Drei Thesen für Hertha BSC – VfB Stuttgart

Drei Thesen für Hertha BSC – VfB Stuttgart

Das erste „Finale“ hat Hertha für sich entscheiden können. Mit dem knappen 1:0 Erfolg in Augburg verbesserte die „alte Dame“ ihre Ausgangsposition gegenüber der Konkurrenz im Abstiegskampf. Doch am Wochenende wird die Partie wohl noch entscheidender, noch wichtiger. Bevor es für die Elf von Felix Magath nach Bielefeld geht, muss sie zunächst gegen den VfB Stuttgart Zuhause bestehen. Ein „Sechs-Punkte-Spiel“, ein „Abstiegskracher“ – wie auch immer man es nennen möchte: Hertha muss es unbedingt schaffen, im Heimspiel einen Schritt in Richtung Klassenerhalt zu machen.

Bevor es auf dem Platz wieder um alles geht, stellen wir nochmal 3 Thesen zum Spiel Hertha BSC – VfB Stuttgart auf.

Davie Selke steht für Hertha in der Startelf – und trifft nicht

Wenn man ehrlich ist: Herthas Sturm ist aktuell nur bedingt Bundesliga-tauglich. Herthas bester Torschütze Stevan Jovetic (6 Bundesliga-Treffer) ist mal wieder nicht fit und Ishak Belfodil wurde zuletzt aufgrund seiner fehlenden Einsatzbereitschaft vom Cheftrainer aus dem Kader geschmissen. Zwar ist der Algerier bereits zurück im Mannschaftstraining, ob er wieder in die Startelf rotiert, ist allerdings zweifelhaft.

Toller Einsatz aber zu selten erfolgreich – Davie Selke bei seinem Treffer gegen Arminia Bielefeld in der Hinrunde 2021. (Foto: Matthias Kern/Getty Images)

Deshalb wird man wohl erneut Davie Selke in der Sturmspitze sehen. Der großgewachsene Mittelstürmer hat wahrlich keine grandiose Bilanz, ist mit seinen zwei Bundesligatreffern diese Saison nicht gerade eine Tormaschine. Was ihm allerdings ganz sicher nicht fehlt, ist Einsatzbereitschaft, was er auch im Spiel gegen den FC Augsburg unter Beweis stellte. Und genau deshalb wird er wohl wieder seine Chance bekommen. Nur wahrscheinlich wieder ohne Torerfolg. Was auch nicht schlimm ist … solange bei Hertha andere treffen.

Santiago Ascacibar und Lucas Tousart– die Löwen brüllen weiter

Zwei weitere Spieler, die über Einsatzbereitschaft kommen, sind Santiago Ascacibar und Lucas Tousart. Kein Wunder also, dass sie beide aktuell unumstrittene Stammspieler sind. Bisher setzte Felix Magath jedes Spiel auf das Duo. Beide tragen auch den Spitznamen „Löwe“, zumindest nannte so Pal Dardai den französischen Mittelfeldspieler, während bei Ascacibar die argentinischen Wurzeln zu „El León“ führten.

Unter Magath immer zusammen in der Startelf – Santiago Ascacíbar und Lucas Tousart (Foto: John Macdougall/AFP via Getty Images)

Der Turban-Träger vom Augsburg-Spiel wurde zuletzt nicht nur in den Medien für sein entschlossenes Auftreten gelobt, sondern auch vom eigenen Trainerteam. Gegen den Ex-Club sollte der Argentinier besonders motiviert und voller Tatendrang sein. Die gegen Augsburg sehr stabile Zentrale mit Ascacibar und Tousart wird wohl auch am Sonntag wieder zu sehen sein. Es bleibt zu hoffen, dass sie auch im so wichtigen Heimspiel ihrem Ruf als kämpferische Raubtiere gerecht werden.

Stuttgart bleibt im Jahr 2022 sieglos – zumindest Auswärts

Zum Abschluss lehnen wir uns mal weit aus dem Fenster und wagen eine optimistische These: der VfB Stuttgart wird die Auswärts-Sieglos-Serie in 2022 fortführen. Aus den letzten Spielen auf fremdem Platz konnten die Schwaben nur vier Punkte holen (4 Remis, 3 Niederlagen). In Bieleld spielten sie 1:1, in Mainz nur 0:0. In den letzten beiden Partien konnte Stuttgart keinen Treffer erzielen. Zugegeben: Herthas Bilanz sieht nicht viel besser aus. Doch die Berliner holten immerhin aus den letzten vier Spielen zwei Siege und erzielten jedes Mal mindestens einen Treffer.

Überhaupt schoss Hertha in dieser Saison bisher in jedem Heimspiel ein Tor oder mehr. So bleibt die Hoffnung, dass auch am Sonntag die Auswärtsmannschaft keine drei Punkte holt. Ganz klar: ein Sieg gegen Stuttgart wäre für Hertha fast schon der entscheidende Rettungsschlag. Doch auch ein Remis könnte immerhin dafür sorgen, dass die Blau-Weißen in der Tabelle auf dem rettenden Ufer bleibt. Bleibt also nur Punkten. Irgendwie. Und das Tor treffen. Sowieso.

Titelbild: Alexander Hassenstein/Getty Images

Hertha BSC – VfB Stuttgart: Jetzt nicht nachlassen

Hertha BSC – VfB Stuttgart: Jetzt nicht nachlassen

Drei klassische „Big Points“ im Abstiegskampf, das Traumtor durch Suat Serdar und ein Führungsspieler, der endlich auf dem Platz steht. Das letzte Wochenende lief aus Hertha-Sicht nahezu ideal. Durch den Sieg konnte die Mannschaft der „Alten Dame“ wieder auf einen Nicht-Abstiegsplatz klettern. Doch jetzt Nachzulassen wäre fatal, mit dem VfB Stuttgart kommt ein direkter Konkurrent im Kampf um den Klassenerhalt nach Berlin. Ein Sieg ist für Hertha Pflicht.

Unser Artikel zur Pressekonferenz vor dem Spiel.

Die Punkte aus Augsburg veredeln

„Es war schön und natürlich wichtig für uns, dass wir in Augsburg gewinnen konnten“, resümiert Trainer Felix Magath auch heute noch einmal. Im direkten Anschluss er jedoch klar: „Diese drei Punkte zählen erst richtig, wenn wir auch Sonntag etwas gegen den VfB holen.“ Und auch Fredi Bobic pocht darauf, auf dem Boden und konzentriert zu bleiben: „Viele habe ich erleichtert gesehen nach dem Sieg, aber keinen habe ich jubelnd durch die Kabine oder nach Berlin rennen sehen.“ Der Sieg habe der Mannschaft und dem Verein gut getan, aber es müsse weitergehen. Der Abstiegskampf ist noch lange nicht entschieden, ein Sieg gegen Stuttgart wäre aber ein großer Schritt in die richtige Richtung für Hertha.

Never change a winning team

Auch wenn die gesamte Mannschaft ein geschlossenes und engagiertes Bild gegen die Fuggerstädter zeigte, ragte ein Mann etwas hervor: „Prince war natürlich ein ganz wichtiger Faktor für das Spiel, er hat die Mannschaft geführt und Struktur reingebracht“, so Magath. Für das kommenden Spiel spricht der Trainer daher auch eine Einsatzgarantie aus: „Selbstverständlich wird Prince auch übermorgen auf dem Feld hoffentlich wieder so Regie führen, wie er es in Augsburg getan hat.“ Zugleich zeigte sich der Übungsleiter vom Motto „never change a winning team“ generell angetan. Und ärgerte sich daher ein klein wenig über die Sperre von Marco Richter: „Ich hätte nichts verändern brauchen, wenn Marco nicht die fünfte Gelbe hätte.“

(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Es ist daher davon auszugehen, dass lediglich die Position von Richter neu besetzt wird und ansonsten die gleiche Elf wie gegen Augsburg starten wird. Es naheliegendes Szenario wäre, Mittelstädt auf die linke Flügelposition von Serdar zu schieben und diesen nach rechts zu beordern. Alternativ wäre auch ein Startelfdebüt von Youngster Anton Kade denkbar. Dass Magath kein Problem mit dem Reinwerfen junger Spieler, auch in wichtigen Spielen, hat, zeigte er mit Julian Eitschberger im Derby. Doch auch ein Einsatz von Jurgen Ekkelenkamp oder Vladimir Darida wären eine Möglichkeit.

Wer Richter definitiv nicht ersetzen wird sind Dong-Jun Lee und Myziane Maolida, beide fehlen verletzt. Nicht zur Verfügung stehen des Weiteren Alexander Schwolow, Lukas Klünter, Kelian Nsona und Stevan Jovetic.

„Rückkehr“ an alte Wirkungsstätte

Sowohl Felix Magath als auch Fredi Bobic besitzen eine nicht unerhebliche Vergangenheit beim kommenden Gegner aus Stuttgart. Da das Spiel jedoch in Berlin stattfindet, lässt sich lediglich metaphorisch über eine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte sprechen. „Der VfB Stuttgart war rundherum, nicht nur sportlich, sondern auch privat die schönste Phase“, sinniert Magath. Er denke gerne an diese Zeit zurück, sie wäre ja auch eine erfolgreiche gewesen. Fredi Bobic ergänzt: „Stuttgart ist meine Heimatstadt, das ist natürlich immer etwas Besonderes.“ Viel Zeit für Sentimentalität bleibt beim Manager in der aktuellen Lage selbstverständlich jedoch nicht: „Sie sind unser Gegner und wir wollen die Punkte.“

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(Photo credit should read IAN STEWART/AFP via Getty Images)

Aus sportlicher Sicht könnte sich am Sonntag im Olympiastadion ein interessantes Spiel entwickeln, stehen beide Kontrahenten für sehr verschiedene Ansätze. „Wir wissen, dass der VfB Stuttgart eine spielerisch gute Mannschaft mit schnellen Offensivleuten hat“, so Magath. Hertha auf der anderen Seite zeichnet sich eher durch ein kämpferisches Spiel aus, hat in Augsburg maßgeblich dadurch gewonnen. Der Trainer, der vor seinem 500. Bundesligaspiel als Chefcoach steht, erwartet in dieser Hinsicht sogar noch einmal eine leichte Steigerung gegen Stuttgart. Und gibt das Ziel gegen die Schwaben klar aus: „Wir werden mit allen Mitteln versuchen, drei Punkte hier in Berlin zu behalten.“

Sollte diese gelingen, läge man drei Spieltage vor Schluss mit vier Punkten vor Stuttgart und hätte eine gute Ausgangslage für das Saisonfinale. Und wer weiß, vielleicht kommen bei Klassenerhalt ja dann noch ein paar Spiele für Felix Magath dazu.

(Titelbild: Daniel Kopatsch/Getty Images)

Podcast #189 Hey, Wickie, hey!

Podcast #189 Hey, Wickie, hey!

Lukas gönnt sich eine Auszeit in London, während Marc, Louis und Benny den Auswärtssieg gegen den FC Augsburg besprechen dürfen. Das waren drei ganz wichtige Punkte im Abstiegskampf, der aber noch weitergeht. Die Drei blicken natürlich auch auf das kommende Spiel und die Partien danach. 

Wir wünschen euch viel Spaß und freuen uns über eure Kommentare. 

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(Photo by Daniel Kopatsch/Getty Images)

Herthaner im Fokus: Big Points in Augsburg

Herthaner im Fokus: Big Points in Augsburg

Der Abstiegskampf ist endgültig eröffnet, denn Hertha BSC hat ihn mit dem Sieg beim FC Augsburg angenommen und gibt der Konkurrenz ein klares Lebenszeichen. Im Schwabenland setzte Trainer Felix Magath auf altbewährte Tugenden und baute im Vergleich zur Derby-Schmach nicht nur personell, sondern auch das System um.

Boateng-Comeback und Belfodil-Streichung gegen Augsburg

Das größte Opfer der großen Rotation gegen Augsburg war zweifelsohne Ishak Belfodil. Der algerische Stürmer, der mit drei Toren in dieser Saison zu den torgefährlicheren im Team gehört, war nicht einmal im Kader. Er würde nicht zum Gegner passen, so die Einschätzung Magaths. Außerdem war von einer mangelhaften Trainingsleistung zu lesen.

Vom 4-1-4-1 aus der Vorwoche wechselte Magath auf ein 4-2-3-1. Auf der Position des Linksverteidigers verzichtete er dieses Mal auf ein Experiment, wie noch in der letzten Woche. Der 18-jährige Außenverteidiger Julian Eitschberger wurde für den Spieltagskader nicht noch einmal berücksichtigt. Die Hoffnungen ruhten auf den Stärken von Marvin Plattenhardt. Ebenfalls überraschend war das Festhalten an der Innenverteidigung um Kapitän Dedryck Boyata und Marc Oliver Kempf. Doch so viel vorweg. Beide bestätigten das Vertrauen mit einer deutlichen Leistungssteigerung. Peter Pekarik war wie üblich auf der rechten Seite der Verteidigung eingeteilt.

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(Photo by Daniel Kopatsch/Getty Images)

Vor dieser fungierten Lucas Tousart und Santiago Ascacibar als Doppelsechs. Mangels Alternativen, aber ebenfalls deutlich stärker als zuletzt, musste Suat Serdar wieder die linke Außenbahn beackern. Kollege Marco Richter tat es ihm gegen seinen Ex-Club auf der rechten Seite gleich. Es hatte sich unter der Woche schon ein wenig angedeutet. Das Trainerteam entschied sich für einen Startelfeinsatz von Kevin Prince Boateng im offensiven Mittelfeld. Im Sturm durfte der nimmermüde Davie Selke ackern. Und eines muss vor jeder Analyse erwähnt werden: Marcel Lotka feierte im Tor der Hertha nicht nur den ersten Sieg, sondern auch das erste Spiel zu null. Herzlichen Glückwunsch dazu!

In der heutigen Analyse geht es um den Lenker und Denker im Team der Hertha, um die “Ausgerechnet-Fraktion” und um Pal-Dardai-Tugenden.

Kevin Prince Boateng: Endlich Leader und Star

Der Lenker und Denker im Spiel der “Alten Dame” und endlich wirkte er mal nicht wie der alte Mann, dessen Zenit schon weit überschritten ist. Bereits unter der Woche sprach Magath extrem offen vom Vakuum auf Führungspositionen in der Mannschaft. Lediglich Boateng könne diese Position einnehmen, was allerdings zu oft an der Verletzungsanfälligkeit des Altstars scheiterte.

Doch diese Aussage schien den noch immer technisch herausragenden Boateng zu beflügeln. Magath ermöglichte ihm sämtliche Freiheiten auf der Zehner-Position. Er riss das Team mit, fightete, machte den Gegnern das Leben schwer und war das Herz dieser Mannschaft. In seinen 69 Minuten Spielzeit – die längste Spielteilnahme Boatengs in dieser Saison – brillierte er mit 36 Aktionen am Ball. Er verteilte ihn, brachte 16 seiner 23 Pässe beim Mitspieler unter und konnte diese immer wieder in Szene setzen. Sein kluger Pass in der 10. Spielminute auf die linke Seite raus zu Marvin Plattenhardt leitete die erste Chance der Berliner ein.

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(Photo by Daniel Kopatsch/Getty Images)

Doch er war nicht nur der Lenker und Denker, er hielt gleichzeitig wo es nur ging seine Knochen hin. Die Leidenschaft gepaart mit seinem kreativen Spielwitz ließ einen Fan von Hertha zum Teil mit feuchten Augen zurück. Er gewann zwölf von 14 Zweikämpfen. 86 Prozent gewonnene Zweikämpfe sind eine prächtige Quote für einen offensiv ausgerichteten Spieler. Zusätzlich half er in diesem emotionalen Spiel für clevere Spielunterbrechungen. Er zog kleinere Fouls, provozierte in Rudelbildungen und ließ sich selbst fünf Mal foulen. Niemand weiteres auf dem Feld musste so viel einstecken. Endlich bekamen wir jenes starke und zählbare Spiel zu sehen, welches wir uns so dringend gewünscht hatten.

Es scheint, als wäre Boateng zur entscheidenden Saisonphase fit und könnte der Mannschaft endlich mit seiner zweifelsohne immer noch riesigen Klasse helfen. Bleibt zu hoffen, dass er in den letzten Wochen vom Verletzungspech verschont bleibt.

Dedryck Boyata und Marc Oliver Kempf: Gute Reaktionen auf die Kritik

Die beiden Innenverteidiger waren in den letzten Wochen extremer Kritik ausgesetzt. Und das auch vollkommen verdient, allerdings wirkte es als wären sie in einem unüberwindbaren tiefen Loch gefangen. Nach der brutalen Klatsche gegen Union Berlin scheinen die beiden aber tief in sich gegangen zu sein und haben sich die Kritik zu Herzen genommen. Insbesondere Kapitän Dedryck Boyata, der von Felix Magath in die Pflicht genommen wurde, wirkte in Augsburg mit einer stark veränderten Einstellung am Spielgeschehen mit.

Er war wesentlich präsenter als in den letzten Wochen, kommunizierte mit seinen Mitspielern, zeigte eine viel mutigere Körpersprache und wirkte bei hitzigen Diskussionen auf seine Kollegen ein. Eigentlich alles Punkte, die zum Pflichtrepertoire eines Kapitäns gehören. Bei Boyata muss man aber nun mal auch diese hervorheben. Doch auch spielerisch wusste er stärker zu agieren. Während des Spiels – er war über die gesamte Distanz dabei – konnte er vor allem seine Passstatistik festigen. 64 Prozent brachte er beim richtigen Adressaten unter. 19 Aktionen hatte er am Ball. Deutlich weniger als zuletzt, was vor allem daran lag, dass die Hertha weniger den Ball verschleppte und es nicht nur mit den ungeliebten “Hintenrum-Bällen” versuchte.

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Trotz allem ist sicherlich nicht alles top beim Belgier. Er gewann nur zwei seiner fünf Zweikämpfe und immer wieder wirkt er ein wenig überhastet in seinem Handeln auf dem Platz. Exemplarisch dafür die 11. Spielminute, als er bei einer Hereingabe des Spielgeräts von Robert Gumny vorbeisegelte und Alfred Finnbogason eine Großchance ermöglichte. Doch insgesamt muss man positiv festhalten, dass es eine der besseren Vorstellungen Boyatas war. Auch er muss dringend an diesen Leistungen anknüpfen und sie wieder zur Regelmäßigkeit machen. Die defensive Stabilität ist im Abstiegskampf von entscheidender Bedeutung.

Ähnlich wie Boyata agierte sein Partner Marc Oliver Kempf in der Innenverteidigung. Sein Spiel gegen die Fuggerstädter erinnerte ein wenig an sein Debüt für die Hertha zu Beginn der Rückrunde gegen den VfL Bochum. Auch dort wirkte er als stabiler Defensivmann mit, obwohl seine Statistiken anderes aussagten.

(Photo by Daniel Kopatsch/Getty Images)

Gegen den FC Augsburg kam er auf 50 Prozent siegreiche Zweikämpfe, brachte wie sein Innenverteidiger-Partner 64 Prozent Pässe beim richtigen Spieler unter und agierte wild und entschlossen. Das Spiel Kempfs ist bekanntlich immer auf der Grenze zwischen robust und brutal. Auch in diesem Spiel stockte einem zwischendurch der Atem, doch insgesamt konnte man auch bei ihm eine Leistungssteigerung erkennen, ließ er doch dieses Mal die tölpelhaften Fouls aus seinem Spiel raus. Er beeindruckte zudem dadurch, dass er immer wieder Bälle ablief, die sonst in extrem gefährlichen Räumen gelandet wären.

Bleibt auch hier zu hoffen, dass es sich nicht um ein Strohfeuer handelt.

Marco Richter und Suat Serdar: Die Fraktion “Ausgerechnet”

Was haben die beiden Kritik einstecken müssen. Die Tatsache, dass sie sowohl unter Tayfun Korkut als auch zunächst unter Felix Magath schwer im Verdruss wegen mangelhaften Engagement standen, ließ zunächst den Schluss zu, dass durchaus etwas an dieser Einschätzung dran zu sein schien. Zusätzlich hatten beide in den letzten Wochen enorm viel mit sich selbst zu kämpfen und fielen hauptsächlich durch Frustaktionen auf. Doch die Forderungen nach Startelfeinsätzen wurden erhört.

Auf die individuelle Klasse, die diese beiden Spieler in sich tragen, kann man in einer Situation wie sie Hertha gerade zu bewältigen hat, eigentlich nicht verzichten.

(Photo by Daniel Kopatsch/Getty Images)

Marco Richter durfte gegen seinen Ex-Verein 69 Minuten auf der rechten Außenbahn agieren. Und er war motiviert, wollte zeigen, dass er ein Mann für weitere Startelfeinsätze ist. Er war einer der aktivsten Berliner in Augsburg. 36 Ballaktionen sprechen eine deutliche Sprache. 80 Prozent seiner Pässe fanden den Mitspieler, was für einen Offensivmann keine schlechte Zahl ist. Zwar gewann er nur zwei seiner acht Zweikämpfe, doch trotz seiner fehlenden Durchschlagskraft kam er immerhin dreimal zum Abschluss. Der goldene Moment sollte in der 49. Minuten eintreffen. Es war eine tolle Kombination mit dem Ackergaul Davie Selke, der den ehemaligen Juniorennationalspieler per Doppelpass fein in Szene setzte.

Sein Pass in den Rückraum konnte Suat Serdar sehenswert per Hacke vollenden. Es war eines der schönsten Hertha-Tore in dieser Saison. Auch Suat Serdar, der wie üblich in dieser Spielzeit positionsfremd agieren musste, war bis in die Haarspitzen motiviert. 13 seiner 17 Pässe kamen an, er kam zu vier Abschlüssen, war enorm torgefährlich und gewann zusätzlich drei Tacklings. Auch defensiv wusste er seine Akzente zu setzen.

(Photo by Daniel Kopatsch/Getty Images)

Ausgerechnet die viel gescholtenen Akteure konnten gegen die Augsburger zu überzeugen und für einen ersten großen Schritt im Kampf um den Klassenerhalt sorgen. Damit dieser gelingt, müssen nicht zuletzt genau die beiden weiterhin ihre Leistungen sowohl im Spiel als auch im Training zeigen. Ein Wehrmutstropfen ist allerdings, dass Richter gegen Augsburg seine fünfte Gelbe Karte gesehen hat und somit gegen Stuttgart fehlen wird.

Spielweise in Augsburg: Viel Dardai in Magath

Einen Felix Magath mit Pal Dardai zu vergleichen mag auf den ersten Blick despektierlich wirken, doch wenn man einmal genauer hinsieht, gibt es einige Gemeinsamkeiten und diese kann man auch positiv hervorheben. Die beiden sind Jugendförderer, sie sind bereit unpopuläre Entscheidungen zu treffen und für den Erfolg haben sie es nicht nötig auf hochgradig spielerische Qualität zu setzen.

Auch in diesem Spiel wechselten sich Magath und Fotheringham fleißig beim coachen ab und brachten ihre Stärken im Team mit ein. Auch ein Vedad Ibisevic instruierte wieder einmal vor der Einwechslung stehende Spieler und diskutierte mit dem 4. Offiziellen. Die Mannschaft agierte aus einer sicheren Defensive heraus. Die einheitliche Stabilität sorgte für Selbstvertrauen und die individuelle Qualität einzelner Spieler für den nötigen Spielwitz, um offensiv was reißen zu können.

(Photo by Daniel Kopatsch/Getty Images)

Die drei Punkte in Augsburg sind ein extrem wichtiger Moment, der zu einem entscheidenden Wendepunkt in dieser Saison führen kann. Die Niederlage gegen Union Berlin ist damit keineswegs vergessen, entschuldigt oder wiedergutgemacht. Das ginge wenn überhaupt auch nur in zukünftigen Derbys im direkten Duell. Doch dieser Sieg kann Kräfte freisetzen um im Saisonendspurt zu bestehen. Boateng wird zum Leader, Tousart und Ascacibar sind große Kämpfer, Selke ein Arbeitstier, Serdar und Richter individuelle Kreativspieler und Plattenhardt kann mit ruhenden Bällen für enorme Gefahr sorgen.

Doch diese Qualitäten müssen in den letzten vier Saisonspielen durchgehend abgerufen werden, um irgendwie dem Abstiegsgespenst noch von der Klinge springen zu können. Die Tournee hat begonnen. Ob Rettung oder Abschied wird sich zeigen. Der nächste Schritt muss nächste Woche gegen Stuttgart gegangen werden.

[Titelbild: CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images]

Drei Thesen für FC Augsburg – Hertha BSC

Drei Thesen für FC Augsburg – Hertha BSC

Auf nach Bayern zum richtungsweisenden Duell gegen die Fuggerstädter. Die Schwaben, die sich in diesem Spiel aller Abstiegssorgen entledigen könnten, werden hochmotiviert gegen Hertha BSC sein und der „Alten Dame“ das Leben schwer machen. Als Herthaner muss man hoffen, dass die Einstellung gegen den FC Augsburg eine andere sein wird, als zuletzt im Derby und dass man sich auch bei Nackenschlägen nicht hängen lässt.

Für das erste von fünf Rettungs – oder Abschiedsspielen haben wir drei Thesen aufgestellt.

Marco Richter brilliert

Die zuletzt schwache Offensive wird gegen den FC Augsburg durch Marco Richter mit mehr Torgefahr versehen. Dank einer starken Hinrunde steht Richter in der Bundesliga bei fünf Toren für Hertha, was ihn zum erfolgreichsten Torschützen hinter Stevan Jovetic macht in dieser Saison. Problem: Alle Tore erzielte er in der Hinrunde, seitdem kam praktisch nichts mehr.

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(Photo by UWE KRAFT/AFP via Getty Images)

Gegen seinen Ex-Club wird Magath auf den Mann setzen, der bereits im Hinspiel erfolgreich war. Ex-Club und zuletzt wenig Spielzeit sorgen für eine gute Mischung aus Wut, Trotz und Motivation beim Ex-U-Nationalspieler. Er wird das offensive Spiel der Hertha ankurbeln, Chancen erarbeiten und an mindestens einem Hertha-Treffer beteiligt sein.


Der 30. Spieltag, Hertha BSC braucht dringend drei Punkte. Drei Faktoren entscheiden, ob Hertha zählbares gegen den FC Augsburg mitnimmt.


Augsburg muss nicht – Hertha kann nicht

Wir müssen uns auf einen spielerisch sehr müden Kick einstellen. Die Augsburger, die dem Klassenerhalt in den letzten Wochen ein ganzes Stück näher gekommen sind, werden sich zunächst um eine stabile Defensive bemühen. Mehr müssen sie momentan nicht tun. Punktuell werden sie es mit Kontern oder einem eigenen Spielaufbau versuchen.

(Photo by Matthias Kern/Getty Images)

Der Hertha den Ball und das Spiel zu überlassen, könnte für die Bayern möglicherweise der Schlüssel sein. Die Berliner werden Schwierigkeiten haben ein kreatives Spiel auf die Beine zu stellen und mehrmals an sich selbst bzw. der nicht vorhandenen spielerischen Qualität scheitern. Mehr als zwei Tore werden wir nicht sehen und keine Mannschaft wird auf eine zweistellige Anzahl an Torschüssen kommen.

Ob Rettungs- oder Abschiedstournee entscheidet sich nicht heute

Bielefeld spielt gegen wütende Münchener, Stuttgart gegen befreit aufspielende Mainzer. Die Mannschaft hat nach der Derby-Schmach etwas gutzumachen. Wobei sie eigentlich eher für die gesamte Saison etwas gutzumachen hat. Ein Sieg gegen den FC Augsburg wäre immens wichtig und könnte die Karten im Abstiegskampf neu mischen und bei Hertha für die nächsten Wochen neue Kräfte freisetzen.

Doch egal wie das Spiel heute ausgeht, es wird in keiner Weise entscheidend und nicht einmal relevant für die nächsten Wochen werden. Die Mannschaft wird auch jetzt noch nicht den Ernst der Lage begriffen haben und erst gegen Stuttgart und Bielefeld sich wirklich etwas ausrechnen.

(Photo by Matthias Kern/Getty Images)

Eine Niederlage mehr oder weniger könnte zwar in der Endabrechnung von entscheidender Bedeutung sein, ob das aber auch die Spieler so sehen, darf bezweifelt werden.

[Titelbild: Matthias Kern/Getty Images]