Das vergangene Bundesligaspiel gegen den VfL Wolfsburg kann je nach Betrachtungsweise positiv oder negativ ausgelegt werden. Doch klar ist: Diese Leistung wird im kommenden DFB-Pokalspiel gegen den Nachbarn aus Köpenick nicht reichen. Unsere Vorbesprechung mit Blick auf die Presskonferenz vor dem Duell mit Union Berlin.
Derby im Pokal – ein ganz besonderes Spiel für alle Beteiligten
Obwohl Fredi Bobic (50) in einem Interview mal zugegeben hat, selbst nicht die Geduld zum Kochen zu haben, scheint er dennoch kulinarische Grundzüge zu beherrschen. Zumindest kann man davon ausgehen, immerhin sprach er auf der Pressekonferenz gegen den Stadtrivalen im Achtelfinale des DFB-Pokals darüber: „Als Fußballer lebst du doch für solche Momente, genau das sind die Spiele, das ist das Salz in der Suppe“.
Doch nicht für die Spieler selbst, auch und vielleicht sogar vor allem für die Fans sind solche Spiele die Würze im sonst mittlerweile für einige fade gewordenen Fußballgeschäft. DFB-Pokal, K.O.-Spiele, Achtelfinale, Flutlichtspiel, der Traum vom Finale im eigenen Wohnzimmer und vor allem: Derby. All diese Begriffe lassen das Fan-Herz höherschlagen. Schon in den vergangenen Tagen haben sich wahrscheinlich bei dem ein oder anderen Anhänger der „Alten Dame“ Gefühle wie Aufregung, Vorfreude und Spannung aufgebaut.
Doch wer sich an das erste von den drei Derbys in dieser Saison, das Hinspiel der Bundesligasaison erinnert, bei dem werden vermutlich auch andere Gedanken hochkommen: Hoffnungslosigkeit, Angst und Sorge. Hertha zeigte sich zwar durchaus engagiert, aber dennoch kraft- und ideenlos. Tayfun Korkut (47) hingegen beschäftigte sich nach eigener Aussage überhaupt nicht mit dem Duell von vor zwei Monaten. Er gibt sich vielmehr kämpferisch: „Es ist ein Derby, und ein Derby ist dafür da um es zu gewinnen“.
Der Übungsleiter erwartet daher auch ein sehr intensives Spiel. Er fordert von seinen Spielern, dass sie probieren sollen das Spiel in jeder Sekunde zu leben, mit allem was dazugehöre. Und auch von Bobic gibt es klare Worte: „Man muss den Pokal komplett annehmen, muss es mit vollem Herzen angehen“.
Union Berlin – für den Moment vor Hertha
Dass es der Gegner aus Köpenick nicht leicht machen wird in die nächste Runde zu kommen, ist selbstverständlich. Die Mannschaft von Urs Fischer spielt in diese Saison meist in einem kompakten 3-5-2 und setzt auf defensive Stabilität gepaart mit schnellen und vor allem sauber ausgeführten Kontern.
Und mit einem leicht neidischen Blick muss man als Hertha-Fan anerkennen, dass beim Stadtrivalen seit einiger Zeit sowohl sportlich als auch wirtschaftlich vorbildlich gearbeitet wird. Auch Trainer Korkut gibt zu: „Union macht es sehr gut in den letzten Jahren, das ist Fakt.“
Allerdings stellt er im nächsten Satz eindeutig klar: „Trotz alledem, wenn man sich die Geschichte anschaut weiß man schon, wer die Nummer eins in der Stadt ist“. Gleichzeitig plädiert er dafür, dass man das immer wieder zeigen und beweisen müsse und Hertha diese Chance am Mittwoch habe.
Dass bei Union Topstürmer Taiwo Awoniyi (24) durch die Abstellung zum Afrikacup fehlt und Abwehrchef Marvin Friedrich (26) vor wenigen Tagen zu Borussia Mönchengladbach gewechselt ist, macht die Aufgabe zumindest etwas einfacher als sie es mit diesen zwei Spielern wäre.
Hertha-Kader fast in Bestbesetzung
Während bei Union also aktuelle und ehemalige Schlüsselspieler fehlen lichtet sich bei Hertha langsam das Lazarett. Mittelfeldmotor Suat Serdar (24) und Altstar Kevin-Prince Boateng (34) kehren nach ihren Gelbsperren in der Liga für das Pokalspiel zurück in den Kader.
Allerdings fehlt auch bei den Blau-Weißen mit Stevan Jovetic (32) der vermutlich beste Spieler weiterhin, bis zum Spiel am Mittwoch sieht es laut Pressesprecher Max Jung sehr eng aus. Rechtsverteidiger Peter Pekarik (35) und Ersatztorwart Oliver Christensen (22) können sich eventuell bis zum Duell freitesten, allerdings stehe dahinter momentan noch ein großes Fragezeichen.
Auf Nachfrage erklärt der Cheftrainer, dass Boyata zumindest eine Option für das Spiel sei. „Boyata war lange raus und hat nicht so viel trainieren können“ führt Korkut aus. Er habe sich in den vergangenen Tagen viele Gedanken bezogen zur Aufstellung gemacht, die finale Entscheidung falle dann morgen nach dem Abschlusstraining.
Basierend auf diesen Aussagen kann man also wohl davon ausgehen, dass Neuzugang Fredrik Bjørkan (23) im Kader stehen wird, ob es für einen Startelfeinsatz reicht ist allerdings zu bezweifeln.
Die E-Frage
Nahezu obligatorisch wurde auf der Presskonferenz vor dem Pokal-Kracher abschließend gefragt, ob man denn Elfmeter trainiert hätte. „Spannende Frage“, gibt Korkut, wohl mehr aus Höflichkeit als allem anderen, zu. „Man denkt immer, man kann alles trainieren. Aber bei einem Elfer gibt es so viele Sachen, die eine Rollen spielen: Der wievielte Schütze ist man? Wie ist man in dem Moment drauf? Der Druck, es gibt einfach ganz viele Aspekte“. Aber klar sei das Trainingsinhalt.
Besser wäre es jedoch, man kläre es vorher und käme gar nicht ins Elfmeterschießen. Anschließend schaut er kurz zu Manager Bobic rüber: „Hast du eigentlich mal einen geschossen, Fredi?“. Der schmunzelt und gibt dann zu: „Ja, aber nicht nur getroffen“.
Der Tisch für einen hochspannenden Pokalabend inklusive eines definitiven Gewinners sowie Verlierers ist also gedeckt. Nun liegt es an der Mannschaft, die Zutaten für eine wohlschmeckende Suppe in Form des Weiterkommens im Pokal bereitzustellen. Denn was nützt das beste Salz, wenn es nichts mehr zu würzen gibt?
(Photo by TOBIAS SCHWARZ/AFP via Getty Images)