Herthaner im Fokus: Offenbarungseid gegen Mainz

Herthaner im Fokus: Offenbarungseid gegen Mainz

Nach zwei durchaus ermutigenden Spielen und vier Punkten, musste die Elf um Cheftrainer Tayfun Korkut zum FSV Mainz 05 anreisen. Hertha wurde von einer Mannschaft erwartet, die letzte Saison nach einem Trainerwechsel wie ein Phoenix aus der Asche aufgestiegen war. Dass solch eine Entwicklung nicht selbstverständlich ist, erfuhren die Berliner am eigenen Leib. Mit vier Gegentoren und null Punkten wurde man nach Hause geschickt und muss sich ein ums andere Mal die Frage stellen, welche Strategie die Vereinsführung eigentlich verfolgt.

Im Westen nichts neues

Es ist traurig, aber eigentlich war die Leistung, die die Mannschaft der alten Dame auf den Rasen brachte, wenig überraschend. Wenig Kreativität, Abstimmungsfehler und kaum Zug zum Tor. Hoffte man auf einen vitalisierenden Trainer-Effekt, man wurde in dieser Nacht eines Besseren belehrt. Tayfun Korkut nahm im Vergleich zum Spiel gegen Bielefeld nur eine Änderung vor und ersetzte Marco Richter durch Lucas Tousart.

Damit wurden Torgefahr, Tempo und Offensivdrang gegen defensive Kompaktheit und Balleroberungen getauscht – zumindest in der Theorie. Dass der Plan von Korkut überhaupt nicht aufging und es Hertha allgemein an Synergien mangelt, zeigt sich am besten, wenn man den Blick nicht nur auf einzelne Spieler, sondern auf Spielerpaare wirft.

Lucas Tousart und Santigao Ascacibar – Defensive gewinnt keine Spiele

Die Qualitäten von Tousart, als auch Ascacibar liegen beileibe nicht im Offensivspiel. Das rächt sich insbesondere dann, wenn beide im zentralen Mittelfeld nebeneinander agieren und keinen Spielmacher vor sich haben, dem sie die Bälle zutragen können. Der Spielertyp des Wasserträgers ist relativ nutzlos, wenn es niemanden gibt, der weiß, was man mit dem Wasser anzufangen ist.

Passend dazu agierten Suat Serdar und Vladimir Darida auf der linken beziehungsweise rechten Seite des Mittelfelds. Entsprechende Verlagerungen auf diese Seite scheiterten aber daran, dass die Qualität von Herthas Außenverteidiger kein Hinterlaufen der eigenen Teamkollegen erlaubt und so aus solchen Situationen selten vielversprechende Aktionen erwachsen können.

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(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Dazu kommt, dass Tousart extrem tief stand und die Ballverteilung fast immer über Ascacibar lief, der mit dieser Position gegen kompakt stehende Mainzer sichtlich überfordert war. Die Heatmap der Spielerbewegung offenbart außerdem, dass Ascacibar überall auf dem Spielfeld aushelfen musste, um Lücken in Herthas Verteidigung zu stopfen. Tousart brachte insgesamt nur 50 Prozent seiner Pässe, sein argentinischer Mitspieler immerhin 64 Prozent an den Mann. Mit diesen Spielen kann aus dem Mittelfeld keinerlei Torgefahr ausgehen.

Dedryck Boyata und Niklas Stark – Die Berliner Mauer (1991)

Die Innenverteidigung, gebildet von Kapitän und Stellvertreter, gehörte zu den meistbeschäftigsten Abteilung in jener Nacht. Gleichzeitig gab sie ein erschreckendes Bild ab.

Bei fast allen Gegentoren stimmte die Zuordnung zu den Gegenspielern nicht. Die so entstehenden Räume wurden von Mainz gnadenlos genutzt. In der 58. Minute ging Stark in bester Kreisligamanier in den Mainzer Karim Onisiwo rein, dass dieser sichtlich angeschlagen ausgewechselt werden musste.

(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Mit dieser Leistung haben sich weder Stark noch Boyata für weitere Einsätze empfohlen. Die Verantwortlichen bei Hertha werden sich die Leistung von Stark ganz genau angucken und ihre Schlüsse ziehen. Sein Vertrag läuft im Sommer aus und mit Marc-Oliver Kempf soll schon ein potentieller Nachfolger in den Startlöchern stehen.

Ishak Belfodil und Stevan „Nicht-so-tief“ Jovetic

Angesichts der eklatanten Kreativitätsdefizite im zentralen Mittelfeld musste sich Top-Torschütze Stevan Jovetic ein ums andere Mal tief fallen lassen um am Spiel teilnehmen zu können. Wie das Überbrücken des nun leeren Zehnerraumes angesichts tief stehender Teamkollegen und Geschwindigkeitsdefizite von Sturmpartner Belfodil gelingen sollte, wusste auch Jovetic nicht zu beantworten. 56 Prozent Passquote sprechen eine deutliche Sprache.

(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Dazu kam, dass der Stürmer aus Montenegro in der 30. Minute gegen den sichtlich engagierteren, aber ebenso glücklosen Davie Selke verletzungsbedingt ausgewechselt werden musste. Bringt Jovetic wenigstens noch das Potential für spielentscheidende Einzelleistungen mit, sieht das bei Selke ganz anders aus. Spätestens nach diesem Wechsel war klar, dass hier spielerisch nicht mehr viel zu erwarten war.

Insgesamt konnte Hertha lediglich einen traurigen Torschuss verzeichnen. Die fünft schlechteste Offensive der Liga kommt also nicht von ungefähr.

Vladimir Darida und Deyovaisio Zeefuik – Es reicht

Nominal eigentlich voreinander angeordnet kamen sich Darida und Zeefuik immer wieder in die Quere. Das lag vor Allem daran, dass der niederländische Rechtsverteidiger es nicht schaffte, seine Seite ordentlich zu verteidigen. Von zwölf abgefangenen Bällen konnte nur einer auf der rechten Seite erobert werden. Darida war gezwungen, ständig nach hinten zu arbeiten und konnte so noch weniger am Offensivspiel der Mannschaft teilnehmen.

(Photo by Thomas Eisenhuth/Getty Images)

Dass er nach Auswechslung von Zeefuik auch noch den Rechtsverteidiger geben musste, ist ein Offenbarungseid für Herthas unausgewogenen Kader. Es stellt sich die Frage, was ein Zeefuik dem Spiel eigentlich geben kann. Was sind seine Qualitäten, die rechtfertigen, ihn aufzustellen? Er kann weder mit Offensiv- noch Defensivaktionen glänzen, von seiner mangelnden Konstanz ganz zu schweigen. Hat sich Hertha auf der linken Abwehrseite schon die dringend benötige Unterstützung geholt, wartet auf rechts die nächste Herausforderung für die Transferverantwortlichen. 

Was kann dieser Kader?

In der 88. Minute spielte sich eine Situation ab, die symptomatisch für das ganze Spiel war: Nach einem schnellen Konter hatte Myziane Maolida 18 Meter vor dem Tor die Möglichkeit sowohl zu Selke, als auch Krzysztof Piatek querzulegen. Er entschied sich allerdings für die denkbar schlechteste Alternative und jagte den Ball vier Meter über das Tor.

Das Spiel in Mainz erinnerte an dunkle und leider auch jüngere Tage der Hertha. Es ist keine Verbesserung sichtbar, keine Entwicklung. Die Lichtblicke, die sich ab und zu mal zeigen, verblassen angesichts von Schlechtleistungen am darauffolgenden Spieltag wieder. Der Kader ist so unausgewogen und flach zusammengestellt, dass eine konstante Leistung im Grunde genommen unmöglich ist. Man kann sich nur der verzweifelten Hoffnung hingeben, dass Fredi Bobic einen langfristigen Plan verfolgt, der eine weitere schlechte Saison zum elementaren Bestandteil hat.

Friedrich Nitzsche hat einmal gesagt: „Die Hoffnung ist der Regenbogen über den herabstürzenden Bach des Lebens.“ Der Mann war kein Hertha-Fan. 

[Titelbild: Alex Grimm/Getty Images]

Hertha vs. Mainz: Fokus auf die Stärken

Hertha vs. Mainz: Fokus auf die Stärken

Was für ein Gefühl, nach sieben Wochen konnten Hertha-Fans das emotionale Hoch nach einem Sieg der „Alten Dame“ endlich wieder einmal erleben. Hertha lieferte einer der besten Saisonleistungen, wenn nicht sogar die bisher beste, ab. Auch wenn dies zugegebenermaßen zu einem Teil an der schwachen Arminia aus Bielefeld lag, die positive Entwicklung der Mannschaft in nicht einmal zwei Wochen seit dem Trainerwechsel ist eindeutig und lässt auf eine eventuell doch versöhnlich verlaufende Saison hoffen. Doch das nächste Spiel wartet schon und wird definitiv nicht leichter als gegen Bielefeld.

Wir wollen einen kleinen Ausblick auf die Partie gegen Mainz 05 werfen und haben uns dafür die Pressekonferenz vor der Begegnung angeschaut.

Korkut: Viel Hertha, wenig Berlin

Viel Zeit, das Vereinsgelände, geschweige denn die Stadt zu erkunden, hatte Tayfun Korkut bisher nicht. Momentan sei für ihn nur die Mannschaft wichtig. Bisher scheint seine Prioritätensetzung zu greifen, verbesserte Hertha sich sowohl in der Art zu Spielen als auch in den Ergebnissen im Vergleich zu den vorherigen Wochen.

Mit vier Punkten aus zwei Spielen ist auch Arne Friedrich glücklich, aber er betont ebenfalls, dass vor allem die Spielweise die Verantwortlichen an der Hans-Braun-Straße sehr zufrieden mache. Eine Analyse, der sich wohl viele Hertha-Fans so anschließen würden. Der Trainer gibt sich bescheiden und verweist auf die Mannschaft, die aufmerksam und neugierig sei, dadurch auch gut mitziehe.

Die Stärken der Spieler erkennen

Dass dem so ist, kann und sollte man dennoch dem Trainer zu schreiben. Korkut hat es innerhalb kürzester Zeit geschafft, dass die Spieler wieder Spaß am Fußball verspüren, den Ball haben wollen und offensiver agieren als noch unter Pal Dardai. Das Erfolgsrezept des Übungsleiters ist es, sich auf die Stärken des Kaders zu besinnen. Dieser habe schon eher zentrumslastige und tendenziell weniger flügelorientierte Spieler. Doch während sein Vorgänger darauf als Problem verwies, macht Korkut aus der Not eine Tugend und nutzt das Potential seines Kaders besser aus.

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(Photo by Matthias Kern/Getty Images)

Das beste Beispiel dafür liefert Suat Serdar. Während dieser unter Dardai öfter auf den Flügel oder die Sechser-Position ausweichen musste, darf er unter dem aktuellen Chef auf seiner Paraderolle, der Acht, spielen. Korkut beschreibt, dass Serdar sich dort wohler fühle, er Situationen kreieren und mit Tempodribblings oder dem letzten Pass in die Spitze das Spiel positiv beeinflussen könne. Mit den Dingen, die Serdar dabei besser machen könne, beschäftige sich Korkut momentan aber nicht, es gehe darum: „Was kann er? Woran ist er gut?“ Und für den Moment scheint genau dieser Ansatz sehr gut zu funktionieren.

Dass es dazu nicht zwangsläufig eines langen Gesprächs mit jedem Spieler brauche, stellt er am Beispiel von Jovetic dar. Mit diesem hätte er sich noch gar nicht wirklich ausgetauscht, doch wenn der Trainer die richtigen Entscheidungen treffe, sei dies auch eine Art von Kommunikation. Mit Blick auf die Leistungen von Jovetic (Drei Tore in zwei Spielen) scheint Korkut Recht zu behalten.


Gegen Bielefeld gelang Hertha BSC der lang ersehnte Sieg. Kann man gegen Mainz daran anknüpfen? Unsere drei Thesen zum Spiel.


„Jovedil“ – Das neue Berliner Traumduo

Dass Jovetic so glänzt, liegt mit Sicherheit aber auch an seinem neuen Sturmpartner: Ishak Belfodil. Neben dem Trainer ist auch Arne Friedrich begeistert: „Ishak macht das wirklich hervorragend, hat in den letzten beiden Spielen gezeigt, was seine Qualitäten sind“. Dazu müsse aber auch gesagt werden, dass er jetzt fitter als noch zu Saisonbeginn sei. Besonders gefällt Friedrich dabei die Beweglichkeit von Belfodil und die Art wie er die Bälle abschirmt.

Es wird interessant zu sehen, ob Belfodil und Jovetic ihr Pensum in der englischen Woche durchhalten könne, war doch gerade die Fitness eine der Problemzonen beim Stürmerduo. Doch selbst wenn sie nicht die Kraft haben sollten, macht sich Korkut keine Sorgen. Passend zu seiner bisherigen Marschroute schaut er lieber auf das Positive. Und stellt dabei klar: Mit Piatek und Selke, der gegen Bielefeld sein erstes Bundesligator der laufenden Saison schoss, habe man Stürmer auf hohem Niveau, die man einwechseln könne.

Der fordernde Gegner aus Mainz

Dass der Gegner aus Rheinland-Pfalz eine, zumindest gefühlt, sehr starke Saison spielt, ist natürlich auch vor den Augen von Korkut nicht verborgen geblieben. Sie würden mit hoher Intensität und schnellem Umschaltspiel sowohl nach vorne als auch nach hinten auf jeden Fall eine Herausforderung für die Berliner werden.

Gleichzeitig betont er, dass man um die eignen Stärken wisse und mit Sicherheit auch die Mainzer selbst fordern könne. Mit Blick auf die Tabelle könnte er Recht behalten. Obwohl Mainz gefühlt eine deutlich stärkere Saison als die Hertha abliefert, sind es gerade mal drei Punkte, die zwischen uns und dem Tabellenachten liegen. Und nach dem Sieg gegen Bielefeld ist das Selbstvertrauen in der Mannschaft gewachsen.

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(Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Korkut meint: „Es gibt keinen Ersatz für Siege“. Wichtig sei aber, dass man im kommenden Spiel von der ersten Sekunde an das Selbstvertrauen weiter erarbeite. Es wird sich zeigen, ob die Mannschaft dieses Selbstvertrauen zeigt und nutzen kann oder ob sich der Faden der letzten Monate und Jahre durchzieht und man nach ein bis zwei überzeugenden Spielen wieder unerklärlich schlecht spielt. Sollte man in Mainz mindestens einen Punkt mitnehmen, dürfte Korkut sich in seinem Ansatz, auf die Stärken des Kaders zu setzen und weniger auf das Negative zu achten, erneut bestätigt fühlen.

Und vielleicht findet er spätestens nach dem Spiel gegen Dortmund am kommenden Samstag dann auch die Zeit, sich das weihnachtliche Berlin etwas anzuschauen und in dieser Stadt endgültig anzukommen.

Es fehlen: Rune Jarstein, Lukas Klünter, Peter Pekarik
Das Spiel ist am Dienstag um 20:30 live auf sky zu sehen.

[Titelbild: Matthias Kern/Getty Images]

FSV Mainz 05 – Hertha BSC: Drei Thesen zum Spiel

FSV Mainz 05 – Hertha BSC: Drei Thesen zum Spiel

Nach zuletzt fünf sieglosen Spielen in Serie konnte unsere Hertha im Abstiegskampf mit dem Heimdreier gegen Arminia Bielefeld ein wichtiges Erfolgserlebnis einfahren und einen direkten Konkurrenten distanzieren. Doch auch andere Kellerkinder stockten ihr Punktekonto auf. Und so bleibt der Blick bei weiterhin nur zwei Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz nach unten gerichtet. Umso wichtiger, nun den ordentlichen Start von Neu-Trainer Tayfun Korkut fortzusetzen und beim nächsten nominell ebenbürtigen Team zu punkten.

Dienstag ist die alte Dame in Mainz zu Gast und könnte mit einem Sieg sogar punktetechnisch zu den Nullfünfern aufschließen. Unsere drei Thesen zu diesem Duell.

These 1: Never change a running system

Zwei Spiele, vier Punkte – kaum ein Grund für Korkut, größere Anpassungen vorzunehmen. Und so wird er auch im Auswärtsspiel am Dienstagabend die erfolgsbewährte Grundformation des 4-4-2 beibehalten. Personell dürfte die selbe Elf beginnen wie zuletzt gegen Bielefeld. Ansonsten wird in einer englischen Woche gern durchgewechselt, doch es drängt sich der Eindruck auf, dass Korkut der erfolgreichen Elf vertraut.

Im Vergleich zum Stuttgart-Spiel setzte Korkut gegen Bielefeld im Vierer-Mittelfeld allerdings auf den genesenen Suat Serdar statt des glücklosen Myziane Maolida. So ersetzte er einen klaren Flügelspieler durch einen zentralen Mittelfeldmann.

Eine weise Entscheidung, war doch gegen Stuttgart Herthas Zentrale zu oft verwaist und gegen mehrere Angreifer auf sich allein gestellt. Dies zeigte sich insbesondere beim Konter zur zwischenzeitlichen 2:0-Führung der Stuttgarter.

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(Photo by Matthias Kern/Getty Images)

Mit der Hereingabe von Serdar kam nun ein weiterer zentral orientierter Spieler dazu, der dieses Problem beheben konnte. Der Plan, das Zentrum dicht zu machen, funktionierte zwar gegen wenig kreative und tempoarme Bielefelder. Es birgt aber das Risiko, dass ein clevererer Gegner über die nunmehr unterbesetzten Flügel Herthas Defensive zu knacken versuchen dürfte. Für die zentrumsorientierten Spieler bedeutet das hohe Laufarbeit, da sie sowohl defensiv als auch offensiv Mitte wie Außen abdecken müssen. So kann es auf den defensiven Außen häufiger mal zu Überzahlsituationen der gegnerischen Angreifer kommen.

Ein Umstand, den sich insbesondere das variable Mainzer Sturmduo aus Karim Onisiwo und Jonny Burkardt gegen die nicht besonders temporeichen Marvin Plattenhardt und Peter Pekarik oder den im Zweikampf häufig zu stümperhaften Zeefuik zunutze machen dürfte.

These 2: Auch gegen Mainz funktioniert der Oldie-Sturm

Es hatte sich gegen Stuttgart angedeutet und nun gegen Bielefeld fortgesetzt – Hertha hat ein neues Sturmduo. Stevan Jovetic und Ishak Belfodil harmonieren unverhofft gut und verleihen Hertha dabei so etwas wie Offensivgefahr. Und auch gegen Mainz werden sich die beiden gefährlich vor den gegnerischen Kasten durchkombinieren.

Stevan Jovetic lässt zurzeit die Herzen der Hertha-Fans höher schlagen. Hat er den Ball und führt ihn vor sich her am Fuß, scheint eine geniale Idee nicht weit. Dabei treibt sich Jovetic nicht nur im Sturmzentrum herum, sondern holt sich immer wieder auch Bälle auf den Außenpositionen. Oder er stößt in Freiräume zwischen den gegnerischen Verteidigungsketten, um mit dem Ball aufzudrehen und mit etwas Tempo auf den gegnerischen Verteidiger zuzudribbeln oder auch zielstrebig und clever den Abschluss zu suchen.

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(Photo by Matthias Kern/Getty Images)

Belfodil hingegen ist der etwas positionstreuere Zielspieler. Er kann nach Anspielen den Ball ordentlich festmachen und behauptet sich auch mit Gegenspieler im Rücken. Er kann, selbst wenn ihm das Tempo sichtlich fehlt, auch ein paar Schritte ins Dribbling gehen und auf den durchstoßenden Jovetic oder nachrückende Mittelfeldspieler wie Marco Richter, Suat Serdar oder Jurgen Ekkelenkamp ablegen und sie so in Abschlusssituationen bringen.

Nachdem Belfodil gegen Stuttgart ein eigener Treffer noch vom VAR aberkannt wurde, könnte sein zweieinhalb Jahre währender Tor-Knoten jetzt endlich platzen. Allerdings – wer auflegt oder trifft, ist uns eigentlich egal. Ein Scorer aus dem Oldie-Duo wird aber dabei sein!

These 3: Und trotzdem coacht Bo Svensson Korkut aus

Unser abschließende Blick richtet sich auf den Gegner. Die Mainzer leisteten am Wochenende starke Gegenwehr bei Bayern München und unterlagen nach zwischenzeitlicher Führung und couragierter Leistung nur knapp mit 2:1. Kein Zufall, stellt Mainz doch gemeinsam mit Bayern die zweitbeste Defensive der Liga und steht auch sonst mit Platz acht ordentlich da.

In der 1. Bundesliga wohlgemerkt – ein Umstand, den sich selbst eingefleischte Mainz-Fans vor knapp einem Jahr kaum vorstellen konnten. Als Bo Svensson nach dem 14. Spieltag der letzten Saison die Nullfünfer übernahm, standen diese mit nur sechs Punkten abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz (noch hinter der rückblickend historisch schlechten Mannschaft aus Gelsenkirchen). Was folgte, war eine beispiellose Aufholjagd, die in der besten Rückrunde der Mainzer Bundesliga-Historie mündete und in dieser Saison seine Fortsetzung fand.

(Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Der Erfolg hängt eng mit Cheftrainer Svensson zusammen. Er setzt auf ein kompaktes System, fand für seine offensive Idee schnell die richtige Mischung an variablen Angreifern und bereitet seine Mannschaft optimal auf jeden Gegner vor. Er orientiert sich dabei effektiv an den Stärken und Schwächen des jeweiligen Kontrahenten und ärgert mit seinen cleveren Matchplänen auch den ein oder anderen großen Namen.

Ein Vorteil für Hertha dürfte aber darin bestehen, dass die Herangehensweise der Herthaner unter dem neuen Coach Korkut insgesamt noch recht unbekannt und wenig vorhersebar ist. Klar ist, dass Svensson in seiner Spielvorbereitung besonderes Augenmerk auf Jovetic und Belfodil legen dürfte. Und sich für die zwei etwas Kluges überlegt.

Mainz ist formstark und taktisch immer wieder optimal auf den Gegner eingestellt. Doch auch Hertha scheint unter Korkut eine bessere Balance zwischen defensiver Kompaktheit und offensiver Durchschlagskraft gefunden zu haben. Dennoch – aus Mainz nehmen wir höchstens einen Punkt mit.

[Titelbild: Alex Grimm/Getty Images]