Herthaner des Monats – November 2021: Niklas Stark

von Dez 1, 2021

Er hat im November keine Minute verpasst, Führungsqualität bewiesen und zuletzt sogar Interesse im Mutterland des Fußballs geweckt: Niklas Stark ist Hertha-BASE-Herthaner des Monats.

Und damit starten wir in ein neues Format! Von nun an wollen wir den Herthaner des Monats küren. Hierzu werden wir nicht nur einen Text mit Argumenten liefern, sondern auch in eben jenen eure Meinungen (via Twitter) einfließen lassen!

Ein undankbarer Monat

Zugegeben, wirklich viel lief im November nicht im Sinne der „Alten Dame“. Drei Bundesliga-Spiele fanden aufgrund der Länderspielpause statt, weit reisen musste man dabei nicht. Zuhause empfing man Bayer Leverkusen und den FC Augsburg, beim einzigen Auswärtsspiel ging es nach Köpenick zum 1. FC Union.

Die Ausbeute von zwei Zählern ist nicht nur angesichts der Spielverläufe zu wenig, sie beförderte die Spreeathener mitten zurück in den Abstiegskampf und veranlasste die Vereinsführung zu einem Trainerwechsel.

Gegen Leverkusen hätte nur ein Standard in der letzten Minute besser verteidigt werden müssen und es wären drei Punkte geworden. Gegen den 1. FC Union wurde mehr verspielt als nur Punkte. Gegen den FC Augsburg folgte das Déjà-vu: Wieder wurde der Heimsieg in den Schlusssekunden hergegeben, als man infolge einer Rudelbildung unkonzentriert blieb.

Stark sprang für Boyata ein – und überzeugte

Obendrein musste Hertha auf einen Stammspieler verzichten: Als Dedrick Boyata noch im Oktober im Ligaspiel gegen die TSG Hoffenheim mit rot wegen groben Spiels vom Platz flog und eine Sperre von drei Spielen kassierte, war klar, er würde im November kein Spiel für Hertha bestreiten. Gleich zwei Lücken riss er damit, die des Abwehrchefs und die des Kapitäns. In beide Rollen schlüpfte Niklas Stark.

Gleich gegen Leverkusen zeigte Stark anstelle Boyatas, was den 26-Jährigen so wichtig machen kann. Mit zwölf Ballsicherungen und sechs klärenden Aktionen hatte er maßgeblichen Anteil daran, dass man bis in die Nachspielzeit gegen einen Europa-League-Teilnehmer die null hielt. Zudem kamen 58 seiner 69 Pässe und 20 seiner 25 langen Bälle beim Mitspieler an.

(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

An der Seite von Marton Dardai sammelte Stark hier kräftig Argumente, so dass Pal Dardai im Stadtderby auf das selbe Innenverteidiger-Duo setzte. „Es sind neue Spieler dazugekommen, man muss sich aufeinander einstellen, die Abstände müssen passen. Das braucht einfach ein bisschen Zeit“, erklärte Stark die ansprechende Leistung, „jetzt haben wir uns gefunden. Das fühlt sich auch besser an auf dem Platz.“

Reicht es bei Stark zum Anführer?

Im Stadtderby war dann von der neu entdeckten Sicherheit erstmal wenig zu sehen. Starks Zahlen sprachen insgesamt wieder für ihn (52/64 angekommene Pässe, 78% gewonnene Zeikämpfe) und ein kapitaler Fehler unterlief ihm nicht, sondern Nebenmann Dardai.

Doch für einige Fans war Stark in einem solch wichtigen Spiel nicht der gewünschte Leader. „Als Abwehrchef/Kapitän sollte er den anderen Spielern eigentlich Sicherheit geben. Genau das fehlt ihm“, findet etwa @flonaldo_berlin auf Twitter.

Ähnlich sieht das @NiklasP41: „Ich mag ihn eigentlich sehr gern […]. Allerdings finde ich, dass er gerade in schweren Spielen, die gegen uns laufen, nicht als die Führungsposition auftritt, die man sich von ihm versprochen hat.“ – „Mit der Rolle des Abwehrchefs ist er mMn regelmäßig überfordert“, findet @matthias_bach, doch fügt hinzu: „Trotzdem vielleicht der beste einer unterdurchschnittlichen Abwehr.“


Warum musste Pal Dardai gehen? Ist Tayfun Korkut die richtige Wahl? Wie ist die Arbeit von Fredi Bobic bislang zu bewerten? Jetzt unsere Analyse zum Trainerwechsel im Hertha BASE Podcast hören!


Fan-Meinung zu Stark bleibt ambivalent

Gegen den FC Augsburg galt Ähnliches, wie gegen Bayer Leverkusen. Die Viererkette schaffte es lange, Augsburg vom Tor fern zu halten. Die Gäste kamen zwar auf 18 Torschüsse, doch acht davon allein von außerhalb des Strafraums. Stark kam hier über den Kampf ins Spiel, zeigte, dass er nach dem Derby bereit für eine Reaktion war. Pass- und Zweikampfquote lagen wieder jeweils bei über 80 Prozent, dazu trug er beinahe eine Torvorlage für Torunarigha bei, doch der Comebacker erzielte den Treffer aus einer Abseitsposition. „He nearly cost us a goal“, spielte @hahoAnna auf einen Aussetzer hin, als Stark einen Querschläger im eigenen Strafraum fabrizierte.

(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Die Meinungen der Fans zu Stark bleiben ambivalent. „Er kämpft sich immer mehr in die Leader-Rolle rein und das gefällt mir richtig gut“, findet @Holzfuss1892. „Insgesamt ist Stark meiner Meinung nach seit Dardais Übernahme der konstanteste Innenverteidiger den wir zur Verfügung haben […], aktuell bin ich froh ihn zu haben“, meint @Max_imalLost. „Geht meiner Meinung nach als Leader mehr voran. Sportlich momentan sicherlich mit am stabilsten“, so @Die_Spassbremse. Die anderen Stimmen gibt es da aber auch: „Kann von mir aus im Winter verkauft werden“, findet @princeofbel_in. „Er hat gar keinen Ehrgeiz. Er kommt einem vor, als sei es ihm egal“, so @0_tsf.

Festzuhalten bleibt, dass Stark in einem unruhigen Monat leistungstechnisch keinen Ausreißer nach ganz unten hatte, der Leader-Rolle aber auch nicht immer gerecht wurde.

Unsichere Zukunft bei Hertha

Interesse geweckt hat Stark, der zur Saison 2015/16 von seinem Jugendverein 1. FC Nürnberg in die Hauptstadt wechselte, beim englischen Verein West Ham United. Stark, der sich zwar in Berlin wohlfühle, kann sich Medienberichten zufolge einen Wechsel nach London durchaus vorstellen. Hier wird vor allem gutes Management seitens Fredi Bobic gefragt sein, denn Starks Vertrag endet im Sommer.

Möchte man noch Geld für ihn bekommen, muss er im Winter schon verkauft werden, Gespräche über eine mögliche Vertragsverlängerung wurden zuletzt vertagt. Es werden auf jeden Fall spannende Wochen für Niklas Stark, denn mit Boyata steht nun wieder der eigentliche Kapitän zur Verfügung und Torunarigha meldete mit einer guten Leistung gegen Augsburg Ambitionen auf mehr Spielzeit an. Mit Linus Gechter steht zudem ein spannendes Eigengewächs in den Startlöchern.

(Photo by Matthias Kern/Getty Images)

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Bruno Sellschopp

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