Hertha BSC – Arminia Bielefeld: Silber sicherstellen

Hertha BSC – Arminia Bielefeld: Silber sicherstellen

Die Stimmung rund um Hertha BSC könnte unter Würdigung der Gesamtumstände kaum besser sein. Mit dem zweiten Sieg in Folge gegen einen direkten Abstiegskonkurrenten hat man sich in eine hervorragende Ausgangslage für die Klassenerhalt gebracht. Doch die Saison ist nicht vorbei, ein Verbleib in der Bundesliga noch lange nicht sicher. Es gilt daher, auch gegen die Arminia aus Bielefeld an die letzten Leistungen unbedingt anzuknüpfen.

Unser Artikel zur Pressekonferenz vor dem Spiel.

Magath mahnt bei Hertha zur Vorsicht

Die pure Erleichterung und Freude, die im gesamten Stadion nach dem Tor von Belfodil zum 2:0-Endstand gegen Stuttgart zu spüren war, dürfte bei vielen Fans von Hertha auch noch tagelang danach angehalten haben. Alle wussten: dieser Moment könnte der Entscheidende im Hinblick auf den Klassenerhalt werden.

Doch Cheftrainer Felix Magath stellt klar, dass man sich noch keinesfalls am Ziel befinde: „Wir sind auf dem Weg und haben jetzt vielleicht Bronze erreicht. Wir können jetzt in Bielefeld noch Silber holen und nur darauf werden wir uns fokussieren.“ Er wäre schon zu lange dabei und hätte zu oft Dinge erlebt, die sich dann völlig verkehrt haben. Fest steht: Rechnerisch hat Hertha den Klassenerhalt nicht sicher, selbst mit einem Sieg gegen Bielefeld könnte man sich unter Umständen „nur“ das Erreichen der Relegation sichern.

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(Photo by JOHN MACDOUGALL/AFP via Getty Images)

„Es geht um drei Punkte in Bielefeld, die wollen wir holen, dann haben wir wahrscheinlich wieder einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt, aber für was es dann reicht, werden wir hinterher auf der Tabelle ablesen können“, arbeitet Magath heraus. Der Fokus auf das eigene Spiel wurde somit noch einmal betont, auch wenn es auf der Bank sicher den einen oder anderen Blick nach Stuttgart geben dürfte, unabhängig vom eigenen Spielstand.

Nahezu unveränderte Personallage und Tousart-Lob

Was die Aufstellung angeht, lässt der Übungsleiter die Frage nach einer möglichen neuen Doppelspitze aus Selke und Belfodil schmunzelnd offen: „Lassen Sie mich heute und morgen noch ein bisschen spielen mit dem Gedanken, dass die beiden auch mal beginnen könnten, aber sicher bin ich mir dahingehend noch nicht.“

Es wäre durchaus überraschend, sollte sich die zuletzt erfolgreiche Aufstellung ändern, lediglich der nach Gelbsperre zurückgekehrte Marco Richter wird den jetzt gesperrten Vladimir Darida ersetzen. Es darf davon ausgegangen werden, dass die exakt gleiche Elf wie gegen den FC Augsburg beginnen wird. Was die weiteren fehlenden Spieler angeht, hat sich im Vergleich zur letzten Woche nichts geändert, Stevan Jovetic, Lukas Klünter, Dong-Jun Lee, Kelian Nsona und Alexander Schwolow stehen weiterhin nicht zur Verfügung.

Ein besonderes Lob erfuhr derweil Rekordeinkauf Lucas Tousart: „Er ist ein echter Mannschaftssportler.“ Tousart sei ein kompletter Mittelfeldspieler, sowohl defensiv als auch offensiv. Gleichzeitig denkt Magath, das Problem für Tousarts bisherigen Schwierigkeiten in dieser Saison gefunden zu haben. Die Olympiateilnahme im letzten Sommer habe dazu geführt, dass er nicht die notwendige Pause gehabt hätte, um richtig frisch in der Saison anzukommen.

(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Und auch die ungünstige sportliche Situation sei beim Einleben nicht förderlich gewesen. Eine Aussage, die man so sicher auf den Großteil der Neuzugänge in den letzten Jahren anwenden kann.

Kampfbereiter Gegner auf der Alm

Was das kommende Spiel angeht, weiß der Trainer genau, was ihn erwartet: „Das wird eine ganze harte Nuss in Bielefeld, denn auf der Alm ist es sowieso schwierig zu spielen.“ Und schiebt hinterher: „Mir braucht keiner was zu erzählen, freudig fahre ich da nicht hin, sondern konzentriert und fokussiert auf diese Aufgabe, es wird 90 Minuten ein harter Kampf, denn Bielefeld kämpft natürlich gegen uns um ihre letzte Chance uns in diesen Abstiegskampf mit reinzunehmen und daher erwarte ich eine ganz heiße und harte Partie und es wird eng werden.“

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(Photo by Matthias Kern/Getty Images)

Etwas überraschend kam es vor gut einer Woche beim kommenden Gegner zu einem Trainerwechsel. Der Torwarttrainer Marco Kostmann übernahm für den freigestellten Frank Kramer. Als Co-Trainer steht im Michael Henke zur Seite, der in dieser Rolle unter anderem schon für Ottmar Hitzfeld tätig war.

Magath zeigte sich ob der neuen möglichen taktischen und personellen Marschroute der Bielefelder allerdings nicht sonderlich besorgt: „Nach der Analyse kann man sagen, es hat sich ja nicht viel verändert bei der Arminia durch den Trainerwechsel, insofern denke ich können wir auf die Erfahrung, die wir im Laufe der Saison mit und über die Arminia gesammelt haben auch für uns kalkulieren am Wochenende.“ Klar ist aber, freiwillig wird Bielefeld keine Punkte in die Hauptstadt ziehen lassen, eine Selbstläufer wird die Partie für Hertha unter keinen Umständen.

Ungeklärte Situation zwischen Mannschaft und Fans

Der Trikot-Aktion nach dem Derby zog deutschlandweit Aufmerksamkeit auf sich. Nach den letzten zwei Spielen kam die Mannschaft aufgrund der Vorkommnisse jeweils nicht in die Kurve zum Feiern. Darauf angesprochen, ob es mittlerweile einen Dialog zwischen Mannschaft und Fans gäbe, sagte Magath: „Es gab dahingehend noch keinen Austausch, wir werden uns auch jetzt nicht vor diesem Auswärtsspiel mit dieser Problematik ablenken lassen, sondern wir werden uns auf die Partie fokussieren, damit wir da die Punkte holen. Aber rechtzeitig zum letzten Heimspiel werden wir sicher dann Gespräche geführt haben und sehen, wie wir das lösen können.“

Im Idealfall kann man zu diesem Zeitpunkt gegen Mainz bereits den Klassenerhalt feiern. Es wäre schade, wenn die Saison mit solch einem faden Beigeschmack endet. Eine Versöhnung zwischen den Beteiligten wäre daher sicher wünschenswert. Klar ist, dass die Unterstützung am kommenden Wochenende gesichert ist – das Auswärtskontingent in Bielefeld ist vollkommen ausgeschöpft. Fast 3.000 Fans werden der Mannschaft von Hertha BSC somit dabei helfen, auch den dritten Abstiegskracher in Folge zu gewinnen.

[Titelbild: Maja Hitij/Getty Images]

Nach der Punkteteilung ist vor dem Pflichtsieg

Nach der Punkteteilung ist vor dem Pflichtsieg

Die zurückliegende Woche hat mal wieder eindrucksvoll bewiesen, wie sprunghaft die Einschätzungen von Fußballfans doch sind. Am anschaulichsten zeigte sich dies am Beispiel von Hertha-Leihgabe Nemanja Radonjic. Führten seine permanenten Ballverluste und Fehlpässe nach seiner Einwechslung in Mainz noch zur Gefährdung des Zustands so manchen Couchtisches, war er gegen Freiburg mit einem Tor und einer Vorlage plötzlich der Aktivposten in Herthas Offensivspiel. Um den Dreiklang perfekt zu machen, folgte dann gegen Bielefeld wieder eine Leistung, die bestenfalls als bemüht bezeichnet werden kann. Warum nun ausgerechnet Radonjic als Symbol für das Wechselbad der Gefühle herhält? Weil sich Herthas Leistung exakt analog zur Leistung des Serben verhielt. Wer glaubte, dass Hertha nach dem 3:0 gegen Freiburg erstmals in dieser Saison nach einem Sieg einen weiteren Dreier einfahren könnte, sah sich zum wiederholten Male eines Besseren belehrt.

Dardais Dauerrotation führte zu fünf Punkten aus drei Spielen (imago images via Getty images)

Dardais Rückrotation

Herthas Aufstellung richtig zu tippen, ist dieser Tage in etwa so erfolgsversprechend wie die Suche nach dem Bernsteinzimmer. Nach der Totalrotation gegen Freiburg, tauschte Dardai am Sonntag erneut munter durch. Lediglich Schwolow, Ascacibar und Piatek blieben aus der Anfangself gegen die Breisgauer erhalten. In der Formation setzte Dardai wieder auf das seit seiner Rückkehr favorisierte
3-5-2. Im Gegensatz zur Mainz-Partie, als noch Cunha neben Cordoba auflief, versuchte Dardai es diesmal mit Piatek neben dem Kolumbianer. Ein Experiment, das bislang nicht allzu oft Früchte trug und auch am Sonntag nicht von Erfolg geprägt sein sollte. Die Arminen, die das 0:5 gegen Borussia Mönchengladbach offensichtlich abschütteln konnten, verstanden es sehr gut, das Zentrum, auf das es Hertha abgesehen hatte, dicht zu machen. Auch die inversen Außenverteidiger (Mittelstädt und Zeefuik tauschten in der Anfangsphase die ihnen normalerweise zugeteilten Seiten) schafften es nicht, für Durchdringen zu sorgen.

So war es eine Einzelleistung von Cordoba, der sich in der 34. Minute clever gegen Pieper durchsetzte und den Pfosten traf, die für die einzige gefährliche Torszene der Hausherren im ersten Durchgang sorgte.

Der Tribut der ungewohnten Belastung

Auch gegen Bielefeld betrieb Dilrosun wieder kräftig Eigenwerbung (Matthias Koch, imago images via Getty images)

Eine Verbesserung des zähen Spiels fand auch in der zweiten Halbzeit zunächst nur graduell statt. Hertha gelang es zwar besser, das Spiel in die Hälfte des Gegners zu verlagern, allein an der Anzahl der eigenen Tormöglichkeiten änderte dies herzlich wenig. Erst mit der Hereinnahme von Dilrosun, durch den es endlich gelang, auch das zuvor lahme Flügelspiel zu beleben, kam etwas Schwung in die Schlussphase. Immer wieder vermochte es der Niederländer, Spieler im Eins gegen Eins zu binden und mit zwei Schüssen aus der zweiten Reihe für Torgefahr zu sorgen. Wie wichtig es ist, dass der Niederländer endlich fit ist, wurde dann im Laufe der Woche deutlich. Denn Herthas Personaldecke wird gerade gefühlt von Tag zu Tag dünner.

Dass Maximilian Mittelstädt wegen seiner Gehirnerschütterung , ebenso wie Matheus Cunha, der sich eine Verletzung im Sprunggelenk zuzog, nicht zur Verfügung stehen wird, stand schon kurz nach Abpfiff fest. Am Dienstag kam dann auch noch die Hiobsbotschaft hinzu, dass Jhon Cordoba mit einer Verletzung am Bandapparat in den verbleibenden drei Spielen nicht mit von der Partie sein wird. Auch hinter Sami Khedira, den nach wie vor Wadenprobleme plagen, steht ein großes Fragezeichen. Pressesprecher Max Jung ging am Dienstag nicht davon aus, dass dieser mit nach Gelsenkrichen reist.

Erfreuliche Nachrichten gibt es indes in der Personalie Lukebakio. Der Belgier kann nach seiner Corona-Infektion wieder mitwirken.

Schalkes Abschiedstour mit Hindernissen

Fragt man Herthas kommenden Gegner, muten die Berliner Sorgen wie Luxusprobleme an. Seit drei Wochen ist das schon längst Unabwendbare offiziell: Der FC Schalke 04 steigt aus der Bundesliga ab. Wer nun aber die Hoffnung oder Befürchtung (je nach Standpunkt) hatte, dass die Gelsenkirchener nun, da es ohnehin um nichts mehr geht, etwas befreiter aufspielen könnten, sieht sich getäuscht. Selbst in dieser für Schalke-Anhänger völlig bedeutungslosen Endphase der Saison schafft der S04 es noch, seine Fans zu enttäuschen. Nach einer 2:0-Halbzeitführung in Sinsheim, ließ sich das Team von Dimitrios Grammozis noch mit 2:4 die Butter vom Brot nehmen. Als hätte es in dieser Katastrophen-Saison nicht schon genug Nackenschläge gegeben, hört das Elend selbst nach dem Abstieg nicht auf.

Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, musste zudem das Teamtraining der Schalker am Montag ausgesetzt werden, nachdem ein Mitspieler positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Am Dienstag kam dann infolge der angeordneten PCR-Testung ein weiterer positiver Fall hinzu. In der Endabrechung macht das: Ein Gegner, der mit allen Fasern des Körpers am Boden liegt und zudem noch eine unterbrochene Vorbereitung auf das Spiel am Mittwoch hatte. Während man für das Unentschieden gegen Bielefeld noch Gründe finden kann, wieso es sich aus Hertha-Sicht damit leben lässt, gibt es an dieser Stelle kein Vertun: Ein Sieg ist Pflicht.

Titelbild: imago images via Getty images

Zwischen zwei Spielen – Hertha hofft auf Siegesserie

Zwischen zwei Spielen – Hertha hofft auf Siegesserie

Am liebsten hätten die Profis von Hertha BSC nach dem so erlösenden 3:0 Erfolg im Heimspiel gegen den SC Freiburg ordentlich gefeiert. Doch am nächsten Morgen ging bereits die Vorbereitung auf das nächste Spiel los. Im „Monsterprogramm“ kann man sich nun mal nicht lange mit Erfolgen oder Misserfolgen beschäftigen. Zu nah ist die nächste Herausforderung, zu wenig Zeit bleibt zwischen den Partien. Der nächste Gegner heißt Arminia Bielefeld, das Spiel am Sonntagabend könnte dabei entscheidend für das Schicksal im Abstiegskampf werden.

Komplettrotation – 9 Wechsel vor Freiburg

Anders als viele (unsere Redaktion eingeschlossen) erwartet hatten, nahm Cheftrainer Pal Dardai bereits im zweiten Nachholspiel eine (fast) komplette Rotation vor. Neun der zehn Feldspieler wurden aus der Startelf ausgewechselt. Nur Matteo Guendouzi stand wie schon gegen den FSV Mainz 05 von Beginn an auf dem Platz. Auch die gesamte Defensive wurde verändert.

Foto: Matthias Koch / IMAGO

In der Pressekonferenz vor der Partie hatte es Dardai bereits angedeutet. Einige seiner Spieler hätten noch zwei Tage nach der Partie in Mainz Muskelkater und -Schmerzen verspürt. Die zwei Wochen Trainingspause und das erste Spiel nach wenigen Trainingseinheiten hätten sich bemerkbar gemacht. Da sich Hertha im so engen Spielplan kaum Muskelverletzungen erlauben kann – auch keine leichten – ging Dardai auf Nummer sicher.

Dass es Sinn ergab, wurde bei Sami Khedira deutlich: der Weltmeister musste früher als erwartet eingewechselt werden um den schwer am Fuß verletzten Matteo Guendouzi zu ersetzen. Kurz vor Schluss musste der 34-Jährige mit einer Muskelverhärtung runter. Ähnliches hätten die Blau-Weißen bei einigen Stammspielern des Mainz-Spiels erwarten können.

Systemwechsel – von der Dreierkette zur Viererkette

Auch das System wurde für das Duell gegen die Breisgauer geändert. Hertha spielte im 4-2-3-1, mit Krzysztof Piatek als einzige Sturmspitze. Die drei zentralen Mittelfeldspieler bewegten sich dabei sehr gut, ließen sich auch in einigen Situationen auf den Außen fallen, um Vorstöße der Außenverteidiger abzusichern. Auch die Außenspieler Javairo Dilrosun und Nemanja Radonjic arbeiteten viel mit nach Hinten.

Foto: Matthias Koch / IMAGO

Dies nutzten Peter Pekarik und Jordan Torunarigha aus, besonders zu sehen war dies in der Entstehung vom 1:0. In dieser Spielsituation hatten Matteo Guendouzi und Jordan Torunarigha die Positionen getauscht. Auch beim 2:0 fand sich Peter Pekarik in Mittelstürmer-Position im gegnerischen Strafraum wieder, um die Flanke einzuköpfen.

Der SC Freiburg machte es zu Spielbeginn ähnlich wie Mainz und presste die Berliner sehr früh und sehr hoch. Anders als am Montag blieben die Spieler der „alten Dame“ aber ruhig und konzentriert. Alexander Schwolow hatte dadurch in der Anfangsphase der Partie sehr viele Ballkontakte. Auffällig war auch, dass Hertha BSC in der zentrale sehr präsent war. Viele lange Bälle in die Mitte des Platzes erreichten somit Hertha-Spieler. Besonders Vladimir Darida fiel durch herausragende Ballannahmen und -Sicherungen auf. Der Tscheche zeigte ein sehr gutes Spiel.

Optimaler Spielverlauf – Hertha mit Selbstvertrauen

Diese Präsenz im zentralen Mittelfeld stellte die Gäste vor Schwierigkeiten im Spielaufbau. Die Breisgauer kamen vor allem durch Standards und Fernschüsse zu Möglichkeiten. Die hohen Hereingaben konnten die Berliner durch Dedryck Boyata und Omar Alderete fast immer hinausköpfen.

Foto: Matthias Koch / IMAGO

Die bereits erwähnte Variabilität und Mobilität bewies Hertha auch beim 1:0, als sich Torunarigha in zentraler Position wiederfand und den Abschluss suchte. Den abgewehrten Ball konnte dann Piatek verwerten und somit seinen Fehlschuss gegen Mainz wiedergutmachen. Auch beim 2:0 war Jordan Torunarigha beteiligt. Einen clever geworfenen Ball per Einwurf konnte Santiago Ascacibar zentral behaupten. Dessen Anspiel fand Nemanja Radonjic, der sich sehenswert gegen Philipp Lienhart durchsetzte und eine schöne Flanke in die Mitte schlug. Diese verwertete Peter Pekarik per Kopfball und setzte seine verrückte Saison mit 4 Pflichtspieltoren fort.

Mit der Führung im Rücken agierten die Hertha Profis spürbar sicherer, hatten die Partie weitestgehend unter Kontrolle. Erst in der zweiten Halbzeit steigerten sich die Breisgauer. Bereits in der 48. Minute erspielten sie sich nach Standard eine Großchance. Nach und nach bauten sie noch mehr Druck auf. Herthas Trainerstab reagierte und wechselte Matheus Cunha und Jhon Cordoba ein.

Ausblick in Richtung Sonntag – Hertha mit erneuter Rotation

Diese brachten frischen Wind und neue Frische, die zu einigen Kontersituationen führten. Nemanja Radonjic hatte dadurch auch deutlich mehr Räume und war besonders in der zweiten Halbzeit viel zu sehen. Dabei konnte er sich nach gescheiterten Konterversuchen doch noch belohnen und das 3:0 per schönem Sololauf erzielen.

So waren die drei Punkte gesichert. Hertha blieb mittlerweile im fünften Spiel in Folge ungeschlagen. In zwei Nachholspielen schafften sie es, zunächst einmal den vorletzten Tabellenplatz zu verlassen und aufgrund der Tordifferenz gleich drei Teams hinter sich zu lassen.

Diese so wichtigen drei Punkte gegen Freiburg wird Hertha jedoch am Sonntagabend gegen Bielefeld veredeln müssen. Sollten sich die Spieler der „alten Dame“ auch im zweiten Heimspiel in Folge behaupten und den Sieg holen, hätten sie die direkten Abstiegsplätze fast schon sicher hinter sich gelassen.

Ein großer Vorteil in der grundsätzlich sehr schwierigen Lage der Berliner wird sein, dass Pal Dardai durch die Rotation gegen Freiburg vielen Spielern eine Pause geben konnte. Stammspieler wie Marton Dardai, Maximilian Mittelstädt und Lucas Tousart blieben 90 Minuten auf der Bank. Vizekapitän Niklas Stark, Deyovaisio Zeefuik, Matheus Cunha und Jhon Cordoba spielten nicht mehr als eine halbe Stunde. Diese Spieler werden wohl gegen Bielefeld wieder in die Stammelf rotieren.

Nicht zu unterschätzen – Arminia Bielefeld mit Stärken

Eine erneut große Rotation also soll die nötige Frische gegen körperlich sehr gut aufgestellte Bielefelder bringen. Diese haben sich unter Neutrainer Frank Kramer zuletzt stabilisiert. In den letzten fünf Spielen holten sie acht Punkte und verloren nur das letzte Spiel gegen Borussia Mönchengladbach.

Foto: IMAGO

Spieler wie Ritsu Doan, Fabian Klos oder Andreas Voglsammer sind besonders gefährlich, defensiv bleibt Bielefeld meistens sehr stabil, steht für geschlossene Teamleistungen. Hertha-Leihgabe Arne Maier bekam mit dem neuen Trainer eine neue Chance und wurde schnell zu einer zentralen Figur des Bielefelder Spiels. Durch die Pause werden die Spieler des Aufsteigers sicherlich frisch und fit sein, was ein Vorteil gegenüber Hertha sein könnte.

Was für Hertha spricht, ist sicherlich die Bilanz der Ostwestfalen. Auswärts konnten sie diese Saison nur zwei Siege holen: im Dezember in Gelsenkirchen und im März überraschend in Leverkusen. Im Letzten Auswärtsspiel in Gladbach verloren sie sogar mit 0:5. Viele Tore schießt die Arminia auch nur selten. Nur in zwei Spielen (gegen den VfB Stuttgart und FC Bayern München) gelang ihnen mehr als zwei Treffer. Die allermeisten Spiele endeten mit einem oder keinem Treffer durch Bielefeld.

Pflichtsieg für den Klassenerhalt – Hertha hofft auf Befreiung

So oder so: ein Sieg ist für Hertha BSC am Sonntag Pflicht. Die Blau-Weißen sind trotz „Monsterspielplan“ und fehlender Frische im Aufwind und könnten mit dem zweiten Heimsieg in vier Tagen einen Riesenschritt in Richtung Klassenerhalt machen. Noch halten die Spieler körperlich den Rhythmus durch und zeigen auch mentale Stärken, die sie in der Hinrunde noch schmerzlich vermissen ließen.

Foto: Matthias Koch / IMAGO

Matteo Guendouzi wird leider diese Saison nicht mehr für Hertha auflaufen können. Sami Khedira wird am Sonntag durch seine Muskelverletzung womöglich nicht zur Verfügung stehen, sollte aber eine Option für das Spiel in Gelsenkirchen werden. Vieles wird am Sonntag davon abhängen, ob sich die Form der zuletzt immer stärker werdenden Spieler auch weiter entwickelt.

Es spricht also einiges dafür, dass Hertha BSC genau im richtigen Zeitpunkt eine positive Serie starten kann. Doch dafür müsste etwas geschafft werden, was bisher in dieser Saison nie funktionierte. Hertha müsste zwei Siege in Folge holen. Immerhin: zwei Heimspiele in Folge schafften sie bereits (2:1 gegen den FC Augsburg und 3:0 gegen Bayer Leverkusen). Wenn das nochmal gelingt, ist die Katastrophen-Saison so gut wie gerettet.

(Titelbild: Matthias Koch / IMAGO)

Vorschau: Arminia Bielefeld – Hertha BSC: Auf Mission Wiedergutmachung

Vorschau: Arminia Bielefeld – Hertha BSC: Auf Mission Wiedergutmachung

Neues Jahr, neues Glück. Im ersten Spiel in 2021 widerlegte Hertha all jene, die befürchteten, die „Alte Dame“ könnte zum wiederholten Male als Aufbaugegner für angeschlagene Teams in die Bresche springen. Stattdessen gelang es dem Team von Bruno Labbadia, nach überschaubarer Leistung in den ersten 25 Minuten im Anschluss daran etwas mehr als eine Stunde das Spiel gegen Schalke 04 zu dominieren und sich letzten Endes mit einem für den Gegner sogar noch schmeichelhaften 3:0 durchzusetzen. So wohltuend dieser Sieg für die nach den schwachen Spielen gegen Mainz und Freiburg geschundene Fanseele war, so sehr muss jedoch gefragt werden, wieviel dieser Sieg tatsächlich über die drei Punkte hinaus Wert ist. „War Hertha so gut oder Schalke so schlecht?“, wird nach derartigen Auftritten gern gefragt. Ob es sich nun tatsächlich um eine nachhaltige Leistungssteigerung handelt und es doch noch Grund für Optimismus in Bezug auf den Rest der Saison gibt, wird sich am Sonntagabend zeigen, wenn Hertha den Spieltag gegen Arminia Bielefeld beschließt.

Um einen detaillierten Einblick rund um den Aufsteiger zu bekommen, haben wir mit Arminia-Expertin Eva-Lotta Bohle, unter anderem bekannt aus „The 2. Bundesliga Podcast“, gesprochen und sie gefragt, wie sich ihre Mannschaft bisher im Oberhaus schlägt.

Mit langem Anlauf endlich wieder Bundesliga

Seit dieser Saison ist Bielefeld, nach 11 Jahren zweiter und dritter Liga, wieder Bundesligist. (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Im Juni 2020 hatte die Leidenszeit endlich ein Ende: Nach elfjähriger Abwesenheit war Arminia Bielefeld die Rückkehr in die Bundesliga nicht mehr zu nehmen. Trotz der starken Konkurrenz aus Stuttgart und Hambung, die als Aufsteiger gesetzt schienen, waren es die Bielefelder, die sich als Zweitligameister ab dem 15. Spieltag an die Tabellenspitze setzten und seither nicht mehr von dort zu verdrängen waren. Zehn Punkte Vorsprung auf Mitaufsteiger Stuttgart, die meisten erzielten und die wenigsten kassierten Treffer – an der Verdientheit dieses Aufstiegs kann es keinerlei Zweifel geben. Insbesondere dann nicht, wenn man berücksichtigt, wie viel Anlauf die Arminia und deren Anhänger für diesen Erfolg nehmen mussten.

Nachdem Bielefeld 2009 den Gang in die zweite Liga antreten musste, hielten sie es dort lediglich ein Jahr aus und verabschiedeten sich 2011 gar in die Drittklassigkeit. Zwar gelang im zweiten Anlauf die Rückkehr in Liga Zwei, doch nur ein Jahr später musste man auf die tragischst mögliche Weise erneut Vorlieb mit der dritten Liga nehmen. Ein Gegentreffer in der 122. Minute im Rückspiel der Relegation gegen Darmstadt verhinderte den Klassenerhalt. Doch auch davon ließ sich Bielefeld nicht beirren und konnte sich seit dem unmittelbaren Wiederaufstieg in der zweiten Liga etablieren.

Dass es nun, nach dieser schier endlosen Leidenszeit, gar für die Bundesliga gereicht hat, wird eng mit Trainer Uwe Neuhaus verknüpft, der seit Dezember 2018 als Cheftrainer agiert und seither mit offensivem, attraktivem Fußball der Arminia neues Leben eingehaucht hat. In der für ihn ersten Bundesliga-Saison steht er nun vor der Herausforderung, genau diesen Spielstil wieder anzupassen.

Mit Pragmatismus zum Klassenerhalt

Fabian Klos konnte aufgrund veränderter Rolle seine Torgefahr erst selten unter Beweis stellen. (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Denn ebenjener dominante Fußball lässt sich nun in der ersten Liga nicht mehr umsetzen. Zu groß sind die Unterschiede in der individuellen Qualität zum Rest der Konkurrenten. Zum Vergleich: Der Marktwert des Kaders der Bielefelder liegt laut transfermarkt.de bei knapp 45 Millionen Euro, der von Mitaufsteiger VfB bei etwa 103 Millionen.

Dementsprechend geht es für das Team, wie für alle „klassischen“ Aufsteiger, in erster Instanz darum, in der Defensive möglichst kompakt zu stehen und das eigene Spiel mit dem Ball hinten anzustellen, wie es Eva beschreibt: „Zunächst ist der ruhige Spielaufbau, den Uwe Neuhaus bei Arminia etabliert hat, nicht mehr so ohne weiteres möglich: Gerade in Spielen gegen den VfL Wolfsburg oder, aktueller, gegen Borussia Mönchengladbach hat man gesehen, dass die zentralen Spieler für das Aufbauspiel (Innenverteidiger und Sechser), starke Probleme mit dem hohen Pressing der gegnerischen Spieler hatten. Auch das Passspiel zwischen Torhüter Stefan Ortega Moreno und den beiden Innenverteidigern (meistens Mike van der Hoorn und Amos Pieper) musste im Laufe dieser Saison immer weiter zurückgefahren werden, spätestens nach dem Missverständnis zwischen Pieper und Ortega gegen Leipzig. Daher werden doch vermehrt lange Bälle nach vorne gewählt als ursprünglich von Neuhaus vorgesehen.“

Auch personelle Probleme führen dazu, dass die in Liga Zwei so starke Offensive bislang (lediglich Schalke erzielte in der laufenden Saison weniger Tore) nur sehr selten zum Tragen kommt. Fabian Klos, der mit 21 Treffern und 10 Vorlagen maßgeblich für den Aufstieg im vergangenen Jahr verantwortlich war, hat aktuell „eher die Rolle als „Ballfestmacher“ dieser langen Bälle […]. Das Hauptproblem hierbei ist, das sich Klos‘ Sturmpartner Andreas Voglsammer erneut verletzt und Leihspieler Sergio Cordova bisher noch nicht vollständig als Goalgetter erwiesen hat. Daher fehlt ein Abnehmer dieser gewonnen Bälle im Sturm, die Klos logischerweise nicht auch noch einnehmen kann. Klos kann sich ebenfalls gegen die Verteidiger der Bundesliga nicht mehr so einfach durchsetzen, wie es in der 2. Liga noch der Fall war“, ordnet Eva ein.

Bielefeld holt die Pflichtsiege

Auf ihn muss Hertha besonders aufpassen: Bielefelds Flügelläufer Ritsu Doan. (Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)

Trotz der klaffenden Lücke hinsichtlich des Budgets im Vergleich zum Rest der Liga sind es beispielsweise zu Hertha lediglich sechs Punkte Unterschied. Der Hauptgrund liegt darin, dass die Arminia die sogenannten Sechs-Punkte-Spiele gewinnt. Alle drei bisherigen Saisonsiege wurden gegen Schalke, Mainz und Köln, die allesamt Tabellennachbarn sind, eingefahren.

Gegen den Rest der Liga sieht die Bilanz dagegen finster aus: „Das einzige Spiel gegen ein Topteam, wo man Bielefeld gewisse Chancen auf einen Punktgewinn hätte zutrauen können, war das Spiel gegen RB Leipzig. Das war eines der wenigen Spiele, wo man selbst von Anfang an gut ins Spiel reinkam und mit Doan sogar die erste Chance des Spiels hatte. Gegen Bayern, Leverkusen, Dortmund, Union Berlin und Gladbach, die für mich bisher die stärksten Gegner waren, fehlte vor allem der Zug zum Tor, gegen Union fehlte über 90 Minuten komplett die Zuordnung und der Zugriff“, sagt Eva. Gerade die „mangelnde Torgefahr“ werde den Bielefeldern in diesen Spielen zum Verhängnis, so Eva.

Als Lichtblick in Bezug auf die fehlende Durchschlagskraft im Offensivspiel darf Ritsu Doan bezeichnet werden: „Doan hat bisher 2 Tore und 2 Assists in 14 Spielen, außerdem bringt er gewisse Fähigkeiten mit, beispielsweise seine Dribblingstärke, die Bielefeld bis jetzt gefehlt haben. Einziger Nachteil ist bei ihm, dass man ihm manchmal sowohl sein Alter als auch seinen Status als Leihspieler anmerkt: In einigen Situationen fehlt Doan das Auge für seine Mitspieler beziehungsweise er ist zu egoistisch und sucht selbst den Abschluss. Überwiegen tun jedoch die Qualitäten, die er mitbringt, die ihm auch bereits zwei Nominierungen als Rookie of the Month eingebracht haben“, beschreibt Eva den Neuzugang aus Eindhoven. Ein anderer Leihspieler, in Berlin bestens bekannt, schlägt bislang jedoch nicht ein: Arne Maier ist in Bielefeld noch nicht angekommen.

Aus Berliner Sicht wird es also vor allem darauf ankommen, den spielfreudigen Japaner in den Griff zu bekommen und gegen eine kompakt verteidigende Defensive Ideen zu entwickeln.

Herthas Chance auf Wiedergutmachung

Für Hertha ist das Spiel auf der Alm vor allem eine Möglichkeit, das verkorkste Ende von 2020 und das insgesamt schwer zu ertragende letzte Kalenderjahr ein Stück weit ertragbarer zu machen. Der Auftritt gegen Schalke muss nun als Startpunkt für eine Serie dienen, will man in dieser Spielzeit noch etwas erreichen und nicht nur Schlimmeres verhindern. Mit Bielefeld, Köln, Hoffenheim und Bremen stehen nun vier Gegner auf dem Programm, die gemäß dem eigenen Selbstverständnis allesamt geschlagen werden können.

Dedryck Boyata und Javairo Dilrosun werden für diese Mission, wie auch schon in der vergangenen Woche, verletzungsbedingt nicht zur Verfügung stehen. Vor diesem Hintergrund und auch, weil insbesondere Torunarigha-Vertreter Omar Alderete seine Sache gegen Schalke außerordentlich gut gemacht hat, sind zunächst keine Änderungen in der Startelf zu erwarten. Womöglich kehren aber Santiago Ascacibar und Eduard Löwen zurück in den Kader.

*Titelbild: Clemens Bilan – Pool/Getty Images