Krzysztof Piatek (26) wechselt auf Leihbasis von Hertha BSC zur AC Florenz in die Serie A. Der zweitteuerste Zugang der Vereinsgeschichte verlässt den Verein damit (vorläufig) nach zwei sehr durchwachsenen Jahren – sowohl auf Vereins- als auch auf Spielerseite. Wir wollen einen Blick auf mögliche Vor- und Nachteile der Leihe werfen und einen kleinen Ausblick rund um die Personalie Piatek für den Sommer geben.
Wintertransferfenster 2020 – Eine neue Zeitrechnung brach an
Die Erwartungshaltung in jenem Moment war tatsächlich mit bloßen Händen greifbar. Eine ganz besondere Stimmung zirkulierte bei gefühlten 0° Celsius durch die für ein Freitagsspiel mit knapp 50.000 Fans durchaus gut gefüllte Schüssel des Olympiastadions. Wir schreiben den 31.01.2020, Ortszeit ca. 21:50 als Krzysztof Piatek in der 63. Minute von damaligen Cheftrainer und selbst ernannten Möchtegern-Manager Jürgen Klinsmann für Marius Wolf auf das Spielfeld geschickt wurde.
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Das Endergebnis von 0:0 gegen die in der Hinrunde der Saison noch stark aufspielenden Schalker konnte auch Piatek nicht beeinflussen, doch jeder spürte: Es hatte sich was geändert bei Hertha. Circa 80 Millionen Euro hatte der Verein für die Spieler Lucas Tousart (24), Santiago Ascacibar (24), Matheus Cunha (22) und eben Piatek bezahlt. Es waren die weltweit höchsten Ausgaben dieses Transferfenster.
Fast exakt zwei Jahre später hat sich das Kapitel des Polen bei Hertha vorerst erledigt. Es zieht ihn auf Leihbasis zurück in die Liga, in der er seinen Durchbruch geschafft hatte.
Kein Anknüpfen an alte Leistungen
In der Saison 2018/19 erzielte Piatek 19 Tore in 21 Spielen für den Genua CFC. Der damals 23-Jährige hatte sich auf die ganz große Fußballbühne geballert. Die AC Milan wurde aufmerksam und verpflichtete ihn im Winter 2019 für 35 Millionen Euro. In der Rückserie traf der „Pistolero“ auch dort noch elf Mal in ebenfalls 21 Spielen.
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Nachdem er in der Hinrunde 2019/20 deutlich abgebaut hatte (5 Tore in Spielen) verkaufte Milan den Mittelstürmer an die neureiche Hertha aus Berlin. In der Hauptstadt hatte man das Gefühl, bei den Großen angekommen zu sein. Ein Transfer in solcher Höhe von einem Topklub aus Europa ließ viele Fans träumen, eines Tages auf der gleichen Stufe wie die AC Mailand stehen zu können. Und Piatek sollte der Start sein.
Die anschließende Landung war ernüchternd: Lediglich 13 Tore (und vier Vorlagen) aus 59 Spielen im Hertha-Dress sind angesichts der gezahlten Ablöse bei Weitem zu wenig um um Europa mitspielen zu können. Im Gegenteil war es eher gerade genug um Hertha in den vergangenen beiden Spielzeiten in der Bundesliga zu halten.
Kein auf Piatek abgestimmtes Spielsystem
Dass der polnische Nationalspieler gewillt war, kann man ihm nicht absprechen. Gerade nach der schweren Verletzung zu Ende der vergangenen Saison und der dadurch komplett verpassten Sommervorbereitung kämpfte er sich durch seine Reha und legte sogar etwas an Muskelmasse zu.
Doch das Hertha-Spiel der vergangenen zwei Jahre war quasi nie auf Piatek zugeschnitten. Er ist ein klassischer „Knipser“, der durch gnadenlose Effizienz beim Torabschluss glänzt (man erinnere sich an das 3-1 Derby), jedoch nahezu gar nicht in das Herausarbeiten von Chancen eingebunden ist.
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Doch eben dieses Herausspielen fand bei Hertha kaum oder gar nicht statt, der Knipser verhungerte regelmäßig alleine vorne in der Box. Weder kamen Schnittstellenpässe aus dem Mittelfeld noch regnete es Flanken von Außen. Und auch wenn der „Pistolero“ rein menschlich und charakterlich äußerst sympathisch erscheint, zählen schlussendlich die Leistungen auf dem Platz.
Und spätestens in dieser Saison funktionierte selbst das reine Abschließen nur noch sehr bedingt. Als Beispiele sind die Kopfballchance gegen Frankfurt (8. Spieltag) oder die Großchance gegen Bielefeld (15. Spieltag) zu nennen. Auch wenn Piatek aus einer schweren Verletzung kam, ist das im Ergebnis leider einfach zu wenig. Der Wechsel zurück nach Italien, zur „Fiorentina“, scheint daher ein logischer Schritt zu sein, um an alte Leistungen anknüpfen zu können.
Vlahovic Nachfolger in Florenz?
In Florenz trifft Piatek auf einen der heiß gehandelsten Stürmer Europas: Dusan Vlahovic (21). Der Kroate traf diese Saison bereits 18 Mal in 21 Spielen und besitzt einen Marktwert von 70 Millionen Euro. Ein Abgang im Sommer ist extrem wahrscheinlich, im Winter zumindest möglich. Die Fiorentina spielte in dieser Saison bisher überwiegend in einem 4-3-3 mit lediglich einem zentralen Stürmer.
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Der zweite Mittelstürmer im Kader, Aleksandr Kokorin (30), kam bisher gerade mal auf vier Einsätze und damit nur zwei Prozent der möglichen Spielminuten. Es gibt somit zwei Szenarien: Entweder bleibt Vlahovic noch ein halbes Jahr, dann wird Piatek sich auch in Italien mit der Jokerrolle zufriedengeben müssen. Sollte sein Konkurrent noch im Winter wechseln könnte er Stürmer Nummer eins und Stammspieler werden.
Die AC Florenz befindet sich damit in einer komfortablen Lage. Piatek kann ein Halbjahr im Training und gegebenenfalls in Spielen begutachtet werden, man hätte einen potentiellen Ersatz für Vlahovic oder zumindest einen guten Back-Up für ihn. Passt Piatek in Verein, Umfeld und zeigt er in seinen Einsätzen gute Leistungen könnte Florenz mit der Kaufoption in Höhe kolportierten 15 Millionen Euro einen integrierten und funktionierenden Spieler verpflichten. Zündet er nicht wird er nach Berlin zurückgeschickt.
Doch auch Hertha und Piatek profitieren vom Deal.
Geldsegen für Hertha, Einsatzzeiten für Krzysztof Piatek
Mit über fünf Millionen Euro Jahresgehalt gehört Piatek zu den absoluten Topverdienern in Berlin. Ein Status, der anhand der gezeigten Leistungen kaum zu rechtfertigen ist. Da Florenz das Gehalt für ein halbes Jahr übernimmt, hat man zwischen zwei und drei Millionen Euro mehr auf dem Konto.
Geld, das durch die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie und benötigte Spieler dringend gebraucht wird. Der polnische Nationalstürmer ist hinter Stevan Jovetic (32), Ishak Belfodil (29), Davie Selke (26) und zu Teilen Myziane Maolida (22) nur noch Stürmer Nummer vier bei Hertha. Selbst wenn Vlahovic in Florenz bleiben würde, stiege Piatek in der Hierarchie vermutlich deutlich auf und erhöht seine Chance auf Einsatzzeiten.
Ein Szenario, was sowohl sportlich für ihn selbst als auch marktwerttechnisch und somit finanziell für Hertha gut klingt. Es besteht natürlich dennoch die Gefahr, dass der Stürmer auch in Florenz nur Bankdrücker ist. Doch selbst in diesem Fall würde sich für ihn kaum etwas ändern, der Geldsegen aufgrund des eingesparten Gehalts für Hertha bleibt jedoch.
Wie sieht die Zukunft aus?
Wie geht es nach dem Abgang weiter? Sollte Hertha im Sturm nachrüsten? Diese Fragen stellen sich gerade vermutlich viele Hertha-Fans. In der aktuellen Saison wird sich wahrscheinlich vorläufig nicht viel ändern. Da Piatek ohnehin nicht zu viel Einsatzzeiten kam, wird man den Abgang sportlich vermutlich gut auffangen können.
Korkut wird in seinem 4-4-2 weiterhin auf das Duo Jovetic–Belfodil setzen und Selke einwechseln. Und selbst mit den tendenziell verletzungsanfälligen Jovetic und Belfodil hätte man mit Maolida und Marco Richter weitere Spieler, die im Sturm aushelfen können. Sofern ein zusätzlicher Rechtsaußen verpflichtet wird, wäre mit Richter sogar noch ein Spieler vorhanden, der theoretisch im Sturm spielen könnte. Zudem besteht auch die Option mit Spielern aus dem Nachwuchs wie Ruwen Werthmüller (20) oder Tony Rölke (18) nachzurüsten.
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Wie es dann im Sommer mit Piatek weitergeht, steht allerdings in den Sternen. Zunächst kommt es natürlich darauf an, ob Florenz die Kaufoption zieht, eine andere Ablöse aushandelt oder Piatek nach Berlin zurückkehrt. Der Vertrag von Belfodil läuft aus, Selke soll dem Vernehmen nach verkauft werden. Mit Lukebakio und Ngankam werden zwei weitere Leihspieler zurückkehren.
Eine Aussage für den kommenden Sommer zu treffen, ist damit nahezu unmöglich. Die Karten liegen allerdings zunächst bei der AC Florenz und vor allem bei Piatek selbst. Durch gute Leistungen kann er sich ins Schaufenster spielen, die Verantwortlichen bei Florenz überzeugen und zumindest seinen Markt selbst erschaffen.
Fußballerisch hat Hertha-Neuzugang Fredrik André Bjørkan schon einiges erlebt. Der norwegische Linksverteidiger ist zwar erst 23 Jahre alt, trotzdem hat er mit seinem Heimatverein Bodø/Glimt schon fast alles durch, was der Fußball zu bieten hat: Vom Abstieg aus der Eliteserien 2016 bis zum ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte 2020 war Bjørkan dabei, von Spielen in der norwegischen zweiten Liga bis zu einem historischen 6:1 gegen die AS Roma und „The Special One“ José Mourinho. Zum neuen Jahr wechselt der Linksverteidiger nun zu Hertha BSC.
Endet die Plattenhardt-Ära?
Internationaler Fußball, der erste Titel seit langer Zeit, eine klare Spielphilosophie, Eigengewächse als tragende Säulen des Teams: Bodø/Glimt ist gewissermaßen dort, wo Hertha BSC gerne wäre. Der Transfer eines einzelnen Spielers aus Nord-Norwegen nach Berlin wird zwar nicht dazu führen, dass Hertha BSC im kommenden Sommer deutscher Meister wird. Und trotzdem, Fredrik André Bjørkan bringt das Potenzial mit, den Verein zumindest auf der Linksverteidiger-Position entscheidend voranzubringen.
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In den vergangenen Jahren gab es bei Hertha kaum eine Position, die keiner Veränderung unterworfen wurde. Im Zuge des Windhorst-Einstiegs wurde der Kader mehrfach umgebaut. Nur hinten links, da blieb alles, wie es seit dem Abgang von Johannes van den Berg war: Marvin Plattenhardt als Stammkraft, Maximilian Mittelstädt als sein Thronfolger. Mit Bjørkan kommt nun auch hier ein neuer Spieler – endlich, mag so mancher denken.
Bjørkan: Ein offensiver Linksverteidiger für Hertha?
In seinem ersten Interview bei Hertha beschreibt sich Bjørkan als „offensiver Linksverteidiger“, das Spiel nach vorne liegt ihm nach eigenen Aussagen am meisten. Dazu bringt er fünf Tore und vierzehn Vorlagen aus den letzten drei Jahren als Empfehlung mit – und dabei tritt er im Gegensatz zu Marvin Plattenhardt keine Standards.
Bjørkans größte Stärken kommen ohne Frage dann zum Tragen, wenn er den Ball am eigenen Fuß hat. Mit seinen technischen Fähigkeiten und seiner Physis kann er Drucksituationen gut im Dribbling lösen. Mit 54 erfolgreichen Dribblings in der aktuellen Saison liegt er in dieser Kategorie auf Platz eins in der Eliteserien. Dabei ist er aber längst nicht eindimensional und berechenbar und dribbelt immer die Linie entlang, sondern zieht auch gerne in die Mitte.
Dazu ist Bjørkan auch sehr kombinationssicher und bringt eine gute Übersicht mit: In der aktuellen Saison hat er ligaweit die meisten Pässe im letzten Drittel an den Mann gebracht, dazu stellt er mit 42 Torschussvorlagen den Bestwert in dieser Kategorie bei Bodø-Glimt. Beides ist für einen Außenverteidiger eher ungewöhnlich – und Zeichen dafür, wie wichtig Bjørkan für den Erfolg des Vereins ist und war.
Allerdings lassen sich auch andere Gründe für diese Zahlen finden. Durch die extrem hohen Ballbesitzanteile in der Eliteserien agiert Bodø/Glimt zumeist nur im Spielaufbau im 4-3-3 und in der gegnerischen Hälfte eher in einer Art 2-3-5, wobei Bjørkan in zwei verschiedenen Rollen eingesetzt wurde:
Häufig rückte Bjørkan ins Mittelfeld ein und spielte als invertierter Außenverteidiger in einer relativ zentralen Rolle im Dreiermittelfeld, in der seine Aufgaben eher denen eines zentralen Mittelfeldspielers ähnelten. Es ist in weiterer Beweis dafür, dass der 23-Jährige ein größeres Skillset als Herthas aktuelle Linksverteidiger mitbringt.
(Photo by Paolo Bruno/Getty Images)
Bjørkan spielte aber auch oft dort, wo man einen Linksverteidiger in der Offensive klassischerweise erwartet: Auf Linksaußen in der Nähe der Außenlinie. Dort stellte er auch seine Fähigkeit zu flanken unter Beweis, wobei er meist versucht, Situationen spielerisch und nicht mit hohen Bällen ins Zentrum zu lösen.
Und auch defensiv hat Bjørkan durchaus seine Stärken. Ligaweit hat er die meisten Bodenzweikämpfe gewonnen, bei einer Zweikampfquote von knapp 60 Prozent. Bei Kopfballduellen muss er dagegen noch zulegen, hier gewinnt er gerade einmal knapp jeden dritten. Wieviel Sicherheit und Stabilität Bjørkan in der Bundesliga ausstrahlen wird, lässt sich aber schwer abschätzen.
Aus Bodø ist er zudem ein aggressives Gegenpressing sowie generell hohes Pressing gewohnt. Vielleicht ist er also auch ein Vorgriff für den Fußball, den Hertha ab kommendem Sommer mit dem neuen Trainer spielen möchte.
Wie groß ist der Sprung aus der Eliteserien in die Bundesliga?
Angesichts der aktuellen Leistungen von Herthas Linksverteidigern dürfte eine Frage vielen Fans besonders unter den Nägeln brennen: Wie viel Zeit wird Bjørkan brauchen, bis er eine ernsthafte Alternative hinten links darstellt? Natürlich kann man diese Frage ohne hellseherische Fähigkeiten nicht beantworten. Aber man kann mithilfe von Quervergleichen zumindest versuchen, eine Antwort abzuschätzen.
Ein naheliegender Vergleichs-Kandidat ist mit Sicherheit Frankfurts Jens Petter Hauge, der im vergangenen Sommer von Bodø/Glimt nach Mailand wechselte. In seiner ersten Saison gelangen ihm für Milan fünf Tore und eine Vorlage in 23 Spielen, wobei er zumeist nur als Joker eingesetzt wurde. Allerdings war die Konkurrenzsituation in Milans Offensive auch eine andere, als Bjørkan sie bei Hertha auf seiner Position vorfinden wird.
Jens Petter Hauge versucht, sich bei Eintracht Frankfurt durchzusetzen. (Photo by Juergen Schwarz/Getty Images)
Auch zu Birger Meling lassen sich von Bjørkan aus einige Parallelen ziehen. Der Norweger wechselte vorletzten Sommer von Rosenborg Trondheim zu Nîmes Olympique nach Frankreich. Meling ist genau wie Bjørkan Linksverteidiger – und war in Nîmes vom Zeitpunkt seiner Ankunft nicht wegzudenken. In seiner ersten Ligue-1-Saison überzeugte er sogar so sehr, dass er zur neuen Saison zu Stade Rennais wechselte, dem Tabellen-Sechsten des Vorjahres.
Bei Bjørkan kann das natürlich alles ganz anders kommen – vom Senkrechtstarter, der Hertha-Fans ein bisschen träumen lässt, bis zu einer langen Eingewöhnungsphase à la Rune Jarstein scheint bei ihm alles möglich zu sein. Wenn er die Umstellung von der Eliteserien zur Bundesliga packt, bringt er aber Anlagen mit, die Herthas Abwehr in den kommenden Jahren entscheidend prägen können.
Die Talentschmiede von Hertha BSC zählt zweifelsohne zu den besseren in der Bundesrepublik Deutschland. Es gibt die Mittelstädts, die sich langfristig bei der Alten Dame durchsetzen konnten, es gibt die Boatengs, die eine riesige Weltkarriere starteten und zwischenzeitlich zu den besten Spielern der Welt gehörten und es gibt die, die einen etwas anderen Weg eingeschlagen haben. Er galt zwischenzeitlich als gescheitert. Doch mittlerweile spielt sich Hany Mukhtar wieder in den Fokus. Was macht das ehemalige Berliner Juwel eigentlich?
Das erste und letzte Mal
Im Juli 2016 war es soweit. Hany Mukhtars Einwechslung in der 58. Minute war perfekt. Sein erster Europa-League-Einsatz. Das Publikum im ausverkauften Berliner Jahn-Sportpark klatschte freundlich. Großartige Akzente konnte er im Qualifikationsspiel zwischen Hertha BSC und Bröndby IF nicht mehr setzen, in dem Hertha einen 1:0-Sieg über die Zeit rettete.
Ganz anders im Rückspiel in Kopenhagen nur wenige Wochen später. Mit einer Torvorlage und mächtig Wirbel in der Offensive verdiente sich der Sohn eines sudanesischen Vaters die Kicker-Note 2,0. Nach einer 1:3 Niederlage musste Hertha früh die Segel streichen, während es für Mukhtar noch eine Runde weitergehen sollte, ehe auch er sich aus dem Wettbewerb verabschieden würde. Zu der Zeit war er schon lange kein Spieler von Hertha BSC mehr. Als Profi von Bröndby IF war dieser Auftritt allerdings der bis heute Letzte, der seinen Weg mit Hertha kreuzte.
Unspektakulärer Start für Mukhtar
Hany Mukhtar galt als riesiges Talent, ein Kreativspieler, der 2012 dem biederen Jos Luhukay-Fußball einen frischen Anstrich hätte verleihen können. Es war die zweite Saison seit 2010, die die Berliner in der 2. Bundesliga verbringen mussten. Mit Raffael verließ im Sommer der wichtigste Kreativspieler der letzten Jahre den Verein.
Als Ersatz für diesen sollte ausgerechnet sein Bruder Ronny fungieren. Dessen Position war nie wirklich definiert. Der Brasilianer schaffte es weniger wegen seiner Kreativität, sondern viel mehr dank seines brachialen Schusses für Aufmerksamkeit und Tore zu sorgen und spielte sich als Stammspieler auf der Zehner-Position fest.
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Mit Änis-Ben Hatira gab es einen weiteren Berliner Jungen im Kader der Offensive. Doch auch seine Kreativität fiel langen Verletzungspausen zum Opfer. Also eigentlich alles wie gemacht für ein künstlerisches Talent. Der Pool der möglichen Debütanten der Hertha, so muss man zugeben, platzte 2012 nicht gerade aus allen Nähten. Bei einem Blick auf den damaligen Kader der 2. Mannschaft muss man registrieren, dass sich von den Feldspielern lediglich Robert Andrich nachhaltig in der Bundesliga etablieren konnte.
Am 7. Spieltag der Saison 2012/2013 feierte Hany Mukhtar gegen Dynamo Dresden sein Profidebüt. Bis zum Ende der Saison, an dem der Wiederaufstieg in die Bundesliga verzeichnet werden konnte, kamen für ihn sechs weitere Einsätze hinzu. Mehr als Kurzeinsätze sollten es jedoch nicht sein. Sein Spielstil war kreativ und nett anzusehen, allerdings alles andere als ertragreich.
Verletzungen, undankbare Spiele und ein goldener Sommer
Auch in der folgenden Bundesliga-Saison konnte er sich nicht nachhaltig durchsetzen. Zunächst verpasst er den Beginn der Saison durch einen Außenbandriss, eher er im Verlauf des Spieljahres von Luhukay den ein oder anderen Einsatz bekam.
Seine Spielzeiten wurden zwar länger, doch bei Niederlagen gegen den FC Bayern München und Bayer 04 Leverkusen wussten weder er, noch die Mannschaft zu überzeugen. Am 34. Spieltag durfte das Talent seinen ersten Einsatz über die volle Distanz feiern. Gegen Borussia Dortmund gab es mit einem 0:4 allerdings die obligatorische Saisonabschluss-Klatsche für die Hertha.
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Am Ende der Saison 2013/2014 standen zehn Einsätze zu Buche. Eine Torbeteiligung gelang ihm nicht. Diese sollte ihm aber wenige Wochen später im Finale der U19-Europameisterschaft gegen Portugal gelingen. An der Seite von Niklas Stark und Davie Selke erzielte er den Siegtreffer.
Kein Vertrauen von Jos Luhukay, Jugendtrainer Pal Dardai knapp verpasst
In der Transferphase zur Saison 2014/2015 kam mit Genki Haraguchi, Valentin Stocker, Roy Beerens und insbesondere Salomon Kalou enorm starke Offensivpower dazu. Die Einsatzchancen für ein interessantes, bisher aber nicht zu überzeugen wissendes Talent wie Hany Mukhtar, sollten sich auf ein Minimum reduzieren. Bis zur Winterpause erhielt er keine einzige Minute mehr.
“Junge Spieler wie Hany reinzubringen, wenn das Gerüst fehlt, ist schwer”, sagte Jos Luhukay damals. In der Tat stand es um die Mannschaft alles andere als gut. Nach einem 0:5 gegen die TSG 1899 Hoffenheim am 17. Spieltag stand das Team auf Platz 13 und nur zwei Punkte von einem Abstiegsplatz entfernt.
Die Situation sollte sich in den nächsten Wochen weiter verschärfen. Jos Luhukay wurde nach einer Sieglosserie und einem 0:1 gegen Bayer 04 Leverkusen nach dem 19. Spieltag entlassen. Pal Dardai, als großer Jugend- und Mukhtar-Förderer bekannt, übernahm die Mannschaft auf dem letzten Platz. Da war Hany Mukhtar allerdings seit drei Wochen schon bei Benfica Lissabon. Seinen ehemaligen Mentor hatte er somit knapp verpasst.
Schwere Jahre in Portugal und Österreich für Mukhtar
Für 500.000 Euro wechselte der Mittelfeldspieler zu Benfica Lissabon. Aber auch in Portugal konnte er sich nicht durchsetzen. In einem mit vielen Kreativspielern gespickten Team kam Mukhtar lediglich zu einem 15-minütigen Kurzeinsatz. Immerhin konnte er sich am Ende dieser Saison offiziell Portugiesischer Meister nennen. Im Sommer ließ sich der Juniorennationalspieler nach Österreich verleihen.
Und die Zeit bei Red Bull Salzburg begann mit einem ersten Ausrufezeichen. Direkt im ersten Einsatz sollte ihm eine Torvorlage gelingen. Doch wieder einmal konnte sich Mukhtar nicht entscheidend durchsetzen und verzeichnete lediglich Kurzeinsätze. Am Ende der Saison stand er 13 Mal auf dem Platz. Immerhin gelang ihm sein erstes Ligator. Zwei Einsätze im Österreichischen Pokal kamen hinzu.
Auch nach dieser Saison konnte das ehemalige Hertha-Talent Titel feiern. Er war Liga – und Pokalsieger. Drei Torbeteiligungen in 15 Einsätzen überzeugten die Klubführung allerdings nicht, weshalb man von einer festen Verpflichtung absah.
Der Durchbruch in Dänemark
Im Sommer 2016 wechselte Hany Mukhtar für eine kolportierte Ablösesumme von 2,5 Millionen Euro zum dänischen Verein Bröndby IF. Mit 21 Jahren galt er durchaus noch als ein Talent. Allerdings wurde das öffentliche Interesse an seiner Person zunehmend ruhiger. Seine bisherigen Einsatzzeiten waren nicht die erhofften, wenngleich seine Vita und Titelsammlung für einen Fußballer in seinem Alter mehr als beachtenswert waren.
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Der nächste Tapetenwechsel zündete. In Dänemark blieb er weitgehend verletzungsfrei und neben den Einsatzzeiten stimmte auch endlich der Ertrag. In wettbewerbsübergreifend 38 Einsätzen gelangen ihm 20 Torbeteiligungen. Er entwickelte sich in den folgenden Jahren zu einem der besten Spieler der dänischen Superligaen. In den Scorerlisten fand man ihn in seinen ersten beiden Jahren jeweils unter den besten zehn Spielern der Liga.
Und auch seine Titelsammlung konnte er 2018 mit dem Sieg des Sydbank Pokalen, dem nationalen Pokalwettbewerb, erweitern. Im Finale gegen Silkeborg IF steuerte er beim 3:1 zwei Vorlagen bei. Bis zum Ende des Jahres 2019 gelangen dem ehemaligen Hertha-Talent wettbewerbsübergreifend in Dänemark in 134 Spielen 28 Tore und 36 Assists.
Der Lockruf aus den USA
Im Winter 2020 wechselte der heute 26-Jährige für 2,7 Millionen Euro zum neuen amerikanischen Franchise Nashville SC, aus dem US-amerikanischen Bundesstaat Tennessee, in die MLS. Aus dem ehemaligen Talent ist mittlerweile ein gestandener Profi geworden.
Das Team aus Nashville wurde um ihn aufgebaut und Mukhtar gilt neben seiner Funktion als Führungsspieler mittlerweile als absoluter Star der MLS. Im ersten Jahr schaffte es das Team bis in das Viertelfinale der Playoffs. Die Chancen, in diesem Jahr noch weiter zu kommen, standen nicht schlecht. Mukhtar und Nashville mussten sich im Halbfinale allerdings gegen Philadelphia Union geschlagen geben. Der Ex-Herthaner hatte auch in diesem Spiel getroffen, das Elfmeterschießen verlor man jedoch.
(Photo by Brett Carlsen/Getty Images)
Hany Mukhtar schießt Tore am laufenden Band, ist der Star der Liga und gilt bei den Amerikanern als absoluter MVP. Massig Skill- und Tor-Videos sind auf den einschlägigen Plattformen im Netz zu sehen. Den schnellsten Hattrick der MLS-Geschichte erzielte er und 37 Torbeteiligungen in 51 Spielen seit seiner Ankunft in den USA sprechen eine deutliche Sprache.
Hany Mukhtars Leistungen sind in Europa nicht verborgen geblieben. Und insbesondere die Fans von Hertha BSC verfolgen gespannt, wie es um den einstigen Sohn des Vereins bestellt ist. Die Bindung zu seinem Jugendverein besteht immer noch und die Bundesliga scheint für ihn noch nicht abgehakt. Doch aktuell genießt er die Zeit in den USA.
Es ist wie damals 2012. Hertha BSC fehlt die Kreativität im Mittelfeld. Die Situation ist brenzlig und man treibt gesichtslos in unruhigen Gewässern. Möglicherweise würde in einer ruhigeren Situation der Name Hany Mukhtar bei Hertha gar nicht fallen, aber jemanden mit Kreativität und guter Laune sollte man in Berlin nicht ignorieren. Schon gar nicht, wenn es um einen Berliner Jungen geht und Identifikationsfiguren dieser Tage händeringend gesucht werden.
Knapp vier Jahre ist es her, dass Genki Haraguchi Hertha BSC den Rücken kehrte. Zunächst zog es ihn zu Fortuna Düsseldorf, dann zu Hannover 96. In diesem Sommer kehrte Haraguchi zurück in die Hauptstadt und hat das Blau-Weiße Trikot gegen ein Rot-Weißes eingetauscht. Beim 1. FC Union ist er inzwischen Stammspieler, auch weil er eine neue Qualität entdeckt hat.
Haraguchis durchwachsene Zeit bei Hertha
Dreieinhalb Jahre spielte Genki Haraguchi bei Hertha BSC und lieferte 16 Scorer in 106 Pflichtspielen. Bei der alten Dame wurde er zumeist als Links- oder Rechtsaußen eingesetzt. War Haraguchi in seiner zweiten Saison, der Spielzeit 2015/16, noch uneingeschränkter Stammspieler, wurden mit fehlenden Leistungen auch die Einsatzzeiten in der Saison 2016/17 kürzer. Nur drei Torbeteteiligungen gelangen ihm in dieser Spielzeit, alle in den Spielen gegen den späteren Absteiger FC Ingolstadt. Über die Jokerrolle kam er in der Folgesaison nicht mehr hinaus.
(Photo by Boris Streubel/Getty Images for Deutsche Bahn)
Unter dem damaligen wie heutigen Coach Pal Dardai war Haraguchi nur noch sporadisch gefragt, weshalb er in der Winterpause der Saison 2017/18 eine Leihe nach Düsseldorf anstrebte. Weil sein Vertrag im Sommer auslief, aber er die Spielpraxis für die anstehende WM benötigte, verlängerte Haraguchi seinen Vertrag in Berlin, ehe er in Düsseldorf aufschlug. „Wir haben eine sehr gute Lösung gefunden. Genki bekommt bei einem Aufstiegsaspiranten Spielpraxis und wir haben durch die Vertragsverlängerung im Sommer nach der Weltmeisterschaft alle Optionen“, kommentierte Geschäftsführer Michael Preetz den Wechsel damals. Doch so weit sollte es nicht kommen.
Neue Kapitel in Düsseldorf und Hannover
Haraguchi, der bei Düsseldorf in zwölf von 13 möglichen Spielen in der Startelf stand und fünf Torbeteiligungen zum Aufstieg in die erste Liga beisteuerte, entschied sich noch vor der WM, die Hauptstadt endgültig zu verlassen. Statt sich in ein mögliches Schaufenster zu stellen, unterschrieb Haraguchi bei Hannover 96. „Es ist bemerkenswert, dass sich Genki schon vor der WM für uns entschieden hat. Das ist ein tolles Zeichen von ihm, sich bereits vor einem großen Turnier für Hannover 96 zu bekennen“, freute sich der damalige Manager Horst Heldt.
Seine Zeit in Hannover begann unglücklich. Zwar war er von Beginn an gesetzt, wie zu Hertha-Zeiten in der Regel auf dem Flügel, doch Hannover erlebte eine Saison zum Vergessen. Der folgerichtige Abstieg war für Haraguchi kein Grund die Zelte abzubrechen. Die zweite Liga kannte er bereits aus Düsseldorf. Und auch bei Hannover sollte er in der zweiten Liga glänzen. Dass er fortan überwiegend im Zentrum eingesetzt wurde, tat seinem Spiel gut. Elf Torbeteiligungen leistete er in seiner zweiten Spielzeit bei Hannover 96. In seiner dritten und letzten Saison wurde er zum Kopf der Mannschaft, stand in allen 34 Spielen in der Startelf und lieferte 16 Scorer.
(Photo by Cathrin Mueller/Getty Images)
Nur noch vereinzelt auf der Außenbahn spielend, empfahl sich Haraguchi, dessen Vertrag bei Hannover im Sommer auslief, wieder für die erste Liga. Er entschied sich zum zweiten Mal in seiner Karriere für Berlin und unterschrieb beim 1. FC Union, wo er schnell zum Stammspieler reifte. Den Segen von seinem alten Coach Dardai holte er sich dafür nicht extra: „Darüber habe ich auch nicht nachgedacht. Es wäre schwierig gewesen, wenn ich direkt zu Union gewechselt wäre. Aber ich war zwischenzeitlich in Hannover und Düsseldorf. Meiner Meinung nach ist es kein Problem“, so Haraguchi.
Haraguchi erfand sein Spiel neu
Es ist nicht allein die aus Hannover bekannte spielerische Klasse, wegen der sich Haraguchi schnell in der Stammelf der Köpenicker festsetzte, wenngleich sich herausragende Aktionen häufen. Etwa die technisch anspruchsvolle Vorarbeit für Stürmer Awoniyi zum 1:0 am 8. Spieltag gegen Wolfsburg. Viel mehr hat er es in kurzer Zeit geschafft, die Defensivstruktur Unions zu verstehen und mustergültig umzusetzen. Warf man Haraguchi in der niedersächsischen Landeshauptstadt hin und wieder fehlende Präsenz im Defensivverhalten bis hin zur Lustlosigkeit vor, zeichnet ihn die Arbeit gegen den Ball in dieser Saison mit aus.
Im Dreier-Mittelfeld an der Seite von Prömel und Khedira muss er viel Arbeit verrichten, die wenig spektakulär ist und auch nicht immer Spaß macht, aber die essenziell für das Union-Spiel ist. Das System basiert auf Stabilität. Die zentralen Mittelfeldspieler spulen ein hohes Laufpensum ab, um die Räume bei gegnerischen Angriffen immer eng zu halten. Besonders der Abgang von Robert Andrich drohte hier eine Lücke zu reiße. Die insgesamt zehn externen Neuzugänge Unions ließen einen spielerischen und taktischen Umbruch vermuten, den man nicht vollziehen musste, weil sich auch ein Haraguchi so gut und schnell anpassen und den Abgang Andrichs auffangen konnte.
“Ich bin kein Blauer mehr, jetzt bin ich ein Roter”
Dass er dabei schon auf vier Torvorlagen kommt, unterstreicht seine offensive Qualität. Sonderlob erhielt er nach dem letzten Heimspiel gegen Bayern München auch von Trainer Urs Fischer: „Nach ein bisschen Anfangsschwierigkeiten ist er jetzt richtig drin. Er hat eine Klarheit im Spiel, kann immer wieder Situationen kreieren, wo wir Linien überspielen.“
(Photo by Lukas Schulze/Getty Images)
Mit inzwischen 30 Jahren und den letzten beiden Saisons im deutschen Unterhaus schien der Wechsel zum 1. FC Union wie eine letzte Chance, in der Bundesliga Fuß zu fassen. Eine Chance, die er dem Eindruck der ersten elf Spiele nach genutzt hat. Haraguchi ist im zweiten Anlauf nicht nur angekommen, sondern auch von wichtiger Rolle in Berlin. Er wurde in dieser Saison zum ersten Spieler überhaupt, der für Hertha und Union im deutschen Oberhaus spielte. Nun steht Haraguchi vor seinem ersten Stadtderby.
Dass er für die alten Kollegen keine Geschenke zu verteilen hat, sondern inzwischen ein Eiserner ist, daran ließ Haraguchi schon vor der Saison keine Zweifel aufkommen: „Ich war Herthaner, aber jetzt bin ich Unioner. Ich bin kein Blauer mehr, jetzt bin ich ein Roter.“
Gerade die wichtigste Baustelle im Hertha-Kader, die offensive Außenposition, sollte mal wieder im Sommer dringend verstärkt werden. Es kam…anders. Am Ende wurden einige Spieler auf dieser Position sogar abgegeben. Als Verstärkung holte das Team von Fredi Bobic zwei neue Spieler: Marco Richter und Myziane Maolida. Richter werden in Deutschland die meisten bereits kennen. Doch wer ist Herthas französischer Neuzugang? Was sind seine Stärken und Schwächen? Kann er die erhoffte Verstärkung für die Außenbahn werden? Was teilt er mit seinem neuen Sturmpartner Ishak Belfodil?
Zur Beantwortung dieser Fragen unterstützt uns Nico (@NaninhoJr06 auf Twitter), ein OGC Nice und Myziane Maolida-Kenner, der mit uns gemeinsam Herthas neue Nummer 11 bewerten wird.
Nicos kommunizierte mit uns auf Französisch. Seine Aussagen wurden von unserem Redakteur Chris frei übersetzt.
Frühes Profidebüt – Die Last der zu hohen Ablösesumme
Foto: IMAGO/FEP/Panoramic PUBLICATION
Bereits mit 15 Jahren wurde Myziane Maolida von Olympique Lyonnais entdeckt. Zu der Zeit spielte der gebürtige Pariser in der Jugend vom ACBB, einem Ausbildungsverein in der französischen Hauptstadtmetropole. Ein Verein, den er mit seinem neuen Offensivpartner bei Hertha BSC teilt: Ishak Belfodil spielte ebenfalls von 2006-2007 in Boulogne-Billancourt.
In seiner Heimat galt Maolida schnell als großes Talent, machte in der UEFA Youth League für Lyon besonders auf sich aufmerksam. In seiner ersten Profi-Saison mit gerade 18 Jahren erzielte er auch sein erstes Profi-Tor, sammelte Einsätze in der Europa League und fiel besonders durch seine überdurchschnittlich gute Technik auf.
Nur rund 20 Profi-Ensätze absolvierte er für Lyon, bevor er im Sommer 2018 von OGC Nice verpflichtet wurde. Der Verein aus dem Süden Frankreichs gab sogar zehn Millionen für den damals 19-Jährigen aus, deutlich über Marktwert (zur damaligen Zeit 4,5 Mio. € laut transfermarkt.de).
„Er kam in einem komplizierten Kontext, da der Verein viel in ihn investierte, als es der Mannschaft gerade an Offensivtalenten mangelte.“, erzählt uns Nico. „Daher wurde ihm gleich nach seiner Ankunft viel Verantwortung übertragen, obwohl er noch ganz am Anfang seiner Profi-Laufbahn stand.“
Mentaler Druck und Verletzungspech – die schwere Zeit von Maolida
Mit dem riesigen Druck, sofort abliefern zu müssen, kam der gebürtige Pariser nicht zurecht. Seine lässige Art sorgte außerdem schnell dafür, dass ihn einige Zuschauer als Ziel für Pfiffe und Kritik nahmen, und das trotz seines noch jungen Alters. Eine große mentale Herausforderung also für Maolida, gleich zu Beginn seiner Zeit am Mittelmeer.
Ob es an der damaligen mentalen Verfassung des Spielers lag oder an einer Verletzungsanfälligkeit, ist unklar. Doch seine Spielzeiten in Nizza wurden zu einem Teufelskreis. Aufgrund von mehreren Verletzungen kam er in seiner ersten Saison nur zu 14 Einsätzen in der Ligue 1 (vier Torvorlagen). So kam er nie in Schwung, fing an an sich zu zweifeln. Der Rhythmus fehlte komplett.
Auch sein junges Alter und die fehlende Erfahrung waren ihm sicher keine Hilfe. Gerade die physische Vorbereitung, die Arbeit im Training, nahm der junge Flügelstürmer Anfangs nicht ernst genug. In einem langen Interview mit „France Football“ zeigte er sich diesbezüglich selbstkritisch und erwähnte als Beispiel das Aufwärmen vor der Einwechslung, die körperliche Vorbereitung vor dem Spiel, die man als junger Spieler leider oft vernachlässige.
Lernprozess – Verletzungsprävention und hartes Training
So musste er erstmal lernen, richtig im Training zu arbeiten, sich auch mal zu bremsen und vor allem den eigenen Körper richtig einzuschätzen. Er wurde auch zum richtigen Arbeiter im Training, was seinen Trainern besonders gefiel, wie uns Nico erzählt: „Trotz der Schwierigkeiten, die er teilweise in den Spielen erlebte, konnte er das Vertrauen seines Trainers (Patrick Vieira oder Adrian Ursea) behalten, weil er im Training besonders gut arbeitete, fokussiert war und sich immer größte Mühe gab.“
Was die Aussprache seines Namens angeht: so half Herthas Neuzugang den Hertha-Fans direkt im ersten Video bei Hertha TV.
Schritt für Schritt befreite sich so Maolida von der Angst, sich zu verletzen und fand etwas mehr Mut, seine Fähigkeiten auf dem Platz zu zeigen. Er wurde professioneller gerade im Hinblick auf Verletzungsprävention. In der besonderen Saison 2019/2020 kam er zu mehr Einsätzen (18 Einsätze, 1 Tor, 2 Torvorlagen), bevor die Saison in Frankreich frühzeitig abgebrochen wurde.
Trotz einer weiteren Verletzung im Winter lief die Saison 2020/21 schließlich für den mittlerweile 22-Jährigen deutlich erfolgreicher. Mehr Einsatzminuten und drei eigene Tore konnte er beitragen. Die Saison endete leider ebenfalls aufgrund einer Adduktoren-Operation frühzeitig: diese zog Maolida vor, um für die neue Saisonvorbereitung rechtzeitig wieder fit zu sein. Doch die neue Spielzeit sollte er nicht mehr in Nizza bestreiten.
Thierry Henry als Vorbild – Schnelligkeit, Technik und Athletik
Foto: IMAGO/FEP/Panoramic PUBLICATION
So schnappte sich Hertha BSC am Ende den Spieler, für etwa vier Millionen Euro, bei einem Marktwert von sieben Millionen Euro. Diesmal sollte Maolida also nicht mehr mit überhöhten Ablösen konfrontiert sein. Doch was zeichnet den Spieler, dessen Vorbild ein gewisser Thierry Henry ist, aus? Nico beschreibt die neue Nummer 11 wie folgt:
„Myziane ist ein schneller, kräftiger und athletischer Spieler. Er hat auch eine gute Technik, die es ihm erlaubt, seine Gegenspieler im 1 gegen 1 auszuspielen. Sein Profil ist besonders interessant, weil er in der Lage ist, seine Geschwindigkeit und seine Größe zu nutzen, um die Tiefe zu suchen.“ Einer für die linke Außenbahn, der auch im 4-3-3 System in die Spitze rutschen kann. Als seine Stärken nennt Maolida selbst “das Dribbeln und das Kombinieren mit den Kollegen – und ich bin kreativ”.
Der Spieler sei außerdem nie negativ aufgefallen, auch nicht in den schwierigen Phasen: „Was sein Verhalten angeht: so habe ich nie negative Kommentare über ihn gehört.“ Sagt Nico. „Er hat einen lässigen Stil, was jedoch nicht bedeutet, dass er nicht rennt oder sich nicht anstrengt. Er ist eher ein diskreter Mensch, aber immer sehr nett und zugänglich für die Fans.“
Wenn Hertha-Fans „lässigen Stil“ in Verbindung mit Flügelspielern hören, denken viele sofort an Dodi Lukebakio. Doch im Unterschied zum Belgier weist Herthas Neuzugang gerade die Stärken auf, die auch Pal Dardai sucht. Die unermüdliche Arbeit im Training und auf dem Platz sowie die Bereitschaft, sich für sein Team einzusetzen und dabei seinen Ego zur Seite zu lassen.
Maolida – ein Transfer ohne die Last der hohen Ablöse
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Doch wenn er solche Qualitäten aufweist, warum wollte ihn Nizza loswerden? Gerade durch die Übernahme durch ihren britischen Investor konnte der Verein große Summen investieren und sich besonders offensiv mit Spielern wie Justin Kluivert, Calvin Stengs, Amine Gouiri, Kasper Dolberg oder auch Andy Delort verstärken.
„Es stimmt, dass es in Nizza jetzt viel Konkurrenz im Offensivbereich gibt“, bestätigt uns Nico. Dies sei aber nicht der einzige Grund für den Wechsel von Maolida. „Ich denke es war einfach wichtig für ihn, den nächsten Schritt zu gehen. Er befand sich in einer Negativspirale und bei ihm lief bei Nice einfach einiges in die falsche Richtung. Er war auch das Ziel einiger Fans, die ihn verbal angriffen.“
Anders als beim Wechsel zu Nizza kann der 22-Jährige mit anderen Vorzeichen in Berlin loslegen. Die Belastung, einer riesigen Ablösesumme gerecht werden zu müssen, ist der Franzose nun endlich losgeworden. Für vier Millionen Euro kann man schließlich nicht den neuen Mbappe erwarten.
Herthas neuer „Fantasie-Spieler“
Maolida kommt nicht mehr als ein hochgelobtes Talent, sondern als ein Spieler, der einen frischen Start gebraucht hat, um sein Potenzial endlich zeigen zu können. Mit mehr Selbstvertrauen wird er sich auch in der Bundesliga zeigen können und hoffentlich auch erfolgreich sein. Sein neuer Coach Pal Dardai zeigte sich jedenfalls eher optimistisch: „Er ist ein Fantasie-Spieler, wir haben eine Idee mit ihm. Ich hoffe, dass wir das Maximum aus seiner Kapazität rauskitzeln können.“
Das Schlusswort zu Maolida möchten wir an dieser Stelle unserem Gast überlassen:
„Ich wünsche ihm von Herzen alles Gute in Berlin und dass es ihm gelingt, wieder in die Spur zu finden. (…) Liebe Hertha-Fans, heißt Myziane Maolida willkommen, unterstützt ihn und schenkt ihm Vertrauen, er wird es euch auf dem Platz zurückgeben.”
“Auf jeden Fall habt ihr einen neuen Hertha-Sympathisanten gewonnen. Ich habe mir sein Trikot bereits bestellt.“
Noch im Mai forderte Pál Dárdai, dass es keinen erneuten Umbruch geben dürfe. Zehn Zugänge, 13 Abgänge und einen enttäuschenden Deadline Day später steht Hertha mit einem rundum erneuerten Kader da. Zeit, die Gedanken zu sortieren und sich die neuen unbekannten Spieler einmal anzusehen.
Unser hausinterner Frankreich-Experte Christophe widmet sich demnächst in einem ausführlichen Artikel unserem Deadline Day Neuzugang Myziane Maolida. Alle weiteren Neuzugänge des Sommers stellen wir hier in einem Kurzporträt vor
Jurgen Ekkelenkamp – Das fehlende Puzzleteil?
Herthas neue Nummer Zehn kam nach einigem Hin und Her von Ajax Amsterdam nach Berlin. Der 21-jährige Jurgen Ekkelenkamp war sich des Längeren mit Hertha über einen ablösefreien Transfer im Sommer 2022 einig, nun stößt er für etwa drei Millionen Euro schon in diesem Sommer zur Mannschaft.
Der Niederländer aus der Ajax-Jugend ist der sechste zentrale Mittelfeldspieler in Herthas Kader, dabei aber deutlich auf die offensiveren Positionen spezialisiert. Er kann als offensiver Achter in einem 4-3-3 oder als Zehner im bei Dárdai beliebten 4-2-3-1 agieren. Dabei ist er allerdings weniger der besonders kreative und dribbelstarke Offensivkünstler, als vielmehr ein passsicherer Ballverteiler, typisch für die Ajax-Schule.
Foto: xSebastianxRäppold/MatthiasxKochx
Neben seiner Übersicht und Passsicherheit tut sich Ekkelenkamp insbesondere ohne Ball am Fuß durch seine Läufe in den gegnerischen Strafraum vor, um eine weitere Anspielstation zu bieten und die Zuteilung der Defensive durcheinanderzuwürfeln wie es etwa ein Ilkay Gündogan in der letzten Saison bei Manchester City sehr erfolgreich gehandhabt hat. Ekkelenkamp bringt somit auch eine gewisse Torgefahr aus dem Mittelfeld mit und kann durch seine Tiefenläufe Abwehrreihen aufbrechen und Räume für Mitspieler kreieren – beides Dinge, die Hertha in den letzten Jahren beinahe völlig abgingen.
Hertha-Base Redakteur Simon hat in einem Twitter-Thread seine Sichtweise auf den Neuzugang erläutert und mit einigen Spielszenen untermalt:
Der Transfer von Jurgen #Ekkelenkamp zu Hertha ist jetzt offiziell. Warum das durchaus Sinn macht und ein guter Transfer werden könnte:
Dass Jurgen Ekkelenkamp direkt mit der symbolträchtigen Rückennummer Zehn auflaufen wird, zeigt welche Hoffnungen die Verantwortlichen in ihn legen. Gerade nach den vielen Abgängen in der Offensive wird es spannend, ob der niederländische U21-Nationalspieler schnell zum Zug kommt, wie er sich in das Offensivspiel der Mannschaft einbringt und welche taktische Rolle Pál Dárdai ihm zugedenkt. In jedem Fall erweitert Jurgen Ekkelenkamp die offensiven Möglichkeiten der Hertha.
Oliver Christensen – Druck für Schwolow
Nachdem sich Rune Jarsteins Reha nach der schweren Corona-Erkrankung noch eine Weile in die Länge zieht und Hertha offensichtlich Nils Körber die Rolle der Nummer Zwei nicht zutraut, wurden die Verantwortlichen um Fredi Bobic und Arne Friedrich in der dänischen Liga bei Odense BK fündig. Der 22-jährige Oliver Christensen, dänischer U21-Nationalkeeper, kommt für kolportierte drei Millionen Euro in die Hauptstadt und komplettiert das Torwart-Team.
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Keeper-Analyst Sascha hat in einem Twitter-Thread die Stärken und Schwächen des Berliner Neuzugangs aufgezeigt (als dieser noch beim HSV im Gespräch war):
Der #HSV soll angelich an Oliver Christensen interessiert sein, ein Transfer scheint nur noch eine Frage der Zeit.
Dem Dänen wird also viel Potenzial attestiert. Er könnte somit nach kurzer Eingewöhnungszeit direkt in einen Zweikampf mit Alexander Schwolow treten, dessen unglückliche Debütsaison sich fortzusetzen scheint. So sah Schwolow bei den Toren zum 1:1 der Wolfsburger wie auch beim 2:0 in München nicht gut aus.
Schon in der letzten Saison hatte Chefcoach Pál Dárdai Schwolow wegen fehlenden Spielglücks auf die Bank beordert und Rune Jarstein bis zu dessen Corona-Erkrankung zur Nummer Eins gemacht. Zwar hieß es damals, die Zukunft gehöre Schwolow – angesichts der Ankunft des jungen hungrigen Konkurrenten könnte diese aber schon bald wieder vorbei sein.
Ishak Belfodil – Das Experiment
Mit Ishak Belfodil zauberte Hertha für die Offensive einen alten Bekannten aus der Bundesliga aus dem Hut, der dennoch etwas aus dem Blickfeld geraten war.
Der Algerier konnte in bisher 74 Bundesliga-Spielen 20 Tore und sieben Vorlagen erzielen – klingt soweit ganz ordentlich. Davon entfallen aber bereits 16 Tore und fünf Vorlagen auf seine stärkste Saison 2018/2019 bei Hoffenheim, gleichbedeutend mit einer Ausbeute von vier Toren und zwei Vorlagen in den übrigen 46 Spielen – ausbaufähig.
Der 29-Jährige hatte zu seiner Hoffenheimer Zeit mit Andrej Kramaric ein kongeniales Duo gebildet, verpasste dann aber wegen einer schweren Knieverletzung die gesamte Spielzeit 2019/2020, erkrankte anschließend an Corona und wurde im letzten Jahr vom neuen Coach und Ex-Herthaner Sebastian Hoeneß kaum noch berücksichtigt.
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Belfodil soll laut Pál Dárdai der Ersatz für Jhon Córdoba sein, ähnelt ihm in seiner Spielweise aber eigentlich kaum. Während Córdoba für den Prototyp bulliger Stürmer steht, ist Ishak Belfodil ein eher mitspielender Stürmer, der das Kombinationsspiel sucht, auch mal auf die Außen ausweicht, selbst Vorlagen geben kann, aber trotzdem einen ordentlichen Abschluss hat.
Mit einer Ablöse von 500.000 Euro geht man mit der Verpflichtung kaum ein finanzielles Risiko ein. Fraglich bleibt aber, ob Belfodil nach seiner schweren Verletzung und der langen Leidenszeit wieder das Level seiner starken Saison erreichen kann oder ob eher jene Saison ein Ausreißer nach oben war. Ein Eins-zu-Eins-Ersatz für Jhon Córdoba ist der Algerier mitnichten, er kann aber gerade im Zusammenspiel mit einem zweiten Stürmer Akzente in der Offensive setzen und ist als Option für die Kaderbreite in Ordnung.
Marco Richter – Herthas neuer Wirbelwind
Der 23-jährige Offensivallrounder kam vom FC Augsburg zu Hertha. Dabei ist er höchstwahrscheinlich insbesondere für die offensiven Außen rechts wie links eingeplant. Wenngleich sein übliches Einsatzgebiet die Außenpositionen sind, so ist er dennoch kein klassischer Flügelspieler.
Richter klebt nicht an der Linie, dribbelt sich dann bis zur Grundlinie durch und bringt reihenweise butterweiche Flanken in den Fünfer. Vielmehr stößt er gerne selbst neben einem zentralen Stürmer über die Halbpositionen vor, zieht zielstrebig zum Tor und sucht schnell den Abschluss. Trotz dieser latenten Torgefahr kam Richter beim FCA in vier Saisons allerdings noch nicht über vier Saisontore hinaus. Auch mit seinen Dribblings kann er durchaus mal den ein oder anderen Gegenspieler stehen lassen, um selbst zum Schuss zu kommen oder einen Mitspieler einzusetzen.
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In seinem Spielstil gleicht er somit trotz unterschiedlicher körperlicher Anlagen Dodi Lukébakio, der insgesamt etwas dribblingslastiger allerdings seinerseits häufig zu kopflos die falschen Entscheidungen traf. Richter bringt darüber hinaus mit einer gewissen Wucht in Zweikampf, Dribbling und Torschuss eine Komponente mit, die Lukébakio häufig abging.
Ebenso war an den ersten Spieltagen bei seinen Kurzeinsätzen Galligkeit, Einsatzwillen und Ehrgeiz zu erkennen, den die Mannschaft in den letzten Jahren so schmerzlich vermissen ließ. Bleibt zu hoffen, dass Richter nicht wie so manch anderer Neuzugang in den Hertha-Trott verfällt, sondern die Mannschaft mit seinem Elan mitreißen kann. Angesichts der weiteren Abgänge von Dodi Lukébakio und Javairo Dilrosun praktisch konkurrenzlos auf dem Flügel sollte Richter das nun in Zukunft häufig in der Startelf zeigen können.
Stevan Jovetic – Erfahren wie talentiert, aber auch fragil
Mit Stevan Jovetic wurde ein echter Bobic-Transfer an Land gezogen. Einst ein großer Name, zuletzt aber in der Versenkung verschwunden – und natürlich von der LIAN Sports Group vertreten.
Vor acht Jahren war Jovetic sowas wie das nächste große Ding und wechselte damals nach einigen starken Saisons bei der AC Florenz für 26 Millionen Euro zu Manchester City, die schon damals ein Starensemble waren und am Ende der Saison die Meisterschaft holen sollten. Damals auch mit im Kader der Citizens übrigens ein gewisser Dedryck Boyata. Über Inter Mailand, den FC Sevilla und die AS Monaco kam der Montenegriner nun diesen Sommer nach Berlin und möchte nun beweisen, dass er das Tore schießen über all die Jahre und Stationen nicht verlernt hat.
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Der 31-Jährige ist ebenfalls nicht der „typische“ Strafraumstürmer, sondern in der Offensive variabel einsetzbar, technisch stark, ordentlich im Dribbling und Abschluss und kann so durchaus Alleinunterhalter sein. Auch ihm könnte es aber noch besser liegen, einem Zielspieler im Sturmzentrum zuzuarbeiten bzw. um diesen herum als kreierender Part der Offensive zu agieren.
Insofern kam es leider nicht ganz überraschend, als sich der Montenegriner nach 20 Minuten im Bayern-Spiel mit Wadenproblemen auswechseln lassen musste. Es bleibt zu hoffen, dass er schnell fit wird und dann gesund bleibt, um die kreative Lücke zu füllen, die die Abgänge von Matheus Cunha, aber auch Dodi Lukébakio und Javairo Dilrosun gerissen hat. Sein Spielwitz hat Hertha bereit gut getan – man will ihn nicht lange missen.
Suat Serdar – Schon nicht mehr wegzudenken
Schon frühzeitig festgemacht wurde der Transfer von Suat Serdar. Der ehemalige deutsche Nationalspieler soll die zentrale Rolle im Hertha-Spiel ausfüllen, die in den letzten Jahren behelfsweise mit den Leihspielern Marko Grujic und Matteo Guendouzi besetzt wurde. Als Strippenzieher und Taktgeber im Hertha-Mittelfeld soll Serdar das Spiel der Hertha denken und lenken.
Und in der Vorbereitung klappte das nach kurzer Zeit schon erstaunlich gut. Serdar ließ dabei insbesondere immer wieder Torgefahr aufblitzen, wenn er sich selbst dribbelnd ins letzte Gegnerdrittel vorwagte oder sich in Tornähe an einigen schönen Kombinationen mit Mitspielern versuchte.
Foto: nordphotoxGmbHx/xTreese/IMAGO
Daneben ließ er als Box-To-Box-Spieler seine Qualitäten in der Schaltzentrale aufblitzen. Seine dynamischen Antritte, das gute Auge und die Offensivläufe ließen hoffen, dass Hertha die kreative und verbindende Stelle im Zentrum endlich ordentlich und nachhaltig besetzt hat.
Umso überraschender, dass Pál Dárdai ihn im ersten Saisonspiel gegen den 1. FC Köln als Rechtsaußen beginnen ließ. Serdar fand auf der ungewöhnlichen Position überhaupt nicht ins Spiel und konnte keine Impulse setzen. Diese positionsfremde Aufstellung aus Mangel an Alternativen wurde zwar in den folgenden beiden Spielen korrigiert, Serdar konnte das Spiel aber nicht derart an sich reißen wie noch in der Vorbereitung. Die Verunsicherung der Mannschaft färbte in Teilen auf ihn ab und weckte vermutlich Erinnerungen an die letzte Saison Serdars in Gelsenkirchen.
Nichtsdestotrotz konnte er bereits andeuten, warum Hertha ihn geholt hat. Sofern sich die Mannschaft in den nächsten Spielen wieder etwas stabilisiert, wird Serdar seine Qualitäten zeigen können. Schon jetzt ist er aus Herthas zentralem Mittelfeld nicht mehr wegzudenken.
Rückkehrer Boateng und Quasi-Neuzugänge
Heimkehrer Kevin-Prince Boateng wurde von uns in der Vorbereitung bereits mit einem ausführlichen Porträt bedacht. Mit seiner Erfahrung und Mentalität ist er ein wichtiger Führungsspieler in der Mannschaft. Ob sein Körper mitmacht und er sportlich mithalten kann, steht auf einem anderen Blatt.
Obwohl Pál Dárdai im Mai noch davon sprach, dass man nicht erneut einen großen Umbruch vornehmen dürfe, stehen am Ende der Transferphase zehn Zugänge 13 Abgängen gegenüber. Ob damit jetzt die geforderte Mentalität und geschlossene Mannschaftsleistungen erreicht werden können, bleibt abzuwarten.
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