Es sind wilde Zeiten bei Hertha BSC. Trainer Tayfun Korkut wurde nach nur nach nur 14 Spielen entlassen. Mit Felix Magath kehrt ein alter Hase zurück auf die Trainerbank in der Bundesliga. Eine Lösung, mit der wohl niemand gerechnet hat. Fredi Bobic muss derweil endlich zeigen, dass er die richtigen Entscheidungen trifft, sonst wird man im Sommer vor der Mission „Direkter Wiederaufstieg“ stehen.
Unsere erste Einschätzung nach Magaths Antritts-Pressekonferenz
Ein kleines mediales Beben
Es war DIE Meldung in Fußballdeutschland am späten Sonntagabend: Trainerlegende Felix Magath kehrt in die Bundesliga zurück. Er soll die abstiegsbedrohte „Alte Dame“ vor dem Gang in die zweite Liga bewahren und damit Stand jetzt ein kleines Fußballwunder bewirken. Dies ist Magath natürlich auch bewusst: „Es geht darum, dass der Klub in einer Situation ist, wo er breite Unterstützung braucht.“ Dabei nimmt er einerseits die Mannschaft, andererseits aber auch das gesamte Umfeld inklusive Fans in die Pflicht: „Jeder muss da mitmachen. Jeder sollte in den letzten acht Spielen mithelfen, dass dieser Verein in der Bundesliga bleibt.
Der erste Eindruck von Magath selbst ist durchaus ein positiver: Entspannt und schmunzelnd sitzt er da, vielleicht genießt er auch ein klein wenig den Rummel um seine Person nach Jahren der Abstinenz in Deutschlands höchster Spielklasse. Dass die Rückkehr nicht unbedingt geplant war, gibt Magath unumwunden zu. Gleichzeitig stellt er aber klar: „Ich kann nicht anders. Ich bin Fußballer, ich will Fußball, ich liebe Fußball“. Er habe sein gesamtes Leben fast nichts anderes gemacht. Vielleicht braucht die Mannschaft nach dem zwar sympathischen und netten, aber eben nicht gerade emotionalen Korkut genauso so einen Typ.
Mannschaft erfährt von Magath aus den Medien
Wie die erste Reaktion ebenjener Mannschaft auf die Verkündung ihres neuen Cheftrainers war, kann man nur ahnen. Manager Bobic teilte den Spielern am Sonntagvormittag mit, dass ab der kommenden Woche ein neuer Übungsleiter auf dem Schenckendorffplatz das Sagen haben würde, wer genau das sein wird, ließ er dabei jedoch noch offen. „Schaut immer auf eure Handys, weil da guckt ihr oft rauf“ waren die Worte, mit denen er denen er sie anschließend in den trainingsfreien Montag schickte.
Nach der Verkündung dürfte dann vor allem das Handy von Peter Pekarik geglüht haben. Der Routinier arbeitete bereits 2009 mit Felix Magath zusammen, damals wurde man Deutscher Meister. „Ich denke mal, dass sich der ein oder andere Spieler jetzt schon bei ihm erkundigt hat, wie schön das in den nächsten Tagen wird“ vermutet auch Magath, der sich nach diesem Satz süffisant schmunzelnd zurücklehnte. Eine Verhaltensweise, die bei der Mannschaft in der näheren Zukunft sicher nicht auftreten wird.
Diese Trainerentscheidung von Bobic muss sitzen
Nach der dringend benötigten Trennung von Tayfun Korkut muss Bobic sich zunehmend die Frage stellen lassen, ob er die richtigen Entscheidungen trifft. „Man kennt sich natürlich über die Jahre“ ist beim Sportvorstand der „Alten Dame“ ein Muster, dass sich auch in der Verpflichtung von Magath findet.
Dass der neue Trainer jedoch ein ganz anderer ist als der letzte, steht nicht zur Debatte. „Wir brauchen einen Trainer mit einer starken Persönlichkeit, jemand der sich für Disziplin einsetzt und eine klare und harte Hand zeigt“, erläutert Bobic. Charaktereigenschaften die wohl auf keinen so sehr zutreffen, wie auf Felix Magath.
Doch klar ist auch, sollte auch der bereits zweite Trainerwechsel der laufenden Saison scheitern, muss sich der Manager damit auseinandersetzen, dass er der Verein in die zweite Liga geführt und damit auch seinen letzten verbliebenen Kredit bei den Fans vollständig verspielt hat.
Die berüchtigten Trainingsmethoden des Felix M.
Von Medien und Fans zum Teil „Quälix“ genannt, gibt es kaum einen Trainer, der mehr auf körperliche Arbeit und Disziplin setzt als Felix Magath. Er rechtfertigt diesen Ansatz: „Disziplin gehört halt nun mal zum Sport, das habe ich doch nicht erfunden. Und wenn man Mannschaftssport betreibt, dass muss man halt auf den Mitspieler Rücksicht nehmen.“ Und er schiebt nach: „Die Spieler müssen begreifen, dass Disziplin zum Mannschaftssport gehört.“
Mit Blick auf den von außen gesehen gefühlt immer noch fehlenden Mannschaftsgeist bei Hertha könnte Magath eventuell genau der Trainer sein, den es braucht, um dieses Problem zu beheben. Auf die Nachfrage, welchen Wert er auf die Infrastruktur des Trainingsgeländes legt, antwortet der neue Übungsleiter: „Es war mir immer völlig egal, ob nur ein Hang oder eine Treppe da war oder ob dann ein Hügel gebaut wurde. Es ging immer nur darum, die Spieler optimal zu trainieren.“ Eins scheint aber klar zu sein: genau wie die Spieler bei seinen vergangenen Stationen werden sich auch die Herthaner auf kräftezehrende Einheiten einstellen dürfen.
Mark Fotheringham wird Co-Trainer unter Magath
Unterstützt wird Magath dabei von Mark Fotheringham, den er aus seiner Zeit beim FC Fulham noch kennt: „Ich habe bei der Auswahl Wert darauf gelegt, dass ich einen Mann an meiner Seite habe, der ein bisschen jünger als ich ist und näher an den Spielern dran ist.“ Fotheringham könne aufgrund seiner bisherigen Co-Trainer Station in Karlsruhe und Ingolstadt außerdem perfekt deutsch sprechen.
Man darf also auf das erste Spiel unter dem neuen Trainer am kommenden Wochenende gegen die TSG Hoffenheim gespannt sein, auch mit einem Punkt wäre Magath für den Beginn zufrieden. Ob in der anschließend stattfindenden Länderspielpause ein Trainingslager stattfindet, überlässt der Coach, erneut mit einem Schmunzeln, derweil den Akteuren auf dem Feld: „Wenn die Spieler mich darum bitten, dann würde ich das machen.“ Die Fans würden das den Spielern nach den letzten Auftritten sicherlich gönnen.
[Titelbild: Jamie McDonald/Getty Images]