Podcast #145 Das ergibt Sinn

Podcast #145 Das ergibt Sinn

Wir haben uns wieder direkt nach Abpfiff zusammengesetzt, um über das Spiel gegen die Arminia aus Bielefeld zu sprechen. Was ist dieses ernüchternde Unentschieden zu Hause wert? Warum konnte man kein Tor schießen? Das versuchen wir zu erörtern.

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Photo: IMAGO

Zwischen zwei Spielen – Hertha hofft auf Siegesserie

Zwischen zwei Spielen – Hertha hofft auf Siegesserie

Am liebsten hätten die Profis von Hertha BSC nach dem so erlösenden 3:0 Erfolg im Heimspiel gegen den SC Freiburg ordentlich gefeiert. Doch am nächsten Morgen ging bereits die Vorbereitung auf das nächste Spiel los. Im „Monsterprogramm“ kann man sich nun mal nicht lange mit Erfolgen oder Misserfolgen beschäftigen. Zu nah ist die nächste Herausforderung, zu wenig Zeit bleibt zwischen den Partien. Der nächste Gegner heißt Arminia Bielefeld, das Spiel am Sonntagabend könnte dabei entscheidend für das Schicksal im Abstiegskampf werden.

Komplettrotation – 9 Wechsel vor Freiburg

Anders als viele (unsere Redaktion eingeschlossen) erwartet hatten, nahm Cheftrainer Pal Dardai bereits im zweiten Nachholspiel eine (fast) komplette Rotation vor. Neun der zehn Feldspieler wurden aus der Startelf ausgewechselt. Nur Matteo Guendouzi stand wie schon gegen den FSV Mainz 05 von Beginn an auf dem Platz. Auch die gesamte Defensive wurde verändert.

Foto: Matthias Koch / IMAGO

In der Pressekonferenz vor der Partie hatte es Dardai bereits angedeutet. Einige seiner Spieler hätten noch zwei Tage nach der Partie in Mainz Muskelkater und -Schmerzen verspürt. Die zwei Wochen Trainingspause und das erste Spiel nach wenigen Trainingseinheiten hätten sich bemerkbar gemacht. Da sich Hertha im so engen Spielplan kaum Muskelverletzungen erlauben kann – auch keine leichten – ging Dardai auf Nummer sicher.

Dass es Sinn ergab, wurde bei Sami Khedira deutlich: der Weltmeister musste früher als erwartet eingewechselt werden um den schwer am Fuß verletzten Matteo Guendouzi zu ersetzen. Kurz vor Schluss musste der 34-Jährige mit einer Muskelverhärtung runter. Ähnliches hätten die Blau-Weißen bei einigen Stammspielern des Mainz-Spiels erwarten können.

Systemwechsel – von der Dreierkette zur Viererkette

Auch das System wurde für das Duell gegen die Breisgauer geändert. Hertha spielte im 4-2-3-1, mit Krzysztof Piatek als einzige Sturmspitze. Die drei zentralen Mittelfeldspieler bewegten sich dabei sehr gut, ließen sich auch in einigen Situationen auf den Außen fallen, um Vorstöße der Außenverteidiger abzusichern. Auch die Außenspieler Javairo Dilrosun und Nemanja Radonjic arbeiteten viel mit nach Hinten.

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Dies nutzten Peter Pekarik und Jordan Torunarigha aus, besonders zu sehen war dies in der Entstehung vom 1:0. In dieser Spielsituation hatten Matteo Guendouzi und Jordan Torunarigha die Positionen getauscht. Auch beim 2:0 fand sich Peter Pekarik in Mittelstürmer-Position im gegnerischen Strafraum wieder, um die Flanke einzuköpfen.

Der SC Freiburg machte es zu Spielbeginn ähnlich wie Mainz und presste die Berliner sehr früh und sehr hoch. Anders als am Montag blieben die Spieler der „alten Dame“ aber ruhig und konzentriert. Alexander Schwolow hatte dadurch in der Anfangsphase der Partie sehr viele Ballkontakte. Auffällig war auch, dass Hertha BSC in der zentrale sehr präsent war. Viele lange Bälle in die Mitte des Platzes erreichten somit Hertha-Spieler. Besonders Vladimir Darida fiel durch herausragende Ballannahmen und -Sicherungen auf. Der Tscheche zeigte ein sehr gutes Spiel.

Optimaler Spielverlauf – Hertha mit Selbstvertrauen

Diese Präsenz im zentralen Mittelfeld stellte die Gäste vor Schwierigkeiten im Spielaufbau. Die Breisgauer kamen vor allem durch Standards und Fernschüsse zu Möglichkeiten. Die hohen Hereingaben konnten die Berliner durch Dedryck Boyata und Omar Alderete fast immer hinausköpfen.

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Die bereits erwähnte Variabilität und Mobilität bewies Hertha auch beim 1:0, als sich Torunarigha in zentraler Position wiederfand und den Abschluss suchte. Den abgewehrten Ball konnte dann Piatek verwerten und somit seinen Fehlschuss gegen Mainz wiedergutmachen. Auch beim 2:0 war Jordan Torunarigha beteiligt. Einen clever geworfenen Ball per Einwurf konnte Santiago Ascacibar zentral behaupten. Dessen Anspiel fand Nemanja Radonjic, der sich sehenswert gegen Philipp Lienhart durchsetzte und eine schöne Flanke in die Mitte schlug. Diese verwertete Peter Pekarik per Kopfball und setzte seine verrückte Saison mit 4 Pflichtspieltoren fort.

Mit der Führung im Rücken agierten die Hertha Profis spürbar sicherer, hatten die Partie weitestgehend unter Kontrolle. Erst in der zweiten Halbzeit steigerten sich die Breisgauer. Bereits in der 48. Minute erspielten sie sich nach Standard eine Großchance. Nach und nach bauten sie noch mehr Druck auf. Herthas Trainerstab reagierte und wechselte Matheus Cunha und Jhon Cordoba ein.

Ausblick in Richtung Sonntag – Hertha mit erneuter Rotation

Diese brachten frischen Wind und neue Frische, die zu einigen Kontersituationen führten. Nemanja Radonjic hatte dadurch auch deutlich mehr Räume und war besonders in der zweiten Halbzeit viel zu sehen. Dabei konnte er sich nach gescheiterten Konterversuchen doch noch belohnen und das 3:0 per schönem Sololauf erzielen.

So waren die drei Punkte gesichert. Hertha blieb mittlerweile im fünften Spiel in Folge ungeschlagen. In zwei Nachholspielen schafften sie es, zunächst einmal den vorletzten Tabellenplatz zu verlassen und aufgrund der Tordifferenz gleich drei Teams hinter sich zu lassen.

Diese so wichtigen drei Punkte gegen Freiburg wird Hertha jedoch am Sonntagabend gegen Bielefeld veredeln müssen. Sollten sich die Spieler der „alten Dame“ auch im zweiten Heimspiel in Folge behaupten und den Sieg holen, hätten sie die direkten Abstiegsplätze fast schon sicher hinter sich gelassen.

Ein großer Vorteil in der grundsätzlich sehr schwierigen Lage der Berliner wird sein, dass Pal Dardai durch die Rotation gegen Freiburg vielen Spielern eine Pause geben konnte. Stammspieler wie Marton Dardai, Maximilian Mittelstädt und Lucas Tousart blieben 90 Minuten auf der Bank. Vizekapitän Niklas Stark, Deyovaisio Zeefuik, Matheus Cunha und Jhon Cordoba spielten nicht mehr als eine halbe Stunde. Diese Spieler werden wohl gegen Bielefeld wieder in die Stammelf rotieren.

Nicht zu unterschätzen – Arminia Bielefeld mit Stärken

Eine erneut große Rotation also soll die nötige Frische gegen körperlich sehr gut aufgestellte Bielefelder bringen. Diese haben sich unter Neutrainer Frank Kramer zuletzt stabilisiert. In den letzten fünf Spielen holten sie acht Punkte und verloren nur das letzte Spiel gegen Borussia Mönchengladbach.

Foto: IMAGO

Spieler wie Ritsu Doan, Fabian Klos oder Andreas Voglsammer sind besonders gefährlich, defensiv bleibt Bielefeld meistens sehr stabil, steht für geschlossene Teamleistungen. Hertha-Leihgabe Arne Maier bekam mit dem neuen Trainer eine neue Chance und wurde schnell zu einer zentralen Figur des Bielefelder Spiels. Durch die Pause werden die Spieler des Aufsteigers sicherlich frisch und fit sein, was ein Vorteil gegenüber Hertha sein könnte.

Was für Hertha spricht, ist sicherlich die Bilanz der Ostwestfalen. Auswärts konnten sie diese Saison nur zwei Siege holen: im Dezember in Gelsenkirchen und im März überraschend in Leverkusen. Im Letzten Auswärtsspiel in Gladbach verloren sie sogar mit 0:5. Viele Tore schießt die Arminia auch nur selten. Nur in zwei Spielen (gegen den VfB Stuttgart und FC Bayern München) gelang ihnen mehr als zwei Treffer. Die allermeisten Spiele endeten mit einem oder keinem Treffer durch Bielefeld.

Pflichtsieg für den Klassenerhalt – Hertha hofft auf Befreiung

So oder so: ein Sieg ist für Hertha BSC am Sonntag Pflicht. Die Blau-Weißen sind trotz „Monsterspielplan“ und fehlender Frische im Aufwind und könnten mit dem zweiten Heimsieg in vier Tagen einen Riesenschritt in Richtung Klassenerhalt machen. Noch halten die Spieler körperlich den Rhythmus durch und zeigen auch mentale Stärken, die sie in der Hinrunde noch schmerzlich vermissen ließen.

Foto: Matthias Koch / IMAGO

Matteo Guendouzi wird leider diese Saison nicht mehr für Hertha auflaufen können. Sami Khedira wird am Sonntag durch seine Muskelverletzung womöglich nicht zur Verfügung stehen, sollte aber eine Option für das Spiel in Gelsenkirchen werden. Vieles wird am Sonntag davon abhängen, ob sich die Form der zuletzt immer stärker werdenden Spieler auch weiter entwickelt.

Es spricht also einiges dafür, dass Hertha BSC genau im richtigen Zeitpunkt eine positive Serie starten kann. Doch dafür müsste etwas geschafft werden, was bisher in dieser Saison nie funktionierte. Hertha müsste zwei Siege in Folge holen. Immerhin: zwei Heimspiele in Folge schafften sie bereits (2:1 gegen den FC Augsburg und 3:0 gegen Bayer Leverkusen). Wenn das nochmal gelingt, ist die Katastrophen-Saison so gut wie gerettet.

(Titelbild: Matthias Koch / IMAGO)

Podcast#144 Schief aber breit

Podcast#144 Schief aber breit

Steven, Marc und Lukas haben für euch direkt nach Abpfiff die PArtie gegen den SC Freiburg besprochen. Natürlich geht es auch kurz um Jens Lehmann und natürlich auch um die nächste Partie gegen die Arminia aus Bielefeld. 

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Zwischenbericht: Hertha holt Punkt in Mainz – was passiert gegen Freiburg?

Zwischenbericht: Hertha holt Punkt in Mainz – was passiert gegen Freiburg?

Gegen den 1. FSV Mainz 05 sicherte sich Hertha BSC einen Punkt. Nach über 20 Tagen ohne Spiel wirkte die Mannschaft zunächst nervös, konnte sich im weiteren Spielverlauf aber fangen. Gar der der späte Siegtreffer lag auf den Füßen von Krzysztof Piatek, doch vergab er leichtsinnig. Nun wappnet sich Hertha für das zweite Nachholspiel am Donnerstag, gegen den SC Freiburg. Unser Zwischenbericht.

Gegen Mainz noch etliche Fragezeichen

Etliche Fragezeichen standen vor dem ersten der insgesamt drei Nachholspielen von Hertha BSC gegen den 1. FSV Mainz 05. Wie wird die Mannschaft damit umgehen, seit 23 Tagen kein Spiel mehr bestritten zu haben? Lassen sich die Berliner den Druck anmerken, konnte das Team doch nur dabei zugucken, wie die direkten Konkurrenten punkten? Im sky-Interview vor dem Spiel betonte Hertha-Trainer Pál Dardái, dass es vor allem darum gehen wird, „die erste Halbzeit zu überleben“, um in der Pause dann nachzujustieren und korrigierend einzugreifen.

Letztlich zeigt sich: Er sollte recht behalten. Hertha zeigte sich zunächst nervös, wirkte zuweilen unkonzentriert gegenüber dem starken und druckvollen Pressing der Mainzer. Vor allem in der Anfangsphase schien es, als müssten sich die Berliner zunächst an das schnelle Spieltempo gewöhnen, bevor die Automatismen endlich greifen können. Etwa in der achten Spielminute, als nach einem Einwurf der Mainzer Jean-Paul Boetius völlig ungedeckt und frei vor Hertha Torhüter Alexander Schwolow zum Schuss kommt – für viele blau-weiße Fans der erste Schockmoment des Spiels. Doch traf Boetius den Ball nicht sonderlich gut, er ließ die hochprozentige Chance liegen.

hertha mainz freiburg
Foto: IMAGO

Nur, um eine Minute später wieder vor Alexander Schwolow aufzutauchen. Sami Khedira hatte den Ball, erneut nach einem Einwurf, in Richtung des eigenen Tores geköpft. Doch auch diese Chance konnte Boetius nicht nutzen – er schoss die Unterkante der Latte an. Glück für Hertha – schon hier hätte die Mannschaft 2:0 zurückliegen können, vielleicht mindestens 1:0 zurückliegen müssen. Man merkte, dass Hertha anschließend bemüht war, eigenen Ballbesitz zu kreieren, den Ball zirkulieren zu lassen und die Automatismen greifen zu lassen. Bis zur 20. Minute – plötzlich tauchte Adam Szalai völlig frei vor Schwolow auf, setzte zum frechen Lupfer an, doch (endlich, möchte man sagen) war das Glück und das Können auf Schwolows Seite. Den Heber konnte er mit seiner rechten Hand stark parieren.

Auf das 0:1 folgt das 1:1 – doch Hertha scheint gewappnet

Es dauerte gut eine halbe Stunde, bis die Berliner wirklich im Spiel waren. Es war nur klug, dass direkt ausnutzen. Nach einem Freistoß aus dem rechten Halbfeld von Marton Dardái kommt Lucas Tousart zum Kopfball – und netzte sein erstes Saisontor für Hertha ein. Die Erleichterung dürfte auf Berliner Seite riesig gewesen sein. Dem Mindestziel von vier Punkten aus den drei Nachholspielen war man damit auf einem Schlag sehr Nahe gekommen. Und es folgte fast das 2:0 – doch Matheus Cunha vergab frei vor dem Tor kläglich und kullerte Robin Zentner den Ball in die Arme.

Generell fiel Cunha, wie leider so oft, durch wildes lamentieren und gestikulieren auf. Durchaus zeigt das seine Leidenschaft, auch seinen Willen – doch ist es ein Problem, wenn Meckern und Jammern seine hauptsächlichen Spielszenen sind. Von seinem Genie zeigte er gegen Mainz nichts. Dabei wäre ein Tor aus seiner Großchance so wichtig gewesen – stattdessen aber netzte Phillipp Mwene nur vier Minuten nach der Berliner Führung mit einem Sonntagsschuss ein und glich die Partie damit aus. Es ging in die Halbzeitpause.

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Und Pál Dardái korrigierte ordentlich. Nach der Pause sah man der Mannschaft die Quarantäne kaum noch an. Das Team wirkte solider und gefestigter als in der ersten halben Stunde des Spiels. Spielerische Akzente gab es jedoch kaum welche mehr – beide Teams versuchten vorrangig Fehler zu vermeiden, ist für Beide doch jeder Punkt so wichtig. Bis zur 82. Minute: Vladimir Darida wurde von Nemanja Radonjic geschickt und legte für Piatek auf. Doch der sauste mit viel zu viel Geschwindigkeit an, weshalb er den Ball nicht kontrollieren konnte und er quasi angeschossen wurde, weshalb der Ball letztlich aus etwa fünf Metern neben das Tor fliegt. Etliche Herthaner hatten den Jubelschrei vermutlich schon auf den Lippen, wenn nicht gar rausgeschrien.

Doch so blieb es letztlich bei einem für beide Teams verdienten Unentschieden. Insgesamt zeigten die Berliner eine engagierte Leistung – mit 113 Kilometern liefen sie genauso viel wie die Mainzer, mit 84,6 Prozent hatten sie auch die bessere Zweikampfquote. Hertha spielte aggressiv und kämpfte sich durchaus ins Spiel zurück. Doch die alten Probleme sind noch immer da, etwa Chancen zu kreieren. Am Donnerstag trifft die Mannschaft nun auf den SC Freiburg.

Den Spieß umdrehen und die Konkurrenz unter Druck setzen

Für die Freiburger Mannschaft geht es in dieser Saison um nicht mehr viel. Der Klassenerhalt ist mit 41 Punkten gesichert und die internationalen Plätze sind zu weit weg. Für Hertha ergibt sich daraus die Möglichkeit, den Spieß umzudrehen. Denn mit einem Sieg würden die Berliner Köln, Bielefeld und auch Bremen überholen. Konnten die Spieler die letzten zwei Wochen selbst nur zusehen, wie die Konkurrenz gepunktet hat, haben sie es nun wieder selbst in der Hand.

Doch leicht wird es nicht. Freiburg spielt ein starkes Pressing, läuft den Gegner unermüdlich an und zwingt die Spieler so zu Fehlern. Insbesondere für das Berliner Mittelfeld und die Abwehr wird es ein intensives Spiel werden. Hertha muss erneut eine starke Laufleistung aufweisen und die Zweikämpfe wie gegen Mainz so gut annehmen. Und gegen Freiburg könnte auch der offensive Knoten platzen.

hertha mainz freiburg
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Der SC Freiburg hat in dieser Saison bereits 50 Tore kassiert – nur vier andere Teams kassierten mehr. Zu erwarten ist, und so hat es Dardái auch schon angekündigt, dass er aufgrund der hohen Belastung fleißig rotieren wird. Etwa scheinen Darida und Pekarik sinnvolle Optionen für das Spiel zu sein. Es ist auch nicht davon auszugehen, dass Hertha das Spiel machen und eine hohe Ballbesitzquote haben wird. Doch werden sich womöglich Lücken in der aufgerückten Fünferabwehrkette der Freiburger ergeben, die Hertha für schnelle und präzise gespielte Konter nutzen kann.

Der Auftritt gegen Mainz macht Mut. Die Befürchtungen, Hertha würde wegen der Quarantäne komplett einbrechen, haben sich bisher nicht bewahrheitet. Das Team zeigte auf die schwierige Situation eine angemessene Reaktion. Es gilt, im Spiel gegen Freiburg genau dort anzusetzen. Und womöglich befindet man sich nach Donnerstag für mindestens ein paar Tage nicht mehr auf einem Abstiegsplatz.

[Foto: IMAGO]

Kommentar zum Lehmann-Rausschmiss: Endlich, Herr Windhorst!

Kommentar zum Lehmann-Rausschmiss: Endlich, Herr Windhorst!

Ja, Hertha BSC befindet sich mitten im Abstiegskampf. Ja, die Mannschaft bräuchte Ruhe und sollte sich aufs Sportliche konzentrieren. Aber die neuerliche, rassistische Entgleisung von Jens Lehmann lässt keinen anderen Schluss zu: Dass Hertha-Investor Lars Windhorst nun handelt und Lehmann aus dem Hertha-Aufsichtsrat kickt, ist nicht nur richtig sondern war längst überfällig. Ein Kommentar.

Lehmann und Hertha: Man hätte es wissen können

Vor knapp einem Jahr hat Deutschlands ehemaliger Nationaltorhüter Jens Lehmann Jürgen Klinsmann im Aufsichtsrat der Hertha BSC KG beerbt. Seitdem hat Lehmann nur Unheil, dümmliche Vorschläge und Negativ-Schlagzeilen über den Verein gebracht. Jüngstes Beispiel ist die rassistische Beleidigung, die Lehmann anscheinend unabsichtlich Sky-Experte und Ex-Profi Dennis Aogo zukommen ließ. Aogo kommentierte für den Pay-TV-Sender am gestrigen Dienstagabend das Champions League-Spiel Manchester City vs. Paris St. Germain. Nach seinem TV-Auftritt postete Aogo auf seinem Instagram-Kanal eine WhatsApp-Nachricht von Lehmann, in der der Hertha-Aufsichtsrat fragte: „Ist Dennis jetzt euer Quotenschwarzer?“.

hertha windhorst lehmann
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Es ist nicht der erste unakzeptable Fehlgriff des Ex-Nationaltorhüters. Schon vor seiner Tätigkeit für Hertha fiel Lehmann immer wieder durch schräge Vorschläge und Kommentare auf. Vor etwa sieben Jahren äußerte er sich abschätzig zum Coming-Out von Ex-Mitspieler Thomas Hitzlsperger, in den Medien wurden Vorwürfe bezüglich einer möglichen Steuerhinterziehung gehen ihn bekannt und der Ex-Schalker und -Dortmunder musste sich schon vor Gericht wegen Beihilfe zur Unfallflucht rechtfertigen. Klar ist also: Alleine Lehmanns Berufung in den Aufsichtsrat war damals ein riesiger Imageschaden für den gesamten Verein, wie Hertha-BASE-Autor Simon schon im Mai 2020 kommentierte.

Lehmann schadete Hertha letztendlich nur

Doch auch während seiner Zugehörigkeit zu Hertha änderte sich wenig an Lehmanns Verhalten. Kurz nach seinem Einstieg erklärte er beispielsweise, dass jüngere Menschen wie Profifußballer mit dem Coronavirus „zurechtkommen“ müssten, außerdem verharmloste er das Virus mehrfach. Auch sportlich-fachliche Kommentare des Ex-Profis waren eher kontraproduktiv. In einem großen Interview forderte Lehmann die schnellstmögliche Qualifikation für den europäischen Fußball – in einer Situation in der Hertha schon damals ums Erstliga-Überleben kämpfte. Hinzu kam ein recht merkwürdiger Auftritt im „Doppelpass“, bei dem er Hertha-Boss Werner Gegenbauer als „guten Berliner Typen“ und „ein bisschen anders“ bezeichnete und auf die Frage, was Union besser mache als Hertha, eine unprofessionell ausweichende Antwort gab. Kurzum: Über die gesamte Dauer seiner Tätigkeit für Hertha hatte Lehmann keine Bindung zu den operativ Handelnden im Verein. Ganz im Gegenteil: Mit seinem Verhalten behinderte er sogar deren Bemühen um Herthas sportliche Zukunft.

hertha windhorst lehmann
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Lars Windhorst hat in Interview immer bekundet, dass er sich für Klinsmann und später auch Lehmann im Aufsichtsrat bemüht habe, weil ihm der fußballerische Sachverstand fehle. Blickt man auf Lehmanns Post-Profi-Karriere, ist allerdings die Frage berechtigt, ob dieser fußballerische Sachverstand jemals vorhanden war. Als TV-Experte bei Spielen der Nationalmannschaft wurde er jedenfalls nicht zum Sympathieträger und bekam auch keinen Anschlussjob im Fernsehen. Übrigens: Auch aus diesem Grund ist Lehmanns Kommentar gegenüber Dennis Aogo deplatziert. Denn im Gegensatz zu Lehmann ist Aogo ein aufgeweckter, sympathischer und inhaltlich fundierter TV-Experte – was dafür spräche, dass Lehmann bei seiner Äußerungen nichts als der bloße Neid trieb. Aber auch auf Management-Ebene sind seine Schritte im Profibereich überschaubar: Nach nur drei Monaten als Co-Trainer des FC Augsburg wurde Lehmann von seinem Ex-Verein freigestellt – bis heute folgten keine weiteren Tätigkeiten im Trainerbereich.

Petry, Lehmann – Hertha handelt konsequent

Nach dem Rausschmiss von Torwart-Trainer Zsolt Petry, der sich in einem ungarischen Interview kürzlich homophob und rassistisch äußerte, ist Lehmanns Entlassung der zweite Mini-Skandal, der Hertha mitten im Abstiegskampf beschäftigt. Es bleibt zu hoffen, dass die Mannschaft das Chaos, das den Verein in dieser Saison nicht loszulassen scheint, ignorieren kann.

Aber selbst wenn Hertha am Ende der Saison absteigen sollte – dass die Tennor Holding Lehmann aus dem Aufsichtsrat geschmissen hat, ist nicht nur richtig, sondern überfällig. Denn Werte wie Toleranz und Offenheit, mit denen sich Hertha richtigerweise offensiv schmückt, dürfen unter keinen Umständen kompromittiert werden.

[Titelbild: IMAGO]