FC Augsburg – Hertha BSC: Drei Schlüsselduelle

von Sep 3, 2022

Verlieren verboten: Früh in der Saison scheint das erste Schicksalsspiel anzustehen, wenn Hertha als Tabellenvorletzter am Sonntag beim -vierzehnten FC Augsburg spielt. Mit einem Sieg könnten beide Teams die Trendwende nach einem ernüchternden Saisonstart einläuten. Auf welche Spieler es dabei ankommen kann, lest ihr hier.

Auf gerade einmal 2,1 expected goals kommt der FC Augsburg nach den ersten vier Saisonspielen – Ligatiefstwert. Immerhin drei Tore haben die Fuggerstädter daraus erzielt, doch bis auf den schmeichelhaften 2:1-Erfolg bei Bayer Leverkusen sprang noch nichts Zählbares heraus. Von dem kreativen Offensiv-Fußball, für den Neu-Trainer Enrico Maaßen zuletzt bei Borussia Dortmund II stand, ist bis dato wenig zu sehen.

Mit Hertha gastiert derweil die geteilt mit dem VfL Wolfsburg schwächste Offensive der Liga, zwar steht man mit 3,74 expected goals klar über dem FCA, doch erst zwei Tore resultierten daraus. An den ersten beiden Spieltagen jeweils eins. Die Handschrift von Sandro Schwarz ist zwar zu erkennen, doch nach dem Pokalaus und den ersten Liga-Spielen ohne Sieg, ist ein Erfolgserlebnis langsam Pflicht, um nicht den Glauben an die gemeinsame Spielidee zu verlieren. Der Vergleich mit Augsburg wird zum echten Sechs-Punkte-Spiel.

Gouweleeuw gegen Kempf: Duell der Abwehrchefs

Der Bedeutung des Spiels geschuldet, werden beide Teams allen voran versuchen, über eine stabile Defensive zu kommen. Augsburgs Dreierkette wird dabei vom zentralen Spieler und Kapitän Jeffrey Gouweleeuw angeführt, der wegen der Verletzungen von Reece Oxford, Felix Uduokhai und Frederik WInther umso wichtiger ist.

(Photo by Daniel Kopatsch/Getty Images)

Ins Aufbauspiel ist Gouweleeuw wenig eingebunden, er hat seine Stärken klar gegen den Ball. 1,99 Tacklings liefert er durchschnittlich pro 90 Minuten, womit er es im Positions-Vergleich in Europas Top-fünf-Ligen auf mehr als 72 Prozent gegenüber der anderen Innenverteidiger bringt. Dass er davon 1,36 gewinnt, ist ein besserer Wert als 83 Prozent seiner Kollegen. Ebenso stark sind seine 2,56 abgefangenen Bälle (top 16 Prozent) und 5,34 klärende Aktionen (top 15 Prozent).

Marc Oliver Kempf, dessen Formkurve nach oben steigt, liefert ähnliche Werte, kommt zwar nur auf 1,83 Tacklings, davon aber 1,42 erfolgreiche (top 13 Prozent). Bei den abgefangenen Bällen zählt Kempf sogar zu den besten neun Prozent (2,83 pro 90 Minuten, alle statistischen Werte beziehen sich auf die letzten 365 Tage). Welcher Abwehrchef seine Stärken besser ausspielen kann, wird entscheidend für die Partie.

Maier gegen Boëtius: Duell der Kreativen

Torgefahr aus dem Zentrum heraus haben beide Teams in dieser Saison kaum entwickelt. Maßgeblich für Herthas Tore war Flügelspieler Dodi Lukebakio, der eins selber erzielte und eins per Flanke vorbereitete. Bei Augsburgs einzigem Sieg waren indes zwei erfolgreiche Pressingmomente entscheidend. Dabei haben beide Mannschaften kreative Spieler im Zentrum, die für Gefahr sorgen können.

Herthas Neuzugang Jean-Paul Boëtius ist einer, der für mehr Gefahr sorgen soll. Seine durchschnittlich 5,62 progressiven Pässe (Pässe, die den Ball maßgeblich näher zum gegnerischen Tor bringen) pro 90 Minuten sind ein Spitzenwert im europaweiten Vergleich. Auch 1,17 Schlüsselpässe (Pässe, die unmittelbar zu einem Torschuss führen) machen ihn zu einem der gefährlicheren zentralen Mittelfeldspieler. Einen Pass spielt Boëtius durchschnittlich in den Strafraum.

Bei Augsburg soll einer für Kreativität sorgen, der in Berlin seine Ausbildung genoss. Arne Maier spielt zwar gerade einmal 2,72 progressive Pässe, doch sticht Boëtius mit 1,38 Schlüsselpässen in dieser Kategorie aus. Besonders beeindruckend: In den letzten 365 Tagen lieferte Maier 0,25 Assists auf 90 Minuten. Top fünf Prozent.

(Photo by Frederic Scheidemann/Getty Images)

Gegen die alten Kollegen wird Maier bis in die Haarspitzen motiviert sein. Und auch Boëtius wird nach den ersten Wochen in Berlin endlich auf dem Platz vollends überzeugen wollen.

Demirovic gegen Kanga: Duell der Torjäger

Tore waren beidseitig Mangelware in dieser Spielzeit, dabei haben sowohl der FCA als auch Hertha im Sturmzentrum im Sommer nachgelegt. Bei den Augsburgern passt der im letzten Winter auch in Berlin gehandelte Neuzugang Ermedin Demirovic perfekt ins System.

Es war kein Zufall, dass Augsburg gegen Leverkusen zweimal nach Pressingaktionen zum Tor kam, genauso will es Trainer Enrico Maaßen in Phasen sehen. Und mit Demirovic hat er einen Stürmer, der genau darin glänzt. 1,9 geblockte Bälle und 1,65 geblockte Pässe sind jeweils Top-ein-Prozent-Werte. Genauso die durchschnittlichen 0,83 Tacklings im vordersten Drittel. 22,07 Mal übt er pro Spiel Druck aus (top fünf Prozent) und ist dabei 6,28 Mal erfolgreich (top vier Prozent). Werte, die wie eine Warnung an Herthas Defensive klingen: Übt Demirovic Druck aus, kann es gefährlich werden.

Auch Herthas neuer Mittelstürmer Wilfried Kanga hat sich bisher allen voran durch den Einsatz beweisen können, anders als bei Demorovic (ein Tor) hat er sich noch nicht belohnt. Doch auch auf ihn wird es ankommen, wie Schwarz jüngst betonte: “Willy hat noch kein Tor geschossen. Aber es sind wichtige Kriterien für uns, wie er für die Mannschaft arbeitet: in der Ballbehauptung, im Durchsetzungsvermögen. Wenn du so fleißig bist, wird die Belohnung kommen. Ich habe ein hohes Vertrauen in meine Offensivabteilung, dass wir die Tore schießen werden.”

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Titelbild: Daniel Kopatsch/Getty Images

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Um den Menschen in der Ukraine zu helfen, hat sich die Gruppa Süd entschlossen, Geld zu sammeln und damit die Menschen in und um die Kriegsgebiete zu unterstützen. Davon werden speziell Hygieneartikel für Frauen und Babys sowie haltbare Lebensmittel gekauft. Die Spenden werden direkt an die polnisch-ukrainische Grenze geliefert, sodass den Menschen unmittelbar geholfen wird.

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Bruno Sellschopp

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