BVB – Hertha: Drei Schlüsselduelle

BVB – Hertha: Drei Schlüsselduelle

Die tabellarische Situation ist vor dem 34. Spieltag aus Hertha-Sicht klar und zugleich trügerisch. Bei einem Punktgewinn ist der Klassenerhalt sicher, genauso wenn der VfB Stuttgart nicht dreifach punktet. Vorteil VfB: Ein Heimspiel gegen den 1. FC Köln ist auf dem Papier zumindest die leichtere Aufgabe als ein Gastspiel beim BVB. Auf welche Duelle es im Signal-Iduna-Park ankommen kann, damit Hertha sein Schicksal in die eigene Hand nimmt, und die Klasse ohne ständigen Blick nach Stuttgart hält, lest ihr hier.

Für den BVB geht eine unruhige Saison zu Ende. Zunächst das Aus in der Champions League trotz leichter Gruppe, dann das Aus in der Europa League gegen den späteren Finalisten Glasgow Rangers. Im Pokal scheiterten die Schwarz-Gelben an Zweitligist St. Pauli. Das Meisterschaftsrennen in der Liga konnten sie nie offen halten.

Dazu die ständige Transferposse um Starstürmer Erling Haaland, der in Manchester City nun endlich einen Verein für die kommende Saison gefunden hat. Generell dürfte der Sommer in Dortmund einiges hergeben. Mit Niklas Süle, Nico Schlotterbeck und Karim Adeyemi wurden immerhin schon drei namhafte Transfers eingetütet.

Dem Saisonabschluss wird bei Borussia Dortmund also entgegengefiebert. Und nach dem etwas blamablen 3:4 im letzten Heimspiel gegen den VfL Bochum dürfte es den Spielern wohl auch daran liegen, sich mit einem Erfolgserlebnis in die Sommerpause oder gar vom Verein zu verabschieden.

Marcel Lotka: Gegen den BVB zwangsläufig im Fokus

Einer, der den BVB-Spielern den Abschied in die spielfreie Zeit vermiesen könnte, ist mit Keeper Marcel Lotka einer, der im kommenden Jahr womöglich ihr Teamkollege sein könnte. Dass der HerthaBASE-Herthaner des Monats April am Sonnabend zwangsläufig im Mittelpunkt stehen wird, steht außer Frage.

Keeper Marcel Lotka spielt aktuell bei Hertha BSC, könnte ab Sommer aber für den BVB auflaufen.
(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Und das nicht wegen seines Patzers zuletzt gegen Mainz 05. Dass Lotka es besser kann, hat er in den Wochen davor mehrfach bewiesen. Vielmehr wegen des drohenden Rechtsstreits zwischen beiden Vereinen um seine Person. Als er bei Hertha sportlich keine Perspektive hatte, unterschrieb Lotka, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, einen Kontrakt bei Dortmund. Primär für die zweite Mannschaft gedacht. Weil Lotka, als die anderen Torhüter ausfielen, dann aber mit guten Leistungen auf sich aufmerksam machte, zog Hertha eine Klausel, die seinen Vertrag in der Hauptstadt über den Sommer hinaus verlängerte.

Wie die Rechtsfrage ausgeht, ist offen. Fakt ist: Beim Aufeinandertreffen beider Teams werden die Augen auf ihn gerichtet sein. Für einen 20-Jährigen eine anspruchsvolle Aufgabe. Doch Lotka strahlte, seit er die Chance bei den Hertha-Profis bekam, auch mental die nötige Reife aus.

Gegen den BVB wird er nicht nur mental, sondern allen voran sportlich gefragt sein. Mit durchschnittlich 13,3 Versuchen pro 90 Minuten gibt Dortmund die viertmeisten Schüsse der Liga ab.

Zeigt sich Lotka von den Diskussionen um seine Person und dem Patzer aus der vergangenen Woche unbeeindruckt, kann er eine wichtige Grundlage bilden, damit Hertha zumindest einen Punkt holt.

Santiago Ascacibar und Lucas Tousart: Das Zentrum dicht halten

Während die Dortmunder bei den abgegebenen Torschüssen noch ganz oben dabei sind, sind sie in einer anderen Rubrik Vorletzter: Bei den geschlagenen Flanken aus dem Spiel. Kein Grund zur Sorge für den BVB, denn das Zentrum ist außergewöhnlich stark besetzt. Hier muss Hertha präsent sein.

Bereits auf der Sechs ist Dortmund mit Jude Bellingham extrem spielstark. Der Engländer ist im Spiel durchschnittlich 65,5 Mal am Ball. Dabei kommt er auf einen überragenden Wert von 3,2 schusskreierenden (top 15% im Ligavergleich) und sogar 0,6 torkreierenden Aktionen (top 5%). Auch die expected Assists pro 90 Minuten Bellinghams (0,15) unterstreichen seine für einen Sechser außergewöhnliche Torgefahr. Ihm immer wieder Druck zu geben, wird nicht alleine Aufgabe der beiden Sechser Herthas sein, hier müssen schon die Offensiven mithelfen.

Im Hinspiel besiegte Hertha den BVB mit 3:2.
(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Denn mit Marco Reus und Julian Brandt werden Lucas Tousart und Santiago Ascacibar zwei weitere, sehr spielstarke Gegenspieler haben. Brandt ist mit neun Saisontoren (dazu acht Assists) nicht nur Dortmunds zweitbester Torschütze, vielmehr ist er eine wichtige Anlaufstelle im Offensivspiel. Sein Wert von 5,43 progressiven Pässen auf 90 Minuten ist ein top-3% in der Liga. 3,17 Pässe spielt er ins letzte Drittel (top 6%). Gibt man Brandt zu viel Raum, weiß er ihn zu nutzen. Durchschnittlich bereitet er pro Spiel zwei Torschüsse direkt vor. Hieran gilt es ihn zu hindern.

Rein von den Statistiken kann Reus zwar nicht bei allem mithalten, doch seine Spielstärke ist unbestritten. Auch er spielt 3,06 Pässe ins letzte Drittel, bereitet 1,9 Torschüsse vor und weiß mit 0,93 torkreierenden Aktionen (top 4%) definitiv zu überzeugen.

Schwere Aufgaben für Tousart, der sich immerhin in einem Formhoch zu befinden scheint, und Ascacibar, der sich gegenüber seinem Auftritt gegen Mainz 05 steigern muss.

Offensive Flügel: Mehr Mut gefragt

Bei allem Lob für die starke BVB-Offensive, die Hintermannschaft kann in dieser Spielzeit nicht mithalten. 51 Gegentore kassierte Dortmund in dieser Saison bereits, die zweitmeisten in der oberen Tabellenhälfte. Besonders gegen Bochum fiel zuletzt wieder auf: Über die Flügel ist der BVB extrem anfällig.

Linksverteidiger Raphael Guerreiro mag offensiv zu den stärksten der Liga gehören, doch defensiv mangelt es an vielem. Nur 9,87 Mal übt er pro Spiel im Durchschnitt Druck aus (schwächste 5% im Ligavergleich) und das nur 3,01 Mal erfolgreich (ebenfalls schwächste 5%). Auch seine Werte von nur 1,48 Blocks und 2,22 Tackles unterstreichen, dass er defensiv nicht seine Stärken hat. 

Etwas besser sehen die Werte bei Rechtsverteidiger Felix Passlack aus, der in dieser Spielzeit allerdings erst auf 472 gespielte Minuten kommt. An seiner Stelle könnte auch Ex-Herthaner Marius Wolf spielen, dessen Statistiken im Defensivbereich sich ähnlich wie die Guerreiros lesen. Zwar übt er 18,79 Mal Druck aus, doch kommt auch nur auf 1,46 Tackles, 1,46 Blocks und gerade einmal 0,44 klärende Aktionen.

Myziane Maolida könnte aufgrund seiner Position gegen den BVB zur Alternative werden.
(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Die Dortmunder Defensive auf den Außen zu beschäftigen, könnte Hertha also zu Chancen bringen. Denn sich alleine auf die Defensive zu konzentrieren, wäre gegen die zweitbeste Offensive der Liga naiv.

Hier scheint Felix Magath jedoch über seinen Schatten springen zu müssen, zuletzt ließ der Hertha-Trainer mit Suat Serdar und Vladimir Darida zwei zentrale Spieler auf den Außen beginnen. Stattdessen könnten Maximilian Mittelstädt und Myziane Maolida (oder ein fitter Marco Richter) ernsthafte Alternativen darstellen, um den BVB zu knacken.

[Titelbild: Boris Streubel/Getty Images]

BVB – Hertha BSC: Letzte Runde

BVB – Hertha BSC: Letzte Runde

Nach dem verpassten Punktgewinn im Heimspiel gegen Mainz sowie dem anschließenden Unentschieden zwischen dem FC Bayern und dem VfB Stuttgart muss Hertha am letzten Spieltag doch noch einmal um den Ligaverbleib zittern. Im Spiel beim BVB wird die Alte Dame dabei von 4.200 mitreisenden Herthaner:innen unterstützt werden, um den Klassenerhalt zu sichern.

Unser Artikel zur Pressekonferenz vor dem Spiel.

Krankheitswelle dünnt Hertha-Kader aus

Nachdem unter der Woche bereits zu vernehmen war, dass sich Davie Selke im Training leicht verletzt hatte, ließ sich Trainer Felix Magath nicht nehmen, zu Beginn der Pressekonferenz zunächst einmal die Personallage zu referieren. So stehen neben den verletzten Alexander Schwolow, Lukas Klünter, Dong-jun Lee und Kelian Nsona auch die erkrankten Linus Gechter, Niklas Stark und Anton Kade nicht zur Verfügung. Die angeschlagenen Spieler um Marton Dárdai, Stevan Jovetic, Marvin Plattenhardt und eben Selke sind wieder fit. Gleiches gilt für die zwischenzeitlich ebenfalls erkrankten Myziane Maolida sowie Kapitän Dedryck Boyata. Angesprochen auf die sich häufenden Erkrankungen verrät Magath: „”Das sind alles Erkältungskrankheiten. Es sieht so als hätte der eine mal den anderen angesteckt.“ Ob es sich dabei eventuell sogar um Covid-Erkrankungen handeln könnte, umschifft er dabei geschickt.

(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Vielmehr beschäftigt er sich mit seinem Kader für das anstehenden Spiel. „Ich habe mir Anfang der Woche ein paar Sorgen gemacht“, so Magath angesichts der Erkrankungen von Linus Gechter, Niklas Stark und Dedryck Boyata mit Hinblick auf die Besetzung der Innenverteidigung, „aber Dedryck macht mittlerweile wieder einen guten Eindruck. Er will unbedingt spielen und ich gehe davon aus, dass er mit von der Partie ist.“

In der Offensive hingegen stehen Magath neben dem wiedergenesenen Stevan Jovetic mit Ishak Belfodil und voraussichtlich auch Davie Selke nunmehr alle nominellen Mittelstürmer zur Verfügung. Man habe im Sturm jetzt eine sehr gute Situation. Jovetic sei nach seiner Verletzungspause zwar noch nicht bereit für 90 Minuten, aber einsatzbereit und gut in Form. „Ich kann aus dem Vollen schöpfen!“, freut sich Herthas Trainer.

Lotka nach BVB-Wechselposse und Patzer im Fokus

Ein besonderer Fokus dürfte derweil auch auf dem jungen Torhüter Marcel Lotka liegen. Dessen Sommertransfer ausgerechnet zum BVB schien bereits beschlossene Sache. Magath lässt aber trotz der ungeklärten Situation und des folgenschweren Patzers keine Zweifel an seinem polnischen Schlussmann aufkommen. Gedanken an einen Torwartwechsel angesichts der Situation des Keepers schiebt er einen Riegel vor: „Auf gar keinen Fall! Dass auch er mal einen Fehler macht, ist doch völlig normal. Er hat den Fehler schon während des Spiels gut weggesteckt“, zeigt sich Magath weiterhin begeistert von Lotka, „Ich habe vollstes Vertrauen in Marcel und er genießt auch das Vertrauen der Mannschaft. Es gibt hier niemanden, der anzweifeln würde, dass er momentan unsere Nummer Eins ist.“

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(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Somit dürften sich bis auf den voraussichtlich zur Verfügung stehenden Plattenhardt auf der Linksverteidiger-Position sowie einem möglichen Einsatz des genesenen Marco Richter keine weiteren Änderungen in der Startelf ergeben.

Klassenerhalt oder Relegation? Magath ist vorbereitet

Dem kommenden Gegner blickt Magath mit gebührendem Respekt entgegen: „Wir spielen am Samstag gegen den Vizemeister, die zweitbeste Mannschaft in Deutschland. Natürlich ist Borussia Dortmund klarer Favorit. Wir wollen uns so gut und so teuer wie möglich verkaufen.“ Nach dem Erreichen des Minimalziels mit der Vermeidung des direkten Abstiegs wolle man nun auch den direkten Klassenerhalt erreichen. „Wir haben wieder die Stimmung, dass wir uns auch zutrauen, in Dortmund etwas zu erreichen. Und mit dieser Gewissheit, dass wir 90 Minuten kämpfen können, fahren wir auch dahin“, ist Magath zuversichtlich.

Mit Blick auf den Abstiegskonkurrenten Stuttgart und dessen um die Europa League-Teilnahme kämpfenden Gegner Köln möchte Magath sich nicht auf andere verlassen: „Es hilft nicht, wenn ich mir irgendwas ausmale. Wir kümmern uns nur um uns. Wir müssen alles dafür tun, dass wir aus Dortmund auch etwas mitnehmen.“

(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Nichtsdestotrotz ist Magath auch auf alle Eventualitäten vorbereitet: „Ich plane immer noch mit der Relegation. Ich muss damit planen, weil das eine Möglichkeit ist. Und darauf bin ich selbstverständlich vorbereitet.“ Eine solche Relegation könnte den Hertha-Trainer an alte Wirkungsstätte führen. Zurzeit liegt der Hamburger SV in Liga Zwei auf dem Relegationsrang. „Ich habe in dieser Saison viele Zweitliga-Spiele gesehen, vor allem vom Hamburger Sportverein – zufällig!“, verrät Magath eine Vorliebe für seinen Ex-Verein. Natürlich habe er auch Darmstadt öfters gesehen. „Als Fußballfan habe ich am Wochenende um die Uhrzeit selten andere Termine“, fügt er dabei schmunzelnd hinzu.

Für den Fall der Fälle betont Magath, sei das Saisonziel Klassenerhalt eben auch über die Relegation noch zu erreichen: „Natürlich freue ich mich auf die beiden Relegationsspiele und auch auf den Vergleich mit einer Spitzenmannschaft der Zweiten Liga.“ Doch zunächst gilt der Fokus nur dem BVB-Spiel: „Nervös? Ich bin immer nervös vor Spielen. Das gehört für mich dazu“, führt Magath aus und liefert den Grund direkt hinterher: „Ich will immer gewinnen.“

Na dann – auf geht’s Hertha, Kämpfen und Siegen!

[Titelbild: Daniel Kopatsch/Getty Images]

Herthaner im Fokus: Starker und versöhnlicher Jahresabschluss

Herthaner im Fokus: Starker und versöhnlicher Jahresabschluss

Mit Kampf und Leidenschaft verabschiedet sich Hertha BSC aus dem Jahr 2021 und kann ein entspanntes Weihnachten feiern. Trotz großer Verletzungssorgen besiegte die Alte Dame Borussia Dortmund und das sehenswert und mit enormen Offensivdrang.

Große Rotation gegen den BVB

Im Vergleich zur 0:4-Pleite in Mainz rotierten sechs Spieler aus der Startelf von Trainer Korkut. Suat Serdar (Knie), Dedryck Boyata (Achillessehne) und Stevan Jovetic (Wade) fehlten verletzungsbedingt.

Marvin Plattenhardt. Deovaysio Zeefuik und Lucas Tousart wurden aus Leistungsgründen nicht aufgestellt, durften aber auch gegen Borussia Dortmund im Laufe des Spiels Minuten sammeln. Mit Kevin-Prince Boateng (Knie) fehlte eine weitere Führungsfigur verletzungsbedingt.

Doch den Verlust der Leitwölfe für dieses Spiel konnte der Rest des Teams eindrucksvoll auffangen. Wir schauen in unserer Analyse auf die Torschützen, Spieler, die von Tayfun Korkut erstmalig oder wieder Vertrauen bekamen und auf die Abteilung Kreativität.

Ishak Belfodil: Fit und mit Spielpraxis aus der Startelf nicht zu verdrängen

Für Ishak Belfodil war das Spiel gegen Borussia Dortmund das Ende eines großen Kampfes gegen sein Pech im Spiel und der bitteren Schiedsrichterentscheidungen. Aber vor allem war es von ihm hart erarbeitet und nach all den wirklich starken Spielen in den letzten Wochen für Hertha auch redlich verdient. In den 87 Minuten, die er auf dem Feld stand, lief Belfodil fast zehn Kilometer, was für einen Stürmer eine beachtenswerte Strecke ist.

Er änderte nicht viel an seinem Stil der letzten Spiele, was auch gar nicht nötig war. Er verteilte wieder einmal viele Bälle, brachte 17 seiner 22 Pässe an den Mitspieler und setzte schon nach sechs Minuten Jurgen Ekkelenkamp mustergültig in Szene, der allerdings an Marvin Hitz scheiterte.

Nach 15 Minuten hatte man allerdings schon wieder den Eindruck, die Hertha würde weiterhin vom Pech verfolgt und Ishak Belfodil wäre die Personifikation dessen. Bei Myziane Maolidas Tor stand er hauchdünn im Abseits, womit mal wieder ein Abseitstor der Berliner aberkannt wurde.

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(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Doch seinen goldenen Moment sollte er in der 51. Spielminute bekommen. Von Vladimir Darida steil geschickt und das Laufduell gegen Axel Witsel gewinnend spitzelte er den Ball an Hitz vorbei ins Tor und brachte die Hertha auch vom Spielstand her zurück in die Partie. Sein erstes Bundesligator für die Blau-Weißen war damit endlich geschossen.

Auch in der 69. Minute beim Treffer zum 3:1 konnte der Algerier sich aktiv beteiligen. Zwar scheiterte er freistehend vor Hitz mit einem Volley, doch der wuchtige Schuss war die ideale Vorlage für den anstürmenden und abstaubenden Marco Richter. Ein Tor und eine Torvorlage sind die nächsten zählbaren Beiträge von Ishak Belfodil.

Marco Richter: Mit Gefühl und Gewalt das Spiel entschieden

Gegen Mainz zunächst auf der Bank sitzend konnte Marco Richter heute wieder von Anfang an die rechte Seite der Berliner beackern. Er und Pekarik sorgten für viel Sicherheit. Seine Angriffsbemühungen waren in der ersten Halbzeit aber nur selten erfolgreich. Er spielte zunächst Fehlpässe, wurde von der Dortmunder Verteidigung lange aus dem Spiel genommen und konnte nur wenig zählbares rausholen. Er gewann in seinen 72 Minuten Spielzeit die Hälfte seiner Zweikämpfe.

Auch wenn die zweite Halbzeit nicht viel auffälliger von ihm war, avancierte Richter, der seine Beidfüßigkeit erfolgreich unter Beweis stellte, zum entscheidenden Mann auf dem Feld. In der 57. Minute schlenzte er mit dem rechten Fuß vom rechten Strafraumeck den Ball ins lange Eck, nachdem er vom schlau mitdenkenden Maolida in Szene gesetzt wurde. Zwölf Minuten später schoss er wuchtig und ansatzlos aus zentraler Position mit seinem linken Fuß Hitzs parierten Ball in die Maschen zum vorentscheidenden 3:1 und ließ die 5000 Fans im Olympiastadion frenetisch jubeln.

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(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Auch wenn er neben seinen beiden Toren nicht sonderlich auffällig agierte, zeigte Richter wieder einmal, wie wichtig er für das Team ist und für welch goldene Momente er im Stande ist zu sorgen. Mit fünf Toren zieht er nun im Teaminternen Kampf zum Toptorjäger mit Stevan Jovetic gleich. Der im Sommer aus Augsburg gekommene Außenspieler kam in allen Bundesligaspielen in der Hinrunde zum Einsatz und konnte seinen Mehrwert (!) in vielen Spielen klar unterstreichen.

Myziane Maolida und Maximilian Mittelstädt: Das Vertrauen zurückgezahlt

Tayfun Korkut, der in seinen ersten Spielen komplett auf das Hertha-Eigengewächs Mittelstädt verzichtete und Maolida zwar Einsatzzeiten ermöglichte, die dieser allerdings nicht wirklich nutzen konnte, stellte beide Spieler in die Startelf.

Insbesondere mit einem Einsatz von Maximilian Mittelstädt war nach den zuletzt schwachen Auftritten von Marvin Plattenhardt zu rechnen. Seine Leistung war solide und auf Anhieb durfte er über die volle Distanz mitwirken. Auch wenn Mittelstädt zunächst Probleme mit dem sehr aktiven Thomas Meunier hatte und nicht entscheidend Dortmunder Flanken verhindern konnte, waren ihm seine Bemühungen anzusehen.

(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Und diese lesen sich auch in Zahlen. Er gewann jeden seiner sieben Zweikämpfe, seine Passquote von 76 Prozent lässt sich sehen und mit 68 Ballkontakten war er auf seiner linken Seite extrem aktiv. Während des gesamten Spiels kam er ohne Foul aus. Die Leistung ein wenig schmälern tut sein unglückliches Einsteigen vor dem 0:1 der Dortmunder, als er Julian Brandt den Ball unter Druck zuspielte. Doch mit zunehmender Spielpraxis werden ihm auch solche Fehler nicht mehr unterlaufen. Die Spielpraxis wird er sicherlich bekommen. Denn sein Auftritt war wesentlich besser als Plattenhardts in den letzten Wochen.

Myziane Maolida, der in vielen Spielen für Hertha glücklos agierte und oftmals unmotiviert wirkte, zeigte gegen die Borussia eines seiner besten Spiele für Hertha BSC. Er vertrat den verletzten Stevan Jovetic und agierte als Sturmpartner von Ishak Belfodil. Der Franzose gewann die Hälfte seiner Zweikämpfe und war an 22 Aktionen beteiligt.

Wenn man sich dazu seine Laufleistung von über zehn Kilometern anschaut, kommt man zu dem Schluss, dass er sich mittlerweile häufiger in der Defensive zeigt, viel ohne Ball unterwegs ist und Räume für Mitspieler freimacht. In der 15. Spielminute hätte er das Tor verdient gehabt, welches auf Grund der bekannten Abseitsstellung Belfodils allerdings aberkannt wurde.

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(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Doch auch er konnte seine Leistung mit einer offiziellen Statistik aufpolieren. Mit Konzentration und Spielintelligenz konnte er in der 57. Minute den kapitalen Fehler der Dortmunder Verteidigung eiskalt nutzen, machte den Ball fest, setzte seine Technik hervorragend ein und wartete intelligent auf den abschließenden Marco Richter.

Es war ein wirklich mannschaftsdienliches Spiel Maolidas, auf dem sich nach Einstudieren der Automatismen im Team der Hertha, defintiv aufbauen lässt.

Jurgen Ekkelenkamp: Viel Einsatz, aber noch zu wenig Ertrag

Dem Niederländer merkt man die Lust am Spiel mit jeder Ballberührung an. Seine Kreativität ist erfrischend und jede Spielminute, die er erhält, tut ihm gut. Der 21-Jährige spielte im linken offensiven Mittelfeld, verteilte und empfing viele Bälle. Seine Passquote von 61 Prozent ist dabei definitiv ausbaufähig, aber recht ordentlich für ein Spiel gegen eine Topmannschaft wie Borussia Dortmund.

Allerdings zeigen 20 Prozent gewonnene Zweikämpfe noch deutlich, dass es ihm an Durchsetzungskraft fehlt. Ekkelenkamp hätte schon früh in der Partie die Richtung vorzeigen können, scheiterte aber nach feinem Zuspiel im Strafraum von Belfodil mit einem Flachschuss am stark reagierenden Marvin Hitz.

(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Während man die Situation in der 6. Minute noch gut und gerne als haltbaren Torschuss deklarieren konnte, war man als Hertha-Fan in der 15. Minute nahe der Verzweiflung, als Ekkelenkamp einen kapitalen Fehler von Axel Witsel und Marin Pongracic nicht zu nutzen wusste und aus wenigen Metern kläglich am Tor vorbeischoss. Doch er bemühte sich weiter, konnte immer wieder Akzente in der Offensive setzen und glänzte in der 69. Minute vor dem Treffer zum 3:1 als Pre-Assistgeber für Ishak Belfodil. Nachdem er Julian Brandts Ballverlust eiskalt ausnutzte, leitete er den entscheidenden Siegtreffer mit einem feinen Chip ein.

Korkut wird Ekkelenkamp in den nächsten Spielen sicherlich weitere Minuten ermöglichen. Vielleicht auch weiterhin so viele wie am heutigen Tag. Kann er die Einsatzzeiten nutzen, hat er durchaus das Zeug zu einer echten Alternative in der Offensive zu werden.

Jordan Torunarigha und Vladimir Darida: Formtiefs überwunden

Nachdem er gegen Mainz 05 und Arminia Bielefeld jeweils nicht zum Einsatz kam, stand Jordan Torunarigha gegen Borussia Dortmund für den angeschlagenen Dedryck Boyata in der Startelf und blieb bis zum Schlusspfiff auf dem Feld. Und er wusste diesen Einsatz für Eigenwerbung auf weitere Startelfnominierungen zu nutzen. Zusammen mit Kapitän Niklas Stark nahm er Erling Haaland komplett aus dem Spiel und brachte dem Team mit acht Interceptions und fünf klärenden Aktionen viel Sicherheit in der Defensive.

(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Torunarighas Offensivdrang ist bekannt und auch seine Ballsicherheit bewies er schon häufiger. So auch in diesem Spiel. 42 Bälle verteilte er, 79 Prozent der Pässe fanden den Mann. Als Hertha-Fan freut man sich ungemein, Jordan Torunarigha in guter Form zu sehen. Es bleibt zu hoffen, dass das lang der Fall bleibt. Sofern Dedryck Boyata und Niklas Stark fit bleiben sollten, werden die beiden die Stamm-Innenverteidigung bilden und Torunarigha zurück auf die Bank verdrängen. Doch er zeigt, dass auf einen fitten Torunarigha durchaus Verlass ist.

Vladimir Darida wirkte in den letzten Wochen überfordert und oftmals überspielt. Er agierte unglücklich, musste auf für ihn ungünstigen Positionen aushelfen und konnte der Mannschaft nicht die Ruhe und Stabilität früherer Tage ermöglichen. Doch genau an diesen früheren Tagen konnte er gegen Borussia Dortmund anknüpfen. Zusammen mit Ascacibar in der defensiven Zentrale agierend konnte er Dortmunds Angriffsbemühungen oft unterbinden und half selbst viel im Spielaufbau mit. Fünf seiner sechs langen Bälle kamen bei seinen Mitspielern an, 44 Pässe verteilte er, 91 Prozent waren davon erfolgreich, was beachtlich ist.

(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Zwar unbedrängt, aber trotzdem technisch hochwertig und sehenswert bereitete er mit einem Chip über die Dortmunder Abwehr Belfodil schickend in der 51. Minute den wichtigen Ausgleich vor. Der Tscheche ist Führungsspieler und Identifikationsfigur der Hertha. Tayfun Korkut bewies in den letzten Wochen viel Geduld mit ihm und schenkte Darida immer wieder das Vertrauen. In jedem Spiel unter Korkut stand er in der Startelf, möglicherweise auch aus Mangel an Alternativen, aber gegen den BVB wusste er endlich wieder zu überzeugen.

Fazit: Eines der stärksten Spiele führt zu einem versöhnlichen Jahresabschluss

Nach der deutlichen Niederlage unter der Woche in Mainz wurde es um Hertha BSC noch einmal laut und ungemütlich. Und im Überschwang der Emotionen wirkte das auch durchaus notwendig. Doch die Klatsche scheint eine Art Initialzündung und ein Motivationsschub für Spieler und Trainer gewesen zu sein.

(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Nüchtern betrachtet hat Hertha seit dem Derby in Köpenick in den letzten fünf Spielen lediglich ein Spiel – jenes in Mainz – verloren und befindet sich in der aktuellen Formtabelle der Bundesliga auf einem sehenswerten sechsten Platz. Tayfun Korkut hat die Mannschaft stabilisiert, hatte bei der Niederlage in Rheinland-Pfalz seinen eigenen schwarzen Tag und konnte nun mit einer starken Reaktion die Mannschaft zu einem Sieg gegen Borussia Dortmund coachen. Eine Situation, auf der sich aufbauen lässt.

2021 war wieder einmal ein verrücktes Jahr für Hertha BSC. Abstiegskampf, der nächste Umbruch im Team, brutale Klatschen, eine emotionale Trainerentlassung, doch am Ende steht Hertha da, wo man sie eigentlich immer verortet: im tiefen Mittelmaß der Bundesligatabelle. Mit dem elften Tabellenplatz lässt es sich momentan ganz gut leben. Frohe Weihnachten und Guten Rutsch!

[Titelbild: Boris Streubel/Getty Images]

Hertha BSC – BVB: Drei Schlüsselduelle

Hertha BSC – BVB: Drei Schlüsselduelle

Den Schlusspunkt der Hinrunde setzt Hertha BSC am Samstagabend gegen den BVB. Die Berliner haben eine dramatisch deutliche 0:4-Niederlage gegen Mainz 05 hinter sich und stehen nun vor der undankbaren Aufgabe, gegen den Tabellenzweiten einen versöhnlichen Jahresabschluss zu finden. Wir blicken auf die Partie und filtern die womöglich entscheidendsten Duelle auf dem Platz heraus.

Der BVB unter Rose noch nicht auf Kurs

Auch der BVB war bei der großen Trainerrotation im Sommer nicht außen vor. Lucien Favre musste schon im Laufe der letzten Saison gehen, ihn ersetzte sein Co-Trainer Edin Terzic. Dass Terzic immerhin noch den Pokal gewann, änderte nichts an der Tatsache, dass im Sommer ein neuer Trainer kommen sollte. Am besten einer der eine Ära prägen kann, wie einst Jürgen Klopp. In Gladbachs Trainer Marco Rose war dieser gefunden.

Kurz vor Ende von Roses erster Halbserie ist es schwer, ein Fazit zu ziehen. Der BVB ist voll auf Kurs Vizemeisterschaft, doch in der Champions League reichte es in einer vermeintlich leichten Gruppe nur für den dritten Platz und die Erkenntnis, dass die Bayern einmal mehr tabellarisch das Maß aller Dinge sind, kam bei der 2:3-Heimniederlage schmerzhaft.

Taktisch setzte Rose zunächst auf eine Mittelfeldraute, die er in Gladbach schon erfolgreich spielen ließ. Es mangelte jedoch an Gefahr über die Außen und auch weil Starneuzugang und Stürmer Donyell Malen noch dabei ist, sich einzugewöhnen, stellte Rose auf ein 4-2-3-1 um. Dies kann der BVB sowohl mit breiten außen als auch mit eher eingerückten Flügelspielern umsetzen.

Schlüsselduell eins: Boyata gegen Haaland

53 Spiele in der Bundesliga: 53 Tore, 16 Vorlagen. Seitdem Erling Haaland beim BVB spielt, setzt er neue Maßstäbe und zählt nicht nur in Deutschland, sondern weltweit zu den Ausnahmespielern. Sein Können stellte er auch beim letzten Besuch im Olympiastadion unter Beweis. Haalands Arbeitsnachweis: Vier Tore, alle im zweiten Durchgang.

Doch nicht nur sein schier nicht endender Torhunger macht ihn so gefährlich, Haaland ist zugleich ein sehr mannschaftsdienlicher Spieler. In der laufenden Saison hat er ligaweit die meisten Schlüsselpässe im Strafraum gespielt und die zweitmeisten Chancen kreiert. Erst am vergangenen Wochenende in Bochum hat er technisch anspruchsvoll für Teamkollege Julian Brandt aufgelegt.

Den Bochumern gelang es mit aufopferungsvollem Kampf aber auch einer Menge Glück, Haaland daran zu hindern, selbst ein Tor zu erzielen. Das gelang zuvor in dieser Spielzeit nur dem SC Freiburg und die Breisgauer haben bei ihrem 2:1-Sieg über den BVB eine Blaupause geliefert, wie man den Norweger stoppen kann.

(Photo by Clemens Bilan – Pool/Getty Images)

23 Prozent Ballbesitz reichten dem SCF, um das Spiel zu gewinnen. Tief stehend verhinderte man, dass Haaland sein Spiel aufziehen konnte, indem man ihm mit Nico Schlotterbeck jemanden entgegenstellte, der immer eng an ihm blieb und extrem körperbetont spielte. Entscheidend ist hierbei, Haaland nicht erst im Strafraum zu bearbeiten, sondern ihm frühzeitig den Raum zu nehmen. Denn mit drei Torvorlagen von außerhalb des Strafraums hat Haaland bereits bewiesen, dass er von überall assistieren kann. Kein Mittelstürmer in der Bundesliga hat hier einen höheren Wert.

Freiburgs Mittel waren schnelle Gegenstöße nach provozierten Ballverlusten. Die Rolle Schlotterbecks, die am Samstag beispielsweise Dedrick Boyata übernehmen könnte, war dabei genauso essenziell wie aufopfernd. Der Innenverteidiger hat sein Spiel nur am Verteidigen ausgerichtet. Nur zehn führende Ballaktionen hatte er im Spiel (persönlicher Saisondurchschnitt: ca. 38), dafür aber vier abgefangene Bälle, was über seinem Durchschnitt von 2,4 pro Spiel liegt. Es braucht gegen Haaland also eine disziplinierte, aufopferungsvolle und körperbetonte Leistung. Gleichzeitig muss in den Situationen, wenn das Spiel von hinten raus aufgebaut wird, sehr aufmerksam gespielt werden, denn hoch anlaufende Dortmunder könnten bei Unsauberkeiten Großchancen erzwingen. Zeitgleich könnte sich Hertha Raum bieten, wenn man die Pressinglinie Dortmunds überspielt.

Schlotterbeck hat gezeigt, wie man Haaland verteidigen kann. Dass neben Fleiß bei einem solchen Ausnahmespieler auch immer Glück dazu gehört, steht außer Frage, doch das kann man zumindest in Teilen erzwingen. Boyata könnte als Kapitän vorangehen und diese Aufgabe übernehmen.

Schlüsselduell zwei: Brandt gegen Plattenhardt

Seitdem Marco Rose Übungsleiter bei den Dortmundern ist, erlebt Julian Brandt ein Formhoch und scheint sich erstmals seit seinem Wechsel 2019 aus Leverkusen endgültig in der Startelf festgespielt zu haben. Seine Polyvalenz ist hier sein großes Argument, denn nicht nur im Zentrum kann Brandt spielen, sondern auch auf der halbrechten Außenbahn, wo Marvin Plattenhardt (oder Maxi Mittelstädt) es mit dem deutschen Nationalspieler zu tun kriegt.

Die neu gewonnene Spielfreude drückt sich auch in Zahlen aus. 0,45 expected assists + expected goals pro 90 Minuten liefert Brandt. In der Vorsaison lag sein Wert bei 0,35. Brandt wird also besser und torgefährlicher. Aktuell liefert er 0,91 torerzeugende Aktionen pro Spiel, eine deutliche Steigerung gegenüber den 0,54 aus der Vorsaison. Zusätzlich entdeckte Brandt seine Freude am Flanken, parallel zur Entwicklung Haalands, der sich in dieser Saison stark verbessert im Kopfballspiel zeigt. Von 1,51 Flanken pro 90 Minuten steigerte sich Brandt auf 2,21 in dieser Spielzeit.

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Ob es am Sonntag Plattenhardt oder aus Leistungsgründen nach dem Auftritt in Mainz womöglich Mittelstädt mit Brandt zu tun kriegen wird: Das Ziel muss es sein, ihm den Spaß zu nehmen. Hier wird es auch auf die offensiven Spieler ankommen, die defensiv unterstützen müssen, um den Dortmunder immer wieder zu doppeln. Ein weiteres Mittel kann es sein, Brandt zu langen Bällen zu zwingen, indem man die unmittelbaren Anspielstationen zustellt. Im sauberen Spielen von langen Bällen liegt eine seiner Schwächen.

Schlüsselduell drei: Serdar gegen Dahoud und Witsel/Can

„Wir wollen mit Mut und Freude in das Spiel gehen“, betonte Tayfun Korkut auf der spielvorbereitenden Pressekonferenz. „Eine resolute Defensivleistung wird wichtig sein, wir müssen alle gemeinsam gegen den Ball arbeiten. Aber auch mit dem Ball wollen wir Elemente sehen, die in Stuttgart und gegen Bielefeld unser Spiel ausgezeichnet haben. Wir wollen selbst Aktionen nach vorne haben.“

Dass die defensive Grundordnung entscheidend ist, wie es auch Korkut formuliert, wurde in Schlüsselduell Eins bereits dargelegt. Doch es muss auch einen Weg nach vorne geben, ein Schlüsselspieler hierbei kann Suat Serdar sein. Ist Dortmunds erste Pressinglinie erstmal überspielt, muss Serdar den sich ihm bietenden Platz klug nutzen. Mittel der Wahl kann immer der lange Ball sein, doch wie Korkut ankündigte, will Hertha auch mit dem Ball was anbieten.

(Photo by Frederic Scheidemann/Getty Images)

Von Vorteil könnte es für Serdar und das weitere Hertha-Mittelfeld sein, dass mit Jude Bellingham ein elementarer Mittelfeldspieler Dortmunds gesperrt fehlen wird. Mo Dahoud dürfte auf der Sechs gesetzt sein, neben ihm Axel Witsel oder Emre Can spielen. Wirklich eingespielt wird die Doppelsechs in jedem Fall nicht sein.

Die Stärke von Dahoud liegt im Spiel mit dem Ball. Ihn defensiv zu beschäftigen, noch dazu ohne seinen gewohnten Nebenmann Bellingham, kann ein Schlüssel sein, um eigene Torgefahr auszustrahlen.

[Titelbild: Pool/Getty Images]

Hertha BSC – Borussia Dortmund: Drei Thesen zum Spiel

Hertha BSC – Borussia Dortmund: Drei Thesen zum Spiel

Die englische Woche und damit auch die Hinrunde der Fußball Bundesliga enden. Nach zwei soliden bis guten Spielen musste Hertha unter der Woche eine harte Klatsche in Mainz einstecken. Sich weiter von den gefährlichen Abstiegsrängen zu distanzieren gelang nicht und die Nullfünfer legten Herthas Schwächen gnadenlos offen. Um nun ein einigermaßen ruhiges Weihnachten feiern zu können, muss ein akzeptabler Auftritt am Samstag-Abend gegen Borussia Dortmund her. Ein Gegner, der selber nicht in seiner besten Phase zu sein scheint, doch natürlich alles andere als im Vorbeigehen zu schlagen ist.

These 1: Hertha wird gegen Dortmund zum Favoritenschreck

Auch wenn es gegen den FC Bayern München und RB Leipzig in dieser Saison herbe Niederlagen gab, hielt die Alte Dame gegen vermeintlich stärkere Gegner oft lange mit, war zum Teil die bessere Mannschaft und sammelte auch Punkte – so zu sehen gegen Leverkusen, Gladbach oder Frankfurt. Die Frage, wie attraktiv der Fußball war, bei einem Punktgewinn gegen die Borussen, sollte sich nicht stellen.

Die Berliner sind nach den ersten drei Spielen unter Tayfun Korkut noch nicht wirklich einzuschätzen und damit schwer für den Gegner auszurechnen.

hertha dortmund
(Photo by Matthias Kern/Getty Images)

Ein nach nur kurzer Zeit schon wieder ramponierter Rasen im Berliner Olympiastadion, Temperaturen um den Gefrierpunkt und ein Borussia Dortmund, welches alles andere als in der gewünschten Form ist und Hertha nach den letzten Leistungen unterschätzen könnte, lassen die Möglichkeit zu, dass Blau-Weißen hier punkten werden.


Nach zwei ordentlichen Auftritten fiel Hertha BSC beim FSV Mainz 05 völlig auseinander. Ein Offenbarungseid, der viele Fragen aufwirft.


These 2: Hertha verstärkt gegen Dortmund die Außen

Mit vier zentralen Spielern startete die Mannschaft gegen Mainz 05. Das Spiel kann man durchaus als vercoacht werten. Schließlich war mit Marvin Plattenhardt und Deovaisio Zeefuik die Außenverteidigung viel zu dünn besetzt. Beide waren komplett überfordert und das Ergebnis ist bekannt.

Es wäre kurios, wenn Korkut gegen schnelle Gegenspieler wie Thorgan Hazard, Julian Brandt und Marco Reus auf dieselbe Taktik setzen würde. Peter Pekarik kehrt zurück in die Startelf und verdrängt den in den letzten zwei Spielen schwachen Zeefuik zurück auf die Bank.

BERLIN, GERMANY – NOVEMBER 07: Peter Pekarik of Hertha BSC runs with the ball during the Bundesliga match between Hertha BSC and Bayer 04 Leverkusen at Olympiastadion on November 07, 2021 in Berlin, Germany. (Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Marco Richter und möglicherweise Maximilian Mittelstädt, der bisher noch keine Minute unter Korkut spielen durfte und vielleicht überraschend aufgestellt werden könnte, würden die Außen sowohl defensiv als auch offensiv unterstützen.

Myziane Maolida wäre ebenfalls eine Alternative. Dieser hatte sich mit seinen Einsätzen in den letzten Spielen allerdings nicht wirklich für weitere empfohlen.

These 3: Ideenlos + ideenlos = Punktgewinn für Hertha

Bei Borussia Dortmund herrscht aktuell keine gute Stimmung. Das frühe Ausscheiden in der Champions League und die jetzt schon nur noch sehr geringen Chancen den FC Bayern München noch von der Tabellenspitze zu stoßen, lassen die Gemüter etwas geknickt zurück. Und auch das recht öde und ideenlose Spiel unter Trainer Marco Rose lässt im Ruhrpott niemanden zu Luftsprüngen verleiten.

hertha dortmund
(Photo by Friedemann Vogel – Pool/Getty Images)

Die Offensive des BVBs darf man selbstverständlich nicht unterschätzen, doch in ihrer aktuellen Form scheint sie definitiv zu verteidigen zu sein. Kompakt stehen und vehementer Zweikampfeinsatz sollten der Schlüssel sein um einiges in diesem Spiel zu ermöglichen. Die Offensive der Hertha, der bei einem Fehlen von Suat Serdar und Stevan Jovetic die größte Qualität fehlen würde, wird es gegen die Abwehr der Dortmunder nicht leicht haben.

Allerdings nicht unbedingt wegen der Qualität dieser, eher wegen der fehlenden Qualität in Herthas Offensive. Trotz allem würde dieses ideenlose Spiel bei einem Blick auf die Begegnungen mit Borussia Mönchengladbach oder Bayer Leverkusen für Hertha nicht unbedingt schlecht sein.

[Titelbild: Lars Baron/Getty Images]