Hertha BSC hat es geschafft, trotz Quarantäne und Verletzungsproblemen. Auch in der kommenden Saison wird man in der ersten Bundesliga spielen. Am Ende hat ein spielerisch unschönes 0:0 gegen den 1. FC Köln gereicht. In einer zerfahrenen Partie kommt Hertha nur einmal zum Abschluss, lässt aber auch wenig zu. Wir blicken auf das Spiel und einige Einzelleistungen zurück.
Als Team zum Klassenerhalt
Hertha ging es am Samstagnachmittag von Anfang an nur darum, nicht gegen Köln zu verlieren. So bemühte man sich vor allem darum, kein Gegentor zu kassieren. Bei dem hohen Spielrhythmus und den vielen Ausfällen im Team war aber auch kein fußballerischer Leckerbissen zu erwarten. Die Berliner zeigten kaum Ambitionen, offensiv am Spiel teilzunehmen und fokussierten sich stark darauf, im 4-2-3-1 mit Mittelfeldpressing als Team zu verteidigen. Dieser Plan ging auf. Köln kam kaum zu gefährlichen Abschlüssen und am Ende reichte das 0:0 durch die Ergebnisse in den anderen Spielen, um den Abstieg zu verhindern. Pal Dardai und sein Team haben ihre Aufgabe erfüllt. Man hat den Zusammenhalt im Team gestärkt, eine Mannschaft geformt und diese zum Klassenerhalt geführt. Wie so oft in den letzten Wochen basierte auch der Erfolg in Köln nicht auf Einzelleistungen, sondern auf einer geschlossenen Mannschaftsleistung. So fällt es gar nicht so leicht, die Leistungen einzelner Spieler genauer zu betrachten. Über einige Spieler lohnt es sich aber dennoch, ein paar Worte zu verlieren.
Marton Dardai – Auch auf der Sechs gut
Im vorletzten Spiel der Saison startete Marton Dardai, die Entdeckung dieser Saison, erstmals nicht auf seiner angestammten Position in der Innenverteidigung, sondern eine Reihe weiter vorne auf der Sechs. Von Adaptionsschwierigkeiten oder einer nennenswerten Eingewöhnungszeit kann man aber nach dem Spiel nicht wirklich reden. Nicht unbedingt überraschend, denn bereits in der Jugend wurde er immer wieder im Mittelfeld eingesetzt.
Seine gute Leistung gegen Köln stützt sich dabei vor allem auf seine Zweikampfstärke. Noch mehr als in der Innenverteidigung, wurde er in direkte Duelle verwickelt und ging zumeist als Sieger hervor. Insgesamt führte er in der Luft und auf dem Boden 13 Zweikämpfe, neun davon gewann er. Meistens schaffte er es auf sehr clevere Weise und gar nicht unbedingt durch physische Präsenz, dem Gegner den Ball vom Fuß zu spielen. Nur bei einer Szene kann man ihm einen kleinen Vorwurf machen. In der 17. Minute kam Köln zu einem nicht ungefährlichen Abschluss, auch weil Dardai nicht rausrückte, um näher am Gegenspieler zu stehen. Glücklicherweise parierte Alexander Schwolow jedoch gut zur Seite.
In den wenigen Szenen im Spielaufbau kippte Dardai hin und wieder zwischen die Innenverteidiger ab und ließ so das Kölner Pressing ins Leere laufen. In einem Spiel, in dem Hertha insgesamt nur wenige ruhige Ballbesitzphasen hatte, konnte Dardai nicht allzu viel von seinem guten Passspiel zeigen. Zwei spannende längere Pässe konnte er aber dennoch einstreuen. Auch nach Ballgewinn fand er stets seinen Mitspieler und machte kaum Fehler. Dies schlägt sich auch in seiner Passquote von 89 % nieder. So kann Marton Dardai, der unter der Woche einen langfristigen Vertrag bis 2025 unterschrieb, auch in Zukunft eine sinnvolle Back-up-Option für die Sechs sein.
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Omar Alderete – Ungenau, aber nicht unwichtig
Die eben erwähnte Passstärke von Dardai hat Omar Alderete auf jeden Fall nicht. Das konnte man auch im Heimspiel gegen Köln wieder feststellen (75 % Passquote). Gleich zwei gefährliche Fehlpässe, die direkt in den Fuß des Gegenspielers kamen, in den ersten 20 Minuten des Spiels dürften sicherlich den ein oder anderen Herthafan erzürnt haben. Es war zu großen Teilen den Kölnern, die mit dem plötzlichen Ballgewinn nicht viel anzufangen wussten, zu verdanken, dass diese Situationen nicht wirklich gefährlich wurden.
Fairerweise muss aber auch erwähnt werden, dass Alderete über weite Teile des Spiels der Einzige aus der Viererkette war, der sich überhaupt um ein vertikales Spiel bemühte. Wenn man es mal geschafft hat, die Hochgeschwindigkeitsspieler in der Offensive in das Spiel mit einzubeziehen, war Alderete nicht selten beteiligt. Insgesamt fehlt ihm aber weiterhin die Konstanz in seiner Spieleröffnung. Zu viele Bälle landen ziellos beim Gegner.
Gegen den Ball war Alderete eher unauffällig. Das ist bei Innenverteidigern aber nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen. So hat auch Alderete einen wichtigen Anteil daran, dass Köln es nicht schaffte, ein Tor zu erzielen. Er gewann alle seine Zweikämpfe am Boden, die er gewohnt robust führte und klärte insgesamt sechs Bälle. Um sich für die kommende Saison als Stammspieler zu empfehlen, reichte diese Leistung aber sicherlich nicht aus.
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Mathew Leckie – Offensiv nicht existent
Für Mathew Leckie könnte es bereits das letzte Spiel im Trikot von Hertha BSC gewesen sein. Sein Vertrag läuft in wenigen Wochen aus und am 34. Spieltag könnte er mit der Rückkehr von Dodi Lukebakio wieder auf die Bank rotieren. Für eine gute Eigenwerbung wird die Leistung gegen Köln aber zu wenig gewesen sein. Über die rechte Außenbahn sollte er das Umschaltspiel mit seinem Tempo bereichern. Letztendlich war er aber an keiner der wenigen Offensivaktionen wirklich beteiligt. Wenig nachvollziehbar war auch, dass er in der ersten Hälfte immer wieder das Zentrum besetzte, anstatt dem Spiel über den Flügel mehr Breite zu geben. So war er nicht ganz unschuldig daran, dass Hertha insgesamt nur zu einem Abschluss kam.
Bei der Arbeit gegen den Ball kann man ihm keine Vorwürfe machen. Diszipliniert verteidigte er zusammen mit Lukas Klünter auf der rechten Seite und sorgte dafür, dass die Kölner über diese Seite nur zwei Flanken schlagen konnten, von denen keine ankam. Das und fehlende Alternativen werden auch die Gründe dafür gewesen sein, dass Leckie bis zum Abpfiff durchspielte.
So neigt sich seine Zeit bei Hertha dem Ende und es bleiben seit seinem Wechsel 2017 nur wenige positive Erinnerungen. Auch das Spiel bei wechselhaftem Wetter am Samstagnachmittag gegen Köln konnte daran nicht viel ändern.
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Und dann waren da noch…
Jonas Michelbrink:
Auch in seinem zweiten Bundesligaspiel machte der technisch starke Zehner aus der eigenen Akademie wieder auf sich aufmerksam. Mehrfach stellte er seine gute Ballführung und Wendigkeit unter Beweis. Man konnte ihm ansehen, wie gerne er den Ball am Fuß hat. Teilweise verhielt er sich aber noch etwas zu lässig und defensiv nicht immer allzu diszipliniert. Das gefiel Trainer Dardai nicht so sehr und rief daher von der Bank: „Jonas, das ist die A-Mannschaft. Da musst du zurücklaufen!“. Michelbrink ist aber definitiv ein Spieler, der das Spiel von Hertha mit seiner Kreativität bereichern kann. Man darf gespannt sein, welche Rolle er in der kommenden Saison spielen wird.
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Javairo Dilrosun:
Der junge Niederländer half auch gegen Köln wieder im zentral offensiven Mittelfeld auf der Zehn aus. Insgesamt blieb er aber recht unauffällig und hatte kaum wichtige Aktionen. Nur zwanzig Ballaktionen und elf Pässe verbuchte Dilrosun. Zu oft befand er sich im Deckungsschatten der Kölner und nicht immer stimmte die Abstimmung mit Sturmspitze Jessic Ngankam. Sobald Vladimir Darida und Matheus Cunha wieder spielen können/dürfen, wird Dilrosun also wieder auf die Außen rücken.
Man wird aus dieser Mannschaft einfach nicht schlau. Während im Union-Spiel die Offensive nicht existierte, leistete sich im Spiel gegen Borussia Mönchengladbach einmal mehr die Defensive mehrere Patzer. Hinzu kommt, dass weiterhin die Arbeitseinstellung einiger Spieler nicht zum Ernst der Tabellenlage passt. Herthas Südamerika-Fraktion ist es zu verdanken, dass das Gladbach-Spiel trotz 75-minütiger Überzahl nicht verloren ging. Die Herthaner im Fokus.
Santiago Ascacibar – Ein neuer Faktor in Herthas Offensive
Keine Ahnung, ob es gewollt war oder nicht. Aber dass Santiago Ascacibar am Samstag im zentralen Mittelfeld vor Matteo Guendouzi spielte, hat gewirkt. Herthas Trainer Pal Dardai hatte schon vor dem Spiel gesagt, dass Ascacibar ein Spieler für Balleroberungen ist.
Und genau das tat der Argentinier auch mehrfach. Dadurch, dass diese Eroberungen nicht vor dem eigenen sondern vor dem gegnerischen Strafraum stattfanden, war Ascacibar ein neuer, unerwarteter Faktor in Herthas Offensive. Gleich in der 9. Minute holte er sich den Ball am linken Gladbacher Strafraumeck und legte Matheus Cunha so eine gute Chance vor. Durch seine vorgezogene Position kam auch Ascacibar selbst einige Male zu Abschlüssen – wie etwa in der 23. Spielminute, als er den Ball kurz nach der roten Karte gegen Gladbachs Torhüter Yann Sommer zum 1:0 ins Tor lenkte. Vor diesem Hintergrund war Dardais Entscheidung Ascacibar in der 57. Minute gegen Sami Khedira auszutauschen, zunächst nicht ganz nachvollziehbar. Dardai erklärte den Wechsel im Nachhinein damit, mehr Kopfballstärke auf dem Feld haben zu wollen.
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Weltmeister Khedira übernahm Guendouzis Position vor der Abwehr, während der Franzose auf „Santis“ Position vorrückte. Beide spielten nicht schlecht, erreichten aber bei Weitem nicht Ascacibars Effizienz. Ein Hinweis darauf sind die Zweikampfquoten der drei zentralen Mittelfeldspieler: Während Khedira und Guendouzi nur jeden zweiten Zweikampf für sich entschieden, war „Santi“ in knapp 70 Prozent aller Duelle der Sieger. Sollte seine Reaktion auf die Auswechslung kein Nachspiel haben, hätte er sich mit drei Schüssen, vier Tacklings und zwei abgefangenen Bällen eine weitere Startelfnominierung also durchaus verdient.
Maxi Mittelstädt – Weder nach hinten noch nach vorne gut
Leider ist es nicht das erste Mal in dieser Saison, dass Maxi Mittelstädt ein Unsicherheitsfaktor in Herthas Defensive ist. Auch am Samstag hat Herthas Eigengewächs auf seiner linken Abwehrseite zu viele Lücken offengelassen, in welche die Gladbacher immer wieder hineinstachen. Beim ersten Gegentor merkte er nicht, dass Alassane Pléa auf seiner Seite durchstartete und konnte das Tor dann nicht mehr verhindern. Auch nach vorne kamen keine Impulse von Mittelstädt, seine Auswechslung zur Halbzeit erfolgte zurecht. Marvin Plattenhardt tat sich etwas leichter und gab wenigstens ein paar Flanken in den Strafraum.
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Dardais Defensiv-Plan ist kein Hexenwerk, weil es in den meisten Profimannschaften heutzutage genauso gelebt wird: In Offensiv-Situationen und im Spielaufbau bildet sich eine Dreierkette, die in Defensiv-Momenten durch die beiden Außen (heute Mittelstädt und Zeefuik) zu einer Fünferkette ergänzt wird. Die Außenspieler müssen also im besten Fall für Gefahr über die Flügel sorgen, gleichzeitig aber keine Angriffe und Lücken auf ihrer Seite zulassen. Leider hat Hertha derzeit auf der linken Seite keinen Spieler, der diesen Anforderungen gerecht wird.
Dodi Lukébakio – Rückfall in alte Verhaltensmuster
Nach extrem schwachen Leistungen in der Hinrunde war Dodi Lukébakio zuletzt wieder sehr wichtig für Hertha. Seine beiden Elfmeter gegen Augsburg und Union sowie das starke Spiel gegen Leverkusen sicherten Punkte für die Blau-Weißen. Umso erstaunlicher ist es, dass der Belgier im Gladbach-Spiel wieder eine fast provokativ schlechte Leistung zeigte.
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Ohne großen Antrieb trabte er zumeist im Sturmzentrum herum, lief den Gegner kaum an und hatte mit 40 Prozent auch eine schlechte Zweikampfquote. Dardai zählte den Belgier mehrfach lautstark an, bemängelte insbesondere, dass Lukébakio nicht – wie vorgegeben – die linke Offensiv-Seite hielt. Nach einem schwachen Abschluss von Dodi (in aussichtsreicher Position kurz vor der Strafraumlinie) konnte man an den Gesichtern des Trainerteams schon erkennen, dass die Auswechslung Lukébakios schon in der Halbzeit kommen würde.
Und dann waren da noch…
Jhon Cordoba: Der Kolumbianer war einmal mehr ungemein wichtig für Hertha. Natürlich hat Cordoba die rote Karte von Sommer nicht durch eine Schwalbe provoziert. Aber er hat die Situation – Dardais genialen, eröffnenden Pass und den herauseilenden Sommer – eben gut erkannt und wusste: Wenn ich mir den Ball vorbeilegen kann, kann er mich eigentlich nur noch umhauen. Und beim Ausgleichstreffer ist es einfach toll zu sehen, mit welcher körperlichen Wucht der Kolumbianer im Sturmzentrum wirkt.
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Die Ecken: Alleine im Gladbach-Spiel hatte Hertha elf Ecken. Aus keiner einzigen dieser Eckstöße hat Hertha einen Hauch von Torgefahr entwickeln können. Noch viel schlimmer: In der gesamten laufenden Saison ist dem Team noch kein einziger Ecken-Treffer gelungen. Das ist eine erschreckende Bilanz, denn gerade in den kommenden Abstiegsspielen könnte es dazu kommen, dass man keine spielerische Lösung zum Sieg findet. Spätestens dann sollte Hertha damit anfangen die Ecken in das Offensiv-Sortiment mit aufzunehmen.
Fazit: Niederlagentschieden
Aus blau-weißer Sicht tut der Blick in die Statistiken des Gladbach-Spiels einfach nur weh. In keiner einzigen Kategorie waren die „Fohlen“ unserer Hertha überlegen. 23:7 Torschüsse, 7 Kilometer mehr Laufleistung, 86 Prozent Passquote, etc. Natürlich hätten wir wohl vor dem Spiel einen Punkt gegen Gladbacher gerne angenommen – schließlich hatte das Team von Marco Rose in den vergangenen Wochen wieder zurück in die Erfolgsspur gefunden.
Mit Blick auf die 75-minütige Überzahl und die deutliche Überlegenheit in der zweiten Hälfte wirkt das Unentschieden aber eher wie eine Niederlage. Nach wie vor fehlt es dem Team an Ausgewogenheit, Abstimmung und Erfahrung. Denn nach einer frühen roten Karte für den Gegner und der anschließenden Führung darf es schlichtweg niemals passieren, dass man innerhalb weniger Minuten den Sieg aus der Hand gibt.
Herthas Trainer Pal Dardai bemüht des Öfteren die Schach-Metapher, wenn er von seiner favorisierten Spielweise spricht. Im Spiel gegen Bayer Leverkusen ging Hertha genauso vor: Mit jeweils ein, zwei genialen Spielzügen nutzte Hertha die Fehler des Gegners aus und stach effizient zu. Das lag auch daran, dass Lucas Tousart, Deyovaisio Zeefuik und Dodi Lukebakio heute ihre bislang stärkste Saisonleistung zeigten. Die Herthaner im Fokus.
Lucas Tousart – Herthas wertvoller Spieleröffner
Um ein Schachspiel zu gewinnen, muss man seinen Gegner in eine Situation versetzen, in der er sich nicht mehr wehren kann. Oft gelingt dies nicht mit einem Spielzug, sondern erfordert eine Vorbereitung, an der mehrere Figuren beteiligt sind. Immer aber gibt es eine Figur, die einen Angriff durch eine brillante Aktion einleitet. Der Ausgangspunkt für Herthas Schachmatt-Situationen war heute oft Lucas Tousart.
In seinem bislang besten Spiel für Hertha leitete er mit immens wichtigen, gewonnen Zweikämpfen Herthas offensive Spielzüge ein. Beispiel – das 2:0: Zusammen mit Landsmann Matteo Guendouzi gewinnt der Ex-Lyoner den Ball in der eigenen Hälfte, um dann Dodi Lukébakio über die rechte Seite zum entscheidenden Spielzug in die Tiefe zu schicken. Beispiel – das 3:0: Tousart gewann hier den Ball gegen den Leverkusener Wirtz und gab ihn an Matheus Cunha weiter, der wiederum den entscheidenden Spielzug über einen Pass an Deyovaisio Zeefuik vorbereitete.
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Dank Tousarts Dominanz (Zweikampfquote bei 80 Prozent) im defensiven Mittelfeld war der erst kürzlich für die Nationalmannschaft nominierte Florian Wirtz, derzeit eine von Bayers schärfsten Waffen, das ganze Spiel über abgemeldet. Es gab lediglich eine Phase, in der Herthas zentrales Mittelfeld drohte, wieder in das alte, lethargische Verhalten zu verfallen, nämlich nach den frühen 1:0, nach dem Leverkusen insbesondere über Herthas linke Abwehrseite oft zum Flanken kam.
Gerade in dieser Spielphase ermahnte Dardai aber oft Tousart und Guendouzi, dass sie früher „Druck, Druck, Druck“ machen sollen, was die beiden Franzosen dann auch erfolgreich taten. Es ist beeindruckend, welchen Wert Tousart mittlerweile für die Mannschaft hat.
Zeefuik und Lukébakio – Die gefährlichen Läufer
Wie beim Schach dienen auch beim Fußball die Läufer dazu, zumeist über diagonale, längere Spielzüge den Gegner in bedrohliche Lagen zu bringen. Deyovaisio Zeefuik setzte am heutigen Sonntag durch seine überraschenden Läufe in Leverkusens Strafraum immer wieder solche Nadelstiche.
Ganz abgesehen von seinem Traumtor, das er von halbrechts aus nach ein paar Minuten unter die Latte setzte, sorgte er auch immer wieder für gefährliche Hereingaben – wie etwa vor dem 3:0, als er den Ball von rechts außen ins Strafraumzentrum spielte und somit Jhon Cordobas Tor vorbereitete. Kurz vor der Halbzeit ließ er zudem den Leverkusener Demirbay stehen, der anschließende Pass kam dann aber leider nicht an.
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Gleiches gilt erfreulicherweise für Dodi Lukébakio. Denn seien wir ehrlich: In den bisherigen Spielen dieser Saison war es keine große Wonne, dem Belgier beim Fußballspielen zuzusehen. Fehlpässe, aufgehobene Abseitsfallen und mangelnder Einsatz prägten sein Spiel. Am Sonntag zeigte Lukébakio ein ganz anderes Gesicht: Fast alle seiner Pässe (81 Prozent Passquote) kamen an und er sorgte immer wieder für Torgefahr. Der 23-Jährige spielte auffällig zielstrebig und schnörkellos.
Vor dem 1:0 legte Lukébakio klug auf Zeefuik zurück, anstatt den Ball ins übervölkerte Zentrum zu spielen. Auch das 2:0 legte der Belgier vor, als er auf der rechten Seite den zentral mitgelaufenen Cunha sah und den Ball zu ihm in die Mitte spielte. Das Bild von Lukebakio und Cunha, die sich nach ihrer Auswechslung auf der Tribüne gemeinsam freuten und abklatschten, ließ jedes Hertha-Herz höher schlagen. Später folgte übrigens eine ähnliche Szene zwischen Pal Dardai und Arne Friedrich auf der Bank. Ein schöner Tag für alle Herthaner.
Matheus Cunha – Der Schachmatt-Spieler
Die gefährlichsten Situationen in einem Schachspiel entstehen, wenn die Dame ihre volle Kraft entfaltet. Für sie gelten Regeln, die für keinen anderen Spieler gelten und ein übergroßes Maß an Freiheit. Die Dame ist an den meisten Schachmatt-Situationen beteiligt. Matheus Cunha ist Herthas „Dame“. Er genießt im offensiven Mittelfeld alle Freiheiten, holt sich die Bälle teils auf den Außen, teils am eigenen Strafraum ab und sorgt dann entweder selbst für Gefahr oder leitet diese ein.
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Nach einer etwas schwächeren Saisonphase (auch wegen Verletzungen) hat Cunha am heutigen Sonntag genau diese Eigenschaften wieder gezeigt. Wie der Brasilianer vor dem 2:0 den oben beschriebenen Pass von Lukébakio mitnimmt und mit einer kleinen Hüftbewegung zwei Leverkusener stehenlässt, ist einmalig und Gold wert für Hertha. Immer wieder imponierend ist sein Drang zum Tor.
Selbst wenn Cunha Bälle auf Höhe der Mittellinie holt, zieht er Richtung Tor. Dabei lässt er auch gerne mal mehrere Gegner stehen und schießt dann selbst. Mit etwas mehr Trefferglück schießt Cunha im heutigen Leverkusenspiel auch noch zwei Tore mehr und Hertha gewinnt 5:0. Fünf Schüsse, ein Schlüsselpass, drei Dribblings und dazu noch drei Tacklings wie zwei abgefangene Bälle – die Berliner “junge Dame” ist zurück.
Und dann war da noch…
Marton Dardai: Liebe Kolleg/-innen von der Fußball-Fachpresse. Ihr müsst Pal Dardai nicht mehr fragen, warum gerade sein Sohn derzeit sehr viel Einsatzzeit bekommt. Papa Dardai hat mehrfach gesagt, dass Marton eher mehr machen muss als seine Teamkameraden, um spielen zu dürfen. Nachdem Pal Dardai diese Frage unter der Woche gefühlt zum 20. Mal beantworten musste, wurde er das auch vor dem Spiel am Sky-Mikro wieder gefragt. Das war dann das eine Mal zu viel – Dardai senior rastete aus und wurde deutlich.
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Die Frage erübrigt sich auch, weil Marton einfach extrem sicher in Herthas Abwehr steht. Wenn Marton Dardai in der 21. Minute nicht mit einer extrem gut getimeten Grätsche dem Leverkusener Bailey den Ball abgenommen hätte, wäre womöglich das 1:1 gefallen und das Spiel ganz anders verlaufen. Es fühlt sich so an, als ob der junge Dardai schon seit zehn Jahren für Sicherheit in Herthas Abwehr sorgt. Seine Werte (86 Prozent Passquote, 75 Prozent Zweikämpfe) sprechen für sich.
Fazit: Dreimal Schachmatt
Eigentlich gehörte das Leverkusen-Spiel noch zur schwierigen Saisonphase Herthas, in der nach und nach alle Spitzenteams abgeklappert werden. Im Gegensatz zu den vorherigen Spielen gegen die besten Teams dieses Landes waren am heutigen Sonntag aber zwei Faktoren anders. Erstens war Hertha extrem effizient und nutzte fast alle Nadelstiche gezielt aus. Zweitens war Leverkusen auch einfach nicht gut. Die Werkself lief zum Beispiel zwei Kilometer weniger als Hertha (112 vs. 114 km).
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Insbesondere der Fakt, dass Leverkusen nur einen einzigen Schuss aufs Tor abgab, zeigt aber, dass Bayer heute nicht den nötigen Druck auf den Platz brachte. Endlich mal wieder gehen wir Herthaner mit einem guten Gefühl in eine (sinnlose) Länderspielpause. Gerade mit der heutigen Leistung wächst die Vorfreude aufs Derby in zwei Wochen von Tag zu Tag.
Auf den ersten Sieg unter Pal Dardai folgte eine verdiente 0:2-Niederlage für Hertha BSC im Signal-Iduna Park bei Borussia Dortmund. Zwar zeigten sich Pal Dardais Spieler erneut sehr kämpferisch und fleißig, doch besonders offensiv enttäuschten sie. So hatten die Berliner insgesamt unter 30 Prozent Ballbesitz und überließen die Spielkontrolle nahezu komplett den Hausherren. Am Ende mussten die Blau-Weißen mit leeren Händen nach Hause fahren, während die Konkurrenz im Abstiegskampf zum Teil wichtige Siege gegen die Favoriten einholen konnten.
Wir wollen jedoch den Fokus auf die eigene Mannschaft behalten: wie jede Woche haben wir uns in unserer Rubrik „Herthaner im Fokus“ einzelne Spielerleistungen genauer angeschaut.
Marton Dardai – Vorsichtige Euphorie
Den Anfang machen wir mit der wohl positivsten Überraschung der letzten Wochen. Marton Dardai stand in seinem sechsten Einsatz bei den Profis zum vierten Mal in Folge in der Startelf. Erneut zeigte er ein sehr solides Spiel gegen eine bärenstarke gegnerische Offensive. Dabei ließ er sich von großen Namen nicht abschrecken. Schon nach zwei Minuten setzte er sich an der eigenen Grundlinie gegen Erling Haaland durch.
In Zusammenarbeit mit seinen Mitspielern in der Verteidigung konnte er den norwegischen Topstürmer weitestgehend aus dem Spiel nehmen. Dieser hatte am Ende nur 17 Ballkontakte und schoss nur ein einziges Mal auf den Berliner Kasten. Nicht nur gegen Haaland war der 19-jährige Berliner im eigenen Strafraum zur Stelle. Trotz seines jungen Alters strahlte er keine Nervosität aus, erschien eher ruhig und abgeklärt. So konnte er die eine oder andere gefährliche Situation entschärfen.
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Vor allem aber fiel er (wie schon in den vorherigen Partien) durch seine Beteiligung im Spielaufbau auf. Der junge Verteidiger spielte gute und intelligente Pässen nach vorne, teilweise sogar genau in den Raum zwischen zwei Gegenspielern. Seine langen Bälle kamen seltener an als noch in der letzten Partie gegen den FC Augsburg. Anders als beispielsweise bei Omar Alderete passierten Dardai aber keine gefährlichen Fehlpässe durch die Spielmitte.
In einer ansonsten eher enttäuschenden Partie von Hertha BSC konnte also Marton Dardai erneut einen guten Eindruck erwecken. Seine Einsätze rechtfertigt er durch Leistung, sodass sich eine Diskussion rund um „Trainersöhne“ erübrigt. „Eigentlich ist es für die Kinder immer eine Arschkarte. Er muss immer alles doppelt machen, damit er überhaupt spielt“, hatte Pal Dardai vor einigen Wochen noch über seinen Sohn gesagt. Anscheinend hat sich die doppelte Arbeit für Marton Dardai gelohnt. So stellt er in einer von Verletzung geplagten Defensive eine ernsthafte und solide Option dar und verdrängt sogar Neuzugang Omar Alderete auf die Ersatzbank.
Allerdings sollte man an dieser Stelle bei allem Lob nochmal darauf hinweisen: bei solch jungen Spielern ist immer Vorsicht geboten. Heutzutage werden junge Talente viel zu schnell, viel zu oft zu schnell hochgejubelt. Auch wir haben ihn nach vier Spielen gerade „in den Fokus“ gesetzt. Dabei ist es gerade für die Entwicklung dieser Spieler wichtig, weniger im Spotlight zu stehen. Fehler, Schwächephasen, Formkrisen gehören zur Entwicklung eines Fußball-Profis dazu. Diese Lernphase wird auch Marton Dardai durchmachen müssen. Dessen Profi-Einstieg ist zwar erstmal gelungen. Jetzt sollte man ihn aber in Ruhe weiterarbeiten lassen.
Deyovaisio Zeefuik – Langsam bei Hertha angekommen
Ein weiterer Lichtblick bei Hertha BSC war Deyovaisio Zeefuik. In seiner bisher wohl besten Partie für die Blau-Weißen seit seiner Ankunft konnte er seine Leistungssteigerung der letzten Wochen bestätigen. Erneut zeigte er sich offensiv besonders aktiv. Durch starke Läufe und großer Präsenz belebte er das ansonsten eher blasse Berliner Offensivspiel. Seine gute Flanke sorgte nach etwa 25 Minuten für die beste Chance seiner Mannschaft, die Maximilian Mittelstädt vergab. Ohne Zeefuik lief auf der rechten Offensivseite der „alten Dame“ wenig. So war es wenig überraschend, dass von dort aus nach seiner Auswechslung kaum noch Gefahr entstand.
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Dieses Mal war der 23-Jährige auch defensiv stabil. Er hatte seinen Gegenspieler Nico Schulz eigentlich durchgehend im Griff. So gewann er gerade gegen den Ex-Berliner einige Zweikämpfe und Duelle. Besonders in der Luft schien Zeefuik in dieser Partie unbezwingbar, gewann seine drei Luftzweikämpfe. Mit 75 Prozent gewonnenen Zweikämpfen ging er mit gutem Beispiel voran und kämpfte unermüdlich. Leicht angeschlagen wäre er jedoch schon zur Halbzeit fast schon ausgewechselt worden und wurde nach knapp 60 Minuten durch Matthew Leckie ersetzt.
Nach einer sehr schwierigen Eingewöhnungszeit, in der ihm spielerisch nichts gelingen wollte, scheint sich Zeefuik nun langsam aber sicher in die Mannschaft gespielt zu haben. Sollte er immer stabiler werden und sein Kampfgeist mit etwas mehr Präzision verbinden, könnte er im Abstiegskampf noch zu einem wichtigen Faktor werden. Seine aktuelle Form macht jedenfalls Lust auf mehr.
Vladimir Darida – Unglücklich auf der Zehn
Nach zwei positiven Leistungen müssen wir uns leider einer etwas negativer werden. Vladimir Darida, Herthas Dauerläufer im Mittelfeld, sollte eigentlich eine zentrale Rolle in Herthas Offensive spielen. Cheftrainer Pal Dardai erklärte noch im Interview vor der Partie: der Tscheche solle auf die Zehn für kreative Elemente sorgen und das Spiel somit leiten.
Doch genau das ist eigentlich nicht Daridas Stärke. Zwar hat der 30-Jährige durchaus Qualitäten, die auch für einen Zehner wertvoll sind. Seine Passgenauigkeit, sein Drang für die Offensive sowie seine Spielintelligenz sind allesamt wertvolle Elemente eines Spielmachers. Doch ist er kein Spieler, der das Spiel allein organisieren und leiten kann. Immer mal wieder wurde in der Vergangenheit versucht, Darida auf die Zehn zu setzen. Nur selten gelangen ihm dabei gute Partien. Er machte seine besten Spiele im Hertha-Trikot auf die Achter-Position.
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So wirkte er gegen Borussia Dortmund zwar äußerst bemüht und präsent, jedoch sichtlich überfordert von der Aufgabe, Herthas schüchterne Offensive in Schwung zu bringen. Einen einzigen Schuss konnte er abgeben, keine einzige Torschussvorlage. Die wenigen Angriffe in der ersten Halbzeit entwickelten sich eher über die Außen durch Zeefuik oder durch lange Bälle aus der Verteidigung. Die zweite Halbzeit lief für den Tschechen nicht besser und er war nur selten an guten Aktionen beteiligt.
Der fleißige Mittelfeldspieler ließ sich schließlich am Ende zu einem unglücklichen Foulspiel gegen Marko Reuß hinreißen. Von hinten versuchte er Dortmunds Kapitän vom Ball zu trennen und erwischte diesen dabei hart am Bein. Völlig verdient musste er sich für diese Aktion die rote Karte abholen. Obwohl der Tscheche ein absolut fairer Sportsmann ist (es war seine erste glatt rote Karte im Hertha-Trikot) und er in dieser Aktion seinen Gegenspieler nicht verletzen wollte, könnte diese Szene Folgen für seine Mannschaft haben. Herthas Mittelfeld wurde zuletzt bereits von Verletzungen geradezu überflutet.
Gleich fünf zentrale Mittelfeldakteure fehlten gegen Dortmund. Eduard Löwen fiel kurzfristig aus, Sami Khedira fehlte bereits die zweite Partie infolge. Matteo Guendouzi und Santiago Ascacibar hatten sich laut Dardai schlecht im Training präsentiert. Die Rotsperre von Darida dürfte eine weitere Last für seine Mannschaft werden. Immerhin blieb Lucas Tousart, der bei vier gelben Karten stand, gegen Dortmund ohne Verwarnung und wird gegen Bayer Leverkusen zur Verfügung stehen. Maximilian Mittelstädt und Niklas Stark könnten ebenfalls Optionen sein. Auch der junge Jonas Michelbrink dürfte sich Hoffnungen auf Einsatzminuten machen können. Dieser stand am Samstag zum ersten Mal im Profi-Kader.
Rune Jarstein – Tragische Heldin Dortmund
Am liebsten würden wir gar nicht darüber schreiben wollen. Schließlich hat Rune Jarstein in den Spielen unter Pal Dardai mit herausragenden Paraden einige gegnerische Abschlüsse abwehren können und war auch in Dortmund zunächst einmal der Held. In der 33. Minute packte er den „Kraken“-Arm aus und wehrte den Schuss des freistehenden Jude Bellingham sensationell ab. Dabei war dieser Schuss sogar gegen seine Laufrichtung und äußerst schwierig zu halten.
Besonders bitter ist es also, dass er bei beiden Gegentreffern unglücklich aussah. Während er beim 0:2 den Schuss von Wunderkind Youssoufa Moukoko aus spitzem Winkel einfach durch die Hosenträger durchließ, ging das 0:1 ganz klar auf seine Kappe. Obwohl der Flatterball von Julian Brandt mit viel Kraft abgegeben wurde, blieb der Abwehrversuch des Keepers äußerst bizarr und ineffektiv.
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Nach dem 0:1-Rückstand lief bei Hertha so gut wie gar nichts mehr. Immerhin konnte er auf den Rückhalt seiner Mitspieler zählen, die ihm den Fehler nicht übelnahmen. Niklas Stark formulierte es nach der Partie eindrucksvoll: „Rune hat uns in der ersten Halbzeit schon den Arsch gerettet, auch in den Spielen davor. Keine Ahnung, wie der Ball da kam, ist mir auch wurscht. Rune ist ein super Torwart, keine Kritik an ihm.“
An Jarstein lag es auch bei aller Kritik ohnehin nicht, dass die „alte Dame“ mit leeren Händen nach Berlin reisen musste. Beim 0:0 wäre es wohl ohnehin nicht geblieben. Die Dortmunder hatten die Spielkontrolle und einige Möglichkeiten in der zweiten Halbzeit, um in Führung zu gehen. Die Berliner hatten deutlich zu wenig Offensivkraft in dieser Partie, um für eine Überraschung gegen den Favoriten zu sorgen.
Dass Herthas Cheftrainer seinen Spielern individuelle Fehler verzeiht, zeigte er bereits im Falle Lukas Klünter. So stellte sich Dardai nach der Partie schützend vor seinem Keeper: „Ich weiß nicht, wie viel km/h der Schuss hatte. Ich sage nur eins: Torhüter sind immer da, wo Tore passieren. Deswegen wird da immer viel drüber geredet, wenn ein Fehler passiert. Das ist bei Stürmern nicht so.“
Rune Jarstein wird also zweifellos die Gelegenheit bekommen, seine Fehler gegen Dortmund wieder gut zu machen. Vielleicht schon in der nächsten Partie, wenn Hertha BSC gegen Bayer Leverkusen spielen muss. Wie man den Rheinländern als Abstiegskandidat Punkte abnehmen kann, hat Arminia Bielefeld am Sonntag gezeigt, und damit Berlin noch tiefer in Richtung Abstieg befördert.
Und dann war da noch…
Javairo Dilrosun: Diese Nachricht hat wohl alle Hertha-Fans im Vorfeld gefreut. Nach langer Verletzungspause war der Niederländer endlich zurück im Kader. Zwar konnte er gegen Dortmund in seinen knapp 22 Minuten Einsatzzeit keinen besonderen Eindruck hinterlassen. Seine Rückkehr macht jedoch trotzdem Mut und bietet eine weitere Option auf den Außenpositionen. Hertha-Fans werden vor allem hoffen, dass er dieses Mal verletzungsfrei bleibt.
Lucas Tousart: Der Franzose hätte eigentlich diese Woche wieder einen Platz im Fokus verdient. Seine Werte waren am Samstag erneut sehr gut. Wieder zeigte er sich stabil und immer wieder offensiv bemüht. Auch gegen einen starken Gegner war er auf der Höhe, war mit 13,27 Kilometer der laufstärkste Spieler auf dem Platz. Doch auch er konnte die Niederlage und die offensive Armut seiner Mannschaft nicht verhindern.
Marvin Plattenhardt: Auch er kehrte nach längerer Verletzung zurück in die Mannschaft. Nicht nur das: er stand sofort in der Startelf. Dabei trat er nicht besonders in Erscheinung, was man angesichts des Spielverlaufs auch zu seinem Gunsten werten kann. Unter Pal Dardai wird er sicherlich noch diese Saison eine Rolle spielen können. Seine Beziehung zum Cheftrainer ist bekanntlich eine besondere. Unter Dardai hatte Marvin Plattenhardt seine beste Zeit und wurde zwischenzeitlich Nationalspieler.
Endlich – man will es herausschreien – endlich hat Hertha BSC wieder ein Spiel gewonnen! Der 2:1-Heimsieg über den FC Augsburg war der erste Dreier nach neun sieglosen Partien infolge und damit ein echter Befreiungsschlag. Besonders imponierend war dabei, dass sich die Mannschaft von dem frühen 0:1 erholt und zurückgekämpft hat. Eine starke Moralleistung und ein hochverdienter Sieg. Wir wollen dabei wie immer über ausgewählte Auftritte einzelner Herthaner sprechen.
Lucas Tousart – Aufopferungsvoll im Abstiegskampf
In den vergangenen Wochen unter Pal Dardai zeigten einige Spieler eine deutliche Leistungssteigerung. Besonders war dies bei Lucas Tousart zu spüren. Der Franzose zeigte sich Woche für Woche selbstbewusster, konnte seine Stärken deutlich besser auf dem Platz zeigen als noch zu Saisonbeginn. So blieb er auch durchgehend in der Startformation, während seine Mitspieler im zentralen Mittelfeld rotierten. Das Vertrauen seines Trainers zahlte er jetzt auch zurück. Gegen den FC Augsburg war er einer der besten Herthaner auf dem Platz.
Zusätzlich zu seiner gewohnten Laufstärke (11,69 Kilometer) erlaubte sich der 23-Jährige kaum Fehler und zeigte auch gute Spieleröffnungen: Sechs seiner neun langen Bälle kamen an. Zudem war er mit 23 gewonnenen Zweikämpfe der zweikampfstärkste Spieler auf dem Platz (72% Zweikampfquote). Dabei musste der Mittelfeldmann einige Fouls und harte Zweikämpfe einstecken. Kein Hertha-Spieler wurde öfter gefoult (vier Mal). Davon ließ er sich jedoch nicht beeindrucken und lief keinem Duell aus dem Weg. Der Franzose blieb ruhig und strahlte nicht nur defensiv große Sicherheit aus. Im Zusammenspiel mit Santiago Ascacibar (erste Halbzeit) und Matteo Guendouzi (zweite Halbzeit) übernahm Lucas Tousart wie gewohnt zunächst den defensiveren Part.
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Doch vor allem in der zweiten Halbzeit zeigte er sich deutlich mutiger nach vorne, traute sich den einen oder anderen Vorstoß zu. Mit einem dieser Vorstöße krönte er seine gute Leistung wenige Minuten vor Spielende und war direkt am entscheidenden 2:1 beteiligt. Von Lukas Klünter sehenswert in Szene gesetzt, lief er sich in Richtung gegnerischen Strafraum frei, wo er schließlich von Mads Pedersen am Fuß getroffen wurde. Anders als sein Mitspieler Matheus Cunha in der Vorwoche machte es der Franzose deutlich cleverer und fiel. Es gab den Elfmeter für Hertha, den Dodi Lukebakio zum erlösenden 2:1 verwandeln konnte.
Auf seine Leistung gegen Augsburg kann Tousart aufbauen. So ist er für Hertha in der aktuellen Situation sehr wertvoll. Es scheint so, als würde er eine wichtige Stütze in der zentralen Achse unter Pal Dardai werden. Umso bitterer also, dass sich der Franzose bei der entscheidenden Aktion im Strafraum am Fußgelenk verletzte. Die Schwere der Verletzung ist bisher noch unklar.
Jhon Cordoba – auch ohne Treffer wertvoll
Schon im zweiten Spiel nach seiner Rückkehr stand er wieder in der Startelf. Jhon Cordoba, in den ersten Spielen unter Pal Dardai noch mit Muskelfaserriss ausgefallen, durfte neben Sturmpartner Krzysztof Piatek angreifen. Die erste Halbzeit verlief jedoch alles andere als optimal für den Kolumbianer. Zu oft ließ er sich auf den Seiten abdrängen, war zu selten in zentraler Position zu finden.
Dazu litt auch Cordobas Performance unter der schwächeren Mannschaftsleistung der „alten Dame“ in der ersten Halbzeit. Ein gutes Beispiel ist die Szene in der 12. Spielminute, wo der bullige Angreifer den Ball von Piatek im Strafraum bekam und diesen nicht zurück anspielte, sondern einen harten Schuss aus spitzem Winkel auf den gegnerischen Torwart abgab. Cordoba hatte also bis zur Pause Schwierigkeiten. Zu ungestüm, zu überhastet war sein Spiel in manchen Situationen. Dazu stand er oft zwei Gegenspielern gegenüber und ließ sich zu oft nach Außen ziehen. Das sah auch Cheftrainer Pal Dardai: „Die Stürmer waren übermotiviert, sollten die Box aber nicht verlassen und auf die Flanken warten.“ Viel besser funktionierte es in der zweiten Halbzeit.
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Die langen Bälle verarbeitete Cordoba besser, auch sein Passspiel wurde deutlich genauer. Direkt nach Wiederanpfiff war er es, der die bis dahin beste Chance für Hertha hatte. Sein Schuss wurde aber noch gut von Rafal Gikiewicz pariert. Mit insgesamt vier Schüssen war der Kolumbianer der Spieler, der sein Glück am häufigsten versuchte. Ein Treffer sollte ihm, im Gegensatz zu Piatek, nicht gelingen. Den Elfmeter kurz vor Schluss hätte er zwar gerne geschossen, Dodi Lukebakio schnappte sich jedoch die Kugel.
So bleibt Cordoba zunächst bei fünf Treffern in 14 Partien. Doch wer am Ende in blau und weiß jubelt, wird in Berlin jedem egal sein. Ob als Torschütze oder als Arbeiter in der Offensive: Jhon Cordoba tut seiner Mannschaft gut. Seine kämpferische Natur und sein Torhunger machen ihn zu einer echten Waffe im Abstiegskampf. Sollte sein Zusammenspiel mit Piatek sich weiter positiv entwickeln lebt die Hoffnung auf ein versöhnliches Ende dieser katastrophalen Saison weiter. Mit dem “Krieger”, wie ihn Dardai nannte, wurde nun die erste Schlacht gewonnen. Auf das weitere Siege folgen.
Krzysztof Piatek – Der Erlöser
Und plötzlich passte es einfach mal: Seit dem Tor von Luca Netz gegen den VfB Stuttgart hatte Hertha auf einen eigenen Treffer gewartet, obwohl man zwischenzeitlich so oft so nah dran gewesen war. Krzysztof Piatek hatte sogar seit seinem Treffer gegen Eintracht Frankfurt vom 30. Januar auf seinen nächsten Streich warten müssen.
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Doch in der 62. Minute gegen den FC Augsburg war es dann so weit. Vladimir Darida brachte den Ball vom rechten Strafraumeck in die Mitte, wo Piatek goldrichtig stand und zum 1:1 einköpfte. Der Pole agierte in diesem Moment einmal mehr im Stile eines wahren Torjägers. Vor der Hereingabe löste sich Piatek hervorragend von seinen Bewachern, positionierte sich perfekt für die Vorlage nickte diese dann technisch sauber ein. In diesem Moment wurde wieder offensichtlich, was man sich in Berlin von dem 24-Millionen-Transfer erhofft – Tore. In seinem nun 40 Pflichtspiel für die “alte Dame” war es der elfte Treffer – sicherlich ist die Quote noch ausbaufähig, doch in den letzten Wochen ist klar erkennbar, dass Piatek daran arbeitet, noch öfter in Abschlusssituationen zu kommen, aber auch über Tore hinaus wichtig für die Mannschaft zu sein.
So auch gegen den FCA. Piatek, seit seiner Ankunft als zu braver und spielerisch blasser Spieler verschrien, hat sich am vergangenen Samstag wirklich aufgerieben. Mit zwölf gelaufenen Kilometern war der Mittelstürmer laufstärkster Herthaner – eine absolute Seltenheit, dass man das jemanden seines Spielertyps sieht. Neben drei Abschlüssen kommen zwei Tacklings, ein abgefangener Ball und ein Schlüsselpass hinzu. Kurzum: Piatek war so aktiv wie selten zuvor. Wie bereits angemerkt, war der Aufwand teilweise etwas verschwendet, weil Piatek sich nicht den gebrauchten Zonen aufhielt, der Wille bleibt unbestritten. Um es etwas plakativ zu beschreiben: Pal Dardai bekommt den Kampf in den zuvor zu zaghaften und nicht genug widerstandsfähigen Piatek.
Piatek präsentiert sich seit Wochen deutlich kämpferischer und präsenter als in den vielen Monaten zuvor. Dardai scheint den Mittelstürmer immer besser in Berlin ankommen zu lassen. Wenn der Pole wie gegen den FC Augsburg dann auch noch trifft, kann endlich vollends zufrieden mit ihm sein.
Lukas Klünter – Erst Pechvogel, dann Matchwinner
Pal Dardai könnten nach dem Augsburg-Spiel hellseherische Fähigkeiten unterstellt werden. Nachdem Lukas Klünter die 0:2-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg mit seinem Eigentor eingeleitet hatte und daran beinahe verzweifelt wäre, baute Dardai den Abwehrspieler danach öffentlich auf. “Eigentor? Na, und! Vielleicht ist er beim nächsten Mal der Matchwinner”, sagte der Ungar – und wie Recht er behalten sollte.
Dabei begann die Partie für Klünter erneut unglücklich. Erneut als Teil der Berliner Dreierkette eingesetzt, verschätzte sich der 24-Jährige beim 0:1-Gegentreffer. Er ließ Torschütze Laszlo Benes viel zu viel Platz, sodass dieser per Drehschuss die Augsburger in Führung brachte. Diesen Fehler machte Klünter im Laufe der Begegnung aber allemal gut. Defensiv präsentierte er sich im Anschluss, auch wenn wenig gefordert, souverän. Er hatte nicht allzu viel zu verteidigen, klärte aber zwei Situationen und verhinderte durch seine Schnelligkeit ein paar Augsburger Konter.
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Viel auffälliger als seine Abwehraktionen war tatsächlich sein Spiel mit dem Ball – eine Disziplin, in der Klünter bislang eher selten bestacht. Klünter leitete beide Hertha-Tore des Tages durch herausragende Steilpässe ein. Beim 1:0 schickte er Darida zur rechten Strafraumseite, von welcher der Tscheche das 1:1-Ausgleichstor auflegte. Auch Lucas Tousart, der den spielentscheidenden Elfmeter herausholte, hatte vor einen starken Ball von Quarterback Klünter erhalten.
“Wenn er solche Bälle nach vorn spielt, ist das schön. Klünti ist ein Prototyp an Fleiß und Professionalität”, sagte Dardai nach dem Spiel. Es ist beeindruckend, wie sich Klünter aus der Vergessenheit herausgearbeitet und mittlerweile zu einem Leistungsträger des Teams gemausert hat. Das Spiel gegen Augsburg hat seinen Wert für die Mannschaft noch einmal dick unterstrichen.
Und dann war da noch …
Dodi Lukebakio: Ausgerechnet, will man sagen. Ausgerechnet der seit Monaten formschwache Lukebakio hat Hertha den ersten Sieg seit dem Schalke-Spiel beschert. Der Belgier ist in der 65. Minute eingewechselt worden und war sofort präsent. Durch ein paar Dribblings und gute Vertikalläufe kurbelte er das Offensivspiel seiner Mannschaft noch einmal an und hatte in der 83. Minute per Kopf die Chance, Hertha schon früher auf die Siegerstraße zu bringen. Das holte er dann in der 89. Minute mit dem verwandelten Elfmeter nach. In dieser Drucksituation anzutreten und zu treffen, nötigt Respekt ab.
Deyovaisio Zeefuik: Zuvor vier Spiele nicht im Kader, stand Zeefuik nun schon zum zweiten Mal infolge in der Startelf – und er rechtfertige seinen Einsatz auch. Der Rechtsverteidiger machte auf seiner Seite erheblichen Betrieb, war für seine Gegenspieler nur schwer aufzuhalten. Durch seine Tempovorstöße, Dribblings und das regelmäßige Auftauchen im Strafraum sorgte Zeefuik stets für Gefahr. Defensiv fehlte ihm teilweise etwas die Kompromisslosigkeit, dennoch war es ein guter Auftritt des Niederländers.
Matteo Guendouzi: Es geht doch. Nach zuletzt enttäuschenden Auftritten legte Goendouzi gegen Augsburg einen deutlich verbesserten Auftritt hin. Nach seiner Einwechslung zur zweiten Halbzeit war der Franzose sofort präsent und fügte sich durch sauberes Passspiel und gute Übersicht ein. Mit Guendouzi lief das Spiel sichtbar flüssiger, seine Spielintelligenz half der Mannschaft. Darüber hinaus zeigte sich der Mittelfeldspieler deutlich resoluter als zuletzt, er setzte zwei starke Tacklings und führte Zweikämpfe sichtlich körperlicher. In dieser Form ist Guendouzi eine Hilfe für das Team.
Dass der VfL Wolfsburg eigentlich keine richtige Torchance im Heimspiel gegen Hertha hatte und trotzdem gewinnt, ist nicht nur Pal Dardai negativ aufgefallen. Es ist einfach unfassbar, wie viel Hertha richtig gemacht hat und das Spiel trotzdem wegen einiger unglücklicher Aktionen verliert. Allerdings hat auch das Wolfsburg-Spiel wieder gezeigt, welche strukturellen Probleme Hertha hat. Die Herthaner im Fokus.
Lukas Klünter – Pechvogel und Leistungsträger zugleich
Lukas Klünter steht symbolisch für das, was Hertha am heutigen Samstag in Wolfsburg passiert ist. Erneut hat Klünter insbesondere durch seine Schnelligkeit für extrem viel Stabilität in Herthas Abwehr gesorgt. Wolfsburgs Konterspiel war auch und vielleicht gerade wegen Klünter quasi tot. Renato Steffen, Weghorst und Ottavio wurden auf dem Weg zum Tor mehrfach von Klünter eingeholt und gestoppt. Im Gegensatz zum Leipzig-Spiel setzte Klünter am heutigen Samstag sogar einige wenige Akzente nach vorne.
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Und trotzdem wird der Ex-Kölner mit einem schlechten Gefühl in den ICE Richtung Heimat steigen, weil er in der 38. Minute ein extrem unglückliches Eigentor erzielte. Ohne jeglichen Gegnerkontakt lief Klünter bei einem Tempo-Gegenstoß der Wolfsburger wieder einmal in den Strafraum ein und lenkte eine Flanke von der rechten Angriffsseite unhaltbar ins Tor. Dass Klünter auch beim 2:0 unter dem Ball durchsprang und Lacroix nach einer Ecke so ein Tor ermöglichte, befleckt seine eigentlich sehr gute Leistung. Es hat Symbolcharakter.
Maxi Mittelstädt – Es wird langsam
Grundsätzlich wünschen wir natürlich allen Hertha-Spielern Erfolg. Aber bei Maxi Mittelstädt freut man sich in diesen Tagen ganz besonders über Positivmeldungen. Nach teils schlechten Leistungen unter Bruno Labbadia wurde der gebürtige Potsdamer in den „sozialen“ Netzwerken teils widerlich beleidigt. In dieser Woche meldete er sich mit anderen Fußballprofis in einem bewegenden Video-Statement zu Wort, in dem die Spieler auf das Hatespeech-Problem im Internet aufmerksam machten.
Mittelstädts Leistungen sind unter Pal Dardai in den vergangenen Wochen konstant besser geworden – im Wolfsburg-Spiel war Maxi heute einer der besten Herthaner. Ähnlich wie Klünter war Mittelstädt in einigen wichtigen Situationen einfach immer einen Tick vor dem grün-weißen Angreifer am Ball – wie beispielsweise kurz vor dem ersten Gegentreffer, als Yannick Gerhardt einen gefährlichen, öffnenden Pass in Richtung Weghorst spielte. Maxi war allerdings vor Weghorst am Ball und klärte. Ganze sechs Bälle fing der 23-Jährige ab – Topwert aller in dem Spiel eingesetzten Spieler. Hinzukommen drei Klärungen und zwei erfolgreiche Tacklings. Mittelstädt war stets auf der Höhe und damit ein absoluter Sicherheitsfaktor.
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Auch bei Mittelstädt wäre es aber schön, wenn mehr Offensivszenen kämen. Eines von Herthas größten Problemen ist der Mangel an Flanken – mit Cordoba und Piatek hatte Hertha in der zweiten Hälfte zwei klassische Strafraumstürmer auf dem Feld, es kamen aber nur sehr wenige Flanken in den 16er. Mittelstädt darf in den kommenden Spielen gerne helfen, das zu ändern. Schafft sich Mittelstädt auch das noch drauf, ist er nicht mehr wegzudenken.
Vladimir Darida – Fehlende Genauigkeit
Ebenfalls symbolisch stand Vladimir Darida heute Nachmittag für ein weiteres Problem, das Hertha seit Wochen plagt: die fehlende Präzision. Insbesondere in der ersten Halbzeit – ab der gegnerischen Hälfte – kamen so unglaublich viele Bälle wegen schlampig gespielter Pässe nicht an.
(Photo by Focke Strangmann – Pool/Getty Images)
Dass Darida mit einer Passquote von nur 52 Prozent fast 20 Prozent unter der Quote des gesamten Teams liegt, zeigt zudem, wie viel beim Tschechen heute daneben ging. Selbst bei Herthas größter Chance in der 58. Minute kann man Darida ankreiden, dass er nicht genau genug vorgegangen ist. Denn seine Flanke von der linken Seite auf einen eigentlich komplett freistehenden Zeefuik wird nur gefährlich, weil der Wolfsburger Pongracic diese unglücklich umleitet.
Und dann war da noch …
Matheus Cunha und Sami Khedira: Es passt leider zu diesem Spiel, dass sich mit Cunha und Khedira heute zwei wichtige Herthaner verletzt haben. Khedira machte sein erstes Spiel von Anfang an im Hertha-Dress und half dabei, die Defensive zu stabilisieren. Dass er nun eine muskuläre Verletzung hat, weist möglicherweise darauf hin, dass er nach seiner langen Fußballpause körperlich noch nicht auf Bundesliganiveau ist.
Auch Cunha blieb in der 2. Halbzeit ohne Gegnereinwirkung auf dem Boden sitzen und fasste sich an den Oberschenkel. Beide werden, wie bereits bestätigt, gegen den FC Augsburg fehlen. Die einzig positive Botschaft: Auch ohne Cunha schaffte es Hertha in der zweiten Halbzeit Druck auf Wolfsburg auszuüben.
(Photo by TOBIAS SCHWARZ/AFP via Getty Images)
Jhon Cordoba: Dieser Druck in Halbzeit zwei geht eigentlich alleine auf das Konto von Jhon Cordoba. Wurde es gefährlich, war Cordoba in fast allen Fällen irgendwie mit dabei. Schön ist, dass Cordoba mit einigen gefährlichen, tiefen Bällen aus dem zentralen Mittelfeld versorgt wurde. Klar ist aber, dass der Kolumbianer mehr Bälle braucht, insbesondere über die Außen. Auf den Mittelstürmer wird es gegen Augsburg ankommen.
Fazit: „Ohne große Torchance gewinnen die 2:0“
Es klingt komisch, aber auch im fünften Spiel unter Pal Dardai hat Hertha wieder einen Fortschritt gemacht. Die Mannschaft hat also in den letzten Spielen den Top drei der Bundesliga zumindest phasenweise Paroli bieten können und hätte sich eigentlich Punkte aus diesen Spielen verdient gehabt.
Insbesondere die Defensive steht mit Niklas Stark, Marton Dardai und Lukas Klünter derzeit recht stabil. Sowohl bei der Zweikampfquote (51 Prozent) als auch bei der Laufleistung (114 Kilometer) lag Hertha vor Wolfsburg. Und dass die Blau-Weißen mit neun Torschüssen nur zwei Mal weniger aufs gegnerische Tor geschossen haben als der Sieger dieser Partie, zeigt, wie nah die Leistung der Herthaner an der von Wolfsburg war. Und so trifft Dardais Zitat aus der Überschrift leider voll zu – das Ergebnis spiegelt wieder einmal nicht das Spiel wieder.
Neben den oben beschriebenen Problemen mit Flanken und Fehlpässen hat das heutige Spiel aber eine weitere Schwäche Herthas weiter zementiert: die Standardsituationen. Hertha ist nicht nur die einzige Mannschaft der Liga, die im Angriff in dieser Situation noch kein Tor nach einem Standard erzielt hat. Hinzu kommt, dass man mit 18 Gegentreffern nach ruhenden Bällen Vorletzter ist in der Tabelle der Standard-Tor-Empfänger. All das wäre an sich nicht schlimm, wenn die Mannschaft aus dem Spiel heraus treffen würde, doch auch das passiert seit Wochen nicht wirklich. Gerade deswegen sollte Pal unter der Woche dringend an den Ecken und Freistößen arbeiten. Denn wenn Mainz morgen gegen Augsburg gewinnt, Bielefeld im Nachholspiel gegen Bremen punktet und wir in der kommenden Woche keinen Dreier gegen Augsburg holen, wird es dunkel im Tabellenkeller.
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