Felix Magath – Altmeister trifft auf „Alte Dame“

Felix Magath – Altmeister trifft auf „Alte Dame“

Es sind wilde Zeiten bei Hertha BSC. Trainer Tayfun Korkut wurde nach nur nach nur 14 Spielen entlassen. Mit Felix Magath kehrt ein alter Hase zurück auf die Trainerbank in der Bundesliga. Eine Lösung, mit der wohl niemand gerechnet hat. Fredi Bobic muss derweil endlich zeigen, dass er die richtigen Entscheidungen trifft, sonst wird man im Sommer vor der Mission „Direkter Wiederaufstieg“ stehen.

Unsere erste Einschätzung nach Magaths Antritts-Pressekonferenz

Ein kleines mediales Beben

Es war DIE Meldung in Fußballdeutschland am späten Sonntagabend: Trainerlegende Felix Magath kehrt in die Bundesliga zurück. Er soll die abstiegsbedrohte „Alte Dame“ vor dem Gang in die zweite Liga bewahren und damit Stand jetzt ein kleines Fußballwunder bewirken. Dies ist Magath natürlich auch bewusst: „Es geht darum, dass der Klub in einer Situation ist, wo er breite Unterstützung braucht.“ Dabei nimmt er einerseits die Mannschaft, andererseits aber auch das gesamte Umfeld inklusive Fans in die Pflicht: „Jeder muss da mitmachen. Jeder sollte in den letzten acht Spielen mithelfen, dass dieser Verein in der Bundesliga bleibt.

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(Photo credit should read PATRIK STOLLARZ/AFP via Getty Images)

Der erste Eindruck von Magath selbst ist durchaus ein positiver: Entspannt und schmunzelnd sitzt er da, vielleicht genießt er auch ein klein wenig den Rummel um seine Person nach Jahren der Abstinenz in Deutschlands höchster Spielklasse. Dass die Rückkehr nicht unbedingt geplant war, gibt Magath unumwunden zu. Gleichzeitig stellt er aber klar: „Ich kann nicht anders. Ich bin Fußballer, ich will Fußball, ich liebe Fußball“. Er habe sein gesamtes Leben fast nichts anderes gemacht. Vielleicht braucht die Mannschaft nach dem zwar sympathischen und netten, aber eben nicht gerade emotionalen Korkut genauso so einen Typ.

Mannschaft erfährt von Magath aus den Medien

Wie die erste Reaktion ebenjener Mannschaft auf die Verkündung ihres neuen Cheftrainers war, kann man nur ahnen. Manager Bobic teilte den Spielern am Sonntagvormittag mit, dass ab der kommenden Woche ein neuer Übungsleiter auf dem Schenckendorffplatz das Sagen haben würde, wer genau das sein wird, ließ er dabei jedoch noch offen. „Schaut immer auf eure Handys, weil da guckt ihr oft rauf“ waren die Worte, mit denen er denen er sie anschließend in den trainingsfreien Montag schickte.

Nach der Verkündung dürfte dann vor allem das Handy von Peter Pekarik geglüht haben. Der Routinier arbeitete bereits 2009 mit Felix Magath zusammen, damals wurde man Deutscher Meister. „Ich denke mal, dass sich der ein oder andere Spieler jetzt schon bei ihm erkundigt hat, wie schön das in den nächsten Tagen wird“ vermutet auch Magath, der sich nach diesem Satz süffisant schmunzelnd zurücklehnte. Eine Verhaltensweise, die bei der Mannschaft in der näheren Zukunft sicher nicht auftreten wird.

Diese Trainerentscheidung von Bobic muss sitzen

Nach der dringend benötigten Trennung von Tayfun Korkut muss Bobic sich zunehmend die Frage stellen lassen, ob er die richtigen Entscheidungen trifft. „Man kennt sich natürlich über die Jahre“ ist beim Sportvorstand der „Alten Dame“ ein Muster, dass sich auch in der Verpflichtung von Magath findet.

Dass der neue Trainer jedoch ein ganz anderer ist als der letzte, steht nicht zur Debatte. „Wir brauchen einen Trainer mit einer starken Persönlichkeit, jemand der sich für Disziplin einsetzt und eine klare und harte Hand zeigt“, erläutert Bobic. Charaktereigenschaften die wohl auf keinen so sehr zutreffen, wie auf Felix Magath.

(Photo by Martin Rose/Getty Images)

Doch klar ist auch, sollte auch der bereits zweite Trainerwechsel der laufenden Saison scheitern, muss sich der Manager damit auseinandersetzen, dass er der Verein in die zweite Liga geführt und damit auch seinen letzten verbliebenen Kredit bei den Fans vollständig verspielt hat.

Die berüchtigten Trainingsmethoden des Felix M.

Von Medien und Fans zum Teil „Quälix“ genannt, gibt es kaum einen Trainer, der mehr auf körperliche Arbeit und Disziplin setzt als Felix Magath. Er rechtfertigt diesen Ansatz: „Disziplin gehört halt nun mal zum Sport, das habe ich doch nicht erfunden. Und wenn man Mannschaftssport betreibt, dass muss man halt auf den Mitspieler Rücksicht nehmen.“ Und er schiebt nach: „Die Spieler müssen begreifen, dass Disziplin zum Mannschaftssport gehört.“

Mit Blick auf den von außen gesehen gefühlt immer noch fehlenden Mannschaftsgeist bei Hertha könnte Magath eventuell genau der Trainer sein, den es braucht, um dieses Problem zu beheben. Auf die Nachfrage, welchen Wert er auf die Infrastruktur des Trainingsgeländes legt, antwortet der neue Übungsleiter: „Es war mir immer völlig egal, ob nur ein Hang oder eine Treppe da war oder ob dann ein Hügel gebaut wurde. Es ging immer nur darum, die Spieler optimal zu trainieren.“ Eins scheint aber klar zu sein: genau wie die Spieler bei seinen vergangenen Stationen werden sich auch die Herthaner auf kräftezehrende Einheiten einstellen dürfen.

Mark Fotheringham wird Co-Trainer unter Magath

Unterstützt wird Magath dabei von Mark Fotheringham, den er aus seiner Zeit beim FC Fulham noch kennt: „Ich habe bei der Auswahl Wert darauf gelegt, dass ich einen Mann an meiner Seite habe, der ein bisschen jünger als ich ist und näher an den Spielern dran ist.“ Fotheringham könne aufgrund seiner bisherigen Co-Trainer Station in Karlsruhe und Ingolstadt außerdem perfekt deutsch sprechen.

Man darf also auf das erste Spiel unter dem neuen Trainer am kommenden Wochenende gegen die TSG Hoffenheim gespannt sein, auch mit einem Punkt wäre Magath für den Beginn zufrieden. Ob in der anschließend stattfindenden Länderspielpause ein Trainingslager stattfindet, überlässt der Coach, erneut mit einem Schmunzeln, derweil den Akteuren auf dem Feld: „Wenn die Spieler mich darum bitten, dann würde ich das machen.“ Die Fans würden das den Spielern nach den letzten Auftritten sicherlich gönnen.

[Titelbild: Jamie McDonald/Getty Images]

Drei Thesen zu Hertha BSC – Eintracht Frankfurt

Drei Thesen zu Hertha BSC – Eintracht Frankfurt

Seit der letzten Woche steht Hertha BSC auf dem Relegationsplatz, die Luft wird dünner. Doch der Gegner vom Main kommt ebenfalls nicht mit dem größten Selbstbewusstsein. Die Chance für die „Alte Dame“, Plätze im Abstiegskampf gutzumachen ist durchaus vorhanden. Zwei Arten von Rückkehrern spielen dabei in die eigenen Karten.

Unsere drei Thesen zum Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt.

Mittelstädts Rückkehr gegen Frankfurt sorgt für Wirbel auf der linken Seite

Im Januar noch Herthaner des Monates, im Februar dann der Ausfall mit Corona. Beim Spiel gegen den SC Freiburg stand Mittelstädt wieder im Kader, blieb allerdings ohne Einsatz. Winterneuzugang Fredrik Bjørkan konnte während seiner Einsatzzeiten noch nicht wirklich überzeugen, man kann ihm aufgrund der noch kurzen Eingewöhnungszeit und dem Sprung von der norwegischen zur höchsten deutschen Liga keinen Vorwurf machen.

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(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Gegen Eintracht Frankfurt wird Mittelstädt daher wieder starten und an seinen guten Leistungen zu Beginn der Rückrunde anknüpfen. Da das Spiel der Gäste vornehmlich über die linke Seite läuft, könnte Mittelstädt auf seiner linken Seite die Freiheiten bekommen, die er braucht, um vorne mit zu wirbeln. Ob dabei ein Scorer mit herausspringt, bleibt abzuwarten, zu gönnen wäre es dem 24-Jährigen.

Das Spiel wird Unentschieden ausgehen – das hilft keiner der beiden Mannschaften

Dass Hertha BSC noch kein Pflichtspiel seit Beginn der Rückrunde gewinnen konnte ist nichts Neues. Zwei Punkte aus sieben Ligaspielen sind die Zahlen eines Absteigers. Doch auch die Frankfurter „Adler“ kämpfen mit einer sportlich schwierigen Phase. Seit Start der Rückrunde gelangen ihnen nur ein Sieg gegen die ebenfalls momentan schwächelnden Stuttgarter und ein Unentschieden gegen den FC Augsburg, die selbst nicht viel besser als Hertha stehen. Die fünf Niederlagen seit Spieltag 17 waren unter anderem gegen Mannschaften wie Arminia Bielefeld und VfL Wolfsburg, die beide in der unteren Tabellenhälfte stehen.

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(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Hertha hat also durchaus Chancen Punkte aus diesem Spiel mitzunehmen, über ein Unentschieden kommt man allerdings nicht hinaus. Es gilt daher der alte Fußballspruch: Ein Punkt, der keinem von beiden hilft. Frankfurt dümpelt weiter im Niemandsland der Tabelle unter den eigenen Erwartungen, muss den Blick eher nach unten als nach oben richten. Und Hertha bleibt knietief im Abstiegskampf, im Worst Case bleibt man auf dem Relegationsplatz und verliert sogar Vorsprung auf die Verfolger aus Stuttgart.


Hertha ist neben dem VfB Stuttgart das einzige Team im deutschen Oberhaus, das im Kalenderjahr 2022 noch auf den ersten Liga-Sieg wartet. Am Samstag soll es gegen die SG Eintracht Frankfurt im heimischen Olympiastadion endlich klappen. Auf welche Duelle es in der Partie gegen die Hessen, die ihrerseits selber erst bei einem Sieg stehen, ankommen kann, lest ihr hier.


Die Fans werden gute Stimmung machen – zumindest temporär

Auch wenn Corona noch nicht vorbei ist, die Stadien dürfen nach den Beschlüssen der Politik wieder mehr gefüllt werden. Bis zu 25.000 Zuschauer sind beim Heimspiel gegen die Eintracht aus Frankfurt erlaubt. Die Chance, dass auch alle Karten verkauft werden sind hoch, schon am Freitag ließ Hertha verlauten, dass bisher über 20.000 Karten abgesetzt werden konnten.

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(Photo by JOHN MACDOUGALL/AFP via Getty Images)

Die Fans werden die Rückkehr in das Stadion genießen und einiges nachholen, was über die letzten Wochen im leidgebeutelten Leben eines Hertha-Anhängers nicht so offen ausgelebt werden konnte, wie es nur im Stadion möglich ist. Das Spielgeschehen ist trotzdem ein starker Lenker: Sollte Hertha weiterhin enttäuschen, könnte die Stimmung kippen. In diesem Fall gilt für die Fans das gleiche wie für die Mannschaft: nur 30 Minuten Feuerwerk wird am Ende nicht reichen. Also auf geht’s, man sieht sich im Stadion!

[Titelbild: Alex Grimm/Getty Images]

Hertha BSC – SC Freiburg: Einfache Dinge außerordentlich gut machen

Hertha BSC – SC Freiburg: Einfache Dinge außerordentlich gut machen

Hertha BSC wartet weiterhin auf den ersten Sieg im Jahr 2022. Am Samstag geht es dafür im achten Versuch nach Baden-Württemberg zur Mannschaft des SC Freiburg, die diese Saison wieder einmal eindrucksvoll beweist, dass man auch mit kleinem Geld, aber guter und konstanter Arbeit, durchaus um Europa mitspielen kann. Kann Hertha an die zwischenzeitlich guten Minuten gegen Leipzig anknüpfen oder wird man auch hier mit leeren Händen nach Hause fahren?

Erneut dünne Personaldecke, Kapitän aber zurück an Bord

Zuerst die guten Nachrichten: Maxi Mittelstädt (24) und Jurgen Ekkelenkamp (21) konnten sich nach dem positiven Coronabefund in der vergangenen Woche freitesten und stehen damit im kommenden Spiel theoretisch wieder zu Verfügung. Und auch Suat Serdar (24) kehrte wieder in die Mannschaft zurück. Ob die ebenfalls mit Corona infizierten Kevin-Prince Boateng (34), Dong-jun Lee (25), Lukas Klünter (25), Marvin Plattenhardt (30) und Niklas Stark (26) die Isolation noch rechtzeitig verlassen und spielen können, ist momentan noch offen.

Zudem gab Hertha am Donnerstag bekannt, dass auch Stammtorwart Alexander Schwolow (29) positiv auf das Coronavirus getestet wurde, ein Einsatz scheidet daher definitiv aus. Kelian Nsona (19), Marton Dardai (20), Oliver Christensen (22) und Rune Jarstein (37) befinden sich nach jeweils überstandener Verletzung im Aufbautraining und werden für das Spiel am Wochenende daher auch nicht zur Verfügung stehen.

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(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Nachdem Marc Oliver Kempf (27) aufgrund der berechtigten roten Karte gegen Leipzig für ein Spiel gesperrt ist, hat sich unser Kapitän Dedryck Boyata (31) gerade rechtzeitig für das Duell mit den Breisgauern zurückgemeldet und konnte die gesamte Trainingswoche voll absolvieren. Trainer Korkut (47) zeigte sich bezüglich eines Einsatzes von Boyata optimistisch: „Er hat sehr konzentriert trainiert, von daher ist er mit Sicherheit eine Option. Er ist ein sehr erfahrener Spieler, ich bin guter Dinge, dass er bereit sein wird.“ Schlussendlich wird dem Übungsleiter auch keine andere Wahl bleiben, befindet sich neben Boyata mit Linus Gechter (17) nur noch ein weiterer etatmäßiger Innenverteidiger im Spieltagskader.

Wer hütet das Hertha-Tor in Freiburg?

Wie bereits erwähnt, fällt Schwolow aufgrund seiner Coronainfektion aus. Auch die Torhüter Nummer zwei und drei stehen mit Christensen und Jarstein noch nicht zur Verfügung. Nils Körber (25) trainiert nach wochenlanger Pause erst seit wenigen Tagen wieder voll mit. Es spricht also vieles dafür, dass der zwanzigjährige Nachwuchstorhüter Marcel Lotka sein Profi- und Bundesligadebut feiern dürfte. Der Deutsch-Pole gilt als durchaus talentiert, doch Bundesliganiveau wird er mit Sicherheit noch nicht besitzen. Umso mehr wird er brennen, sich zu beweisen und ein gutes Debüt abzuliefern.

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(Photo by Matthias Kern/Getty Images)

Korkut wollte sich derweil noch nicht in die Karten schauen lassen: „Wir haben natürlich Gedankengänge wie wir es machen können, aber abschließend entschieden haben wir noch nicht.“ Zuversichtlich ist er dennoch: „Für was ist die Nummer drei da, für was ist die Nummer vier da? Die machen hier nicht Urlaub. Ich kann Ihnen sagen, die sind heiß.“ Man darf also gespannt sein, wer am Samstag im Tor steht und wie sich derjenige präsentiert.


In unserer letzten Podcast-Episode sprachen wir über das bittere 1:6 gegen Leipzig. Darüber hinaus sprachen wir aber auch noch über die Aussagen von Lars Windhorst, den möglichen Abgang von Michael Hartmann und Underground of Berlin Staffel 2.


SC Freiburg – Verein mit Vorbildcharakter

Dass sich der Gegner gut präsentieren wird, steht indes so gut wie fest. Durch eine sehr ordentliche Hinrunde stehen die Breisgauer trotz eines leichten Einbruchs in den vergangenen Wochen mit 37 Punkten auf Tabellenplatz sechs und würden sich damit Stand jetzt für die Europa League qualifizieren. Manager Fredi Bobic zeigt offen seine Anerkennung: „Die machen das wirklich hervorragend und mit einer sympathischen Art, meine Wertschätzung ist groß.“ Und er macht auch die Faktoren für die guten Leistungen des Konkurrenten treffend aus: „Die haben sich eine gute Mannschaft in den letzten Jahren zusammengebaut und es ist eine gute Kontinuität da, auch auf den Positionen der Entscheider.“

Eines der Kernmerkmale der Freiburger ist dabei vor allem die Weiterentwicklung junger Spieler, welche dann mit hohem Gewinn weiterverkauft werden können. So gehen im Südwesten der Republik sportlicher und wirtschaftlicher Erfolg Hand in Hand. Ein Szenario, welches man sich auch in Berlin bei Hertha BSC gut vorstellen kann.

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Tayfun Korkut hat auch schon ausgemacht durch welche Art und Weise der kommende Gegner so gut dasteht: „Wir treffen auf eine Mannschaft, die die einfachen Dinge außerordentlich gut macht und die als Mannschaft unglaublich gut funktioniert.“

Während es die 25.000 zugelassenen Zuschauer im neuen Europa-Park Stadion des SC Freiburg so schwer wie möglich machen werden, liegt es an Korkut und seiner Mannschaft, es den Breisgauern nachzueifern, die einfachen Dinge außerordentlich gut zu machen und so endlich die ersten drei Punkte in diesem Jahr einzufahren.

Das Spiel ist am Samstag um 15:30 live auf Sky zu sehen.

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Hertha BSC gegen Union Berlin – Das Salz in der Suppe

Hertha BSC gegen Union Berlin – Das Salz in der Suppe

Das vergangene Bundesligaspiel gegen den VfL Wolfsburg kann je nach Betrachtungsweise positiv oder negativ ausgelegt werden. Doch klar ist: Diese Leistung wird im kommenden DFB-Pokalspiel gegen den Nachbarn aus Köpenick nicht reichen. Unsere Vorbesprechung mit Blick auf die Presskonferenz vor dem Duell mit Union Berlin.

Derby im Pokal – ein ganz besonderes Spiel für alle Beteiligten

Obwohl Fredi Bobic (50) in einem Interview mal zugegeben hat, selbst nicht die Geduld zum Kochen zu haben, scheint er dennoch kulinarische Grundzüge zu beherrschen. Zumindest kann man davon ausgehen, immerhin sprach er auf der Pressekonferenz gegen den Stadtrivalen im Achtelfinale des DFB-Pokals darüber: „Als Fußballer lebst du doch für solche Momente, genau das sind die Spiele, das ist das Salz in der Suppe“.

Doch nicht für die Spieler selbst, auch und vielleicht sogar vor allem für die Fans sind solche Spiele die Würze im sonst mittlerweile für einige fade gewordenen Fußballgeschäft. DFB-Pokal, K.O.-Spiele, Achtelfinale, Flutlichtspiel, der Traum vom Finale im eigenen Wohnzimmer und vor allem: Derby. All diese Begriffe lassen das Fan-Herz höherschlagen. Schon in den vergangenen Tagen haben sich wahrscheinlich bei dem ein oder anderen Anhänger der „Alten Dame“ Gefühle wie Aufregung, Vorfreude und Spannung aufgebaut.

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Doch wer sich an das erste von den drei Derbys in dieser Saison, das Hinspiel der Bundesligasaison erinnert, bei dem werden vermutlich auch andere Gedanken hochkommen: Hoffnungslosigkeit, Angst und Sorge. Hertha zeigte sich zwar durchaus engagiert, aber dennoch kraft- und ideenlos. Tayfun Korkut (47) hingegen beschäftigte sich nach eigener Aussage überhaupt nicht mit dem Duell von vor zwei Monaten. Er gibt sich vielmehr kämpferisch: „Es ist ein Derby, und ein Derby ist dafür da um es zu gewinnen“.

Der Übungsleiter erwartet daher auch ein sehr intensives Spiel. Er fordert von seinen Spielern, dass sie probieren sollen das Spiel in jeder Sekunde zu leben, mit allem was dazugehöre. Und auch von Bobic gibt es klare Worte: „Man muss den Pokal komplett annehmen, muss es mit vollem Herzen angehen“.

Union Berlin – für den Moment vor Hertha

Dass es der Gegner aus Köpenick nicht leicht machen wird in die nächste Runde zu kommen, ist selbstverständlich. Die Mannschaft von Urs Fischer spielt in diese Saison meist in einem kompakten 3-5-2 und setzt auf defensive Stabilität gepaart mit schnellen und vor allem sauber ausgeführten Kontern.

Und mit einem leicht neidischen Blick muss man als Hertha-Fan anerkennen, dass beim Stadtrivalen seit einiger Zeit sowohl sportlich als auch wirtschaftlich vorbildlich gearbeitet wird. Auch Trainer Korkut gibt zu: „Union macht es sehr gut in den letzten Jahren, das ist Fakt.“

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Allerdings stellt er im nächsten Satz eindeutig klar: „Trotz alledem, wenn man sich die Geschichte anschaut weiß man schon, wer die Nummer eins in der Stadt ist“. Gleichzeitig plädiert er dafür, dass man das immer wieder zeigen und beweisen müsse und Hertha diese Chance am Mittwoch habe.

Dass bei Union Topstürmer Taiwo Awoniyi (24) durch die Abstellung zum Afrikacup fehlt und Abwehrchef Marvin Friedrich (26) vor wenigen Tagen zu Borussia Mönchengladbach gewechselt ist, macht die Aufgabe zumindest etwas einfacher als sie es mit diesen zwei Spielern wäre.

Hertha-Kader fast in Bestbesetzung

Während bei Union also aktuelle und ehemalige Schlüsselspieler fehlen lichtet sich bei Hertha langsam das Lazarett. Mittelfeldmotor Suat Serdar (24) und Altstar Kevin-Prince Boateng (34) kehren nach ihren Gelbsperren in der Liga für das Pokalspiel zurück in den Kader.

Allerdings fehlt auch bei den Blau-Weißen mit Stevan Jovetic (32) der vermutlich beste Spieler weiterhin, bis zum Spiel am Mittwoch sieht es laut Pressesprecher Max Jung sehr eng aus. Rechtsverteidiger Peter Pekarik (35) und Ersatztorwart Oliver Christensen (22) können sich eventuell bis zum Duell freitesten, allerdings stehe dahinter momentan noch ein großes Fragezeichen.

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(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Auf Nachfrage erklärt der Cheftrainer, dass Boyata zumindest eine Option für das Spiel sei. „Boyata war lange raus und hat nicht so viel trainieren können“ führt Korkut aus. Er habe sich in den vergangenen Tagen viele Gedanken bezogen zur Aufstellung gemacht, die finale Entscheidung falle dann morgen nach dem Abschlusstraining.

Basierend auf diesen Aussagen kann man also wohl davon ausgehen, dass Neuzugang Fredrik Bjørkan (23) im Kader stehen wird, ob es für einen Startelfeinsatz reicht ist allerdings zu bezweifeln.

Die E-Frage

Nahezu obligatorisch wurde auf der Presskonferenz vor dem Pokal-Kracher abschließend gefragt, ob man denn Elfmeter trainiert hätte. „Spannende Frage“, gibt Korkut, wohl mehr aus Höflichkeit als allem anderen, zu. „Man denkt immer, man kann alles trainieren. Aber bei einem Elfer gibt es so viele Sachen, die eine Rollen spielen: Der wievielte Schütze ist man? Wie ist man in dem Moment drauf? Der Druck, es gibt einfach ganz viele Aspekte“. Aber klar sei das Trainingsinhalt.

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(Photo credit should read SASCHA SCHUERMANN/AFP via Getty Images)

Besser wäre es jedoch, man kläre es vorher und käme gar nicht ins Elfmeterschießen. Anschließend schaut er kurz zu Manager Bobic rüber: „Hast du eigentlich mal einen geschossen, Fredi?“. Der schmunzelt und gibt dann zu: „Ja, aber nicht nur getroffen“.

Der Tisch für einen hochspannenden Pokalabend inklusive eines definitiven Gewinners sowie Verlierers ist also gedeckt. Nun liegt es an der Mannschaft, die Zutaten für eine wohlschmeckende Suppe in Form des Weiterkommens im Pokal bereitzustellen. Denn was nützt das beste Salz, wenn es nichts mehr zu würzen gibt?

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Hertha BSC – 1. FC Köln: Rückrundenauftakt im Zeichen von Corona

Hertha BSC – 1. FC Köln: Rückrundenauftakt im Zeichen von Corona

Besser hätte der Jahresabschluss nicht laufen können. Der 3:2-Sieg gegen die Borussia aus Dortmund bescherte den Fans von Hertha BSC ein besinnliches Weihnachtsfest und ließ über die Winterpause Ruhe im Verein einkehren. Doch der durch Corona zusammengestauchte Spielplan lässt keine langen Ruhezeiten für Spieler und Fans zu, bereits am Sonntag startet Rückrunde der Bundesliga. Das Hinspiel gegen Köln fing gut an, doch bereits nach 30 Minuten brach die Mannschaft ein und lieferte den ersten von einigen Offenbarungseiden in dieser Saison. Die Hoffnung auf ein besseres Rückspiel ist seit den Auftritten unter Trainer Tayfun Korkut (47) durchaus da, doch Corona-Ausfälle dezimieren die Mannschaft. Unser Blick auf die Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den 1. FC Köln.

Corona-Fälle und Verletzungen – der ausgedünnte Kader gegen Köln

Mit Dedryck Boyata (31), Deyovaisio Zeefuik (23), Fredrik Bjørkan (23), Lucas Tousart (24), Santiago Ascacibar (24), Linus Gechter (17) und Ishak Belfodil (29) gab es eine ganze Reihe von Spielern, die in den vergangenen Tagen positiv auf das Coronavirus getestet worden sind. Und auch wenn glücklicherweise laut Fredi Bobic nur zwei der Genannten Symptome zeigen, wird es höchstwahrscheinlich keiner von ihnen schaffen, am Sonntag mit von der Partie zu sein. Boyata, Zeefuik und Bjørkan durften die Isolation allesamt verlassen, werden bis Sonntag aber nicht spielfit sein. Bei Ascacibar und Tousart besteht bis zum Köln-Spiel ebenfalls noch die Chance sich freizutesten, doch auch beim Sechser-Duo sieht es eher eng aus.

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(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Manager Bobic hat liefert eine gute Erklärung, warum ausgerechnet bei den Blau-Weißen so viele Corona-Fälle auftauchen: „Man muss eigentlich nicht testen, aber am Anfang hat man natürlich getestet. Normalerweise müssten wir nur Spieler testen, die ungeimpft sind.“ In der Mannschaft ist das laut seiner Aussage lediglich eine Person. Das Problem sei, wenn man einmal einen Fall habe, werde man vom Gesundheitsamt aufgefordert täglich zu testen. Diese Regelung ist gesundheitlich natürlich äußerst sinnvoll und führt dazu, dass wirklich jeder Corona-Fall innerhalb der Mannschaft und des Vereins entdeckt wird. Dass es Vereine gibt, die offiziell keinen einzigen Corona-Fall haben, kann Bobic derweil eigentlich kaum glauben.

Mit Blick auf den eigenen Verein sollen die Corona-Fälle jedoch nicht als Ausrede genutzt werden. Man müsse auf das Positive schauen und enger zusammenrücken. Formulierungen, die zwar zeigen was gemeint ist, im aktuellen Zusammenhang jedoch zumindest unglücklich gewählt sind. Auf die Nachfrage, ob die Rückkehr in „Blasen“ die Infizierungen verhindern könnten, hat der Geschäftsführer Sport eine klare Antwort: „Das können Sie nicht verhindern. Klar könntest du die Spieler ins Hotel einschließen, aber das bringt doch nichts. Am Ende des Tages wirst du es nie 100 Prozent verhindern können, und wenn es einmal drin ist dann geht’s einmal rum“.

Lichtblicke bei den Spielern, die verfügbar sind

Trainer Korkut befolgte die Aufforderung von Fredi Bobic umgehend und gab sich während der Pressekonferenz betont positiv. Man müsse halt sehr flexibel sein und sich auf Ausfälle durch Krankheiten, Verletzungen oder auch Transfers einstellen. Dafür wurden unter anderem Spieler aus der Jugend hochgeschoben. Es dürfe und werde keine Rolle spielen, welche Spieler schlussendlich zur Verfügung stehen werden, man habe genug Spieler auf dem Platz, die ihre bestmögliche Leistung abrufen werden.

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Dass zumindest einige Stützen der Mannschaft zur Verfügung stehen, dürfte Korkut deutlich freuen. Um Rechtsverteidiger Peter Pekarik beispielsweise kursierten Gerüchte, dass er ebenfalls nicht zur Verfügung stehen würde. Dem erwiderte der Trainer mit einem Lächeln auf dem Gesicht: „Dem geht’s gut, wir sind uns sehr sicher, dass der spielen kann“. Pressesprecher Max Jung schob direkt hinterher, nicht alles was durch das Internet schwirre, sei wahr.

Und auch, dass Marco Richter spielen kann, dürfte für einige Erleichterung sorgen. „Die Stärke von Marco ist seine Unberechenbarkeit“, führt Korkut aus. Der Rechtsaußen steuerte in den letzten fünf Siegen von Hertha fünf Scorerpunkte bei und ist damit einer der Aushängeschilder des relativ guten Abschlusses der Hinrunde. Jordan Torunarigha (24) solle ebenfalls so weitermachen, wie er es im letzten Spiel (gegen Dortmund) gemacht habe.

Keine Systemumstellung trotz der Ausfälle

Wer am Ende auf dem Platz steht, wird der Übungsleiter dennoch erst relativ spät entscheiden. Dass beim Spiel gegen die Domstädter am Sonntag jedoch zwei Stürmer auf dem Platz stehen werden, stehe mehr oder weniger fest. Korkut sagt dazu: „Das wollen wir, da wird sich an der Grundordnung nicht sonderlich viel ändern“.

Eine der absoluten Stärken des kommenden Gegners ist das Erzielen von Toren durch Flanken. Zielstürmer Anthony Modeste (33) erzielte bereits elf Tore in der Hinrunde steht damit auf Platz vier der Torschützenliste in der Bundesliga. Und der Trainer gibt zu: „Klar ist das auch Thema“. Aber was viel mehr Thema sei die Frage: „Was machen wir?“ Es zeigt sich erneut die Stärke des gebürtigen Stuttgarters: Der Fokus auf das eigene und aktive Spiel. Dass gerade die Flügelverteidiger wachsam sein sollten, ist dennoch unbestritten. Die Hoffnung besteht darin, dass die Mannschaft aus dem Hinspiel gelernt hat, am ersten Spieltag kassierte man alle drei Gegentore nach Hereingaben von der Seite.

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Und auch eine andere Stärke der Gastgeber trifft auf eine Schwäche der Gäste aus Berlin: Das Erzielen bzw. Kassieren von späten Gegentoren. Während Hertha schon acht Gegentore in der Schlussviertelstunde hinnehmen mussten, schoss Köln zehn eigene Tore in dieser Phase des Spiels. Korkut mahnt daher: „Bis zur letzten Sekunde müssen wir sehr fokussiert, sehr aufmerksam und auch in jeder Aktion konzentriert sein, das wird wichtig sein“. Der absolute Fokus sei es, das eigene Spiel auf den Platz zu bringen. Es wird sich zeigen, ob Hertha das bis zur letzten Sekunde wird durchhalten können.

Der Piatek-Wechsel und die Erwartung für die Rückrunde

Eins der größeren Themen diese Woche ist der Abgang von Krzysztof Piatek zur AC Florenz. Bobic bestätigt dies auf der Presskonferenz mehr oder weniger: „Sie haben ja schon die Fotos gesehen, dass er in Florenz ist, er ist sicher nicht da um Pizza zu essen“. Noch seien die Verträge aber nicht final unterschrieben, sobald dies passiert ist, werde man es auch offiziell vermelden. Die Verpflichtung eines neuen Stürmers ist derweil nicht geplant. Das Handy klingele trotzdem viel, laut Bobic sei man auf einem ordentlichen Weg.

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(Photo by SOEREN STACHE/POOL/AFP via Getty Images)

Hertha-Fans können also wahrscheinlich noch mit der einen oder anderen Verstärkung im Winter rechnen.
Mit Blick auf die Erwartungen in der Rückrunde hält sich der Manager zurück: „Sollen wir über die ganze Rückrunde reden? Wir wissen doch gar nicht was kommt. Wir fangen jetzt erstmal unter den gegebenen Voraussetzungen an.“

Cheftrainer Korkut lässt dennoch durchblicken: „Die Mannschaft gibt mir das Gefühl, dass sie dranbleiben will und dass jeder seinen Beitrag dazu geben will, dass es in der Rückrunde erfolgreich läuft“. Ob die Spieler diese Einstellung auf den Platz bringen können wird sich dann am Sonntag zeigen.

Eine mögliche Aufstellung für das Spiel:

Es fehlen: Rune Jarstein, Dedryck Boyata, Fredrik Bjørkan, Stevan Jovetic, Deyovaisio Zeefuik, Ishak Belfodil, Linus Gechter sowie voraussichtlich Santiago Ascacibar und Lucas Tousart.
Das Spiel ist am Sonntag um 15:30 live auf DAZN zu sehen.

(Photo by UWE KRAFT/AFP via Getty Images)