Vorschau: Selbstbewusste Herthaner gegen den Vizemeister

Vorschau: Selbstbewusste Herthaner gegen den Vizemeister

Wir haben grundsätzliches Verständnis für die Bedürfnisse der Verbände und Nationalmannschaften. Aber gerade in diesen Zeiten kommen Spieler an ihre Belastungsgrenzen und insbesondere die Sinnhaftigkeit von Freundschaftsspielen kann man hinterfragen.“ Viel treffender als Michael Preetz es auf der jüngsten Spieltagspressekonferenz fomulierte, kann man es kaum zusammenfassen. Inmitten einer Pandemie werden Spieler um die halbe Welt geschickt, um unter anderem ein Turnier zu spielen, von dem eigentlich niemand weiß, was es da zu gewinnen gibt. Dann obendrein neben diesem “Turnier“ auch noch Freundschaftsspiele anzusetzen – also im Endeffekt Spiele, die ebenso bedeutungslos sind wie die Nations League, nur dass der UEFA hierfür bislang noch kein Fantasiewettbewerb eingefallen ist, der dem Ganzen künstlich Wichtigkeit verleiht – setzt der Absurdität die Krone auf.

Während man früher immer nur darum bangte, dass sich ja kein Spieler der eigenen Mannschat verletzten möge, muss man nun hoffen, dass alle Corona-frei zurückkehren. What a time to be alive. Doch immerhin gibt es Licht am Ende des Tunnels, denn glücklicherweise findet das nächste Länderspiel erst im März statt. Bis dahin hat Hertha also reichlich Zeit, dort anzuknüpfen, wo vor der Unterbrechung aufgehört wurde. Nach zuletzt vier Punkten aus zwei Spielen mit jeweils sehr überzeugenden Auftritten befindet sich das Team von Bruno Labbadia im Aufschwung. Dieser soll nun – trotz anstehender Herkulesaufgabe – fortgesetzt werden. Am Samstagabend geht es gegen den amtierenden Vizemeister aus Dortmund.

Um einen detaillierten Einblick in die aktuelle Lage bei Borussia Dortmund zu bekommen, haben wir mit BVB-Experte Julius gesprochen.

Der einzige Hoffnungsträger im Kampf gegen das Imperium

So langsam fühlt es sich an wie bei „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Jahr um Jahr träumt der neutrale Fußballfan davon, dass es endlich mal ein Meisterrennen mit offenem Ausgang geben möge und setzt seine Hoffnungen dabei naturgemäß in den einzigen Verein, der berechtigte Ambitionen auf den Titel haben kann und nicht gleichzeitig von den Brausemillionen eines Rechtspopulisten in die Liga gekauft wurde – nur um dann Jahr ein Jahr aus wieder der Realität ins Auge blicken zu müssen, die lautet, dass am Branchenprimus aus München nun mal kein Vorbeikommen ist.

Gerade der Verbleib von Sancho kann als Trumpf für den BVB gewertet werden. (Photo by Lukas Schulze/Getty Images)

Auch in diesem Jahr keimt dieses kleine Fünkchen Hoffnung an so mancher Stelle wieder auf. Immerhin hat der FC Bayern einen gewissen Thiago an die Konkurrenz aus Liverpool verloren. Auch Philippe Countinho und Ivan Perisic wurden nach ihren Leihen wieder abgegeben. Zudem fällt Joshua Kimmich nach zugezogenem Meniskussschaden im Spiel gegen den BVB voraussichtlich bis Januar aus. Weniger optimistische Menschen könnten entgegnen, dass sich die Bayern in Person von unter anderem Leroy Sané jetzt allerdings auch nicht allzu verkehrt verstärkt haben. Aber an irgendetwas muss man sich ja hochziehen. Und dieser Umstand ist in dem Fall, dass der BVB im Gegensatz zu den Münchenern lediglich die Real-Leihgabe Achraf Hakimi hat abgegeben müssen, während alle übrigen Leistungsträger – allen voran Jadon Sancho, den viele schon in Manchester sahen – der Borussia erhalten geblieben sind.

Hierin besteht auch laut Julius der Trumpf in der aktuellen Spielzeit: „Was besonders positiv heraussticht und den Transfersommer zu einem, meiner Meinung nach, sehr gutem Transfersommer macht, ist die Tatsache, dass das Team größtenteils zusammengehalten wurde. Zu oft wurden in der Vergangenheit gefühlt die Hälfte einer Mannschaft innerhalb von einem Jahr durchgerauscht. Wenn man sich kontinuierlich verbessern will, braucht man in allen Bereichen Kontinuität. Zusätzlich hat man mit Jude Bellingham in einer komplizierten Wirtschaftslage eines der begehrtesten Talente der Fußballwelt verpflichten können und auch seine Leistungen in Schwarzgelb unterstreichen dies nochmal.“

Das verflixte zweite Gesicht

So darf beim Blick auf den Kader und auch angesichts von bislang lediglich drei Punkten Rückstand auf den FC Bayern also durchaus weiterhin auf ein spannendes Meisterrennen gehofft werden – wäre da nicht dieses zweite Gesicht, das der BVB partout nicht abstellen will. Nichts veranschaulicht diese zwei Gesichter des BVB so schön wie die ersten beiden Spieltage. Zum Saisonauftakt empfing der BVB daheim Borussia Mönchengladbach – die Positivüberraschung der vorangegangenen Spielzeit und ein Team, dem viele insbesondere dank Trainer Marco Rose in dieser Saison einiges zutrauen. Den BVB ließen die Vorschusslorbeeren für den Gegner indes kalt. Im Stile einer Spitzenmannschaft fertigten die Schwarz-Gelben Gladbach mit 3:0 ab, ohne wirklich überlegen gewesen zu sein. Aus vier Torschüssen erzielte man drei Treffer.

Zum Haareraufen: Unnötige Niederlagen wie gegen Augsburg passieren dem BVB seit Jahren. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Genau diese Effizienz wurde eine Woche später jedoch schmerzlich vermisst. Trotz 80 Prozent Ballbesitz unterlagen die Dortmunder mit 0:2 in Augsburg. Einmal mehr – wie schon so oft in den zurückliegenden Jahren – ließ der BVB Punkte liegen, wo es eigentlich nicht passieren darf. So stellt Julius fest: „Diese Verzweiflung speist sich vor allem auch daraus, dass man sich das Zustandekommen einfach nicht wirklich erklären kann. Trainer, Spieler, alles wurde schonmal ausgetauscht, doch diese Aussetzer sind geblieben.

Zumindest in dieser Saison muss man aber fairerweise anmerken, dass die Spiele gegen Augsburg und Lazio zwar auch enttäuscht haben, aber zumindest mich persönlich noch nicht wieder zum Verzweifeln gebracht haben. Dafür war alles vor und nach diesen Niederlagen zu souverän und abgeklärt. Vielleicht müssen wir das zweite Gesicht in dieser Saison ja doch nicht so oft sehen.“ Aus blau-weißer Sicht darf jenes Gesicht aber gern noch zweimal in dieser Saison zum Vorschein kommen.

Verabschiedet sich Favre mit dem Titel?

Dass der BVB trotz dieses begnadeten Kaders immer wieder Leistungsschwankungen unterliegt und es daher noch nicht zum ersten ganz großen Wurf seit 2012 gereicht hat, ist zum einen mit dem jungen Alter von Leistungsträgern wie Sancho, Haaland und Reyna zu erklären. Zum anderen wird aber auch Trainer Lucien Favre immer wieder in die Argumentation mit aufgenommen, wenn es um die Suche nach Gründen für das Ausbleiben von Meisterschaften in den letzten beiden Jahren geht. Dass Favre ein Fußballlehrer ist, an dem sich die Geister scheiden, weiß man als Hertha-Fan nur allzu gut. Unbestritten sind seine Qualitäten als Taktiker und Tüftler. Ebenso bekannt ist aber gleichzeitig auch, dass der Schweizer nicht unbedingt als Menschenfänger bekannt ist. Eine Qualität, der in Dortmund seit Jürgen Klopp (zu) viel Stellenwert beigemessen wird. Immer wieder heißt es, Favre könnte einer Mannschaft nicht die letzten fehlenden Prozentpunkte an Leidenschaft vermitteln, die es braucht, um ein Team zur Meisterschaft zu führen. Wie nachvollziehbar und schlüssig diese Aussagen tatsächlich sind, müssen andere beurteilen.

Lucien Favre spaltet das Umfeld des BVB auch in dieser Saison wieder. (Photo by Friedemann Vogel/Pool via Getty Images)

Fakt ist, dass Favre nach Thomas Tuchel der BVB-Trainer mit dem besten Punkteschnitt ist und die Borussia – nachdem dort zwischenzeitlich unter anderem ein gewisser Peter Stöger im Amt war und den drögesten Fußball seit Thomas Doll hat spielen lassen – wieder zu einem Team mit Titelambitionen und einem klaren Konzept auf dem Platz geführt hat. So fasst auch Julius zusammen: „Einerseits ist es nicht von der Hand zu weisen, dass ein wenig mehr Konstanz im ersten Jahr seiner Amtszeit wohl die Meisterschaft bedeutet hätte, andererseits hat er, was Punkte und Platzierungen angeht, schon das herausgeholt was man von dieser Mannschaft erwartet.

Wer eine Meisterschaft als einziges Kriterium sieht, was über die Leistung eines BVB-Trainers entscheidet, hat wohl ein wenig verschlafen, dass die Bayern auch noch mitspielen. Seine Art scheint manche Fans nicht zufriedenzustellen, auch das darf man nicht außen vor lassen. Am Ende wird es ziemlich sicher auf eine Trennung hinauslaufen, und das ist auch okay, wenn man dann einen mindestens ebenso geeigneten Kandidaten als Nachfolger präsentieren kann. Favre hat dann drei Jahre gute Arbeit geleistet, den BVB als 2. der Liga stabilisiert und einige Youngstars zu Stars geformt, zum ganz großen Wurf hat es aber nicht gereicht. Nur Titel könnten dies noch ändern.“

Nachdem auch Thomas Tuchel nach einem Titel, dem Sieg des DFB-Pokals, gehen musste – gleichwohl die Gründe hier gänzlich anderer Natur waren – wäre es Favre zu wünschen, dass er in seiner (vielleicht) abschließenden Saison bei Borussia Dortmund das nachholt, was ihm mit Hertha vor nunmehr 11 ½ Jahren so haarscharf verwehrt blieb. Aber mit dem Punktesammeln dürfen er und seine Mannschaft sich gern noch eine Woche Zeit lassen.

[Titelbild: Lars Baron/Getty Images]

Vorschau: Hertha gegen das Überraschungsteam aus Augsburg

Vorschau: Hertha gegen das Überraschungsteam aus Augsburg

Ist das Glas nun halb voll oder halb leer? Dem couragierten Auftritt in Leipzig, bei dem Hertha jedoch leer ausging, folgte gegen Wolfsburg ein dominanter Auftritt, der nichts anderes als einen Sieg verdient gehabt hätte. Doch wie schon in Leipzig verpasste es Hertha, sich zu belohnen, sodass man nach dem 1:1 klar von zwei verlorenen Punkten statt einem gewonnenen sprechen muss. Dennoch macht die Leistung einmal mehr Mut. Allein helfen Anerkennung und Lob wenig, wenn der Ertrag ausbleibt. Und so steht das Team von Bruno Labbadia vor dem Spiel gegen Augsburg unter Druck. Zumal keinesfalls davon ausgegangen werden darf, dass eine Partie gegen diesen FCA zum Spaziergang wird.

Im Vorfeld der Partie haben wir mit Augsburg-Expertin Kristell, unter anderem bekannt aus dem FRÜF-Podcast, gesprochen, um zu ergründen, wie der gute Saisonstart der Fuggerstädter zu erklären ist.  

Mit „Augsburger Tugenden“ in die Erfolgsspur

Mit defensiver Kompaktheit weiß der FC Augsburg bisher zu überzeugen. (Photo by ROLF VENNENBERND/POOL/AFP via Getty Images)

Wer dieser Tage auf die Tabelle blickt, wird sich angesichts einiger Platzierungen verwundert die Augen reiben. Die positive Überraschung dieser zugegebenermaßen noch sehr jungen Saison stellt der FC Augsburg auf Platz 6 dar. Dass derartige Platzierungen gerade zu Saisonstart des Öfteren zustandekommen, ist kein Novum. So weilte Paderborn vor einigen Jahren zu Beginn der Spielzeit gar an der Tabellenspitze, nur um am Ende dann den Gang in die zweite Liga antreten zu müssen. In Bezug auf Augsburg muss man diese Leistung aber besonders wertschätzen, wenn man sich das Auftaktprogramm anschaut. So ist der FCA die einzige Mannschaft, die dem BVB bislang Punkte in der Liga abnehmen konnte.

Die Gründe für den erfolgreichen Start sieht Kristell neben den Neuzugängen – allen voran Gikiewicz und Caligiuri – vor allem in der Rückbesinnung auf die „Augsburger Tugenden“: „Was ich Augsburger Tugenden nenne, ist das, was allen anderen am FCA so höllisch auf die Nerven geht: Gegen uns zu spielen, macht keinen Spaß. In den letzten Spielzeiten war das etwas abhandengekommen, der FCA wirkte zuweilen hilflos und ließ sich auch mal abschießen, das ist diese Saison noch nicht passiert. Es ist zwar nicht immer schön, was die Augsburger auf den Rasen bringen, aber meistens sehr effektiv, und aus sehr wenig Ballbesitz haben wir so schon erstaunlich viele Punkte, und wahrscheinlich wenig Freunde fürs Leben gemacht.“

Gleichzeitig ordnet Kristell ein, dass auch der Faktor Glück eine nicht unwesentliche Rolle spielt: „Dass wir den BVB am Anfang der Saison erwischten, wo noch nicht alles rund lief und dann gleich 2:0 gewinnen konnten, daran hatte auch die Tatsache Anteil, dass bei dem Spiel 6000 Fans das Team unterstützen konnten. Und von diesen ersten ziemlich guten Partien zehren wir heute noch.“

Herrlichs Fußball passt zum FCA

Auch dank Trainer Heiko Herrrlich holte der FCA zehn Punkte aus den erste sechs Partien. (Photo by ROLF VENNENBERND/POOL/AFP via Getty Images)

Wenn davon die Rede ist, dass die „Augsburger Tugenden“ wieder auf dem Platz sichtbar sind, hängt das auch zu großen Teilen mit Heiko Herrlich zusammen. Der vormalige Leverkusen-Coach leitet seit März diesen Jahres das Training in der Fuggerstadt.

Seine Spielidee, „aus kompakter Defensive schnell nach vorn kommen um mit wenig Ballbesitz dennoch möglichst viele Torchancen zu erzielen“ passt zum FCA: „Der FCA verteidigt nun wieder so diszipliniert, dass Gegentreffer hart erarbeitet werden müssen. So können wir stärkere Gegner wieder mürbe machen, das geht gegen manche ganz gut auf. Im Spiel mit dem Ball sehe ich noch Luft nach oben, aber auch hier zeigen die letzten Spiele, dass die Mannschaft in der Lage ist, Chancen zu erzielen und Fehler auszunutzen, und dabei nicht auf einzelne Akteure angewiesen ist, sondern wie beim FCA immer wichtig, Tore eine Gemeinschaftsleistung sind.

Mit Demut in den Rest der Saison

Trotz des aktuellen Höhenflugs besteht in Augsburg keinerlei Gefahr, abzuheben: „Klassenerhalt ist das erste und das einzige Ziel. Das halte ich auch im zehnten Jahr in der Bundesliga für sinnvoll, auch wenn natürlich schon wieder Träumereien vom europäischen Wettbewerb durch einige Fanköpfe geistern. Auch wenn wir momentan recht gut dastehen und entspannt sein können, sollte uns in Augsburg bewusst sein, wie fragil Erfolg in der Bundesliga ist, und spätestens dann, wenn die 80 Millionen Fußballexperten da draußen sagen, der FCA hätte diese Saison mit dem Abstieg nix zu tun, sollten wir besonders vorsichtig werden“, ordnet Kristell die Erwartungshaltung ein. Ein Ansatz, der so manch anderen Clubs, die in der Tabelle gerade wesentlich tiefer rangieren, auch gut zu Gesicht stünde.

Eine halbe Stunde als Hoffnungsschimmer

Er war das belebende Element in der zweiten Halbzeit. Es war die 57. Minute, als Matteo Guendouzi sein heiß erwartetes Debüt im blau-weißen Trikot gab – und der Franzose hielt auf Anhieb, was sich viele von ihm versprechen. Er forderte und verteilte Bälle, überzeugte mit hoher Dynamik und Spielwitz, hatte keinerlei Anpassungsschwierigkeiten. Kann die Arsenal-Leihgabe an diese Leistung in den kommenden Monaten anknüpfen, kann man sich aus Herthaner Sicht nur freuen – im besten Fall gleich am Samstag gegen Augsburg.

[Titelbild: Alexandra Beier/Bongarts/Getty Images]

Vorschau: Ein Hauch Optimismus gegen bissige Wölfe

Vorschau: Ein Hauch Optimismus gegen bissige Wölfe

Vierte Niederlage in Folge, dazu eine gelb-rot-Sperre von Zeefuik und das Gefühl, dass eigentlich mehr drin gewesen wäre. Der Auftritt in Leipzig war in Bezug auf den Ertrag wahrlich einer zum Vergessen. Spielerisch hingegen wusste Hertha durchaus zu überzeugen und mit ein bisschen mehr Konzentration und weniger Missgeschick im eigenen Strafraum wäre für die „Alte Dame“ ein Punktgewinn durchaus im Bereich des Machbaren gewesen. So stehen am Ende zwar nur drei Punkte nach fünf Spielen, aber immerhin auch die Erkenntnis, dass die Mannschaft zweifelsohne die Qualität hat, an guten Tagen sogar mit den Großen mitzuhalten. Diesen Schwung gilt es nun, gegen Wolfsburg mitzunehmen.

Um den bestmöglichen Einblick in die Lage beim VfL zu bekommen, haben wir mit Wolfsburg-Expertin Becci gesprochen und sie unter anderem gefragt,  woher die neu gewonnene defensive Stabilität der „Wölfe“ kommt.

Ungeschlagen und doch unzufrieden?

Am Sonntag gab es für Wolfsburg gegen Bielefeld den ersten Saisonsieg. (Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Zusammen mit Leipzig und Leverkusen ist der VfL nach fünf Spieltagen das einzige ungeschlagene Team der Liga. Zudem stellt das Team von Oliver Glasner mit drei Gegentoren die zweitbeste Defensive.

So viel zur einen Seite der Medaille. Auf der Kehrseite stehen hingegen Platz 10 und überschaubare vier selbst erzielte Tore. Becci konstatiert die Situation wie folgt: „Es fehlen einfach die Tore. Wenn man sich auf das Spiel gegen den Ball konzentrieren will, dann muss wenigstens die Chancenverwertung stimmen, und die stimmt hinten und vorne nicht. Vor diesem Hintergrund sehe ich wenig Gründe, mich über ein uninspiriertes 0-0 zu freuen. […] Es ist wie so oft beim VfL: Was auf den ersten Blick eigentlich ganz ok aussieht, hinterlässt auf den zweiten einen faden Beigeschmack.

Ich hoffe wirklich sehr, dass das Spiel gegen die Arminia auch in der Art, wie es lief, ein Weckruf war, der die Mannschaft auch spielerisch auf den richtigen Weg zurückgeholt hat. Gefühlt sind wir jetzt so richtig in der Bundesligasaison angekommen und es sollte bergauf gehen. Bis zum Spiel gegen die Bayern im Dezember warten sechs absolut schlagbare Gegner auf uns. In den nächsten Wochen wird sich also zeigen, wie viel der Funken von Zufriedenheit und Optimismus, den die letzten Wochen in mir entzündet haben, wert ist.“

Was nicht gerade förderlich für die Zufriedenheit und den Optimismus ist, ist das Abschneiden des VfL in der diesjährigen Europa League-Saison, in der man in den Playoffs gegen AEK Athen ausschied. Doch wie so viele Aspekte bei den Wolfsburgern lassen sich auch hier zwei Sichtweisen erkennen: Zum einen natürlich die Enttäuschung ob der blamablen Vorstellung, zum anderen aber auch die Erkenntnis, „dass wir uns aufgrund des Pandemiegeschehens ja ohnehin schon in einer unglaublich eng getakteten Saison befinden [und deswegen] auch eine gewisse Erleichterung über den Wegfall der Doppelbelastung wahrnehmen. Dadurch, dass in der Liga ja lange der erste Sieg fehlte, bestand schon früh die Sorge, wieder in die abstiegsbedrohten Gefilde der Saisons 16/17 und 17/18 zu geraten – und das will wirklich niemand, zu schwer wiegen die Erfahrungen und aus zwei Mal Relegation. Wenn man das Ausscheiden also von der positiven Seite aus betrachten will, dann lässt sich festhalten, dass es gerade in diesem Jahr vielleicht wichtigeres gibt als die Europa League.“

Die Abkehr vom Ballbesitzfußball

Wolfsburg-Coach Oliver Glasner verfolgt einen gänzlich anderen Ansatz als Vorgänger Labbadia. (Photo by RONNY HARTMANN/AFP via Getty Images)

Wenn Hertha am Sonntagabend auf Wolfsburg trifft, ist das für Bruno Labbadia eine Reise in die Vergangenheit. Bis zum Sommer 2019 leitete der jetzige Hertha-Trainer die Übungseinheiten in der Autostadt und ließ viele seiner Kritiker verstummen. War er nach seiner Zeit beim HSV vor allem als „Retter“ abgestempelt worden, zeigte er in Wolfsburg eindrucksvoll, dass er sehr wohl in der Lage ist, ein Team spielerisch weiterzuentwickeln. Als eines von wenigen Teams wollte der VfL den Ball haben und wusste damit etwas anzufangen.

Schaut man sich die Spiele der Wolfsburger heute an, wirken diese Eindrücke, als seien sie aus einer anderen Zeit. Der Ansatz von Oliver Glasner ist ein gänzlich anderer. Der Fokus liegt auf schnellen Kontern und defensiver Stabilität. Die Zahlen belegen das Ganze eindrucksvoll. Selbst im Heimspiel gegen Aufsteiger Bielefeld kamen die „Wölfe“ nur auf 49 Prozent Ballbesitz.

Das Spiel mit dem Ball ist eindeutig nicht das Kerngeschäft der Mannschaft. Daher spielt es eine große Rolle, dass die Arbeit gegen den Ball funktioniert – und das tut sie, wie Becci sagt: „Umso froher bin ich, dass die Defensive sich so stabil gezeigt hat in den letzten Wochen. Spieler wie John Anthony Brooks – vergangene Saison aufgrund seiner Leistungen noch oft das Ziel von Häme und Ärger – zeigen plötzlich gute Leistungen, und unser Kapitän Josuha Guilavogui hält die Mannschaft im Spiel gegen den Ball zusammen. All das passt zum defensiven, auf Konter ausgerichteten Fußball von Oliver Glasner, und sorgt dafür, dass Gegentore aktuell wirklich nicht unser Problem darstellen.“

Offensiv dagegen drückt der Schuh, trotz eines Stürmers wie Wout Weghorst, den wohl die Mehrheit aller Bundesligisten gern im Kader hätte: „Das höchste aller Gefühle sind offensive Anstrengungen zu Spielbeginn bis ein erstes Tor fällt. Spätestens dann verfällt die Mannschaft wieder in eine reine Verteidigungshaltung, die alles andere als souverän wirkt. Aus der Kombination von allgemein wenig Zug nach vorne und der miserablen Chancenverwertung der letzten Wochen speist sich dann eben eine Zahl wie vier Tore aus fünf Spielen.“, sagt Becci.

Herthas Hoffen auf Guendouzi

Auch in Herthas Spiel läuft in dieser frühen Phase der Saison längst noch nicht alles rund. Eine Baustelle soll nun Neuzugang Matteo Guendouzi beheben. Auf seinem – aufgrund von Corona verspätetem – erhoffen sich viele einen Schub für die gesamte Mannschaft. Davon abgesehen kann Labbadia mit Ausnahme des Gesperrten Zeefuik sowie der Langzeitverletzten Torunarigha und Ascacibar aus dem Vollen schöpfen, um den zweiten Saisonsieg ins Visier zu nehmen.  

*Titelbild: Matthias Kern/Bongarts/Getty Images

Vorschau: RB Leipzig – Hertha BSC: Ein wichtiges Spiel für das Selbstbewusstsein

Vorschau: RB Leipzig – Hertha BSC: Ein wichtiges Spiel für das Selbstbewusstsein

Es gab einmal eine Zeit, in der die Hinrunde die Kernkompetenz von Hertha zu sein schien. So holte die „Alte Dame“ in den Spielzeiten 2015/2016 sowie 2016/2017 jeweils 32 bzw. 30 Zähler nach 17 gespielten Partien. Dass es dann nicht für die Champions League reichte, war in beiden Fällen mit einer wesentlich schlechteren Rückrunde zu begründen. Doch mit dem Weggang von Pal Dardai scheinen auch die guten Saisonstarts passé. So reichte es im Vorjahr zu mageren 19 Punkten bis zur Winterpause und auch aktuell steuert Hertha nicht gerade neue Rekordmarken an. Nach dem vielversprechenden 4:1-Auftaktsieg in Bremen folgte kein einziger Zähler mehr. Während aus den Niederlagen gegen Frankfurt und in München noch einige positive Aspekte mitgenommen werden konnten, blieb nach dem jüngsten 0:2 gegen Stuttgart einzig eine riesige Portion Ernüchterung.

Es erinnert gerade vieles an den Herbst 2019. Während Hertha im unteren Bereich der Tabelle herumdümpelt, redet der Investor bzw. dessen Anhang (Jens Lehmann) von Europa. Geholfen ist damit niemandem. Ruhe im Karton kann – das ist im Fußballgeschäft wohl die älteste Weisheit überhaupt – nur durch sportlichen Erfolg hergestellt werden, am besten sofort. Dafür ist der kommende Gegner aus Leipzig allerdings der aktuell denkbar schlechteste Gegner.

Um einen detaillierten Einblick in die Situation bei RB zu bekommen, haben wir mit Leipzig-Experte Kai gesprochen, der uns unter anderem erklärt, wie sehr der Abgang von Timo Werner wirklich schmerzt.

Die Leipziger Frühstarter

Stand jetzt gelingt es Leipzig, den Abgang von Timo Werner zu kompensieren. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Während Hertha seit letzter Saison, wie eingangs beschrieben, gehörige Probleme mit dem Start in die Spielzeit hat, kann das von Leipzig keineswegs behauptet werden. Zehn Punkte nach vier Partien standen sowohl in der letzten Saison als auch in dieser zubuche. 2019/2020 mündete dies sogar in der Herbstmeisterschaft und einem zwischenzeitlichen Vorsprung von vier Punkten auf den späteren Meister Bayern München.

Dass dieser starke Start wiederholt werden konnte, war in dieser Form nicht unbedingt zu erwarten. Es wurde mit Spannung beobachtet, wie RB den Abgang von Timo Werner verkraften würde, der in der Vorsaison an unglaublichen 36 Toren in 34 Spielen beteiligt war. Auch Patrik Schick, der immerhin zehn Treffer und zwei Assists beisteuerte, konnte nicht gehalten werden. Fragte sich manch einer, wer denn nun im Leipziger Dress noch für Tore sorgen solle, lautet die korrekte Frage gerade eher: Wer nicht? So sagt Kai: „Vor einem Jahr hatte Werner 5 der 10 Treffer [nach vier Spielen] erzielt, heute verteilen sich die Tore auf 6 Spieler.  Das zeigt schon, in welche Richtung es geht. Die Tore und Vorlagen von Werner sollen im Kollektiv ersetzt werden. Neben den etatmäßigen Stürmern soll mehr Torgefahr aus dem offensiven Mittelfeld kommen, das sicher das Prunkstück von RB ist. Forsberg, Olmo, Nkunku, Sabitzer und Kampl ist schon eine beeindruckende Reihe geiler Kicker, von denen jeder für 5-10 Saisontore gut ist, wenn alles läuft.  Und zur Not haben wir ja noch unseren neuen Goalgetter Angeliño.“  

Aus der Not eine Tugend machen

Anhand dieser Aufzählung zeigt sich schon, dass die Spielweise in dieser Saison eine andere ist. War in der Vergangenheit viel darauf ausgerichtet, Werner hinter die Kette zu schicken, sodass er sein Tempo möglichst gut nutzen kann, hat RB nun eine neu gewonnene Variabilität, die es für Gegner schwieriger machen könnte, die Leipziger auszurechnen: „Ohne den klaren Fokus auf den klassischen Stürmer Werner und sein Tempo in Umschaltsituationen sind wir offensiv flexibler geworden. Die beiden Spiele gegen Schalke und Augsburg (in der 1. Halbzeit) haben davon schon einen Eindruck gegeben. Eine Aufstellung ohne richtigen Stürmer, dafür mit der offensiven Dreierkette Olmo, Forsberg, Nkunku und ganz viel Ballzirkulation, ausgeklügeltem Positionsspiel und schnellen One-Touch-Kombinationen im Angriffsdrittel. Dazu kommen ein sehr offensiver Angeliño auf links, der eine gefährliche Flügelkomponente ins Spiel bringt. Und mit Poulsen, Hwang, Sörloth und Kluivert verfügt RB noch über vier unterschiedliche Stürmertypen, die je nach Gegner und Spielsituation andere Qualitäten mitbringen können. Insgesamt könnte man sagen, dass RB durch den Weggang von Werner und die Neuzugänge noch mehr zu einem Nagelsmann-Team geworden ist.“, sagt Kai.

Reicht es dieses Jahr zu mehr als Top 4?

Selbst Linksverteidiger Angelino schießt aktuell alles kurz und klein. (Photo by Maja Hitij/Getty Images)

So scheint es also, als hätte es Leipzig trotz des Abgangs von Werner geschafft, den Kader insgesamt sogar noch zu verstärken. Mit Hwang, Sörloth, und Justin Kluivert wurden drei neue Angreifer mit jeweils verschiedenen Profilen ins Boot geholt. Hinzu kommen Spieler, die sich im Vergleich zum Vorjahr enorm gesteigert haben. Emil Forsberg, der in der Vorsaison noch eine eher untergeordnete Rolle spielte, zeigt sich in hervorragender Frühform. Angelino, der im Januar von Manchester City ausgeliehen wurde, spielt derzeit in einer Verfassung, dass man sich fragen mag, wieso er nicht längst bei den Skyblues die linke Seite beackert.

Angesichts dessen steht die Frage im Raum, ob es in diesem Jahr auch für Pokale reichen könnte. Kai betrachtet dieses Gedankenspiel eher mit Skepsis: „Mag sein, dass im zweiten Nagelsmann-Jahr die internen Erwartungen im Verein noch höhergesteckt sind, auch angesichts der aktuell nicht überzeugenden Performance beim Wettbewerber BVB und zumindest leichten Schwächen der Bayern. Mir fehlt dafür momentan noch einiges an Fantasie, zumal der Saisonstart im vergangenen Jahr ähnlich gut war und es dann nach der Winterpause etwas dahin ging. Ein entscheidender Punkt wird sein, wie das Team die Belastungssteuerung in den jetzt beginnenden englischen Wochen hinbekommt und ob man ohne größere Ausfälle durch den absurd dichten Spielplan dieser Saison kommt. Der längere Ausfall von Klostermann (Knie-OP) ist schon mal ein harter Schlag ins Kontor.“

Mit Selbstvertrauen in die kommenden Wochen


Auch wenn es für Hertha an einem normalen Tag gegen ein Leipzig in dessen aktueller Verfassung realistisch gesehen wenig zu holen gibt, ist das Spiel keinesfalls ohne Bedeutung. Nach der Partie in der Messestadt geht es für Hertha gegen Wolfsburg, Augsburg. Hier ist es zwingend nötig, Punkte einzufahren, zumal die nachfolgenden Gegner Dortmund und Leverkusen heißen. Da kann es keineswegs schaden, sich mit einer ordentlichen Vorstellung in Leipzig das dringend erforderliche Selbstvertrauen zu holen.

*Quelle Titelbild: Alexander Hassenstein/Getty Images

Vorschau: Hertha gegen die „Wundertüte“ aus Stuttgart

Vorschau: Hertha gegen die „Wundertüte“ aus Stuttgart

Nach der unsagbar intelligenten Idee, inmitten einer Pandemie Länderspiele rund um den Globus stattfinden zu lassen, geht nun der Spielbetrieb in der Bundesliga weiter. Aus Berliner Sicht gibt dies die Möglichkeit, die ärgerliche Last-Minute-Niederlage in München schnellstmöglich wieder vergessen zu machen. Dass das gegen den kommenden Gegner aus Stuttgart keine Selbstverständlichkeit wird, sollte spätestens seit dem Remis des VfB gegen Bayer Leverkusen klar sein.

Gemeinsam mit Lennart vom VfB-Podcast und Blog „Rund um den Brustring“ blicken wir auf die Situation der Schwaben und die Stimmungslage nach dem gelungenen Saisonstart.

Eine gesunde Portion Realismus

Mit vier Punkten aus drei Spielen ist der VfB erfolgreich in die Saison gestartet. (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Kaiserslautern, 1860 München, Alemannia Aachen – die Liste der Traditionsvereine, die sich in den vergangenen Jahren unaufhaltsam immer weiter von der Erstklassigkeit entfernten, ließe sich beliebig fortführen. Wann immer jemand der Größenordnung des VfB Stuttgart den Gang in die zweite Liga antreten muss, schwingt zumindest die Sorge mit, dass ein ähnlicher Weg eingeschlagen wird. Um dies zu verhindern, ist ein direkter Wiederaufstieg in der Regel die sicherste Methode, ein derartiges Szenario abzuwenden. Hertha ist hierbei nur ein positives Beispiel. Auch dem VfB Stuttgart ist es nun zum zweiten Mal binnen der letzten vier Jahre gelungen, gleich im Jahr nach dem Abstieg den Betriebsunfall zu reparieren.

Doch in diesem Jahr ist die Situation anders, als noch beim letzten Wiederaufstieg. Die Ansprüche haben sich den sportlichen Leistungen der Stuttgarter in den letzten Jahren angepasst: „Die Erwartungshaltung ist eindeutig: Es geht um nichts anderes als den Klassenerhalt. Da ist man sich zur Abwechslung mal zwischen Verein und Umfeld einig, nachdem sich Michael Reschke ja bereits im Sommer 2018 darauf festlegte, dass der VfB 2019 nichts mit dem Abstieg zu tun haben werden. Wir waren vielleicht nach dem ersten Wiederaufstieg nicht der klassische Aufsteiger, weil wir gefühlt nur mal kurz weg waren. Jetzt aber müssen wir uns ganz hinten anstellen, was die Ansprüche angeht. Der schöne Nebeneffekt: Bisher spielen wir wie der klassische Aufsteiger, nämlich überraschend gut.“, sagt Lennart.

„Wundertüte“ VfB

„Überraschend gut“ trifft es nicht nur in Bezug auf die Punkteausbeute. Gerade die Offensivabteilung der Stuttgarter weiß in der noch jungen Saison das eine oder andere unerwartete Ausrufezeichen zu setzen. Überraschend ist das gerade deshalb, da man die Stärken im Stuttgarter Umfeld eigentlich in anderen Mannschaftsteilen sah.

Die Offensivabteilung des VfB Stuttgart läuft in den ersten Spielen auf Hochtouren. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

So sagt Lennart: „Der VfB 2020/21 ist eine Wundertüte: Vor der Saison sahen wir uns defensiv gut aufgestellt und haben uns eher um unseren Sturm Sorgen gemacht, der ohne den verletzten Nicolas Gonzalez über keinerlei Bundesligaerfahrung verfügte. Jetzt haben wir mit Sasa Kalajdzic (3), Silas Wamangituka (2) Mateo Klimowicz (1) und dem natürlich bundesligaerfahrenen Daniel Didavi (1) schon sieben Tore in den ersten drei Spielen geschossen, so viele wie seit 2004 nicht mehr.“ Während auf die Sturmreihe also offensichtlich Verlass ist, besteht in der Absicherung nach hinten und insbesondere in der Verteidigung von Standards, wo man teils „hanebüchene Gegentore“ kassiert, noch Luft nach oben.

Ähnlich schwankend stellt sich dementsprechend auch die Spielweise der Stuttgarter dar, die Lennart wie folgt beschreibt: „Die Dreierkette, deren beste Besetzung wohl aus Kempf, Anton und Mavropanos besteht, kriegt bis auf diese aufsehenerregenden Stellungsfehler schon ganz gut was wegverteidigt und dann ist der Plan ein kontrolliertes, aber trotzdem vertikales und schnelles Spiel nach vorne. Unglaublich wichtig ist auch der eben erwähnte Endo, der vor der Abwehr unglaublich viele Bälle erkämpft, entweder im Zweikampf oder im Raum und damit auch wichtig für die Offensive ist. Die wiederum lebt zum einen von der Schnelligkeit und Unberechenbarkeit eines Silas Wamangituka, zum anderen von der Physis eines Sasa Kalajdzic. Klingt jetzt erstmal alles spielerisch super positiv, trotzdem hätten wir sowohl gegen Freiburg, als es zwischenzeitlich 0:3 stand, als auch gegen Leverkusen, als die zahlreiche Großchancen versiebt haben, ganz böse untergehen können.“

Im Kontrast zu vergangenen VfB-Kadern lobt Lennart in diesem Zusammenhang vor allem die Einstellung der Mannschaft: „Sie gibt sich weder auf, noch zufrieden. Kalajdzic macht gegen Leverkusen noch die Bude zum Ausgleich, in Mainz sind sie torhungrig und gegen Freiburg hätten wir das 0:3 beinahe noch aufgeholt.“

Länderspiele in Zeiten von Corona

Eigentlich sollte an dieser Stelle die Freude über das mögliche Debüt von Arsenal-Leihgabe Mattéo Guendouzi, dessen Transfer wir an anderer Stelle unter die Lupe genommen haben, zum Ausdruck gebracht haben. Ein positiver Corona-Test infolge der Länderspielreise mit der französischen U21-Nationalmannschaft wird den ersten Auftritt des Neuzugangs allerdings verschieben. Das unterstreicht einmal mehr, was vorher jeder wusste: Spieler in Zeiten von Corona um den gesamten Erdball zu schicken, ist völlig überraschend doch keine so gute Idee. Als wäre das nicht genug, muss man aus Herthaner Sicht hoffen, dass Jhon Cordoba und Matheus Cunha nach ihren Reisen mit Kolumbien und Brasilien nicht zu sehr unter Jetlag leiden. Gerade Cordobas Kopfballstärke und Cunhas Qualität als Freistoß- bzw. Eckenschütze wären gegen standardschwache Schwaben ein nicht unwesentlicher Trumpf.

[Titelbild: Maja Hitij/Getty Images]