Podcast #192 Das große Zittern

Podcast #192 Das große Zittern

Hertha hat die erneute Chance auf den direkten Klassenerhalt verspielt. Unsere Mannschaft unterliegt Mainz 05 im fast ausverkauften Olympiastadion und muss jetzt erstmal weiter zittern. Wir sprechen selbstverständlich über das Spiel und geben euch einen Ausblick auf den kommenden letzten Spieltag, reden aber auch über alles, was sich neben dem Platz abgespielt hat. Mit Kay Bernstein gibt es einen neuen Anwärter auf das Amt des Präsidenten. Wir sagen euch, wie wir seine bisherigen medialen Auftritte wahrgenommen haben und für wie geeignet wir ihn für diese Position halten. Außerdem sprechen wir über einen möglichen Verbleib von Lotka und Boateng.

Wir wünschen euch trotz der aktuellen sportlichen Situation viel Spaß und freuen uns über eure Kommentare. 

Teilt den Podcast gerne mit euren Freund*innen, der Familie oder Bekannten. Wir freuen uns über alle Hörer*innen.

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https://www.tagesspiegel.de/sport/interview-mit-kay-bernstein-vom-ultra-zum-hertha-praesidenten-ich-bin-ein-kind-der-kurve/28299572.html

https://11freunde.de/p/club/interviews/-ich-bin-ganz-sicher-keine-marionette-von-lars-windhorst–31821684.html

https://www.rbb24.de/sport/beitrag/2022/05/berlin-hertha-mainz-bundesliga-fussball-entscheidung-vertagt.html

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(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Herthaner im Fokus: Hertha verspielt den zweiten Matchball

Herthaner im Fokus: Hertha verspielt den zweiten Matchball

Ein fast ausverkauftes Olympiastadion. Prächtige Sonnenuntergangsatmosphäre, ein Spiel und Ziel wie gemalt für einen großen Abend, der Fans, Spieler und Stadt miteinander hätte verschmelzen lassen können. Es sollte nicht dazu kommen. Gegen den 1. FSV Mainz 05 verliert Hertha BSC letztendlich verdient mit 1:2. Ein Spiel, welches fast schon wieder ein Spiegelbild der gesamten Saison war.

Hertha wieder im 4-2-3-1, aber ungewöhnlich besetzt

Im üblichen 4-2-3-1 stellte Felix Magath das Team zum wiederholten Male auf. Aufgrund des Ausfalls des nicht mehr für die Partie rechtzeitig fit gewordenen Marvin Plattenhardts, stellte Felix Magath Marton Dardai als Linksverteidiger auf. Ein zunächst undefinierbarer Faktor, schließlich hatte das Innenverteidigertalent bisher nicht auf dieser Position gespielt und war wie so viele im Hertha-Team positionsfremd. Weshalb Maximilian Mittelstädt zum wiederholten Male nicht starten durfte, muss hinterfragt werden.

Im Tor stand wieder einmal Marcel Lotka, ansonsten sollte auch der Rest der Verteidigung bestehen bleiben. Auf rechts Peter Pekarik, in der Innenverteidigung Kapitän Dedryck Boyata und Marc Oliver Kempf. Vor der Verteidigung agierten auf der Doppelsechs Santiago Ascacibar und Lucas Tousart. Kevin-Prince Boateng war wie in den letzten Partien im offensiven Mittelfeld zu finden, im Sturm Davie Selke. Auf der rechten Seite des Mittelfelds musste der erkältete Marco Richter ersetzt werden. Vladimir Darida sollte dies tun. Der Tscheche wurde also wie Suat Serdar wie so häufig positionsfremd eingesetzt.

In unserer heutigen Analyse schauen wie auf die verschiedenen positionsfremden Spieler, die hervorragend die katastrophale Kaderplanung dokumentieren. Auf einen kämpfenden Innenverteidiger, die Stürmer und eine schwer zu greifende Art von Hoffnung auf den Klassenerhalt.

Marton Dardai, Vladimir Darida, Suat Serdar: Verschenkt auf ihren Positionen

Alle drei Spieler sind auf ihren heimischen Positionen hervorragende Fußballer, die jedes Team bereichern können. Marton Dardai war als Linksverteidiger allerdings ein weiteres interessantes Positionsexperiment, welches sich ein Hertha-Trainer in dieser Saison wagte. Weil Marvin Plattenhardt aufgrund seiner muskulären Probleme nicht rechtzeitig fit wurde, sollte Dardai in die Bresche springen. Wieder einmal verzichtete Magath auf Mittelstädt als Linksverteidiger, den er erst nach über einer Stunde für Suat Serdar als linken Mittelfeldspieler einwechselte.

Bevor Marton Dardai angeschlagen ausgewechselt werden musste, spielte das Hertha-Talent immerhin 78 Minuten. Und er machte seine Arbeit in ungewohnter Rolle auch gar nicht schlecht. In der Defensive half er mit drei geklärten Aktionen, wagte vier Tacklings, fing zwei weitere Bälle gegen die Mainzer ab. Sechs seiner acht Zweikämpfe gewann er. 75 Prozent sind für einen Außenverteidiger eine sehr gute Quote. 64 Prozent, also 14 von 22 Pässen kamen beim Mitspieler an. Beim Gegentreffer zum 0:1 in der 25. Minute war er zu offensiv ausgerichtet, konnte keinen Druck mehr auf Silvan Widmer ausüben, dessen Hereingabe zum Schuss wurde und den schwer patzenden Marcel Lotka bezwang. Er zeigt sobald er spielt sein Talent, doch seine Qualität kann Dardai vor allem in der zentralen Defensive ausschöpfen. Aufgrund seiner Stärken am Ball wäre er sogar eine Option für das defensive Mittelfeld, aber auf den Außen ist der Mann einfach verschenkt.

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(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Selbiges gilt für Vladimir Darida und Suat Serdar, die seit Beginn der Saison unter allen Trainern in vielen Spielen positionsfremd agieren mussten. Mit Peter Pekarik stand letztendlich ein einziger gelernter Flügelspieler auf dem Feld. Noch dazu ein alternder, der kaum Dynamik ins Spiel bringen kann. Ein kapitaler Fehler Fredi Bobics in der Kaderplanung.

Beide bemühten sich wie immer um gute Einflüsse ins Spiel der Hertha. Darida verteilte viele Bälle, immerhin kamen 27 seiner 35 Pässe an. Allerdings ist seine Zweikampfquote von 44 Prozent ausbaufähig. Offensivpower konnte er praktisch keine aufbauen. Er war an keiner Torchance beteiligt. Konter über ihn verpufften aufgrund seines geringen Tempos und fehlenden Technik.

(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Ähnliches muss man über Suat Serdar sagen, der ehe er in der 67. Minute Maximilian Mittelstädt weichen musste, ziemlich blass blieb. Auch er gewann nur 40 Prozent seiner Zweikämpfe. Immerhin kamen neun seiner zwölf Pässe an, doch auch ihm gelang es kaum Szenen in der Offensive zu kreieren, daran änderte auch sein Schlenzer in der 30. Minute nichts.

Marc Oliver Kempf: Der Kampf und die Leidenschaft sind da – aber reicht das?

Marc Oliver Kempf durfte wieder über die vollen 90 Minuten spielen, ehe er kaputt und leer auf dem Rasen des Berliner Olympiastadions zusammensackte. Es liegt natürlich vor allem an seinem körperbetonten und extrem risikoreichen Spiel, aber oftmals wirkt er wie der einzige Spieler auf dem Platz, der sich wirklich mit der kompletten Härte und Leidenschaft gegen eine Niederlage zu stemmen scheint.

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(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Auch seine Zahlen sprechen zum Teil für ihn. Er konnte sechs Aktionen der Mainzer klären, fing weitere sechs Bälle ab. Achtmal ging er als Sieger aus Zweikämpfen. Damit gewann er 80 Prozent dieser, was für einen Innenverteidiger eine starke Quote ist. 22 seiner 31 Pässe fanden den Mitspieler. Doch trotz seiner 71 Prozent Passquote musste er auch zwölf Ballverluste hinnehmen, die sich gegen die Mainzer glücklicherweise nicht rächten.

Er scheint einer der wenigen zu sein, die mit freiem Kopf spielen. Die Frage ist, ob das im nächsten Spiel gegen eine wesentlich stärkere Dortmunder Offensive reicht?

Davie Selke, Ishak Belfodil, Luca Wollschläger: Zu viel Arbeit für das bisschen Ertrag

Herthas Offensivbemühungen gegen die 05er waren über Strecken sicherlich vorhanden, aber alles andere als wirklich torgefährlich. Wie schon über die gesamte Saison muss der Zufall beim Kreieren von Chancen ordentlich mithelfen. Und möglicherweise würden die Torchancen von eiskalten Stürmern auch ausgenutzt.

Doch die 5. Spielminute sprach Bände. Nachdem Davie Selke in aussichtsreicher Position vor dem Strafraum den Ball von Kevin-Prince Boateng bekam, hätte er sich durchaus noch ein paar Meter vorspielen können. Doch sein vollkommen überhasteter und letztendlich auch qualitativ schwach geschossener Ball rauschte deutlich am Tor vorbei. Es hätte die Eröffnung eines großartigen Fußballspiels werden können. Natürlich, das was Selke gut kann, kann man ihm nicht absprechen. Er reibt sich auf, ackert, nervt Gegenspieler und Schiedsrichter. Ihm gelang es zumindest Ansatzweise für Torgefahr zu sorgen, doch genau das ist die Aufgabe eines Stürmers und es sollte nicht zu Staunen führen. Doch leider tut es das in diesem Jahr bei Hertha BSC.

(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Er gewann 41 Prozent seiner Zweikämpfe, zog sechs Fouls, verlor zusätzlich elf Mal den Ball. Auch ein Davie Selke hatte schon für bessere Zahlen gesorgt. Immerhin konnte er sein Torekonto auf vier erhöhen. Den Elfmeter zum Ausgleich in der letzten Sekunde der ersten Halbzeit verwandelte er eiskalt. Doch auch dieses Tor konnten die Berliner nicht für eine Initialzündung oder einen Weckruf für die 2. Halbzeit nutzen. Selke ist sicherlich nicht schuld an dieser Saison, er hängt sich rein wo es nur geht, aber er ist eben auch ein Symptom dieser schwachen Mannschaft. Es ist im Endeffekt bezeichnend für Selke, dass sein Tor in der 89. Minute wegen eines unnötigen Stoßes gegen Aaron aberkannt wurde. Eine extrem harte, aber wahrscheinlich richtige Entscheidung.

Ishak Belfodil und Luca Wollschläger durften ab der 67. Minute bzw 88. Minute ebenfalls noch mitwirken. Während dem Algerier rein gar nichts Zählbares gelingen sollte, konnte der Jungspund in der 89. Minute mit einem Pfostenschuss aufhorchen lassen. Nachdem er sich in Bielefeld nicht traute zu schießen, tat er es gegen die Mainzer. Es war die richtige Entscheidung, Robin Zentner im Tor hätte keine Chance gehabt, doch bekanntlich ist das Glück des Tüchtigen. Vielleicht klappt es ja beim nächsten Versuch.

Die Hoffnung war wieder da und ist es immer noch – Zurecht?

Hertha BSC galt für viele Fans nach der Entlassung von Tayfun Korkut als sicherer Absteiger. Zu schwach, zu tief im Schlamassel, zu wenig Team. Die Hoffnung auf eine Rettung war sehr gering. Und spätestens nach dem schrecklichen Debakel im Derby wollte man sich von allen Hoffnungen auf den Klassenverbleib verabschieden. Doch Felix Magath und Mark Fotheringham haben dem Team Leben eingehaucht. Sie haben die Mannschaft auf ihre geringsten Stärken reduziert, die mit einfachem Fußball Punkt um Punkt sammeln sollte.

Seit dem Derby konnten sieben von neun möglichen Punkten gegen direkte Abstiegskonkurrenten gesammelt werden. Hertha gelang es die Schlüsselspiele fast einwandfrei zu bestreiten. Den Fans wurde lange nicht mehr so große Hoffnung gemacht. In Bielefeld wurde in den letzten Minuten der Sieg aus den Händen gegeben, gegen Mainz schaffte man über die volle Spielzeit nicht einmal in die Nähe des Siegtreffers zu kommen. Auch auf die Schützenhilfe des eigentlich übermächtigen FC Bayern Münchens kann man sich dieser Tage nicht mehr verlassen. Die starke Punkteausbeute aus den letzten Spielen täuscht im Endeffekt nur darüber hinweg, was für eine schwache Saison die Berliner spielen, was die Tabellensituation aber hervorragend zeigt.

(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Das Spiel gegen Mainz war eigentlich perfekt dafür angerichtet, mit einem einzigen Punkt die Klasse zu halten. Ein fast ausverkauftes Olympiastadion. Dass es auch durch Freikarten dazu kam, geschenkt. Es hätte ein großer Abend werden können, an dem auch Leute, die eben wegen Freikarten ins Stadion gekommen waren, zu echten Fans hätten werden und zukünftig regelmäßig die Mannschaft unterstützen können. So schaffte es die Hertha den Druck nicht stand zu halten und lag nach einer schwachen, nicht bundesligatauglichen Leistung auf dem Rasen.

Auch wenn nach der Niederlage gegen den 1. FSV Mainz 05 Ernüchterung herrscht, hat Hertha BSC alles in der eigenen Hand. Gegen Borussia Dortmund am letzten Spieltag würde ein Punkt für die definitive Rettung reichen. Der VfB Stuttgart muss gegen den 1. FC Köln gewinnen um noch die Chance zu wahren, vom Relegationsplatz zu springen. Felix Magath hatte unter der Woche und auch nach dem Spiel gegen Mainz gesagt, dass er seit Wochen mit einem Relegations-Duell gegen den HSV plane und sich diesbezüglich jetzt sogar darauf vorbereiten würde. Sollte es zu dieser Konstellation kommen, müsste man sich als Herthaner wohl dankbar zeigen, dass man die Chance hat, über zwei weitere Spiele den Abstieg zu verhindern.

[Titelbild: Maja Hitij/Getty Images]

Drei Thesen zu Hertha BSC – 1. FSV Mainz 05

Drei Thesen zu Hertha BSC – 1. FSV Mainz 05

Bundesliga-Topspiel am 33. Spieltag. Hertha BSC empfängt im Berliner Olympiastadion den 1. FSV Mainz 05 und kann den letzten Schritt im Kampf um den Klassenerhalt gehen. Nachdem Arminia Bielefeld am Freitagabend gegen den VfL Bochum verloren hatte, ist zumindest schon einmal der direkte Abstieg abgewendet. Auf das Ergebnis der Stuttgarter am Sonntag in München kann und will man sich nicht verlassen, der Klassenerhalt soll vor prächtiger Kulisse im eigenen Wohnzimmer gefeiert werden. Das sind unsere drei Thesen für das Spiel.

Das Spiel wird dreckig

Die Mainzer, deren Saison sich frühzeitig Richtung Mittelfeld ebnete, rutschten in den letzten Wochen in eine Abwärtsspirale, die die guten Leistungen in dieser Saison trübten. Der Sieg gegen die müden und lustlosen Meister-Bayern am letzten Wochenende war dann aber noch die Kirsche auf der im Endeffekt vollkommen akzeptablen Spielzeit.

Gegen die „Alte Dame“ werden die Mainzer versuchen, die großartige Atmosphäre im Stadion zu genießen, das Spiel auf sich zukommen lassen und es nicht nötig haben, die Hertha großartig in ihrer eigenen Hälfte einzuschnüren. Die Berliner müssen das Spiel machen, sich auf ihre Stärken und einfachen Spielzüge verlassen, um etwas mitnehmen zu können. Es wird ein Kampf gegen eine Mainzer Team sein, das Fehler eiskalt ausnutzen wird.

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(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Im Hinspiel ging die Mannschaft mit 0:4 unter. Auch ein Zeugnis der Vercoachung Tayfun Korkuts. Viel zur Spielgestaltung werden die Rheinhessen nicht beitragen, was Hertha das Leben schwer machen wird.

Hertha – Mainz: Das Spiel endet knapp

Wir werden kein Torfestival zu sehen bekommen. Womöglich wird ein einziges Tor das Spiel entscheiden. Keiner wird es wagen ins offene Messer zu rennen und große Risiken einzugehen. Hertha muss sich dringend auf die gefährlichen Mainzer Stürmer einstellen. Ein Siegtreffer von Karim Onisiwo würde leider zu gut ins Klischee der Hertha-Niederlagen passen.

Selbst muss man sich wie in den Spielen zuvor auf einfache Spielzüge konzentrieren, Standardsituationen nutzen und das Glück vor dem Tor erzwingen. Für die Hertha kann das Spiel zu einer Geduldsprobe werden, die Charakter, Disziplin und Psyche fordern wird.


Mit einem Heimsieg zur besten Spielzeit um 18:30 Uhr kann Hertha BSC am Samstag gegen den 1. FSV Mainz 05 den Klassenerhalt sichern. Worauf es ankommt, lest ihr hier.


Raffael gegen Hoffenheim, Belfodil gegen Stuttgart und heute…?

In den vergangenen Jahren hat die Hertha eines bewiesen. Mit negativem Druck können die Blau-Weißen umgehen. Der dritte Abstiegskampf hintereinander. Während Herthaner Mannschaften sich immer im Kampf um die internationalen Plätze schwertaten, konnten sie in den unteren Tabellenregionen dem Tod immer wieder von der Klinge springen. So wird es auch gegen die Mainzer sein. Angetrieben von knapp 70.000 Fans müssen die Spieler die Situation positiv annehmen.

(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Springt der Funken über, kann wie gegen Stuttgart eine großartige Stimmung entstehen, die sich mit dem Kampf und der Leidenschaft des Teams vermischt. Das Potential, den Tag zu einem Goldenen zu machen, ist riesig. Wir werden einen ikonischen Moment für jeden Zuschauer sehen. Ähnlich wie bei Raffaels Lauf auf das leere Hoffenheimer Tor 2012 oder Ishak Belfodil gegen Stuttgart, könnte es auch heute zu einem Moment der emotionalen Explosion kommen.

[Titelbild: Maja Hitij/Getty Images]

Hertha BSC – 1. FSV Mainz 05: Drei Schlüsselduelle

Hertha BSC – 1. FSV Mainz 05: Drei Schlüsselduelle

Mit einem Heimsieg zur besten Spielzeit um 18:30 Uhr kann Hertha BSC am Samstag gegen den 1. FSV Mainz 05 den Klassenerhalt sichern. Worauf es ankommt, lest ihr hier.

Für die letzten beiden Spiele der Saison hat sich Hertha BSC in eine gute Ausgangslage manövriert. Vier Punkte trennen die Berliner von dem VfB Stuttgart, welcher sich auf dem Relegationsplatz befindet.

Der direkte Abstieg scheint derweil abgewendet zu sein. Nur wenn Arminia Bielefeld die letzten beiden Partien gewinnt und Hertha gleichermaßen verliert, würde Hertha wegen der schlechteren Tordifferenz noch direkt absteigen – ein nicht unmögliches, aber durchaus unrealistisches Szenario.

Selbst ein Punkt gegen Mainz könnte Hertha den direkten Klassenerhalt sichern, insofern der VfB Stuttgart nicht gegen die Ibiza-Partykönige aus München gewinnt. Damit Hertha im eigenen Stadion den Klassenerhalt feiern kann, entscheiden folgende Aspekte:

Das Fünfer-Bollwerk knacken

Seit dem ersten Spieltag glaubt Mainz an die eigene defensive Fünferkette – und das nicht zu unrecht. Mit lediglich 42 Gegentoren haben nur drei andere Teams der Liga (Bayern, Freiburg und Union Berlin) weniger Treffer aus dem eigenen Netz fischen müssen. Defensiv spielt Mainz innerhalb der Bundesliga also Champions League.

Stefan Bell, Alexander Hack und Moussa Niakhate bilden dabei die Säulen der Innenverteidigung. Vor allem die beiden Letztgenannten weisen über die gesamte Saison hin starke Zweikampfwerte auf. Laut Kicker gewann Hack in 26 Spielen insgesamt 62 Prozent seiner Zweikämpfe, Niakhate absolvierte 28 Spiele und gewann insgesamt 60 Prozent seiner Zweikämpfe.

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(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Zum Vergleich Marc Oliver Kempf gewann auf der Berliner Seite lediglich 53 Prozent seiner Zweikämpfe, bei Dedryck Boyata sind es immerhin 58 Prozent.

Trotz guter Leistungen in den vergangenen Wochen wird es Hertha – spielerisch stets limitiert – schwer haben, gegen das Mainzer Bollwerk entscheidend durchzubrechen. Wie das dennoch gelingen kann, folgt im nächsten Abschnitt.

Gleichsam muss Hertha vor allem auf die eigene linke Seite aufpassen: Es ist die Offensivere der Mainzer. Selbst Rechtsverteidiger Silva Widmer bereitete diese Saison fünf Treffer vor. Vor ihm steht Anton Stach, auch er steuerte für Mainz vier Assists bei.

Ein angreifendes Hertha-Mittelfeld

Seit dem 1:0-Sieg gegen den FC Augsburg und vor allem seitdem Felix Magath das Zepter übernommen hat, stehen die Berliner kompakter. Die Verteidigung scheint kein Schweizer Käse mehr zu sein – und endlich schießt das Team auch wieder Tore. Doch das zumeist durch Impulse aus der Verteidigung.

Gegen den VfB Stuttgart bereitete Marvin Plattenhardt das 1:0 per Flanke vor, auch gegen die Arminia aus Bielefeld war es Plattenhardt, der einen Eckball auf Lucas Tousart schlug, welcher per Kopf einnetzte. Doch sollte es eigentlich das Mittelfeld sein, welches Treffer maßgeblich einleitet.

(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Hier scheint vor allem Suat Serdar auf der linken offensiven Außenbahnen in seinen Fähigkeiten beraubt. Als „Achter“ braucht er das Spielfeld vor sich, um Angriffszüge mit tiefen Pässen klug einleiten zu können und dabei gegnerische Spieler mit seinen Pässen zu überspielen. Als zentraler Mittelfeldspieler gelang ihm das deutlich besser, als auf der linken Außenbahn.

Sich auf Plattenhardts Flanken zu verlassen, wird gegen die dichte Fünferkette der Mainzer aber schwierig. Wichtig wird sein, dass sich vor allem die offensiven Außenspieler der Hertha maßgeblich in die Offensivbemühungen integrieren, sich dann beispielsweise von den eigenen Verteidigern überlaufen lassen, um den Pass zu ihnen zu spielen oder nach innen, in den Strafraum hinein zu ziehen.

Den Strafraum beherrschen

Zwangsläufig wird sich Herthas Stürmer, vermutlich Davie Selke, zumeist allein im Mainzer Strafraum wiederfinden. Damit sich beispielsweise Boateng als Zehner als hängende Spitze leicht versetzt hinter Selke im Sturm integrieren und ebenfalls den Strafraum besetzen kann, ist Herthas Spiel in der Offensive noch zu schwerfällig. Zu sehr wird Boateng als Initiator vor dem Strafraum gebraucht, als dass er sich selbst dort wiederfinden würde.

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(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Allein wird es Selke gegen die drei Innenverteidiger aber schwer haben. Umso mehr muss Hertha auf die „zweiten Bälle“ lauern. Das bedeutet: Im offensiven Spiel muss das Halbfeld vor dem Mainzer Strafraum mit Hertha Spielern besetzt sein. Im Idealfall drängt man die Defensive, auch die Mittelfeldspieler so weit in den Strafraum hinein, das man vor dem Strafraum auf die zweiten Bälle lauern kann.

Zugegeben: Hertha ist nicht Bayern. Mainz allerdings auch nicht – auch wenn es ihnen gelang, den Partywütigen Meister am vergangenen Spieltag zu schlagen.

[Titelbild: Alex Grimm/Getty Images]

Herthaner des Monats (April 2022): Marcel Lotka

Herthaner des Monats (April 2022): Marcel Lotka

Jahr für Jahr schreibt der Abstiegskampf in der Bundesliga besondere Geschichten. Sei es durch spektakuläre Ergebnisse, wie bei Werder Bremen vor zwei Jahren, die durch einen 6:1-Erfolg gegen den 1. FC Köln die Relegation erreichten, oder Mainz 05, die im vergangenen Jahr mit dem Trainerwechsel auf Bo Svensson eine furiose Aufholjagd starteten. Und auch bei Hertha BSC, aktuell auf dem besten Weg das Minimalziel Ligaverbleib zu erreichen, wurden in dieser Saison Geschichten geschrieben. So wie die des nominell fünften Torwarts, der plötzlich mittendrin war und durch Leistung überzeugte. Marcel Lotka ist Hertha-BASE-Herthaner des Monats im April 2022.

Dass am Ende eines Monats gleich mehrere Kandidaten berechtigt zur Auswahl zum Spieler des Monats stehen, ist in einem insgesamt eher von Negativschlagzeilen geprägten Hertha-Jahr schon beinahe erwähnenswert. Nachdem es im März für die Alte Dame überhaupt den ersten Pflichtspielsieg des Kalenderjahrs gab, legte Hertha im April den Saisonhöchstwert von sieben Punkten aus drei aufeinanderfolgenden Spielen nach.

Zunächst Ernüchterung

Dabei begann der April ernüchternd. Zum Auftakt gab es eine knappe 1:2-Niederlage bei Bayer Leverkusen. Schon da war Lotka bester Herthaner, dabei war er gar nicht für die Partie vorgesehen. Alexander Schwolow verletzte sich allerdings nach einer Viertelstunde und Lotka, der ursprünglich als fünfter Torwart in die Saison ging und schon im Februar gegen Freiburg sein starkes Bundesliga-Debüt gab, wurde eingewechselt. 

Die Woche nach der Niederlage bei Bayer 04 wurde richtig bitter. Zuhause setzte es die 1:4-Klatsche gegen den 1. FC Union. Während auf dem Feld ein kollektiver Einbruch einsetzte, verhinderte immerhin Torwart Lotka noch Schlimmeres. Bereits in den ersten 20 Minuten zeigte er drei Glanzparaden.

(Photo by TOBIAS SCHWARZ/AFP via Getty Images)

Dass er dann noch der erste war, der sich bei „Sky“ am Mikrofon äußerte, bewies nur: Nicht nur sportlich ist Lotka eine Bereicherung. Seine Ansage war damals klar: Wir werden die Klasse halten. Starke Worte für jemanden, der den Verein (Stand jetzt) im Sommer verlassen wird. Den Vertrag bei Borussia Dortmund II unterzeichnete Lotka zu einem Zeitpunkt, an dem er bei Hertha quasi perspektivlos war. 

Die Null steht mit Lotka

Lotka ließ den Worten Taten folgen, hielt in der Folgewoche beim Sieg in Augsburg die Null. Es war der Auftakt in die wichtigste Saisonphase, denn auch in der Woche darauf, beim Heimsieg gegen den VfB Stuttgart, hielt er die Null fest. 

Bezwungen wurde der 20-Jährige, der sich 2020 Hertha anschloss, erst wieder in der Nachspielzeit gegen Arminia Bielefeld. Doch immerhin reichte es zu einem Punkt und einer Serie, die Hertha im Abstiegskampf einen klaren Vorsprung einbrachte.

“Wie ein Torwart mit langjähriger Erfahrung”

Dass Lotka einen wesentlichen Anteil an dieser Serie hatte, sehen auch die Anhänger auf Twitter so. „Mit 20 Jahren bringt er wirklich viel mit. Genau das, was eigentlich gefordert wurde. Ruhe, Stabilität, Strafraumdominanz etc.“, findet etwa @dll_jackal. „Was für Paraden er rausgehauen hat. Und diese Selbstsicherheit, dieses Anspornen der Mannschaft“, hebt @tommi1892 hervor. 

(Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

„Sein Kampfgeist und seine Mentalität sind einfach der Hammer“, meint @KenZ_val. „Er wirkt wie ein Torhüter mit langjähriger Erfahrung“, schreibt @DerImmoHai über den Keeper, der bis vor ein paar Wochen auf gerade einmal elf Regionalliga-Spiele im Herrenbereich kam. 

Wie es für den polnischen U 21-Torwart im Sommer weitergeht, wird sich zeigen. Dortmund II spielt in der 3. Liga, Lotka hat sich jedoch unlängst für höhere Aufgaben empfohlen. Und zuletzt sickerte durch, dass eine Klausel im Vertrag einen Verbleib zumindest in Aussicht stellt.

Auch Tousart sticht hervor

Neben Lotka stach auch einer heraus, der seine wohl beste Phase im Trikot der Hertha hat: Lucas Tousart. „Aus meiner Sicht momentan unser wichtigster Spieler. Sowohl im Spielaufbau als auch in der Defensive nicht wegzudenken“, meint @LangeOlaf66 über den Franzosen. Wurde ihm lange nachgesagt, seine hohe Ablöse von 25 Millionen Euro nicht rechtfertigen zu können, scheint er seine Rolle nun gefunden zu haben. Meint auch @Freddy__42: „Hat seinen guten Monat mit einem Tor gekrönt. Hat endlich mal sein Potential aufblitzen lassen. Zweikampfstark, laufstark, spielintelligent.“

(Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Zu nennen sind außerdem Kevin-Prince Boateng und Davie Selke. Während ersterer seit dem Augsburg-Spiel wichtiger Teil der Startelf ist und „endlich auch auf dem Platz glänzt“, wie @Pal_Palpatine findet, mag es bei Selke vielleicht nicht zum Herthaner des Monats reichen, doch wenn am Saisonende das wichtigste Tor des Jahres gekürt wird, dürfte sein Führungstreffer gegen den VfB Stuttgart ganz vorne mit dabei sein.

[Titelbild: Maja Hitij/Getty Images]