FC Augsburg – Hertha BSC: Drei Schlüsselduelle

FC Augsburg – Hertha BSC: Drei Schlüsselduelle

Verlieren verboten: Früh in der Saison scheint das erste Schicksalsspiel anzustehen, wenn Hertha als Tabellenvorletzter am Sonntag beim -vierzehnten FC Augsburg spielt. Mit einem Sieg könnten beide Teams die Trendwende nach einem ernüchternden Saisonstart einläuten. Auf welche Spieler es dabei ankommen kann, lest ihr hier.

Auf gerade einmal 2,1 expected goals kommt der FC Augsburg nach den ersten vier Saisonspielen – Ligatiefstwert. Immerhin drei Tore haben die Fuggerstädter daraus erzielt, doch bis auf den schmeichelhaften 2:1-Erfolg bei Bayer Leverkusen sprang noch nichts Zählbares heraus. Von dem kreativen Offensiv-Fußball, für den Neu-Trainer Enrico Maaßen zuletzt bei Borussia Dortmund II stand, ist bis dato wenig zu sehen.

Mit Hertha gastiert derweil die geteilt mit dem VfL Wolfsburg schwächste Offensive der Liga, zwar steht man mit 3,74 expected goals klar über dem FCA, doch erst zwei Tore resultierten daraus. An den ersten beiden Spieltagen jeweils eins. Die Handschrift von Sandro Schwarz ist zwar zu erkennen, doch nach dem Pokalaus und den ersten Liga-Spielen ohne Sieg, ist ein Erfolgserlebnis langsam Pflicht, um nicht den Glauben an die gemeinsame Spielidee zu verlieren. Der Vergleich mit Augsburg wird zum echten Sechs-Punkte-Spiel.

Gouweleeuw gegen Kempf: Duell der Abwehrchefs

Der Bedeutung des Spiels geschuldet, werden beide Teams allen voran versuchen, über eine stabile Defensive zu kommen. Augsburgs Dreierkette wird dabei vom zentralen Spieler und Kapitän Jeffrey Gouweleeuw angeführt, der wegen der Verletzungen von Reece Oxford, Felix Uduokhai und Frederik WInther umso wichtiger ist.

(Photo by Daniel Kopatsch/Getty Images)

Ins Aufbauspiel ist Gouweleeuw wenig eingebunden, er hat seine Stärken klar gegen den Ball. 1,99 Tacklings liefert er durchschnittlich pro 90 Minuten, womit er es im Positions-Vergleich in Europas Top-fünf-Ligen auf mehr als 72 Prozent gegenüber der anderen Innenverteidiger bringt. Dass er davon 1,36 gewinnt, ist ein besserer Wert als 83 Prozent seiner Kollegen. Ebenso stark sind seine 2,56 abgefangenen Bälle (top 16 Prozent) und 5,34 klärende Aktionen (top 15 Prozent).

Marc Oliver Kempf, dessen Formkurve nach oben steigt, liefert ähnliche Werte, kommt zwar nur auf 1,83 Tacklings, davon aber 1,42 erfolgreiche (top 13 Prozent). Bei den abgefangenen Bällen zählt Kempf sogar zu den besten neun Prozent (2,83 pro 90 Minuten, alle statistischen Werte beziehen sich auf die letzten 365 Tage). Welcher Abwehrchef seine Stärken besser ausspielen kann, wird entscheidend für die Partie.

Maier gegen Boëtius: Duell der Kreativen

Torgefahr aus dem Zentrum heraus haben beide Teams in dieser Saison kaum entwickelt. Maßgeblich für Herthas Tore war Flügelspieler Dodi Lukebakio, der eins selber erzielte und eins per Flanke vorbereitete. Bei Augsburgs einzigem Sieg waren indes zwei erfolgreiche Pressingmomente entscheidend. Dabei haben beide Mannschaften kreative Spieler im Zentrum, die für Gefahr sorgen können.

Herthas Neuzugang Jean-Paul Boëtius ist einer, der für mehr Gefahr sorgen soll. Seine durchschnittlich 5,62 progressiven Pässe (Pässe, die den Ball maßgeblich näher zum gegnerischen Tor bringen) pro 90 Minuten sind ein Spitzenwert im europaweiten Vergleich. Auch 1,17 Schlüsselpässe (Pässe, die unmittelbar zu einem Torschuss führen) machen ihn zu einem der gefährlicheren zentralen Mittelfeldspieler. Einen Pass spielt Boëtius durchschnittlich in den Strafraum.

Bei Augsburg soll einer für Kreativität sorgen, der in Berlin seine Ausbildung genoss. Arne Maier spielt zwar gerade einmal 2,72 progressive Pässe, doch sticht Boëtius mit 1,38 Schlüsselpässen in dieser Kategorie aus. Besonders beeindruckend: In den letzten 365 Tagen lieferte Maier 0,25 Assists auf 90 Minuten. Top fünf Prozent.

(Photo by Frederic Scheidemann/Getty Images)

Gegen die alten Kollegen wird Maier bis in die Haarspitzen motiviert sein. Und auch Boëtius wird nach den ersten Wochen in Berlin endlich auf dem Platz vollends überzeugen wollen.

Demirovic gegen Kanga: Duell der Torjäger

Tore waren beidseitig Mangelware in dieser Spielzeit, dabei haben sowohl der FCA als auch Hertha im Sturmzentrum im Sommer nachgelegt. Bei den Augsburgern passt der im letzten Winter auch in Berlin gehandelte Neuzugang Ermedin Demirovic perfekt ins System.

Es war kein Zufall, dass Augsburg gegen Leverkusen zweimal nach Pressingaktionen zum Tor kam, genauso will es Trainer Enrico Maaßen in Phasen sehen. Und mit Demirovic hat er einen Stürmer, der genau darin glänzt. 1,9 geblockte Bälle und 1,65 geblockte Pässe sind jeweils Top-ein-Prozent-Werte. Genauso die durchschnittlichen 0,83 Tacklings im vordersten Drittel. 22,07 Mal übt er pro Spiel Druck aus (top fünf Prozent) und ist dabei 6,28 Mal erfolgreich (top vier Prozent). Werte, die wie eine Warnung an Herthas Defensive klingen: Übt Demirovic Druck aus, kann es gefährlich werden.

Auch Herthas neuer Mittelstürmer Wilfried Kanga hat sich bisher allen voran durch den Einsatz beweisen können, anders als bei Demorovic (ein Tor) hat er sich noch nicht belohnt. Doch auch auf ihn wird es ankommen, wie Schwarz jüngst betonte: “Willy hat noch kein Tor geschossen. Aber es sind wichtige Kriterien für uns, wie er für die Mannschaft arbeitet: in der Ballbehauptung, im Durchsetzungsvermögen. Wenn du so fleißig bist, wird die Belohnung kommen. Ich habe ein hohes Vertrauen in meine Offensivabteilung, dass wir die Tore schießen werden.”

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Titelbild: Daniel Kopatsch/Getty Images

Hertha BSC – Borussia Dortmund: Drei Schlüsselduelle

Hertha BSC – Borussia Dortmund: Drei Schlüsselduelle

Trotz zweier zuletzt starken Partien steht Hertha BSC mit nur einem Punkt auf dem 16. Tabellenplatz. Gegen Dortmund soll mit dem neu entfachten Offensivfußball endlich der erste Dreier der Saison eingefahren werden. Das sind die Schlüsselduelle.

Zuletzt spielte Hertha BSC zwei Mal durchaus attraktiven Fußball. Die Berliner zeigten sowohl gegen die Eintracht aus Frankfurt, als auch gegen Borussia Mönchengladbach ein starkes Gegenpressing, schnelle Umschaltmomente – und einige gute Torchancen.

Zwei positive Spiele hintereinander – wann hat es das zuletzt gegeben bei den Berlinern? Vermutlich ist es Jahre her. Umso ernüchternder ist es, dass die Mannschaft um Hertha-Trainer Sandro Schwarz noch immer nur einen Punkt auf dem Konto hat. Allerdings war vielen mit der Veröffentlichung des Spielplans klar, dass es die ersten vier Spiele in sich haben.

Umso erfreulicher ist es, wie sehr die Mannschaft Moral beweist, sich auch nach Rückständen nicht aus dem Konzept bringen lässt – und immer weiterarbeitet. Im zweiten Heimspiel der Saison geht es nun gegen Borussia Dortmund, ein weiteres Schwergewicht. Für einen erfolgreichen Spieltag müssen diese drei Schlüsselduelle gewonnen werden.

Marton Dardai – kocht er den erfahrenen Modeste ab?

Aufgrund der unnötigen gelb-roten Karte von Filip Uremovic beim Spiel gegen Gladbach wird aller Voraussicht nach Marton Dardai seinen Platz in der Innenverteidigung einnehmen. Durch seine Größe wird es vermutlich er sein, den Sandro Schwarz auf Anthony Modeste ansetzen wird.

Der bullige Stürmer ist ein ähnlicher Spielertyp wie Herthas Ex-Stürmer Jhon Cordoba: wenn es sein muss, kann er die Bälle tief nahe der Mittellinie festmachen und weiterverarbeiten. Hier darf sich Dardai nicht abkochen lassen – und muss seinen bulligen Körper dagegenstellen.

Gegen Dortmund muss Hertha-Eigengewächs Dardai die nötige Robustheit an den Tag legen.

Gegen Dortmund muss Dardai die nötige Robustheit an den Tag legen. (Photo by Martin Rose/Getty Images)

Gleichsam ist Modeste auch ein „Instinktstürmer“: es kann gut sein, dass man ihn lange Zeit kaum am Spielbetrieb teilnehmen sieht. Doch auch wenn Modeste bisher noch nicht in Dortmund angekommen zu sein scheint (gegen Bremen die Kicker-Note 5), braucht er nicht viele Chancen, um zu treffen.

Trotz dessen dass Marton Dardai ein noch junger Spieler ist, muss er das gesamte Spiel über konzentriert bleiben und darf Modeste nicht aus den Augen verlieren. Mit seinen 34 Jahren wird Modeste des Öfteren nicht zu sehen sein – um dann urplötzlich Einnetzen zu wollen. Bleibt Dardai das Spiel über mental stark und konzentriert, kann es ihm gelingen, Modeste torlos wieder zurück gen Dortmund zu schicken – und sich somit für weitere Einsätze zu empfehlen.

Was kann Kenny wirklich?

Bisher konnte Jonjoe Kenny noch nicht vollends überzeugen. Gegen Gladbach gewann er lediglich vier von insgesamt 16 Zweikämpfen. Verlagert der Gegner das Spiel auf die rechte Seite der Berliner, folgen oft Szenen, die Kenny bisher noch nicht verteidigen kann. Dahingegen muss man ihm zugute halten, dass er sich im Gegensatz zu Pekarik oder auch Klünter auch öfter in die Offensive einschaltet.

Defensiv muss sich Kenny noch beweisen, um Hertha wirklich besser zu machen.

Defensiv muss sich Kenny noch beweisen. (Photo by Martin Rose/Getty Images)

Gegen Dortmund wird er es vermutlich mit dem 18-jährigen Jamie Bynoe-Gittens zu tun kommen. Der Shootingstar brilliert bisher vor allem durch seine Dribblings, seinen tiefen Läufen und einer guten Passquote – auch im letzten Drittel und unter Druck.

Hier muss Kenny versuchen, den quirligen Angreifer robust zu bearbeiten, mit einer gesunden Portion Aggression. Viel Platz darf er Bynoe-Gittens nicht lassen – steht er ihm aber auf den Füßen, kann er ihm durchaus den Spaß am Spiel nehmen.

Dodi Lukebakio – Herthas offensiver Motor

Den Saisonstart der Berliner hat Dodi Lukebakio durchaus versüßt – wenn bisher auch noch nicht mit einem Sieg veredelt. Doch macht seine neugewonnene Spielfreude – und, Achtung: Defensivarbeit – durchaus Lust auf mehr.

Im neuen offensivgeprägtem Spiel der Berliner scheint Lukebakio vollends aufzutauen. Gegen Eintracht Frankfurt steuerte er nach nur drei Spielminuten eine locker lässige Vorlage bei. Generell sorgen seine Dribblings, gepaart mit seiner Schnelligkeit, für enorme Gefahren bei den gegnerischen Mannschaften.

Mit seiner Schnelligkeit kann Lukebakio gegen Dortmund den Unterschied machen.

Mit seiner Schnelligkeit kann Lukebakio gegen Dortmund den Unterschied machen. (Photo by Lars Baron/Getty Images)

Ihm gegenüber wird höchstwahrscheinlich der 1,70 große und quirlige Raphael Guerreiro auf der linken defensiven Seite der Dortmunder stehen. Gegen den flinken und wendigen Außenverteidiger wird es für Lukebakio schwer werden, per Dribblings vorbei zu ziehen – wenn allerdings bei weitem auch nicht unmöglich.

Viel eher aber kann Lukebakio hier in Kontersituationen herausragen. Guerreiro ist ein essenzielles Puzzleteil des Dortmunder Offensivspiels. Gelingt der Hertha durch ihr bisher starkes Gegenpressing den Ball in der eigenen Hälfte zu erobern – kann es über Lukebakio schnell gehen. Die Situationen, in denen Guerreiro aufgerückt ist und lange Wege nach hinten gehen muss, kann Lukebakio mit seiner Geschwindigkeit ausnutzen und für mächtig Torgefahr sorgen.

(Titelbild: TOBIAS SCHWARZ/AFP via Getty Images)

Borussia Mönchengladbach – Hertha BSC: Drei Schlüsselduelle

Borussia Mönchengladbach – Hertha BSC: Drei Schlüsselduelle

Nach dem ersten Punktgewinn im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt will Hertha erstmals in der Saison dreifach punkten. Doch mit Borussia Mönchengladbach empfängt eine formstarke Mannschaft die Herthaner. Wir schauen uns an, auf welche Schlüsselduelle es im Spiel zwischen der Elf vom Niederrhein und der alten Dame ankommen kann.

Genau wie bei Hertha fand bei den “Fohlen” im Sommer ein Trainerwechsel statt. Den insgesamt eher glücklosen Adi Hütter ersetzte Daniel Farke. Und der Ex-Norwich-Coach fügte sich in Mönchengladbach gleich gut ein. Auf das souveräne Weiterkommen im Pokal folgte ein 3:1-Sieg zum Ligaauftakt gegen Hoffenheim, ehe man am letzten Spieltag gegen Schalke die drei Punkte erst in letzter Sekunde hergab. Das Team findet derzeit zurück zu alter Offensivfreude. Besonders auffällig: Farke vertraut seiner ersten Elf ungemein. In seinen beiden ersten Ligaspielen setzte er auf die selben elf Spieler in der Startformation, wechselte jeweils nur zweimal in den Schlussminuten. Hertha BSC und Sandro Schwarz wissen also worauf sie sich einzustellen haben: Einen formstarken Gegner.

Schlüsselduell: Mittelstädt gegen Hofmann

Zum Saisonbeginn nicht einmal Teil des Aufgebots, musste Maxi Mittelstädt gegen Frankfurt gleich in der Startelf ran, weil Kapitän Marvin Plattenhardt verletzt fehlte. Und Mittelstädt war direkt voll auf der Höhe, machte ein gutes Spiel. Dass er auf dem Papier ein Spieler ist, dem das System Schwarz liegen sollte, ist unbestritten. Doch bisher sollte es zwischen dem neuen Trainer und dem Linksverteidiger nicht funken. Ein gutes Spiel gegen Gladbach könnte Mittelstädt einem Stammplatz deutlich näher bringen. Doch mit Jonas Hofmann steht ihm der absolute Unterschiedsspieler der Gladbacher gegenüber.

5,59 schusskreierende Aktionen pro 90 Minuten – Mit diesem Durchschnittswert aus der Saison 2021-22 zählte Hofmann zu den besten 1 Prozent aller Flügelstürmer der Bundesliga. Dabei kam er auf einen Wert von 0,63 expected goals (ohne Elfmeter) + assists – Top 7 Prozent. Seine 3,21 direkt vorgelegten Schüsse sind ebenfalls ein Top-1-Prozent-Wert.

hertha

(Photo by Frederic Scheidemann/Getty Images)

Zahlen, die nicht nur Hofmanns Wert für Gladbach unterstreichen, auch ist er inzwischen wichtiger Teil der deutschen Nationalmannschaft. So wichtig macht Hofmann nicht zuletzt seine Flexibilität, er ist keiner, der an der Außenbahn klebt. Im Gegenteil, immer wieder zieht es ihn ins Zentrum. Es wird also nicht nur an Mittelstädt liegen, ihn in seinen Aktionen zu limitieren. Besonders im eigenen Aufbauspiel muss Hertha ein Auge auf Hofmann haben. 20,9 Mal setzte er in der vergangenen Saison durchschnittlich im Spiel einen Gegner unter Druck – so viel wie kein anderer Gladbacher. 

Ein Tor gelang Hofmann an den ersten beiden Spieltagen bereits. Nun möchte Hofmann, der seine Mitspieler so gut aussehen lassen kann wie kaum ein Zweiter in der Liga, auch erste Assists sammeln. Das zu verhindern, wird für Mittelstädt eine große Aufgabe, für die er die Unterstützung der gesamten Defensive benötigt.

Schlüsselspieler bei Gladbach: Ko Itakura

An kaum einem Spieler hatten die Fans von Schalke 04 in der vergangenen Saison so viel Freude wie an Ko Itakura. Von Manchester City ausgeliehen, hatte der polyvalente Japaner maßgeblichen Anteil an der Zweitliga-Meisterschaft. Doch im Sommer folgte die Trennung, zu hoch war die Kaufklausel. Nutznießer war Mönchengladbach, die die geforderten fünf Millionen an Manchester zahlten.

Und Itakura macht da weiter, wo er in Gelsenkirchen aufgehört hat, nämlich guten Fußball zu spielen, was zuletzt sogar die alten Kollegen zu spüren bekamen. 126 Ballkontakte, neun geklärte Bälle, acht gewonnene Luftzweikämpfe, zwei geblockte Schüsse, eine Zweikampfquote von 64 Prozent und eine Passquote von 89 Prozent: Gegen Schalke war Itakura der beste Gladbacher.

hertha

(Photo by Frederic Scheidemann/Getty Images)

Nicht nur Herthas Sturmreihe um Wilfried Kanga wird es mit Innenverteidiger Itakura zu tun bekommen. Als gelernter Sechser ist er es gewohnt, auch immer mal wieder den Raum vor der Abwehr zu beackern. Itakura ist ein Kämpfer, der seine Mitspieler mitreißt. Ihn muss Hertha stets im Auge haben.

Schlüsselspieler bei Hertha: Dodi Lukebakio

Zwei Tore hat Hertha in der Liga bisher erzielen können. Mit einem geschossenen und einem vorbereiteten war Dodi Lukebakio an beiden beteiligt. Der Leih-Rückkehrer vom VfL Wolfsburg galt lange als Verkaufskandidat, doch ist nun umso wichtiger. Gegen Frankfurt zuletzt war er der offensive Dreh- und Angelpunkt.

hertha

(Photo by Martin Rose/Getty Images)

Und auch gegen Gladbach wird er eine wichtige Rolle einnehmen. Denn sein Gegenspieler ist Ramy Bensebaini, was zum einen verspricht, dass Lukebakio defensiv gefordert sein wird, aber sich ihm offensiv auch Räume bieten werden.

Mit 0,16 expected goals pro Spiel zählte Bensebaini in der letzten Saison nicht nur zu den torgefährlichsten zwei Prozent der Verteidiger in der Liga, auch im Erspielen von Chancen legte der Linksverteidiger (unter Hütter eher linker Innenverteidiger) Top-Werte auf. 1,16 schusskreierende (top-10-Prozent im Ligavergleich) und 0,18 torkreierende Aktionen (top-16-Prozent) standen auf seinem Zettel. Tendenz steigend, denn unter Farke scheint er wieder als reiner Flügelverteidiger gefragt zu sein. Ihn zu verteidigen muss schon vorne bei Lukebakio anfangen und darf nicht erst an Jonjoe Kenny hängenbleiben.

Doch unter dem starken Offensiv-Output Bensebainis leidet mitunter sein defensives Spiel. Bei abgefangenen Bällen zählt er zwar zu den Ligabesten, doch was erfolgreiche Tacklings und klärende Aktionen angeht, ist er im unteren Drittel zu finden. Auch übt Bensebaini auffällig selten Druck aus (10,29-mal pro 90 Minuten, weniger als 60 Prozent auf seiner Position) und das auch noch mit wenig Erfolg (30,7-Prozent Erfolgsquote, schwächste 5 Prozent der Liga). Hier können sich für einen spiel- und formstarken Spieler wie Lukebakio gefährliche Situationen ergeben.

Titelbild: Frederic Scheidemann/Getty Images

Drei Schlüsselduelle: Was muss Hertha gegen Frankfurt besser machen?

Drei Schlüsselduelle: Was muss Hertha gegen Frankfurt besser machen?

Den Saisonstart haben die Berliner mit jeweils einer Niederlage im DFB-Pokal und in der Bundesliga verpatzt. Im ersten Heimspiel der Saison geht für Hertha BSC nun darum, schnell in die Spur zu finden. Damit das gelingt, müssen diese drei Schlüsselduelle gewonnen werden.

Hertha droht der Fehlstart

Der erste Spieltag der neuen Bundesliga-Saison ist vorbei: und das blau-weiße Herz blutet früher, als man es sich vermutlich erhofft hat. Gegen Union Berlin folgte die insgesamt vierte Derbyniederlage nacheinander. Dabei schwor Hertha-Kapo „Kreisel“ das Team nach der Niederlage im DFB-Pokal gegen Eintracht Braunschweig ein – es war keine Wut, die er der Mannschaft wegen des verlorenen Spiels entgegenbrachte, viel mehr unterstrich er die Bedeutung des Derbys.

Und die Spieler hatten das verstanden – zumindest wurde das von der Hertha-Seite so kommuniziert. Umso enttäuschender für alle blau-weißen Fans war das, was sie am vergangenen Samstag zu sehen bekamen: nahezu exakt die „alte“ Dame der vergangenen Saison. Insgesamt war das Spiel von Hertha ein blutleerer Auftritt ohne den so angepriesenen frischen Offensivfußball, den Neu-Trainer Sandro Schwarz dem Team vermitteln möchte. Dies paarte sich mit haarsträubenden – und bekannten – Fehlern in der Abwehr.

Sieben Gegentore sammelte Hertha in zwei Spielen. Im zweiten Spiel der Saison geht es nun also darum, schnell in die Spur zu finden – und die ersten drei Punkte zu sammeln. Immerhin kassierte Eintracht Frankfurt ebenfalls sechs Tore – allerdings gegen den FC Bayern München. Solch ein Offensiv-Spektakel kann von Hertha nicht zu erwarten sein. Um siegreich zu sein, sind diese drei Schlüsselduelle entscheidend.

Die offensiven Außenspieler: erst die Bank brachte Kreativität

Allen voran Myziane Maolida erlebte gegen Union Berlin einen vollends gebrauchten Tag. Auf der linken offensiven Außenbahn gelang ihm rein gar nichts. Er kreierte keine einzige Chance, brachte lediglich 60 Prozent seiner Pässe an den Mann und kam nur zwei Mal in ein Dribbling – von dem er eines verlor.

Auf der anderen Seite gelang Dodi Lukebakio bis zu seinem späten Tor in der 85. Minute ebenso wenig. Zudem schlich sich erneut seine bekannte Faulheit ein, in der Defensive mitzuarbeiten. Erst als in der zweiten Hälfte Chidera Ejuke und Stevan Jovetic eingewechselt wurden, zeigte das Hertha-Spiel eine gewisse Dynamik im offensiven Bereich. Zudem zeigte Neuzugang Wilfried Kanga ebenfalls einige vielversprechende Anlagen. So gelang es ihm, den Ball mehrmals gut fest zu machen oder, wenn er sich auf die Außen fielen lies, starke spielerische Akzente zu setzen.

(Photo by ODD ANDERSEN/AFP via Getty Images)

Für Herthas offensives Spiel wird das gegen Frankfurt essenziell sein, will man doch endlich aus den spielerisch schwachen Zeiten hinauswachsen. In der letzten Saison fehlten die Dribblings und Pässe der offensiven Außenspieler die gesamte Spielzeit über. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Ejuke auf links und Kanga im Zentrum starten werden – um diesen Fluch endlich zu brechen.

So löchrig, wie ein Schweizer Käse: Die Hertha-Innenverteidigung

Für Dedryck Boyata waren die vergangenen Wochen zum Vergessen. Erst verlor er die Kapitänsbinde, dann wurde er gegen Union Berlin aus dem Kader gestrichen – aktuell sei er keine Verstärkung, äußerte Bobic. Doch auch sein Partner, Marc Oliver Kempf, machte gegen Union einige Fehler – die auch zu Gegentoren führten. So gewann er auch lediglich 50 Prozent seiner Zweikämpfe.

Die Innenverteidigung bleibt ein Problem bei Hertha BSC

DIe Innenverteidigung bleibt ein Problem bei Hertha BSC.  (Photo by Martin Rose/Getty Images)

Auffallend waren vor allem seine mäßige Geschwindigkeit. Wenn Kempf etwa bei langen Bällen aufgrund mangelhaften Stellungsspiels hinterherrennen musste, wurde es oft brenzlig um den Berliner Strafraum. Gleiches spielte sich auf der rechten Seite hab: viel zu oft musste Jonjoe Kenny aufgrund seines Stellungsspiels hinter den Unionern her rennen. Auch, weil ihn Lukebakio nicht selten alleine lies.

Es ist das Dauerthema bei Hertha: Die Verteidigung, speziell die Innenverteidigung. Werden allen voran auch die vielen Fehler in der Innenverteidigung nicht abgestellt, ist Hertha auch diese Saison wieder der Top-Kandidat, um die Schießbude der Liga zu sein.

Oliver Christensen: so sicher, so unsicher?

Nach der Relegation war schnell klar: Oliver Christensen wird die neue Nummer Eins im Tor. Dafür gab Hertha auch die Bemühungen auf, den zum Schluss der vergangenen Saison so überzeugenden Marcel Lotka zu halten. Doch erinnert die Situation gegenwärtig an die von Hertha Ex-Keeper Alexander Schwolow.

Auch Oliver Christensen machte keine gute Figur gegen Union Berlin

Auch Oliver Christensen machte keine gute Figur gegen Union Berlin (Photo by ODD ANDERSEN/AFP via Getty Images)

Allen voran bei Unions Treffer zum 3:0 sah Christensen nicht gut aus – Robin Knoches Kopfball rutschte ihm durch die Arme. Zu seinen Gunsten muss erwähnt werden, dass ihm die Sicht durch Rani Khedira versperrt war und Christensen nur kurze Zeit hatte, um in dem Chaos zu reagieren. Doch wie bei Schwolow schon, wirkt es, als könnte Christensen durchaus mehr fangen und halten, als er tut.

Gegen das dynamische Offensivspiel der Frankfurter wird es sicherlich durchaus einziges an Chancen für die Eintracht geben. Für Christensen ist das eine neue Chance sich auszuzeichnen und zu beweisen, dass er eine würdige Nummer Eins ist. Und fest steht: Hertha braucht endlich wieder Stabilität im Tor.

(Titelbild: Maja Hitij/Getty Images)

BVB – Hertha: Drei Schlüsselduelle

BVB – Hertha: Drei Schlüsselduelle

Die tabellarische Situation ist vor dem 34. Spieltag aus Hertha-Sicht klar und zugleich trügerisch. Bei einem Punktgewinn ist der Klassenerhalt sicher, genauso wenn der VfB Stuttgart nicht dreifach punktet. Vorteil VfB: Ein Heimspiel gegen den 1. FC Köln ist auf dem Papier zumindest die leichtere Aufgabe als ein Gastspiel beim BVB. Auf welche Duelle es im Signal-Iduna-Park ankommen kann, damit Hertha sein Schicksal in die eigene Hand nimmt, und die Klasse ohne ständigen Blick nach Stuttgart hält, lest ihr hier.

Für den BVB geht eine unruhige Saison zu Ende. Zunächst das Aus in der Champions League trotz leichter Gruppe, dann das Aus in der Europa League gegen den späteren Finalisten Glasgow Rangers. Im Pokal scheiterten die Schwarz-Gelben an Zweitligist St. Pauli. Das Meisterschaftsrennen in der Liga konnten sie nie offen halten.

Dazu die ständige Transferposse um Starstürmer Erling Haaland, der in Manchester City nun endlich einen Verein für die kommende Saison gefunden hat. Generell dürfte der Sommer in Dortmund einiges hergeben. Mit Niklas Süle, Nico Schlotterbeck und Karim Adeyemi wurden immerhin schon drei namhafte Transfers eingetütet.

Dem Saisonabschluss wird bei Borussia Dortmund also entgegengefiebert. Und nach dem etwas blamablen 3:4 im letzten Heimspiel gegen den VfL Bochum dürfte es den Spielern wohl auch daran liegen, sich mit einem Erfolgserlebnis in die Sommerpause oder gar vom Verein zu verabschieden.

Marcel Lotka: Gegen den BVB zwangsläufig im Fokus

Einer, der den BVB-Spielern den Abschied in die spielfreie Zeit vermiesen könnte, ist mit Keeper Marcel Lotka einer, der im kommenden Jahr womöglich ihr Teamkollege sein könnte. Dass der HerthaBASE-Herthaner des Monats April am Sonnabend zwangsläufig im Mittelpunkt stehen wird, steht außer Frage.

Keeper Marcel Lotka spielt aktuell bei Hertha BSC, könnte ab Sommer aber für den BVB auflaufen.
(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Und das nicht wegen seines Patzers zuletzt gegen Mainz 05. Dass Lotka es besser kann, hat er in den Wochen davor mehrfach bewiesen. Vielmehr wegen des drohenden Rechtsstreits zwischen beiden Vereinen um seine Person. Als er bei Hertha sportlich keine Perspektive hatte, unterschrieb Lotka, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, einen Kontrakt bei Dortmund. Primär für die zweite Mannschaft gedacht. Weil Lotka, als die anderen Torhüter ausfielen, dann aber mit guten Leistungen auf sich aufmerksam machte, zog Hertha eine Klausel, die seinen Vertrag in der Hauptstadt über den Sommer hinaus verlängerte.

Wie die Rechtsfrage ausgeht, ist offen. Fakt ist: Beim Aufeinandertreffen beider Teams werden die Augen auf ihn gerichtet sein. Für einen 20-Jährigen eine anspruchsvolle Aufgabe. Doch Lotka strahlte, seit er die Chance bei den Hertha-Profis bekam, auch mental die nötige Reife aus.

Gegen den BVB wird er nicht nur mental, sondern allen voran sportlich gefragt sein. Mit durchschnittlich 13,3 Versuchen pro 90 Minuten gibt Dortmund die viertmeisten Schüsse der Liga ab.

Zeigt sich Lotka von den Diskussionen um seine Person und dem Patzer aus der vergangenen Woche unbeeindruckt, kann er eine wichtige Grundlage bilden, damit Hertha zumindest einen Punkt holt.

Santiago Ascacibar und Lucas Tousart: Das Zentrum dicht halten

Während die Dortmunder bei den abgegebenen Torschüssen noch ganz oben dabei sind, sind sie in einer anderen Rubrik Vorletzter: Bei den geschlagenen Flanken aus dem Spiel. Kein Grund zur Sorge für den BVB, denn das Zentrum ist außergewöhnlich stark besetzt. Hier muss Hertha präsent sein.

Bereits auf der Sechs ist Dortmund mit Jude Bellingham extrem spielstark. Der Engländer ist im Spiel durchschnittlich 65,5 Mal am Ball. Dabei kommt er auf einen überragenden Wert von 3,2 schusskreierenden (top 15% im Ligavergleich) und sogar 0,6 torkreierenden Aktionen (top 5%). Auch die expected Assists pro 90 Minuten Bellinghams (0,15) unterstreichen seine für einen Sechser außergewöhnliche Torgefahr. Ihm immer wieder Druck zu geben, wird nicht alleine Aufgabe der beiden Sechser Herthas sein, hier müssen schon die Offensiven mithelfen.

Im Hinspiel besiegte Hertha den BVB mit 3:2.
(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Denn mit Marco Reus und Julian Brandt werden Lucas Tousart und Santiago Ascacibar zwei weitere, sehr spielstarke Gegenspieler haben. Brandt ist mit neun Saisontoren (dazu acht Assists) nicht nur Dortmunds zweitbester Torschütze, vielmehr ist er eine wichtige Anlaufstelle im Offensivspiel. Sein Wert von 5,43 progressiven Pässen auf 90 Minuten ist ein top-3% in der Liga. 3,17 Pässe spielt er ins letzte Drittel (top 6%). Gibt man Brandt zu viel Raum, weiß er ihn zu nutzen. Durchschnittlich bereitet er pro Spiel zwei Torschüsse direkt vor. Hieran gilt es ihn zu hindern.

Rein von den Statistiken kann Reus zwar nicht bei allem mithalten, doch seine Spielstärke ist unbestritten. Auch er spielt 3,06 Pässe ins letzte Drittel, bereitet 1,9 Torschüsse vor und weiß mit 0,93 torkreierenden Aktionen (top 4%) definitiv zu überzeugen.

Schwere Aufgaben für Tousart, der sich immerhin in einem Formhoch zu befinden scheint, und Ascacibar, der sich gegenüber seinem Auftritt gegen Mainz 05 steigern muss.

Offensive Flügel: Mehr Mut gefragt

Bei allem Lob für die starke BVB-Offensive, die Hintermannschaft kann in dieser Spielzeit nicht mithalten. 51 Gegentore kassierte Dortmund in dieser Saison bereits, die zweitmeisten in der oberen Tabellenhälfte. Besonders gegen Bochum fiel zuletzt wieder auf: Über die Flügel ist der BVB extrem anfällig.

Linksverteidiger Raphael Guerreiro mag offensiv zu den stärksten der Liga gehören, doch defensiv mangelt es an vielem. Nur 9,87 Mal übt er pro Spiel im Durchschnitt Druck aus (schwächste 5% im Ligavergleich) und das nur 3,01 Mal erfolgreich (ebenfalls schwächste 5%). Auch seine Werte von nur 1,48 Blocks und 2,22 Tackles unterstreichen, dass er defensiv nicht seine Stärken hat. 

Etwas besser sehen die Werte bei Rechtsverteidiger Felix Passlack aus, der in dieser Spielzeit allerdings erst auf 472 gespielte Minuten kommt. An seiner Stelle könnte auch Ex-Herthaner Marius Wolf spielen, dessen Statistiken im Defensivbereich sich ähnlich wie die Guerreiros lesen. Zwar übt er 18,79 Mal Druck aus, doch kommt auch nur auf 1,46 Tackles, 1,46 Blocks und gerade einmal 0,44 klärende Aktionen.

Myziane Maolida könnte aufgrund seiner Position gegen den BVB zur Alternative werden.
(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Die Dortmunder Defensive auf den Außen zu beschäftigen, könnte Hertha also zu Chancen bringen. Denn sich alleine auf die Defensive zu konzentrieren, wäre gegen die zweitbeste Offensive der Liga naiv.

Hier scheint Felix Magath jedoch über seinen Schatten springen zu müssen, zuletzt ließ der Hertha-Trainer mit Suat Serdar und Vladimir Darida zwei zentrale Spieler auf den Außen beginnen. Stattdessen könnten Maximilian Mittelstädt und Myziane Maolida (oder ein fitter Marco Richter) ernsthafte Alternativen darstellen, um den BVB zu knacken.

[Titelbild: Boris Streubel/Getty Images]

Hertha BSC – 1. FSV Mainz 05: Drei Schlüsselduelle

Hertha BSC – 1. FSV Mainz 05: Drei Schlüsselduelle

Mit einem Heimsieg zur besten Spielzeit um 18:30 Uhr kann Hertha BSC am Samstag gegen den 1. FSV Mainz 05 den Klassenerhalt sichern. Worauf es ankommt, lest ihr hier.

Für die letzten beiden Spiele der Saison hat sich Hertha BSC in eine gute Ausgangslage manövriert. Vier Punkte trennen die Berliner von dem VfB Stuttgart, welcher sich auf dem Relegationsplatz befindet.

Der direkte Abstieg scheint derweil abgewendet zu sein. Nur wenn Arminia Bielefeld die letzten beiden Partien gewinnt und Hertha gleichermaßen verliert, würde Hertha wegen der schlechteren Tordifferenz noch direkt absteigen – ein nicht unmögliches, aber durchaus unrealistisches Szenario.

Selbst ein Punkt gegen Mainz könnte Hertha den direkten Klassenerhalt sichern, insofern der VfB Stuttgart nicht gegen die Ibiza-Partykönige aus München gewinnt. Damit Hertha im eigenen Stadion den Klassenerhalt feiern kann, entscheiden folgende Aspekte:

Das Fünfer-Bollwerk knacken

Seit dem ersten Spieltag glaubt Mainz an die eigene defensive Fünferkette – und das nicht zu unrecht. Mit lediglich 42 Gegentoren haben nur drei andere Teams der Liga (Bayern, Freiburg und Union Berlin) weniger Treffer aus dem eigenen Netz fischen müssen. Defensiv spielt Mainz innerhalb der Bundesliga also Champions League.

Stefan Bell, Alexander Hack und Moussa Niakhate bilden dabei die Säulen der Innenverteidigung. Vor allem die beiden Letztgenannten weisen über die gesamte Saison hin starke Zweikampfwerte auf. Laut Kicker gewann Hack in 26 Spielen insgesamt 62 Prozent seiner Zweikämpfe, Niakhate absolvierte 28 Spiele und gewann insgesamt 60 Prozent seiner Zweikämpfe.

hertha
(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Zum Vergleich Marc Oliver Kempf gewann auf der Berliner Seite lediglich 53 Prozent seiner Zweikämpfe, bei Dedryck Boyata sind es immerhin 58 Prozent.

Trotz guter Leistungen in den vergangenen Wochen wird es Hertha – spielerisch stets limitiert – schwer haben, gegen das Mainzer Bollwerk entscheidend durchzubrechen. Wie das dennoch gelingen kann, folgt im nächsten Abschnitt.

Gleichsam muss Hertha vor allem auf die eigene linke Seite aufpassen: Es ist die Offensivere der Mainzer. Selbst Rechtsverteidiger Silva Widmer bereitete diese Saison fünf Treffer vor. Vor ihm steht Anton Stach, auch er steuerte für Mainz vier Assists bei.

Ein angreifendes Hertha-Mittelfeld

Seit dem 1:0-Sieg gegen den FC Augsburg und vor allem seitdem Felix Magath das Zepter übernommen hat, stehen die Berliner kompakter. Die Verteidigung scheint kein Schweizer Käse mehr zu sein – und endlich schießt das Team auch wieder Tore. Doch das zumeist durch Impulse aus der Verteidigung.

Gegen den VfB Stuttgart bereitete Marvin Plattenhardt das 1:0 per Flanke vor, auch gegen die Arminia aus Bielefeld war es Plattenhardt, der einen Eckball auf Lucas Tousart schlug, welcher per Kopf einnetzte. Doch sollte es eigentlich das Mittelfeld sein, welches Treffer maßgeblich einleitet.

(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Hier scheint vor allem Suat Serdar auf der linken offensiven Außenbahnen in seinen Fähigkeiten beraubt. Als „Achter“ braucht er das Spielfeld vor sich, um Angriffszüge mit tiefen Pässen klug einleiten zu können und dabei gegnerische Spieler mit seinen Pässen zu überspielen. Als zentraler Mittelfeldspieler gelang ihm das deutlich besser, als auf der linken Außenbahn.

Sich auf Plattenhardts Flanken zu verlassen, wird gegen die dichte Fünferkette der Mainzer aber schwierig. Wichtig wird sein, dass sich vor allem die offensiven Außenspieler der Hertha maßgeblich in die Offensivbemühungen integrieren, sich dann beispielsweise von den eigenen Verteidigern überlaufen lassen, um den Pass zu ihnen zu spielen oder nach innen, in den Strafraum hinein zu ziehen.

Den Strafraum beherrschen

Zwangsläufig wird sich Herthas Stürmer, vermutlich Davie Selke, zumeist allein im Mainzer Strafraum wiederfinden. Damit sich beispielsweise Boateng als Zehner als hängende Spitze leicht versetzt hinter Selke im Sturm integrieren und ebenfalls den Strafraum besetzen kann, ist Herthas Spiel in der Offensive noch zu schwerfällig. Zu sehr wird Boateng als Initiator vor dem Strafraum gebraucht, als dass er sich selbst dort wiederfinden würde.

hertha
(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Allein wird es Selke gegen die drei Innenverteidiger aber schwer haben. Umso mehr muss Hertha auf die „zweiten Bälle“ lauern. Das bedeutet: Im offensiven Spiel muss das Halbfeld vor dem Mainzer Strafraum mit Hertha Spielern besetzt sein. Im Idealfall drängt man die Defensive, auch die Mittelfeldspieler so weit in den Strafraum hinein, das man vor dem Strafraum auf die zweiten Bälle lauern kann.

Zugegeben: Hertha ist nicht Bayern. Mainz allerdings auch nicht – auch wenn es ihnen gelang, den Partywütigen Meister am vergangenen Spieltag zu schlagen.

[Titelbild: Alex Grimm/Getty Images]