenhardt unterstützen, denn auf ihrer Seite ist mit Wimmer Bielefelds Unterschiedsspieler. Über die rechte Seite liefen bis dato 39 Prozent der Bielefelder Angriffe.


Tayfun Korkut startete als neuer Hertha-Trainer mit einem wilden Unentschieden gegen VfB Stuttgart. Wieder konnten die Berliner nach starker Aufholjagd nicht gewinnen. Platzt gegen die Arminia aus Bielefeld endlich der Knoten? Unsere drei Thesen zum Spiel.


Schlüsselduell 2: Jovetic und Belfodil gegen Pieper

Er zählte zu den Shootingstars der letzten Saison und wurde im Sommer als Stammspieler mit der Deutschen U21-Nationalmannschaft Europameister: Bielefelds Innenverteidiger Amos Pieper. Doch in dieser Saison schleichen sich immer wieder Unkonzentriertheiten und Fehler in das Spiel Piepers ein.

Etwa beim Gastspiel in Köpenick beim 1. FC Union, als er beim 1:0-Siegtreffer der Unioner gegen Sheraldo Becker nicht entschlossen genug verteidigte. Oder bei der 1:2-Niederlage in Mainz, als der Mainzer Siegtreffer infolge eines verunglückten Rückpasses von Pieper auf seinen Torhüter Stefan Ortega folgte. Auch beim 2:2 gegen den VfL Wolfsburg war er am entscheidenden Gegentor beteiligt, als er unter Bedrängnis im Aufbauspiel einen Fehlpass spielte.

Erfahrene Spieler wie Stevan Jovetic oder Ishak Belfodil können solche Fehler erzwingen. In den richtigen Momenten Druck auszuüben, kann ein Mittel sein, um die Bielefelder Hintermannschaft zu knacken, ohne vorher eigens das Spiel aufbauen zu müssen.

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(Photo by Frederic Scheidemann/Getty Images)

Auch im gegnerischen Tempodribbling offenbarte die Bielefelder Viererkette in dieser Saison Schwächen, gerade Jovetic kann hier mutig vorangehen und über eine Einzelaktion zum Torabschluss kommen. Trotz der aufgezählten Fehler sei auch vor der Qualität von Pieper gewarnt, 102 gegnerische Pässe hat er in dieser Saison bereits in der eigenen Hälfte abgefangen – Ligahöchstwert.

Schlüsselduell 3: Serdar gegen Prietl

Will man Bielefeld aus dem Spiel heraus im Zentrum knacken, muss Hertha dabei an Kapitän Manuel Prietl vorbei. Der 30-Jährige hat in dieser Saison noch keine Minute verpasst und ist besonders defensiv extrem wichtig. Prietl macht ligaweit die zweitmeisten Tacklings, gewinnt dabei die viertmeisten. Wird beispielsweise Suat Serdar also wiederkommen und im Zentrum spielen, sollte er auf Prietl ganz besonders achten. Hier müsste er auf die Unterstützung seiner spielstarken Mitspieler wie Jovetic oder Belfodil setzen, um das Bielefelder Zentrum spielerisch auszuhebeln.

(Photo by Matthias Kern/Getty Images)

Ferner muss Hertha im Zentrum auch defensiv immer aufmerksam bleiben. Bei aller angesprochenen Torgefahr, die Bielefeld von den Flügeln ausstrahlen kann, bleibt festzuhalten, dass sie in Summe die torungefährlichste Mannschaft der Liga sind. Ein Grund dafür ist, dass die Arminen im Angriffsspiel mitunter hektisch werden und früh zum Abschluss kommen. Durchschnittlich schießen sie aus 18 Metern aufs Tor, einen höheren Wert weist kein Bundesligist auf. Es wird also im defensiven Mittelfeld Herthas wichtig, die Bielefelder in Szenen zu bringen, wo sie ohne große Chance auf einen Torerfolg zum Abschluss kommen müssen.

Ein Schlüsselduell im zentralen Mittelfeld könnte hier Alessandro Schöpf gegen Santiago Ascacibar lauten, doch stellvertretend für die entscheidenden Momente im Mittelfeld haben wir uns für das Duell Serdar gegen Prietl entschieden.

[Titelbild: Filip Singer – Pool/Getty Images]

Hertha vs. Bielefeld: Wie Korkut wirken will

Hertha vs. Bielefeld: Wie Korkut wirken will

Am kommenden Wochenende steht Tayfun Korkuts zweites Bundesligaspiel als Hertha-Trainer an. Als erste systematische Veränderung zeichnet sich ab, dass Korkut dauerhaft mir zwei Spitzen spielen lassen will. Ziel ist es, Herthas Offensive neues Leben einzuhauchen. Im zentralen Mittelfeld geht dadurch aber ein Platz verloren. Das kann gut gehen, muss es aber nicht.

Serdar & Tousart zurück: Stau im zentralen Mittelfeld

Was seine Strategien und Taktiken betrifft, will sich Tayfun Korkut weiterhin nicht in die Karten schauen lassen. Auch vor seinem zweiten Hertha-Spiel (am kommenden Samstag im Olympiastadion um 15:30 Uhr gegen Arminia Bielefeld) wollte sich Herthas neuer Trainer nicht genauer dazu äußern, welche Spieler er in welcher Formation auf den Platz schicken wird. Dass Suat Serdar und Lucas Tousart nun wieder fit sind, eröffnen Korkut „Optionen“ – ob einer von beiden oder sogar beide Spielen, dazu wollte er sich aber nicht äußern.

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Eines scheint sich aber jetzt schon abzuzeichnen: In Herthas zentralem Mittelfeld scheint nun regelmäßig ein Platz weniger verfügbar zu sein. Denn: Korkut schickt seine Mannschaften fast traditionell mit zwei Stürmern auf den Platz. Im Stuttgart-Spiel starteten Ishak Belfodil und Stevan Jovetic gemeinsam im Sturm. Beide machten ein gutes Spiel, beide sorgten dafür, dass Hertha schlichtweg mehr Szenen im gegnerischen Strafraum hatte.

Genau das hatten die Blau-Weißen auch bitter nötig: Hertha hatte bislang die wenigsten Strafraumszene der Liga und hat mit 15 Treffern eine der schlechtesten Torausbeuten vorzuweisen. Und so kommt Korkut völlig richtig zu dem Schluss, dass man nicht einfach nur Ballbesitz habe, sondern auch „gefährlichen Ballbesitz“.


Pal Dardai musste erneut gehen. Doch er und Hertha BSC gehören einfach zusammen – das zeigt seine gesamte Vita. Wir blicken zurück.


Korkut muss das 4-4-2 defensiv stabiler kriegen

Korkuts Offensivkonzept geht aber zulasten der defensiven Stabilität. Denn: Durch den zweiten Stürmer hat ein zentraler Mittelfeldspieler weniger Platz in der Startelf. Gegen Stuttgart spielten Vladimir Darida und Santiago Ascacibar im zentralen Mittelfeld.

Unter Dardai wäre dann noch ein weiterer, offensiver Platz offen gewesen, den oftmals Suat Serdar einnahm. Bleibt Korkut bei seiner Zwei-Stürmer-Taktik, muss also entweder einer der beiden „Sechser“ für Serdar weichen oder Hertha spielt weiterhin mit zwei defensiven, zentralen Mittelfeldspielern (zum Beispiel Tousart/Ascacibar) und verzichtet auf Serdar – aufgrund dessen Klasse ist dies aber recht unwahrscheinlich.

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(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

In jedem Fall bringt diese Taktik auch ein gewisses Risiko mit sich: Denn die Unterbesetzung in der Zentrale könnte in mangelnder Kompaktheit und Stabilität resultieren. Genauso ist es auch im Stuttgart-Spiel passiert: Hertha wurde zweimal eiskalt ausgekontert und hatte in der Mitte wenig Gegenwehr zu bieten.

Eine Möglichkeit, dieses Problem anzugehen, wäre ein Formationswechsel. Korkut hat in der Vergangenheit nicht nur das flache 4-4-2 spielen lassen, sondern auch in einer Raute aufgestellt. Damit schafft man zum einen mehr defensive Stabilität, zum anderen würden auch gleich mehrere zentrale Mittelfeldspieler in diesem System Platz finden. Dafür müsste Hertha die offensiven Flügelspieler aufgeben, die in dieser Saison aber ohnehin eine Schwachstelle darstellen, zumal ein Marco Richter auch als Halbstürmer fungieren kann.

Gegen Bielefeld: Zwischen Geduld und Zielstrebigkeit

Korkut sagte auf der Pressekonferenz am Donnerstag, dass diese „defensiven Schwierigkeiten“ in dieser Woche thematisiert worden seien. Wie genau er mit seinen Spielen über die Abwehrschwächen gesprochen habe, wollte er aber wieder nicht verraten und flüchtete sich in Allgemeinplätze: „Es geht darum, dass wir uns aufeinander verlassen können. Wir müssen die Fehler aus unserem Spiel verbannen“, so Herthas neuer Coach.

Korkut geht jedenfalls davon aus, dass Hertha ein „sehr unbequemer Gegner“ erwarte, der kompakt und leidenschaftlich verteidige. Man müsse geduldig und zielstrebig zugleich sein, so Korkut. Damit dürfte Korkut richtig liegen. Denn Bielefeld hat zwar erst 10 Tore erzielt – aber auch erst 20 kassiert. Insofern ist Herthas neue Doppelspitze am Wochenende gefragt.

[Titelbild: Alexander Hassenstein/Getty Images]