Herthaner im Fokus: Es brennt lichterloh

Herthaner im Fokus: Es brennt lichterloh

Zwei Punkte für Hertha aus fünf Bundesliga-Spielen im Jahr 2022, dazu das Aus im Pokal. Die neueste Niederlage gegen die Spielvereinigung aus Fürth war nicht nur ernüchternd, sie schlägt vor allem Alarm und das sehr laut. Wir analysieren das niederschmetternde 1:2, welches Hertha knietief im Abstiegskampf versinken lässt.

Fragen über Fragen

Es sind tiefgehende Probleme, die wieder einmal eiskalt offenbart wurden. Nur der VfB Stuttgart steht in der Rückrundentabelle noch schlechter da als Hertha BSC und auch in der gesamten Tabelle sind es gar nicht so viele Punkte, die die Vereine voneinander trennen.

Zum Spiel der Hertha in Fürth stellen sich viele Fragen. Welche, die sich bereits in den letzten Spielen gestellt haben, doch es kommen nach der Niederlage gegen den Tabellenletzten weitere hinzu. Wieder stellte Tayfun Korkut die Mannschaft im 4-2-2-2 auf, welches immer mehr seine Schwächen zu offenbaren zeigt.

Aber es hilft ja nichts. Wir wollen die Fangemeinschaft nicht allein lassen und schauen uns an, woran es gegen Fürth gehapert hat, welche Spieler aktuell mehr mit ihrem Frust zu kämpfen haben, welche Baustellen sich Tayfun Korkut mittlerweile selbst leistet und ja, wir tun es, wir suchen auch nach diesem Spiel die kleinsten positiven Dinge neben den vielen negativen Punkten heraus.

Vladimir Darida: Die Einstellung stimmt, der Ertrag nicht

Daridas Interview unmittelbar nach dem Spiel sprach Bände. Er konnte sich die Leistung in Fürth nicht erklären, verfiel in Floskeln, wirkte nahezu hilflos. Der Tscheche ist in seinem Alter und auch nach Dienstjahren einer der erfahrensten Spieler bei Hertha und hatte viele schwere Zeiten mitgemacht, aber aktuell wirkt auch er verzweifelt. Und das ist in der jetzigen Situationen höchst dramatisch.

Immerhin war er im Spiel ein Antreiber, versuchte viel zu kämpfen und das Offensivspiel anzukurbeln. Doch den ersten dunklen Moment hatte er nach nur wenigen Sekunden, als er in einem heftigen Pressball mit Paul Seguin verwickelt war. Herthas allgemeinen Pech und einer schlecht gestaffelten Abwehr war es geschuldet, dass die Fürther mit dem schnellsten Bundesligator in dieser Saison nach nur 26 Sekunden bereits auf die Siegerstraße einbiegen konnten.

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(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Darida selbst versuchte sich als Ballverteiler, immerhin kamen 87 Prozent seiner Bälle bei den Mitspielern an. Doch viel zu häufig waren es kurze Bälle, die kaum für Entlastung oder gar einen goldenen Moment in der Offensive sorgen konnten. Wieder lief er mit 13,45 km die längste Strecke aller Akteure auf dem Feld. Zusätzlich konnte er mit einer feinen Flanke vor das Tor in der 82. Minute das Tor von Linus Gechter vorbereiten. Doch seine Statistiken lesen sich okay, mehr aber auch nicht.

Überall fehlte ihm das Glück, die Präzision, er wirkte oft überhastet, zu oft wurden seine Schüsse und Flankenversuche geblockt. Bei seiner Erfahrung sollte man erwarten können, dass er mehr als nur sein Standardrepertoir anbieten kann, doch das ist bei Vladimir Darida leider nicht vorhanden gewesen.

Maximilian Mittelstädt: Kampf, Unglück und tiefer Frust

Auch er ließ mit seinen Aussagen nach dem Spiel im TV-Interview tief blicken. Es fehlt an allen Ecken und Enden. Die Mannschaft schien mit dem Druck des Publikums nicht klargekommen zu sein. Thesen, über die man reden kann, doch sie dürfen keine Ausrede für die Leistung sein.

Maximilian Mittelstädt, der mit seinen 99 Ballaktionen wieder einmal der aktivste Berliner war, war auch in gewisser Weise ein Sinnbild für das Spiel der Hertha gegen den Tabellenletzten. Bemüht, mit vielen Pässen, aber auch immerhin mit 14 zum Teil haarsträubenden Fehlpässen in völlig unnötigen Situationen.

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(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Er versuchte sich regelmäßig in der Offensive, kam zu einem Torschuss selbst, bereitete vier weitere vor, aber auch er konnte in keiner Weise Druck für den Lucky Punch aufbauen. Sein Handspiel in der 69. Minute, welches zum Elfmeter führte, war unglücklich, aber nun einmal existent. Sein anschließender Ausraster gegen Schiedsrichter Daniel Schlager war ob der frustrierenden Situation allzu verständlich nur leider nicht zielführend.

Mittelstädt wollte, das ist ohne Zweifel, doch er konnte nicht. So wie das gesamte Team.

Linus Gechter: Der Sonnenstrahl am stark bewölkten Himmel

Wenn ein 17-jähriges Talent, welches gerade seinen sechsten Profieinsatz absolviert, bester Herthaner auf dem Platz ist, dann sollte dem gesamten Trainerteam und auch der gesamten Mannschaft bewusst sein, dass hier gehörig etwas schiefläuft.

Gechter musste regelmäßig in der Verteidigung brenzlige Situation klären, wie in der 18. Minute, als er den Fehler des in dieser Minute schwach agierenden Alexander Schwolow mit einer Klärungsaktion auf der Linie retten musste. Im Verlauf des Spiels war er 71 Mal am Ball, musste drei Schüsse der Fürther blocken und war im Vergleich zum routinierten Mannschaftskapitän Niklas Stark eindeutig der sicherere Mann.

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Insbesondere weil Niklas Stark durch seine frühe gelbe Karte gehandicapt und viel damit beschäftig war, die Mitspieler zu ordnen, musste Gechter eine ganze Menge an spielerischen Situationen erledigen. Mit 11,92 km lief er wahnsinnig viel für einen Verteidiger, was aber auch mit seinen ständigen Läufen in den gegnerischen Strafraum zu erklären ist. Er versuchte es oft mit langen Bällen. Mit mäßigen Ertrag im Endeffekt. Zehn seiner 18 Versuche fanden den Mitspieler.

In der 82. Minute konnte er seine Leistung mit seinem ersten Profitor der Karriere krönen. Es half dem Team nicht mehr nennenswert. Doch auch nach diesem Tor war er der erste, der die Mitspieler antrieb, weiter zu kämpfen. Es wäre schön, diese Leistungen bald in Verbindung mit besseren Ergebnissen zu sehen.

Stevan Jovetic: Wut und Frustration in Person

Der Montenegriner ist einer der besten Spieler der Mannschaft und auch einer der erfahrensten. Doch Mitspieler in der aktuellen Verfassung hatte er wahrscheinlich noch nie oder nur selten. Wie schon gegen den VfL Bochum leistete sich Jovetic extrem viele Alleingänge. Er zeigte sich mit vielen Aktionen, versuchte zunächst auch seine Mitspieler in Szene zu setzen, verlor mit der Zeit aber an Geduld.

53 Mal war er am Ball, acht Torschüsse waren sein Beitrag in der Offensive. In der 49. Minute war es Keeper Linde, in dem er seinen Meister fand, wenige Minuten später setzte er einen Flachschuss an den Außenpfosten, in der 79. Minute verzog er sogar fünf Meter vor dem Tor stehend und setzte den Ball am Tor vorbei. Er und Marco Richter versuchten in der zweiten Halbzeit, das Spiel in der Offensive komplett an sich zu reißen.

(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Jovetic gewann zusätzlich 75 Prozent seiner Zweikämpfe, was für einen Offensivspieler eine beachtliche Quote ist. Doch auch er musste mit elf Fehlpässen oft den Angriff aufs gegnerische Tor abbrechen. Mit 11,47 km war er zusätzlich sehr agil. Doch das Spiel und das fehlende Engagement seiner Mitspieler ließ ihn völlig verzweifeln.

Seine Frustration hilft seiner Konzentration und seinem Spiel leider kaum weiter, da er sich schnell in überhasteten Situationen verheddert und das Angriffsspiel der Hertha damit genauso zum Erliegen bringt. Es ist eine vergleichbare Situation wie du von Matheus Cunha in der vergangenen Saison. Hoffentlich kann Jovetic seinen (verständlichen) Ärger in Zukunft besser kanalisieren.

Marco Richter: Mit dem Kopf durch die Wand

Viele Fans fragen sich, warum Marco Richter aktuell so wenige Einsatzzeiten bekommt. Es scheint an mangelnder taktischer Disziplin und schwachen Trainingsleistungen zu liegen. Auch gegen Fürth saß er zunächst nur auf der Bank. Zur zweiten Halbzeit kam er für den schwachen und wirkungslosen Myziane Maolida und riss das Angriffsspiel der Hertha zusammen mit Stevan Jovetic an sich.

Er kam zu fünf Torschüssen, war schnell unterwegs und versuchte in der Offensive, seine Mitspieler oft mit einzubinden. Immerhin kamen 15 seiner 16 Pässe bei den Mitspielern an. Doch so sehr er das Ruder rumreißen und dem Spiel seinen Stempel aufdrücken wollte, so übermotiviert wirkte er zum Teil auch.

(Photo by Joosep Martinson/Getty Images)

Eine Mischung aus Übermotivation und purem Frust bewirkt ein Spiel, dass man gut mit der berühmten Metapher „Mit dem Kopf durch die Wand“ beschreiben könnte. Er war gefährlich, aber nie zwingend genug. Meist folgten gewaltvolle Abschlüsse, denen klar die Präzision fehlten, wie in der 55. Minute, als er auf der linken Seite im Strafraum in guter Position war, um den Ball für einen Mitspieler aufzulegen. Er wählte die brutale Variante und versuchte sich an einem wuchtigen Volley aus viel zu spitzen Winkel, den er ans Außennetz setzte.

Marco Richter ist immer eine Alternative für die Offensive. Er sollte im Normalfall den Vorzug vor Maolida erhalten, ein frustrierter Richter hilft der Mannschaft allerdings nur bedingt weiter. Auch diese Baustelle sollte schleunigst geschlossen werden.

Fazit: Es geht um den Klassenerhalt und um nichts weiter

In Berlin türmt sich ein Gewitter auf und es muss viel passieren, damit dieses einfach nur vorbeizieht. Aber das Risiko, dass es sich demnächst über dem Olympiagelände kräftig entlädt, ist sehr groß. Es gibt kaum noch positive Argumente, die die Mannschaft aktuell auf ihrer Seite hat und die Unruhe rund um den Verein macht das Ganze nicht besser.

Wie eingangs bereits erwähnt stellen sich viele Fragen. Was ist Tayfun Korkuts Plan? Hat er Alternativen für das System? Ist er in der Lage, Spielern wie Suat Serdar oder Jurgen Ekkelenkamp die gewünschten Positionen auf dem Platz zu geben, die sie für ihr Spiel benötigen? Erreicht er überhaupt die Mannschaft? Gelingt es ihm Marco Richter und Stevan Jovetic wieder mehr mit dem Team zu verbinden?

Die Mannschaft wirkt nicht homogen, nicht wie ein Team. Das mussten Vladimir Darida und Maximilian Mittelstädt in ihren Sky-Interviews nach dem Spiel praktisch still und heimlich zugeben. In Berlin brennt der Baum. Noch ist Zeit ihn zu löschen, doch die nächsten Aufgaben sind alles andere als einfach und lassen das Vertrauen in die zuständigen Verantwortlichen nach und nach schwinden.

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Drei Thesen zu: Greuther Fürth – Hertha BSC

Drei Thesen zu: Greuther Fürth – Hertha BSC

Gegen den VfL Bochum konnten Fans von Hertha BSC eine deutliche Leistungssteigerung im Vergleich zu den Auftritten der Wochen zuvor begutachten. Doch drei Punkte konnten wieder einmal nicht über die Zeit gebracht werden. Der Druck im Abstiegskampf ist damit alles andere als kleiner geworden. Mit Fürth scheint nun ein dankbarer Gegner zu kommen, liegen die Bayern doch seit Beginn der Saison abgeschlagen auf dem letzten Platz in der Bundesligatabelle. Doch auch die Fürther konnten in den letzten Wochen mit ansprechenden Leistungen punkten. Währenddessen hat Tayfun Korkut alle Hände voll mit Personalproblemen in der Verteidigung zu tun.

Wie gegen Bochum: Hertha brilliert in der ersten Halbzeit

Die erste Halbzeit gegen den Gegner aus Nordrhein-Westfalen war aus Sicht vieler Hertha-Fans die wohl beste Leistung in dieser Saison. Es gibt keinen großen Grund für Tayfun Korkut umzustellen, auch wenn ein Einsatz von Suat Serdar an Stelle Jurgen Ekkelenkamps denkbar erscheint. Die Taktik wird dieselbe wie letzte Woche sein. Offensivpower, viel Kombinationsspiel, viele Abschlüsse und darauf hoffen, dass Stevan Jovetic und Ishak Belfodil einen guten Tag erwischen.

Hertha Fürth
(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Die Fürther werden der Berliner Wucht in den ersten Minuten nur wenig entgegenzusetzen haben. Hertha wird zeigen, dass man mit der Tabellenregion Fürths rein gar nichts zu tun haben möchte. Doch anders als gegen Bochum sollte dringend mindestens ein zweites Tor erzielt werden, denn …

Fürth trifft und Hertha muss kämpfen

Voraussichtlich muss Tayfun Korkut aufgrund der Lage um verletzte und erkrankte Spieler die Abwehr umstellen und dabei möglicherweise sogar auf Akteure zurückgreifen, die zuletzt weit entfernt von einem Einsatz waren. Marvin Plattenhardt könnte sogar eine Option sein, obwohl er zuletzt nicht einmal mehr im Kader stand.

Die zusammengewürfelte Verteidigung wird mit dem Fürther Angriff ihre Probleme haben und viel Unterstützung vom defensiven Mittelfeld erhalten müssen, um einigermaßen stabil zu sein. Das gelingt zwar die meiste Zeit, doch nicht durchgehend.

(Photo by Thomas Eisenhuth/Getty Images)

Fürth wird vor allem in der zweiten Halbzeit kämpfen und Chancen erarbeiten. Ein Tor wird ihnen gelingen und bis zum Schluss muss Hertha um einen Sieg zittern.

Alexander Schwolow ist wieder in Form

Der in den letzten Wochen und Monaten schwer kritisierte Torhüter, der sich viele Fehler leistete, erwischt einen guten Tag und wird gegen Fürth fehlerfrei bleiben und das Gewitter gegen ihn zumindest temporär wieder etwas beruhigen. Wie gegen Bayern München, als er neben seinem großen Fehler vor Sanés Tor ganze 14 Paraden sammeln konnte, zeigt er auch in diesem Spiel, dass er auf der Linie in der Lage ist, gute Leistungen zu zeigen.

Hertha Fürth
(Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

Schwolow hilft dem Team im Spiel zu bleiben und rettet der Mannschaft einen Sieg. Seine Aufgabe wird es sein, diese Leistung in den nächsten Wochen zu bestätigen.

(Photo by Thomas Eisenhuth/Getty Images)

Hertha BSC in Fürth unter Druck: Ein Sieg ist alternativlos

Hertha BSC in Fürth unter Druck: Ein Sieg ist alternativlos

Die Bundesliga-Rückrunde für Hertha startete ähnlich enttäuschend wie schon die Hinrunde und so stand die Mannschaft letzte Woche wieder stärker unter Druck mit der Erwartung zweier Pflichtsiege gegen die Aufsteiger Bochum und Fürth. Doch die Bochumer stehen mittlerweile vor unserer Hertha und haben sich im Mittelfeld der Tabelle festgesetzt. Hertha startete zwar gut in die Partie und ging in Führung, doch am Ende reichte es nur für ein Unentschieden. Folglich konnte das Polster zu den Abstiegsrängen nicht ausgeweitet werden und der Abstand zum Relegationsplatz beträgt aktuell nur noch einen Punkt. Um so wichtiger, dass die Jungs in Blau-Weiß am Samstag gegen den Tabellenletzten drei Punkte mit nach Berlin nehmen.

„Die Tabelle interessiert mich nicht“

Ein Blick auf die Tabelle zeigt normalerweise klare Verhältnisse auf. Hertha hat mit 23 Punkten mehr als doppelt so viele wie Fürth. Aber Tayfun Korkut interessiert das nicht. Und zwar aus gutem Grund. Die Franken haben die letzten vier Heimspiele nicht verloren und konnten dabei jeweils zwei Siege und Unentschieden verbuchen.

Darüber hinaus merkte unser Trainer zu Recht an, sich nicht vom Ergebnis der 1:4-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg täuschen zu lassen, denn der Tabellenletzte kassierte unglücklich Gegentore und setzte auch nach vorne einige Nadelstiche. Sie haben sich offensichtlich an das Tempo der Bundesliga gewöhnt. Ein Grund mehr für Korkut, der Mannschaft noch mal klarzumachen, sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren. Eine Devise, die sich bei unserem Trainer als prägendes Merkmal seines Stils bemerkbar macht.

Hertha Fürth
(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Mit einem gut aufgestellten Underdog rechnen und nach einer bisher sieglosen Rückrunde die eigenen Stärken zeigen – eine durchaus schwierige Aufgabe. Doch laut Korkut war die Trainingswoche wieder gut und kein Spieler hat nachgelassen. Auch die „Verbannten“ Marco Richter, Suat Serdar und Marvin Plattenhardt haben gut mittrainiert. Für unseren Trainer ist die gute Trainingswoche Grund genug, optimistisch zu sein. Wichtig sei es jetzt nur, die gute Leistung im Training endlich in Siege umzumünzen. Ein Versprechen gab es deshalb noch: Wie werden am Samstag die drei Punkte mitnehmen.

Personal: In der Innenverteidigung wird es knapp  

Ein Blick auf das Personal lässt besonders zwei Problemstellen hervorrufen. Während mit Rune Jarstein, Oliver Christensen und Nils Körber alle Ersatztorhüter ausfallen, ist auch die Innenverteidigung aktuell ziemlich dünn besetzt. Nachdem Kapitän Dedryck Boyata schon gegen Bochum verletzt ausfiel und weiter fehlt, verletzte Marton sich Dardai am Sprunggelenk und Neuzugang Marc Oliver Kempf wurde unter der Woche positiv auf Corona getestet.

(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Laut Korkut hat dieser auch Symptome und so besteht zwar die Möglichkeit, ihn am Samstag freizutesten, allerdings zweifelte Korkut hier zu Recht die Sinnhaftigkeit eines Einsatzes an. Oberste Priorität ist, dass es dem Spieler gut geht. Sollte er sich gut fühlen und der Test am Samstag fällt negativ aus, müsste Kempf sich immer noch der routinemäßigen kardiologischen Untersuchung nach einer Infektion unterziehen und die Reise ins Frankenland antreten. Ein Ausfall gilt deshalb als sehr wahrscheinlich.

Interessant war außerdem Korkuts Antwort auf die Frage nach Alternativen in der Innenverteidigung. Durch die Leihe von Torunarigha nach Gent bleiben mit Stark und Gechter nur noch zwei nominelle Innenverteidiger im Kader. Ein riskantes Spiel, das der Trainer nicht mit Alternativen aus der U23, sondern Lucas Tousart und Plattenhardt als Back-Ups lösen möchte. Im Hinblick auf die ohnehin schon wackelige Defensive und fehlende Zweikampfstärke auf dem Boden und in der Luft eine durchaus bemerkenswerte Entscheidung. Drücken wir also die Daumen, dass Linus Gechter und Niklas Stark standhaft und fit bleiben.


Nach dem Unentschieden gegen Bochum ist Hertha in Fürth zum Siegen verdammt. Auf welche Duelle es am Samstag ankommt, erfahrt ihr hier.


Von Schwolow bis Lee: Fakten und Fragen zu einzelnen Spielern

Im Zuge der Fragerunde war auch unser zuletzt fehleranfällige Torhüter Alexander Schwolow Thema. Die üblichen Fragen zum Umgang der Verantwortlichen und seiner Reaktion auf die zuletzt häufigen Fehler wurden gestellt. Sowohl Korkut als auch Friedrich hatten hier klare Antworten. Trainer Korkut ist der Ansicht, Spielern in schwierigen Phasen auch Ruhe zu geben und den Raum für eigene Gedanken zu lassen. Angesichts der Erfahrung Schwolows könnte das in der aktuellen Situation der richtige Ansatz sein. Laut Friedrich arbeitet der Torhüter ununterbrochen an sich selbst und ist nach dem Training oft noch für Extraschichten im Kraftraum. Beide sind sich aber am Ende sicher: wir werden am Samstag einen gut aufgelegten “Schwolli” im Kasten erleben.

Neben unseren Torhüter waren auch Jurgen Ekkelenkamp, Serdar und Neuzugang Dongjun Lee Thema. Ekkelenkamp, der zuletzt mehr Spielpraxis bekam, macht nach Ansicht von Korkut und Friedrich eine gute Entwicklung. Wichtig sei es hier, dem Niederländer genug Zeit zu geben und möglichst wenig Druck zu machen. Ob er gegen Fürth wieder starten wird, bleibt abzuwarten. Die Fitness würde es zulassen, denn nachdem er am Mittwoch aufgrund eines Schlages auf den Knöchel das Training abbrechen musste, konnte er gestern wieder voll mitttrainieren. Im Hinspiel kam Ekkelenkamp von der Bank und erzielte seinen ersten Bundesliga-Treffer.

(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Ein Einsatz von Ekkelenkamp wird auch von Suat Serdar abhängen. Für viele ist der Mittelfeldspieler bisher der wertvollste Herthaner, doch gegen Bochum saß unser Neuzugang aus Schalke überraschend auf der Bank. Korkut ließ durchblicken, dass er zwar gut trainiert habe, machte seinen Einsatz aber von der Trainingsleistung aller Anwärter am Freitag abhängig.

Außerdem war auch diese Woche einer unser jüngsten Neuzugänge Lee Thema der Pressekonferenz. Laut den Verantwortlichen wurde Lee besonders gut in der Mannschaft aufgenommen. Ohne Dolmetscher und mit Gestik, Englisch und Hilfe seiner Mitspieler werden auch besonders komplizierte Spielformen schnell verständlich gemacht. Darüber hinaus hat der Verein einen Externen Helfer gefunden, der Lee bei Eingewöhnung und Kennenlernen der Stadt helfen wird. Man ist insgesamt guter Dinge, gibt aber auch dem Südkoreaner die nötige Zeit.

Wie spielt Hertha am Samstag in Fürth?

Zwar wollte Korkut keine genauen Angaben zu Startelf machen, dennoch sind aufgrund des dünnen Kaders einige Positionen eindeutig. Schwolow genießt weiter volles Vertrauen. Spielt die Mannschaft wieder im gewohnten 4-2-2-2, stellt sich besonders die Frage, ob Mittelstädt seinen Platz im Mittelfeld oder Abwehr finden wird. Die Innenverteidigung wird mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Stark und Gechter bestehen. Serdar oder Ekkelenkamp? Auch diese Frage steht offen. Dennoch glauben wir, dass Korkut folgende Spieler auf den Platz schicken könnte:

Hertha Fürth

Der Druck ist groß. Ein Sieg wäre enorm wichtig, um für die kommenden Spiele keine Unruhe im Verein zu kreieren. Korkut und Friedrich sind wie immer zuversichtlich. Hoffen wir, dass sich dies am Samstag auch bestätigt.

(Photo by Thomas Eisenhuth/Getty Images)

SpVgg Greuther Fürth gegen Hertha BSC: Drei Schlüsselduelle

SpVgg Greuther Fürth gegen Hertha BSC: Drei Schlüsselduelle

Am Samstag sind die Berliner zu Gast in Greuther Fürth. Nach dem enttäuschenden Unentschieden gegen den VfL Bochum, werden dringend drei Punkte gegen den Aufsteiger benötigt. Wie das gelingen kann und auf welche Duelle es ankommt, erfahrt ihr hier.

Das Duell der Torhüter: Schwolow gegen Linde

Gegen den VfL Bochum ist es zum wiederholten Male in dieser Saison passiert: Hertha-Keeper Alexander Schwolow patzte und wehrte in der 48. Spielminute einen Schuss von Jürgen Locadia schwach ab – und genau in die Füße von VfL-Stürmer Sebastian Polter. Es war nicht das erste Mal in dieser Saison, dass Schwolow durch eigene Fehler auffiel.

Schrieb man in der vergangenen Saison noch fehlendes Torwartglück zu, weil viele Bälle einfach schwer kamen oder 60/40-Schüsse waren, die er zwar hätte halten können, nicht aber muss, sieht es in dieser Saison anders aus. Die Hertha-Gemeinschaft scheint sich auch einig zu sein und wünscht sich einen Wechsel zwischen den Pfosten. Doch daraus wird zumindest gegen Greuther Fürth erst einmal nichts.

(Photo by TOBIAS SCHWARZ/AFP via Getty Images)

Rune Jarstein, rehabilitiert derzeit nach einer Knie-OP und hatte lange mit den Folgen einer Corona-Erkrankung zu kämpfen, kommt für das Spiel nicht in Frage. Auch Neuverpflichtung Oliver Christensen fällt wegen muskulärer Probleme aus. Einmal mehr also, wird Alexander Schwolow das blau-weiße Tor hüten müssen.

Aber auch bei Fürth bahn sich ein Torwartwechsel an. So patzte Ex-Herthanr Sascha Burchert vor dem 1:2 und war maßgeblich an dem Gegentreffer beteiligt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Neuzugang Andreas Linde gegen die Hertha im Tor stehen wird.

Entscheidend wird also sein, wer seine Abwehr besser im Griff hat – und im Falle Schwolows, ob er sich selbst im Griff hat und eine fehlerfreie Leistung zeigen kann.


In unserem Podcast haben wir eine Torhüter-Diskussion geführt. Ist Schwolow noch die richtige Nummer eins? Könnte Christensen ihn bereits beerben? Muss man auch auf Torwarttrainer Menger blicken? Hört gerne rein!


Belfodil – tankt er Hertha zum Sieg?

Vor der Saison hätte vermutlich kaum einer gedacht, wie stark sich Ishak Belfodil bei der Hertha präsentieren würde. An nahezu jedem Angriff der Herthaner ist er beteiligt – ob im Zusammenspiel mit Zauberfuß Suat Serdar oder als Abnehmer von Stevan Jovetics Pässen und Flanken.

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(Photo by Thomas Eisenhuth/Getty Images)

Nach vier Gegentoren gegen den VfL Wolfsburg wird es für die angeknackste Abwehr von Fürth also darauf ankommen, vor allem Ishak Belfodil in den Griff zu bekommen. In 15 Einsätzen traf er bisher zwei Mal und legte zwei weitere Tore auf – er wird großes Interesse daran haben, sein Konto gegen Fürth aufzustocken.

Gegen Hertha wartet ein Dreiersturm – steht die Abwehr?

Gegen Bochum präsentierte sich Neu-Herthaner Marc Oliver Kempf mit einer soliden Leistung an der Seite von Niklas Stark. Inzwischen ist aber klar: Kempf hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Somit muss die Hertha-Defensive erneut durchgewirbelt werden – wie so oft in dieser Saison.

Mit Dedryck Boyata und Marton Dardai fehlen zwei weitere Innenverteidiger. Korkut hat sich auf der Pressekonferenz bereits auf Linus Gechter als Kempf-Ersatz festgelegt. In seinen bisherigen fünf Spielen machte es der 17-Jährige meist gut. Doch gegen Greuther Fürth muss sich die Defensive auf einen Dreiersturm einstellen – das verlangt von den Verteidigern viel taktische Disziplin.

(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Zwar ist Greuther Führt nicht für ihr Offensivspiel bekannt, doch bedeuten drei Stürmer immer, dass zu jeder Zeit einer, zwei, gar alle drei, tiefe Läufe gehen und in den Strafraum eindringen können. Gleichsam könnten alle drei auch als „Sturmtanks“ fungieren und sich als spieleinleitende Stürmer bis zur Mittellinie zurückfallen lassen. Hier wird entscheidend sein, wie die Hertha-Verteidiger samt des Mittelfelds mit den drei Stürmern umgehen werden – und ob Herthas Defensive sie händeln können.

(Photo by Thomas Eisenhuth/Getty Images)

Hertha gegen Fürth: Aus Drei mach Sechs

Hertha gegen Fürth: Aus Drei mach Sechs

Hertha muss nach dem verkorksten Saisonstart dringend punkten. Das Spiel gegen Greuther Fürth wird wegweisend sein – geht der Blick für die Berliner nach oben oder nach unten? Doch auch die Kleeblätter stehen schon jetzt mit dem Rücken zur Wand. Es könnte eine Schlammschlacht werden.

Für das Spiel am Freitagabend haben wir uns mit Fürth-Experte Michael Fischer ausgetauscht. Dieser ist Sportredakteur bei den Nürnberger Nachrichten und dort zuständig für die ständige Berichterstattung zum “Kleeblatt”.

Trotz Sieg gegen Bochum ein schlechter Saisonstart

Nur drei Punkte aus vier Spielen – das ist für Hertha zu wenig. Selbst das ausgesprochene Ziel einer ruhigen Saison mit Platz in der Mittelfeldtabelle scheint gegenwärtig schwierig zu erreichen. Viel eher wird sich so mancher Fan auf eine ähnlich turbulente Spielzeit wie die Vergangene eingestellt haben. Das Spiel gegen Greuther Fürth ist demnach immens wichtig, um die Mittelfeldplätze nicht aus den Augen zu verlieren – und um nicht final im Abstiegskampf dieser so frühen Saison anzukommen.

Foto: IMAGO

Doch was gibt den Hertha-Anhängern Hoffnung für das Spiel gegen die Kleeblätter? Ehrlicherweise relativ wenig. Bis auf die erste erste halbe Stunde gegen Köln spielte Hertha bisher ernüchternd. Die Defensive wackelt wie eh und je und auch das offensive Spiel wirkt weiterhin ideenlos und ohne Zug zum Tor. Doch: Aufsteiger Fürth kämpft gegenwärtig mit ähnlichen Problemen. So haben sie in dieser Saison gemeinsam mit Hertha elf Gegentore kassiert – Tiefwert in der Liga. Und auch das offensive Spiel mit lediglich zwei Toren kann den Hertha-Fans Hoffnung geben.

Hertha droht gegen Fürth ein K(r)ampfspiel

Es ist weiterhin schwer zu prognostizieren, wie Hertha spielen wird. Zwar trainierten Selke, Piatek und Plattenhardt nach ihren Verletzung in dieser Woche erstmals wieder. Doch auch wenn es für das Spiel gegen Fürth reichen sollte, werden sie Zeit brauchen, bis sie wieder bei 100 Prozent sind. Ein Fragezeichen steht noch hinter dem Einsatz von Marton Dardai – dieser würde wohl durch den jungen Linus Gechter ersetzt werden, der gegen Bochum sein Profidebüt feierte. Auch beim Leader Boateng hat es bisher nie zu den vollen 90 Minuten gereicht. Selbst die Formation scheint noch nicht klar – Hertha könnte mit startete mit einer Fünfer- oder Viererkette auflaufen.

So kann bisher auch kaum prognostiziert werden, ob Hertha versuchen wird, das Spiel zu machen oder – so wie gegen Aufsteiger Bochum – versuchen wird, hinten stabil zu stehen und auf Chancen zu lauern. Doch auch wenn Fürths Abwehr ähnliche Probleme wie die der Berliner hat – solche Einladungen wie gegen Bochum, als Serdar zwei Mal in aller Ruhe einnetzen konnte, wird es wohl nicht wieder geben.

Foto: IMAGO

Zu erwarten ist, dass es von beiden Mannschaften ein vorsichtiges Spiel wird, wissen Beide doch um ihre Anfälligkeit in der Defensive. Wie so oft bei Hertha ist das wenig attraktiv – doch scheut Dardai das große Risiko. In Anbetracht der Abwehr, kann man ihm das vermutlich nicht vorwerfen.

Eine andere These ist, dass es nicht zur erwarteten Schlammschlacht kommt. So könnten besonders die Neuzugänge noch nicht vom Hertha-Blues infiziert sein. Suat Serdar scheint es bisher zumindest noch nicht und agiert mit zielstrebigen Pässen in die Tiefe und klugen raumgewinnenden Laufwegen. Ähnliches erhofft man sich von Ekkelenkamp, der gegen Fürth zum Einsatz kommen könnte. Vorne könnte dann etwa Maolida als flinker und wendiger Abnehmer der Pässe bereit stehen.

Junge, unerfahrene, aber kämpferische Kleeblätter

Auch Fürth-Experte Michael Fischer glaubt eher an ein Kampfspiel, „weil beide Mannschaften nicht gerade vor Selbstbewusstsein strotzen“, wie er sagt. Seine Mannschaft sieht er in einem 4-4-2 antreten. Mit dieser Formation ist die Mannschaft aufgestiegen und „das spielstarke Mittelfeld war das Herzstück des Erfolges“, sagt Michael. Mit Sechser Anton Stach und Zehner Sebastian Ernst haben die Kleeblätter jedoch zwei Stützen des Mittelfelds verloren. Paul Seguin und Julian Green (beide Achter) seien laut Michael bisher noch kein gleichwertiger Ersatz. „Beide kämpfen noch ein bisschen mit dem Tempo und der Robustheit in Liga Eins“, sagt er. Hier könnten vor allem die bissigen Ascacibar und Boateng dem Fürther Mittelfeld gehörig Druck machen.

Neben dem Mittelfeld brillierten in der Aufstiegssaison laut Michael vor allem die Außenverteidiger, etwa der zu Hoffenheim abgewanderte David Raum. 15 Assists steuerte er in der Aufstiegssaison bei. „Oft hat man mit den vier Mittelfeldspielern eine Seite überladen und dann die Seitenverlagerung gewählt, wo die Außenverteidiger dann Räume hatten und die Stürmer in der Mitte dann verwandelten“, sagt er.

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Am letzten Spieltag gegen Wolfsburg hätten die Kleeblätter aber etwas für sie untypisches gemacht. So stellten sie als zweite Sturmspitze neben Hrgota den am Deadline-Day verpflichteten Hünen Itten auf. Er soll als Wandspieler fungieren, „um nicht so viel Energie im Spielaufbau zu verschwenden und keine gefährlichen Ballverluste nahe des eigenen Tores zu provozieren“, wie Fürths Trainer, Stefan Leitl, sagt. Laut Michael sei das bisher jedoch nur mäßig erfolgreich gewesen.

„Auch, weil die Raumbesetzung für die zweiten Bälle nicht optimal war“, wie er sagt. Gegen Hertha jedoch, könnte das besser funktionieren. Die Offensive ist nicht für ein Fehler provozierendes Pressing bekannt – schon gar nicht ohne Selke. Auch die zweiten Bälle landen zu selten bei der Hertha, hier ist ein hohes Fußball-IQ, schnelles Denken, Handeln und Entschiedenheit von Nöten, was den Berlinern aktuell nicht unbedingt nachgesagt wird.

Fürth versucht sich gegen Hertha im Kontern

Angst vor den Berlinern hat Michael auf jeden Fall nicht. Das Spiel gegen Bochum hat er nebenbei laufen gelassen und „überzeugt hat mich das so gar nicht“, sagt er. Er prognostiziert, dass seine Fürther zunächst darauf bedacht sein werden, nicht wieder in einen frühen Rückstand zu geraten. Ligaübergreifend kassierte man acht Mal in Folge das 0:1. „Man wird wohl eher auf die Chance nach schnellem Umschalten aus sein“, sagt er. Zumindest sei das im Training diese Woche geübt worden. Da Hertha nun auch nicht für das offensive Feuerwerk bekannt ist, könnte es wohl doch auf die befürchtete Schlammschlacht hinaus laufen.

Jedoch ist das auch nur zweitrangig, insofern zumindest das Ergebnis stimmt, etwa wie gegen Bochum. „1:2“ tippt Michael, womit er Hertha endgültig in den Abstiegskampf befördern würde. Tipp des Hertha-Base-Redakteurs: Ein genauso dreckiges 3:1 wie gegen Bochum – und ein Platz in der Sonne im unteren Mittelfeld.

[Titelbild: IMAGO]