Trotz zweier zuletzt starken Partien steht Hertha BSC mit nur einem Punkt auf dem 16. Tabellenplatz. Gegen Dortmund soll mit dem neu entfachten Offensivfußball endlich der erste Dreier der Saison eingefahren werden. Das sind die Schlüsselduelle.
Zuletzt spielte Hertha BSC zwei Mal durchaus attraktiven Fußball. Die Berliner zeigten sowohl gegen die Eintracht aus Frankfurt, als auch gegen Borussia Mönchengladbach ein starkes Gegenpressing, schnelle Umschaltmomente – und einige gute Torchancen.
Zwei positive Spiele hintereinander – wann hat es das zuletzt gegeben bei den Berlinern? Vermutlich ist es Jahre her. Umso ernüchternder ist es, dass die Mannschaft um Hertha-Trainer Sandro Schwarz noch immer nur einen Punkt auf dem Konto hat. Allerdings war vielen mit der Veröffentlichung des Spielplans klar, dass es die ersten vier Spiele in sich haben.
Umso erfreulicher ist es, wie sehr die Mannschaft Moral beweist, sich auch nach Rückständen nicht aus dem Konzept bringen lässt – und immer weiterarbeitet. Im zweiten Heimspiel der Saison geht es nun gegen Borussia Dortmund, ein weiteres Schwergewicht. Für einen erfolgreichen Spieltag müssen diese drei Schlüsselduelle gewonnen werden.
Marton Dardai – kocht er den erfahrenen Modeste ab?
Aufgrund der unnötigen gelb-roten Karte von Filip Uremovic beim Spiel gegen Gladbach wird aller Voraussicht nach Marton Dardai seinen Platz in der Innenverteidigung einnehmen. Durch seine Größe wird es vermutlich er sein, den Sandro Schwarz auf Anthony Modeste ansetzen wird.
Der bullige Stürmer ist ein ähnlicher Spielertyp wie Herthas Ex-Stürmer Jhon Cordoba: wenn es sein muss, kann er die Bälle tief nahe der Mittellinie festmachen und weiterverarbeiten. Hier darf sich Dardai nicht abkochen lassen – und muss seinen bulligen Körper dagegenstellen.
Gleichsam ist Modeste auch ein „Instinktstürmer“: es kann gut sein, dass man ihn lange Zeit kaum am Spielbetrieb teilnehmen sieht. Doch auch wenn Modeste bisher noch nicht in Dortmund angekommen zu sein scheint (gegen Bremen die Kicker-Note 5), braucht er nicht viele Chancen, um zu treffen.
Trotz dessen dass Marton Dardai ein noch junger Spieler ist, muss er das gesamte Spiel über konzentriert bleiben und darf Modeste nicht aus den Augen verlieren. Mit seinen 34 Jahren wird Modeste des Öfteren nicht zu sehen sein – um dann urplötzlich Einnetzen zu wollen. Bleibt Dardai das Spiel über mental stark und konzentriert, kann es ihm gelingen, Modeste torlos wieder zurück gen Dortmund zu schicken – und sich somit für weitere Einsätze zu empfehlen.
Was kann Kenny wirklich?
Bisher konnte Jonjoe Kenny noch nicht vollends überzeugen. Gegen Gladbach gewann er lediglich vier von insgesamt 16 Zweikämpfen. Verlagert der Gegner das Spiel auf die rechte Seite der Berliner, folgen oft Szenen, die Kenny bisher noch nicht verteidigen kann. Dahingegen muss man ihm zugute halten, dass er sich im Gegensatz zu Pekarik oder auch Klünter auch öfter in die Offensive einschaltet.
Gegen Dortmund wird er es vermutlich mit dem 18-jährigen Jamie Bynoe-Gittens zu tun kommen. Der Shootingstar brilliert bisher vor allem durch seine Dribblings, seinen tiefen Läufen und einer guten Passquote – auch im letzten Drittel und unter Druck.
Hier muss Kenny versuchen, den quirligen Angreifer robust zu bearbeiten, mit einer gesunden Portion Aggression. Viel Platz darf er Bynoe-Gittens nicht lassen – steht er ihm aber auf den Füßen, kann er ihm durchaus den Spaß am Spiel nehmen.
Dodi Lukebakio – Herthas offensiver Motor
Den Saisonstart der Berliner hat Dodi Lukebakio durchaus versüßt – wenn bisher auch noch nicht mit einem Sieg veredelt. Doch macht seine neugewonnene Spielfreude – und, Achtung: Defensivarbeit – durchaus Lust auf mehr.
Im neuen offensivgeprägtem Spiel der Berliner scheint Lukebakio vollends aufzutauen. Gegen Eintracht Frankfurt steuerte er nach nur drei Spielminuten eine locker lässige Vorlage bei. Generell sorgen seine Dribblings, gepaart mit seiner Schnelligkeit, für enorme Gefahren bei den gegnerischen Mannschaften.
Ihm gegenüber wird höchstwahrscheinlich der 1,70 große und quirlige Raphael Guerreiro auf der linken defensiven Seite der Dortmunder stehen. Gegen den flinken und wendigen Außenverteidiger wird es für Lukebakio schwer werden, per Dribblings vorbei zu ziehen – wenn allerdings bei weitem auch nicht unmöglich.
Viel eher aber kann Lukebakio hier in Kontersituationen herausragen. Guerreiro ist ein essenzielles Puzzleteil des Dortmunder Offensivspiels. Gelingt der Hertha durch ihr bisher starkes Gegenpressing den Ball in der eigenen Hälfte zu erobern – kann es über Lukebakio schnell gehen. Die Situationen, in denen Guerreiro aufgerückt ist und lange Wege nach hinten gehen muss, kann Lukebakio mit seiner Geschwindigkeit ausnutzen und für mächtig Torgefahr sorgen.
(Titelbild: TOBIAS SCHWARZ/AFP via Getty Images)