Kaderplanung – Hat Hertha ein Problem mit Sprachen?

Kaderplanung – Hat Hertha ein Problem mit Sprachen?

Wenn man eine Fußballmannschaft neu zusammenstellt, muss eines stimmen: die Kommunikation. Denn das berühmte „blinde Verständnis“ kommt erst nach jahrelanger Abstimmung von Laufwegen. Bei Hertha BSC hat man es in einer neu aufgebauten Mannschaft offenbar versäumt auf die sprachliche Abstimmung auf dem Platz zu achten. So zumindest könnte sich das teils chaotische Vorgehen im Spiel erklären. Aus sprachwissenschaftlicher Sicht gäbe es aber einen Ausweg.

Fehlpässe ins Nichts, Gegentore durch Fehlabstimmungen beim Rauslaufen und Spieler, die gleichzeitig zum Kopfball gehen. Welcher Herthaner hat diese Situationen in der laufenden Saison nicht kennen und lieben gelernt? Ironie beiseite. Es gab Spiele in den vergangenen Monaten, in denen man sich fragen musste, ob diese Mannschaft überhaupt schon einmal miteinander trainiert hat. Aus sportlicher Sicht kann man hier sicherlich die verkorkste Kaderplanung der Herren Preetz, Klinsmann und später Labbadia verantwortlich machen.

Denn nach der vergangenen Saison wurden einige wichtige, erfahrene Spieler mit jungen Neueinkäufen ersetzt und somit tragende Säulen aus dem Team entfernt. Insbesondere im zentralen Mittelfeld zeigt sich, dass Herthas Kaderplanung der Weitblick seit Jahren fehlt. Denn weder Marko Grujic noch Matteo Guendouzi sind/waren langfristig an Hertha gebunden und auch die Entscheidungen in den Fällen Arne Maier und Eduard Löwen hinterlassen einige Fragezeichen.

Foto: xMatthiasxKochx/IMAGO

Aber das teils chaotische, unabgestimmte Auftreten der Mannschaft könnte noch eine weitere, nicht-sportliche Komponente haben. Denn klar ist: Das sind ja alles eigentlich sehr gute Fußballer, die Hertha da verpflichtet hat. Bei ihren Ex-Vereinen zeigten Lucas Tousart, Krzysztof Piatek oder auch Matheus Cunha großartige Leistungen – warum funktionieren sie nicht zusammen? Zumindest ein Teil der Antwort könnte in der Kommunikation liegen, also in der Sprache. Pal Dardai stellte zu Anfang seines erneuten Engagements als Hertha-Profitrainer fest: “Als ich in die Kabine kam, haben manche weder Deutsch noch Englisch gesprochen.” Ohne Teamgeist und gemeinsame Sprache habe es aber gar keinen Sinn ergeben, über Taktik zu sprechen.

Herthas neuer Sprachfokus

Denn mit dem neuen Kader hat Hertha nicht nur einen bunten Mix an Fußball-Erfahrungen sondern auch ein komplett neu besetztes Sprachen-Orchester zusammengestellt. Für Sprachwissenschaftler und aus Zwecken der Völkerverständigung mag dies zwar toll sein. Aber wenn man innerhalb von Wochen eine Bundesliga-taugliche Fußballmannschaft aufbauen muss, kann dies hinderlich sein – insbesondere, wenn man seitens des Trainerteams den falschen, sprachlichen Ansatz wählt.

Aus sprachwissenschaftlicher Sicht wäre es gut gewesen, sich zu Saisonbeginn wenigstens kurz mit der neuen Sprachstruktur der Mannschaft zu beschäftigen. Dann wäre Herthas Oberen aufgefallen, dass das Team inzwischen einen beachtlichen romanischen Sprach-Fokus hat. Die romanischen Sprachen gehören, wie beispielsweise die germanischen Sprachen, zur indogermanischen Sprachfamilie. Zu den romanischen Sprachen gehören beispielsweise Spanisch, Italienisch, Portugiesisch oder Französisch. All diese Sprachen haben gemein, dass sie gewissermaßen eine Weiterentwicklung des (Vulgär-)Lateins sind. Zu dieser Sprechergruppe gehören in Herthas neuem Kader unter anderem Matheus Cunha, Lucas Tousart, Omar Alderete, Dodi Lukebakio, Santiago Ascacibar und Mattéo Guendouzi.

Nicht nur für Manager wichtig: Positive Transfers

Wie hätte diese Erkenntnis Hertha helfen können? In der Fremdsprachenforschung gibt es den Begriff des positiven Sprachtransfers (interlinguale Interferenz). Eine solche positive Übertragung zwischen zwei Sprachen liegt vor, wenn beispielsweise ein spanischer Muttersprachler wie Omar Alderete einen französischen Muttersprachler wie Mattéo Guendouzi versteht, wenn er „bon“ (deutsch: „gut“) sagt, denn die spanische Version („bueno“) ist dem nicht allzu fern. Kurzum: Selbst wenn Alderete in der Schule nie Französisch hatte, wird er Guendouzi oder Lukébakio verstehen, wenn sie auf dem Platz Wörter wie „bon“ oder „bien“ (als Adverb) benutzen.

Foto: nordphotox/xEngler/IMAGO

Solche positiven Transfers gibt es nicht nur im lexikalischen Bereich, also auf Wortebene, sondern auch auf grammatikalischer. Deutsche Muttersprachler lernen diese gutartigen Übertragungen kennen, wenn sie beispielsweise einzelne Worte im Niederländischen oder Englischen wiedererkennen – schließlich gehören diese Sprachen wiederum allesamt zur germanischen Sprachfamilie.

Natürlich wäre es falsch gewesen, zu Saisonbeginn Spanisch als Amtssprache auf Herthas Trainingsplatz einzuführen. Erstens wären dann alle anderen Mannschaftskameraden benachteiligt worden, zweitens muss es das Ziel sein, dass die Mannschaft zumindest auf dem Feld in einer Sprache kommuniziert und ihren Trainer versteht. Doch genau daran haperte es bei Hertha unter Bruno Labbadia. Labbadias Anweisungen (derzeit ja gut hörbar) waren konsequent deutsch. Spieler wie Tousart oder Guendouzi hatten vorher wenig bis gar keinen Kontakt zur deutschen Sprache – vielleicht ließ sich Labbadias Spielidee auch aus sprachlichen Gründen nicht so leicht in der Mannschaft verankern.

Labbadia scheiterte (u.a.) an der Kommunikation

Dabei hätte Labbadia als Sohn italienischsprachiger Eltern die besten Voraussetzungen gehabt, während des Spiels wichtige Anweisungen auch der romanischen Sprechergruppe bei Hertha verständlich zu machen. Denn das Italienische ist in der romanischen Sprachfamilie die Sprache, die der Ursprungssprache Latein noch am nächsten ist. So kommt es, dass spanisch-, französisch- oder portugiesisch Sprechende Italiener meistens ganz gut verstehen. In einem Interview mit dem NDR hat Labbadia allerdings vor vielen Jahren schon berichtet, dass er schon als Kind aufhörte Italienisch zu sprechen, weil ihn die deutschen Mitschüler dafür hänselten. Mal ganz davon abgesehen, dass das widerlich ist, ist es aus oben beschriebenen Gründen auch schade für den Fußballtrainer Labbadia, dem seine Muttersprache sicherlich in manchen Situationen helfen könnte.

Foto: IMAGO

Als Labbadia noch Herthas Trainer war, wurde Michael Preetz von einem Journalisten sogar auf ein mögliches Sprachenproblem bei Hertha angesprochen. Herthas Ex-Manager wischte die Frage aber vom Tisch, indem er darauf verwies, dass Fußball doch die Macht habe auch ohne sprachliche Gemeinsamkeiten Menschen zu vereinen. Natürlich ist das richtig. Aber so wie der Fußball haben auch Sprachen eine vereinende Wirkung und vielleicht hat Hertha diese etwas unterschätzt. Pal Dardai hat nun kürzlich erklärt, dass bei ihm ebenfalls konsequent deutsch gesprochen werde im Training.

Mittlerweile dürften sich Herthas Neuzugänge auch die wichtigsten sprachlichen Signale beim Training und im Spiel in deutscher Sprache eingeprägt haben. Wenn nicht, wäre es bei Dardais Ansatz aber unabdingbar, dass die Profis abseits des Trainings ihr Deutsch in zusätzlichem Sprachunterricht verbessern.

Khedira als verbindendes Element

Klar ist, dass Dardai mit seiner Muttersprache keine positiven Sprachtransfers erzeugen kann. Denn Ungarisch gehört zu einer äußerst kleinen Sprachfamilie, den finno-ugrischen Sprachen. Zu dieser Familie gehören neben dem Ungarischen nur noch Finnisch, Estnisch und ein paar in Russland gesprochene Dialekte.

Allerdings macht eine andere Personalie Hoffnung, was eine mögliche Verbesserung der Kommunikation betrifft. Sami Khedira spielte in den vergangenen elf Jahren zunächst in Spanien, dann in Italien. Khedira dürfte nach diesen Auslandsaufenthalten ein nahezu perfektes Fußball-Spanisch bzw. -Italienisch sprechen. Als erfahrener Spieler und Weltmeister gilt er im Kader ohnehin als Ansprechpartner. Für Herthas neue Romanisten-Fraktion könnte er nun auch eine linguistische Brücke bauen.

[Titelbild: IMAGO]

Podcast #136 Diskret offensiv

Podcast #136 Diskret offensiv

Das Spiel gegen Dortmund lässt uns ernüchtert und enttäuscht zurück. Nicht nur wegen der Niederlage, sondern auch aufgrund der Art und Weise. Wir besprechen in dieser Folge alle News rund um Hertha BSC, die Niederlagen gegen den BVB und geben wie immer einen Ausblick auf Leverkusen.

Wir wünschen euch ganz viel Spaß mit der Folge und freuen uns über eure Kommentare.

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Herthaner im Fokus: Borussia Dortmund – Hertha BSC

Herthaner im Fokus: Borussia Dortmund – Hertha BSC

Auf den ersten Sieg unter Pal Dardai folgte eine verdiente 0:2-Niederlage für Hertha BSC im Signal-Iduna Park bei Borussia Dortmund. Zwar zeigten sich Pal Dardais Spieler erneut sehr kämpferisch und fleißig, doch besonders offensiv enttäuschten sie. So hatten die Berliner insgesamt unter 30 Prozent Ballbesitz und überließen die Spielkontrolle nahezu komplett den Hausherren. Am Ende mussten die Blau-Weißen mit leeren Händen nach Hause fahren, während die Konkurrenz im Abstiegskampf zum Teil wichtige Siege gegen die Favoriten einholen konnten.

Wir wollen jedoch den Fokus auf die eigene Mannschaft behalten: wie jede Woche haben wir uns in unserer Rubrik „Herthaner im Fokus“ einzelne Spielerleistungen genauer angeschaut.

Marton Dardai – Vorsichtige Euphorie

Den Anfang machen wir mit der wohl positivsten Überraschung der letzten Wochen. Marton Dardai stand in seinem sechsten Einsatz bei den Profis zum vierten Mal in Folge in der Startelf. Erneut zeigte er ein sehr solides Spiel gegen eine bärenstarke gegnerische Offensive. Dabei ließ er sich von großen Namen nicht abschrecken. Schon nach zwei Minuten setzte er sich an der eigenen Grundlinie gegen Erling Haaland durch.

In Zusammenarbeit mit seinen Mitspielern in der Verteidigung konnte er den norwegischen Topstürmer weitestgehend aus dem Spiel nehmen. Dieser hatte am Ende nur 17 Ballkontakte und schoss nur ein einziges Mal auf den Berliner Kasten. Nicht nur gegen Haaland war der 19-jährige Berliner im eigenen Strafraum zur Stelle. Trotz seines jungen Alters strahlte er keine Nervosität aus, erschien eher ruhig und abgeklärt. So konnte er die eine oder andere gefährliche Situation entschärfen.

Foto: Alex Gottschalk/POOL DFB/IMAGO

Vor allem aber fiel er (wie schon in den vorherigen Partien) durch seine Beteiligung im Spielaufbau auf. Der junge Verteidiger spielte gute und intelligente Pässen nach vorne, teilweise sogar genau in den Raum zwischen zwei Gegenspielern. Seine langen Bälle kamen seltener an als noch in der letzten Partie gegen den FC Augsburg. Anders als beispielsweise bei Omar Alderete passierten Dardai aber keine gefährlichen Fehlpässe durch die Spielmitte.

In einer ansonsten eher enttäuschenden Partie von Hertha BSC konnte also Marton Dardai erneut einen guten Eindruck erwecken. Seine Einsätze rechtfertigt er durch Leistung, sodass sich eine Diskussion rund um „Trainersöhne“ erübrigt. „Eigentlich ist es für die Kinder immer eine Arschkarte. Er muss immer alles doppelt machen, damit er überhaupt spielt“, hatte Pal Dardai vor einigen Wochen noch über seinen Sohn gesagt. Anscheinend hat sich die doppelte Arbeit für Marton Dardai gelohnt. So stellt er in einer von Verletzung geplagten Defensive eine ernsthafte und solide Option dar und verdrängt sogar Neuzugang Omar Alderete auf die Ersatzbank.

Allerdings sollte man an dieser Stelle bei allem Lob nochmal darauf hinweisen: bei solch jungen Spielern ist immer Vorsicht geboten. Heutzutage werden junge Talente viel zu schnell, viel zu oft zu schnell hochgejubelt. Auch wir haben ihn nach vier Spielen gerade „in den Fokus“ gesetzt. Dabei ist es gerade für die Entwicklung dieser Spieler wichtig, weniger im Spotlight zu stehen. Fehler, Schwächephasen, Formkrisen gehören zur Entwicklung eines Fußball-Profis dazu. Diese Lernphase wird auch Marton Dardai durchmachen müssen. Dessen Profi-Einstieg ist zwar erstmal gelungen. Jetzt sollte man ihn aber in Ruhe weiterarbeiten lassen.

Deyovaisio Zeefuik – Langsam bei Hertha angekommen

Ein weiterer Lichtblick bei Hertha BSC war Deyovaisio Zeefuik. In seiner bisher wohl besten Partie für die Blau-Weißen seit seiner Ankunft konnte er seine Leistungssteigerung der letzten Wochen bestätigen. Erneut zeigte er sich offensiv besonders aktiv. Durch starke Läufe und großer Präsenz belebte er das ansonsten eher blasse Berliner Offensivspiel. Seine gute Flanke sorgte nach etwa 25 Minuten für die beste Chance seiner Mannschaft, die Maximilian Mittelstädt vergab. Ohne Zeefuik lief auf der rechten Offensivseite der „alten Dame“ wenig. So war es wenig überraschend, dass von dort aus nach seiner Auswechslung kaum noch Gefahr entstand.

Foto: Pressefoto Mika Volkmann/IMAGO

Dieses Mal war der 23-Jährige auch defensiv stabil. Er hatte seinen Gegenspieler Nico Schulz eigentlich durchgehend im Griff. So gewann er gerade gegen den Ex-Berliner einige Zweikämpfe und Duelle. Besonders in der Luft schien Zeefuik in dieser Partie unbezwingbar, gewann seine drei Luftzweikämpfe. Mit 75 Prozent gewonnenen Zweikämpfen ging er mit gutem Beispiel voran und kämpfte unermüdlich. Leicht angeschlagen wäre er jedoch schon zur Halbzeit fast schon ausgewechselt worden und wurde nach knapp 60 Minuten durch Matthew Leckie ersetzt.

Nach einer sehr schwierigen Eingewöhnungszeit, in der ihm spielerisch nichts gelingen wollte, scheint sich Zeefuik nun langsam aber sicher in die Mannschaft gespielt zu haben. Sollte er immer stabiler werden und sein Kampfgeist mit etwas mehr Präzision verbinden, könnte er im Abstiegskampf noch zu einem wichtigen Faktor werden. Seine aktuelle Form macht jedenfalls Lust auf mehr.

Vladimir Darida – Unglücklich auf der Zehn

Nach zwei positiven Leistungen müssen wir uns leider einer etwas negativer werden. Vladimir Darida, Herthas Dauerläufer im Mittelfeld, sollte eigentlich eine zentrale Rolle in Herthas Offensive spielen. Cheftrainer Pal Dardai erklärte noch im Interview vor der Partie: der Tscheche solle auf die Zehn für kreative Elemente sorgen und das Spiel somit leiten.

Doch genau das ist eigentlich nicht Daridas Stärke. Zwar hat der 30-Jährige durchaus Qualitäten, die auch für einen Zehner wertvoll sind. Seine Passgenauigkeit, sein Drang für die Offensive sowie seine Spielintelligenz sind allesamt wertvolle Elemente eines Spielmachers. Doch ist er kein Spieler, der das Spiel allein organisieren und leiten kann. Immer mal wieder wurde in der Vergangenheit versucht, Darida auf die Zehn zu setzen. Nur selten gelangen ihm dabei gute Partien. Er machte seine besten Spiele im Hertha-Trikot auf die Achter-Position.

Foto: Pressefoto Mika Volkmann/IMAGO

So wirkte er gegen Borussia Dortmund zwar äußerst bemüht und präsent, jedoch sichtlich überfordert von der Aufgabe, Herthas schüchterne Offensive in Schwung zu bringen. Einen einzigen Schuss konnte er abgeben, keine einzige Torschussvorlage. Die wenigen Angriffe in der ersten Halbzeit entwickelten sich eher über die Außen durch Zeefuik oder durch lange Bälle aus der Verteidigung. Die zweite Halbzeit lief für den Tschechen nicht besser und er war nur selten an guten Aktionen beteiligt.

Der fleißige Mittelfeldspieler ließ sich schließlich am Ende zu einem unglücklichen Foulspiel gegen Marko Reuß hinreißen. Von hinten versuchte er Dortmunds Kapitän vom Ball zu trennen und erwischte diesen dabei hart am Bein. Völlig verdient musste er sich für diese Aktion die rote Karte abholen. Obwohl der Tscheche ein absolut fairer Sportsmann ist (es war seine erste glatt rote Karte im Hertha-Trikot) und er in dieser Aktion seinen Gegenspieler nicht verletzen wollte, könnte diese Szene Folgen für seine Mannschaft haben. Herthas Mittelfeld wurde zuletzt bereits von Verletzungen geradezu überflutet.

Gleich fünf zentrale Mittelfeldakteure fehlten gegen Dortmund. Eduard Löwen fiel kurzfristig aus, Sami Khedira fehlte bereits die zweite Partie infolge. Matteo Guendouzi und Santiago Ascacibar hatten sich laut Dardai schlecht im Training präsentiert. Die Rotsperre von Darida dürfte eine weitere Last für seine Mannschaft werden. Immerhin blieb Lucas Tousart, der bei vier gelben Karten stand, gegen Dortmund ohne Verwarnung und wird gegen Bayer Leverkusen zur Verfügung stehen. Maximilian Mittelstädt und Niklas Stark könnten ebenfalls Optionen sein. Auch der junge Jonas Michelbrink dürfte sich Hoffnungen auf Einsatzminuten machen können. Dieser stand am Samstag zum ersten Mal im Profi-Kader.

Rune Jarstein – Tragische Held in Dortmund

Am liebsten würden wir gar nicht darüber schreiben wollen. Schließlich hat Rune Jarstein in den Spielen unter Pal Dardai mit herausragenden Paraden einige gegnerische Abschlüsse abwehren können und war auch in Dortmund zunächst einmal der Held. In der 33. Minute packte er den „Kraken“-Arm aus und wehrte den Schuss des freistehenden Jude Bellingham sensationell ab. Dabei war dieser Schuss sogar gegen seine Laufrichtung und äußerst schwierig zu halten.

Besonders bitter ist es also, dass er bei beiden Gegentreffern unglücklich aussah. Während er beim 0:2 den Schuss von Wunderkind Youssoufa Moukoko aus spitzem Winkel einfach durch die Hosenträger durchließ, ging das 0:1 ganz klar auf seine Kappe. Obwohl der Flatterball von Julian Brandt mit viel Kraft abgegeben wurde, blieb der Abwehrversuch des Keepers äußerst bizarr und ineffektiv.

Foto: Jürgen Fromme/firo Sportphoto/poolfoto/IMAGO

Nach dem 0:1-Rückstand lief bei Hertha so gut wie gar nichts mehr. Immerhin konnte er auf den Rückhalt seiner Mitspieler zählen, die ihm den Fehler nicht übelnahmen. Niklas Stark formulierte es nach der Partie eindrucksvoll: „Rune hat uns in der ersten Halbzeit schon den Arsch gerettet, auch in den Spielen davor. Keine Ahnung, wie der Ball da kam, ist mir auch wurscht. Rune ist ein super Torwart, keine Kritik an ihm.“

An Jarstein lag es auch bei aller Kritik ohnehin nicht, dass die „alte Dame“ mit leeren Händen nach Berlin reisen musste. Beim 0:0 wäre es wohl ohnehin nicht geblieben. Die Dortmunder hatten die Spielkontrolle und einige Möglichkeiten in der zweiten Halbzeit, um in Führung zu gehen. Die Berliner hatten deutlich zu wenig Offensivkraft in dieser Partie, um für eine Überraschung gegen den Favoriten zu sorgen.

Dass Herthas Cheftrainer seinen Spielern individuelle Fehler verzeiht, zeigte er bereits im Falle Lukas Klünter. So stellte sich Dardai nach der Partie schützend vor seinem Keeper: „Ich weiß nicht, wie viel km/h der Schuss hatte. Ich sage nur eins: Torhüter sind immer da, wo Tore passieren. Deswegen wird da immer viel drüber geredet, wenn ein Fehler passiert. Das ist bei Stürmern nicht so.“

Rune Jarstein wird also zweifellos die Gelegenheit bekommen, seine Fehler gegen Dortmund wieder gut zu machen. Vielleicht schon in der nächsten Partie, wenn Hertha BSC gegen Bayer Leverkusen spielen muss. Wie man den Rheinländern als Abstiegskandidat Punkte abnehmen kann, hat Arminia Bielefeld am Sonntag gezeigt, und damit Berlin noch tiefer in Richtung Abstieg befördert.

Und dann war da noch…

Javairo Dilrosun: Diese Nachricht hat wohl alle Hertha-Fans im Vorfeld gefreut. Nach langer Verletzungspause war der Niederländer endlich zurück im Kader. Zwar konnte er gegen Dortmund in seinen knapp 22 Minuten Einsatzzeit keinen besonderen Eindruck hinterlassen. Seine Rückkehr macht jedoch trotzdem Mut und bietet eine weitere Option auf den Außenpositionen. Hertha-Fans werden vor allem hoffen, dass er dieses Mal verletzungsfrei bleibt.

Lucas Tousart: Der Franzose hätte eigentlich diese Woche wieder einen Platz im Fokus verdient. Seine Werte waren am Samstag erneut sehr gut. Wieder zeigte er sich stabil und immer wieder offensiv bemüht. Auch gegen einen starken Gegner war er auf der Höhe, war mit 13,27 Kilometer der laufstärkste Spieler auf dem Platz. Doch auch er konnte die Niederlage und die offensive Armut seiner Mannschaft nicht verhindern.

Marvin Plattenhardt: Auch er kehrte nach längerer Verletzung zurück in die Mannschaft. Nicht nur das: er stand sofort in der Startelf. Dabei trat er nicht besonders in Erscheinung, was man angesichts des Spielverlaufs auch zu seinem Gunsten werten kann. Unter Pal Dardai wird er sicherlich noch diese Saison eine Rolle spielen können. Seine Beziehung zum Cheftrainer ist bekanntlich eine besondere. Unter Dardai hatte Marvin Plattenhardt seine beste Zeit und wurde zwischenzeitlich Nationalspieler.

[Titelbild: Alex Gottschalk/POOL DFB/IMAGO]

„Wenn Corona vorbei ist…“

„Wenn Corona vorbei ist…“

Ein sehnsuchtsvoller Blick in die Zukunft – Worauf sich die Hertha-BASE-Redaktion freut, wenn die Pandemie endlich rum ist.

Alex Jung: Die Mannschaft zum Sieg brüllen

Mittlerweile ist es in meinem Freundeskreis zum running gag geworden. Wann immer neue Corona-Beschlüsse kommen, ist mein erster Kommentar: „Und wann machen die Stadien endlich wieder auf?“ So witzig es klingt und natürlich auch angesichts wesentlich wichtigerer Probleme, die es zuvorderst zu lösen gilt, scherzhaft gemeint ist, so sehr wohnt dieser Frage dennoch die nicht zu verleugnende Wahrheit inne, dass ich es wahnsinnig vermisse.

Nicht die Enttäuschung, mir mit allem drum und dran rund drei Stunden den Arsch in der Ostkurve abzufrieren, während Hertha mal wieder gegen so spannende Vereine wie Leipzig oder Hoffenheim fünf Buden eingeschenkt bekommt. Auch nicht die bemitleidenden bis spöttischen Blicke der Union-Fans, wenn ich in blau-weißer Montur den Walk of Shame nach Hause gen Treptow-Köpenick antrete. Nein, darauf kann ich getrost verzichten.

Was fehlt, ist vor allem die Möglichkeit, die Mannschaft, die es gerade so nötig hätte, zu unterstützen. Als Mitglied dieses, trotz aller (aus meiner Sicht) falschen Entwicklungen der letzten Jahre, so einzig- und großartigen Vereins, tut es mir im Herzen weh, meinem Klub in der schwersten Phase seit Jahren nicht im Stadion helfen zu können, sich aus der Bredouille zu befreien.

Foto: xFlorianxGaertner/photothek.netx

Natürlich sind wir alle keine Fußballprofis und können nur mutmaßen, welchen Einfluss der Support von den Rängen tatsächlich auf das Spielgeschehen hat. Aber wenn ich diese Illusion, dass meine Stimme einen (Teil-)Ausschlag über Sieg und Niederlage geben kann, nicht aufrechterhalten würde, dann könnte ich das Ganze auch gleich bleiben lassen. In meiner romantisch verklärten Vorstellung von Fußball sind Mannschaft und Fans immer noch gleichermaßen Teil eines Vereins. Und welche Kräfte freigesetzt werden, wenn beide an einem Strang ziehen, durfte man auch als Herthaner:in schon unzählige Male beobachten. Nie werde ich vergessen, wie 2010 nach dem ersten Abstieg, den ich mit damals 14 Jahren erleben musste, 48.000 Fans gegen den Fußballgiganten Rot-Weiß Oberhausen ins Olympiastadion strömten. Es war der Auftakt für eine Saison, die ich nie vergessen werde und die letzten Endes mit der Zweitligameisterschaft ihren krönenden Abschluss fand. 

Auch wenn eine Wiederholung derartiger emotionaler Stadionmomente aktuell noch fern ist, rettet mich die Gewissheit durch die Pandemie, mit meinen Freunden, wann immer das sein mag, beim ersten Spiel nach Corona im Block zu stehen und voller Inbrunst Hertha zum Sieg zu singen. Oder es zumindest zu versuchen.

Niklas Döbler: “Unzählige Kacars, Marcelinhos, Pantelics, Dardais, Plattenhardts (…) stehen beisammen”

13:30 Uhr Bundesplatz auf meinen Vater warten. Die ersten Fans sind schon da und steigen in die Ringbahn. Freue mich auf das Spiel gegen Bremen, hoffentlich spielt Jordan, den ich stolz auf meinem roten Sondertrikot aus der letzten, unseligen Corona-Saison trage. Vater kommt zeitgleich mit der S-Bahn an. Weiter zum Westkreuz und dann hoffentlich den Direktzug zum Olympiastadion erwischen. Wie immer tun mir die Fahrgäste, die einfach nur woanders hin wollen, ein bisschen leid, wenn zehntausende Schulle trinkende Hertha-Fans die Öffis belagern.

Je näher wir dem Stadion, desto mehr steigt die Vorfreude. Ob Selke heute gegen uns spielt? 12 Mio hat der Transfer eingebracht. Die wurden in gute neue Zugänge investiert. Die ersten Spiele der Saison hat man gewinnen können. Ich hab ein gutes Gefühl. Es könnte sich gelohnt haben extra für das Spiel nach Berlin gekommen zu sein.

Als wir Olypiastadion aussteigen, fällt mein Blick wie immer auf das Corbusierhaus. Muss echt geil sind in Laufdistanz zum Stadion zu wohnen. An den ersten Bier- und Würstchenständen vorbei. Die anderen Fans entsorgen ihre Bierflaschen in einem der zahlreichen Einkaufswagen. Die Polizeihundertschaft guckt böse. Zwischen der blau-weißen Menschenwelle blitzt manchmal ein grün-weißes Werdertrikot durch. Arcor, Homeday, bet-to-win, TEDI, O.tel.o, trigema und Continetale begleiten uns zum Stadion. Unzählige Kacars, Marcelinhos, Pantelics, Dardais, Plattenhardts, Okoronkwos, Raffaels und Gilbertos stehen beisammen, lachen, trinken oder verschwinden kurz zwischen den Bäumen. Die Stimmung ist gut. Hoffentlich hält sich das.

Foto: imago/Martin Hoffmann

Durch die Ticketkontrolle und von gelangweilten Securities abtasten lassen. Danach der traditionelle Rundgang ums Stadion. Egal wie leer oder wie leise. Für mich immer noch das schönste Deutschlands. Das Gewinnspiel vom RS2 Wagen schallt herüber, der Sky-Stand verspricht Sondertarife. Was folgt ist die Stadionwurst und der Bierbecher. Dann zum Platz. Unterrang auf der Höhe der Mittellinie. Top-Plätze. Wetter ist auch genial. Strahlend blauer Himmel und 20 Grad.

Inzwischen ist die Aufstellung draußen. Die Kicker-App verrät: Cunha, Piatek und Dilrosun in der Startelf, dazu Luca Netz, der inzwischen das begehrteste Talent Deutschlands ist. Arne Maier hat die Leihe auch gutgetan. 3 Vorlagen stehen ihm schon zu Gesicht. Auf dem Rasen scherzen sie beim Aufwärmen. Am Spielfeldrand gibt Arne ein Interview.

Der Anpfiff rückt näher, die Spannung steigt. Langsam beginnt das Stadion zu erwachen. Mit der Aufstellung und als die Hymne ertönt, erheben sich Zehntausende. Schals, die in die Luft gehalten werden. Frank Zander ist da. Alle singen mit. Egal ob alt, jung, Frau, Mann, Divers oder Mensch mit Behinderung; für die nächsten 90 Minuten sind alle gleich Hertha.

Ein letztes Mal holt das Stadion Luft. Egal wie das Spiel ausgeht. Danach bin ich mit den Jungs von Hertha BASE in der Kneipe verabredet. Ich bilde mir ein, Alex in der Ostkurve zu erspähen, doch bevor ich näher hingucken kann, wird zum Anstoß gepfiffen. Jubel. Jetzt: Pure Emotionen, 90 Minuten lang. Endlich wieder.

Ein bisschen Auswärtsfahrt fürs Ohr – unsere Playlist

Als Fan seines Vereins verbindet man besonders die heimische Spielstätte mit ganz besonderen Emotionen und Erinnerungen. Das Fanerlebnis machen jedoch erst die Auswärtsfahrten so richtig rund. Mit mehreren Langzeit- und tausenden Wochenendsfreunden vor und nach dem Anpfiff durch eine fremde Stadt zu laufen, als gehöre sie einem; Sich bereits auf der Hinfahrt in eine solch große Euphorie zu hieven, dass die anschließenden 90 Minuten beinahe nur noch Beiwerk sind.

Das letztendliche Ergebnis des Spiels, für welches man durch die Republik gereist ist, spielt oftmals nur eine untergeordnete Rolle. Es geht um das Erlebnis als solches. Das stundenlange ziellose Herumschlendern durch das graue Hannover wird aufgrund des Gemeinschaftsgefühls bis zum Maximum romantisiert – und das ist auch gut so.

Wir von Hertha BASE wollen euch daher ein wenig in eben jene Gefühlswelt versetzen. Was als Schnapsidee anfing, endete in stundenlangen wie hitzigen Diskussionen und mündete in etwas wundervollem. Redaktion und Freunde haben gemeinsam eine Auswärtsfahrt-Playlist auf Spotify zusammengestellt. Jeder durfte nur drei Songs auswählen – eine eigentlich unmögliche Aufgabe, doch sie wurde gemeistert.

Wir wünschen euch viel Spaß mit Daniel Rimkus (ein Muss), Herbert Grönemeyer, Die Atzen, Vengaboys, Oasis uvm.! Auf dass sie euch emotional in den Fanzug nach Hamburg, in welchem etwas zu viel Alkohol ausgeschenkt wird und die Manieren mit jedem Schluck weniger werden, versetzen.

[Titelbild: IMAGO]

Borussia Dortmund – Hertha BSC: Der nächste Brocken nach dem Pflichtsieg

Borussia Dortmund – Hertha BSC: Der nächste Brocken nach dem Pflichtsieg

Schon erstaunlich, welche Auswirkungen so ein einfacher Sieg doch haben kann. Plötzlich scheint die Sonne viel heller, das Zwitschern der Vögel hört sich noch schöner an und am Montag war sogar Feiertag! Gut, letzteres hatte jetzt nicht unmittelbar mit dem Sieg von Hertha zu tun, aber sei’s drum. Fakt ist, dass nach dem Abpfiff am Samstagnachmittag quasi durch ganz Berlin ein kollektives Aufatmen zu hören War. Als die Mannschaft gefordert war, Charakter zu zeigen, hat sie ohne Wenn und Aber geliefert und konnte sich wieder etwas in Schlagdistanz zu den weniger bedrohlichen Tabellenregionen bringen. Wie bitter nötig diese drei Punkte waren, wird nochmal deutlicher, wenn man auf die kommenden Wochen schaut. Dort warten Gegner, die Herthas Defensive mit hoher Wahrscheinlichkeit allesamt mehr fordern werden, als es beim FCA der Fall war. Den Auftakt macht am kommenden Spieltag der frisch für das Viertelfinale der Champions League qualifizierte BVB.

Vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund haben wir mit Caroline, Redakteurin bei schwatzgelb.de gesprochen und sie unter anderem gefragt, wie sich der Spielstil des BVB seit Favres Abgang entwickelt hat.

Mit Terzic zurück auf Champions League-Kurs

Terzic und der BVB haben in den letzten Wochen wieder Grund zum Lachen (Imago Images via Getty Images)

Edin Terzic ist vielleicht das anschaulichste Beispiel dafür, wie schnell sich der Wind im Fußball doch binnen weniger Tage komplett drehen kann. Von „Dauerlösung“ bis „nicht gut genug“ war schon so ziemlich jede Schlagzeile in den vergangenen Wochen über den aktuellen Dortmunder Cheftrainer zu lesen. Aktuell spricht der Trend – trotz der jüngsten Niederlage in München – wieder für ihn. Unter seiner Regie ist der BVB sowohl im DFB-Pokal als auch in der Champions League in die nächste Runde eingezogen. Und auch in der Liga sind die Schwarz-Gelben nach zwischenzeitlicher Durststrecke mit drei Punkten Rückstand auf Platz Vier wieder auf Kurs Champions League-Qualifikation.

Daher wollten wir von Caroline wissen, was sich seit der Übernahme von Terzic auf dem Spielfeld geändert hat: „Die Spielidee von Lucien Favre war vielen schon länger ein Dorn im Auge. Es hieß: Immer geduldig bleiben, kein Tempo aufbauen, lieber noch 10 Mal hintenherum spielen, statt schnelle Konter zu fahren und den Gegner mit einem guten Umschaltspiel zu überrumpeln. Unter Terzic derweil „darf durchaus auch mal der schnellere Passweg nach vorne gesucht werden, anstatt zu warten, bis sich der Gegner in der Defensive wieder sortiert hat. Was auch im Spiel gegen Sevilla wieder deutlich wurde: Terzic ist an der Seitenlinie wesentlich aktiver als Favre. Er spricht seine Spieler direkt an, feuert sie an, motiviert sie, gibt gezielte Anweisungen, wer wie in einer bestimmten Situation zu handeln hat. Das ist sicherlich für die Spieler auch eine große Unterstützung.“

Ein entscheidendes Spiel – für beide Mannschaften

Der Ausfall von Sancho ist für den BVB kaum zu ersetzen (Maik Hölter/TEAM2sportphoto via Getty Images)

Doch so positiv der Trend unter Terzic auch ist – setzt sich dieser nicht bis zum Saisonende fort und lässt den BVB die Qualifikation für die Champions League verpassen, könnte das auch weitgreifende Auswirkungen für die darauffolgende Spielzeit haben. Schon im letzten Sommer rissen die Gerüchte um einen Abgang von Jadon Sancho nicht ab. Während Caroline beim Engländer ohnehin davon ausgeht, dass dieser unabhängig vom Ausgang der Saison im Sommer den Verein verlassen dürfte, sieht sie gerade in Bezug auf Haaland bei Erreichen von mindestens Platz Vier die Chance, ihn überzeugen zu können „noch ein Jahr in Schwarzgelb aufzulaufen.“

Dementsprechend steht also nicht nur für Hertha, die sich nach dem Sieg gegen Augsburg mit einem weiteren Punktgewinn Luft im Abstiegskampf verschaffen können, viel auf dem Spiel, gerade auch aus wirtschaftlicher Sicht, wie Caroline einordnet: „Der Druck, sich für die Champions League zu qualifizieren, lässt sich nicht von der Hand weisen. Finanziell dürfte das Saisonziel ohnehin fest eingeplant sein – schließlich kann es nicht der Anspruch von Borussia Dortmund sein, außerhalb der Top 4 zu landen. Zudem bleiben andere wichtige Einnahmequellen speziell rund um die Spieltage in Zeiten leerer Stadien während der Corona-Pandemie aus.

Umso bitterer ist es aus schwarz-gelber Sicht, dass bei der Mission Champions League Jadon Sancho verletzungsbedingt einige Wochen nicht zur Verfügung stehen wird: „Sein Ausfall wiegt auch deshalb so schwer, weil es an Alternativen mangelt. Hazard kommt gerade erst von einer langwierigen Verletzungspause zurück. Reyna fehlte zuletzt ebenfalls und hat zudem mit Formschwäche zu kämpfen. Von der Verpflichtung von Julian Brandt hat man sich in Dortmund definitiv mehr versprochen“, ergänzt Caroline. So geht der BVB also personell alles andere als sorgenlos ins Abendspiel am Samstag. Auf blau-weißer Seite sieht die Personallage indes allerdings auch nicht wesentlich erfreulicher aus.

Hertha weiter ohne Cunha – aber mit Dilrosun?

Während beim BVB mit Jadon Sancho der neben Haaland wohl aktuell wichtigste Spieler im Kader ausfällt, plagt sich Hertha mit der Verletzung Matheus Cunhas mit derselben Sorge herum. Der Brasilianer, der bei der 2:5-Niederlage im Hinspiel noch beide Treffer erzielte, wird auch am Samstag noch nicht zur Verfügung stehen können, ebenso wenig wie Sami Khedira und der langzeitverletzte Dedryck Boyata. Neuzugang Radonjic hat derweil seine Leistenprobleme auskuriert und konnte unter der Woche wieder voll beim Training mitwirken. Eine Option für den Kader könnte auch der sehnsüchtig erwartete Javairo Dilrosun sein. Der Niederländer war schon Anfang letzter Woche wieder ins Teamtraining eingestiegen und könnte nun, mit einer zusätzlichen Woche Vorbereitung, wieder eine Option für Pal Dardai sein. Angesichts der Personalsorgen, insbesondere in der Offensive, könnte man diese Rückkehr kaum hoch genug einschätzen.

Titelbild: nordphotox xEngler nph00076 via Getty Images