Hertha BSC – FC Schalke 04: Drei Schlüsselduelle

Hertha BSC – FC Schalke 04: Drei Schlüsselduelle

Manch Herthaner:in reibt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit immer noch die Augen, denn nach 10 Spielen stehen 8 Punkte und Platz 15 auf dem Papier und die Bude brennt immer noch nicht. Im Gegenteil – nahezu euphorisch wurde die 2:3-Niederlage gegen die Dosen gefeiert. Wir Fans predigen seit Wochen, dass diese Mannschaft endlich eine Identität hat und ansehnlichen Fußball spielt. Letztendlich bringt uns das aber nicht weiter und ewig wird diese gute Stimmung nicht anhalten, denn die Punkte brauchen auch wir. Dass jetzt ausgerechnet der sportlich angeschlagene S04 nach Berlin kommt, erhöht den Druck noch mal deutlich. Worauf kommt es am Sonntag an? Diese Duelle werden entscheidend sein.

Verletzungssorgen, fehlende Spielidee und Trainerentlassung

Viele Hertha-Fans hätten sich gewünscht, Ex-Trainer Frank Kramer noch ein Spiel auf der Schalker Bank zu sehen. Doch nach der 1:5-Niederlage im Pokal haben die Verantwortlichen die Reißleine gezogen und den Coach freigestellt. Ob das viel bewirkt, ist jedoch fraglich, denn die Mannschaft hat viele Baustellen, die so schnell nicht gelöst werden können. Vier der fünf etatmäßigen Innenverteidiger sind verletzt, die Kreativzentrale Rodrigo Zalazar fehlt mit einem Mittelfußbruch langfristig und Simon Terodde wirkt ohne passende Bälle wie ein Fremdkörper im eigenen Spiel. Nicht viel spricht für einen Erfolg der Gäste aus Gelsenkirchen.

Jovetic & Kanga vs. Yoshida & Kral

Stevan Jovetic gehörte vergangenen Samstag zu den positiven Überraschungen. Trotz einiger Unachtsamkeiten im Aufbauspiel machte der Montenegriner gegen Leipzig eine Riesenspiel und spulte mit seinen 32 Jahren stolze 12,2 Kilometer ab. Doch auch darüber hinaus war der Routinier enorm wichtig im Offensivspiel der Hertha, machte viele Bälle fest, verteilte diese und steuerte ein technisch sehr anspruchsvolles Tor zum 2:3 bei – definitiv Werbung für mehr Spielzeit. Wilfried Kanga, der weiterhin glücklos im Abschluss agiert, kam für die Schlussphase rein und harmonierte gut mit seinem neuen Sturmpartner. Trotz des fehlenden Tores machte unsere Nummer 18 ein gutes Spiel. Vielleicht tut es dem Ivorer gut, einen Partner an seiner Seite zu haben?

Laut Ligainsider starten am Sonntag beide, jedoch wird Jovetic die Rolle des Spielmachers oder die der hängenden Spitze einnehmen. Ein Spieler mit den Offensivqualitäten eines Jovetic hatte Kanga bis letzten Samstag nicht an seiner Seite. Die Hoffnung besteht, dass so der Knoten endlich platzt.

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(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Einem dynamischen und technisch versiertem Sturmduo aus Kanga und Jovetic steht eine mehr als angeschlagene Innenverteidigung, bestehend aus Maya Yoshida und Alex Kral, gegenüber. Kral im Abwehrzentrum? Yoshida ist der einzige gelernte Innenverteidiger und muss zusammen mit dem Neuzugang von Spartak Moskau die Zentrale dichtmachen. Das wird eine große Herausforderung für die Knappen und gleichzeitig unsere Chance, die guten Leistungen in Punkte umzumünzen.

Ejuke & Dodi vs. Schalker Abwehr

Schalkes schwache Defensive ist auch für unsere Flügelzange von Vorteil. Wer hätte nach letzter Saison gedacht, wir würden unsere Außenbahnen als Waffe hervorheben? In der Statistik der meisten erfolgreichen Dribblings belegen Chidera Ejuke und Dodi Lukebakio Platz eins und Platz sechs. Darüber hinaus legte Ejuke bereits drei Tore auf und Dodi netze schon fünf Mal. Grund genug, für Schalke 04 nervös zu werden, wenn sowohl die Zentrale als auch die Außenverteidiger bisher jegliche Stabilität vermissen ließen.

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(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Ejuke und Lukebakio sind gut drauf, schnell, dribbelstark und in der Kombination auch torgefährlich. Sowohl für die Außenverteidiger Cedric Brunner und Thomas Ouwejan als auch für Yoshida und Kral wird es schwer, die beiden im Griff zu behalten. Die Flügelspieler sind aktuell schwer berechenbar, denn im Gegensatz zu den vergangenen Jahren variieren die Dribblings unsere Außen. Mal wird nach innen gezogen oder es geht mit Tempo die Linie runter – Arjen Robben kommt aus dem Staunen gar nicht mehr raus.

Das Duell der Spielsysteme

Zugegebenermaßen läuft bei Schalke gerade so viel schlecht, dass sich die Suche nach drei Schlüsselduellen als schwierig herausstellte. Die wohl größte Schwäche sehen wir im fehlenden System. Ob 4-3-3, 4-4-2 oder zuletzt 4-5-1 – so richtig funktioniert, hat keins bisher. Der ständige Systemwechsel schadet darüber hinaus dem Rhythmus, verunsichert die Spieler und lässt einstudierte Angriffe praktisch unmöglich werden. Wer auch immer der kommende Trainer sein mag, auch er wird seine Idee vom Fußball vermitteln wollen, was einen weiteren Systemwechsel für die ohnehin schon verunsicherte Mannschaft sehr wahrscheinlich macht.

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Ein Blick auf unsere Jungs zeigt ein anderes Bild. Plagten uns in den letzten Jahren ähnlich Probleme, agieren die Spieler unter der Leitung von Sandro endlich mit einem klaren Offensivplan. Unser Spiel lebt von einem stabilen Zentrum im Mittelfeld, viel Dynamik über die Außen und einem Stürmer, der in das Aufbauspiel integrierbar ist. Dabei schafft es die Mannschaft besonders übers Konterspiel, aber auch über den Ballbesitz gefährlich zu sein. Hier sehen wir einen klaren Vorteil für unsere Hertha.

Drei Punkte sind Pflicht!

Schalke ist der Hertha auf dem Papier deutlich unterlegen. Eine ungewohnte Situation für uns. In der Vergangenheit ist unsere Mannschaft in solchen Situationen oft eingebrochen. Aber die Leidenschaft und Moral, gepaart mit attraktiven Offensivfußball lässt hoffen, dass diese Zeiten vorerst vorbei sind. Hertha holt den ersten Heimsieg der Saison. Dieses Mal aber wirklich!

(Photo Friedemann Vogel – Pool/Getty Images)

WM in Katar – Die hässliche Fratze des Fußballs

WM in Katar – Die hässliche Fratze des Fußballs

Mit der WM in Katar zeigt sich der Fußball von seiner hässlichsten Seite. Unser Autor erläutert, warum ein Boykott für ihn das Richtige ist.

Ich bin ein Planungsmensch. Dass ich zu Monatsbeginn noch keine konkrete Vorstellung habe, mit welchen Aktivitäten ich die kommenden vier Wochenenden verbringe, passiert höchst selten. Der Umstand, dass ich Fußballfan bin, kommt dieser Planungsaffinität stark entgegen. So weiß ich, dass in den Wochenenden zwischen August und Mai zunächst einmal der Spielplan zu Rate gezogen wird, bevor andere Dinge ihren Platz im Kalender einfinden. Und obwohl das schon seit meiner Jugend so ist und ich genug Zeit hatte, mich an diesen Rhythmus zu gewöhnen, fühlt sich die spielfreie Episode des Jahres immer wieder an wie kalter Entzug.

Daher bin ich stets dankbar dafür, wenn im Sommer ein internationales Turnier ansteht, das mir die Hertha-freie Zeit erträglicher macht. Auch wenn ich mich emotional schon vor Jahren von der DFB-Elf losgekoppelt habe, so löst insbesondere die Weltmeisterschaft nach wie vor einen besonderen Reiz aus, von dem ich nicht loskomme. Samstag, 13 Uhr, Australien gegen Senegal – ich komm später zum Grillen. Mittwoch, 18 Uhr, Elfenbeinküste gegen Japan – joggen gehen kann ich auch noch morgen.

(Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

So sehr ich mir vor Weltmeisterschaften auch vornehme, nicht meinen kompletten Zeitplan auf die Spiele auszurichten, so groß ist die Gewissheit, dass ich am Ende doch 80 Prozent der Partien verfolge. Und warum auch nicht? Es ist die größte Sportveranstaltung der Welt. Vier Wochen, in denen Helden geboren werden und Karrieren ihren Höhepunkt finden. Momente, die sich auf ewig in das Gedächtnis jedes Fußballfans einprägen und Emotionen hervorbringen, die man nie mehr vergisst. Als Mario Götze in der 113. Minute im Maracana den Ball nach Flanke von André Schürrle im Tor versenkte und wenige Minuten später der Abpfiff ertönte, hatte ich minutenlang Freudentränen in den Augen. Auch wenn ich derartige Ekstase auf Länderspielebene nicht mehr empfinden mag – dass ich auf eine WM hinfiebere, steht seit jeher außer Frage. Oder vielmehr: Es stand außer Frage.

Der Tabubruch

Am 2. Dezember 2010 offenbarte der Fußball – an diesem Tag repräsentiert von FIFA-Präsident a.D. Sepp Blatter – sein hässlichstes aller Gesichter. Die Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses zur Vergabe der Weltmeisterschaft 2022 an den Wüstenstaat Katar stellte einen nicht für möglich gehaltenen Tiefpunkt in der ohnehin von Korruption und Geldgier durchzogenen Geschichte des Fußball-Weltverbands dar. Ein Turnier, das von seiner Internationalität und dem Aufeinandertreffen verschiedenster Kulturen und Identitäten lebt, wird in diesem Winter in einem Staat ausgetragen, der das Abweichen von der Konformität, wie sie die katarische Regierung definiert, verbietet. Ein Staat, der Homosexualität und Blasphemie mit Haftstrafen ahndet; Ein Staat, in dem Frauenrechte ein Fremdwort sind; Ein Staat, der im Jahr 2022 Todesstrafen und Peitschenhiebe verhängt; Ein Staat, der bis zum heutigen Tage den Tod von 6.500 Gastarbeitern, die für den Bau der WM-Stadien angestellt wurden, zu verantworten hat. Kurzum: Das komplette Gegenteil eines Orts, dem es gestattet sein sollte, durch die größtmögliche Aufmerksamkeit, die im Sport generiert werden kann, Werbung für sich zu machen.

Kritik an Katars Arbeitsbedingungen für Gastarbeiter (Photo credit should read Andy Buchanan/AFP via Getty Images)

Ein verbandsübergreifendes Versagen

Der Aufschrei ob dieser Vergabe war riesig und bestimmt auch bis heute große Teile der Berichterstattung, wenn es um die WM geht. Doch ist es illusorisch zu glauben, dass die Empörung, sobald der Ball rollt, immer noch aufrechterhalten bleibt. So war es vor vier Jahren in Russland und so war es auch bei den diesjährigen Olympischen Spielen in Peking. Wenn de Bruyne, Mbappé und Messi zu zaubern beginnen, werden es diese Bilder sein, die um die Welt gehen und nicht das Leid von Gastarbeitern. Sportswashing im ganz großen Stil also – und die ganze Welt schaut zu und klatscht Beifall.

Die Heuchelei des DFB in einem Bild (Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Natürlich wären hier an erster Stelle die nationalen Verbände gefragt gewesen, dieser Farce ein Ende zu bereiten. Eine Weltmeisterschaft ohne England, Deutschland und Spanien hätte die FIFA ihren zahlungskräftigen-und willigen Sponsoren wohl kaum verkaufen können. Aber dass der DFB bei der Frage nach Anstand oder Kapital schneller entscheidet als der VAR und in Sachen Ethik ohnehin sehr flexibel agiert, ist wahrlich kein Geheimnis. Wer also darauf gehofft hat, dass irgendein Entscheidungsträger inmitten der lila Scheine noch zufällig seinen moralischen Kompass entdeckt, lag weit daneben. Doch was heißt das nun in letzter Konsequenz für uns als Zuschauer*innen?

„Aber die spielen doch sowieso – egal, ob ich einschalte oder nicht“

Wir als Einzelne werden Katar nicht verhindern können. Diese Wahrheit ist unumstößlich. „Also macht es doch eh keinen Unterschied, ob ich einschalte oder nicht.“ So oder so ähnlich verlaufen Diskussionen über die WM in Katar mehrheitlich und erinnern dabei stark an die Debatten in Bezug auf Klimakrise oder Fleischkonsum. Und das soll nicht heißen, dass ich selbst so lebe, wie ich es am liebsten predigen würde. Weder ernähre ich mich konsequent vegetarisch, noch greife ich ausschließlich auf öffentliche Verkehrsmittel zurück. Doch an dieser Stelle ist für mich persönlich der Punkt erreicht, an dem das eigene Gewissen nicht zulässt, mit meinen Einschaltquoten und Beiträgen in sozialen Netzwerken einen Unrechtsstaat zu unterstützen.

(Photo by ODD ANDERSEN/AFP via Getty Images)

Das Kribbeln ist weg

Und tatsächlich fühlt es sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht einmal so an, als würde ich dabei auf etwas verzichten müssen. Denn das Kribbeln, das ich sonst schon lange vor Weltmeisterschaften verspürt habe; die endlosen Debatten darüber, wer denn nun Favorit ist und ob sich der beste Spieler aller Zeiten nun endlich mit dem WM-Pokal krönt – all das, was eine WM schon im Vorfeld so reizvoll macht, verpufft und wird überschattet von dem Gedanken, dass hier etwas ist, das nicht sein darf.

Ob ich diesen Standpunkt so konsequent durchhalte, wenn im Winter die Entzugserscheinungen auftreten und ich feststelle, dass ja gerade ein Fußballspiel läuft? Ehrlicherweise wäre es geheuchelt, diese Frage zu 100 Prozent mit Ja zu beantworten. Was ich jedoch weiß ist, dass mein Kalender für die Zeit vom 20. November bis zum 18. Dezember noch leer ist.

Titelbild: Photo by KARIM JAAFAR/AFP via Getty Images

Podcast #211 Fußballgott erhöre uns!

Podcast #211 Fußballgott erhöre uns!

Völlig euphorisiert nach einer Niederlage? Das gibt es aktuell nur bei Hertha BSC. Leider verpasst unsere alte Dame das erneute Remis in Leipzig, zeigt aber, dass die Entwicklung weitergeht und nachhaltig ist. Marc und Lukas besprechen dieses irre Fußballspiel, nach dem alle den Fußballball lieben und noch ein paar kleine News. Ein Update bei der Wohnungssuche gibt es auch.

Wir wünschen euch ganz viel Spaß mit der neuen Folge und freuen uns über eure Kommentare. Euer Feedback ist sehr motivierend und freut uns immer am meisten.

Wir würden uns sehr freuen, wenn ihr den Podcast mit euren Freund*innen, der Familie oder Bekannten teilt. Wir freuen uns über alle Hörer*innen.

00:00:00 Intro & Feedback

00:12:17 Hertha News

00:19:23 Spielanalyse

01:07:11 Ausblick

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(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

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Weeste noch? Ali Daei – Rekordhalter mit Halt in Berlin

Weeste noch? Ali Daei – Rekordhalter mit Halt in Berlin

Von 1999 bis 2002 spielte ein Stürmer bei der Hertha, welcher mit seinen Länderspieltoren einen ganzen Kontinent einnehmen sollte. Es gab keine Rekorde und große Titel bei der Alten Dame. Doch nach 88 Profi-Einsätzen, zwölf Toren und einer unvergesslichen Champions-League-Nacht sangen die Hertha Fans seinen Namen. Unser Text zu “Mr. Goal”, Ali Daei.

Der Spiegel betitelte ihn als “der neue Held von Berlin” nach eben jenem glorreichen Champions-League-Partie. In dieser schien Ali Daei es allein zu schaffen, die Hintermannschaft Chelseas auszuspielen. Es sollte eine Nacht der Überraschung und die des Iraners werden. Keine drei Minuten dauerte das Spiel und Chelsea hatte mit Stürmerstar Gianfranco Zola einen Flachschuss auf Gabor Kiraly abgegeben. Dann fand eine Flanke von Mitspieler Tonny Sanneh Ali Daei im Sechzehner. 1:0 und als Hertha-Fan begann eine magische Nacht.

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Foto: Michael Cooper /Allsport

Es sollte mehr geben für Weltmeister Deschamps, Leboeuf und Desailly. Als Letztgenannter in der 70. Spielminute sich bei einem Pass verschätzte, war der quirlige Daei da. Er ließ erst Leboeuf am Boden zurück, Torwart Ed de Goeu erfolgslos herauskommen und schließlich Desailly den Ball aus dem Netz holen. Der 21. September 1999 – das Spiel des Ali Daeis. Doch wie fanden sich der iranische Stürmerstar und die Hertha?

Sichtung eines neuen Helden?

Nach einer herausragenden Asien-Meisterschaft sollte Daei mit Karim Bagheri als erstee Iraner der Bundesliga Arminia Bielefeld vor dem Abstieg retten. Nach einer vielversprechenden Saisonhälfte ging es mit einer Niederlagenserie und einem Eklat zwischen Star Stefan Kuntz und Trainer Middendrop zweitklassig weiter.

Nicht für Daei, welchen es mit sieben Toren zum FC Bayern München zog. In Konkurrenz gegen Namen wie Carsten Jancker, Alex Zickler und Giovane Elber gelangen Daei sechs Tore in 23 Partien. Für die Bayern zu wenig und so verloren die Münchner die Geduld am Mann aus Ardabil. Uli Hoeneß musste im Telefonbuch nicht weit suchen für einen Abnehmer. Mit Hertha-Manager Dieter Hoeneß fand sich dieser in der eigenen Familie. 5,2 Millionen Mark an die Bayern und “den neuen Held” zog es an die Spree.

Foto: Mark Thompson /Allsport

Es waren Namen wie Michael Preetz, Dick Van Burik und Sebastian Deisler unter der Regie von Trainer Jürgen Röber, welche Daei in Berlin erwarteten. Namen, die von uns Fans hochgehalten werden. Jeder von ihnen findet auf seine ganz eigene Weise seinen Platz in der Vereinsgeschichte. Daei kam mit seinen 1,92 Metern, etwas wenig Spielzeit und wenig Hoffnungen zur Hertha. Von Trainer Röber Anfangs noch für fehlende Verteidigungsarbeit gescholten, schaffte Daei die Wende.

Als Doppelspitze im Mittelsturm mit Michael Preetz schaffte Daei in der 1999/2000 Saison mit Sprungkraft seine Kopfballstärke auszuspielen. Schon in der Qualifikation für die Champions League brachte Daei die Hertha näher an die berühmte Hymne. Gegen Außenseiter Famagusta aus Zypern brachte Daei nach zwei Minuten per Kopfball den Favoriten auf Siegeskurs. Der Spruch “Er köpft so hart wie andere schießen”, kam nach dem Spiel auf. Die Weichen für eine magische Nacht waren gegeben.

Volksheld mit Rekorden

Für die Hertha sollten es insgesamt zwölf Tore in knapp vier Saisons werden. Keine überragende Quote im Vergleich zu Sturmpartner Preetz (50 Tore von 99 – 02) und doch hält Daei Rekorde, an die kein Hertha-Stürmer herankam. 1999 Asien Fußballer des Jahres, Welttorjäger 1996 & 2004 und bis letztes Jahr Rekordtorschütze der weltweiten Länderspieltore. 109 Tore in 149 Spielen ist eine Statistik, welche eher an Gerd Müller, Lionel Messi oder Christiano Ronaldo erinnert. Der Portugiese war es, der weltweit Schlagzeilen füllte, nachdem er Daei überholte. In seiner Heimat gilt Daei bis heute ein Volksheld und bis letzten Monat war der heutige Trainer beliebter Experte im Staatsfernsehen.

(Photo credit should read KARIM JAAFAR/AFP via Getty Images)

Die mysteriösen Todesumstände von Mahsa Amini lösten dies jedoch ab. Selten gab es im Iran solch eine Welle der Proteste und eine nie dagewesenen feministischen Bewegung. Die junge Frau wurde von der iranischen Sittenpolizei verhaftet, nachdem unter ihrem Kopftuch ihre Haarsträhnen zu sehen waren. Amini verstieß damit gegen die strengen Kleidungsregeln des Landes. Amini selbst verstarb in Polizeigewahrsam, wobei viele von Gewalteinwirkung seitens der Polizei ausgehen. Hunderttausend Menschen stellen sich auf den Straßen Irans gegen die Polizei und die Regierung. Während diese brutal gegen die Proteste vorgehen, meldeten sich Irans Fußballer.

 

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Leverkusens Serdar Azmoun oder Ex-Bayern Spieler Ali Karimi gaben neben Daei via Social Media ihre Unterstützung bekannt und werden seitdem aus dem Staatlichen Rundfunk gestrichen. Daeis Pass wurde kurze Zeit nach seinen Äußerungen dazu noch eingezogen. Es war nicht das erste Mal, dass Daei politisch auftritt. Letztes Jahr schlichtete er einen Familienstreit und verhinderte so die Hinrichtung eines Mannes. Neben Charity Events löste er einen politischen Eklat aus, als er dem damaligen Präsidenten den Handschlag verweigerte. Ali Daei – ein Rekordbrecher sowie Volksheld.

Schon 1999 galt Daei als Hoffnungsträger der Nation, dies jedoch aus sportlicher Sicht. Nach der ersten erfolgreichen Saison samt Champions-League-Teilnahme folgten für Daei und die Hertha eher sportlich enttäuschende Jahre. Aus der Startaufstellung wurden Kurzeinsätze und mit 32 Jahren verabschiedete Daei sich nach Dubai.

Tage der Euphorie

Zurück in eine Septembernacht im Jahr 1999, in welcher Welttorjäger Daei Hertha-Träume aufgehen ließ. Im Iran war er eine Galionsfigur der nationalen Sportwelt, für Hertha-Fans strahlte er den Start in die Champions-League-Saisons aus und in der Hertha-Mannschaft kam nach der großen Überraschung gleich Ideen auf.

Die Überraschung war geglückt, und die Freude der Hertha überschwänglich. Deisler träumte von einem Punkt gegen AC Mailand und Preetz empfand das Olympiastadion als Festung für internationale Teams. Es sollten die Tage der großen Euphorie ausbrechen. Die Ergebnisse sollten neue Helden hervorbringen, Fanlieblinge erschaffen und die Ostkurve bis nach Barcelona tragen. Allein schaffte Ali Daei diese Atmosphäre nicht zu halten und doch war es sein Torriecher, welcher den Start für die erste Champions-League-Saison der Hertha angab.

Foto: Michael Cooper /Allsport

Der Iraner hatte nie die Spieleanzahl eines Lustenbergers, den Fanstatus von „Zecke“ oder eine Vereinsbindung wie Kiraly. Er ließ an diesem 22. September aber nicht nur tausenden Hertha-Fans ein Spiel nie vergessen, sondern brachte Hertha BSC ein Gefühl an Weltklasse, wenn auch nur für eine Nacht. Einer von uns (wenn auch nur kurz).

[Titelbild: Gary Prior /Allsport]

Podcast #210 Lars man standing

Podcast #210 Lars man standing

Wieder nur knapp am ersten Heimsieg vorbeigeschrammt, muss sich Hertha mit einer guten Leistung und einem Punkt gegen den Tabellenzweiten sicherlich nicht grämen. Wir sprechen über die erneut ansprechende Leistung gegen Freiburg, über das Statement von Lars Windhorst und auch noch kurz darüber, was wir uns in Leipzig ausmalen.

Wir wünschen euch ganz viel Spaß mit der neuen Folge und freuen uns über eure Kommentare. Euer Feedback ist sehr motivierend und freut uns immer am meisten.

Wir würden uns sehr freuen, wenn ihr den Podcast mit euren Freund*innen, der Familie oder Bekannten teilt. Wir freuen uns über alle Hörer*innen.

https://twitter.com/junger_herr_/status/1465260902526201857?s=20&t=Wg3T87vZCK-7NuEK05OUQw

https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/protesthilfe-snowflake-zugang-fuer-iranische-demonstranten-koennte-missbraucht-werden

https://www.ardmediathek.de/sendung/katar-wm-der-schande/staffel-1/Y3JpZDovL3dkci5kZS9rYXRhci13bS1kZXItc2NoYW5kZQ/1

00:00:00 Intro & Feedback

00:11:21 Hertha News

00:49:42 Spielanalyse

01:46:42 Ausblick

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(Photo by Cathrin Mueller/Getty Images)