Hertha BSC – Leipzig: Im Duell mit dem letzten Bayernjäger

Hertha BSC – Leipzig: Im Duell mit dem letzten Bayernjäger

Da ist Hertha so gerade noch mit einem blauen Auge davongekommen – und das in doppelter Hinsicht. Am vergangenen Spieltag – dem dritten seit der Rückkehr von Pal Dardai – reichte es nach desolater erster Halbzeit immerhin noch zu einem Remis gegen den VfB Stuttgart. Zwei Tage darauf war man nach einer 3:1-Führung von Arminia Bielefeld in München zwischenzeitig dennoch auf dem Relegationsplatz wiederzufinden. Eine Leistungssteigerung der Bayern inklusive des folgenden Ausgleichs verhinderte das Schlimmste, jedenfalls vorerst. Denn Bielefeld hat weiterhin das Nachholspiel gegen Werder Bremen in der Rückhand. Hertha tut also gut daran, schleunigst zu punkten. Dass ausgerechnet in dieser Situation der Tabellenzweite Leipzig ins Olympiastadion kommt, ist nicht gerade dankbar.

Vor der anstehen Partie gegen die Sachsen haben wir Leipzig-Experte Kai Bieler gesprochen, der uns unter anderem erzählt, was Teams wie Frankfurt und Wolfsburg der Mannschaft von Julian Nagelsmann voraus haben.

Leipzig als letzter Konkurrent für Bayern?

Leipzig ist mit fünf Punkten Rückstand auf Bayern noch dabei im Rennen um den Titel. (Photo by ANNEGRET HILSE / POOL / AFP via Getty Images)

Spricht man dieser Tage von der nicht enden wollenden nationalen Dominanz der Bayern, gingen die Blicke derer, die sich etwas Abwechslung an der Tabellenspitze wünschen, in der Vergangenheit immer häufiger nach Leipzig denn nach Dortmund. Die Sachsen sind auf gutem Wege, dem BVB den Rang als Nummer zwei der Liga abzulaufen. Spätestens mit der Verpflichtung von Nagelsmann, an dem auch Dortmund zu dessen Hoffenheimer Zeiten starkes Interesse hatte, wurde dieser Anspruch untermauert.

Schon in Nagelsmanns erster Saison sah es so aus, als könnte der ganz große Coup gelingen. Mit vier Punkten Vorsprung vor dem Branchenprimus aus München beendete Leipzig als Herbstmeister die Hinrunde. Am Ende lief man nach einer an den Ansprüchen gemessen enttäuschenden Rückrunde lediglich auf Platz Drei mit 16 Zählern Rückstand ein.

Eine vertane Chance, von der man im Sommer nicht unbedingt dachte, dass sie so schnell wiederkommen könnte. Immerhin verlor man mit Timo Werner und Patrik Schick 38 Saisontore. Und dennoch bleibt nach 22 Spieltagen zu konstatieren, dass die Meisterschaft, auch wenn dazu einiges zusammenkommen muss, bei fünf Punkten Differenz zu den Bayern noch keinesfalls abgeschrieben werden muss. Durch den Ausrutscher vom FCB gegen Bielefeld ist wieder etwas Spannung in die Gemengelage gekommen. Hinzu kommt, dass sich Leipzig durch die 0:2-Niederlage im Hinspiel des Champions League-Achtelfinals gegen Liverpool vermutlich demnächst auf einen Wettbewerb weniger konzentrieren muss. Es ist also alles anbereitet für eine spannende Rückrunde.

Die eine (entscheidende) Schwäche im Leipziger Kader

Die Neuzugägen rund um Alexander Sörloth schlagen bislang noch nicht ein. (Photo by RONNY HARTMANN/AFP via Getty Images)

Dass es diese fünf Punkte Rückstand sind und Leipzig aktuell nicht von der Spitze aus das Treiben beobachtet, liegt aus Sicht von Kai neben „unnötigen Punktverlusten gegen Köln, Mainz und Wolfsburg“ an der Tatsache, dass den Sachsen ein „erfolgreicher Stürmer wie Lewandowski, Silva, Haaland oder Weghorst“ fehlt. Während die angesprochenen Kandidaten allesamt für 20 plus X Tore (im Falle von Lewandowskis aktueller Quote eher 40 plus X) gut sind, geht der Mannschaft von Julian Nagelsmann solch ein Spieler komplett abhanden.

Bis auf Rang 28 muss man sich durch die Torjägerliste navigieren, um mit Marcel Sabitzer, der zusammen mit Angelino, Forsberg, Nkunku und Poulsen bei vier geschossenen Toren steht, den treffsichersten Leipziger zu finden. So stellt Kai ernüchtert fest: „Mittlerweile ist das Fehlen eines treffsicheren Mittelstürmers im Kader nicht mehr wegzudiskutieren. In der bisherigen Saison hat man sich die drittmeisten Torchancen erspielt (425), daraus aber nur 37 Tore erzielt. Zum Vergleich: Der FC Bayern machte aus 460 Chancen 61 Tore. Dieses Defizit verhindert ganz klar alle weitergehenden Titelambitionen.“

Nun ist es aber keinesfalls so, als wären die Leipziger Verantwortlichen sehenden Auges in diese Problematik hineingeraten. Dass es nach den Abgängen von Schick und allen voran natürlich Timo Werner Zugänge im Sturm braucht, wurde sehr wohl erkannt. So investierte Leipzig unter anderem 20 Millionen Euro in den Norweger Alexander Sörloth, der in der vergangenen Saison mit 24 Toren in 34 Spielen immerhin Torschützenkönig in der Türkei wurde. Von diesem Torinstinkt ist, seit er das Trikot der Sachsen trägt, allerdings nichts zu erkennen, wie Kai resümiert: „Der Norweger erzielte in 19 Einsätzen erst ein einziges Tor. Er wirkt zwar zunehmend besser eingebunden in die Abläufe auf dem Platz, vergibt seine wenigen Chancen auf fast schon tragisch-komische Art und Weise. Hier an einen späten Durchbruch zu glauben, fällt mir zusehends schwer.“

Die fehlende Breite als Vorteil für Hertha?

Doch Sörloth ist nicht der einzige Neuzugang, der bislang nicht zu überzeugen weiß. Generell lässt sich konstatieren, dass die angedachten Verstärkungen dieser Bezeichnung aktuell noch nicht gerecht werden. So fasst Kai zusammen, dass „weder im letzten Bundesliga-Spiel gegen Augsburg noch gegen Liverpool in der Champions League einer der Neuzugänge in der Startaufstellung stand. Sowohl Hwang mit ganzen 142 Einsatzminuten als auch Samardzic (177). Kluivert (344) und Henrichs (344) konnten bisher aufgrund von Verletzungen in besonderer Weise auf sich aufmerksam machen. Abschreiben würde ich deshalb aber noch keinen der vier.“

Zumindest für den kommenden Spieltag zeichnet sich also nicht ab, dass einer der Neuzugänge seinen großen Durchbruch erleben wird. Nach dem kraftraubenden Spiel gegen Liverpool am Dienstag könnte hierin ein kleiner Hoffnungsschimmer für Hertha bestehen, da Nagelsmann zumindest auf ein paar Positionen wird rotieren müssen.

Leipzigs Dominanz = Herthas Chance?

Während sich Leipzig also erst ab Mittwoch intensiv in der Trainingsarbeit mit Hertha beschäftigt haben dürfte, konnte Pal Dardai die gesamte Woche mit dem Fokus auf das Team von Julian Nagelsmann ausrichten. Nimmt man die bisherigen Partien gegen Frankfurt, Bayern und Stuttgart als Schablone, könnte den Berlinern Leipzig sogar liegen. Während gegen Stuttgart, die nicht gerade bekannt dafür sind, das Spiel selbst zu machen, nach vorne lange wenig bis gar nichts zustandekam, gelang es Hertha gegen Frankfurt und Bayern, als man sich auf das von Dardai forcierte Umschaltspiel konzentrieren konnte, immer wieder, sich gefährlich vor das Tor zu kombinieren.

Da Hertha auch gegen Leipzig nicht in die Verlegenheit kommen wird, allzu oft aus eigenem Ballbesitz heraus etwas zu kreieren, könnte dies eine Chance für das Team von Pal Dardai sein. So oder so – Punkte müssen schleunigst her.

Quelle Titelbild: Photo by Odd Andersen – AFP via Getty Images

Peter Pekarík – eine Insel von Konstanz bei Hertha BSC

Peter Pekarík – eine Insel von Konstanz bei Hertha BSC

Torhüter, instabile Innenverteidiger-Duos oder formschwache Offensivkräfte: Hertha BSC hatte in der laufenden Saison schon viele verschiedene Problemzonen. Die Position des Rechtsverteidigers gehörte bisher nicht dazu. Das hat vor allem mit Peter Pekarík zu tun.

Eigentlich war er ja nur noch als Back-Up und Übergangslösung eingeplant. Einen neuen Einjahresvertrag hatte Peter Pekarík im letzten Sommer noch einmal unterschrieben, nachdem er sich gegen Saisonende plötzlich wieder in Herthas Stammelf gespielt hatte. Und obwohl der Slowake nach dem Bundesliga-Restart durchaus ansprechende Leistungen abgeliefert hatte, sollte Pekarík eigentlich Stück für Stück ins zweite Glied rücken und Neuzugang Deyovaisio Zeefuik seine Rolle hinten rechts in der Berliner Abwehrkette überlassen.

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So oder so ähnlich dürften die Pläne von Herthas Verantwortlichen im letzten Sommer gewesen sein, als sie die ‚Baustelle Rechtsverteidiger‘ gedanklich als erledigt abhakten. Ein halbes Jahr später ist Pekarík für Hertha wichtig wie lange nicht mehr: Nachdem er im letzten Jahr von Pál Dárdais erster Amtszeit genau wie unter dessen Nachfolgern Ante Covic, Jürgen Klinsmann und Alexander Nouri kaum eine Rolle gespielt hatte, ist er in der aktuellen Saison Herthas Feldspieler mit den fünftmeisten Spielminuten, nur zwei Mal stand der 34-Jährige nicht in der Startelf.

Die Gründe für diese überraschende Entwicklung sind vielfältig. Ein Teil liegt sicher darin begründet, dass Deyovaisio Zeefuik bisher nicht die erhoffte Verstärkung ist und war. Nachdem es zu Saisonbeginn tatsächlich so aussah, als würde Ex-Trainer Labbadia den jungen Niederländer peu à peu aufbauen, wurde Zeefuik nach seiner Gelb-Roten-Karte gegen RB Leipzig de facto aussortiert. Seine weiteren Kurzauftritte überzeugten ebenso wenig, Zeefuik wirkte nicht griffig und konzentriert genug, beinahe allen seiner Aktionen fehlte die Spannung.

Mister Zuverlässig schlägt zurück

Der wichtigste Faktor ist aber Pekarík selbst, der mit seinen Leistungen verblüfft. Jahrelang als einer der torungefährlichsten Bundesliga-Spieler überhaupt verschrien, hat er in den letzten zwölf Monaten wettbewerbsübergreifend vier Tore erzielt – doppelt so viele wie in den sieben Jahren Hertha zuvor.

Der Expected-Goals-Wert gibt die Wahrscheinlichkeit an, mit der ein Abschluss auch tatsächlich im Tor landet

Wenn man in dieser Saison einen Blick auf die Expected-Goal-Statistiken wirft, wird eines klar: Was die von ihm ausgehende Torgefahr angeht, ist Pekarík mitnichten einer der schwächeren Bundesliga-Rechtsverteidiger. In diesem Ranking liegt er unter anderem auch vor Stefan Lainer und Lars Bender – obwohl deren Mannschaften im Allgemeinen deutlich offensiver als Hertha agieren. Diese Weiterentwicklung hätte ihm wohl kaum einer zugetraut, gerade in seinem mittlerweile hohen Fußballer-Alter von 34 Jahren.

Parallel zu seinem entdeckten Torriecher hat Pekarík aber nicht seine Zuverlässigkeit verloren. Mitnichten agiert der Rechtsverteidiger sorglos oder risikoreich. Seine Passquote von 81,4% ist im Liga-Vergleich einer der besten Werte. Nicht umsonst hat er sich den Spitznamen „Mister Zuverlässig“ verdient. Pekarík ist Herthas Tiefkühlpizza: Immer da, wenn er gebraucht wird, und man weiß, was man bekommt.

Gleichzeitig darf man aber auch keine Wunderdinge von ihm erwarten. Im Spielaufbau der Blau-Weißen nimmt er meistens keine allzu wichtige Rolle ein, das zeigt auch die Anzahl der von ihm gespielten ‚Progressive Passes‘, die unter dem Liga-Schnitt liegt.

Neben dem Spiel mit dem Ball gehört vor allem das Verteidigen zu Pekaríks Aufgabengebiet. Meistens tut er das ganz unaufgeregt, unauffällig und solide. Auffällige Fehler unterlaufen ihm auch aufgrund seiner Erfahrung nur selten, sein Zweikampfverhalten ist ein guter Mix zwischen abwartend und aggressiv.

Bei aller angenehmen Unauffälligkeit, mit der der Slowake Ruhe in Herthas Defensivverbund bringt, muss man aber auch feststellen, dass Pekarík kein exzellenter Verteidiger (mehr) ist. Weder gewinnt er viele Tacklings, noch kann er besonders viele Bälle klären. Zum Vergleich: Maximilian Mittelstädt liegt in beiden Statistiken deutlich vor dem 34-Jährigen – und das, obwohl ‚Peka‘ deutlich mehr Minuten gespielt hat.

Wie geht es weiter?

Im kommenden Sommer läuft Pekaríks Vertrag bei Hertha aus, ob das Arbeitspapier ein weiteres Mal verlängert wird, ist nicht klar. In jedem Fall wird man sich in Berlin nach Verstärkungen umsehen – die auch eine Verjüngung gegenüber Pekarík darstellen sollten, um dem Slogan ‚Die Zukunft gehört Berlin‘ wieder gerechter zu werden.

Gleichzeitig hat man mit Lukas Klünter und Deyovaisio Zeefuik noch zwei andere Rechtsverteidiger mit Steigerungspotenzial im Kader, der Transferfokus dürfte also eher in die Richtung eines gestandeneren Spielers gehen.

(Photo by Clemens Bilan – Pool/Getty Images)

Und wer weiß? Vielleicht gibt es im Zuge dessen auch eine teilweise Abkehr von der Big-City-Transferpolitik der letzten Jahre, mehr in Richtung der erfolgreichen Wechselgeschäfte, die bei Hertha vor dem Windhorst-Einstieg vollzogen wurden.

Ein Blick auf die obigen Grafiken lässt schnell erkennen, dass man sich wohl außerhalb der Bundesliga wird umschauen müssen. Die Spieler der direkten Konkurrenten sind für Hertha entweder nicht zu haben oder schlicht nicht gut genug.

Drei mögliche Kandidaten für die Pekarík-Nachfolge

Im Zuge dessen könnte der Blick wie schon in der Vergangenheit in die Ligen der deutschen Nachbarländer schweifen und so auch Clinton Mata wieder ein Thema bei Hertha BSC werden. Schon letztes Jahr war der 28-Jährige vom FC Brügge mit Hertha in Verbindung gebracht worden. Der Angolaner ist insbesondere defensiv solide, aber auch im Kombinations- und Aufbauspiel bringt Mata einiges mit. Neben der Rechtsverteidigerposition kann er auch als Innenverteidiger spielen. Unklar ist allerdings, ob er Brügge überhaupt verlassen möchte.

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Eine andere Option könnte der Schweizer Silvan Hefti werden. Aktuell ist der 23-jährige Spieler bei den Young Boys, zuvor war er bereits zwei Jahre lang Kapitän des FC St. Gallen. Womöglich könnte Teamkollege Fabian Lustenberger also ein paar gute Worte für Hertha einlegen. Mit bereits über 170 Erstliga-Spielen verfügt er trotz seines Alters schon über einige Erfahrung und könnte nach Kevin Mbabu und Jordan Lotomba schon der dritte Rechtsverteidiger in drei Jahren werden, der von Bern aus in eine Top-Fünf-Liga wechselt.

Hefti verteidigt gegenüber Pekarík etwas aktiver und aggressiver, aber nicht kopflos. Auch in Ballbesitz ist er etwas agiler als der Slowake, sucht Eins-gegen-Eins-Situationen – und kann sehr gute Flanken schlagen. In der Saison 2019/2020 legte er beim FC St. Gallen insgesamt sieben Tore auf und erzielte drei selbst.

Foto: IMAGO

Auch mit Jonas Svensson könnten sich die Hertha-Verantwortlichen beschäftigen. Der 27-jährige Norweger spielt aktuell in Alkmaar, im Sommer läuft aber sein Vertrag aus, der Spieler möchte die Eredivisie verlassen.

Mit seinem hohen Endtempo und generellen Spielweise erinnert er eher an Zeefuik als Pekarík, ist dabei aber deutlich weiter in seiner Entwicklung als der Niederländer: Mit 27 ist er gestandener Profi, deutlich routinierter und auch abgebrühter. Durch seine geringe Körpergröße (1,70 Meter) hat er eine Schwäche in Kopfballduellen, ist aber insbesondere am Ball ein guter Spieler.

[Titelbild: Photo by ODD ANDERSEN/AFP via Getty Images]

Herthaner im Fokus: VfB Stuttgart – Hertha BSC

Herthaner im Fokus: VfB Stuttgart – Hertha BSC

So wirklich zufrieden kann Hertha BSC mit dem Punktgewinn beim VfB Stuttgart nicht sein. Wie schon öfters in dieser Saison kamen die Berliner in der ersten Halbzeit nicht in die Partie. Nach einer grausigen Leistung in Halbzeit eins lief man lange einem Rückstand hinterher, bevor der junge Luca Netz doch noch einen Auswärtspunkt sicherte. Wie jede Woche versuchen wir etwas detaillierter auf einzelne Spielerleistungen einzugehen.

Herthas Problem ist jedoch schon länger die Tatsache, dass Individualitäten an sich nichts bedeuten, wenn die Profis sich nicht als Mannschaft verstehen. Auch unter Pal Dardai hat sich eines noch nicht verändert: Hertha BSC ist noch keine Einheit auf dem Platz. In Stuttgart war die erste Halbzeit ein kollektives Versagen. Wir versuchen trotzdem auf individuelle Spielerleistungen einzugehen.

Mannschaftspressing Fehlanzeige – Defensive Standardschwäche

Eigentlich sah es in den ersten Minuten nicht verkehrt aus. Hertha übte in den ersten Momenten des Spiels ein hohes Pressing auf die Stuttgarter Spieler aus, an dem sich alle Blau-Weißen beteiligten. So wurde der Spielaufbau des VfBs schon in deren Hälfte des Feldes gestört, Herthas Profis trauten sich Vorstöße zu und konnten mehrere Bälle erobern.

Doch nach etwa zehn Minuten verschwand dieses Mannschaftspressing von Hertha fast komplett. Von Minute zu Minute wurde die Defensive immer individueller geführt. Nur noch einzelne Spieler pressten die Schwaben und wurden dabei relativ einfach umspielt. Dies führte dazu, dass die Gastgeber immer besser ins Spiel kamen und deutlich dominanter auftraten als die Gäste. Herthas Verteidiger waren zunehmend im Blickpunkt. Peter Pekarik und Maximilian Mittelstädt kamen in der ersten Halbzeit nur zu wenigen Vorstößen, die auch schnell verpufften.

Foto: IMAGO

Herthas Innenverteidigung blieb trotz allem weitestgehend stabil und erlaubte sich nur wenige grobe Fehler. Auffällig war in beiden Halbzeiten, dass der Spielaufbau von Hinten oft von Omar Alderete übernommen wurde. Dieser hatte jedoch große Schwierigkeiten, seine Mitspieler zu finden. Immer wieder musste er lange Bälle schlagen, die nur selten ankamen. Zudem verlor er den Ball gleich zwei Mal in gefährlicher Lage vor dem eigenen Strafraum, was zu Chancen für den VfB führte.

In der wohl schlechtesten Phase, die Schlussviertelstunde der ersten Halbzeit, war Pal Dardais Team insbesondere defensiv schwach. Defensivstandards wurden außergewöhnlich schlecht verteidigt. Mehrmals standen bei Eckbällen und Freistöße gleich zwei oder sogar drei gegnerische Spieler frei im Strafraum und konnten auf Jarsteins Kasten köpfen. So war es keine große Überraschung mehr, als Sasa Kalajdzic in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit völlig frei zum Flugkopfball kam und traf. Hertha ging mal wieder mit einem Rückstand in die Halbzeitpause.

Steigerung in Halbzeit zwei – Eiskalt eingenetzt

In der zweiten Halbzeit hatte Hertha BSC deutlich mehr Spielanteile. Dadurch wurde auch die Defensive entlastet und Herthas Außenverteidiger konnten etwas mehr Vorstöße riskieren. Vor allem Maximilian Mittelstädt wurde auf seiner linken Seite aktiver. Dieser versuchte einige Vorstöße und schlug einige Flanken. Dabei fehlte erneut die Präzision, sodass er trotz großen Aufwands kaum eine Chance einleiten konnte. Seine Passquote (nur 67 Prozent) war am Ende leider eine der schwächsten auf dem Platz. Auch seine Zweikampfquote war mit 42 Prozent nicht besonders zufriedenstellend. Im Vergleich wies der etwas defensiver agierende Peter Pekarik eine Passquote von 86% auf.

Beide Verteidiger wurden schließlich zehn Minuten vor Schluss ausgewechselt. Mathew Leckie und Luca Netz kamen in die Partie. Der 17-Jährige krönte sich nach nur drei Minuten zum jüngsten Torschützen der Hertha-Geschichte. Sein etwas glücklicher Treffer zum Punktgewinn kommt dabei nicht allzu überraschend. Schon in seinen ersten Einsätzen für die Profis war er insbesondere durch seine gefährlichen Vorstöße aufgefallen.

(Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

Obwohl der junge Berliner noch am Anfang seiner Entwicklung steht, wird ihn sein erstes Bundesligator sicherlich beflügeln. Seine Sorglosigkeit tat jedenfalls seiner Mannschaft in der Schlussphase gut und sorgte dafür, dass die „alte Dame“ nicht erneut mit leeren Händen nach Hause fliegen musste.

Hört auch im Hertha Base Podcast rein: in der aktuellen Folge besprechen wir das Auswärtsspiel in Stuttgart!

Khediras Einwechslung bringt neuen Schwung

Ausschlaggebend dafür war auch ein gewisser Sami Khedira. Der 33-Jährige schlug die Vorlage für seinen fast doppelt so jungen Mitspieler. Erst in der 58. Minute wurde er für Santiago Ascacibar eingewechselt. Der Südamerikaner zeigte sich wie schon gegen Eintracht Frankfurt und FC Bayern München bissig und fleißig.

Foto: Matthias Hangst/Getty Images

Allerdings ging er genauso wie seine Mitspieler in der ersten Halbzeit komplett unter. Ascacibar gewann nur wenige Zweikämpfe (Zweikampfquote 29 Prozent) und stand oft nicht richtig. Außerdem erlaubte er sich Foulspiele in Strafraumnähe, die zu gefährlichen Freistöße für seinen Ex-Klub führten. Auch Matteo Guendouzi hatte große Schwierigkeiten, auf der offensiven zentralen Mittelfeldposition für Aufsehen zu sorgen. Das tat der Franzose vielmehr im negativen Sinne, da er sich einige schmerzhafte Ballverluste erlaubte.

Die Einwechslung von Sami Khedira brachte sofort eine spürbare Dominanz und Ruhe zurück in das zentrale Mittelfeld. Der Weltmeister hatte fast genauso viele Ballaktionen wie Ascacibar (mit weniger Spielzeit) und zeigte sich dafür zweikampfstark und passgenau. Einige Bälle des VfBs konnte er abfangen. Seine fehlende Spritzigkeit und Geschwindigkeit machte er mit gutem Stellungsspiel wieder wett. Hinzu kommt seine so wichtige, aber auch etwas zufällige Torvorlage für Netz.

Herthas Suche nach der Achse

Außerdem gab er Lucas Tousart (von Sky-Kommentatoren neuerdings “Nicolas Toussart” getauft) mehr Sicherheit. Der Franzose war bis dahin im Vergleich zu seinen Mitspielern im zentralen Mittelfeld einer der aktivsten. Er führte viele Zweikämpfe und unterbrach einige Angriffe der Schwaben.

Er steigerte sich aber nach der Einwechslung von Khedira nochmal spürbar und konnte mehr Akzente nach vorne setzen. In der Schlussphase (85.) beispielsweise, als er einen Konter mit einleitete und Nemanja Radonjic in die Spitze schicken konnte. Am Ende war er mit 12,87 gelaufene Kilometer auch der laufstärkste Spieler auf dem Platz.

Herthas Achse steht also weiterhin nicht fest. Lucas Tousart dürfte wohl nach zuletzt drei guten Auftritten in Folge gesetzt sein. Matteo Guendouzi strahlte hingegen zuletzt weniger Frische und Spielwitz als noch vor einigen Monaten aus. Die neue Rolle von Sami Khedira könnte da ein wichtiger Faktor werden. Dessen Präsenz scheint seine Mitspieler zu beflügeln und zumindest ein wenig Ruhe in das Chaos zu bringen. Die nächsten Wochen werden zeigen, wer sich im zentralen Mittelfeld endgültig durchsetzen kann. Dardai muss mal wieder Lego spielen.

Matheus Cunha – Weiter glücklos

Endgültig durchgesetzt hat sich Matheus Cunha bei Hertha schon lange. Doch der wohl gefährlichste Spieler in den Berliner Reihen wartet mittlerweile schon seit November 2020 auf einen eigenen Treffer. Nachdem er kurz vor Ende der Partie gegen Bayern schon eine Riesenmöglichkeit vergeben hatte, bekam er auch in Stuttgart einige Möglichkeiten. Viele dieser Möglichkeiten leitete er selbst ein.

Der Brasilianer war erneut ein Aktivposten, war für seine Gegenspieler nur sehr schwer zu halten und zeigte sich auch im Pressing und in Defensivzweikämpfen sehr fleißig. Er gewann die meisten Berliner Zweikämpfe (22) und war erneut mit Abstand der Spieler auf dem Platz mit den meisten erfolgreichen Dribblings (8). Was bei ihm erneut fehlte, war der Glück im Abschluss.

(Photo by RALPH ORLOWSKI/POOL/AFP via Getty Images)

Lob gab es diese Woche dafür vom neuen Mitspieler Sami Khedira: „Matheus Cunha ist ein unfassbarer Fußballer“. Doch gerade im Abstiegskampf wird seine Qualität auch zu Toren führen müssen. Die Enttäuschung über die vergebenen Chancen war Matheus Cunha immer wieder anzumerken. Gegen den Ex-Club Leipzig bekommt der 21-Jährige die nächste Chance, die Durststrecke zu beenden.

Nemanja Radonjic – noch kein Durchbruch

Ebenfalls enttäuscht von der eigenen Leistung dürfte Nemanja Radonjic sein. Der Neuzugang war wie schon im ersten Einsatz gegen Bayern in einigen Szenen zu sehen. Dass Geschwindigkeit allein nicht zum Erfolg führt, ist selbstverständlich. Warum der junge Flügelstürmer allerdings auf seine stärkste Waffe im entscheidenden Moment verzichtete, bleibt ein Rätsel. Gleich zwei Mal lief der Serbe gegen Stuttgart mit dem Tempo eines Windhundes seinen Gegenspielern davon, beide Male stoppte er jedoch völlig unerklärlich ab und ging ins Dribbling.

Somit gab er seinen Vorsprung freiwillig auf und schaffte sich unnötige Hindernisse. Dazu verstolperte er mehrere Bälle und war mitverantwortlich dafür, dass Herthas Angriffe in der Schlussphase zu oft nicht zu Ende gebracht wurden. Womöglich bremste ihn auch eine leichte Verletzung. Über die vergebenen Chancen dürfte er sich trotzdem tierisch ärgern.

Lukebakio mehr Flamingo als Känguru

Wer „tierisch“ liest, musste diese Woche schnell an Pal Dardai denken. Dieser gab in der Pressekonferenz einen kleinen Exkurs über Kängurus und erklärte, welche Gemeinsamkeiten dieses Tier mit Dodi Lukebakio hat. Ähnlich wie ein rotes Känguru also, soll Dodi Lukebakio sein. Da müssen wir ihm leider widersprechen. Auch wir bei Hertha BASE sind nämlich echte Tierexperten.

Kängurus sind kräftige Tiere, die sich nur schwer aus dem Gleichgewicht bringen lassen und zum Teil auch durch ihre Körpergröße bedrohlich wirken können. Was die Physis angeht, ähnelt Dodi Lukebakio in der Tierwelt vielleicht eher dem Flamingo, der mit einem Fuß sein ganzes Körpergewicht hält. Ein solches kann man durch einen kleinen Schubser schon aus dem Weg räumen. Wie auch in so vielen Partien in dieser Spielzeit konnte sich der Belgier nämlich körperlich nie gegen seine Gegenspieler durchsetzen.

Foto: IMAGO

Die vom Cheftrainer gelobte Geschwindigkeit des Angreifers konnte dieser ebenfalls nur selten unter Beweis stellen. Zu oft stand am Ende eines Vorstoßes nur ein einfacher Ballverlust. Zu oft war schnell die Enttäuschung in seinem Gesicht zu lesen. Allgemein war die Körpersprache von Dodi Lukebakio wieder alles andere als inspirierend. Seine Mitspieler wird er damit sicher nicht mitreißen können. Ob Flamingo oder Känguru: der belgische Nationalspieler spielt bisher eine höchst enttäuschende Saison.

Alligatoren oder Schafe und Lämmer – Hertha braucht einen Leitwolf

Lukebakio ist nicht der Einzige, der bisher in dieser Saison seine Charakterstärke vermissen lässt. Pal Dardai muss nicht wie befürchtet „20 Alligatoren“ managen, doch eine Mannschaft voller Schafe und Lämmer möchte ein Trainer sicherlich auch nicht haben. Momentan ist die blau-weiße Truppe noch ein bunter Haufen völlig unterschiedlicher Spieler und Charakter, mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen. Die fehlende Kohäsion der Spieler untereinander war in der ersten Halbzeit gegen Stuttgart stark zu spüren. Dabei sah das Team weniger nach einer hungrigen Wolfsmeute und eher wie die Arche Noah aus.

Vielleicht kann ein Alpha-Tier, ein Leitwolf diese Meute doch noch vereinen. Die Hoffnung auf eine zufriedenstellende Saison ist nach den letzten Ergebnissen jedenfalls verschwunden. Jetzt bleibt noch die Hoffnung, den kompletten Absturz zu verhindern. Dafür wird die „alte Dame“ auch im schweren Programm der nächsten Wochen punkten müssen.

*Titelbild: IMAGO

Podcast #132 Eingenetzt

Podcast #132 Eingenetzt

Yannik, Marc und Lukas besprechen in dieser Folge das Spiel gegen Stuttgart, besprechen Mitgliederzahlen, den neuen Mann im Aufsichtsrat der KgAa und die neusten Aussagen unseres Investors Lars Windhorst. Wie immer geben wir auch einen Ausblick auf die Partie gegen Leipzig.

Das mit den Kapitelmarken hat trotz langem Versuchen nicht geklappt. Sorry! Hoffentlich klappt es bei der nächsten Folge.

Wir wünschen euch ganz viel Spaß mit der Folge und freuen uns über eure Kommentare.

Teilt den Podcast gerne mit euren Freunden, der Familie oder Bekannten. Wir freuen uns über alle Hörer*innen.

Photo by Matthias Hangst/Getty Images

Vorschau: VfB Stuttgart – Hertha BSC: Sind aller guten Dinge drei?

Vorschau: VfB Stuttgart – Hertha BSC: Sind aller guten Dinge drei?

Zum Auftakt seiner erneuten Amtsführung gab es für Pal Dardai zwei Niederlagen. Weder gegen Eintracht Frankfurt, noch gegen den FC Bayern München konnte gepunktet werden. Nun steht das dritte Spiel in der Saison mit Dardai als Trainer an, gegen den VfB Stuttgart. Doch was können wir von den Schwaben erwarten – und was von Hertha?

Darüber haben wir mit den Stuttgart-Experten Sebastian Rose und Andreas Zweigle von vertikalpass.de gesprochen.

Der VfB Stuttgart spielt so, wie man es von einem Aufsteiger nicht unbedingt erwartet. Ihr Spiel ist von frischem, torhungrigem Offensivfußball durch junge Charaktere geprägt. Zurück in der ersten Bundesliga präsentieren sich die Schwaben, als wären sie nie weggewesen. Zurecht haben sie sich in der aktuellen Saison im Mittelfeld etabliert.

Starker VfB: Davor muss sich Hertha in Acht nehmen

„Viele Spieler haben den nächsten Schritt gemacht“, sagen die Stuttgart-Experten Sebastian Rose und Andreas Zweigle über ihre Mannschaft. Einige sogar den Übernächsten, finden sie. Etwa Mateo Klimowicz oder Tanguy Coulibaly, die in der zweiten Bundesliga kaum eine Rolle gespielt hätten – nun aber beide einen Dauerplatz in der Startelf inne haben.

Eine große Stärke von Stuttgart und „den jungen Wilden“ liege darin, dass die Mannschaft nie aufgeben würde. „Auch bei Rückständen nicht“, sagen die Beiden. Aber wie es oft bei einer jungen Mannschaft ist, so schwankt auch bei den Schwaben die Formkurve häufig. Als Beleg dienen dabei das letzte Spiel, eine 2:5-Niederlage gegen Bayer Leverkusen. Auch gegen Bielefeld unterlag man mit 0:3 deutlich. Wohingegen die Schwaben zu Hause gegen Gladbach einen Punkt holen und Borussia Dortmund auswärts mit 5:1 besiegen konnten.

(Photo by Focke Strangmann – Pool/Getty Images)

Der VfB spielt flexiblen Offensivfußball, mit schnellen Spielern, die immer wieder in die Tiefe stoßen und so Gegenspieler an sich binden. „Das Team such immer die spielerische Lösung und glaubt immer an den Erfolg“, sagen Sebastian Rose und Andreas Zweigle. Vom tiefstehendem Aufsteiger, welcher mit langen Bällen in die Spitze operiert, kann hier nicht die Rede sein.

„Wenn das Team Raum für sein schnelles Umschaltspiel bekommt, dann ist der VfB nur sehr schwer zu verteidigen“, sagen die Beiden. Denn dann geht es mit schnellen Pässen von hinten nach vorne – Konterfußball, der gekonnt ist. Stuttgart funktioniert vor allem als „Underdog“, wenn der Gegner den Ball hat und das Spiel zu lenken gedenkt. Dann aber grätscht das kompakte Mittelfeld der Schwaben am liebsten zu, geht aggressiv in das Pressing und erobert sich den Ball, um ihn schnell und direkt in die Spitzen zu spielen.

Für Hertha ist der VfB Stuttgart ein durchaus ungemütlicher Gegner, liegen den Berlinern doch selbst auch Mannschaften eher, die selbst das Spiel gestalten. Rückt Hertha in diese Rolle, weiß das Team zu oft zu wenig mit dem Ball anzufangen.

Was für ein Spiel werden wir also sehen?

Skeptisch betrachtet wird es ein Spiel bestehend aus dem Mittelfeld beider Teams und einer großen Portion Langeweile. Läuft es klassisch, findet Hertha nicht die Lücken in der Abwehr des Gegners und schiebt den Ball dauerhaft hin und her, von der einen Seite zur Anderen – und zum Torwart, vermutlich Rune Jarstein. Auch Stuttgart wird es dann schwer haben, gegen eine tiefe und dichtstehende Berliner Abwehr. Aber, es kann auch alles anders laufen.

„Als Problemzone hat sich in den letzten Spielen die rechte Defensivseite entpuppt“, sagen die zwei Experten. Weder Pascal Stenzel noch Dinos Mavropanos haben sich hier dauerhaft beweisen können. Und die favorisierte Dreierkette in der Abwehr könnte für die schnelle und technisch starke Offensive der Berliner wie gerufen kommen.

(Photo by STEFANIE LOOS/AFP via Getty Images)

Gespannt sein darf man in jedem Fall auf die Aufstellung von Pal Dardai. Sowohl gegen Frankfurt als auch gegen Bayern wusste er mit einigen Änderungen zu überraschen. Darüber zu spekulieren wie gespielt wird, scheint deshalb sehr (wage)mutig. Also wieder zum VfB:

Mit Nicolas Gonzales fällt der drittbeste Scorer des Teams aus. Sorgen bereitet das Sebastian Rose und Andreas Zweigle aber nicht. „Er fehlte bereits zu Beginn der Saison und die Mannschaft konnte das gut kompensieren“, sagen sie. Etwa durch Sasa Kalajdzic, der ein gänzlich anderer Spielertyp sei und vor allem durch seine hohe Körpergröße von zwei Metern und dem einergehendem Kopfballspiel auffallen würde. Bekanntlich sind die Berliner bei Standards auch durchaus anfällig. Dennoch „sollte er nicht nur auf sein Kopfballspiel reduziert werden“, sagen die beiden weiter. Kalajdzic könne vielseitig einsetzbar sein, etwa im Kombinationsspiel oder auch als „klassischer Wanderspieler“, der die Meter macht und ins Gegenpressing geht. „Acht Tore sprechen für sich“, fassen die Beiden über ihn zusammen.

Und die Beiden haben eine Warnung an die Berliner Mannschaft: „Im Prinzip aber müsst ihr auf alle aufpassen, nur unseren Keeper Kobel könnt ihr ungedeckt lassen“, sagen sie. Na dann.

Ascacibar und Khedira an alter Wirkungsstätte

Angesprochen auf die Hertha, nennen die Beiden Matheus Cunha. „Er scheint euer Unterschiedsspieler zu sein“, sagen sie. Und nach seiner verpassten Chance in den Schlussminuten gegen Bayern und weiteren Spielen, in denen Cunha eben nicht den Unterschied gemacht hat, wird er heiß darauf sein, gegen Stuttgart etwas wieder gut zu machen.

Auch Santiago Ascacibar wird vermutlich wieder spielen. Dardai steht einfach auf Kämpfer und jene, die mit Herzblut und Leidenschaft dabei sind, also auch die nötige Härte mit sich bringen. Gegen Bayern überzeugte der “junge Skjelbred”, wie ihn Dardai taufte, mit starken Tacklings, Grätschen und wusste es gut, die Lücken zu schließen. Wer weiß, was dem Ex-Stuttgarter gegen seinen alten Verein noch so einfällt.

Zu überzeugen wusste vor allem auch Neuzugang Nemanja Radonjic. Gegen Bayern wurde er zwar erst in der 63. Minute eingewechselt, überzeugte in der guten halben Stunde aber mit extrem starken Dribblings auf seiner linken Seite, welche teilweise sogar die Bayern-Defensive schwindelig werden lies. Ihm könnte gegen Stuttgart gar ein Startelfeinsatz winken. Anders als Sami Khedira, dem man die viele Zeit ohne Spiele bei Juventus Turin ansah. Gleichsam spürte man aber auch seine Präsenz auf dem Platz – die Antwort ist ja: Er kann der Leader sein, den Hertha brauchte. 99 Spiele hat er in der Bundesliga schon auf dem Buckel – 98 davon beim VfB Stuttgart. Vielleicht folgt gegen sie mit einer Einwechslung sein 100.

Foto: xMatthiasxKochx/IMAGO

Schlussendlich prognostizieren die Beiden kein schönes Spiel. Eben weil beide Teams sich gegenseitig neutralisieren könnten und es beiden Teams schwer fällt, das Spiel über den eigenen Ballbesitz heraus gefährlich zu gestalten. „Am Ende wird es aber zwei zu eins für den VfB ausgehen“, glauben sie. Doch das prognostizierte Tor für Hertha, solle dabei ein ganz besonderes sein. „Den Treffer für die Hertha erzielt natürlich Sami Khedira in seinem 100. Bundesligaeinsatz.

[Titelbild: Photo by Maja Hitij/Getty Images]