Herthaner im Fokus: Hertha im freien Fall – und Korkut noch der richtige?

Herthaner im Fokus: Hertha im freien Fall – und Korkut noch der richtige?

Hat Tayfun Korkut als Hertha-Trainer fertig? „Wer will, wer will, wer hat noch nicht?“, fragt man sich als Hertha-Fan mittlerweile regelmäßig während der Spiele. Es ist völlig egal wer auf dem Rasen steht, es ist egal wie der Gegner heißt, am Ende bricht die Gruppe – und in diesem Fall traut man sich kaum noch von Mannschaft zu sprechen – immer wieder auseinander und zeigt regelrecht Auflösungserscheinungen. Der Blick richtet sich immer mehr auf den Trainerposten.

Viele Startelfänderungen von Korkut, kein Effekt

Aber der Reihe nach. In einem mit 25.000 Zuschauer unter den aktuellen Bedingungen gut gefüllten Olympiastadion spielte die „Alte Dame“ gegen die Frankfurter Eintracht und wollte ein weiteres Mal den Versuch unternehmen, endlich den ersten Dreier im Jahr 2022 einzufahren. Wie zuletzt in verlässlicher Regelmäßigkeit stellte Trainer Tayfun Korkut die Spieler in der 4-3-3-Formation auf und wollte damit über die Außen für Gefahr sorgen.

Beim Blick auf die Startelf gab es einige Änderungen, die zum Teil nachvollziehbar waren, zu einem gewissen Maße aber auch stutzig machten. Im Tor stand wie gegen den SC Freiburg Marcel Lotka, an Stelle des sich noch in Quarantäne befindenden Alexander Schwolow. Der im Breisgau schwer überforderte Fredrik André Björkan wurde ersetzt durch Maximilian Mittelstädt, der seine Corona-Infektion überstanden hatte.

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(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

In der Innenverteidigung macht der zuletzt meist überzeugende Youngster, aber möglicherweise noch angeschlagene Linus Gechter Platz für Marc-Oliver Kempf, der nach seiner Rot-Sperre wieder zurück in die Startelf rotierte. Kapitän Dedryck Boyata und Peter Pekarik komplettierten die Verteidigung. Während das zentrale Mittelfeld seit einigen Spielen unverändert bleibt,  gab es eine Veränderung im Sturm, die durchaus für Aufsehen sorgte. Statt des nimmermüden und mit viel Einsatz zu gefallenen Ishak Belfodils durfte Neuzugang Dung-Jun Lee zum ersten Mal von Anfang an spielen.

Viel ändern sollten die neuen Kräfte im Vergleich zu den letzten Spielen allerdings nicht. Sang- und klanglos wurde man von Frankfurt zeitweise vorgeführt. Doch auch nach diesem Spiel gibt es noch einen Funken Hoffnung. Wir gehen heute auf die katastrophale Verteidigung ein, wer anscheinend völlig überfordert ist und auf wen und was man im Abstiegskampf setzen muss, um die Klasse zu halten.

Marc Oliver Kempf und Dedryck Boyata: Habt ihr euch schon einmal gesehen?

Kaum zu glauben, aber schon wieder musste Hertha eine neue Innenverteidigung bilden. Möglicherweise setzte der Pferdekuss aus dem Spiel gegen Freiburg Linus Gechter immer noch so sehr zu, dass für ihn nur ein Platz auf der Bank in Frage kam. Alles andere wäre fragwürdig gewesen, wo doch Gechter in den letzten Spielen der beste Verteidiger war und ein weiteres Zerreißen der Verteidigung nur für Unsicherheit sorgen würde.

Aber eigentlich handelt es sich bei Marc Oliver Kempf und Dedryck Boyata um gestandene Verteidiger, die schon viele Schlachten geschlagen haben, die Bundesliga kennen und zu Leistungsträgern des Vereins gehören. Dedryck Boyata ist Kapitän und belgischer Nationalspieler. Von all dem sah man herzlich wenig. Es wirkte, als hätten die beiden sich noch nie zuvor gesehen. Es war zwar auch das erste Spiel, welches die beiden gemeinsam absolviert hatten, doch auch von Spielern dieser Klasse sollte besseres abgerufen werden.

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(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Die Kommunikation war nur selten vorhanden und beide leisteten sich haarsträubende Fehler, wie Kempf, als er schon in der 6. Minute einen völlig unnötigen Fehlpass spielte, den er zwar selbst wieder ausbügelte, doch solche Szenen zeigen auch seine Verunsicherung. Boyata leistete sich Ballverluste, wie in der 15. Minute gegen Borré und konnte in keiner Weise für die dringend notwendige Stabilität sorgen, die es gebraucht hätte. Beide haben mit 84 Prozent angekommener Pässe – in Boyatas Fall 77 Prozent – zwar ganz gute Passquoten, doch zu viel davon stammt vom ideenlosen Hintenrum-Spiel. Beide leisteten sich über zehn Ballverluste. Wie soll so eine Verteidigung im Spielaufbau die Mitspieler in Szene setzen können? Auch die Versuche mit langen Bällen die Angriffe zu starten, verpufften praktisch. Nur drei von acht langen Bällen kamen an.

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(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Boyata selbst hatte seinen dunkelsten Moment des Tages als er in der 63. Minute in keiner Weise seine Klasse zeigen konnte, sich von Borré und Kamada völlig überspielen ließ und durch seinen Sturz zu Boden keinerlei Eingriffschance mehr beim endgültigen Todesstoß zum 1:4 hatte. Zusammen konnten sie zwar auch noch fünf Bälle klären, drei weitere Schüsse des Gegners blocken und somit eine noch höhere Klatsche verhindern, aber ihre Überforderung ist schwer in Worte zu fassen.

Dong-Jun Lee: Eine bemitleidenswerte Überforderung

Der Wechsel des Südkoreaners nach Berlin ist sicherlich eine interessante Perspektivverpflichtung, die Fredi Bobic da getätigt hat. Doch es muss noch viel passieren, bis Lee ein Bundesligaspieler wird und Hertha helfen kann. In der aktuellen Situation hat man Mitleid mit ihm.

Gegen eine Abwehrkante wie Evan N’Dicka hatte er praktisch keine Chance, war überfordert und konnte seinen einfach zu schmächtigen und leichten Körper kaum nutzen, um in Zweikämpfe zu gehen. In der 32. Minute hatte aber auch Lee Pech mit dem Schiedsrichter, als der Einsatz N’Dickas unbeachtet blieb. Für Freiburg gab es in der letzten Woche für weniger Elfmeter. Hier hätte der Einsatz des VAR durchaus für Fairness gestanden. Das Schiri-Pech gehört für die Hertha in dieser Saison dazu wie das blau-weiße Trikot. Es ist verrückt, wie viele brenzlige Aktionen immer gegen beziehungsweise nie für die Mannschaft gepfiffen werden.

(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Dong-Jun Lee hatte 22 Ballaktionen, immerhin konnte er alle seine sechs Pässe an den Mann bringen. Dazu kommen allerdings auch acht Ballverluste und nur ein gewonnener Zweikampf von acht. Sein Mehrwert für die Offensive ging gen null und es ist zu hinterfragen, weshalb er an Stelle von Ishak Belfodil spielen durfte. Seine überforderte Performance mündete letztendlich sogar darin, dass er mit zunehmender Spieldauer kaum noch ins Spiel der Hertha eingebunden wurde und die Offensive versuchte den Angriff ohne ihn aufzubauen. Nach 56 Minuten wurde er für Kevin-Prince Boateng ausgewechselt.

Marcel Lotka: Auf Teamniveau innerhalb eines Spiels

Gegen Freiburg war er noch als positives Beispiel zu sehen. Er zeigte, was im Team fehlte: Ehrgeiz, Bock auf Hertha, Motivation. Doch all das scheint innerhalb einer Woche weg zu sein. Dem nach Dortmund wechselnden Lotka ist nach diesem Spiel nun auch eine schwache Leistung vorzuwerfen.

Seine so hochgelobte Kommunikation ließ sehr schnell nach, seine Abwehr konnte er kaum noch pushen und auch im Tor konnte er sich dieses Mal nicht so auszeichnen wie noch gegen Freiburg. Immerhin war er 43 Mal am Ball, versuchte die Bälle gewissenhaft zu verteilen oder mal einen Angriff einzuleiten, doch es verpuffte nahezu alles wirkungslos. Während seine sehr gewagten Ausflüge aus dem Strafraum mit zusätzlichen Fehlpass gegen Freiburg noch unbestraft blieben, leistete er seiner Mannschaft gegen die Eintracht einen kapitalen Bärendienst.

(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

In der 56. Minute lief er völlig ohne Not und in fehlender kommunikativer Absprache mit seiner Verteidigung, insbesondere Boyatas, aus dem Strafraum, um die Situation zu klären. Doch sein Fehlpass war die hervorragende Einladung an Lindström, der per feinen Heber das vorentscheidende 3:0 für Frankfurt erzielte. Marcel Lotka ist damit innerhalb einer Woche auf das verunsicherte Niveau der Mitspieler gefallen.

Davie Selke, Maxi Mittelstädt und Lucas Tousart: Die Einstellung stimmt

Irgendwo muss man die Hoffnung suchen. Immerhin geben sich nicht alle auf, das kann und muss man festhalten. Nach dem Spiel gaben Marc Oliver Kempf und Davie Selke bei Sky-Interviews, die einerseits voller Frust, aber eben auch voller Wahrheit waren. Es muss was geschehen, sonst wird es dunkel. Doch es stellt sich die Frage, ob sich ein Kempf, der eine mehr als schwache Leistung gegen Frankfurt zeigte, solch große Töne spucken und über Statisten reden sollte, während er selbst der Mannschaft in keiner Weise Stabilität bietet.

Davie Selke ist wahrlich kein Leistungsträger und auch keiner der in den letzten Jahren Bundesliganiveau zeigte. Weshalb es immer etwas bizarr anmutet, wenn er versucht, die Mannschaft anzufeuern. Aber immerhin tut er es. Sein Tor ist eines der schönsten Tore der Hertha in dieser Saison. Ein starker Volley. Der Ball ist ihm aber auch in dieser Situation sehr dankbar vor den Fuß gelegt worden. Es war ein Zufallsprodukt, wie wir es bei Hertha in dieser Saison so oft hatten. Er kam in der 56. Minute für Vladimir Darida in die Partie um noch irgendwas in der Offensive ausrichten zu können. Er rieb sich auf, könnte den einen oder anderen Ball verteilen. Immerhin brachte  er sieben seiner elf Pässe zu den Mitspielern. Auch seine vier gewonnen Zweikämpfe zeigen, dass er sich kämpferisch gibt. Doch was nützt all das, wenn sich die Mannschaft nach dem einzigen Hoffnungsschimmer, direkt wieder niederringen lässt?

(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Lucas Tousart scheint die Situation und Lage verstanden zu haben. Immerhin kämpft er, wirkt wacher und nicht mehr so lethargisch und überfordert, wie in den vielen Wochen und Monaten zuvor. 12,11 km lief er, mehr als jeder andere. Doch auch seine Statistiken zeigen zu wenig Ertrag. 17 Ballverluste, nur fünf von elf gewonnenen Zweikämpfen. Das ist zu wenig. 57 Prozent seiner Pässe kamen an. Nur einer seiner sechs langen Bälle kam beim Mitspieler an. Statistisch war Tousart keine Hilfe, das muss man festhalten, aber er zeigt, was Einsatz ist und was Abstiegskampf bedeutet. Es wäre schön, wenn es ihm gelänge, das in Konstanz umzumünzen.

Maximilian Mittelstädt hatte zuletzt gefehlt. Und das sehr. Aktuell ist er das Herz der Mannschaft, so viel Leidenschaft, wie er noch versprüht. Und es gibt wenige bei Hertha, die die Fans gerade so mitreißen können, wie er. Er war wieder einer der aktivsten, hatte 69 Ballaktionen, gewann fünf Tacklings, 85 Prozent seiner 33 Pässe kamen beim richtigen Adressaten an. Er gewann neun seiner zwölf Zweikämpfe, eine vernünftige Quote. Doch auch er verlor wie seine Mitspieler zu viele Bälle. 13 an der Zahl waren es letztendlich. 

(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Sein Ausraster vor der gelben Karte in der 74. Minute war die Gefühlswelt der Hertha-Fans, die den Frust im Abstiegskampf Woche für Woche spüren. Man merkt, wie nahe Mittelstädt die aktuelle Situation geht. Er ist in dieser Saison enorm gereift und zum Führungsspieler gewachsen und wird in den nächsten Wochen eine sehr wichtige Komponente im Abstiegskampf werden.

Korkut: Die Hoffnung stirbt zuletzt, doch sie schwindet

Von Anfang an lief die Hertha dem Ball hinterher. Die Spieler spielten, als hätten sie Zementsäcke an den Beinen, waren mit allem was sie taten überfordert und mit dem Kopf ganz weit weg. Es kamen schwerwiegende individuelle Fehler dazu. Aber was über allem steht, ist, dass diese Mannschaft keine Mannschaft ist und auch nicht die Qualität für ein gutes Bundesliga-Spiel hat.

Hertha hat mittlerweile die schlechteste Punkteausbeute der Rückrunde. Der VfB Stuttgart hat den Abstiegskampf angenommen und beginnt zu punkten, genauso wie alle anderen, die unten stehen. Nur noch einen Punkt sind die Schwaben dahinter und sind drauf und dran, die Lichter in Berlin immer dunkler zu schalten. Fredi Bobic wollte sich nach dem Spiel nicht äußern, weshalb, darf gemunkelt werden. Tayfun Korkut, der wieder einmal eine klägliche Figur im Interview abgab, hat keine Argumente auf seiner Seite, scheint gänzlich das Team verloren zu haben. Die Frage, ob er es jemals wirklich erreicht hatte, muss gestellt werden, bei einer Gegentorflut, die ihres Gleichen sucht. Hoffnung macht der Einsatz Einzelner.

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(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images

Zusätzlich waren Spieler wie Marc Oliver Kempf und Davie Selke nach dem Spiel sehr offen und haben klar gesagt, dass sich etwas ändern muss. Allerdings befinden wir uns mittlerweile in einem Teil der Saison, wo Interviews rein gar nichts mehr bringen. Leistung und Einsatz müssen abgerufen werden und wenn das nur von einigen wenigen kommt, ist es zu wenig im Abstiegskampf.

[Titelbild Maja Hitij/Getty Images]

Herthaner im Fokus: Es wird immer dunkler

Herthaner im Fokus: Es wird immer dunkler

Zu aller erst: Wir befinden uns in Zeiten, in denen es schwer ist, sich auf die schönen Dinge im Leben zu konzentrieren. Es fühlt sich nicht richtig an, Fußball zu schauen und die Spiele zu analysieren, während ein paar hundert Kilometer entfernt ein Krieg in Europa wütet, der Menschenleben kostet. Ich denke ich kann für die gesamte Redaktion sagen, dass wir uns mit der Ukraine und den dort lebenden Menschen solidarisch zeigen. Und auch wenn es schwerfällt, wollen wir alle versuchen unser Leben normal zu gestalten und uns wie euch die Freude machen, weiter Texte zu schreiben.

Das Spiel gegen den SC Freiburg stand ganz im Zeichen des Krieges in der Ukraine. Vor dem Spiel gab es, wie in jedem Bundesligastadion, eine Minute, in der an den Schrecken und den Menschen in Osteuropa gedacht wurde.

Hertha: Vieles neu und dann doch das Alte

Sportlich scheint die Talfahrt für die Hertha kein Ende zu nehmen. Auch im Breisgau konnte sich die Mannschaft nicht aus der schweren Krise befreien und verlor letztendlich verdient mit 0:3. Wie schon gegen Leipzig schickte Trainer Tayfun Korkut seine Mannschaft im 4-3-3 aufs Feld. Aufgrund der roten Karte für Marc Oliver Kempf gegen Leipzig war er wieder einmal gezwungen die Innenverteidigung umzustellen. Und um es vorweg zu nehmen, möglicherweise muss er nach der verletzungsbedingten Auswechslung von Linus Gechter auch im nächsten Spiel auf eine neue Innenverteidigung bauen. Kapitän Dedryck Boyata startete neben dem Youngster. Außerdem begann Suat Serdar an Stelle von Santiago Ascacibar, der sich 90 Minuten lang mit der Bank zufriedenstellen musste.

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(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Während Hertha wieder einmal nur schleppend in die Gänge kam, viel Energie für normalerweise einfachste Schritte aufbringen musste und auch vom Trainer und den Jokern keinerlei nennenswerten Aufschwung erlangen konnte, musst man sich auch mit kritischen Schiedsrichterentscheidungen auseinandersetzen. Das Spiel war zwölf Minuten alt, als Linus Gechter anscheinend Rolland Sallai zu Fall brachte, entscheidend aufklären konnte man die Situation nicht. Die Entscheidung des Schiris war Elfmeter. Lange war das Spiel offen, doch selbst eine durchschnittliche Freiburger Mannschaft war am Ende der relativ deutliche Sieger, gegen eine einfach qualitativ schwache Berliner Mannschaft.

Aber sei es drum. Wir schauen heute auf ein trotz drei Gegentoren gelungenes Debüt, auf eine überraschend gute Leistung, wer anscheinend zu viel mit Starallüren beschäftigt ist und wie sich die Winter-Neuzugänge im Team einfügen konnten. Und ab wann darf man eigentlich die Trainerfrage stellen?

Marcel Lotka: Die gesuchte Nummer eins für Hertha?

Der 5. Torhüter in der Hierarchie im Verein ist 20 Jahre alt und spielt sonst in der 2. Mannschaft von Hertha BSC. Wie in der gesamten Mannschaft ist die Torhüter-Situation extrem prekär. Doch möglicherweise war diese Notsituation ein zukünftiges Glück für Hertha. Nachdem Alexander Schwolow sich mit Corona abgemeldet hatte und Rune Jarstein sowieso seit Monaten nicht einsatzfähig ist und seit letzter Woche auch Oliver Christensen mit muskulären Problemen ausfällt, sollte nun eigentlich die Zeit von Eigengewächs Nils-Jonathan Körber schlagen. Doch es scheint so, als würde er weiter auf sein Bundesliga-Debüt warten müssen, denn auch für dieses Spiel wurde er nicht rechtzeitig fit und musste wieder einmal nur auf der Bank sitzen.

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(Photo by Matthias Kern/Getty Images)

Also stand recht überraschend mit Marcel Lotka ein noch jüngerer Mann zwischen den Pfosten und wurde praktisch ins kalte Wasser geworfen. Und er machte es gut. Sogar sehr gut. Auch wenn er drei Tore kassierte, an denen er herzlich wenig ausrichten konnte, wurde er zu zwei Weltklasse-Paraden gezwungen. Den Freistoß von Vincenzo Grifo in der 6. Minute lenkte er mit den Fingerspitzen über die Latte, in der 34. Minute parierte er spektakulär nach einem wuchtigen Abschluss von Maximilian Eggestein. Zusätzlich kam er auf 77 Prozent Passquote, konnte viele Bälle verteilen und hatte eine starke Ausstrahlung. Er pushte seine Mitspieler, kommandierte, motivierte, war emotional. In der 49. Minute unterlief ihm ein Fehlpass, bei einem Ausflug aus dem Strafraum raus, der glücklicherweise unbestraft blieb. Es war sein größter Fehler im Spiel.

Möglicherweise haben wir Herthaner hier einen Torhüterwechsel auf längere Zeit mit ansehen können. Verdient hätte es sich Lotka allemal, wo doch Schwolow seit Wochen im Formtief steckt.

Lucas Tousart: Einer der wenigen Ausreißer nach oben

Der Franzose hatte gegen die Freiburger tatsächlich einen guten Tag. Ein Ausreißer, den man nur selten von ihm bekommt. Zu oft wurde er positionsfremd eingesetzt oder konnte dem Team nicht die gewünschte Stabilität geben. Und auch wenn er ein gutes Spiel zeigte, befinden wir uns immernoch auf einem recht mäßigen Niveau.

Aber er bemühte sich. Mit zwei Torschüssen und einer Torschussvorlage konnte er sich zum Teil ins Offensivspiel einbinden, verteilte dazu 44 Bälle, von denen immerhin 84 Prozent den Mitspieler fanden. Mit acht langen Bällen versuchte er von hinten Druck aufzubauen, sieben davon kamen an. Und auch hinten konnte er ein ums andere Mal aushelfen, klärte vier Situationen und fing dreimal den Ball von seinen Gegenspielern ab.

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Seine Passsicherheit verhalf dem Team lange zu Stabilität und Sicherheit, doch auch er konnte in den Schlussminuten nur noch wenig Gegenwehr leisten, als die Mannschaft aufmachte und das 0:2 und 0:3 kassierte. Kann Tousart an diese Leistung anknüpfen und sie konstant aufs Feld bringen, wäre er die gewünschte Zentrale des Teams.

Stevan Jovetic: Zu wenig Jovetic, zu viel Cunha

Es ist frustrierend. Stevan Jovetic ist der wohl beste Spieler des Teams und immer für einen genialen Moment gut, noch dazu Herthas bester Torschütze der Saison mit sechs Bundesligatreffern. Gegen Freiburg erarbeitete er sich vier Torschüsse, bereitete drei Torschüsse zusätzlich vor. Insbesondere sein traumhafter Pass auf Peter Pekarik in der 38. Minute zeigte wieder einmal seine Genialität, Übersicht und Technik am Ball. Der Rechtverteidiger scheiterte am herausstürmenden Keeper Mark Flekken. Ein Tor hätte der Mannschaft zu dem Zeitpunkt sicherlich gutgetan.

Doch Jovetics Genialität hat auch ihre Kehrseiten. Der Montenegriner wirkt seit Wochen schwer frustriert, lamentiert, diskutiert, wirkt zu oft demotiviert und nicht wie ein Teil des Teams. In der 24. Minute sah er schon von Schiri Jablonski die gelbe Karte, wollte die Entscheidung nicht wahrhaben, diskutierte und stand oft nahe einer weiteren Karte, die einen Platzverweis bedeutet hätte.

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

In der 80. Minute verlor er in der eigenen Hälfte nach einem schwachen Zweikampfverhalten den Ball, ermöglichte den Freiburgern so eine riesige Torchance. Er selbst setzte nicht nach, sondern blieb bis Ende der Aktion einfach frustriert auf dem Rasen sitzen.

Seine Verhalten hat viel von dem, was in der letzten Saison über weite Strecken das Dilemma mit Matheus Cunha war, der ebenfalls der Star der Mannschaft war. Mental schien der dem Abstiegskampf nicht gewachsen, die Mannschaft war nur leider zu abhängig von seinem spielerischen Talent. Ähnlich wie aktuell mit Jovetic.

Fredrik-André Björkan und Donjun Lee: Noch kein Bundesliganiveau

Die beiden Winter-Neuzugänge sind sicherlich interessante Spieler und haben Talent. Doch sie sind, so muss man nach einigen Wochen feststellen, keine direkte Hilfe. Sie haben das Potential mit viel Training und Integration zur nächsten Saison eine wichtige Rolle im Team einzunehmen, doch aktuell fehlen die Spieler, die sie ersetzen sollen, extrem.

Björkan spielte über die gesamte Spielzeit als Linksverteidiger. Stammkraft Maxi Mittelstädt stand nach überstandener Corona-Infektion wieder im Kader, war aber wohl noch nicht bereit für einen Einsatz. Björkan versuchte seinen kompakten Körper so gut es ging einzusetzen, gewann zwei Tacklings, klärte zwei Aktionen der Freiburger und hatte mit 88 Prozent Passquote ein durchaus hohen Anteil am Aufbauspiel. Allerdings gewann er nur sechs seiner zehn Zweikämpfe, hatte sieben Ballverluste und musste drei Fouls ziehen. Er schien häufig überfordert und zeigte sowohl beim 0:2 als auch beim 0:3 ein schwaches Zweikampfverhalten.

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(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Dong-Jun Lee wurde in der 70. Spielminute für Vladimir Darida eingewechselt. Beim Stand von 0:1 war es seine Aufgabe von den Außen für Gefahr zu sorgen. Doch seine Schnelligkeit ist zwar oftmals hoffnungsvoll und nett anzusehen, sonderlich viel Einfluss hatte er am Spiel nicht. Immerhin hatte der Südkoreaner neun Ballkontakte und lange versucht mit seinen Mitspielern das Ruder rumzureißen, doch viel ausrichten konnte er nicht. Seine beste Chance hatte er im Abseits stehend, als er aus wenigen Metern aus spitzen Winkel am Tor vorbeischoss. Er scheint noch nicht in der Bundesliga angekommen zu sein und wird sicherlich noch eine ganze Weile dafür brauchen. Aktuell scheint er nicht die erhoffte Hilfe im Abstiegskampf zu sein.

Tayfun Korkut und Fredi Bobic: Bitte in der Realität ankommen!

Man sucht nach Argumenten für die aktuelle Situation, wo man nur kann. Und man hat sie auch. Corona, Verletzungen, der Umbruch im Umbruch, sechs Trainer seit 2019. Aber zwei Punkte und 19 Gegentore aus den bisher sieben Rückrundenspielen, mit 54 Gegentoren die zweitschwächste Verteidigung der gesamten Saison und tief im Abstiegskampf steckend ist schwer besorgniserregend.

Zusätzlich kommt eine bedenkliche Entwicklung, die Trainer Tayfun Korkut und Hertha-Sportvorstand Fredi Bobic gerade nehmen. Die Versuche, die brutalen Niederlagen, wie gegen Leipzig und in Freiburg, schönzureden geht nicht nur an der Realität vorbei, als Fan fühlt man sich auch zunehmend veralbert. Wer weiß wie intern über die aktuellen Leistungen gesprochen wird, aber die Außendarstellung lässt vermuten, dass der Ernst der aktuellen Lage nicht erkannt wird.

(Photo by Martin Rose/Getty Images)

Korkut hat kaum noch Argumente auf seiner Seite und scheint taktisch so extrem limitiert zu sein, dass er nicht einmal in der Lage ist, seine Antritts-Aussage – die Taktik nach Stärken der Spieler auszurichten – zu bestätigen. Der Trainerwechsel von Dardai zu Korkut ist im großen Stil gescheitert. Fredi Bobic muss sich die Frage gefallen lassen, die er seit Wochen gestellt bekommt. Weshalb Tayfun Korkut? Was ist der Plan? Denn der wird bei Hertha aktuell händeringend gesucht.

[Titelbild: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images]

Herthaner im Fokus: Der nächste Offenbarungseid

Herthaner im Fokus: Der nächste Offenbarungseid

Nachdem am Samstag bereits Herthas Zweite (1:2 bei Chemie Leipzig) und Herthas U17 (1:1 gegen RaBas U17) gegen Leipziger Teams Federn lassen mussten, kamen Herthas Bundesligakicker zum Abschluss des Leipzig-Wochenendes ordentlich unter die Räder. Trotz acht coronabedingter Ausfälle wollte man die 0:6-Hinspielniederlage, höchste Pleite in Herthas Bundesliga-Historie, sowie die Schlechtleistung und Nullnummer gegen den Tabellenletzten Fürth in der letzten Woche nun vor 10.000 Zuschauer:innen im heimischen Olympiastadion vergessen machen. Das klappte dann aber eher mäßig.

Wir blicken auf einige Herthaner bei dieser 1:6-Heimpleite.

Innenverteidigung – 8 x 2 = 6 ?

Nachdem Marc Oliver Kempf nach überstandener Corona-Infektion ins Mannschaftstraining zurückkehren konnte, fiel neben sieben anderen Corona-Fällen auch Herthas Vize-Kapitän Niklas Stark mit einem positiven Test aus, sodass der Winterneuzugang Kempf gemeinsam mit Youngster Linus Gechter bereits das achte Innenverteidiger-Duo der Saison bildete. Dennoch funktionierte das Zusammenspiel der beiden zunächst ordentlich. Blieben sie im Aufbau eher glanzlos und unauffällig, zeigte sich das neuformierte Pärchen defensiv aufmerksam, klärte einige Hereingaben von den Seiten und zeigte eine ordentliche Zweikampfführung.

So eigentlich auch in der 20. Minute, als Gechter RaBa-Stürmer Yussuf Poulsen den Ball im Strafraum zunächst noch wegspitzelte, Vladimir Darida aber nicht in den folgenden Zweikampf kam und Poulsen so auf der rechten Berliner Abwehrseite den freien Benjamin Henrichs bediente. Dessen scharfer zweiter Versuch nach Parade von Alexander Schwolow fälschte Gechter so unglücklich ab, dass der Ball ins eigene Tor gelenkt wurde. Dem 17-Jährigen ist dabei kein Vorwurf zu machen, nichtsdestotrotz ist die Situation bezeichnend für den Herthaner Abstiegskampf. Neben Unvermögen kommt auch noch Pech dazu.

In der Folge stabilisierte sich Hertha zusehends, zu Beginn der zweiten Hälfte folgte eine Druckphase, in der Hertha zum Ausgleich kam und auch defensiv überzeugte. Und dann kam die 62. Spielminute. Einen Moment unaufmerksam ließ Kempf den antrittstarken Christopher Nkunku an sich vorbeidrehen, hängte sich im wahrsten Sinne des Wortes an ihn und brachte ihn schließlich im Strafraum zu Fall – klare Sache: Elfmeter und rote Karte.

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(Photo by JOHN MACDOUGALL/AFP via Getty Images)

Mit dem erneuten Rückstand und der Unterzahl waren die Berliner gebrochen. Auf den vakanten Platz in der Innenverteidigung rückte Lucas Tousart, der bis dahin ein eher unauffälliges Spiel gezeigt hatte und in der Folge mächtig Probleme mit der Leipziger Offensive hatte. Beim 1:4 klärte er hart angegangen den Ball direkt in den Fuß eines Leipzigers, hob dann noch mit den Folgen des Zweikampfes beschäftigt das Abseits auf und kam nicht hinterher, als der Ball zu seinem Gegenspieler kam. Auch abseits dieser Szene wirkte Tousart im Abwehrzentrum völlig verloren, was sicherlich auch an generellen Auflösungserscheinungen im Berliner Mittelfeld lag. Jedenfalls bewarb sich der Franzose nicht für den freigewordenen Platz in der Innenverteidigung für nächste Woche.

Und dann wird wieder gepuzzelt, denn das Personal ist knapp. Rotsünder Kempf wird dank des verwandelten Elfmeters nur ein Spiel fehlen. Kapitän Dedryck Boyata und Márton Dárdai fallen noch länger aus, Lukas Klünter ist frisch positiv getestet und in der Viererkette ohnehin nicht als Innenverteidiger vorgesehen. Die Hoffnungen liegen also darauf, dass sich Niklas Stark rechtzeitig freitesten kann. Ansonsten könnte Trainer Tayfun Korkut tatsächlich auf Tousart zurückgreifen müssen oder einem der beiden kaderauffüllenden Amateurspieler Cimo Röcker oder Christalino Atemona zum Bundesliga-Debüt verhelfen.

Die Konstante in dieser Rechnung heißt Linus Gechter. In wenigen Einsätzen hat sich der junge Berliner mit unaufgeregten soliden Leistungen zu einem Stabilitätsfaktor entwickelt. Seine Entwicklung erinnert an jene von Márton Dárdai  in der letzten Saison. Nichtsdestotrotz sollte man einem 17-Jährigen nicht die Hoffnung im Abstiegskampf aufbürden, zumal auch er sich in der Vergangenheit verletzungsanfällig gezeigt hat und man das große Talent weder körperlich noch mental verheizen darf.

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(Photo by JOHN MACDOUGALL/AFP via Getty Images)

Immerhin dürften Stark und Kempf nach dem nächsten Spiel wieder zur Verfügung stehen, sodass sich die Personallage dann leicht entspannt. Aber bis dahin muss noch das wichtige Spiel in Freiburg überstanden werden…

Fredrik André Bjørkan – Eine Nummer zu groß

Der norwegische Winterneuzugang gab nach den coronabedingten Ausfällen des formstarken Maxi Mittelstädt sowie Marvin Plattenhardt sein Startelfdebüt als Linksverteidiger in Herthas Viererkette.

Gegen spielstarke Leipziger wirkte er dabei aber von Beginn an überfordert. So rückte er häufig etwas zu zentrumsorientiert in die Mitte ein und ließ auf außen Platz für den hoch aufrückenden Nordi Mukiele, der so in der 9. Minute bereits zu einer Großchance kam. Auch in der Folge kamen immer wieder gefährliche Angriffe über Bjørkans Seite, der dabei kaum Flanken oder Hereingaben zu verhindern wusste und auch im Dribbling das ein oder andere Mal zu einfach ausgespielt wurde. So verlor er beim 1:3 Vorlagengeber Dani Olmo aus den Augen und leitete auch das 1:5 in der 81. Minute mit einer unzureichenden Klärungsaktion ein.

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(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Offensiv konnte Bjørkan keine nennenswerten Aktionen initiieren, er brachte ab und an den Ball aus der Defensivreihe zu Ishak Belfodil oder Stevan Jovetić, startete selbst aber kaum einmal eigene Offensivläufe, was im Spiel gegen den bis dato Rückrunden-Zweiten mit einem Fokus auf die Defensive allerdings verständlich ist.

Kein gutes Spiel des Norwegers, aber auch kein katastrophales. Bjørkan braucht noch Zeit, um in der Bundesliga und bei Hertha anzukommen. RaBa war da eine Nummer zu groß für den Anfang. Sofern Mittelstädt sich bis zum nächsten Wochenende noch nicht freitesten kann, wird Bjørkan eine weitere Bewährungschance erhalten und sich gegen Freiburg beweisen können. Auch mit Mittelstädt wäre ein Einsatz nicht ausgeschlossen, dann vermutlich hinter dem Berliner Eigengewächs, das Bjørkan defensiv mehr Unterstützung bieten dürfte als er im 4-3-3 gegen Leipzig erhielt.

Tayfun Korkut – Wo bleiben die Lösungen?

Herthas Trainer stellte nach den wenig überzeugenden Auftritten zuletzt und den zahlreichen coronabedingten Ausfällen rückte er von seiner üblichen 4-2-2-2–Formation ab und stellte diesmal in einem 4-3-3 auf. Der Plan schien, die Leipziger Dreierkette im Aufbau unter Druck zu setzen und diese durch die drei Offensivspieler gemeinsam anzulaufen.

Was bei Erfolg als guter „Matchplan“ hätte gelten können, ging allerdings nicht wirklich auf, weil sich die Leipziger insgesamt ziemlich problemlos aus dem gelegentlichen Pressing lösen konnten und bei überspielen der ersten Pressingreihe kein Konzept der restlichen Mannschaft für diese Situation ersichtlich war und sich dort große Räume insbesondere zwischen Dreiermittelfeld und Abwehrkette ergaben.

Und so war es kein Zufall, dass genau aus einer solchen Situation das erste Tor fiel. Nachdem die Pressinglinie überspielt war, bekam Hertha im Mittelfeld keinen Zugriff und der Ball konnte in gefährlicher Position in den Strafraum gespielt werden, wo Gechter zunächst noch aufmerksam den Ball wegspitzeln konnte, das Kunstleder dann aber über Umwege doch noch im Tor landete. Nachdem Hertha dann etwas mehr vom Ball sah, plätscherte das Spiel bis zur Pause etwas vor sich hin. Korkuts Halbzeitansprache fruchtete dann offenbar, kurz vor Betreten des Platzes holte er die Mannschaft sogar noch einmal für eine kurze Ansprache zusammen.

Jovetić ließ sich etwas tiefer fallen und holte sich die Kugel häufig auf der Zehnerposition ab, um ihn dann ins Angriffsdrittel zu treiben, wo sich Belfodil als Anspielstation in vorderster Linie anbot. Aus einer solchen Situation fiel auch der glückliche Ausgleich. Und plötzlich war Hertha wie verwandelt. Während die Leipziger leichte Unsicherheiten zeigten, spiele Hertha mit Selbstbewusstsein und Selbstverständnis und wusste den Platz im Zentrum endlich zu nutzen. Über gut vorgetragene Angriffe kam man so plötzlich zu zwei ordentlichen Chancen auf den Führungstreffer durch Jovetić, die aber nicht verwertet werden konnten.

(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Und so kam es wie es kommen musste, die individuelle Qualität der Leipziger schlug gepaart mit Kempfs Unaufmerksamkeit zu. Nach einem Ballgewinn war Gechter mit über die Mittellinie gegangen, die Hertha-Abwehr daraufhin schlecht formiert und unsicher, Kempf unaufmerksam und das Unheil nahm seinen Lauf. Nach dem Spiel zeigte sich Korkut wie auch Fredi Bobic im Interview mit der Leistung bis zur Elfmeterszene um Kempf zufrieden. Doch auch in der ersten Hälfte war Hertha lange sehr passiv und wartete im Grunde nur auf das Gegentor. Sicherlich ist eine Niederlage gegen Leipzig kein Beinbruch, nichtsdestotrotz ist ein Beschönigen der Leistung Augenwischerei. Zehn ordentliche Minuten nach der Pause reichen in der Bundesliga einfach nicht.

Dass man dann in Unterzahl einbricht, ist nachvollziehbar, aber auch der taktischen Herangehensweise geschuldet. Natürlich hatte Korkut nur unerfahrene defensive Alternativen auf der Bank, dennoch entschloss er sich aktiv dafür, ausschließlich in der Dreier-Sturmreihe zu wechseln und diese auch nicht aufzulösen oder deutlich defensiver zu formieren, sodass das Zentrum in Herthas 4-2-3 zur Spielwiese der Leipziger Ballkünstler wurde und man sich die Tordifferenz weiter verhagelte und auch mental nochmal einen ordentlichen Knacks mitnahm. Die Punkte müssen in anderen Spielen geholt werden, aber die Analyse der gestrigen Partie lässt nicht hoffen, dass der Ernst der Lage erkannt ist und man Lösungsansätze für die kommenden Partien hat.

(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Gut sah man unter Korkut fast nur gegen stärkere Gegner aus, wenn Herthas individuell starke Offensivspieler phasenweise gefährliche Konter fahren konnten. Diese Herangehensweise wird aber nur selten zu Punktgewinnen reichen. Gegen direkte Konkurrenten oder Mannschaften, die vermeintlich auf Augenhöhe mit Hertha sind, reicht es bisher nicht – eine fatale Mischung im Abstiegskampf. Bei aller spielerischen Limitation des Kaders muss Korkut schnell Ergebnisse liefern. Sonst wird es nicht nur für ihn, sondern insbesondere für Hertha ganz eng.

Und dann war da noch:

Jovedil, die ein weiteres Mal zeigten, dass sie Herthas beste Fußballer sind. Die beiden ballsicheren und dribbelstarken Aktivposten konnten über Einzelaktionen in Herthas guten zehn Minuten nach der Pause mehrmals Gefahr für das Leipziger Tor erzeugen. Nach Jovetićs Tor in der 48. Minute verpasste der Montenegriner nach schönen Kombinationen in den Folgeminuten gleich zwei Mal den Führungstreffer.

Anton Kade, der in der 76. Minute zu seinem Bundesliga-Debüt kam. Der 18-jährige Bruder von Julius Kade, der mit Hertha 2019 Deutscher A-Jugend-Meister wurde, hatte in der 83. Minute noch die große Chance auf ein Erfolgserlebnis zum Debüt, scheiterte mit seinem zu zentralen Schuss aber am Leipziger Schlussmann. Gerade mit Blick auf die dünne Personallage auf den Außenbahnen dürfte er schon in dieser Saison zu weiteren Minuten kommen.

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(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Marco Richter, der in der 25. Minute bei seiner Grätsche gegen den Leipziger Kapitän mit Gelb noch gut bedient war und sonst wie immer viel unterwegs war, diesmal aber wenig Zählbares erreichte. In der 34. Minute tauchte er nach schöner Ballstafette und Pass von Darida beinahe gefährlich vor dem Leipziger Tor auf und konnte nur durch ein Foul von Joško Gvardiol gebremst werden.

[Titelbild: Stuart Franklin/Getty Images]

Herthaner im Fokus: Es brennt lichterloh

Herthaner im Fokus: Es brennt lichterloh

Zwei Punkte für Hertha aus fünf Bundesliga-Spielen im Jahr 2022, dazu das Aus im Pokal. Die neueste Niederlage gegen die Spielvereinigung aus Fürth war nicht nur ernüchternd, sie schlägt vor allem Alarm und das sehr laut. Wir analysieren das niederschmetternde 1:2, welches Hertha knietief im Abstiegskampf versinken lässt.

Fragen über Fragen

Es sind tiefgehende Probleme, die wieder einmal eiskalt offenbart wurden. Nur der VfB Stuttgart steht in der Rückrundentabelle noch schlechter da als Hertha BSC und auch in der gesamten Tabelle sind es gar nicht so viele Punkte, die die Vereine voneinander trennen.

Zum Spiel der Hertha in Fürth stellen sich viele Fragen. Welche, die sich bereits in den letzten Spielen gestellt haben, doch es kommen nach der Niederlage gegen den Tabellenletzten weitere hinzu. Wieder stellte Tayfun Korkut die Mannschaft im 4-2-2-2 auf, welches immer mehr seine Schwächen zu offenbaren zeigt.

Aber es hilft ja nichts. Wir wollen die Fangemeinschaft nicht allein lassen und schauen uns an, woran es gegen Fürth gehapert hat, welche Spieler aktuell mehr mit ihrem Frust zu kämpfen haben, welche Baustellen sich Tayfun Korkut mittlerweile selbst leistet und ja, wir tun es, wir suchen auch nach diesem Spiel die kleinsten positiven Dinge neben den vielen negativen Punkten heraus.

Vladimir Darida: Die Einstellung stimmt, der Ertrag nicht

Daridas Interview unmittelbar nach dem Spiel sprach Bände. Er konnte sich die Leistung in Fürth nicht erklären, verfiel in Floskeln, wirkte nahezu hilflos. Der Tscheche ist in seinem Alter und auch nach Dienstjahren einer der erfahrensten Spieler bei Hertha und hatte viele schwere Zeiten mitgemacht, aber aktuell wirkt auch er verzweifelt. Und das ist in der jetzigen Situationen höchst dramatisch.

Immerhin war er im Spiel ein Antreiber, versuchte viel zu kämpfen und das Offensivspiel anzukurbeln. Doch den ersten dunklen Moment hatte er nach nur wenigen Sekunden, als er in einem heftigen Pressball mit Paul Seguin verwickelt war. Herthas allgemeinen Pech und einer schlecht gestaffelten Abwehr war es geschuldet, dass die Fürther mit dem schnellsten Bundesligator in dieser Saison nach nur 26 Sekunden bereits auf die Siegerstraße einbiegen konnten.

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(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Darida selbst versuchte sich als Ballverteiler, immerhin kamen 87 Prozent seiner Bälle bei den Mitspielern an. Doch viel zu häufig waren es kurze Bälle, die kaum für Entlastung oder gar einen goldenen Moment in der Offensive sorgen konnten. Wieder lief er mit 13,45 km die längste Strecke aller Akteure auf dem Feld. Zusätzlich konnte er mit einer feinen Flanke vor das Tor in der 82. Minute das Tor von Linus Gechter vorbereiten. Doch seine Statistiken lesen sich okay, mehr aber auch nicht.

Überall fehlte ihm das Glück, die Präzision, er wirkte oft überhastet, zu oft wurden seine Schüsse und Flankenversuche geblockt. Bei seiner Erfahrung sollte man erwarten können, dass er mehr als nur sein Standardrepertoir anbieten kann, doch das ist bei Vladimir Darida leider nicht vorhanden gewesen.

Maximilian Mittelstädt: Kampf, Unglück und tiefer Frust

Auch er ließ mit seinen Aussagen nach dem Spiel im TV-Interview tief blicken. Es fehlt an allen Ecken und Enden. Die Mannschaft schien mit dem Druck des Publikums nicht klargekommen zu sein. Thesen, über die man reden kann, doch sie dürfen keine Ausrede für die Leistung sein.

Maximilian Mittelstädt, der mit seinen 99 Ballaktionen wieder einmal der aktivste Berliner war, war auch in gewisser Weise ein Sinnbild für das Spiel der Hertha gegen den Tabellenletzten. Bemüht, mit vielen Pässen, aber auch immerhin mit 14 zum Teil haarsträubenden Fehlpässen in völlig unnötigen Situationen.

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(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Er versuchte sich regelmäßig in der Offensive, kam zu einem Torschuss selbst, bereitete vier weitere vor, aber auch er konnte in keiner Weise Druck für den Lucky Punch aufbauen. Sein Handspiel in der 69. Minute, welches zum Elfmeter führte, war unglücklich, aber nun einmal existent. Sein anschließender Ausraster gegen Schiedsrichter Daniel Schlager war ob der frustrierenden Situation allzu verständlich nur leider nicht zielführend.

Mittelstädt wollte, das ist ohne Zweifel, doch er konnte nicht. So wie das gesamte Team.

Linus Gechter: Der Sonnenstrahl am stark bewölkten Himmel

Wenn ein 17-jähriges Talent, welches gerade seinen sechsten Profieinsatz absolviert, bester Herthaner auf dem Platz ist, dann sollte dem gesamten Trainerteam und auch der gesamten Mannschaft bewusst sein, dass hier gehörig etwas schiefläuft.

Gechter musste regelmäßig in der Verteidigung brenzlige Situation klären, wie in der 18. Minute, als er den Fehler des in dieser Minute schwach agierenden Alexander Schwolow mit einer Klärungsaktion auf der Linie retten musste. Im Verlauf des Spiels war er 71 Mal am Ball, musste drei Schüsse der Fürther blocken und war im Vergleich zum routinierten Mannschaftskapitän Niklas Stark eindeutig der sicherere Mann.

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Insbesondere weil Niklas Stark durch seine frühe gelbe Karte gehandicapt und viel damit beschäftig war, die Mitspieler zu ordnen, musste Gechter eine ganze Menge an spielerischen Situationen erledigen. Mit 11,92 km lief er wahnsinnig viel für einen Verteidiger, was aber auch mit seinen ständigen Läufen in den gegnerischen Strafraum zu erklären ist. Er versuchte es oft mit langen Bällen. Mit mäßigen Ertrag im Endeffekt. Zehn seiner 18 Versuche fanden den Mitspieler.

In der 82. Minute konnte er seine Leistung mit seinem ersten Profitor der Karriere krönen. Es half dem Team nicht mehr nennenswert. Doch auch nach diesem Tor war er der erste, der die Mitspieler antrieb, weiter zu kämpfen. Es wäre schön, diese Leistungen bald in Verbindung mit besseren Ergebnissen zu sehen.

Stevan Jovetic: Wut und Frustration in Person

Der Montenegriner ist einer der besten Spieler der Mannschaft und auch einer der erfahrensten. Doch Mitspieler in der aktuellen Verfassung hatte er wahrscheinlich noch nie oder nur selten. Wie schon gegen den VfL Bochum leistete sich Jovetic extrem viele Alleingänge. Er zeigte sich mit vielen Aktionen, versuchte zunächst auch seine Mitspieler in Szene zu setzen, verlor mit der Zeit aber an Geduld.

53 Mal war er am Ball, acht Torschüsse waren sein Beitrag in der Offensive. In der 49. Minute war es Keeper Linde, in dem er seinen Meister fand, wenige Minuten später setzte er einen Flachschuss an den Außenpfosten, in der 79. Minute verzog er sogar fünf Meter vor dem Tor stehend und setzte den Ball am Tor vorbei. Er und Marco Richter versuchten in der zweiten Halbzeit, das Spiel in der Offensive komplett an sich zu reißen.

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Jovetic gewann zusätzlich 75 Prozent seiner Zweikämpfe, was für einen Offensivspieler eine beachtliche Quote ist. Doch auch er musste mit elf Fehlpässen oft den Angriff aufs gegnerische Tor abbrechen. Mit 11,47 km war er zusätzlich sehr agil. Doch das Spiel und das fehlende Engagement seiner Mitspieler ließ ihn völlig verzweifeln.

Seine Frustration hilft seiner Konzentration und seinem Spiel leider kaum weiter, da er sich schnell in überhasteten Situationen verheddert und das Angriffsspiel der Hertha damit genauso zum Erliegen bringt. Es ist eine vergleichbare Situation wie du von Matheus Cunha in der vergangenen Saison. Hoffentlich kann Jovetic seinen (verständlichen) Ärger in Zukunft besser kanalisieren.

Marco Richter: Mit dem Kopf durch die Wand

Viele Fans fragen sich, warum Marco Richter aktuell so wenige Einsatzzeiten bekommt. Es scheint an mangelnder taktischer Disziplin und schwachen Trainingsleistungen zu liegen. Auch gegen Fürth saß er zunächst nur auf der Bank. Zur zweiten Halbzeit kam er für den schwachen und wirkungslosen Myziane Maolida und riss das Angriffsspiel der Hertha zusammen mit Stevan Jovetic an sich.

Er kam zu fünf Torschüssen, war schnell unterwegs und versuchte in der Offensive, seine Mitspieler oft mit einzubinden. Immerhin kamen 15 seiner 16 Pässe bei den Mitspielern an. Doch so sehr er das Ruder rumreißen und dem Spiel seinen Stempel aufdrücken wollte, so übermotiviert wirkte er zum Teil auch.

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Eine Mischung aus Übermotivation und purem Frust bewirkt ein Spiel, dass man gut mit der berühmten Metapher „Mit dem Kopf durch die Wand“ beschreiben könnte. Er war gefährlich, aber nie zwingend genug. Meist folgten gewaltvolle Abschlüsse, denen klar die Präzision fehlten, wie in der 55. Minute, als er auf der linken Seite im Strafraum in guter Position war, um den Ball für einen Mitspieler aufzulegen. Er wählte die brutale Variante und versuchte sich an einem wuchtigen Volley aus viel zu spitzen Winkel, den er ans Außennetz setzte.

Marco Richter ist immer eine Alternative für die Offensive. Er sollte im Normalfall den Vorzug vor Maolida erhalten, ein frustrierter Richter hilft der Mannschaft allerdings nur bedingt weiter. Auch diese Baustelle sollte schleunigst geschlossen werden.

Fazit: Es geht um den Klassenerhalt und um nichts weiter

In Berlin türmt sich ein Gewitter auf und es muss viel passieren, damit dieses einfach nur vorbeizieht. Aber das Risiko, dass es sich demnächst über dem Olympiagelände kräftig entlädt, ist sehr groß. Es gibt kaum noch positive Argumente, die die Mannschaft aktuell auf ihrer Seite hat und die Unruhe rund um den Verein macht das Ganze nicht besser.

Wie eingangs bereits erwähnt stellen sich viele Fragen. Was ist Tayfun Korkuts Plan? Hat er Alternativen für das System? Ist er in der Lage, Spielern wie Suat Serdar oder Jurgen Ekkelenkamp die gewünschten Positionen auf dem Platz zu geben, die sie für ihr Spiel benötigen? Erreicht er überhaupt die Mannschaft? Gelingt es ihm Marco Richter und Stevan Jovetic wieder mehr mit dem Team zu verbinden?

Die Mannschaft wirkt nicht homogen, nicht wie ein Team. Das mussten Vladimir Darida und Maximilian Mittelstädt in ihren Sky-Interviews nach dem Spiel praktisch still und heimlich zugeben. In Berlin brennt der Baum. Noch ist Zeit ihn zu löschen, doch die nächsten Aufgaben sind alles andere als einfach und lassen das Vertrauen in die zuständigen Verantwortlichen nach und nach schwinden.

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Herthaner im Fokus: Minischritt für Minischritt

Herthaner im Fokus: Minischritt für Minischritt

Das Glück ist des Tüchtigen. Nach dem Spiel gegen den VfL Bochum konnten sich Fans von Hertha BSC mal wieder tief im Phrasendreschen ausprobieren. Vorangegangen war eine Mannschaftsleistung, die ob der grundverschiedenen Halbzeiten kaum zu erklären war. Auf eine der besten Halbzeitleistungen der letzten Wochen oder gar Saison folgte eine ziemlich ernüchternde zweite Hälfte gegen den Aufsteiger, die wie ein Schritt zurück wirkte.

Trainer Tayfun Korkut rotierte kräftig gegenüber der Niederlage gegen den FC Bayern München vor zwei Wochen. Zunächst stellte er das System zurück auf das alte 4-2-2-2. Die Innenverteidigung bildeten wie zu erwarten Neuzugang Marc Oliver Kempf und Kapitän Niklas Stark. Santiago Ascacibar und Vladimir Darida waren für die Zentrale zuständig, während Jurgen Ekkelenkamp und Myziane Maolida auf den Außen wirkten. Im Doppelsturm fanden sich Ishak Belfodil und Stevan Jovetic wieder. Dementsprechend brachte Korkut fünf neue Spieler im Vergleich zum Spiel gegen die Bayern.

Wir schauen heute auf die Neuzugänge, den Sturm, was sich für Alternativen gefunden zu haben scheinen und welche alten Probleme der Mannschaft immer und immer wieder das Genick brechen.

Marc Oliver Kempf: Niklas Starks gesuchter Partner

Tayfun Korkut hat mal wieder das getan, was er am liebsten tut. Ein Pärchen gebildet. Nämlich aus Neuzugang Marc Oliver Kempf und dem gestrigen Mannschaftskapitän Niklas Stark. Die rohen Zahlen des Innenverteidigers, der vor nicht einmal zwei Wochen vom VfB Stuttgart nach Berlin kam, lesen sich eigentlich eher mittelmäßig. 19 seiner 47 Pässe kamen nicht beim Mitspieler an, seine Zweikampfquote von 56 Prozent ist ausbaufähig.

Doch ordnet man diese Zahlen ein, lässt sich ein durchaus gelungenes Debüt sehen. Er konnte drei Aktionen klären und zweimal seine Gegner abfangen. Gerade in der ersten Halbzeit hatten er und Niklas Stark die Offensive der Bochumer gut im Griff, ließen nur sehr wenig zu.

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(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Die Kommunikation in der Verteidigung war höher als in den letzten Spielen. Kempf koordinierte zusammen mit Stark die Defensive und zeigte, dass er ein routinierter Bundesliga-Verteidiger ist. Er klärte etliche Bälle, die die Bochumer mit langen hohen Pässen in den Strafraum zu spielen versuchten. Das Innenverteidiger-Duo konnte sich gegenseitig Sicherheit verschaffen.

Doch wie die gesamte Mannschaft ließen auch sie in der 2. Halbzeit nach. Das Gegentor in der 48. Minute war auch eine Folge ihres inkonsequenten Handelns nach dem Seitenwechsel. Gerade Sebastian Polter machte der Verteidigung nach seiner Einwechslung das Leben schwer und konnte mit seiner ersten Aktion eine Fehlerkette der Berliner ausnutzen. Doch auch im nächsten Spiel gegen Fürth ist von diesem Innenverteidiger-Duo in der Startelf auszugehen.  

Stevan Jovetic und Ishak Belfodil: Jovedil in guten wie in schlechten Zeiten

Ein Pärchen was sich bekanntlich seit vielen Monaten gefunden hat, ist das Sturmduo, bestehend aus Stevan Jovetic und Ishak Belfodil. Und nachdem dieses Duo aufgrund des verletzungsbedingten Fehlens von Jovetic und einer Corona-Infektion von Belfodil einige Wochen auseinandergerissen war, konnten sie gegen den VfL Bochum endlich wieder harmonieren.

Höhepunkt war selbstverständlich das Tor in der 23. Minute, als Jovetic einen Freistoß von der linken Seite in den Strafraum flankte und Belfodil mit dem Kopf ins Tor verlängerte. Doch viel mehr konnte der Algerier dem Spiel nicht beitragen. Er wurde von den Bochumern konsequent verteidigt, hatte kaum Möglichkeiten sein kreatives Spiel zu entfalten oder mit Torschüssen das gegnerische Tor wirklich in Gefahr zu bringen. Er gewann nur einen seiner sechs Zweikämpfe und verlor 16 Mal den Ball. 57 Prozent seiner Pässe fanden den Mitspieler. Nach 75 Minuten war für ihn Feierabend. Sein Tor half der Mannschaft entscheidend weiter, mehr konnte er leider nicht beitragen.

(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Jovetic dagegen war im Sturm ein ständiger Unruheherd. Doch seine Abschlüsse wirkten oft überhastet oder mit zu viel Frust beladen. Nach 55 Minuten versuchten er und Ekkelenkamp sich mit einem Doppelpass, nach einer Stunde wurde der Schuss des Montenegriners von Soares blockiert. In der 64. Minute verzog er um einige Meter, eine weitere Minute später scheiterte er am Bochumer Torhüter Riemann.

Es war die aktivste Phase des Stürmers, dem im Abschluss allerdings klar das Glück fehlte. Auch er verzweifelte an der gut gestaffelten Verteidigung und gewann nur 36 Prozent seiner Zweikämpfe. Immerhin konnte er 71 Prozent seiner Pässe an den Mann bringen und damit viele Bälle im Angriffsspiel verteilen. Auch dieses Duo werden wir sehr wahrscheinlich in Fürth wiedersehen.

Vladimir Darida und Santi Ascacibar: Pärchenbildung in der Zentrale

Und auch bei den beiden zentralen Mittelfeldspielern scheint Tayfun Korkut ein Duo gefunden zu haben. Durchaus überraschend verzichtete der Trainer auf Suat Serdar und vertraute dem Tschechen und dem Argentinier. Beide spielten 90 Minuten durch, bewegten sich unfassbar viel und waren nahezu überall auf dem Platz zu finden.

Vladimir Darida spulte wieder einmal mit seiner unvergleichbaren Pferdelunge 13,34 km ab und zeigte vor allem zu Beginn der Partie seine Qualitäten in der Offensive. Nach vier Minuten prüfte er mit einem wuchtigen Schuss nach zu kurzer Klärung von Verteidiger Bella-Kotchap das erste Mal Keeper Riemann. Auch in den nächsten Minuten bemühte sich der Routinier das Offensivspiel anzukurbeln. 78 Ballkontakte zeigen sein aktives Spiel, zusätzlich brachte er 80 Prozent seiner Pässe an den Mann.

Doch auch seine Konzentration nahm im Laufe des Spiels immer mehr ab. 13 Fehlpässe unterliefen ihm, nur die Hälfte seiner Zweikämpfe konnte er gewinnen. Gerade am Ende der Partie wirkte er müde und ausgelaugt und dadurch unkonzentriert. Somit konnte er seiner Mannschaft in den späteren Minuten kaum noch den gewünschten Halt geben.

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Santiago Ascacibar dagegen machte das übliche: Kratzen, kämpfen, beißen. Er grätschte Gegenspieler ab, unterband Angriffe, aber auch er musste sich gerade wegen seiner Größe öfter geschlagen geben. Gerade die zweiten Bälle im Angriffsspiel konnte er selten in Kopfballduellen festmachen und somit wenig Druck von hinten aufbauen.

Nichtsdestotrotz hatte er mit 78 Ballkontakten ebenfalls einen enormen spielerischen Anteil, konnte 81 Prozent seiner Pässe zu seinen Mitspielern bringen und gewann sieben Tacklings. Sein Kampfgeist und unermüdlicher Einsatz sind immens wichtig für das Team. Auch wenn sein Offensivspiel nicht immer Früchte trug, konnte er sich nach 15 Minuten mit einem Volleyschuss, der denkbar knapp über das Tor flog, ausprobieren. Zusätzlich bereitete er zwei Torchancen vor.

Während auch die beiden gute Chancen haben gegen Fürth zu spielen, fiel die Leistung Jurgen Ekkelenkamps, der gegen Bochum etwas glücklos agierte, ab. Womöglich die Chance für Suat Serdar, zurück in die Startelf zu rücken.

Dongjun Lee und Fredrik André Björkan: Noch überfordert, aber mit Sturm und Drang

Neben Marc Oliver Kempf durften sich auch zwei weitere Wintertransfers zeigen. Dongjun Lee, der als einziger Spieler aus dem Kader Reisestrapazen und Spiele der Nationalmannschaft in den Knochen hatte, konnte sich auf Grund guter Trainingsleistungen für den Kader empfehlen. Er kam früher als gedacht für den unauffälligen Jurgen Ekkelenkamp nach 58 Minuten.

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Man merkte seine Motivation, er zeigte viel Engagement, doch Herthas erstem Südkoreaner der Vereinsgeschichte war anzumerken, dass die Bundesliga eine Umstellung für ihn bedeuten würde. Mehr als Ansätze gelangen ihm nicht. Immerhin bracht er vier seiner sieben Pässe an den Mann und gewann zwei Tacklings. Doch er verlor auch neun Bälle und konnte nur selten sein Tempo ausnutzen.

Als ihm eben jenes zu nutzen gelang, dribbelte er sich in der 80. Spielminute in den Bochumer Strafraum. Doch sowohl sein Zögern als auch seine mangelhafte Entscheidungsfindung in dieser Aktion beendeten den Angriff recht schnell. Es war ein Auftritt, der Neugier auf mehr weckt. Doch Lee wird noch einige Spiele benötigen, um mit dem körperlichen Spiel in der Bundesliga zurechtzukommen.

Fredrik André Björkan, der bereits gegen den FC Bayern München sein Debüt für Hertha BSC feiern durfte, bekam gegen Bochum nach 75 Minuten die Möglichkeit, sich auszuzeichnen. Ein spannender Spieler, der einen Offensivdrang hat und viele müde Abwehrketten vor Probleme stellen kann.

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Mit Wucht und Schnelligkeit auffallend, fehlt ihm aber häufig noch die Übersicht, um eine Aktion sauber zu Ende zu spielen. Neunmal war er am Ball, drei seiner sechs Pässe kamen an, er versuchte sich mit Flanken und gestikulierte und gab erste Kommandos. Es scheint, als hätte er gute Chancen, noch mehr Minuten zu bekommen.

Alex Schwolow: Es stehen unruhige Zeiten bevor

Er macht es sich immer wieder selbst kaputt. Vor dem Spiel gegen den FC Bayern München regnete es Lobeshymnen für Schwolow, der endlich seine gewünschte Form gefunden zu haben schien. Doch trotz seiner 14 Paraden gegen den Rekordmeister, versaute er sich das Spiel mit einem kapitalen Bock. Und nun selbiges gegen den VfL Bochum.

Sein Abklatscher vor die Füße von Stürmer Polter war sicherlich nicht so ein großer Bock wie vor dem Gegentor des abstaubenden Leroy Sanés, doch wieder einmal sah der Ex-Freiburger alles andere als gut aus. Auch beim Schuss von Pantovic nur wenige Minuten nach dem Ausgleichstreffer konnte er die Situation nur im Nachfassen beruhigen. Man muss ihm zugestehen, dass der Regen ihm das Spiel schwer machte und Torhüter allgemein bei solchen Wetterbedingungen ihre Probleme haben.

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Seine beste Aktion hatte er, als er gegen Sebastian Polter wach blieb und mit einem Ausflug aus dem Strafraum die Gefahr frühzeitig im Keim ersticken konnte. Doch Schwolow entwickelt sich immer mehr zum Unsicherheitsfaktor im Team. Es ist fraglich, wie lange sich das Trainerteam diese Fehler noch mit anschaut. Schwolow wäre es zu wünschen, Rückendeckung zu erhalten.

Doch ihm fehlen zunehmend die Argumente. Denn auch zum Aufbauspiel der Hertha konnte er nur wenig beitragen. Nur 42 Prozent seiner Pässe kamen beim Mitspieler an. Sollte sich die Verletzungssituation bei Herthas Torhütern unter der Woche entspannen, könnte die Torhüterdebatte ein weiteres Mal entfacht werden.

Fazit: Zu wenig – der Druck wächst

Die 3.000 Zuschauer:innen im verregneten Berliner Olympiastadion sahen eine der besten ersten Halbzeiten Herthas in dieser Saison. Gerade der sich seit Wochen in guter Form befindende Maximilian Mittelstädt, der auch körperlich extrem gereift zu sein scheint, und der oft auch zurecht schwer kritisierte Myziane Maolida konnten über die Außen mit Hilfe eines technisch starken Stevan Jovetic für ein sehenswertes Angriffsspiel zu sorgen.

Doch sowohl bei den temporeichen Gegenstößen der Bochumer, als auch beim druckvollen Spiel der Westfalen im zweiten Durchgang zeigten sich Herthas Defizite im Defensivspiel. Die erste Halbzeit hätte eine große Entwicklung für die nächsten Spiele bewirken können. Einen riesigen Schritt in ruhigere Fahrgewässer.

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Doch die zweite Halbzeit war Ernüchterung pur und wieder einmal passt eine klassische Fußballphrase. Denn ein Spiel hat 90 Minuten und eben nicht nur 45. Die Leistung der Hertha zeigt leider auch, dass aktuell wenig über nicht-einstudiertes geht. Die Wechsel Korkuts, der hauptsächlich Offensivkräfte von der Bank aus brachte, fruchteten kaum, brachten wenig neue Ideen und verfielen schnell in den allgemeinen Trott des Teams. Sie sorgten nahezu für etwas Unsicherheit, da die Defensive durch das Verstärken der Offensive zunehmend an Stabilität verlor.

Was bleibt, ist ein Remis gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf. Sollte auch gegen Fürth kein Sieg errungen werden, kann es in wenigen Wochen in Anbetracht des Spielplans in Berlin lichterloh brennen.

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Herthaner im Fokus: Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende

Herthaner im Fokus: Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende

Eine in allen Belangen negative und leider auch denkwürdige Woche der Hertha geht mit einer deutlichen 1:4-Niederlage gegen den FC Bayern München zu Ende. Nach dem Ausscheiden im Pokal gegen den Lokalrivalen aus Köpenick und einer lautstarken Aussprache mit Teilen der Fanszene stand das Spiel gegen den Rekordmeister im Zeichen des Engagements und der Schadensbegrenzung.

Gegen die Münchner wählte Trainer Tayfun Korkut eine deutlich defensivere Variante als zuletzt und stellte sein System auf ein 5-3-2 um. Aufgrund des Fehlens von Niklas Stark, der schon im Derby angeschlagen den Platz verlassen musste, rückte Marton Dardai in die Startelf. Es war der erste Auftritt, den das Hertha-Eigengewächs unter Tayfun Korkut bekam. Zusammen mit Kapitän Dedryck Boyata und dem Startelf-Debütanten Linus Gechter stellte er die Innenverteidigung. Peter Pekarik und Maximilian Mittelstädt kümmerten sich, wie zuletzt regelmäßig, um die Außenverteidigung. Vladimir Darida, Lucas Tousart und Suat Serdar sollten die Mitte dicht machen. Myziane Maolida und Ishak Belfodil waren die anzuspielenden Akteure im Sturm.

Wir schauen auf hoffnungsvolle Entwicklungen, ein Spiegelbild der Saison und das was der Hertha in der Offensive fehlt.

Maximilian Mittelstädt: Eine erkennbare Entwicklung

Maximilian Mittelstädt hatte zuletzt sämtliche Spiele über die volle Distanz bestreiten dürfen. So war es nach den zuletzt zu kräftezehrenden Wochen ihm zugestanden, dass er die letzte halbe Stunde des Spiels von der Bank aus betrachten durfte. Mit Frederik Andre Bjørkan ist seit neuestem nicht nur ein Konkurrent, sondern zunächst einmal eine sinnvolle Entlastung für den ehemaligen Juniorenspieler der Hertha, sowohl in der Defensive als auch in der Offensive vorhanden.

Mittelstädt machte da weiter, wo er gegen Union Berlin aufgehört hatte. Er beackerte seine linke Seite, hatte aber mit Serge Gnabry allerlei zu tun und seine Schwierigkeiten. Er gewann nur drei seiner zehn Zweikämpfe. Beim 0:1 konnten er und Marton Dardai Corentin Tolisso nicht entscheidend am Abschluss hindern. Auch wenn man hier ganz klar Peter Pekarik in die Kritik nehmen muss, der exemplarisch in dieser Situation seine Probleme mit Robert Lewandowski und dem flankenden Kingsley Coman hatte.

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Trotzdem konnte auch er seinen Stempel der Abwehr aufdrücken und machte es gerade Robert Lewandowski im Abwehrverbund nicht leicht. Drei Aktionen konnte er klären und im Verlaufe der Partie traute er sich zu drei Dribblings, von denen zwei gelingen sollten. In der 52. Minute hätte er seine durchaus engagierte Leistung mit einem Assist krönen können, doch Vladimir Darida konnte die Riesenchance zum Anschlusstreffer nach feiner Flanke von links nicht nutzen und setzte das Spielgerät aus kürzester Entfernung am Pfosten vorbei.

Maximilian Mittelstädt selbst, der mit 42 Ballaktionen wieder einen recht hohen Anteil am Spiel der Hertha hatte, hat in den letzten Wochen, so scheint es, eine Entwicklung durchgemacht. Der Welpenschutz ist vorbei und der Status als Eigengewächs der Hertha hilft nicht mehr viel. Auch wenn seine fußballerischen Qualitäten auf einem höheren Niveau limitiert sind, entwickelt er sich mehr und mehr zum Kämpfer des Teams und versteckt sich nicht mehr hinter anderen vermeintlichen Leitwölfen.

Linus Gechter: Solides Startelfdebüt

Der 17-jährige Linus Gechter hätte sich sicherlich angenehmere Gegner vorstellen können für seine ersten kompletten 90 Minuten Bundesliga-Fußball. Aber wie es jeder aus dem beruflichen Alltag kennt, ist ins kalte Wasser geworfen zu werfen, meist die beste Feuerprobe.

Im Dreiergespann mit Boyata und Dardai war ihm anzumerken, dass ihm der gemeinsame Auftritt in der Verteidigung Sicherheit verschaffte. Er konnte zwar bei keinem der Gegentore großartig eingreifen, vielleicht hätte er in der ein oder anderen Aktion Boyata unterstützen können. Er selbst war 47 Mal am Ball, was vor allem dem vorsichtigen Aufbauspiel der Hertha zuzuschreiben war. 64 Prozent seiner Pässe brachte er an den Mann, 15 Mal versuchte sich Gechter mit langen Bällen, nur vier kamen an. Diese Bälle waren meistens die letzte Möglichkeit, sich aus dem Pressing der Bayern zu befreien. Fünf Klärungsaktionen kamen hinzu.

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Dabei war seine Rettungstat auf der Linie in der 77. Minute nach einem feinen Lupfer von Serge Gnabry die spektakulärste. Auch der Offensive konnte er nochmal helfen, auch wenn die Aktion schon geklärt zu sein schien. In der 80. Spielminute wollte er mit einem langen Ball Stevan Jovetic und Jurgen Ekkelenkamp in Szene setzen. Verteidiger Dayot Upamecano bekam zwar den Ball, ermöglichte durch seinen schwachen Rückpass auf Manuel Neuer aber den Ehrentreffer.

Kurzum, Gechter macht seine Arbeit grundsolide und durfte nach dem Spiel sogar zum Interview antreten.

Alexander Schwolow: Ein Spiegelbild

Torhüter Alexander Schwolow hat es nicht leicht in Berlin. Immer wieder steht er in der Kritik und das auch oft zurecht. Doch in den letzten Wochen schienen sich seine Leistungen gefestigt zu haben. Gegen den VfL Wolfsburg zeigte er eine hervorragende Leistung, blieb sogar ohne Gegentor, im Derby konnte er auch immerhin zwei bis drei Großchancen vereiteln und bei den Gegentoren herzlich wenig eingreifen.

Das Spiel gegen die Bayern war seine nächste Chance, sich auszuzeichnen. Und das gelang ihm auch zunächst. Der Keeper bekam auch einiges zu tun, er wurde zu 14 Paraden gezwungen. Weltklasse waren dabei seine Aktionen gegen Lewandowskis Hackenabschluss in der 20. Minute und in der 36. Minute nach dem der Pole freistehend flach abschloss. Auch bei Distanzschüssen konnte er sich auszeichnen, wie in der 10. Minute gegen Kingsley Coman und Leroy Sané in der 47. Minute.

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Natürlich hatte er bei mehreren Aktionen gegen Thomas Müller auch ein wenig Glück, dass diesem das nötige Zielwasser fehlte, doch es schien so, als würde Schwolow ein weiteres hervorragendes Spiel abliefern. Zusätzlich war er 64 Mal am Ball und oft gesuchte Anspielperson im Spielaufbau bzw. der Ballsicherung. Doch den positiven Eindruck machte er selbst zunichte. Seinen viel zu kurzen Pass auf Linus Gechter wusste der wache Leroy Sané eiskalt auszunutzen, um auf 0:3 zu erhöhen. Sehr bitter und bezeichnend für die Hertha in diesen Tagen.

Eine engagierte Leistung und am Ende doch wieder ein brachialer Patzer. Und mittlerweile geschieht dies fast wöchentlich. Im Endeffekt war Schwolow nur ein Spiegelbild der gesamten Mannschaft in den letzten Wochen.

Ishak Belfodil, Jurgen Ekkelenkamp und Stevan Jovetic: Fit und in Form offensive Waffen

Er hat es mal wieder getan. Das dritte Saisontor Jurgen Ekkelenkamps und damit das dritte Tor als Joker des jungen Niederländers. Wie schon bei seinen ersten beiden Toren in der Hinrunde gegen Fürth und Frankfurt brauchte er kaum Eingewöhnungszeit und erzielte mit seiner ersten Aktion einen Treffer.

Sobald die beiden Spieler auf dem Feld stehen und im Fall von Stevan Jovetic mit Ishak Belfodil, der ein weiteres Mal einer der gefährlichsten und spielstärksten Spieler der Mannschaft war, harmonieren, ist in Herthas Offensive ein erheblicher Qualitätsanstieg zu bemerken. Ishak Belfodil hatte in der 21. Minute die Möglichkeit per Kopf den Führungstreffer zu erzielen, leitete in der 52. Minute die Großchance Daridas ein und bewies immer wieder seine technischen Fähigkeiten.

(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Doch der besagte Qualitätsanstieg konnte im Endeffekt den Bayern nicht genug anhaben und war auch nur punktuell zu sehen. Zusätzlich fehlt der Mannschaft im Abschluss das nötige Glück. Im Abstiegskampf ist das zu wenig.

Fazit: Die Woche dringend abhaken und die Pause nutzen

Das Spiel gegen den FC Bayern München war ein Bonusspiel und offenbarte einen Klassenunterschied. Das 1:4 hätte durchaus noch höher ausfallen können, im Endeffekt kann man sich bei Torhüter Schwolow bedanken, dass nicht noch weitere Gegentore das sowieso schon sehr schwache Torverhältnis verschlechtern.

Die Mannschaft, das Trainerteam und die Vereinsführung müssen diese schwarze Woche dringend abhaken. Probleme mit den Fans, die Derby-Niederlage und die Situation in der Liga, nach zuletzt nur einem Punkt aus drei Spielen, stellen den Verein und das Team vor eine große Herausforderung. Man muss hoffen, dass der Schaden der letzten Tage nicht einen weiteren Tiefpunkt darstellt, sondern den endgültigen. Denn sollte es noch schlimmer um Hertha BSC werden, kann es zur unaufhaltsamen Abwärtsspirale führen.

Die Länderspielpause kann der Alten Dame guttun, um etwas zur Ruhe zu kommen und danach sich auf die wichtigen Spiele im Abstiegskampf vorzubereiten.

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