Von Dardai zu Korkut: Der nächste Versuch, ein normaler Bundesligist zu werden

von Nov 29, 2021

Am heutigen Morgen schlug das Thema ein wie eine Bombe. Pal Dardai ist nicht mehr länger Trainer von Hertha BSC. Mit einer Meldung auf der Homepage kamen die Berliner mit dieser Nachricht um die Ecke. Im selben Atemzug wird Tayfun Korkut als Nachfolger präsentiert. Ein Mann, der das letzte Mal 2018 einen Job im Fußball-Business hatte. Es stellen sich viele Fragen, ob Antworten gefunden werden, muss die Zukunft sagen.

Hertha BSC und der Berliner Winter: Zu viele Gemeinsamkeiten

Die Zeiten sind grau, kalt und es wirkt wie eine schier unendliche Periode, die nicht enden mag. Die Berliner Millionenstadt wird zunehmend stiller und ungemütlicher, am Wochenende gesellte sich zu den eisigen Temperaturen auch noch der erste Schneefall dazu.

Als jemand, der in Berlin lebt, hat man hier aktuell nicht viel zu lachen. Irgendwie wirkt alles etwas betäubter und dunkler als sonst. Als Fan von Hertha BSC prasseln diese Gefühle praktisch doppelt ein. Der Klub macht seit mittlerweile zwei Jahren einen nicht wirklich zielführenden Eindruck. Um den Verein herrscht eine dunkle Stimmung, die niemand so wirklich im Stande zu sein scheint, aufzuhellen.

(Photo by Thomas Eisenhuth/Getty Images)

Am heutigen Morgen erlangte all das ein neuen unrühmlichen Höhepunkt. Hertha BSC trennte sich mit sofortiger Wirkung von Trainer Pal Dardai und seinen Co-Trainern Andreas „Zecke“ Neuendorf und Admir Hamzagic. Haben der Alten Dame zuvor bereits Kopf und Gesicht gefehlt, wurde nun das Herz entfernt.

Fredi Bobic: Mehr Business als Feingefühl

Am frühen Morgen teilte Geschäftsführer Sport Fredi Bobic Pal Dardai und dem Trainerteam mit, dass sie mit sofortiger Wirkung von ihren Aufgaben freigestellt sein würden. Die Nachfolge war schnell, dem Vernehmen nach schon vor der Entlassung, gefunden. Mit Tayfun Korkut und dem ehemaligen Herthaner Ilija Aracic (von 1999 – 2000 25 Bundesligaspiele für Hertha BSC) als Co-Trainer präsentierte Fredi Bobic ein Team, welches streitbar ist und zunächst mit immens kritischen Augen von der Fanbase und der Medienwelt gesehen wird.

Fredi Bobic zeigte auf der Vorstellungspressekonferenz ein gefasstes und überzeugtes Gesicht. Er bedankte sich beim scheidenden Trainerteam und sprühte vor Optimismus und war bemüht Tayfun Korkut als neuen starken Mann zu präsentieren.

dardai korkut
(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Es zeigt, wie sehr sich der Wind in der Hauptstadt gedreht hat. Während noch vor einem Jahr Michael Preetz als emotionaler Mann die Geschicke leitete, sich zunehmend emotional in Pressekonferenzen gab und seine Liebe zur Hertha nicht leugnete, vermittelt sein Nachfolger einen Eindruck als fokussierter, aber eiskalter Manager.

Nach einer denkwürdigen Transferphase im Sommer ist es die nächste Situation, in der Fredi Bobic im Mittelpunkt steht und nicht gerade mit Sympathiepunkten überhäuft wird. Doch das scheint ihm egal zu sein. Seine Überzeugung steht über dem Bedürfnis, beliebt bei den Fans zu sein.

Jetzt unsere Podcast-Folge mit Hertha-Präsident Werner Gegenbauer hören, in der wir u.a. über die bislang mangelhafte Kommunikation zwischen Verein und Investor sprechen!

Tayfun Korkut: Ungewöhnliche Wahl, aber möglicherweise unterschätzt

Die unpopuläre Entscheidung, Tayfun Korkut zum neuen Cheftrainer zu machen, sorgt im kurzlebigen Fußballgeschäft zunächst für Häme und Spott. Doch das interessiert Fredi Bobic nicht, der seit mehreren Wochen seine Entscheidung Pal Dardai zu entlassen, getroffen zu haben scheint.

Und wie schon in der Transferphase sorgen seine Entscheidungen keinesfalls für Luftsprünge und Aufbruchsstimmung. Es stellt sich allerdings die Frage, ob das überhaupt nötig ist. Auch laut Fredi Bobic sei die Mannschaft in Takt, brauche lediglich nur Orientierung. Entscheidend ist also, dass die neue Lösung viel mehr nach innen, als nach außen wirkt. Tayfun Korkut hat sich über die Jahre in Fußball-Deutschland einen Namen gemacht. Leider keinen guten. Stationen bei Hannover und Kaiserslautern waren praktisch zum Scheitern verurteilt, bei Leverkusen gelangen ihm in elf Bundesligaspielen lediglich zwei Siege.

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Hoffnung bietet allerdings seine letzte Station in der Bundesliga. Nämlich beim VfB Stuttgart. 2018 übernahm Korkut den VfB nach 20 Spieltagen auf Platz 14 und im tiefen Abstiegskampf. Mit 31 Punkten aus 14 Spielen starteten er und die Mannschaft eine furiose Aufholjagd, die am Ende beinahe mit der Qualifikation zur Europa League endete. Wobei auch hier viele VfB-Fans einordnend behaupten, dass wenig Plan und viel Glück von großer Bedeutung waren.

Fazit: Eine Patrone, die ein Risiko birgt und sitzen muss

Fredi Bobic geht ein enormes Risiko. Die Mannschaft, die auch nach seinen eigenen Worten intakt ist, muss sich in einer brenzligen Situation auf etwas neues einstellen. Versteckte Energien könnten freigesetzt werden. Genauso besteht allerdings das Risiko, dass die Verkrampfung im Hertha-Spiel vertieft und eine Weiterentwicklung blockiert.

Außerdem stellt sich die Frage, ob die Zeit in Stuttgart nur eine Nebelkerze war oder sich Korkut in seiner Karriere weiterentwickelt hat und nun die Chance nutzen kann, endgültig aus der Schublade des chronisch erfolglosen Trainers zu steigen. Sollte das klappen, haben Hertha-Fans im Berliner Winter eine Sorge weniger.

Titelbild: [Christian Kaspar-Bartke/Getty Images]

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ÜBER DEN AUTOR

Johannes Boldt

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