Vorschau: VfB Stuttgart – Hertha BSC: Sind aller guten Dinge drei?

von Feb 12, 2021

Zum Auftakt seiner erneuten Amtsführung gab es für Pal Dardai zwei Niederlagen. Weder gegen Eintracht Frankfurt, noch gegen den FC Bayern München konnte gepunktet werden. Nun steht das dritte Spiel in der Saison mit Dardai als Trainer an, gegen den VfB Stuttgart. Doch was können wir von den Schwaben erwarten – und was von Hertha?

Darüber haben wir mit den Stuttgart-Experten Sebastian Rose und Andreas Zweigle von vertikalpass.de gesprochen.

Der VfB Stuttgart spielt so, wie man es von einem Aufsteiger nicht unbedingt erwartet. Ihr Spiel ist von frischem, torhungrigem Offensivfußball durch junge Charaktere geprägt. Zurück in der ersten Bundesliga präsentieren sich die Schwaben, als wären sie nie weggewesen. Zurecht haben sie sich in der aktuellen Saison im Mittelfeld etabliert.

Starker VfB: Davor muss sich Hertha in Acht nehmen

„Viele Spieler haben den nächsten Schritt gemacht“, sagen die Stuttgart-Experten Sebastian Rose und Andreas Zweigle über ihre Mannschaft. Einige sogar den Übernächsten, finden sie. Etwa Mateo Klimowicz oder Tanguy Coulibaly, die in der zweiten Bundesliga kaum eine Rolle gespielt hätten – nun aber beide einen Dauerplatz in der Startelf inne haben.

Eine große Stärke von Stuttgart und „den jungen Wilden“ liege darin, dass die Mannschaft nie aufgeben würde. „Auch bei Rückständen nicht“, sagen die Beiden. Aber wie es oft bei einer jungen Mannschaft ist, so schwankt auch bei den Schwaben die Formkurve häufig. Als Beleg dienen dabei das letzte Spiel, eine 2:5-Niederlage gegen Bayer Leverkusen. Auch gegen Bielefeld unterlag man mit 0:3 deutlich. Wohingegen die Schwaben zu Hause gegen Gladbach einen Punkt holen und Borussia Dortmund auswärts mit 5:1 besiegen konnten.

(Photo by Focke Strangmann – Pool/Getty Images)

Der VfB spielt flexiblen Offensivfußball, mit schnellen Spielern, die immer wieder in die Tiefe stoßen und so Gegenspieler an sich binden. „Das Team such immer die spielerische Lösung und glaubt immer an den Erfolg“, sagen Sebastian Rose und Andreas Zweigle. Vom tiefstehendem Aufsteiger, welcher mit langen Bällen in die Spitze operiert, kann hier nicht die Rede sein.

„Wenn das Team Raum für sein schnelles Umschaltspiel bekommt, dann ist der VfB nur sehr schwer zu verteidigen“, sagen die Beiden. Denn dann geht es mit schnellen Pässen von hinten nach vorne – Konterfußball, der gekonnt ist. Stuttgart funktioniert vor allem als „Underdog“, wenn der Gegner den Ball hat und das Spiel zu lenken gedenkt. Dann aber grätscht das kompakte Mittelfeld der Schwaben am liebsten zu, geht aggressiv in das Pressing und erobert sich den Ball, um ihn schnell und direkt in die Spitzen zu spielen.

Für Hertha ist der VfB Stuttgart ein durchaus ungemütlicher Gegner, liegen den Berlinern doch selbst auch Mannschaften eher, die selbst das Spiel gestalten. Rückt Hertha in diese Rolle, weiß das Team zu oft zu wenig mit dem Ball anzufangen.

Was für ein Spiel werden wir also sehen?

Skeptisch betrachtet wird es ein Spiel bestehend aus dem Mittelfeld beider Teams und einer großen Portion Langeweile. Läuft es klassisch, findet Hertha nicht die Lücken in der Abwehr des Gegners und schiebt den Ball dauerhaft hin und her, von der einen Seite zur Anderen – und zum Torwart, vermutlich Rune Jarstein. Auch Stuttgart wird es dann schwer haben, gegen eine tiefe und dichtstehende Berliner Abwehr. Aber, es kann auch alles anders laufen.

„Als Problemzone hat sich in den letzten Spielen die rechte Defensivseite entpuppt“, sagen die zwei Experten. Weder Pascal Stenzel noch Dinos Mavropanos haben sich hier dauerhaft beweisen können. Und die favorisierte Dreierkette in der Abwehr könnte für die schnelle und technisch starke Offensive der Berliner wie gerufen kommen.

(Photo by STEFANIE LOOS/AFP via Getty Images)

Gespannt sein darf man in jedem Fall auf die Aufstellung von Pal Dardai. Sowohl gegen Frankfurt als auch gegen Bayern wusste er mit einigen Änderungen zu überraschen. Darüber zu spekulieren wie gespielt wird, scheint deshalb sehr (wage)mutig. Also wieder zum VfB:

Mit Nicolas Gonzales fällt der drittbeste Scorer des Teams aus. Sorgen bereitet das Sebastian Rose und Andreas Zweigle aber nicht. „Er fehlte bereits zu Beginn der Saison und die Mannschaft konnte das gut kompensieren“, sagen sie. Etwa durch Sasa Kalajdzic, der ein gänzlich anderer Spielertyp sei und vor allem durch seine hohe Körpergröße von zwei Metern und dem einergehendem Kopfballspiel auffallen würde. Bekanntlich sind die Berliner bei Standards auch durchaus anfällig. Dennoch „sollte er nicht nur auf sein Kopfballspiel reduziert werden“, sagen die beiden weiter. Kalajdzic könne vielseitig einsetzbar sein, etwa im Kombinationsspiel oder auch als „klassischer Wanderspieler“, der die Meter macht und ins Gegenpressing geht. „Acht Tore sprechen für sich“, fassen die Beiden über ihn zusammen.

Und die Beiden haben eine Warnung an die Berliner Mannschaft: „Im Prinzip aber müsst ihr auf alle aufpassen, nur unseren Keeper Kobel könnt ihr ungedeckt lassen“, sagen sie. Na dann.

Ascacibar und Khedira an alter Wirkungsstätte

Angesprochen auf die Hertha, nennen die Beiden Matheus Cunha. „Er scheint euer Unterschiedsspieler zu sein“, sagen sie. Und nach seiner verpassten Chance in den Schlussminuten gegen Bayern und weiteren Spielen, in denen Cunha eben nicht den Unterschied gemacht hat, wird er heiß darauf sein, gegen Stuttgart etwas wieder gut zu machen.

Auch Santiago Ascacibar wird vermutlich wieder spielen. Dardai steht einfach auf Kämpfer und jene, die mit Herzblut und Leidenschaft dabei sind, also auch die nötige Härte mit sich bringen. Gegen Bayern überzeugte der “junge Skjelbred”, wie ihn Dardai taufte, mit starken Tacklings, Grätschen und wusste es gut, die Lücken zu schließen. Wer weiß, was dem Ex-Stuttgarter gegen seinen alten Verein noch so einfällt.

Zu überzeugen wusste vor allem auch Neuzugang Nemanja Radonjic. Gegen Bayern wurde er zwar erst in der 63. Minute eingewechselt, überzeugte in der guten halben Stunde aber mit extrem starken Dribblings auf seiner linken Seite, welche teilweise sogar die Bayern-Defensive schwindelig werden lies. Ihm könnte gegen Stuttgart gar ein Startelfeinsatz winken. Anders als Sami Khedira, dem man die viele Zeit ohne Spiele bei Juventus Turin ansah. Gleichsam spürte man aber auch seine Präsenz auf dem Platz – die Antwort ist ja: Er kann der Leader sein, den Hertha brauchte. 99 Spiele hat er in der Bundesliga schon auf dem Buckel – 98 davon beim VfB Stuttgart. Vielleicht folgt gegen sie mit einer Einwechslung sein 100.

Foto: xMatthiasxKochx/IMAGO

Schlussendlich prognostizieren die Beiden kein schönes Spiel. Eben weil beide Teams sich gegenseitig neutralisieren könnten und es beiden Teams schwer fällt, das Spiel über den eigenen Ballbesitz heraus gefährlich zu gestalten. „Am Ende wird es aber zwei zu eins für den VfB ausgehen“, glauben sie. Doch das prognostizierte Tor für Hertha, solle dabei ein ganz besonderes sein. „Den Treffer für die Hertha erzielt natürlich Sami Khedira in seinem 100. Bundesligaeinsatz.

[Titelbild: Photo by Maja Hitij/Getty Images]

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Steve Reutter

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