Hertha BSC – Arminia Bielefeld: Drei Schlüsselduelle

von Dez 11, 2021

Das verflixte zweite Jahr. Für viele Aufsteiger ist es das Schwerste. Auch für die Bielefelder, die in der vergangenen Saison am letzten Spieltag den Klassenerhalt sicherten, scheint es ein langes Jahr zu werden. Derzeit steht das Team von Trainer Frank Kramer auf Abstiegsplatz 17. Dass man nach zehn sieglosen Spielen zu Saisonbeginn allerdings derzeit wieder Anschluss an die Plätze außerhalb der Abstiegszone hält, liegt an einer Trendwende ab dem 11. Spieltag, die eng mit einer Systemumstellung verknüpft ist.

Schlüsselduell 1: Wimmer und Okugawa gegen Plattenhardt und Pekarik

Bielefeld startete in einem klassischen 4-4-2 in die Saison und reagierte auf die ersten sieglosen Spiele mit einem 4-2-3-1. Weil man weiterhin sieglos blieb, probierte Kramer ein defensiv kompakteres 3-5-2. Auch das System sorgte nicht für die gewünschte Stabilität, sodass man zum 4-2-3-1 zurückkehrte. In diesem System scheint sich Bielefeld inzwischen gefunden zu haben.

Zwei Schlüsselspieler im System sind die offensiven Außenspieler. Auf der linken Seite ist Masaya Okugawa gesetzt, rechts Patrick Wimmer. Beide Spieler trumpfen derzeit auf, haben ihre Stärken in Eins-gegen-eins. Besonders viel Gefahr geht von Wimmer aus, der in der aktuellen Spielzeit 0,22 expected Assists auf 90 Minuten vorweist – ein Wert, den im eigenen Team und auch bei Hertha niemand überbieten kann. Okugawa kommt entgegen Wimmer auch über die eigene Torgefahr. Drei Tore erzielte er bisher, ein Weiteres hat er vorgelegt. Erst zehn Tore hat Bielefeld in der Liga geschossen, was den Wert der vier Scorer Okugawas unterstreicht.

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(Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Gegen die beiden spielstarken Offensivspieler werden Herthas Außenverteidiger Peter Pekarik und Marvin Plattenhardt gefordert sein. Wichtig wird aber auch die Unterstützung der offensiven Außenspieler sein. Insbesondere Myziane Maolida, falls er wieder starten sollte, muss sich hier steigern und Plattenhardt unterstützen, denn auf ihrer Seite ist mit Wimmer Bielefelds Unterschiedsspieler. Über die rechte Seite liefen bis dato 39 Prozent der Bielefelder Angriffe.


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Schlüsselduell 2: Jovetic und Belfodil gegen Pieper

Er zählte zu den Shootingstars der letzten Saison und wurde im Sommer als Stammspieler mit der Deutschen U21-Nationalmannschaft Europameister: Bielefelds Innenverteidiger Amos Pieper. Doch in dieser Saison schleichen sich immer wieder Unkonzentriertheiten und Fehler in das Spiel Piepers ein.

Etwa beim Gastspiel in Köpenick beim 1. FC Union, als er beim 1:0-Siegtreffer der Unioner gegen Sheraldo Becker nicht entschlossen genug verteidigte. Oder bei der 1:2-Niederlage in Mainz, als der Mainzer Siegtreffer infolge eines verunglückten Rückpasses von Pieper auf seinen Torhüter Stefan Ortega folgte. Auch beim 2:2 gegen den VfL Wolfsburg war er am entscheidenden Gegentor beteiligt, als er unter Bedrängnis im Aufbauspiel einen Fehlpass spielte.

Erfahrene Spieler wie Stevan Jovetic oder Ishak Belfodil können solche Fehler erzwingen. In den richtigen Momenten Druck auszuüben, kann ein Mittel sein, um die Bielefelder Hintermannschaft zu knacken, ohne vorher eigens das Spiel aufbauen zu müssen.

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(Photo by Frederic Scheidemann/Getty Images)

Auch im gegnerischen Tempodribbling offenbarte die Bielefelder Viererkette in dieser Saison Schwächen, gerade Jovetic kann hier mutig vorangehen und über eine Einzelaktion zum Torabschluss kommen. Trotz der aufgezählten Fehler sei auch vor der Qualität von Pieper gewarnt, 102 gegnerische Pässe hat er in dieser Saison bereits in der eigenen Hälfte abgefangen – Ligahöchstwert.

Schlüsselduell 3: Serdar gegen Prietl

Will man Bielefeld aus dem Spiel heraus im Zentrum knacken, muss Hertha dabei an Kapitän Manuel Prietl vorbei. Der 30-Jährige hat in dieser Saison noch keine Minute verpasst und ist besonders defensiv extrem wichtig. Prietl macht ligaweit die zweitmeisten Tacklings, gewinnt dabei die viertmeisten. Wird beispielsweise Suat Serdar also wiederkommen und im Zentrum spielen, sollte er auf Prietl ganz besonders achten. Hier müsste er auf die Unterstützung seiner spielstarken Mitspieler wie Jovetic oder Belfodil setzen, um das Bielefelder Zentrum spielerisch auszuhebeln.

(Photo by Matthias Kern/Getty Images)

Ferner muss Hertha im Zentrum auch defensiv immer aufmerksam bleiben. Bei aller angesprochenen Torgefahr, die Bielefeld von den Flügeln ausstrahlen kann, bleibt festzuhalten, dass sie in Summe die torungefährlichste Mannschaft der Liga sind. Ein Grund dafür ist, dass die Arminen im Angriffsspiel mitunter hektisch werden und früh zum Abschluss kommen. Durchschnittlich schießen sie aus 18 Metern aufs Tor, einen höheren Wert weist kein Bundesligist auf. Es wird also im defensiven Mittelfeld Herthas wichtig, die Bielefelder in Szenen zu bringen, wo sie ohne große Chance auf einen Torerfolg zum Abschluss kommen müssen.

Ein Schlüsselduell im zentralen Mittelfeld könnte hier Alessandro Schöpf gegen Santiago Ascacibar lauten, doch stellvertretend für die entscheidenden Momente im Mittelfeld haben wir uns für das Duell Serdar gegen Prietl entschieden.

[Titelbild: Filip Singer – Pool/Getty Images]

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Bruno Sellschopp

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