Hertha BSC – Borussia Dortmund: Drei Schlüsselduelle

Hertha BSC – Borussia Dortmund: Drei Schlüsselduelle

Trotz zweier zuletzt starken Partien steht Hertha BSC mit nur einem Punkt auf dem 16. Tabellenplatz. Gegen Dortmund soll mit dem neu entfachten Offensivfußball endlich der erste Dreier der Saison eingefahren werden. Das sind die Schlüsselduelle.

Zuletzt spielte Hertha BSC zwei Mal durchaus attraktiven Fußball. Die Berliner zeigten sowohl gegen die Eintracht aus Frankfurt, als auch gegen Borussia Mönchengladbach ein starkes Gegenpressing, schnelle Umschaltmomente – und einige gute Torchancen.

Zwei positive Spiele hintereinander – wann hat es das zuletzt gegeben bei den Berlinern? Vermutlich ist es Jahre her. Umso ernüchternder ist es, dass die Mannschaft um Hertha-Trainer Sandro Schwarz noch immer nur einen Punkt auf dem Konto hat. Allerdings war vielen mit der Veröffentlichung des Spielplans klar, dass es die ersten vier Spiele in sich haben.

Umso erfreulicher ist es, wie sehr die Mannschaft Moral beweist, sich auch nach Rückständen nicht aus dem Konzept bringen lässt – und immer weiterarbeitet. Im zweiten Heimspiel der Saison geht es nun gegen Borussia Dortmund, ein weiteres Schwergewicht. Für einen erfolgreichen Spieltag müssen diese drei Schlüsselduelle gewonnen werden.

Marton Dardai – kocht er den erfahrenen Modeste ab?

Aufgrund der unnötigen gelb-roten Karte von Filip Uremovic beim Spiel gegen Gladbach wird aller Voraussicht nach Marton Dardai seinen Platz in der Innenverteidigung einnehmen. Durch seine Größe wird es vermutlich er sein, den Sandro Schwarz auf Anthony Modeste ansetzen wird.

Der bullige Stürmer ist ein ähnlicher Spielertyp wie Herthas Ex-Stürmer Jhon Cordoba: wenn es sein muss, kann er die Bälle tief nahe der Mittellinie festmachen und weiterverarbeiten. Hier darf sich Dardai nicht abkochen lassen – und muss seinen bulligen Körper dagegenstellen.

Gegen Dortmund muss Hertha-Eigengewächs Dardai die nötige Robustheit an den Tag legen.

Gegen Dortmund muss Dardai die nötige Robustheit an den Tag legen. (Photo by Martin Rose/Getty Images)

Gleichsam ist Modeste auch ein „Instinktstürmer“: es kann gut sein, dass man ihn lange Zeit kaum am Spielbetrieb teilnehmen sieht. Doch auch wenn Modeste bisher noch nicht in Dortmund angekommen zu sein scheint (gegen Bremen die Kicker-Note 5), braucht er nicht viele Chancen, um zu treffen.

Trotz dessen dass Marton Dardai ein noch junger Spieler ist, muss er das gesamte Spiel über konzentriert bleiben und darf Modeste nicht aus den Augen verlieren. Mit seinen 34 Jahren wird Modeste des Öfteren nicht zu sehen sein – um dann urplötzlich Einnetzen zu wollen. Bleibt Dardai das Spiel über mental stark und konzentriert, kann es ihm gelingen, Modeste torlos wieder zurück gen Dortmund zu schicken – und sich somit für weitere Einsätze zu empfehlen.

Was kann Kenny wirklich?

Bisher konnte Jonjoe Kenny noch nicht vollends überzeugen. Gegen Gladbach gewann er lediglich vier von insgesamt 16 Zweikämpfen. Verlagert der Gegner das Spiel auf die rechte Seite der Berliner, folgen oft Szenen, die Kenny bisher noch nicht verteidigen kann. Dahingegen muss man ihm zugute halten, dass er sich im Gegensatz zu Pekarik oder auch Klünter auch öfter in die Offensive einschaltet.

Defensiv muss sich Kenny noch beweisen, um Hertha wirklich besser zu machen.

Defensiv muss sich Kenny noch beweisen. (Photo by Martin Rose/Getty Images)

Gegen Dortmund wird er es vermutlich mit dem 18-jährigen Jamie Bynoe-Gittens zu tun kommen. Der Shootingstar brilliert bisher vor allem durch seine Dribblings, seinen tiefen Läufen und einer guten Passquote – auch im letzten Drittel und unter Druck.

Hier muss Kenny versuchen, den quirligen Angreifer robust zu bearbeiten, mit einer gesunden Portion Aggression. Viel Platz darf er Bynoe-Gittens nicht lassen – steht er ihm aber auf den Füßen, kann er ihm durchaus den Spaß am Spiel nehmen.

Dodi Lukebakio – Herthas offensiver Motor

Den Saisonstart der Berliner hat Dodi Lukebakio durchaus versüßt – wenn bisher auch noch nicht mit einem Sieg veredelt. Doch macht seine neugewonnene Spielfreude – und, Achtung: Defensivarbeit – durchaus Lust auf mehr.

Im neuen offensivgeprägtem Spiel der Berliner scheint Lukebakio vollends aufzutauen. Gegen Eintracht Frankfurt steuerte er nach nur drei Spielminuten eine locker lässige Vorlage bei. Generell sorgen seine Dribblings, gepaart mit seiner Schnelligkeit, für enorme Gefahren bei den gegnerischen Mannschaften.

Mit seiner Schnelligkeit kann Lukebakio gegen Dortmund den Unterschied machen.

Mit seiner Schnelligkeit kann Lukebakio gegen Dortmund den Unterschied machen. (Photo by Lars Baron/Getty Images)

Ihm gegenüber wird höchstwahrscheinlich der 1,70 große und quirlige Raphael Guerreiro auf der linken defensiven Seite der Dortmunder stehen. Gegen den flinken und wendigen Außenverteidiger wird es für Lukebakio schwer werden, per Dribblings vorbei zu ziehen – wenn allerdings bei weitem auch nicht unmöglich.

Viel eher aber kann Lukebakio hier in Kontersituationen herausragen. Guerreiro ist ein essenzielles Puzzleteil des Dortmunder Offensivspiels. Gelingt der Hertha durch ihr bisher starkes Gegenpressing den Ball in der eigenen Hälfte zu erobern – kann es über Lukebakio schnell gehen. Die Situationen, in denen Guerreiro aufgerückt ist und lange Wege nach hinten gehen muss, kann Lukebakio mit seiner Geschwindigkeit ausnutzen und für mächtig Torgefahr sorgen.

(Titelbild: TOBIAS SCHWARZ/AFP via Getty Images)

Hertha BSC – Borussia Mönchengladbach: Drei Thesen

Hertha BSC – Borussia Mönchengladbach: Drei Thesen

So langsam aber sicher kommt man in der neuen Saison an, den dritten Spieltag eröffnet unsere „Alte Dame“ heute um 20:30 auswärts bei Borussia Mönchengladbach. Nach dem Pokalaus und der klaren Niederlage im Derby, konnte Hertha BSC gegen Frankfurt eine Leistungssteigerung zeigen. Wird sich der Trend gegen die „Fohlen“ fortsetzen oder kommt doch der Rückfall in alte Muster?

Unsere drei Thesen zum Spiel in Gladbach.

These 1: Marco Richters Kaderrückkehr steht über dem sportlichen Ergebnis

Gut, vielleicht ist die erste These etwas übertrieben, denn am Ende kommt es im Fußball-Business nun mal auf das sportliche Ergebnis an. Doch es wird dennoch deutlich, dass Fußball halt nicht alles ist und Dinge wie die Gesundheit schlussendlich über allem thronen. Und so mag um ca. 22:20 Uhr vermutlich zum Großteil über den Ausgang des Spiels gesprochen werden, doch ein Grund zur Freude wird so oder so bestehen. Dass Marco Richter bereits gut fünf Wochen nach seiner Hodenkrebs-Diagnose wieder im Bundesliga-Kader stehen wird, hätten die meisten sicher nicht gedacht. Umso schöner ist es, dass der deutsche U-Nationalspieler seine Krankheit anscheinend so gut überstanden hat.

Wir freuen uns, dass du zurück bist, Marco!

Marco Richter

Photo by Stuart Franklin/Getty Images

These 2: Wilfried Kanga feiert seine erste Torbeteiligung

Bereits in seinen ersten Minuten gegen Union nach Einwechslung zeigte der aus Bern gekommenen Angreifer, dass er Hertha weiterhelfen kann. Mit seinem robust gebauten Körper dient Kanga als Zielspieler, der lange Bälle verarbeiten und weitergeben kann. Gleichzeitig strahlt er durch Tiefenläufe und ständige Aktivität eine gewisse Torgefahr aus. Gegen Frankfurt durfte er daher von Beginn an spielen und schoss beinahe direkt sein erstes Tor im Hertha-Dress. Heute wird er etwas mehr Glück haben und im dritten Spiel seinen ersten Scorerpunkt erzielen, ob als Tor oder Vorlage lassen wir an dieser Stelle offen.

These 3: Hertha erkämpft sich ein Remis

Der heutige Gegner aus Mönchengladbach ist mit vier Punkten aus zwei Spielen sehr ordentlich in die Saison gestartet. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass man gegen Hoffenheim ca. 70 Minuten in Überzahl war und sich gegen Aufsteiger Schalke 04 durchaus schwertat. Unter Neu-Trainer Daniel Farke will man zum früher gepflegten Ballbesitzfußball zurückkehren, der Kader ist zum überwiegenden Großteil der gleiche wie letztes Jahr. Hertha hingegen möchte seit dieser Saison pressingorientierten Fußball spielen, es treffen also zwei sehr unterschiedliche Spielsysteme aufeinander. Sollten die blau-weißen Gäste die Leistung von Frankfurt bestätigen, ist durchaus ein Punkt drin, da man die „Fohlen“ sicher das ein oder andere Mal im Spielaufbau empfindlich stören und somit selbst gefährlich werden kann.

[Titelbild: Frederic Scheidemann/Getty Images]

Hertha BSC – Eintracht Frankfurt: Drei Thesen

Hertha BSC – Eintracht Frankfurt: Drei Thesen

Nach doppelter Enttäuschung zum Einstand in Pokal und Liga steht für Sandro Schwarz am Sonnabend das erste Spiel vor heimischer Kulisse an. Im Olympiastadion trifft Hertha auf den amtierenden Europa-League-Sieger Eintracht Frankfurt. Die Hessen reisen durch die 1:6-Niederlage gegen den FC Bayern zwar als Tabellenletzter an, zeigten aber bereits im Pokal eine ansprechende Form. Wir blicken mit drei Thesen auf das Aufeinandertreffen voraus.

These 1: Schwarz rotiert kräftig

Die Leistung gegen den 1. FC Union stimmte in weiten Teilen nicht. Einmal mehr konnten Herthas Spieler aus der Derby-Atmosphäre nichts ziehen, was sich positiv auf das Spiel auswirkt. Allen voran die Offensivspieler Myziane Maolida und Davie Selke waren zu keinem Zeitpunk ein Faktor. Auch aus dem Mittelfeldzentrum fehlte es an Impulsen.

Doch Trainer Schwarz stehen Alternativen zur Verfügung. Die Neuzugänge Wilfried Kanga und Chidera Ejuke, die gegen Union bereits eingewechselt wurden und gute Ansätze zeigten, sind eine weitere Woche im Training und damit näher dran, sich der Mannschaft und den Anläufen anzupassen.

Hertha-Neuzugang Chidera Ejuke

(Photo by Martin Rose/Getty Images)

Im Mittelfeld hat Lucas Tousart seine Gelb-Rot-Sperre aus dem Relegationsrückspiel gegen den HSV abgesessen. Ende der vergangenen Saison zählte der Franzose zu den Lichtblicken. Dazu ist mit Jean-Paul Boëtius ein weiterer Zugang zum Team gestoßen. Herthas neue Nummer Zehn kennt Schwarz aus gemeinsamen Mainzer Zeiten bestens.

Auch in der Abwehr hat Schwarz Optionen. Auf der Innenverteidiger-Position drängen sich mit Marton Dardai und Linus Gechter zwei Eigengewächse auf. Bei sieben Gegentoren aus zwei Spielen scheint die finale Formation noch nicht gefunden, wenngleich Schwarz mit dem Wechsel von Uremovic für Boyata zwischen Pokal- und Ligaspiel auf dieser Position bereits getauscht hat und ein weiterer Wechsel womöglich zu viele Strukturen aufbrechen würde. Auf rechts ist Routinier Peter Pekarik für den bisher eher überfordert wirkenden Jonjoe Kenny eine Option.

Ein anderes Gesicht zu zeigen, ist nach dem Saisonstart alternativlos. Unsere These: Es wird in Form anderer Gesichter passieren. Schwarz tauscht gegenüber dem Spiel in Köpenick mindestens dreimal in der Startelf.

These 2: Mannschaft zeigt Reaktion

So ernüchternd die bisherigen Spiele waren, Mut macht die klare Ansprache von Trainer Schwarz. Er erkennt die Probleme klar und spricht sie an. “Was Intensität und Zweikampschärfe angeht, war das zu wenig”, benannte er nach Abpfiff der Partie gegen Union gleich die Schwachstellen, kündigte an, nun zunächst an der Basis arbeiten zu wollen.

Im Laufe der Trainingswoche vor dem Spiel gegen Frankfurt zeigte sich Schwarz dann begeistert von seiner Mannschaft. Gerade Intensität und Aggressivität scheinen zu passen. “Wenn ich die Mannschaft so erlebe wie im Training, ist das eine sehr gute Voraussetzung, Spiele erfolgreich zu bestreiten”, glaubt Schwarz.

hertha

(Photo by Mark Thompson/Getty Images)

Der neue Trainer scheint Schwachstellen zu erkennen und mit einer klaren Ansprache auch der Mannschaft zu verdeutlichen. Daher kommt These zwei: Hertha wird gegen Frankfurt gegenüber den vergangenen Spielen eine deutlich bessere Leistung zeigen.

These 3: Boëtius macht`s wie sein Vorgänger

Das Debüt Jurgen Ekkelenkamps vergangene Saison gegen Fürth war absolut vielversprechend. Eingewechselt brauchte er nicht einmal zwei Minuten, um den 1:1-Ausgleich zu erzielen und Hertha sogar noch zu einem Sieg zu führen.

Doch die Beziehung zwischen der Alten Dame und dem talentierten Niederländer sollte keine allzu lange werden. Nach einer Saison war wieder Schluss, Ekkelenkamp zog es noch am letzten Wochenende nach Antwerpen. Zu selten war die Rolle des quirligen Mittelfeldspielers gefragt.

Seinen Platz im Kader nimmt Landsmann Boëtius ein. Eine absolut sinnvolle Verstärkung, bringt der 28-Jährige, dessen ablösefreie Verpflichtung Fredi Bobic als “absoluten Glücksgriff” bezeichnet, doch einiges mit, das Hertha nun weiterhelfen kann.

hertha

(Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

Boëtius ist “lauffreudig, auch aggressiv gegen den Ball”, wie Schwarz meint. Aus dem Zentrum heraus kann er zudem das Spielgeschehen mit dem Ball an sich reißen. “Ich habe große Lust auf Hertha und die neue Bundesliga-Saison. Dieses Team hat Potenzial und ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass wir zusammen guten Fußball auf den Platz bringen und den Fans Freude bereiten!”, so Boëtius.

Ob es gleich zu Tor und Sieg reicht, wird sich zeigen. Aber der erste Eindruck von Herthas neustem Neuzugang ist vielversprechend. Daher These drei: Genau wie sein Vorgänger wird Boëtius ein starkes Debüt hinlegen.

Titelbild: Maja Hitij/Getty Images

Drei Schlüsselduelle: Was muss Hertha gegen Frankfurt besser machen?

Drei Schlüsselduelle: Was muss Hertha gegen Frankfurt besser machen?

Den Saisonstart haben die Berliner mit jeweils einer Niederlage im DFB-Pokal und in der Bundesliga verpatzt. Im ersten Heimspiel der Saison geht für Hertha BSC nun darum, schnell in die Spur zu finden. Damit das gelingt, müssen diese drei Schlüsselduelle gewonnen werden.

Hertha droht der Fehlstart

Der erste Spieltag der neuen Bundesliga-Saison ist vorbei: und das blau-weiße Herz blutet früher, als man es sich vermutlich erhofft hat. Gegen Union Berlin folgte die insgesamt vierte Derbyniederlage nacheinander. Dabei schwor Hertha-Kapo „Kreisel“ das Team nach der Niederlage im DFB-Pokal gegen Eintracht Braunschweig ein – es war keine Wut, die er der Mannschaft wegen des verlorenen Spiels entgegenbrachte, viel mehr unterstrich er die Bedeutung des Derbys.

Und die Spieler hatten das verstanden – zumindest wurde das von der Hertha-Seite so kommuniziert. Umso enttäuschender für alle blau-weißen Fans war das, was sie am vergangenen Samstag zu sehen bekamen: nahezu exakt die „alte“ Dame der vergangenen Saison. Insgesamt war das Spiel von Hertha ein blutleerer Auftritt ohne den so angepriesenen frischen Offensivfußball, den Neu-Trainer Sandro Schwarz dem Team vermitteln möchte. Dies paarte sich mit haarsträubenden – und bekannten – Fehlern in der Abwehr.

Sieben Gegentore sammelte Hertha in zwei Spielen. Im zweiten Spiel der Saison geht es nun also darum, schnell in die Spur zu finden – und die ersten drei Punkte zu sammeln. Immerhin kassierte Eintracht Frankfurt ebenfalls sechs Tore – allerdings gegen den FC Bayern München. Solch ein Offensiv-Spektakel kann von Hertha nicht zu erwarten sein. Um siegreich zu sein, sind diese drei Schlüsselduelle entscheidend.

Die offensiven Außenspieler: erst die Bank brachte Kreativität

Allen voran Myziane Maolida erlebte gegen Union Berlin einen vollends gebrauchten Tag. Auf der linken offensiven Außenbahn gelang ihm rein gar nichts. Er kreierte keine einzige Chance, brachte lediglich 60 Prozent seiner Pässe an den Mann und kam nur zwei Mal in ein Dribbling – von dem er eines verlor.

Auf der anderen Seite gelang Dodi Lukebakio bis zu seinem späten Tor in der 85. Minute ebenso wenig. Zudem schlich sich erneut seine bekannte Faulheit ein, in der Defensive mitzuarbeiten. Erst als in der zweiten Hälfte Chidera Ejuke und Stevan Jovetic eingewechselt wurden, zeigte das Hertha-Spiel eine gewisse Dynamik im offensiven Bereich. Zudem zeigte Neuzugang Wilfried Kanga ebenfalls einige vielversprechende Anlagen. So gelang es ihm, den Ball mehrmals gut fest zu machen oder, wenn er sich auf die Außen fielen lies, starke spielerische Akzente zu setzen.

(Photo by ODD ANDERSEN/AFP via Getty Images)

Für Herthas offensives Spiel wird das gegen Frankfurt essenziell sein, will man doch endlich aus den spielerisch schwachen Zeiten hinauswachsen. In der letzten Saison fehlten die Dribblings und Pässe der offensiven Außenspieler die gesamte Spielzeit über. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Ejuke auf links und Kanga im Zentrum starten werden – um diesen Fluch endlich zu brechen.

So löchrig, wie ein Schweizer Käse: Die Hertha-Innenverteidigung

Für Dedryck Boyata waren die vergangenen Wochen zum Vergessen. Erst verlor er die Kapitänsbinde, dann wurde er gegen Union Berlin aus dem Kader gestrichen – aktuell sei er keine Verstärkung, äußerte Bobic. Doch auch sein Partner, Marc Oliver Kempf, machte gegen Union einige Fehler – die auch zu Gegentoren führten. So gewann er auch lediglich 50 Prozent seiner Zweikämpfe.

Die Innenverteidigung bleibt ein Problem bei Hertha BSC

DIe Innenverteidigung bleibt ein Problem bei Hertha BSC.  (Photo by Martin Rose/Getty Images)

Auffallend waren vor allem seine mäßige Geschwindigkeit. Wenn Kempf etwa bei langen Bällen aufgrund mangelhaften Stellungsspiels hinterherrennen musste, wurde es oft brenzlig um den Berliner Strafraum. Gleiches spielte sich auf der rechten Seite hab: viel zu oft musste Jonjoe Kenny aufgrund seines Stellungsspiels hinter den Unionern her rennen. Auch, weil ihn Lukebakio nicht selten alleine lies.

Es ist das Dauerthema bei Hertha: Die Verteidigung, speziell die Innenverteidigung. Werden allen voran auch die vielen Fehler in der Innenverteidigung nicht abgestellt, ist Hertha auch diese Saison wieder der Top-Kandidat, um die Schießbude der Liga zu sein.

Oliver Christensen: so sicher, so unsicher?

Nach der Relegation war schnell klar: Oliver Christensen wird die neue Nummer Eins im Tor. Dafür gab Hertha auch die Bemühungen auf, den zum Schluss der vergangenen Saison so überzeugenden Marcel Lotka zu halten. Doch erinnert die Situation gegenwärtig an die von Hertha Ex-Keeper Alexander Schwolow.

Auch Oliver Christensen machte keine gute Figur gegen Union Berlin

Auch Oliver Christensen machte keine gute Figur gegen Union Berlin (Photo by ODD ANDERSEN/AFP via Getty Images)

Allen voran bei Unions Treffer zum 3:0 sah Christensen nicht gut aus – Robin Knoches Kopfball rutschte ihm durch die Arme. Zu seinen Gunsten muss erwähnt werden, dass ihm die Sicht durch Rani Khedira versperrt war und Christensen nur kurze Zeit hatte, um in dem Chaos zu reagieren. Doch wie bei Schwolow schon, wirkt es, als könnte Christensen durchaus mehr fangen und halten, als er tut.

Gegen das dynamische Offensivspiel der Frankfurter wird es sicherlich durchaus einziges an Chancen für die Eintracht geben. Für Christensen ist das eine neue Chance sich auszuzeichnen und zu beweisen, dass er eine würdige Nummer Eins ist. Und fest steht: Hertha braucht endlich wieder Stabilität im Tor.

(Titelbild: Maja Hitij/Getty Images)

Jordan Torunarigha – Einer von uns

Jordan Torunarigha – Einer von uns

Mit Jordan Torunarigha verlässt ein weiteres Eigengewächs Hertha nach vielen Jahren als Mitglied der Profimannschaft. Nachdem er, auch wegen enormen Verletzungspechs, sportlich in den letzten Jahren stagnierte und zuletzt nicht mehr erste Wahl war, hinterlässt sein Abschied vor allem emotionale Narben.

Wir schauen auf die gemeinsamen Jahre und prägendsten Momente zurück.

Nachdem er zuvor bereits vier Mal in den Spieltags-Kader berufen wurde, begann Jordan Torunarighas Bundesliga-Karriere in blau-weiß am 19. Spieltag der Saison 2016/2017 gegen den FC Ingolstadt. Noch in der selben Spielzeit ließ er sowohl sein Startelf- als auch sein Tor-Debüt folgen. Am 33. Spieltag nickte er in den ungeliebten pinken Trikots zum 2:0-Endstand gegen Darmstadt 98 ein und festigte so das spätere Erreichen der Europa League.

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Torunarighas Aufstieg zum Publikumsliebling

Schnell stieg er zum Publikumsliebling auf. Als Jugendspieler ohnehin schon beliebt, ließ seine Lúcio-eske Spielweise die Herzen der Fans schnell höher schlagen. Stark am Ball, mit der nötigen Portion fußballerischer Genialität und ungestümem (Über-)Mut, die einen Trainer schnell zur Verzweiflung, die Fans aber in Ekstase treiben kann.

Unvergessen bleibt aus seiner Anfangszeit neben seinen etlichen Dribblings in die gegnerische Hälfte vor allem die No-Look-Vorlage im Spiel gegen Hannover 96 in der Hinrunde der Saison 2018/2019. Nachdem Jordan bereits höchstpersönlich die Führung besorgt hatte, tauchte er (als Innenverteidiger!) im Anschluss an eine eigene Standardsituation plötzlich auf dem linken Flügel auf. Dort versetzte er den Gegenspieler und schlug rotzfrech mit einem demonstrativ abwendenden Blick zur Seite den Ball an den Fünfer, wo Vedad Ibisevic humorlos vollendete.

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Neben dem Sportlichen war es von Anfang an vor allem seine ehrliche, nahbare und immer fröhliche, echte Berliner Art, die bei den Anhänger:innen gut ankam. Er spricht die Sprache der (jungen) Fans und klopft mit einem verschmitztem Lächeln auf den Lippen Sprüche am Fließband. Auf die Frage nach dem eigenen Auto prustet er „gelbe Limousine“ in die Kamera (gemeint war die U-Bahn). “Hast du Geburtstag?“, wurde vermutlich jede:r Gesprächspartner:in früher oder später in heller Aufregung gefragt. Zudem sorgte er als Episodengast für die einzig guckbare Ausgabe der ansonsten stets unangenehmen Show von Riccardo Basile.

Sein Auftreten auf und neben dem Platz war aber auch nicht nur Grund für seine Beliebtheit, sondern auch symptomatisch für einen vermeintlichen Mangel an Professionalität und Ernsthaftigkeit, welcher möglicherweise auch eine Rolle in seiner langen Verletzungshistorie gespielt haben könnte.

Der erwartete Durchbruch

Denn eben jene Verletzungen stoppten Torunarigha in seiner Hertha-Zeit regelmäßig. Er wurde seit 2017 satte 14 Mal von kleineren Blessuren außer Gefecht gesetzt – Hauptgrund dafür, dass er sich seltenst in einen Rhythmus spielen, Konstanz aufbauen und seine prophezeite Entwicklung nehmen konnte. So pendelte er regelmäßig zwischen Bank, Startelf und Reha-Zentrum.

Ausgerechnet als er eine gesamte Hinrunde ausnahmsweise verletzungsfrei bleiben konnte, setzte Neu-Trainer Ante Covic nicht auf ihn. Und so schien er bei Hertha gescheitert. Doch wie so oft in Torunarighas Karriere folgte im ständigen emotionalen Auf und ab dem Rückschlag ein absolutes Highlight. Sein Ausgleichstreffer zum 3:3 in der Nachspielzeit der Verlängerung des Pokalspiels gegen Dresden ist eines der emotionalsten Tore der jüngsten Hertha-Vergangenheit.

In der nächsten Pokalrunde wartete dahingehend eine der traurigsten Episoden seiner Hertha-Zeit. Torunarigha wurde auf Schalke – wie leider schon öfters in seiner Karriere – Ziel rassistischer Attacken. In den aufgewühlten Emotionen griff er sich später eine Getränkekiste und warf diese wieder auf den Boden. Dafür flog er vom Platz und musste neben der tiefen seelischen Verletzung noch die unsensible Behandlung durch den Schiedsrichter Harm Osmers als auch das Pokalaus hinnehmen.

Was folgte, war eine beispiellose Welle der Solidarität aus dem Hertha-Fanlager, aber auch aus anderen Fankreisen. Im nachfolgenden Heimspiel gegen Mainz kam es neben einer gemeinsamen Gesichtsbemalungs-Aktion der Mannschaft so zu einer Fanaktion. Bei dieser wurde die Rückennummer 25 Torunarighas auf Plakate und Schilder gedruckt und aufgemalt, um sie als Zeichen der Unterstützung und des Zusammenstehens zu Spielbeginn hochzuhalten. So geriet die 1:3-Heimniederlage trotz der prekären tabellarischen Situation völlig zur Nebensache.

Sportlich zumindest lief es für Torunarigha in dieser Zeit endlich nach Plan. Aus Verletzungsgründen noch unter Jürgen Klinsmann in die Startelf gerutscht, blieb er auch unter Alexander Nouri meist erste Wahl und war schließlich nach der Corona-bedingten Wettbewerbspause unter Bruno Labbadia Leistungsträger in der Innenverteidigung und schlussendlich zusammen mit Abwehr-Partner Dedryck Boyata Klassenerhalts-Garant im Abstiegskampf.

Und so schien er endlich die ihm angedachte Rolle als Stammspieler in der Innenverteidigung einnehmen zu können.

Verletzungen und kein Vertrauen – Torunarighas Abschied naht

Doch auch diesmal machten ihm seine ständigen kleinen Blessuren einen Strich durch die Rechnung. Ohne Rhythmusaufbau und damit ohne Konstanz kam ihm der Stammplatz und das Vertrauen des Trainers schnell wieder abhanden. Nach dem erneuten Trainerwechsel hin zu Pal Dárdai fand er sich direkt in der Startelf wieder, fiel dann allerdings erneut aus und konnte sich in den restlichen Saisonspielen keinen Stammplatz mehr erkämpfen. Beim mäßigen Abschneiden der deutschen Olympiamannschaft 2021 spielte er zwar alle drei Vorrundenspiele über die volle Distanz, verpasste aber zeitgleich die Vorbereitung auf die Bundesliga-Saison. Dort kam ihm wie so oft eine Verletzung in die Quere und die Stammplatz-Ambitionen waren dahin.

Im Winter kam dann zunächst etwas überraschend, nach der Verpflichtung von Marc-Oliver Kempf aber folgerichtig, die Leihe zum belgischen Top-Klub KAA Gent, die sehr erfolgreich im Pokalsieg ihren krönenden Abschluss fand. Zunächst – denn dorthin zieht es Torunarigha jetzt wieder zurück. Seine Rückkehr zur Hertha war von Beginn an nur eine auf Zeit. Es schien, als vermisse Torunarigha seit geraumer Zeit das Vertrauen und die Wertschätzung der Hertha-Verantwortlichen, was man ihm angesichts seiner gezeigten Leistungen und seines unbestrittenen Potenzials auch nicht verdenken konnte.
Auf der anderen Seite sprachen die ausufernde Verletzungsgeschichte und auch das eben selten abgerufene Potenzial von Hertha-Seite aus sportlich gegen einen Verbleib, zumal sein Vertrag im kommenden Jahr ausgelaufen wäre.
Zuletzt habe man zwar noch einmal über eine Vertragsverlängerung verhandelt, sich aber nicht auf eine gemeinsame Perspektive einigen können.

Wieder ein Herthaner weniger

Mit Jordan Torunarigha geht ein absoluter, wenn nicht DER Publikumsliebling. Und mit ihm ein weiteres Stück Identifikation. Nachdem in den letzten Jahren nicht nur langjährige Herthaner wie Per Skjelbred, Salomon Kalou oder Fabian Lustenberger, sondern auch reihenweise vielversprechende Eigengewächse, allen voran Arne Maier, den Verein verlassen haben, reißt nun der Abgang von Torunarigha ein weiteres riesiges Loch ins Herthaherz der Mannschaft.

Und mit Maxi Mittelstädt steht offenbar ein weiterer Ur-Berliner und langjähriger Hertha-Profi vor dem Abschied. Die nachrückenden Jungprofis um Linus Gechter und Marton Dardai haben sicherlich ähnliches Identifikationspotenzial. Sie müssen sich aber insbesondere zunächst noch sportlich endgültig beweisen und standen bisher (zurecht!) auch als Menschen noch nicht so sehr im Rampenlicht. Ein Problem der letzten Jahre, die Entfremdung von den Fans, könnte so noch weiter verstärkt werden.

(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Umso wichtiger, dass nun unverhofft auf der Vereinsebene eine Welle an Nahbarkeit und Identifikation durch den Verein schwappt. Die Wahl des Fans und Unternehmers Kay Bernstein zum Präsidenten hat um den Verein eine Aufbruchsstimmung entfacht, die in dieser Form jahrelang nicht mehr zu spüren war.

Doch der Fokus liegt nunmal weitestgehend auf der Profimannschaft. Und da war Jordan ein nahbarer Spieler, der neben dem Platz um keinen Gag verlegen war und auf dem Platz sein Herz für Hertha gelassen hat. Ein junger, frecher Berliner. Einer von uns.

Titelbild: (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)