Herthaner im Fokus: Der Befreiungsschlag gegen Fürth

Herthaner im Fokus: Der Befreiungsschlag gegen Fürth

Nach den Siegen gegen die Aufsteiger Bochum und Fürth ist Hertha BSC nicht nur punkte- sondern auch leistungsmäßig in der Saison angekommen. Insbesondere die Leistung beim gestrigen Sieg gegen die Spielvereinigung Fürth macht Hoffnung darauf, dass in der fast komplett neu zusammengesetzten Mannschaft ein neuer Kampfgeist entsteht. Die Herthaner im Fokus.

Hertha wird zu einer Einheit

Die Transferstrategie von Fredi Bobic im jüngst beendeten Transferfenster war deutlich zu erkennen: Die sportlichen und psychologischen Bremser durch sogenannte Mentalitätsspieler ergänzen, um in einer neu zusammengestellten Mannschaft einen neuen Siegeswillen zu erzeugen. Wenn man sich Herthas Hauptproblem der vergangenen Monate anschaut – die fehlende Überzeugung – ist das sicherlich ein nachvollziehbarer Weg. Nach zwei gewonnen Spielen ist es vielleicht zu früh Bobic zu bescheinigen, dass er mit diesem Vorgehen Erfolg hat.

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Foto: xSebastianxRäppold/MatthiasxKochx/IMAGO

Allerdings zeigen sich erste positive Ansätze: Auch wenn Hertha gegen Bochum und Fürth über weite Strecken spielerisch so gar nicht glänzte, glaubte das Team an ein für sie positives Ende. Das liegt sowohl daran, dass auf dem Platz endlich mehr und besser miteinander geredet wird. Aber auch daran, dass einzelne Spieler in den wichtigen Spielmomenten Verantwortung übernommen haben.

Jurgen Ekkelenkamp – Was für ein Einstand!

Einer dieser Spieler ist der Niederländer Jurgen Ekkelenkamp. Für den 21-jährigen Neueinkauf war es sicherlich keine einfache Situation gleich im ersten Spiel für Hertha beim Spielstand von 0:1 gegen den Aufsteiger Fürth eingewechselt zu werden. Aber Ekkelenkamp hatte Lust auf Fußball, nahm die Situation an und legte sofort los. Natürlich war sein Kopfballtor – Herthas erstes Ecken-Tor nach gefühlten zehn Jahren – beeindruckend.

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Foto: IMAGO

Noch viel überzeugender war aber, dass der Niederländer etwa 40 Sekunden zuvor am eigenen Strafraum den Ball eroberte und ein paar Pässe später gegen drei Fürther einen extrem öffnenden Pass spielte, der Davie Selke in eine Abschlusssituation brachte. Dass Ekkelenkamp sich auch mit dem Unentschieden nicht zufriedengeben wollte, konnte man auch beim 2:1-Siegtreffer sehen, als er erneut zur richtigen Zeit am richtigen Fleck war – ob nun Eigentor oder nicht.

Man kann nur hoffen, dass sich die Mentalität von Herthas neuem „Zehner“ auf den Rest des Teams überträgt. Seine Klasse hat er nun schon einmal mehr als nur andeuten können.

Lucas Tousart – Endlich ein Faktor in Herthas Spiel

Ekkelenkamp war nicht der einzige, der am gestrigen Freitagabend unbedingt drei Punkte holen wollte. Nach vielen erfolglosen Versuchen war auch Lucas Tousart gestern ein sehr wichtiger Faktor in Herthas Spiel. Obwohl es weiterhin schwer ist, einzelne Situationen im Spiel auszumachen, in denen Tousart spielentscheidende Aktionen hatte, war er gestern unheimlich wichtig.

Denn der Franzose hatte einen guten Riecher dafür, wann und wo in der Nähe des eigenen Strafraums gefährliche Situationen entstehen könnten. In den allermeisten Fällen gewann Tousart diese Zweikämpfe dann auch und bediente Suat Serdar, um Angriffe einzuleiten. Dass Tousart mit knapp zwölf gelaufenen Kilometern gestern Herthas laufstärkster Akteur war, beweist, dass der Franzose gestern Überzeugungstäter war.

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Weiterhin ist sein einziges Manko das Offensivspiel. Eine Aktion im gegnerischen Strafraum ist sicherlich nicht genug. Wenn man bedenkt, dass Tousart diese eigentlich gefährliche Situation durch einen massiven Fehlpass an die Wand fuhr, wird noch klarer, dass der Franzose im Offensivspiel Nachholbedarf hat.

Die für einen zentralen Mittelfeldspieler eher schwache Passquote von rund 70 Prozent belegt auch, dass Tousart noch präziser werden muss. Insbesondere in Drucksituationen unterlaufen ihm einige Fehlpässe. Gegen den Ball war es aber ein starker und damit wichtiger Auftritt.

Deyovaisio Zeefuik – Endlich wieder wichtig

73. Spielminute: Aus dem Fürther Mittelfeld wird ein langer Ball auf den linken Außenspieler Abiama geschlagen, der alleine vor Herthas Keeper Schwolow steht, doch aus dem Nichts erreicht Zeefuik die Szene und spitzelt in letzter Sekunde den Ball weg.

Das ist als Außenverteidiger eigentlich seine Aufgabe, müsste man meinen. Doch der Niederländer war in den Minuten zuvor bestimmt fünf Mal die Linie hoch- und runtergesprintet, um die Mittelstürmer mit Flanken zu bedienen. Zeefuik hatte mit rund 11,4 Kilometern Herthas zweitstärkste Laufleistung und lag kurz vor Ende des Spiels mit Krämpfen auf dem Boden. Alleine dieses Bild zeigte, wie sehr die Mannschaft und insbesondere Zeefuik diesen Sieg wollten. Beeindruckend an Zeefuik ist auch seine unheimliche Sprungkraft: Im Vergleich zu vielen Strafraumstürmern ist der Niederländer eher kleingewachsen, viele dieser Kopfballduelle gewinnt er allerdings, um nur wenige Sekunden später am gegnerischen Strafraum eine gefährliche Flanke zu schlagen.

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Der von Zeefuik verursachte Elfmeter weist allerdings auf eine Schwäche des niederländischen U21-Nationalspielers hin. Teils ist Zeefuik recht ungeschickt bzw. unkonzentriert in Zweikämpfen. Gerade im eigenen Strafraum sollte er mit mehr Bedacht in Duelle gehen. Dennoch: In dieser Form ist der 23-Jährige nicht wegzudenken. Zeefuik steht für die Dynamik, Wucht und den Willen, den es so unbedingt braucht.

Und dann waren da noch …

Niklas Stark – Sehr schön zu sehen, wie Niklas Stark die Situation des Abwehrchefs übernahm, nachdem Herthas Kapitän Boyata verletzt ausgewechselt werden musste. Rechts und links an seiner Seite standen mit Marton Dardai und Linus Gechter zwei unerfahrene, junge Bundesligaspieler. Beide machten ihre Sache auch so gut, weil Leader wie Stark und Boateng stetig mit ihnen redeten und beispielsweise nach Stellungsfehlern korrigierten. Auch mit Schwolow stand Stark des Öfteren im Gespräch. Dass Stark nach 30 Minuten von Boyata nicht nur das Abwehrzentrum sondern auch die Kapitänsbinde übernahm, zeigt, welche Rolle er in der zusammenfindenden Mannschaft spielt.

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Die Verletzungen – Herthas Verletzungsmisere setzt sich fort. Nach den beiden Abwehrspielern Jordan Torunarigha und Lukas Klünter, die sich vergangene Woche in Bochum verletzten, sind nun auch noch Myziane Maolida und Dedryck Boyata verletzt. Wie bei Torunarigha handelt es sich um Muskelverletzungen? Hat Hertha etwa ein Belastungsproblem?

Fazit: In der Saison angekommen

Es war schön zu sehen, dass Hertha gegen Fürth nach einer spielerisch enttäuschenden ersten Halbzeit und dem Rückstand zurückkam. Es wäre auch sehr enttäuschend gewesen, wenn Hertha dieses Spiel nicht gewonnen hätte. Schließlich sprechen fast alle wichtigen Spielwerte für die Berliner. Lediglich bei der Laufleistung und der Zweikampfquote lagen die Franken als Team leicht vor Hertha.

Schön wäre es, wenn sich rund um die Mittelfeldachse Tousart-Boateng–Serdar-Ekkelenkamp ein Team bildet, das den motivierten und kämpferischen Eindruck aus dem Fürth-Spiel auch in den kommenden Wochen bestätigt.

Kaderanalyse 2020/21 – Herthas Außenverteidiger

Kaderanalyse 2020/21 – Herthas Außenverteidiger

Endlich ist die Alptraum-Saison 2020/2021 vorbei. Nach einer hochemotionalen Schlussphase gab es doch noch ein „Happy End“ für Hertha BSC. Diese verrückte Spielzeit haben wir sehr ausführlich in unserer Saisonrückblick-Podcastfolge besprochen. Doch jetzt wollen wir uns der Kaderanalyse widmen. Dabei gehen wir nicht nur auf die abgelaufene Saison ein, sondern werfen auch einen Blick nach vorne. Welche Kaderstellen müssen Bobic, Dufner, Friedrich und co. noch dringend bearbeiten? Wo hat man Bedarf, welche Spieler werden wohl den Verein verlassen?

Nachdem wir bereits die Torhüter und die Innenverteidiger ins Visier genommen haben, widmen wir uns jetzt den linken und rechten Außenverteidigern.

Maxi Mittelstädt – Wo bleibt der nächste Schritt?

Diese Saison sollte endgültig der große Durchbruch Maxi Mittelstädts in der Bundesliga werden. Doch wie eigentlich bei der gesamten Mannschaft blieb der nächste Entwicklungsschritt aus.

Zwar kam der gebürtige Berliner auf 27 Einsätze, davon 22 von Beginn an, zeigte aber sehr wechselhafte Leistungen und konnte kaum ein überzeugendes Spiel abliefern. Zu Beginn noch gesetzt, im Pokal gegen Braunschweig sogar als zentraler Mittelfeldspieler, verlor er nach enttäuschenden Ergebnissen und einem folgenschweren Patzer in der Nachspielzeit des Spiels gegen Bayern München seinen Stammplatz schnell wieder an Marvin Plattenhardt und profitierte in der Folge insbesondere von dessen diversen Ausfällen.

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Foto: IMAGO

Zwar konnte sich Mittelstädt unter Pal Dárdai defensiv stabiliesieren. Das in der Vergangenheit häufiger angedeutete offensive Potenzial zeigte sich aber nur zu Beginn des Spieljahres, als Mittelstädt in den ersten drei Partien zwei Vorlagen lieferte. Im Verlauf der Saison blitzten kaum einmal Spielwitz oder fußballerischen Ideen auf, auch seine vermeintlichen Stärken gegenüber Konkurrent Plattenhardt beim Dribbling und Kombinationsspiel konnte er nicht zeigen. Seine wenigen Einsätze im linken (offensiven) Mittelfeld stellten da leider keine Ausnahme dar und machten deutlich, dass er in Zukunft keine ernsthafte Option (mehr) als Back-Up für die Offensive Außenbahn ist.

Trotzdem wird Maxi Mittelstädt auch diese Spielzeit wieder zum Ansporn nehmen, weiter an sich zu arbeiten und in jedem Spiel mit vollem Einsatz versuchen voranzugehen.

In der nächsten Saison wird Maxi Mittelstädt wieder mit Marvin Plattenhardt, der unter Dárdai seine fußballerisch beste Zeit erlebte, in einen offenen Zweikampf um den Stammplatz auf der linken Abwehrseite treten. Es bleibt zu hoffen, dass Dárdai bei beiden die richtigen Stellschrauben ausmacht und dieser sportliche Zweikampf nicht wie in der letzten Saison beide zu lähmen scheint, sondern sie sich gegenseitig zu guten Leistungen antreiben – und möglicherweise hat ja auch Luca Netz in der nächsten Spielzeit schon ein Wörtchen mitzureden.

Marvin Plattenhardt – Renaissance unter Pal Dárdai?

War Marvin Plattenhardt zu Beginn der Saison unter Bruno Labbadia noch zweite Wahl, durfte er nach fünf sieglosen Partien ab dem siebten Spieltag als vermeintlich defensivstärkere Alternative auf der Linksverteidiger-Position beginnen und spielte sich trotz wechselhafter Leistungen zunächst fest.

Plattenhardt machte seine Sache defensiv nicht schlecht, konnte aber auch kaum positive Akzente setzen. Offensiv ging kaum etwas – seine Standardstärke scheint komplett verloren, seine Flanken fanden selten einen Abnehmer. Dazu kam das Verletzungspech, was Plattenhardt mit drei verschiedenen Blessuren durch die Saison begleitete. Nachdem mit Pal Dárdai sein Förderer zurück an der Seitenlinie war, stieg die Formkurve des Linksfußes wieder leicht an. Die Flanken kamen wieder etwas genauer, das Offensivspiel wurde etwas lebendiger. So konnte Plattenhardt – zwischenzeitlich noch einmal von einer Corona-Erkrankung ausgebremst –  in den letzten drei Spielen immerhin noch zwei Vorlagen verbuchen.

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Foto: IMAGO

Nichtsdestotrotz war die Saison für Marvin Plattenhardt mit nur 16 absolvierten Spielen und drei langfristigen Ausfällen eine Spielzeit zum Vergessen. Abhaken und unter Dárdai nochmal angreifen! Pal Dárdai kennt Plattenhardt gut, hat ihn in seiner ersten Amtszeit vom Ergänzungs- zum Nationalspieler geformt. Nicht unwahrscheinlich, dass Dárdai “Platte” wieder auf die Sprünge hilft und hoffentlich in die Nähe des Niveaus führt, dass Plattenhardt damals die Nationalelf-Nominierungen einbrachte. Insbesondere dessen Standards waren damals eine Waffe – und Hertha fiel in dieser Saison durch absolute Ungefährlichkeit nach Standards auf, erzielte bei 152 Ecken kein einziges Tor.

Gerade unter diesem Aspekt wäre ein Wiedererstarken des ehemaligen Nürnbergers also ganz besonders wichtig. Nichtsdestotrotz ist der Zweikampf mit Mittelstädt durch Förderer Dárdai noch nicht entschieden. Soweit beide in Form kommen, könnten sich die Einsätze auch an der gesamttaktischen Herangehensweise entscheiden – gegen tiefstehende Gegner könnte Mittelstädts offensive Flexibilität und Variabilität gefragt sein, während Plattenhardt möglicherweise gegen dominierende Gegner einen defensiv stärkeren Part einnehmen und mit einer spielentscheidenden Standardsituation für Punkte sorgen könnte.

Luca Netz – Der vielversprechende Herausforderer

Das Zukunftsversprechen  aus der Hertha-Akademie hat in dieser Saison erste Fußspuren hinterlassen. Nachdem Luca Netz zum Ende der letzten Saison unter Bruno Labbadia schon regelmäßig mit den Profis trainiere durfte, feierte er am 14. Spieltag gegen Gelsenkirchen sein Bundesligadebüt für Hertha BSC und reihte sich so als zweitjüngster Debütant Herthas in der obersten Spielklasse in die Geschichtsbücher ein. Und schon in seinen ersten Spielminuten zeigte er, warum Hertha ihm die Rolle eines modernen Außenverteidigers zutraut. Technisch stark mit enormem Offensivdrang, positioniert sich Netz auch ohne Ball am und im gegnerischen Sechzehner und sucht selbst den Abschluss.

Folgerichtig, dass Luca Netz schon in seinem siebten Einsatz erstmals traf – als jüngster Hertha-Torschütze in der Bundesliga. Beim emotional wichtigen Punktgewinn gegen den VfB Stuttgart sicherte er den Herthanern nach drei Niederlagen seit Dárdais Re-Installation das so wichtige Erfolgserlebnis mit seinem Tor zum Ausgleich in der 82. Minute. Schon Labbadia hielt wahnsinnig viel vom jungen Berliner. Auch Dárdai bezeichnet Netz als „Riesen-Rohdiamanten“ und so kam der Linksverteidiger in seiner Debütsaison zu elf Einsätzen bis ihn ein erneuter Mittelfußbruch für den Rest der Saison außer Gefecht setzte.

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So blieb dem Youngster nichts anderes übrig, als den Fokus auf die Zukunft zu legen. Dem Vernehmen nach gilt sein Vertrag seit seinem 18. Geburtstag bis 2023, intensive Gespräche über eine Verlängerung laufen aber bereits seit geraumer Zeit. Ein Versprechen für die Zukunft ist aber nunmal auch nicht zwingend ein Versprechen für die Gegenwart. Luca Netz wird auch in der nächsten Saison noch nicht der sofortige Heilsbringer sein.

So dürften Marvin Plattenhardt und Maxi Mittelstädt den Stammplatz auf der Linksverteidiger-Position zunächst unter sich ausmachen. Zwar stellen die beiden zurzeit sicherlich kein gehobenes Bundesliga-Niveau dar, Hertha wird aber mit Sicherheit Top-Talent Netz nicht den Weg verbauen und diesen Sommer somit keinen Linksverteidiger mit Stammplatzambitionen verpflichten.

Mit großen Vorschusslorbeeren ausgestattet, muss sich Luca Netz nach seiner Verletzung nun erstmal in Ruhe wieder Matchfitness erarbeiten und kann dann seine stetige Entwicklung fortsetzen, um in (einer vielleicht gar nicht so fernen) Zukunft Druck auf die beiden Etablierten zu machen und  so vielleicht sogar schon im Laufe der Saison vorsichtig bei Pal Dárdai wegen Startelfeinsätzen anzuklopfen.

Deyovaisio Zeefuik – Doch noch die Lösung?

Deyovaisio Zeefuik wurde im Sommer 2020 nach langem Hin und Her verpflichtet, um der seit dem Abgang von Valentino Lazaro brach liegenden rechten Abwehrseite neue Kreativität und Durchschlagskraft zu verleihen. Und so blickte man hoffnungsvoll auf die ersten Einsätze des niederländischen U21-Nationalspielers.

Doch Zeefuik konnte zunächst kaum überzeugen. In Labbadias Viererkette präsentierte er sich immer nervös, bisweilen hektisch und unsicher. Im Zweikampf wirkte er häufig ungeschickt oder sorglos, im Spielaufbau fahrig und unkonzentriert und wurde so zu einem Unsicherheitsfaktor in Herthas Hintermannschaft. Besonders unglücklich sein Auftritt gegen Leipzig, als er sich innerhalb von fünf Minuten nach seiner Einwechslung zur Halbzeit den gelb-roten Karton abholte.

Nach dem Trainerwechsel war Zeefuik die ersten vier Spiele unter Dárdai überraschend nicht einmal im Kader und es schien sich ein teures Missverständnis anzubahnen. Noch überraschender dann aber die Startelfnominierung am 23. Spieltag gegen Wolfsburg, bei der Zeefuik in einer 3er-, respektive 5er-Kette durchaus funktionierte. Seine Schwächen in der Defensive wurden durch die zusätzliche Absicherung durch einen dritten Innenverteidiger gemildert, seine offensiven Fähigkeiten kamen durch die höhere Positionierung auf dem Feld besser zur Geltung. Zeefuik fühlt sich mit dem Ball am gegnerischen Sechzehner deutlich wohler als an der Mittellinie.

Foto: xMatthiasxKochx/IMAGO

Mit dieser für ihn wohltuenden Systemumstellung stieg Zeefuiks Formkurve langsam an und so belohnte er sich mit seinem Debüttreffer zum wichtigen 1:0 in der Partie gegen Bayer Leverkusen. Als rechter Schienenspieler blieb Zeefuik Dárdais erste Wahl. Spannend wird also, ob Dárdai bei diesem System bleibt oder in Zukunft wieder auf sein früher favorisiertes 4-2-3-1 setzen will.

Für dieses System müsste Dardai Deyo an die Hand nehmen, ihm Ruhe und Stabilität vermitteln. Und Zeefuik muss zeigen, dass er defensiv mehr drauf hat, als schnell sein. Er darf sich im Aufbauspiel auch nicht mehr andauernd verzetteln. Offensiv könnte er zusammen mit einem echten Flügelspieler durchaus für gefährliche Vorstöße sorgen, wenngleich er natürlich nicht die selben Qualitäten mitbringt wie ein spielmachender Außenverteidiger wie Valentino Lazaro.

Es ist davon auszugehen, dass Hertha Zeefuik nach der ordentlichen Rückrunde unter Dárdai nicht bereits wieder fallen lässt und ihm einen Neuzugang vorsetzt. Dennoch ist die Schonfrist jetzt vorbei und der Niederländer muss nach seinem insgesamt doch eher enttäuschenden ersten Jahr abliefern und zeigen, warum sich die Hertha-Verantwortlichen um Michael Preetz so intensiv um ihn bemüht haben.

Peter Pekarik – Der ewige Peter

Vor der Saison als Back-Up eingeplant, stand Peter Pekarik zum ersten Pflichtspiel der Saison schon wieder in der Startelf. Bei der ärgerlichen 4:5-Niederlage gegen Eintracht Braunschweig im DFB-Pokal fand er sich sogar unter den Torschützen wieder.
Und auch zum Bundesligastart stand Pekarik wieder von Beginn an auf dem Platz – und traf schon wieder. Der Slowake war in Labbadias Viererkette erste Wahl und zahlte das Vertrauen auch zurück.

Mr. Zuverlässig ließ defensiv regelmäßig nix anbrennen und spielte seine Routine aus. Er zeigte sich aber dank klugem Stellungsspiel auch offensiv ab und an gefährlich in den gegnerischen Strafräumen. Nach den beiden Treffern zu Saisonbeginn ließ Pekarik im Saisonverlauf noch zwei weitere folgen, darunter das wichtige 1:1 gegen Union Berlin beim Derbysieg.

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Foto: nnordphotox/xKokenge/IMAGO

Auch unter Dárdai war Pekarik in der Viererkette weitestgehend die erste Wahl, unter dem ungarischen Cheftrainer lief Hertha aber immer öfter mit 3er- bzw. 5er-Kette auf, in der Neuzugang Deyovaisio Zeefuik regelmäßig den Vorzug erhielt.
Der mittlerweile 34-jährige Rechtsverteidiger zeigte aber eindrücklich, dass immer auf ihn Verlass ist, wenn man ihn braucht. Und so steht man nun am gleichen Punkt wie im letzten Sommer und ist in Verhandlungen, den Vertrag mit Herthas dienstältestem Spieler noch einmal um ein Jahr zu verlängern.

Pekarik wird sich auch im nächsten Jahr mit der Back-Up-Rolle zufriedengeben – soweit es denn überhaupt dabei bleibt. Denn Deyovaisio Zeefuik fremdelte zu Saisonbeginn doch sehr in einer Viererkette, die Dárdai eigentlich präferiert. Mit Neuzugängen für die Außenverteidiger-Positionen ist aber eigentlich nicht zu rechnen, sodass die beiden Außenverteidiger-Duos plus Herausforderer Netz auch in der nächsten Saison die Seitenlinien beackern dürften.

Und wenn Herthas slowakischer EM-Fahrer wieder so eine Spielzeit hinlegen sollte, heißt es vielleicht auch nächsten Sommer wieder: Hertha und Pekarik sind in Gesprächen über eine einjährige Verlängerung.

[Titelbild: IMAGO]

Podcast #116 Ahahohe

Podcast #116 Ahahohe

Thema dieser Folge sind das Spiel gegen den Tabellenführer RB Leipzig, die Mitgliederversammlung inklusive der Wahl des Präsidiums bei Hertha BSC und alles weitere Wichtige rund um unseren Lieblingsverein.

Wir wünschen euch ganz viel Spaß mit der Folge und freuen uns über eure Kommentare.

Teilt den Podcast gerne mit euren Freunden, der Familie oder Bekannten. Wir freuen uns über alle Hörer*innen

https://www.herthabsc.de/de/fans/kandidaten-praesidiumswahl-oktober21/page/17878–59-59–59.html

(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Deyovaisio Zeefuik – ein Kämpfer für die Hertha

Deyovaisio Zeefuik – ein Kämpfer für die Hertha

Lange musste Hertha sich gedulden, schließlich klappte es mit dem Transfer. Der neue Mann, mit der etwas ungewöhnlichen Nummer 42 im Rücken, heißt Deyovaisio Zeefuik. Ein Name, das gefundenes Fressen für Wortspiel-Liebhaber ist und für manche Kommentatoren sicher eine Herausforderung werden wird, jedoch ganz einfach mit „Deyo“ abgekürzt werden kann. Der junge Niederländer soll das neue Gesicht auf der rechten Verteidigerseite von Hertha BSC werden und für die nächsten Jahre die „alte Dame“ verstärken. Wir haben uns Herthas Neuzugang genauer angeschaut, und dabei viele noch unbekannte Aspekte für uns entdeckt.

Dabei hatte wir das Glück, einen echten Experten an unserer Seite zu haben, der unsere Fragen beantworten konnte. Jan (auf Twitter @janwillemspaans) ist Journalist und Autor, kennt sich in der Niederländischen Liga, der „Eredivisie“, bestens aus und konnte uns einiges über „Deyo“ erzählen. Mit ihm blicken wir gemeinsam auf den neuen Mann und seine Perspektive in blau-weiß.

Von der Ajax-Akademie zum FC Groningen

“Deyo” mit seinen alten Bekannten bei Hertha BSC. (Foto: IMAGO)

Ganz allein und ohne Freunde wird Herthas Neuzugang ganz sicher nicht sein: an der Spree trifft er auf alte Bekannte. Gemeinsam mit Javairo Dilrosun spielte er in der Jugend von Ajax Amsterdam. Daishawn Redan kannte er aus seiner Nachbarschaft: „Manchmal haben wir zusammen auf der Straße gekickt“, kann sich „Deyo“ erinnern. Auch Redan spielte in der Ajax-Jugend. Entwickelt sich Hertha zu einer Art „Mini-Ajax“? „Alle drei (Dilrosun, Redan und Zeefuik) sind in Amsterdam geborene Jungs, die aus unterschiedlichen Gründen nicht bis in die erste Mannschaft von Ajax gekommen sind, aber durchaus in der Lage sind, gute Bundesligamannschaften wie Hertha stärker zu machen“, sagt unser Experte dazu.

Jan selbst kommt ebenfalls aus Amsterdam und erklärt uns, was die Jugendakademie dort so besonders macht: „Die Ajax-Akademie ist ein Markenzeichen für Exzellenz. Sie genießen den Luxus eines dicht besiedelten Gebiets, profitieren von einer Vielfalt von hochkarätigen Trainern. Von jedem Trainer der ersten Profi-Mannschaft wird außerdem erwartet, dass er jungen Talenten ihre Chance gibt – was auch bei Deyo der Fall war!“

Auf die Frage, wie dieser erste Eindruck von Deyovaisio Zeefuik bei den Profis war, muss Jan zunächst einmal etwas schmunzeln: „Ich komme aus Amsterdam, und obwohl ich das lokale Team nicht besonders unterstütze, tun es die meisten meiner Freunde. Sie bemerkten ihn das erste Mal in der Saison 2017/18. Man kann mit Sicherheit sagen, dass er nicht vom ersten Tag an ein großartiger Spieler war. Er war dieser unbesonnene, ungeschickte Fußballer, und es war klar, dass er erstmal wegziehen musste, um Spielzeit zu bekommen. Es führte ihn ja dann zum FC Groningen.“

Erster Erfolg in Groningen

Dort kam Zeefuik erst richtig in die Eredivisie an, setzte sich prompt als Stammspieler auf der rechten Verteidigerposition durch und spielte dort zweieinhalb Spielzeiten so gut wie jede Partie durch. Durch die regelmäßige Spielpraxis bei den Profis verabschiedete er sich schnell vom Bild des „unbesonnenen, ungeschickten Fußballer“. Jan beschreibt ihn heute wie folgt: „Er verkörpert einfach “Action”. Er ist unglaublich im Spiel involviert, ist Spitze in allen Kategorien. Tacklings, Dribblings, eins gegen eins, er ist ein sehr fleißiger Junge.“

Die Nummer “42” hatte Deyo bereits in der Jugend bei Ajax Amsterdam auf dem Rücken. (Foto: IMAGO)

Kein Wunder also, dass er auch in der Saison 2019/2020 beinahe jede Minute für den FC Groningen auf dem Platz stand. „Ich liebe seine Energie“, sagt unser Experte, „Kein Verteidiger in der Eredivisie dribbelte so viel wie Zeefuik in der Saison 2019/20, 2018/19 war er bei den Tacklings ganz oben auf der Liste. Er schlägt auch sehr gute Flanken und wird auf dem rechten Flügel jeden Zentimeter abdecken.“

Seine Qualitäten waren insbesondere auch im System vom FC Groningen wertvoll, das, wie uns Jan erklärt, einen eher für den niederländischen Fußball untypischen defensiven Fußball spielt. „Der FC Groningen kassiert sehr wenig Tore. Das bedeutet, dass Zeefuik immer einen Innenverteidiger hatte, der bei seinen Vorstößen für Absicherung sorgte. So haben sie also wirklich zu seinen Stärken gespielt.“

Mehr Stärken als Schwächen

Das alles klingt zunächst sehr vielversprechend. Doch uns interessiert auch, was dem 22-Jährigen noch fehlt. Wo gibt es in seinem Spiel noch Verbesserungspotenzial? Auch hier teilt Jan mit uns seine Eindrücke: „Seine Neigung, im Grunde genommen „für zwei Spieler zu arbeiten“, führt dazu, dass er bei Konter manchmal zu weit vorne steht. Das ist etwas, woran man arbeiten sollte.“ Seiner Meinung nach sei dies aber kein Grund zur Sorge: „Da er erst 22 Jahre alt ist, sollte er in der Lage sein, sein Positionsspiel weiter zu verbessern. Es ist jetzt schon viel besser als zu seinen Anfängen!“

Trafen sich bereits in den Jugend Nationalmannschaften – Maxi Mittelstädt und Deyovaisio Zeefuik. (Foto: Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images)

Mit solchen Qualitäten wird er sicherlich auch für die Nationalelf der Niederlande interessant geworden sein. Da der junge Verteidiger bei Hertha einen langfristigen Vertrag unterschrieben hat, wollten wir also von Jan wissen, ob „Deyo“ in den nächsten zwei bis drei Jahren auch eine Option für „Oranje“ werden könnte: „Aber natürlich! Nationaltrainer Ronald Koeman setzt auf Offensivdenkende Außenverteidiger, deshalb ist aktuell Denzel Dumfries seine erste Wahl. Er und Zeefuik sind Spieler, die man gut vergleichen kann. Mit Dumfries sowie mit Atalanta Bergamos rechter Verteidiger Hans Hateboer hat Deyo eine harte Konkurrenz, aber Herr Koeman behält die Bundesliga genau im Auge!“ Letzteres hat man ja bereits bei dem Debüt von Dilrosun beobachten können.

Jetzt ist die Bühne für Zeefuik tatsächlich größer geworden. Sollte er sich in der Hauptstadt durchsetzen und eine gute Saison spielen, könnten seine Chancen deutlich steigen. Das wird sicher auch eine Rolle in den Überlegungen des Niederländers gespielt haben, als er sich seinen neuen Arbeitgeber ausgesucht hat. Bevor der junge Niederländer endlich in Berlin ankommen konnte, gab es jedoch ein langes hin- und her. Auch Zeefuik selbst beschwerte sich öffentlich über die Verantwortlichen seines „noch“-Vereins und drohte mit einem ablösefreien Wechsel, sollten diese ihn nicht zu Hertha lassen. Schließlich war es am 6. August soweit und Michael Preetz verkündete den abgeschlossenen Transfer.

Wechseltheater führt zur Charakterfrage

Spieler, die einen Wechsel forcieren sind bekanntlich bei Hertha-Fans nicht so gern gesehen. Nicht zuletzt echauffierte man sich über die Causa Samardzic. Eine Frage, die uns deshalb interessierte, war ob „Deyo“ eine solche Situation bereits erlebt hatte und ob er möglicherweise charakterliche Schwächen hat. Jan konnte uns da etwas beruhigen: „Nein, ganz und gar nicht! Die Fans liebten Deyo. Er spielte mit einer gebrochenen Hand weiter, ließ jeden Tropfen Energie auf dem Spielfeld, sodass er in Groningen ein Publikumsliebling war. Auch wenn sein Abschied nicht auf die beste Art und Weise erfolgte, so scheint er doch mit den besten Wünschen aller den Verein verlassen zu haben.“ In der heutigen Zeit, bei jungen Fußballern, solle man sich jedoch keine Illusionen machen: „Ja, wenn er seine Sache wirklich gut macht und ein größerer Verein anklopft, wird er wahrscheinlich weiterziehen wollen.“

In Groningen hat Zeefuik überzeugt. (Foto: IMAGO)

Dieser Wille, diese Charakterstärke, die Jan bei Deyovaisio Zeefuik sieht, konnte man bereits in seinen ersten Trainingseinheiten bei Hertha BSC feststellen, wo er mit der hohen Intensität zu kämpfen hatte. Die lange Pause, durch den frühen Saisonabbruch der Eredivisie (sein letztes Plichtspiel bestritt Deyo am 8. März), war dabei sicher nicht hilfreich. „Das Training ist hier wirklich hart“, sagte er selbst. Doch kämpfen ist bei ihm ein gutes Stichwort: für ein Spieler, der sogar mit gebrochener Hand weiterspielt, ist ein Fitnessrückstand einfach nur ein Grund mehr, Gas zu geben. Sein neuer Chefcoach äußerte sich zum Neuzugang: „Er tastet sich ran, aber er hat noch mit den Trainingsumständen zu kämpfen und muss erst ein paar Dinge verinnerlichen.“

Gute Perspektive bei Hertha

Bereits jetzt scheint der junge Niederländer auf der Pole Position für den rechten Außenverteidiger zu sein. Nach dem Weggang von Marius Wolf und mit den Wechselabsichten von Matthew Leckie, bleiben als Konkurrenten für seine Position Peter Pekarik und Lukas Klünter. Der 33-jährige Slowake hat zum Saisonende wieder Einsätze erhalten und gute Leistungen erbracht, was zu seine Vertragsverlängerung führte. Ob es jedoch für die Stammelf in der neuen Saison ausreicht ist fraglich. Jedenfalls wird Pekarik im langfristigen Plan von Bruno Labbadia durch sein Alter weniger eine Rolle spielen. Außerdem fehlt ihm etwas die Schnelligkeit und Explosivität von Zeefuik.

Herthas Neuzugang muss sich noch an die Intensität des Trainings unter Labbadia gewöhnen. (Foto: IMAGO)

Diese Qualitäten könnte grundsätzlich auch Lukas Klünter aufweisen. Der 24-Jährige war unter Ante Covic und auch unter Jürgen Klinsmann auf der rechten Verteidigerseite gesetzt. Allerdings wurde er vom neuen Chefcoach Bruno Labbadia lediglich zwei Mal eingewechselt, sodass zumindest angezweifelt werden kann, ob er für die neue Saison eine Rolle spielen soll. Die Verpflichtung von Zeefuik und die Vertragsverlängerung von Pekarik sprechen eher dafür, dass der gebürtige Euskirchener ein Kandidat für einen Wechsel ist.

Das taktische System unter Bruno Labbadia könnte Deyovaisio Zeefuik zudem in die Karten spielen: der Niederländer passt vom Spielertyp optimal dazu. Die vom Berliner Chefcoach präferierte hohe Ausrichtung der Außenverteidiger, die in Offensivphasen hinten von einer Dreierkette abgesichert werden (ein defensiver Mittelfeldspieler lässt sich dann zurückfallen), bietet dem 22-Jährigen genau die Freiheiten, die er braucht. So könnten seine Stärken optimal zur Entfaltung kommen.  Ähnliches hat man in Wolfsburg gesehen, als sich der damals unbekannte Jérôme Roussillon unter Labbadia zu einem der besten Außenverteidiger der Liga mauserte und vor allem offensiv für Wirbel sorgte.

Man macht keine Witze über Kickboxer

Wir dürfen also gespannt sein, wie sich Deyo bei der alten Dame macht. Was Bruno Labbadia bereits auffiel, waren die „Zwei Gesichter“ seines neuen Verteidigers. „Außerhalb des Platzes ist er noch sehr zurückhaltend, arbeitet aber hochprofessionell. Auf dem Feld ist er dann extrem forsch, bissig und zweikampfstark!” Zurückhaltend zeigt sich der neue Mann allerdings im Bezug auf seine Ambitionen nicht: „Ich will nicht verrückt klingen, aber ich persönlich möchte in diesem Jahr um den Einzug in die UEFA Europa League mitspielen – das ist mein Ziel, und ich finde, das muss unser Ziel sein”.

Kein Wunder übrigens, dass er auch „gerne mixed-martial-arts Kämpfe anschaut“: Jan verrät uns dazu eine Anekdote: „Sein Bruder Genero Zeefuik war ebenfalls Profifußballer. Er war lange so etwas wie eine Witzfigur, weil er etwas übergewichtig war. Jetzt traut sich jedoch niemand mehr, über ihn Scherze zu machen, denn Genero hat sich vom Fußball zurückgezogen und sich einer neuen Sportart zugewandt…Kickboxen!“

Hertha hat sich also einen echten Kämpfer für die rechte Verteidigerposition geholt. Hertha-Fans können sich bereits jetzt auf einen Spieler mit echtem Kämpferherz freuen, der auch im neuen Trikot alles geben wird. Ob sein Einsatz auch für seine Gegenspieler in der Bundesliga eine Freude sein wird, ist aber eher unwahrscheinlich.

Herthaner im Fokus: Hertha BSC – Viktoria Köln

Herthaner im Fokus: Hertha BSC – Viktoria Köln

Es geht wieder los. Endlich! Endlich? Die Aussicht auf weitere Bundesligaspiele vor leeren Rängen lässt anders als in bisherigen Sommerpausen nicht unbedingt das Wasser im Munde zusammenlaufen, doch die Welt dreht sich weiter und König Fußball regiert noch immer. So stand am Freitagnachmittag auch für unsere Hertha in Vorbereitung auf die Saison 2020/21 das erste (externe) Testspiel an. Gegner im Amateurstadion war die Viktoria aus Köln.

Und wie immer heißt Vorbereitung und Transferphase auch neue und altbekannte Gesichter auf dem Platz begrüßen – einige haben wir für euch bei diesem Damenduell in den Fokus genommen.

Deyovaisio Zeefuik – Die Lösung auf rechts?

Der niederländische Rechtsverteidiger kam in der Sommerpause nach längerem Hickhack vom FC Groningen und soll die bisherige Schwachstelle in der Viererkette beheben. Und nach zaghaften Anfangsminuten zeigte „Deyo“ auch wofür man ihn geholt hat. Im Zusammenspiel mit Dodi Lukébakio schaltete sich der Abwehrmann mehrmals mit in die Offensive ein und konnte mit seiner Schnelligkeit den Kölner Linksverteidiger vor Probleme stellen.

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Zwar fehlte ihm bei seinem Flankenversuch in der 15. Minute noch ein wenig die Übersicht, doch schon in Minute 29 wurde es nach einem Doppelpass mit Lukébakio gefährlich bis ihn schlussendlich ein eigener Stolperer stoppte. Zwei Zeigerumdrehungen später war der Niederländer schon wieder am rechten Kölner Strafraumeck unterwegs und brachte mit einem schönen Pass in den Rückraum Krzysztof Piątek in Position, der sich aber ein wenig festlief. Schnurstracks nahm sich „Deyo“ selbst der Sache an, setzte nach und konnte die Chance am Leben erhalten, wenngleich Piąteks anschließende Flanke auf Jessic Ngankam zu ungenau kam.

Vor defensive Aufgaben wurde Zeefuik zu keiner Zeit gestellt, da werden naturgemäß ganz andere Kaliber auf ihn zukommen. Aber die angekündigten Offensivläufe, die Hertha in der letzten Post-Lazaro-Saison so vermisst hat, blitzten schon jetzt immer wieder auf und wurden im Laufe der Halbzeit immer koordinierter und vielversprechender. Trainer Bruno Labbadia war mit seinem neuen Rechtsverteidiger durchaus zufrieden, monierte aber das Zusammenspiel mit Lukébakio: “Das lag aber zum Teil auch an Dodi, weil er sich nicht gut bewegt und zu wenige Räume aufgemacht hat. Hinten hat Deyo seinen Laden im Griff, das Spiel nach vorn müssen wir entwickeln.”

Der Mann hat jedenfalls Lust auf Ausflüge und dabei reden wir nicht vom Sonntagspicknick. Es wird spannend, wie er sich in den nächsten Wochen und in der Bundesliga präsentieren kann.

Ondrej Duda – Neuer Trainer, Altes Glück?

Nach der starken Vorsaison kam Ondrej Duda in der Spielzeit 2019/20 nicht mehr wirklich zum Zug und „floh“ im Winter vor Renovator Klinsmann, der bei seiner „Fußballidee“ keine Verwendung mehr für den Slowaken fand, zum englischen Abstiegskandidaten Norwich City. Nachdem Norwich schließlich auch rechnerisch sicher den Gang in die englische Zweitklassigkeit antreten musste, kam Duda vorzeitig von der Leihe zurück, um rechtzeitig mit Hertha in die Vorbereitung zu starten und sich unter dem für ihn neuen Trainer Labbadia präsentieren zu können.

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Und so durfte er in der zweiten Halbzeit im 4-2-3-1 die Zehnerposition übernehmen und war dabei einer der auffälligsten Spieler. Anders als seine Kollegen in Halbzeit eins suchte er auch mal vor dem Sechzehner den Abschluss und war dabei in bester Duda-Manier in Minute 55 nach einem kleinen Haken und in der 83. Minute mit einem Volley nach abgewehrter Flanke äußerst gefährlich.

Auch sonst war der 25-Jährige überall präsent, holte sich Bälle wahlweise zwischen den Innenverteidigern oder auf der Linksaußen-Position ab und suchte immer wieder schnell den Weg in die Spitze, was in der 77. Minute mit dem Hackenpass auf Javairo Dilrosun im Strafraum fast zum Erfolg führte. Dessen Hackenverlängerung auf Daishawn Redan versiegte aber irgendwo in den Kölner Abwehrbeinen. Auch bei Duda sah Labbadia noch Verbesserungsbedarf – “Ondrej muss noch ein Stück präsenter werden und das Spiel im vorderen Drittel noch mehr leiten – und noch mehr Tempowechsel drin haben” – allerdings verbuchen wir das mal unter den Motivationstricks.

Denn insgesamt hinterließ Duda einen sehr ordentlichen Eindruck und zeigte sich in passabler Frühform. Es bleibt zu hoffen, dass Labbadia anders als Klinsmann Verwendung für den Hertha-Topscorer 2018/19 findet und Duda sich weiter mit Lust und Laune dem Konkurrenzkampf um die offensiven Positionen stellt. Vielleicht lässt sich ja einer der Teamkollegen dazu bewegen, Duda für zehn geschossene Tore eine frische Rolex in Aussicht zu stellen.

Arne Maier – Jetzt oder Nie

Herthas Top-Talent, das im Winter noch überraschend mit Wechselabsichten in die Schlagzeilen geriet und in der Rückrunde nach längerer Verletzungspause nicht so richtig in Tritt kam, durfte sich in der Startelf an der Seite von Santiago Ascacíbar als offensiver Part der Doppelsechs beweisen.

Im Wechsel mit dem Argentinier schob Arne Maier bei Spielaufbau des Drittligisten aus dem 4-2-3-1 vor bis auf den gegnerischen Sechser, um diesen ordentlich unter Druck zu setzen, sodass Hertha im Pressing teilweise im 4-1-4-1 auf die Kölner Defensivreihen zukam. Schon früh versuchte Maier das Spiel an sich zu reißen, forderte einige Pässe, war ruhig und souverän am Ball und spielte mehrere sehenswerte Seitenverlagerungen in die Spitze, wie in der 14. Minute, als sein gut getimter Ball von Torunarigha nicht gut kontrolliert werden konnte und so die Kölner Abwehr genügend Zeit zum Formieren bekam. Auch später blieb auffällig, dass Ascacíbar und Maier sich sowohl im Pressing als auch im eigenen Spielaufbau häufig abwechselten, wobei dem Herthaner Eigengewächs dabei die „spektakuläreren“, raumbringenderen Pässe überlassen blieben.

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Grundsätzlich funktionierte die Absprache und das Zusammenspiel auf der Doppelsechs ordentlich, Köln geriet aber durch die beiden nicht wirklich unter Druck, was vielmehr aber auch damit zusammenhängen mag, dass Matheus Cunha auf der 10 bis zur 40. Minute einen schwachen Auftritt hinlegte und sowohl offensiv als auch defensiv kaum etwas zustande brachte.

Arne Maier hingegen arbeitet sich so langsam aber sicher wieder an seine Form heran, die ihn vor seiner Verletzung im Frühling 2019 zum Stammspieler bei Hertha machte. Die Verantwortlichen um Michael Preetz, Arne Friedrich und Labbadia scheinen ihm aufgezeigt zu haben, mit ihm weiter geduldig auf seine Topform hinarbeiten zu wollen und in ihm noch immer ein wichtiges Puzzleteil für Herthas Zukunft zu sehen. Zumindest sind keine neuen Abwanderungsgedanken publik geworden, die anderes vermuten lassen.

Nichtsdestotrotz steht Maier vor einer wichtigen Saison. Es liegt an ihm, trotz seines noch jungen Alters jetzt den nächsten Schritt zu gehen und den Talent-Status abzustreifen, um sich bei Hertha zu etablieren und vielleicht auch für größere Vereine interessant zu machen, wie es sein Karriereplan wohl vorsieht. Sofern er verletzungsfrei bleibt, könnte er trotz der großen Konkurrenz im Mittelfeld und den Transfergerüchten um einen weiteren zentralen Mittelfeldspieler genau diesen Schritt gehen und dem Spiel der Hertha neben einem defensiveren Abräumer wie Ascacíbar oder Lucas Tousart offensiv seinen Stempel aufdrücken.

Mit Labbadia hat Arne Maier einen selbsterklärten Förderer der Jugend an der Seitenlinie. Die oft zitierte Tür steht also auf – und Maier muss durch – jetzt oder vielleicht nie.

Und dann war da noch:

Dodi Lukébakio, der mit seinen Dribblings in Halbzeit eins für die meisten der wenigen kreativen Offensivmomente im letzten gegnerischen Drittel sorgte. Das Zusammenspiel mit Neuzugang Zeefuik hakte noch hier und da, dieses Duo sollte man aber aufgrund der immensen Dynamik im Auge behalten. In der 41. Minute drosch er die Kugel nach Vorarbeit von Cunha frei vor Mielitz zum 1:0 ins kurze Eck.

Matheus Cunha, der mit seiner ersten gelungenen Aktion direkt das Tor von Lukebakio vorbereitete. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte traf er dann nach Vorlage von Piątek beinahe selbst. Insgesamt dieses Mal trotzdem weniger Genie als Wahnsinn.

Alexander Schwolow, der mit einer nahezu 100 %-igen Passquote bestach. Seine Torwarthandschuhe hätte er für den Einsatz aber zuhause lassen können.

Daishawn Redan, der stets bemühte Stürmer, der sich in der 79. Spielminute nach starkem Labbadiola’schem Pressingballgewinn durch Dilrosun über die Zwischenstation Leckie mit dem 2:0-Schlusstreffer in die Torschützenliste eintragen durfte.

Lucas Tousart, der dritte „Leihrückkehrer“, der defensiv kaum gefordert wurde, offensiv mit einigen Seitenwechseln seine Übersicht bewies und sich kaum anmerken ließ, dass er zurzeit vielleicht doch lieber gegen Juve und ManCity spielen würde. Ein ordentlicher Ersteindruck, auch aufgrund des Faktes, dass der Franzose zuvor vier Monate nicht mehr Fußball gespielt hatte. Sein erwachsenes Spiel und der Drang, auch mal in den gegnerischen Strafraum zu stürmen, gefielen.

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