Gegen den 1. FSV Mainz 05 sicherte sich Hertha BSC einen Punkt. Nach über 20 Tagen ohne Spiel wirkte die Mannschaft zunächst nervös, konnte sich im weiteren Spielverlauf aber fangen. Gar der der späte Siegtreffer lag auf den Füßen von Krzysztof Piatek, doch vergab er leichtsinnig. Nun wappnet sich Hertha für das zweite Nachholspiel am Donnerstag, gegen den SC Freiburg. Unser Zwischenbericht.
Gegen Mainz noch etliche Fragezeichen
Etliche Fragezeichen standen vor dem ersten der insgesamt drei Nachholspielen von Hertha BSC gegen den 1. FSV Mainz 05. Wie wird die Mannschaft damit umgehen, seit 23 Tagen kein Spiel mehr bestritten zu haben? Lassen sich die Berliner den Druck anmerken, konnte das Team doch nur dabei zugucken, wie die direkten Konkurrenten punkten? Im sky-Interview vor dem Spiel betonte Hertha-Trainer Pál Dardái, dass es vor allem darum gehen wird, „die erste Halbzeit zu überleben“, um in der Pause dann nachzujustieren und korrigierend einzugreifen.
Letztlich zeigt sich: Er sollte recht behalten. Hertha zeigte sich zunächst nervös, wirkte zuweilen unkonzentriert gegenüber dem starken und druckvollen Pressing der Mainzer. Vor allem in der Anfangsphase schien es, als müssten sich die Berliner zunächst an das schnelle Spieltempo gewöhnen, bevor die Automatismen endlich greifen können. Etwa in der achten Spielminute, als nach einem Einwurf der Mainzer Jean-Paul Boetius völlig ungedeckt und frei vor Hertha Torhüter Alexander Schwolow zum Schuss kommt – für viele blau-weiße Fans der erste Schockmoment des Spiels. Doch traf Boetius den Ball nicht sonderlich gut, er ließ die hochprozentige Chance liegen.
Nur, um eine Minute später wieder vor Alexander Schwolow aufzutauchen. Sami Khedira hatte den Ball, erneut nach einem Einwurf, in Richtung des eigenen Tores geköpft. Doch auch diese Chance konnte Boetius nicht nutzen – er schoss die Unterkante der Latte an. Glück für Hertha – schon hier hätte die Mannschaft 2:0 zurückliegen können, vielleicht mindestens 1:0 zurückliegen müssen. Man merkte, dass Hertha anschließend bemüht war, eigenen Ballbesitz zu kreieren, den Ball zirkulieren zu lassen und die Automatismen greifen zu lassen. Bis zur 20. Minute – plötzlich tauchte Adam Szalai völlig frei vor Schwolow auf, setzte zum frechen Lupfer an, doch (endlich, möchte man sagen) war das Glück und das Können auf Schwolows Seite. Den Heber konnte er mit seiner rechten Hand stark parieren.
Auf das 0:1 folgt das 1:1 – doch Hertha scheint gewappnet
Es dauerte gut eine halbe Stunde, bis die Berliner wirklich im Spiel waren. Es war nur klug, dass direkt ausnutzen. Nach einem Freistoß aus dem rechten Halbfeld von Marton Dardái kommt Lucas Tousart zum Kopfball – und netzte sein erstes Saisontor für Hertha ein. Die Erleichterung dürfte auf Berliner Seite riesig gewesen sein. Dem Mindestziel von vier Punkten aus den drei Nachholspielen war man damit auf einem Schlag sehr Nahe gekommen. Und es folgte fast das 2:0 – doch Matheus Cunha vergab frei vor dem Tor kläglich und kullerte Robin Zentner den Ball in die Arme.
Generell fiel Cunha, wie leider so oft, durch wildes lamentieren und gestikulieren auf. Durchaus zeigt das seine Leidenschaft, auch seinen Willen – doch ist es ein Problem, wenn Meckern und Jammern seine hauptsächlichen Spielszenen sind. Von seinem Genie zeigte er gegen Mainz nichts. Dabei wäre ein Tor aus seiner Großchance so wichtig gewesen – stattdessen aber netzte Phillipp Mwene nur vier Minuten nach der Berliner Führung mit einem Sonntagsschuss ein und glich die Partie damit aus. Es ging in die Halbzeitpause.
Und Pál Dardái korrigierte ordentlich. Nach der Pause sah man der Mannschaft die Quarantäne kaum noch an. Das Team wirkte solider und gefestigter als in der ersten halben Stunde des Spiels. Spielerische Akzente gab es jedoch kaum welche mehr – beide Teams versuchten vorrangig Fehler zu vermeiden, ist für Beide doch jeder Punkt so wichtig. Bis zur 82. Minute: Vladimir Darida wurde von Nemanja Radonjic geschickt und legte für Piatek auf. Doch der sauste mit viel zu viel Geschwindigkeit an, weshalb er den Ball nicht kontrollieren konnte und er quasi angeschossen wurde, weshalb der Ball letztlich aus etwa fünf Metern neben das Tor fliegt. Etliche Herthaner hatten den Jubelschrei vermutlich schon auf den Lippen, wenn nicht gar rausgeschrien.
Doch so blieb es letztlich bei einem für beide Teams verdienten Unentschieden. Insgesamt zeigten die Berliner eine engagierte Leistung – mit 113 Kilometern liefen sie genauso viel wie die Mainzer, mit 84,6 Prozent hatten sie auch die bessere Zweikampfquote. Hertha spielte aggressiv und kämpfte sich durchaus ins Spiel zurück. Doch die alten Probleme sind noch immer da, etwa Chancen zu kreieren. Am Donnerstag trifft die Mannschaft nun auf den SC Freiburg.
Den Spieß umdrehen und die Konkurrenz unter Druck setzen
Für die Freiburger Mannschaft geht es in dieser Saison um nicht mehr viel. Der Klassenerhalt ist mit 41 Punkten gesichert und die internationalen Plätze sind zu weit weg. Für Hertha ergibt sich daraus die Möglichkeit, den Spieß umzudrehen. Denn mit einem Sieg würden die Berliner Köln, Bielefeld und auch Bremen überholen. Konnten die Spieler die letzten zwei Wochen selbst nur zusehen, wie die Konkurrenz gepunktet hat, haben sie es nun wieder selbst in der Hand.
Doch leicht wird es nicht. Freiburg spielt ein starkes Pressing, läuft den Gegner unermüdlich an und zwingt die Spieler so zu Fehlern. Insbesondere für das Berliner Mittelfeld und die Abwehr wird es ein intensives Spiel werden. Hertha muss erneut eine starke Laufleistung aufweisen und die Zweikämpfe wie gegen Mainz so gut annehmen. Und gegen Freiburg könnte auch der offensive Knoten platzen.
Der SC Freiburg hat in dieser Saison bereits 50 Tore kassiert – nur vier andere Teams kassierten mehr. Zu erwarten ist, und so hat es Dardái auch schon angekündigt, dass er aufgrund der hohen Belastung fleißig rotieren wird. Etwa scheinen Darida und Pekarik sinnvolle Optionen für das Spiel zu sein. Es ist auch nicht davon auszugehen, dass Hertha das Spiel machen und eine hohe Ballbesitzquote haben wird. Doch werden sich womöglich Lücken in der aufgerückten Fünferabwehrkette der Freiburger ergeben, die Hertha für schnelle und präzise gespielte Konter nutzen kann.
Der Auftritt gegen Mainz macht Mut. Die Befürchtungen, Hertha würde wegen der Quarantäne komplett einbrechen, haben sich bisher nicht bewahrheitet. Das Team zeigte auf die schwierige Situation eine angemessene Reaktion. Es gilt, im Spiel gegen Freiburg genau dort anzusetzen. Und womöglich befindet man sich nach Donnerstag für mindestens ein paar Tage nicht mehr auf einem Abstiegsplatz.
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