Herthaner im Fokus: Ein Sieg für die Stimmung

Herthaner im Fokus: Ein Sieg für die Stimmung

Ein wirklich wildes Fußballjahr geht für Hertha BSC zu Ende. Wie schon 2021 beendet man das sehr durchwachsene Jahr letztendlich mit einem Sieg und sorgt damit für gute Stimmung in und um den Verein. Gegen den 1. FC Köln schaffte es das Team zwar nicht altbekannte Schwächen und Probleme abzustellen, doch neben dem vorhandenen Glück in der Defensive konnte man in der Offensive sich endlich für die vielen Mühen belohnen. Beim 2:0-Sieg, den über 60.000 Zuschauer und Zuschauerinnen im gut gefüllten Olympiastadion verfolgten, hatte man gleichzeitig auch einen extrem müden und unkonzentrierten Gegner gegen sich, der sich immer wieder selber im Wege stand.

Zwei Änderungen nach einer langen Englischen Woche

Gegenüber der bitteren Last-Second-Niederlage in Stuttgart änderte Sandro Schwarz seine Mannschaft auf zwei Positionen. Dafür verabschiedete er sich vom 4-4-2 und griff auf das zuvor bewährte 4-3-3 zurück.

(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Im Tor Dänemarks WM-Fahrer Oliver Christensen. In der Verteidigung stand zunächst Kapitän und Linksverteidiger Marvin Plattenhardt, der allerdings früh verletzungsbedingt Maximilian Mittelstädt Platz machen musste, in der Innenverteidigung Marc-Oliver Kempf und Agustin Rogel und als Rechtsverteidiger Jonjoe Kenny. In der Zentrale vor der Verteidigung war wieder Startelfrückkehrer Ivan Sunjic zu finden. Vor ihm ackerten Lucas Tousart und Jean-Paul Boetius. Im Sturm sollten Dodi Lukebakio, Marco Richter und der vollständig wiedergenesene Wilfried Kanga, der Davie Selke aus der Startelf verdrängte, für Torgefahr sorgen

In unserer Analyse schauen wir heute auf die Torschützen, Herthas andauernde Linksverteidiger-Thema und eine gute Alternative im zentralen Mittelfeld.

Marco Richter: Im richtigen Moment zur Stelle

Gegen den VfB Stuttgart glänzte Marco Richter vor allem durch Diskussionen mit den Gegenspielern und dem Schiedsrichtergespann, Teil des Spiels war er allerdings nicht. Das änderte sich glücklicherweise gegen Köln. Er war wieder motiviert und wusste seine individuellen Qualitäten stets zu nutzen, auch wenn er häufig überhastet abschloss. In seinen 84 Minuten, die er auf dem Platz stand, erarbeitete sich Marco Richter vier Torschüsse. Der Sekundenzeiger hatte noch nicht einmal das erste Mal die ganze Uhr umrundet, da versuchte es der 24-Jährige schon das erste Mal. Wieder einmal begann Hertha ein Spiel hellwach und versuchte früh Druck aufzubauen. In der 14. Minute fehlte es Richter deutlich an Präzision und Ruhe. Sein Schussversuch, der sich eher überraschend für ihn ergab, setzte er deutlich über das Tor. Seinen goldenen Moment hatte er in der 54. Minute. Dodi Lukebakios Hereingabe wurde von Kölns Torhüter Marvin Schwäbe in die Mitte gelenkt, Richter knallte den Abpraller unter die Latte zum vorentscheidenden 2:0.

(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Der Angreifer hatte es nicht leicht. Vier Mal wurde er von den Kölnern unfair vom Ball getrennt, doch er war endlich wieder Teil der Mannschaft. 45 Ballaktionen zählen die Statistiken, 15 von 22 Pässen kamen an, 58 Prozent seiner Zweikämpfe entschied er für sich. Und auch in der Defensive half Richter ein ums andere Mal aus. Wieder einmal wird deutlich, wie wichtig ein Marco Richter in guter Form ist. Man sollte alles daran setzen, dass das im neuen Jahr so bleibt.

Maximilian Mittelstädt: Plattenhardts Pech wird zu Herthas Glück

Eine Never-ending-Story. Ja, Marvin Plattenhardt konnte sich mit einer Torvorlage – einer wirklich schönen Flanke aus dem linken Halbfeld – mal wieder in die Statistiken eintragen. Und damit hat er einen riesigen Anteil an dem sehr wichtigen Sieg der Hertha. Und verletzt ausgewechselt werden, wünscht man keinem Spieler. Doch mit der Einwechslung von Maximilian Mittelstädt nach 24 Minuten wurde wieder einmal deutlich, dass Herthas besserer Linksverteidiger die meiste Zeit in dieser Saison auf der Bank saß. Statistisch ist das sogar nachweisbar. Und weiterhin befinden wir uns bei einem Vergleich auf dieser Position bei Hertha BSC auf niedrigem Niveau, auch wenn Mittelstädt gegen die Kölner ein wirklich gutes Spiel zeigte.

Mittelstädt war praktisch mit der allerersten Szene mitten im Geschehen. Nachdem Sargis Adamyan Linton Maina in der 25. Minute auf die Reise geschickt hatte, fehlte nicht viel und der gebürtige Berliner – in diesem Fall ist Linton Maina gemeint – hätte den Ausgleich erzielt. Doch das nötige Zielwasser fehlte. Mittelstädt verpasste es, zusammen mit seinen Kollegen das Abseits aufzuheben und so hatte er keine Chance mehr entscheidend einzugreifen.

(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Mittelstädt sammelte gegen die Kölner Top-Statistiken. 79 Prozent seiner Pässe kamen bei den Mitspielern an, stolze 92 Prozent seiner Zweikämpfe gewann er. Zusätzlich beendete er fünf von sechs Dribblings erfolgreich. Dem gegenüber stehen trotzdem 13 Ballverluste und auch er hatte das ein oder andere Mal gegen die Kölner Offensive das Nachsehen. Seine Flankenqualität ließ oft zu wünschen übrig, doch manchmal war die gar nicht so wichtig. In der 77. Minute holte er mit seiner schwachen Flanke sogar noch einen Eckball heraus, etwas, was ihm in dem Spiel mehrmals gelang. Und am 2:0 hatte er mit einem Dribbling und einer Balleroberung entscheidenden Anteil.

Wie schon erwähnt, Das Linksverteidiger-Duell, welches seit vielen Jahren zwischen Mittelstädt und Plattenhardt besteht, befindet sich auf keinem hohen Niveau. Immer wieder wechselten sich die beiden ab, je nachdem wer sich gerade in einer besseren Phase befand. Zu Beginn dieser Saison sollte dieses Thema beendet werden, indem Marvin Plattenhardt zum Kapitän ernannt wurde.

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Doch spielerische Argumente, in der Hierarchie vor Mittelstädt zu stehen, konnte er nicht liefern. Interessant wird die Lage im Winter werden. Beide Verträge laufen aus, um einen Abgang von Mittelstädt gibt es immer wieder Gerüchte und mit Lukas Ullrich steht ein heißbegehrtes Linksverteidiger-Talent in den Startlöchern.

Wilfried Kanga: Startelfambitionen untermauert

Auch im Sturm werden im Winter gewisse Entscheidungen getroffen werden müssen. Davie Selke steht vor dem Abschied und bis auf Dodi Lukebakio konnte sich in der Hinrunde kein Spieler als eiskalter Vollstrecker vor dem Tor herauskristallisieren. Umso besser, dass Wilfried Kanga sein Torekonto auf zwei aufstocken konnte. Der Ivorer stand nach seiner schwachen Torausbeute in den letzten Wochen immer mehr in die Kritik und wird sich nach der Winterpause weiter beweisen müssen, um Chancen für die Startelf zu bekommen. Gegen die Domstädter stand er bis zur 84. Minute auf dem Platz und seinen entscheidenden Beitrag leistete er bereits nach neun Minuten. Luca Kilian entwischend nickte er die wunderbare Flanke von Marvin Plattenhardt aus kurzer Distanz in die Maschen.

(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Er arbeitete, bemühte sich mit spielerischen Elementen am Offensivspiel teilzunehmen. Eine weitere große Chance eröffnete sich ihm in der 28. Minute. Die starke Vorlage von Lukebakio lenkte er Richtung Tor, doch landete lediglich am Außennetz. In der 69. Minute fand er in aussichtsreicher Position in Luca Kilian seinen Meister. Eine von verschiedenen Aktionen, in denen mehr drin gewesen wäre. Nicht nur in diesem Spiel. Die gesamte Saison schon. Doch auch Kanga war – anders als zuletzt – Teil der Mannschaft. 35 Aktionen hatte er am Ball, verteilte 22 Pässe, von denen 14 ankamen. 55 Prozent seiner Zweikämpfe gewann der Stürmer und defensiv klärte er sogar zwei Aktionen der Kölner. Wilfried Kanga untermauerte seine Startelfambitionen, doch es braucht weiter Zählbares vor dem Tor, um langfristig erster Stürmer von Hertha BSC zu bleiben.

Ivan Sunjic: Starkes Spiel und gute Alternative

Nachdem zuletzt Suat Serdar immer wieder den Vorzug vor den Kroaten bekommen hatte, aber selten etwas Zählbares erspielen konnte, stand gegen Köln Ivan Sunjic wieder einmal in der Startelf. Neben Lucas Tousart spielte er im zentralen Mittelfeld das gesamte Spiel durch. Vor allem defensiv wusste er immer wieder für Ruhe zu sorgen, aber auch offensiv hatte er seine Anteile am Spiel der Hertha.

(Photo by Boris Streubel/Getty Images)

80 Prozent seiner Pässe waren erfolgreich. Sechs seiner acht Zweikämpfe entschied er für sich. Auch diese 75 Prozent sind eine wirklich starke Statistik für den Defensivspieler. Eine Aktion der Kölner klärte er im eigenen Strafraum, einen weiteren Schuss blockte er, sechs Tacklings entschied Sunjic für sich. Dem gegenüber stehen zwar sieben Ballverluste, doch insgesamt polierte er in diesem  Spiel seine Statistiken ordentlich auf. Offensiv wurde er nach 45 Minuten von Dodi Lukebakio in Szene gesetzt. Sein Torschuss wurde aber von Schwäbe stark gehalten, seinem nachfolgenden Kopfball konnte er nicht die nötige Kraft verleihen, um den Torhüter ein weiteres Mal herauszufordern.  Ein wirklich gutes Spiel von Ivan Sunjic, der damit auch den Konkurrenzkampf im zentralen Mittelfeld wieder ankurbelt.

Mit viel Glück für Ruhe gesorgt – Die Baustellen sind bekannt

Hertha konnte mit dem Sieg gegen den 1. FC Köln für etwas Ruhe sorgen und damit zumindest ohne Trübsal zu blasen in die Pause gehen. Das Spiel offenbarte allerdings auch, wie viel Glück die Mannschaft von Sandro Schwarz noch benötigt, um die Punkte mit nach Hause fahren zu können. Allein Sargis Adamyan hätte Hertha abschießen können, scheiterte letztendlich aber denkbar unglücklich an sich selbst und den anstrengenden vergangenen Wochen. Hertha hat auf vielen Mannschaftsteilen enorme qualitative Probleme, die im Winter besprochen und bearbeitet werden müssen. Die finanzielle Lage ermöglicht keine großen Handlungen auf dem Transfermarkt, auf Fredi Bobic und Sandro Schwarz kommt herausfordernde Arbeit zu. Die Saison könnte wieder einmal sehr lang werden, doch die Vorzeichen sind um einiges besser als noch vor einem Jahr. Während damals ein schwer gezeichneter Verein vorzufinden war, dessen gesamte Fanszene auch schwer zerrüttet war und die Lage dunkler und unterkühlter kaum sein konnte, ist dieses Mal der Verein geeint.

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In und um den Verein herrscht trotz der schwierigen sportlichen Lage, eine seit Jahren nicht mehr so groß gelebte Einheit. Die Stimmung ist gut, über das Miteinander wird nicht nur gesprochen, es wird auch gelebt. Einen großen Anteil daran hat auch Präsident Kay Bernstein und damit Wunsch und Wohl der Fans. Im Übrigen eines der großen positiven Ereignisse dieses so verrückten Fußballjahres von Hertha BSC.

(Titelbild: Boris Streubel/Getty Images)

Herthaner im Fokus: Routine schlägt Kampfgeist

Herthaner im Fokus: Routine schlägt Kampfgeist

Ein ausverkauftes Berliner Olympiastadion, eine weitere ansprechende Leistung der Hertha und am Ende steht eine Niederlage gegen den FC Bayern München fest. Höhepunkte der Veranstaltung sollten definitiv die zahlreichen Banner gegen die WM in Katar sein, die in beiden Fanlagern präsentiert wurden. Auf dem Rasen fand ein Spiel statt, welches zwei sehr verschiedene Halbzeiten zu bieten hatte. Während nach 45 Minuten und einer wilden ersten Halbzeit bereits der 2:3-Endstand auf der Anzeigetafel zu sehen war, war die zweite Hälfte bis auf einer kurzen Druckphase der Bayern durch solide Abwehrleistungen geprägt. Und die Gründe für die Niederlage waren insbesondere in der Topform und eiskalten Spielweise verschiedener Bayern-Spieler, wie Jamal Musiala oder Eric-Maxim Choupo-Moting zu finden. Und leider auch darin, dass Herthas Verteidigung in manch einem Moment überfordert und unaufmerksam war.

Schwarz setzt erstmals auf ein 4-4-2

Gegen den Rekordmeister stellte Sandro Schwarz seine Mannschaft in einem 4-4-2-System auf. Personell musste er verletzungs- bzw. gesundheitsbedingt zweimal wechseln. Jean-Paul Boetius ersetzte den in Bremen verletzt ausgewechselten Stevan Jovetic, Davie Selke den unter der Woche an Magen-Darm erkrankten Wilfried Kanga im Sturm. Dort wurde Selke von Dodi Lukebakio unterstützt, der von den Außen in die Mitte gewechselt ist. Boetius nahm zunächst die Position des linken Außenspielers dafür ein. Auf der rechten Seite agierte dafür Marco Richter. Im zentralen Mittelfeld war die übliche Achse, bestehend aus Lucas Tousart und Suat Serdar, zu finden. In der Verteidigung sollte sich wieder nichts verändern. Links Kapitän Marvin Plattenhardt, in der Innenverteidigung Marc-Oliver Kempf, Agustin Rogel und Jonjoe Kenny. Im Tor stand Oliver Christensen.

In unserer heutigen Analyse schauen wir auf die Offensivakteure, jemanden, der zum Leistungsträger herangewachsen ist und die Einwechslungen.

Dodi Lukebakio: Gegen Bayern gefährlich wie immer

Eigentlich sind alle Lobeshymnen über Dodi Lukebakio gesungen. Er ist in dieser Saison einfach einer der besten Spieler von Hertha BSC. Der Belgier wächst immer mehr zum Führungsspieler heran, was auch seine Ansprache ans Team vor dem Spiel zeigte. Und wie üblich gegen die Bayern, war er auch vor dem Tor gefährlich. Die kleine Umstellung von den Außen in die Sturmzentrale sollte sich auszahlen. Schon nach vier Minuten und einem siegreichen Laufduell gegen Dayot Upamecano zwang er Manuel Neuer zu seiner ersten Parade. Seinem Schuss auf die obere Torecke fehlte aber die nötige Kraft, um den wiedergenesenen deutschen Nationaltorhüter wirklich vor Probleme zu stellen. In der 40. Minute konnte er seine Mühe und seinen Einsatz vergolden. Nach einer Flanke von Richter ließ er Neuer per Direktabnahme keine Chance. Das 1:3 weckte Hertha kurz vor der Pause nochmal auf.

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(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Insgesamt war Lukebakio 38 Mal am Ball, spielte 71 Prozent erfolgreiche Pässe, gewann 50 Prozent seiner Zweikämpfe und vollzog drei von vier Dribblings erfolgreich. Insgesamt wirklich starke Statistiken für einen Stürmer. Hinzu kommen drei Torschüsse, er bereitete einen weiteren vor, aber er hatte auch 12 Ballverluste, die man allerdings wohl gegen die Bayern mit einberechnen muss. In der zweiten Halbzeit konnte aber auch er kaum noch nennenswerte Akzente in der Offensive setzen. Dodi Lukebakios Form ist enorm wichtig für das Team. Er ist der beste Offensivspieler, Toptorjäger und der einzige, der regelmäßig zählbare Leistung liefern kann. In Herthas Situation Gold wert, aber leider zu wenig, wenn seine Mitspieler nicht ähnliches liefern können.

Jonjoe Kenny: Zum Leistungsträger herangewachsen

Einer, der nicht in der Offensive zu sehen ist, aber ebenfalls mittlerweile oft mit starken Leistungen glänzen kann, ist Rechtsverteidiger Jonjoe Kenny. Der Engländer brauchte einige Spiele, um im Team anzukommen, doch mittlerweile ist er kaum noch wegzudenken. Neben Oliver Christensen, ist er der einzige Herthaner, der noch keine Minute in dieser Saison verpasst hat. Und auch gegen die Bayern zeigte er eine absolut ansprechende Leistung. Ganz nebenbei waren mit Sadio Mané und Kingsley Coman zwei absolute Weltstars seine direkten Gegenspieler.

(Photo by RONNY HARTMANN/AFP via Getty Images)

Er war 42 Mal am Ball, spielte 60 Prozent erfolgreiche Pässe und konnte solide 71 Prozent Zweikämpfe für sich entscheiden. In der Verteidigung hatte er gegen die stürmenden Bayern allerhand zu tun. Sechsmal klärte er den Ball aus dem Strafraum, blockte zwei Schüsse, lief drei Bälle ab und entschied fünf Tacklings für sich. Stolze Zahlen für den Dauerbrenner. Jonjoe Kenny ist sicherlich kein Spieler für die Galerie, doch er hat Herthas Dienstältesten Fußballer, Peter Pekarik, auf dieser Position endlich ersetzen können. Wahrscheinlich auch weil er dem Slowaken eben manchmal recht ähnlich ist.

Davie Selke: Deutscher Choupo-Moting… oder andersrum?

Aus Davie Selke wird in diesem Leben wohl kein eiskalter Vollstrecker vor dem Tor mehr. Zumindest nicht im Hertha-Trikot. Etwas, was man vor wenigen Wochen auch über Eric-Maxim Choupo-Moting dachte, bis der auf einmal in die Form seines Lebens kam und mittlerweile beim FC Bayern für etliche Tore sorgt. These: Würden Choupo-Moting und Selke die Teams wechseln, würde auch Selke eine Statistik wie der Kameruner vorweisen können. Im Endeffekt liegt es dann doch zu großen Teilen an den Mitspielern und am Kopf. Die beiden Tore, die Choupo-Moting Hertha einschenkte, hätte Selke nicht schöner veredeln können. Luftloch schießen und im Fallen mit dem Standbein den Ball ins Tor drücken – eben eine hohe Kunst besonderer Stürmer …

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(Photo by RONNY HARTMANN/AFP via Getty Images)

Davie Selke war gegen die Münchner 64 Minuten lang auf dem Platz, eher er Wilfried Kanga Platz machen musste. Und wie immer war er bemüht, umtriebig und war hochmotiviert. Nach elf Minuten hatte er seine erste von drei Möglichkeiten vor dem Tor. Die Hereingabe von Marvin Plattenhardt konnte er aber nicht mit dem nötigen Druck auf Neuers Tor bringen. Keine Gefahr im Endeffekt. 30 Mal war Selke am Ball, spielte elf von siebzehn Pässen erfolgreich, gewann die Hälfte seiner Zweikämpfe und holte kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit den Elfmeter raus, als ihm Benjamin Pavard auf den Fuß stieg. Den Elfmeter verwandelte er selbst sicher. Der Anschlus war hergestellt.

Auch wenn die Statistiken von Selke keinesfalls schlecht sind, so fehlt ihm doch einiges, um ein wirklich entscheidender Faktor im Spiel der Hertha zu sein. Zu oft fehlt ihm das nötige Gefühl in der Ballbehandlung, wie in der 27. Minute, als es ihm nicht gelang den Ball in extrem aussichtsreicher Position zu kontrollieren. Die unfreiwillige Abgabe war immerhin die Vorlage einer guten Chance Marco Richters. Glück hatte Selke zusätzlich in der 16. Minute, als sein rüdes Foul gegen Upamecano eigentlich mit gelb hätte bestraft werden müssen. Der Stürmer war wie immer bemüht, konnte dank des Elfmeters Zählbares produzieren, insgesamt aber zu harmlos.

Marco Richter: Gut begonnen, stark nachgelassen

Marco Richter war wie immer sehr motiviert und glücklicherweise trotz Schwierigkeiten auf dem Platz nicht so schnell frustriert, wie häufiger in manchen Spielen in der Vergangenheit. In der 27. Minute hatte Richter schlichtweg Pech, es mit einem der besten Torhüter der Welt zu tun zu haben. Seinen wirklich sehenswerten Schlenzer aus der Drehung auf das linke, obere Toreck, hielt Manuel Neuer mit einer absoluten Glanzparade. Nicht viele Bundesligatorhüter sind in der Lage, solch einen Ball noch aus der Ecke zu fischen. In den meisten Spielen hätte Hertha hier wohl ein Tor feiern können. In der 40. Minute konnte er sich mit seinem Assist in die Statistiken eintragen. Seine Flanke von der rechten Seite war wohlgetimt, um Lukebakio den perfekten Torabschluss zu ermöglichen.

(Photo by RONNY HARTMANN/AFP via Getty Images)

Gegen die Bayern war Richter 78 Minuten dabei, ehe er von Myziane Maolida ersetzt wurde. Die Verteidigung machte es ihm durchgehend schwer sich zu entfalten. 28 Mal war er am Ball, spielte acht von vierzehn Pässen erfolgreich, konnte aber nur drei von zehn Zweikämpfen für sich entscheiden. Zudem kommen zwölf Ballverluste. Insbesondere ab der zweiten Halbzeit konnte er kaum noch Einfluss auf das Offensivspiel der Hertha nehmen. Insgesamt hat Richter aktuell im Zweikampf um den Startelfplatz gegen Chidera Ejuke leicht die Nase vorn.

Die Wechsel verpuffen ohne nennenswerten Einfluss auf das Spiel

Und da sind wir bei einem Problem, was sich seit einigen Spielen bei Hertha durchzieht. Die Einwechslungen bringen aktuell kaum Zählbares zustande. Sie ordnen sich nahezu unsichtbar ins Spiel der Berliner ein, ohne Frische ins Team zu bringen oder einen gewissen Einfluss zu haben. Auch ein Grund, weshalb Richter ohne Probleme vor Ejuke in der Hierarchie stehen kann. Der Nigerianer hat natürlich ein bestechendes Tempo, aber seine Fehler in der Entscheidungsfindung auf dem Platz lassen einfach keine hilfreichen Aktionen zu. Pässe spielt er zu spät oder gar nicht, mal einen Torschussversuch abgeben, sucht man bei ihm ebenso vergeblich. Ejuke ist seit Wochen außer Form und schafft es Richter nicht zu ersetzen.

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Myziane Maolidas Vorstellung gegen Bayern war kläglich. Eingewechselt in der 78. Minute sollte er nochmal Offensivschwung bringen, herausgekommen ist rein gar nichts. Er war sieben Mal am Ball, davon verlor er ihn sechsmal. Keiner seiner drei Pässe kam beim Mitspieler an, nicht einmal aus kürzester Entfernung. Myziane Maolida fehlt Spielpraxis, ist aber kaum als Teil des Teams zu erkennen und sehr weit von Bundesliganiveau entfernt.

Wilfried Kanga und Kevin-Prince Boateng bemühten sich, konnten aber auch nichts in der Offensive ausrichten. Kanga wurde von Bayerns Abwehr kaltgestellt, lag in der Luft und brachte keinen Schuss oder auch nur Versuch auf das Tor von Neuer. Für Boateng ist das Spiel gegen die Bayern schlichtweg zu schnell gewesen, er ist nicht mehr in der Lage auf solch einem hohen Niveau noch mitzuhalten und dann auch noch klare Akzente zu setzen.

Maximilian Mittelstädt kam schon nach 65 Minuten für Marvin Plattenhardt. Auch wenn er keinen großen Einfluss auf das Spiel hatte, wurde in diesen Minuten schnell wieder deutlich, dass er einfach der bessere Linksverteidiger im Kader ist. Plattenhardt sah blass aus, allerdings konnten auch nicht Marc-Oliver Kempf und vor allem nicht Agustin Rogel überzeugen. Gerade Rogel hatte unglückliche Aktionen bei den Gegentoren.

Viel Lob bringt keine Punkte

Ja, eine Niederlage gegen die Bayern ist okay. Gegen den Rekordmeister zu punkten kann man nicht verlangen und schon gar nicht einplanen. Und Hertha gelang es wie gegen Leipzig nach einem deutlichen Rückstand das Spiel nochmal spannend zu machen, eine Qualität der Mannschaft. Aber am Ende sind nicht die Punkte, die man gegen Leipzig oder Bayern abgeben musste, das Problem. Da werden fehlende Punkte gegen Bremen, Hoffenheim oder Mainz zu einem Problem. Hertha steht nach 13 Spieltagen mit elf Punkten auf Platz 15. Zwei Siegen, stehen fünf Remis und sechs Niederlagen gegenüber. Das ist zu wenig, um von einer guten Bundesligasaison zu sprechen. Es hilft nichts, sich an immer den gleichen Lobeshymnen festzuhalten. Gute Spiele bedeuten nicht gleich Punkte und da ist letztendlich auch jede xGoals-Statistik unwichtig. Die Restsaison wird unglaublich hart, wenn man nicht gegen Stuttgart oder Köln einen Sieg, eigentlich zwei Siege, einfährt. In einer Woche wissen wir mehr.

(Titelbild: Maja Hitij/Getty Images)

Herthaner im Fokus: Gerechte Punkteteilung

Herthaner im Fokus: Gerechte Punkteteilung

Auch mal einen dreckigen Sieg einfahren. Drei Punkte, ab nach Hause und gut ist es. Am Ende redet schließlich keiner mehr drüber, woher die Punkte kommen, die am Ende den Klassenerhalt bedeuten. Hertha BSC stand am Freitagabend ganz kurz davor, eben jenen dreckigen Sieg einzufahren. Doch am Ende war man zu passiv, zu ängstlich und zu zögerlich und musste mit dem Schlusspfiff den bitteren Mainzer Ausgleichstreffer hinnehmen. Ein Remis, was sich wie eine Niederlage anfühlt und mit dem man beim Blick auf die Tabelle nicht allzu viel anfangen kann. Und dabei spielte man gar keine schlechte erste Halbzeit und ging verdient durch den Kopfballtreffer von Lucas Tousart in Führung. Doch die über weite Strecken druckvolle und überlegende Leistung in der ersten Halbzeit konnte nach dem Seitenwechsel nicht bestätigt werden. Das Team zog sich zurück, ließ sich auf zahlreiche Zweikämpfe und vor allem Fouls ein, konnte offensiv praktisch keine Akzente mehr setzen und verfiel zum Teil in eine Passivität zurück, die sich alle Beteiligten als endgültig abgestellt gewünscht hätten.

Sandro Schwarz mit dem üblichen System und nur einer Änderung  

Im mittlerweile üblichen 4-3-3-System von Trainer Sandro Schwarz ändert sich, wie hinreichend bekannt, selten etwas. Bei seiner Rückkehr zum 1. FSV Mainz 05 sollte es in der Startelf nur zu einer Änderung kommen. Den erkrankten Suat Serdar ersetzte Schwarz positionsgetreu durch Jean-Paul Boetius. Ein Ex-Mainzer für einen Ex-Mainzer. Weitere Änderungen nahm er gegenüber dem 2:2 gegen Bayer 04 Leverkusen eine Woche zuvor nicht vor.

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Im Tor stand Oliver Christensen, Linksverteidiger war wieder Kapitän Marvin Plattenhardt, die Innenverteidigung bestand aus Marc-Oliver Kempf und Filip Uremovic und die rechte Seite beackerte Jonjoe Kenny. Im Dreiermittelfeld spielten Ivan Sunjic, Lucas Tousart und der bereits erwähnte, in die Startelf rotierte Jean-Paul Boetius. In der Offensive sollten wieder Chidera Ejuke und Dodi Lukebakio auf den Außen und Wilfried Kanga im Mittelsturm für Torchancen sorgen.

In unserer Analyse schauen wir heute auf die Linksverteidiger, den Torschützen, eine Offensivkraft, die weitere Fortschritte macht und auf die Innenverteidigung, die allerhand zu tun hatte.

Marvin Plattenhardt und Maximilian Mittelstädt: Hertha hat ein Konkurrenz-Problem

Irgendwie ist es wie immer in den letzten Jahren. Hertha hat zwei solide Linksverteidiger, die ihre Stärken haben. Aber die genauso ihre Schwächen haben. Man weiß, was man bekommt. Hertha hat Marvin Plattenhardt und Maximilian Mittelstädt. Und beide bekamen im Spiel gegen Mainz ihre Einsatzzeiten. Marvin Plattenhardt bekam als Kapitän selbstverständlich wieder den Vortritt, doch es sollte sich im Laufe des Spiels zeigen, dass es gut war, dass Mittelstädt auf der Bank als Alternative saß. Zuletzt fehlte der ja bekanntlich öfter mal im Kader der Hertha.

Marvin Plattenhardt spielte ein relativ solides, aber nicht sonderlich auffälliges Spiel. Offensive Akzente konnte er praktisch keine setzen. Ihm gelang es nicht, die Offensive mit seinen scharfen Flanken in Szene zu setzen, er konnte selbst keine Abschlüsse erarbeiten und hatte eher mit seinem direkten Gegenspieler Edimilson Fernandes zu tun.

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Insgesamt war Plattenhardt 47 Mal am Ball. Er spielte zwölf erfolgreiche Pässe, was bei 21 aber auch nur eine Erfolgsquote von 57 Prozent bedeutet. Als Linksverteidiger nur 57 Prozent der Zweikämpfe zu gewinnen, ist ebenfalls keine Leistung, die großartig hilfreich ist. Zusätzlich leistete er sich wieder 18 Ballverluste – viel zu viel. Immerhin entschied er zwei Tacklings für sich und konnte in der Defensive zwei Aktionen klären. Seine gelbe Karte in der 48. Minute wurde zurecht mit gelb bestraft. Ob der VAR-Einsatz in diesem Fall wirklich nötig war, ist fraglich. Auch wenn der Einsatz in der Zeitlupe schmerzhaft aussah, war zu erkennen, dass es sich nicht um ein rot-würdiges Foul handelte. Trotzdem musste er nach 55 Minuten für Maximilian Mittelstädt Platz machen.

(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Und der wirkte wie üblich auch deutlich spritziger als sein Konkurrent. Aber beim Blick auf die Statistik sieht man, wie ähnlich die beiden sich in ihren Leistungen sind. Er war 38 Mal am Ball. Hatte mit 62 Prozent erfolgreicher Pässe zumindest eine etwas bessere Zahl erarbeiten können. Er gewann fünf von neun Zweikämpfen, aber leistete sich neben acht Fehlpässen, auch 14 Ballverluste. Das ist, wie bei Plattenhardt, natürlich auch dem extrem intensiven Spiel in der zweiten Halbzeit verschuldet. Er setzte zu drei Dribblings an, von denen er zwei erfolgreich beenden konnte. Auch er konnte, wie die gesamte Hertha-Mannschaft in der zweiten Halbzeit, keine Offensiv-Akzente setzen.

So ganz schlau wird man aus den beiden Linksverteidigern nicht. Seit Jahren überreichen sie sich gegenseitig den Staffelstab, ohne sich nachhaltig durchsetzen zu können. Einen echten Konkurrenzkampf gibt es zwischen ihnen nicht.

Lucas Tousart: Der führende Fast-Matchwinner

Fast wäre er der Matchwinner des Kampfes in Mainz gewesen. Der Franzose belohnte sich für seine bisher sehr starke Saison und nickte nach 30 Minuten nach einer feinen Vorlage von Chidera Ejuke aus zentraler Position ins Tor ein. Eine ähnliche Chance hatte er bereits in Augsburg, als er sträflich frei zum Abschluss mit dem Kopf kam, diese aber nicht nutzen konnte.

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Seine Werte ließen gegen die Mainzer zwar rein zahlenmäßig etwas zu wünschen übrig, allerdings hielt wie üblich insbesondere Ivan Sunjic ihm den Rücken frei. Insgesamt war er an 39 Ballaktionen beteiligt und spielte zehn von 19 Pässe erfolgreich. Während er allerdings nur 58 Prozent seiner Zweikämpfe gewinnen konnte, rettete ihn Sunjic (70 Prozent) ein ums andere Mal. Die schwächeren Werte sind allerdings auch dem verschuldet, dass Tousart sich immer mehr ins Offensivspiel integriert. Defensiv rettete er sechs Mal unter Druck stehend im Strafraum, zwei Fouls musste er ziehen, selber zwei einstecken. Mit zwei Tacklings beackerte er seine Gegner. Wie üblich war er auch einer der lauffreudigsten Spieler der Herthaner. 11.58 km spulte der 25-Jährige ab. Nur Ivan Sunjic (11,72 km) lief mehr.

Doch im entscheidenden Moment konnte auch Tousart nicht nahe genug am Mann sein. Beim Gegentor in der vierten Minute der Nachspielzeit war er zu passiv, konnte seine Gegenspieler gleich zweimal nicht in den Griff kriegen und an Vorlage und Abschluss hindern und damit auch nicht den Titel des Matchwinners einfahren.

Chidera Ejuke: Wieder Zählbares, aber noch viel Luft nach oben

Chidera Ejuke kann Spaß machen, zeigt immer wieder sein enormes Potential, macht auf dem Feld Dinge, zu denen viele nicht in der Lage sind und trotzdem schlägt er zu wenig Ertrag raus. Gegen die Mainzer war der Nigerianer 83 Minuten dabei, ehe er durch Peter Pekarik ersetzt wurde, der zu dem Zeitpunkt als Verstärkung kam, um die Führung über die Zeit zu bringen.

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(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

43 Mal war der 24-Jährige am Ball, spielte 20 erfolgreiche Pässe. Insgesamt kamen 74 Prozent seiner Bälle bei den Mitspielern an, eine starke Quote für einen Offensivspieler. Doch beim Blick auf seine Zweikampfwerte sieht man wieder die Probleme. Nur zwei von acht (25 Prozent) konnte er für sich entscheiden. Viermal versuchte sich Ejuke an Dribblings, kein einziges konnte er erfolgreich beenden. Seine individuellen Aktionen landen zu häufig beim Gegner – insgesamt leistete sich Ejuke 19 Ballverluste – seine Mitspieler dagegen weiß er in Szene zu setzen. Wie in der 30. Minute, als seine Flanke auf Tousart sehenswert seinen zweiten Saisonassist bedeutete.

Zusätzlich war er der Hauptprotagonist der größten Hertha-Chance des Spiels in der 41. Minute. Nachdem er von Lukebakio im Strafraum halbrechts angespielt wurde, versuchte er es mit einem Schlenzer aufs lange Eck. Torhüter Robin Zentner rettete sein Team sehenswert. Insgesamt ein Spiel, das zeigt, wie wichtig Chidera Ejuke für Hertha sein kann, aber auch was offenlegt, wo die Schwächen des Linksaußen sind.

Filip Uremovic, Marc-Oliver Kempf, Marton Dardai: Innenverteidiger mit viel Risiko und viel Glück

Verletzungsbedingt bekamen gegen Mainz drei Innenverteidiger ihre Chance. Sandro Schwarz baute zunächst auf sein Stamm-Innenverteidiger-Duo, bestehend aus Filip Uremovic und Marc-Oliver Kempf.

Filip Uremovic spielte das Spiel über die voll Distanz und leistete eine solide Arbeit. Wie üblich zeigte er sich körperbetont, risikoreich und nachdem er sich in den letzten Spielen öfter den ein oder anderen heftigeren Aussetzer leistete, konnte er gegen Mainz wieder eine gefestigtere Leistung zeigen. Defensiv hatte er aller Hand zu tun.

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

50 Ballaktionen hatte der Kroate, seine Passquote von 81 Prozent ist sehr sehenswert. er gewann sechs von sieben Zweikämpfen – 87 Prozent – und zog nur ein Foul. Sechs Mal klärte er im Strafraum, lief zahlreiche Bälle ab, tackelte und wusste eine klare Präsenz zu zeigen. Insgesamt ein sehr zufriedenstellender Auftritt des Neuzugangs, der auch nötig war, da er spätestens ab der 2. Halbzeit den Abwehrchef stellen musste.

Was aufgrund des gesundheitlichen Zustands von Marc-Oliver Kempf leider nötig war. Der 27-jährige Abwehrchef knickte in der 9. Minute bei seiner Lieblingsdisziplin, Blocken, übel um und musste behandelt werden. Zur Pause verabschiedete er sich. Eine schwere Verletzung scheint aber nicht vorzuliegen, zumindest gab es bereits Entwarnung.

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(Photo by Martin Rose/Getty Images)

Möglicherweise auch eingeschränkt durch seine Verletzung wirkte Kempf in seinem Spiel etwas behäbiger und tat sich schwerer als zuletzt. Er hatte 30 Ballaktionen, brachte 78 Prozent seiner Pässe beim Mitspieler unter und konnte drei von fünf, also 60 Prozent, seiner Zweikämpfe für sich entscheiden. Er leistete sich fünf Ballverluste, tat sich aber insbesondere in Laufduellen schwer, wie in der 37. Minute gegen Karim Onisiwo. Sein Glück, dass der Österreicher den leichten Kontakt als Anlass nahm, sich fallen zu lassen. In der strittigen Situation entschied Schiedsrichter Willenborg zurecht darauf, keinen Elfmeter zu geben.

Zur zweiten Halbzeit wurde Kempf durch Marton Dardai vertreten. Das Eigengewächs hat sich nach einer persönlich schweren letzten Saison mit der Rolle des Ersatz-Verteidigers abgefunden und kann mittlerweile feststellen, dass auch er Einsatzchancen und Minuten erhält. Und er leistete eine solide Arbeit. 31 Mal sah man ihm am Ball. In der intensiven Halbzeit tat er sich schwer im Spielaufbau.

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(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Nur sieben von 17 Pässen fanden die Mitspieler. 13 Ballverluste leistete der deutsche U21-Nationalspieler. Defensiv hatte auch er viel zu tun, da die Berliner ab der zweiten Halbzeit das Angriffsspiel praktisch einstellten und sich dem Mainzer Ansturm stellten. Sechsmal klärte er zum Teil in höchster Not, lief drei Bälle seinen Gegenspielern ab und entschied 66 Prozent seiner Zweikämpfe für sich. Zwei Tacklings entschied er für sich. Letztendlich war er einer der Protagonisten des von Sandro Schwarz als “Ringkampf” bezeichneten harten Spiels. Glück hatte er bei der Zweikampf-Bewertung von Schiri Willenborg. Nachdem er in der 64. Minute für sein Foul an Marlon Mustapha die gelbe Karte sah, hatte er Glück in der 76. Minute nicht vom Platz zu fliegen. Sein Einsteigen gegen Danny da Costa wurde allerdings nicht einmal als Foul gewertet. Glück für ihn und Glück für Hertha. Alles in allem zeigte sich Dardai nämlich wach, aktiv und als echte Alternative für die Innenverteidigung.

Eine gerechte Punkteteilung

Was fängt man nun mit dem Punkt an? Einsammeln und zufrieden sein muss wohl die Antwort lauten. Einen Punkt aus Mainz mitzunehmen, ist ein paar Tage nach dem Spiel ein vollkommen akzeptables Resultat. Die Entstehung ist trotzdem ärgerlich. Während die Hertha gerade in der ersten Halbzeit an den guten Leistungen aus den Vorwochen anknüpfen konnte, ließ man es in der zweiten Halbzeit dann doch sehr stark schleifen. Zu gehemmt und ängstlich war das Spiel der „Alten Dame“. Teilweise wirkte es wie ein Rückschritt. Der späte Gegentreffer war hart und bitter, aber aufgrund des Drucks, den die Mainzer ausübten, folgerichtig. Hertha steht nach sieben Spielen auf Platz 13, mit sechs erspielten Punkten. Sich an irgendwelchen theoretischen xG-Werten festzuhalten, die eine bessere Platzierung aussagen, hilft im Endeffekt nicht.

Jetzt, zur Länderspielpause, kann man aber festhalten, dass die Mannschaft ein ganz anderes Auftreten zeigt, als letzte Saison. Die Mannschaft spielt ansehnlichen Fußball, was fehlt, ist die Belohnung in Form von Toren und Punkten. Die Last der letzten drei Jahre wiegt noch immer schwer auf den Verein und einzelne Spieler. Sich von Sieg zu Sieg zu spielen hat vor der Saison niemand erwartet und erwartet jetzt auch keiner. Trotzdem muss man sich dem Risiko und der engen Tabelle bewusst sein. Nach der Länderspielpause müssen weitere Punkte gesammelt werden, um später eine ruhige WM-Pause genießen zu können. Die Qualität scheint da zu sein.

(Titelbild: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Herthaner im Fokus: Hertha scheitert an sich selbst

Herthaner im Fokus: Hertha scheitert an sich selbst

Zwei Handelfmeter gegen sich bekommen, einen maximal unnötigen Platzverweis kassiert und am Ende gegen einen schlagbaren Gegner mit 0:1 verloren. Nach dem 3. Spieltag der Fußball-Bundesliga sieht es für die Hertha alles andere als rosig aus. Und doch ist die Stimmung nicht so schlecht, wie es die Punkteausbeute vermuten lässt. „Heute fühl ich mich nicht unbedingt als Verlierer“, sagte beispielsweise Abwehrchef Marc Oliver Kempf nach dem Spiel im Interview bei DAZN. In Berlin scheint eine neue Erwartungshaltung eingekehrt zu sein, die aktuell definitiv hilfreich ist, denn in Aktionismus zu verfallen und radikale Konsequenzen zu fordern wäre so früh in der Saison fehl am Platz. Gegen Borussia Mönchengladbach zeigte sich das Team von Sandro Schwarz wieder gut geordnet, mit Zug zum Tor und vor allem wach. Man konnte stückweise sogar von den nächsten Fortschritten sprechen. Doch eine starke Teamleistung fiel am Ende individuellen Fehlern zum Opfer.

Eine Achse bei Hertha findet sich

Sandro Schwarz scheint eine Startelf gefunden zu haben für die Hertha. Gegen Borussia Mönchengladbach stellte er dasselbe Personal wie schon gegen Eintracht Frankfurt auf. Im Tor Oliver Christensen, die Verteidigung davor bestand aus Maximilian Mittelstädt, Marc Oliver Kempf, Filip Uremovic und Jonjoe Kenny. Im zentralen Mittelfeld agierten erneut Ivan Sunjic, Lucas Tousart, der wieder als Kapitän auflief und Suat Serdar, der sich mittlerweile als einer der stärksten Dribbler der Liga bezeichnen darf. In der Offensive vertraute Schwarz auf Chidera Ejuke auf links, Dodi Lukebakio auf rechts und Wilfried Kanga im Mittelsturm.

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Eine tolle Nachricht war die Rückkehr von Marco Richter in den Kader. Nach überstandenem Hodentumor durfte er zumindest wieder auf der Bank Platz. In unserer heutigen Analyse schauen wir auf eine spannende Entwicklung in der Offensive, die Entwicklung der Führungsspieler, einen Torwart, der sich endlich auszeichnen konnte und leider auch die immer wiederkehrenden individuellen Fehler.

Dodi Lukebakio: Auf und neben dem Platz wichtiger denn je

Kaum zu glauben, aber es ist wahr. Dass Dodi Lukebakio nochmal ein wichtiger Spieler werden würde für die Hertha, hätte vor einem Jahr und schon gar nicht nach seiner durchwachsenen Leihe nach Wolfsburg niemand gedacht. Mittlerweile gibt der Belgier sogar Interviews, spricht über das Team, lobt seine Mitspieler und zeigt, wie wichtig ihm die neue Mission ist. Mit Sandro Schwarz hat er möglicherweise den richtigen Förderer gefunden, der an den entscheidenden Stellschrauben zu drehen wusste. In Mönchengladbach war Lukebakio Herthas gefährlichster Spieler in der Offensive.

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Er gab vier Torschüsse ab und konnte dabei auf ein ganzes Repertoire seiner Stärken zurückgreifen und von neuen profitieren. Bereits in der 4. Minute zeigte er seine Bissigkeit, ging direkt in den Zweikampf und nutze gegen die mitlaufenden Verteidiger seine Schnelligkeit. Einzig am Abschluss haperte es in dieser Szene. In der 43. Minute konnte er – von Ivan Sunjic gut in Szene gesetzt – seine spielerische Klasse zeigen und ins Dribbling gegen die Verteidigung gehen. Doch auch hier war sein Abschluss das Manko. In der 56. Minute versuchte er es Wilfried Kanga mit ins Spiel zu nehmen, doch sein Pass auf den Sturmkollegen wurde von der Verteidigung der „Fohlen“ zur Ecke geklärt. Eine der wenigen Chancen, in der man Lukebakio eher einen Abschluss als die Ballabgabe zugestehen wollte.

Ansonsten macht der Rechtsaußen seine Sache gut. 9,36 km Laufleistung sind für den manchmal faulen Lukebakio eine gute Strecke. Vor allem weil es immer mehr Szenen zu verzeichnen gibt, in denen er mit nach hinten arbeitet. Insgesamt war er 35 Mal am Ball und konnte acht seiner zwölf Pässe bei den Mitspielern unterbringen. Seine Zweikampfstatistik fällt mit vier von elf gewonnen Situationen etwas ab. Zusätzlich konnte er drei von sechs Dribblings erfolgreich durchführen. Dodi Lukebakio wirkt aktuell wie ausgewechselt. Einziges Thema scheint aktuell die Chancenverwertung zu sein. Doch bemüht er sich weiterhin so wie zuletzt in Mönchengladbach oder gegen Eintracht Frankfurt ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis wirklich Zählbares bei rauskommt. Es wäre ihm und Hertha zu wünschen, dass im Laufe der Saison aufkommender Druck nicht zu Rückfällen in alte Zeiten führen würde.

Filip Uremovic und Maximilian Mittelstädt: Individuelle Blackouts schaden Hertha

Es ist schwierig zu greifen. Das Team konnte in Mönchengladbach eine gute Leistung abliefern. „Doch irgendwas ist immer“, wagt man als Herthaner fast schon zu sagen. Auch Filip Uremovic und Maximilian Mittelstädt spielten eine akzeptable Partie. Doch am Ende stehen sie als Verlierer der Partie da. Ihre individuellen Fehler machten zunichte, was das Team gemeinsam aufbaute. Doch beim Weg nach Oben heißt es natürlich auch Rückschläge zuzulassen und daraus zu lernen.

Filip Uremovic spielte bis zur 69. Minute in der Innenverteidigung neben Marc-Oliver Kempf. Und er machte seine Arbeit nicht schlecht. Er gewann 80 Prozent seiner Zweikämpfe (vier von fünf), war 40 Mal am Ball und damit einer der aktiveren Akteure und musste sich auch mit seiner Passstatistik nicht verstecken. 30 seiner 34 Versuche kamen bei den Mitspielern an, also 88 Prozent. Somit hatte der Kroate auch einen gewissen Anteil am Spielaufbau. Zwei lange Bälle kamen in der Offensive an, hinten hielt er mit einer Klärung und einer Aktion, in der er dem Gegner den Ball ablief, den Strafraum sauber.

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Was er sich allerdings vor der Ausführung des Elfmeters von Alassane Plea dachte, bleibt sein Geheimnis. Seine unnötige Störungsaktion wurde zurecht mit gelb bestraft. Der folgende Platzverweis nach seinem Handspiel in der 69. Minute war unglücklich, aber auch folgerichtig. Uremovic leistete der Mannschaft damit einen Bärendienst. Immerhin konnte der zweite Elfmeter von Oliver Christensen vereitelt werden. Doch solche Geschichten sind nicht förderlich für das Team und gelten schnellstmöglich abgestellt. Die Konsequenz aus dem Platzverweis ist eine neue Belegung der Innenverteidiger-Position. Marc Oliver Kempf scheint sich zunächst festgespielt zu haben als Abwehrchef. Der ehemalige, Dedryck Boyata, steht bekanntlich kurz vor einem Wechsel nach Brügge. Der logische Ersatz wird also Marton Dardai sein.

Auch Maximilian Mittelstädt zeigte im Großen und Ganzen wieder eine ordentliche Partie. Er lief 10,15 km und damit eine der weiteren Strecken der Berliner. Er ging in sieben Zweikämpfe, von denen er vier gewann. Ackerte wo es möglich war, entschied drei Tacklings für sich, klärte zwei Bälle, blockte Schüsse und lief zweimal dem Gegner den Ball ab. Die Statistiken zeigen also, dass Mittelstädt eine vollkommen akzeptable Partie absolvierte. Zusätzlich kamen von 29 Versuchen 25 erfolgreiche Pässe.

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(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Doch Mittelstädt schafft es seit Jahr und Tag seine eigenen starken Leistungen selbst zu zerstören. Seine Fehleranzahl versaut dem Eigengewächs zu oft das Ansehen und dem gesamten Team die Punkteausbeute. Es ist nicht so, dass Mittelstädt keinen Einsatz zeigt, dahingehend ist er top. Doch Blackouts wie das Handspiel nach 32 Minuten – und da ist es egal, dass der Angriff auf einer Fehlentscheidung des Schiedsrichters basierte – oder auch sein recht plumpes Einsteigen in der 86. Minute gegen Florian Neuhaus, bei dem er durchaus Glück hatte, dass Schiri Jöllenbeck weiterspielen lassen hat, sorgen zu oft für verzweifeltes Kopfschütteln.

Es bleibt festzuhalten, dass Filip Uremovic und Maximilian Mittelstädt dem Team viel gutes beifügen können. Doch um dauerhafte Leistungsträger zu werden, müssen dringend die individuellen Aussetzer abgestellt werden

Oliver Christensen: Die Chance sich auszuzeichnen

Gegen Hamburg in der Relegation nur sehr wenig zu tun gehabt, im Pokal und Derby sieben Gegentore kassiert und gegen Frankfurt auch keinen Ball auf das Tor bekommen – Oliver Christensen hatte noch nicht so viele Möglichkeiten sich auszuzeichnen. Insbesondere nach haltbaren Gegentoren kamen erste Diskussionen auf, in denen die Nummer-1-Qualitäten des Dänen angezweifelt wurden. Außerdem würde ihm nach der Degradierung Rune Jarsteins ein echter Herausforderer fehlen. Doch in Mönchengladbach wurde Christensen das ein oder andere Mal auf die Probe gestellt und konnte die Chance nutzen, sich ein wenig auszuzeichnen. Auch wenn bei weitem nicht alles klappte.

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(Photo by Martin Rose/Getty Images)

Den persönlich goldenen Moment im Spiel hatte Christensen in der 70. Minute, als er den schwach geschossenen Elfmeter von Jonas Hofmann hielt. Doch von „schwach geschossen“ zu sprechen und damit Christensens Leistung abzuwerten, wäre ungerecht. Der Torhüter hätte genauso gut in die andere Richtung springen können. In dem Fall wäre die Qualität von Hofmanns Schuss uninteressant gewesen und man hätte lediglich von „verladen“ gesprochen. In diesem Sinne ist die Aktion Christensens gar nicht hoch genug einzuordnen. Auch beim Elfmeter von Plea in der 34. Minute war er in die richtige Ecke unterwegs. Doch der Schuss des Franzosen war zu stark. Christensen wurde im Laufe der Partie auf verschiedene weisen getestet. Bereits nach drei Minuten musste er einen Ausflug aus den Strafraum machen und per Kopf klären. Die kurz aufkommenden Sascha-Burchert-Erinnerungen konnte er nach Hofmanns Distanzschuss aber schnell zum Schweigen bringen, da er schnell genug zurück im Strafraum und zur Stelle war.

Insgesamt hatte der 23-Jährige einiges zu tun. Dreimal wurde er zu Paraden gezwungen, eine der größten Aktionen von ihm sollte ihm in der 17. Minute gelingen. Ivan Sunjics missglückter Klärungsversuch mutierte zur Torchance, der Gladbacher. Christensen reagierte hervorragend auf der Linie. Den Abpraller konnte Thuram nicht im Tor unterbringen. Er schoss den am Boden liegenden Torhüter an. Zuvor konnte Christensen von Glück sprechen, als Kempf den Versuch von Plea in der siebten Minute an den Pfosten lenkte. Christensen wäre vermutlich geschlagen gewesen. Auch wenn er sich mittlerweile mehrfach auszeichnen konnte, zeigte Christensen erhebliche Schwächen in der Strafraumbeherrschung und bei Standards. So zum Beispiel in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit, als er eine Freistoß-Hereingabe nicht unterbinden konnte. Es kam mehr zur Kollision mit Nico Elvedi, als dass er den Ball klären konnte.

Noch scheint nicht alles perfekt zu sein im Berliner Tor. Doch angesichts eines gehaltenen Elfmeters kann man Christensen zumindest zu einer deutlichen Leistungssteigerung gratulieren.

Lucas Tousart: Der Anführer etabliert sich

Der Franzose war bis zur 83. Minute dabei, ehe er Davie Selke Platz machte. Und der Kapitän auf Zeit ackerte wie jedes Spiel, zeigte Einsatz und Leidenschaft und wurde wieder einmal seinem Amt gerecht. Gegen Borussia Mönchengladbach lief er mit 10,49 km die längste Strecke aller Berliner. Sein Zusammenspiel mit Suat Serdar funktioniert immer besser und auch in der Zusammenarbeit mit Ivan Sunjic und Jean-Paul Boetius kann man immer mehr Fortschritte erkennen. Lucas Tousart brachte sich als Box-to-Box-Spieler sowohl defensiv als auch offensiv ein. Offensiv versuchte er sich zweimal an Abschlüssen. Sein wuchtiger Schuss aus 20 Metern in der 15. Minute verfehlte letztendlich aber sein Ziel deutlich. Insgesamt war er 35 Mal am Ball, spielte 22 Pässe von denen 17 ankamen und gewann 57 Prozent seiner Zweikämpfe. Defensiv setzte er zu drei erfolgreichen Tacklings an und eigentlich hätte sein Zweikampf in der 32. Minute auch als gewonnen in die Statistik eingehen müssen. Doch Schiri Jöllenbeck entschied zu Unrecht auf Foul. Nicht nur, dass Hertha damit eine aussichtsreiche Chance genommen wurde, der folgende Angriff der Mönchengladbacher sollte zum unglücklichen Handelfmeter führen.

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(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Auf Lucas Tousart ist aktuell in allen Belangen Verlass. Als Anführer etabliert er sich zunehmend. Er baut seine Mitspieler auf, kommuniziert mit Ihnen und vor allem dem Schiedsrichter. Dinge, die in den letzten Jahren verloren gegangen waren. In Berlin stellt sich die Frage, wann ein Kapitän eigentlich ein Kapitän ist? Nur, weil er die Binde trägt oder kann man die Funktion eines Kapitäns ohne diese durchführen? Diese Frage muss Sandro Schwarz beantworten, sobald gewisse Spieler wieder einsatzbereit sind.

Und nun? Nicht von Taktik und System abweichen – irgendwann folgen die Punkte

Im Pokal bereits ausgeschieden und nur ein Punkt aus drei Spielen. Vor der Saison war um ehrlich zu sein aber auch nicht mit mehr zu rechnen. Das Auftaktprogramm ist extrem hart. Nächste Woche kommt Borussia Dortmund nach Berlin. Im schlimmsten Fall könnten es dann auch die ersten vier Bundesligaspiele sein, die nicht gewonnen werden konnten. Aber zum aktuellen Zeitpunkt geht es darum noch nicht. Die bisherigen Gegner sind nicht die Kragenweite, der Punkt gegen Eintracht Frankfurt kann sogar als Bonus gesehen werden. Und auch wenn die Ergebnisse nicht stimmen, kann man der Mannschaft keine großen Vorwürfe machen. Die Einstellung passt, die Leistung ebenfalls. Aktuell scheitert man vor allem durch individuelle Aussetzer.

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(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Doch Sandro Schwarz Handschrift ist schon deutlich zu erkennen. Im Vergleich zur Vorsaison sind einige Schritte getan worden. Insbesondere an Spielern wie Dodi Lukebakio und Lucas Tousart ist das hervorragend zu erkennen, die unter Schwarz aufblühen. Bleibt die Mannschaft und das Trainerteam auf ihrem Kurs, werden schon bald Punkte folgen. Zusätzlich schließt bald das Transferfenster, Störfeuer, wie die um Rune Jarstein und Dedryck Boyata können gelöscht werden und das Team findet sich immer mehr. In Berlin herrscht also trotz der schwachen Punkteausbeute eine Ruhe, die es in den letzten drei Jahren so nicht gegeben hat. Sie kann nur hilfreich sein.

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Herthaner im Fokus: Eine Leistungssteigerung führt zum ersten Punkt

Herthaner im Fokus: Eine Leistungssteigerung führt zum ersten Punkt

Es geht doch. Hertha BSC schafft es endlich, einem denkwürdigen Tag einen Stempel aufzudrücken und zu punkten – und das verdient. Gegen die Eintracht aus Frankfurt boten nämlich nicht nur die Berliner Fans mit einer wundervollen und sehenswerten Choreographie anlässlich des 130. Geburtstags von Hertha BSC ein Spektakel, sondern auch die Mannschaft konnte mit einer deutlichen Leistungssteigerung phasenweise aufblühen. Die Spieler zeigten eine Reaktion auf den schwachen Auftritt in Köpenick, das Aus im Pokal gegen Braunschweig und in einigen Mannschaftsteilen Fortschritte. Insbesondere in der Offensive. Doch während es vorne mittlerweile besser läuft, zeigen sich in der Defensive weiterhin altbekannte Schwächen. Dennoch ein Spiel, das vorsichtig Mut für die nächsten Wochen macht.

Hertha mit vier Neuen: Sandro Schwarz rotiert auf einigen Positionen

Doch um all das zu ermöglich, rotierte Sandro Schwarz auf einigen Positionen, zum Teil auch gezwungener maßen. Dabei blieb er seinem 4-3-3-System aber treu. Im Tor stand wieder einmal Oliver Christensen, die Verteidigung bestand aus Jonjoe Kenny, der die rechte Seite bespielen sollte und den beiden Innenverteidigern Filip Uremovic und Marc Oliver Kempf. Bis hierhin sollte sich also in der Verteidigung nicht viel ändern im Vergleich zum Derby. Doch auf der Position des Linksverteidigers ersetzte Maximilian Mittelstädt den kurzfristig ausgefallenen Kapitän Marvin Plattenhardt.

(Photo by Cameron Smith/Getty Images)

Als Abräumer auf der Sechs durfte wieder Ivan Sunjic ran, vor ihm Suat Serdar und Lucas Tousart, der den bisher schwach und langsam spielenden Kevin-Prince Boateng ersetzte und nach seiner gelb-roten Karte im Relegationsspiel gegen Hamburg erstmals in der Bundesliga wieder spielberechtigt war. Zusätzlich lief der Franzose als Kapitän der Mannschaft auf. Offensiv vertraute Schwarz wieder auf die Dienste Dodi Lukebakios auf der rechten Seite und vor allem den beiden Neuzugängen Chidera Ejuke auf der linken Seite und Wilfried Kanga im Mittelsturm, die Myziane Maolida und Davie Selke ersetzten.

In unserer heutigen Analyse schauen wir auf unseren vielseitigen Sturm, die noch immer Sorgen bereitende Verteidigung und die Führungsspieler im Team.

Dodi Lukebakio: Wenn er will einer der Besten bei Hertha

Der Belgier macht es vor jedem Spieltag spannend. Wie ist seine Form? Wie viel Lust hat er auf das Spiel? Wie viel ist er bereit zu investiere? Auch nach drei Minuten wusste man das nicht so richtig einzuordnen. Eben gelang ihm eine punktgenaue Flanke in den Strafraum auf Suat Serdar, der damit die Hertha früh in Führung köpfen konnte, doch die Art und Weise wie Lukebakio zum Ball eher joggte als rannte, machte zunächst stutzig. Allerdings konnte man es ihm auch nicht verübeln, die Frankfurter Verteidiger machten es ihm zugegebener Maßen auch nicht schwer.

(Photo by TOBIAS SCHWARZ/AFP via Getty Images)

Doch Dodi Lukebakio lieferte Antworten. Er war einer der besten Herthaner auf dem Platz, wusste sich und seine Mitspieler häufig in Szene zu setzen und machte der Abwehr das Leben schwer. Sein Zusammenspiel mit Jonjoe Kenny ist weiterhin alles andere als ausgereift, doch es wird zunehmend besser. In der Offensive hatte er mit Wilfried Kanga und Chidera Ejuke zwei Mitspieler, die wesentlich vielseitiger und schwerer zu verteidigen sind, als zuletzt Myziane Maolida und Davie Selke. 44 Mal war Lukebakio am Ball, drei Torschüsse gab er ab, drei Schlüsselpässe fügte er hinzu. Sechs Dribblings beendete er erfolgreich.

Seine Vorlage auf Stevan Jovetic per Heber über die gesamte Verteidigung in der 72. Minute hätte einen Treffer verdient gehabt. Zusätzlich gewann er 69 Prozent seiner Zweikämpfe. Keine schlechte Quote für einen Offensivspieler. Zusätzlich brachte er 16 seiner 23 Pässe an den Mann. Auch hierbei sind 70 Prozent für einen Offensivspieler eine vernünftige Quote. Gelingt es ihm noch mehr am eigenen Abschluss zu arbeiten und seine Effizienz auszubauen, kann Dodi Lukebakio für zahlreiche Tore sorgen. Die Hoffnung, den besten Lukebakio bei Hertha noch zu bekommen, könnte höher kaum sein. Es liegt an ihm, diese zu erfüllen.

Suat Serdar: Der Antreiber hat endlich bessere Mitspieler

Dem zentralen Mittelfeldspieler konnte gegen Frankfurt das gegeben werden, was ihn in seinem ersten Jahr bei Hertha meistens fehlte. Starke und mitspielende Kollegen. Zu oft versuchte er es in der Vergangenheit allein mit dem Kopf durch die Wand. Gegen die Hessen spielte sein Kopf wieder einmal eine Rolle. Dieses Mal aber eine sehenswerte. Nach Lukebakios feiner Flanke von der rechten Seite lief er perfekt in den Strafraum und wusste sich gegen Ansgar Knauff durchzusetzen. Das frühe 1:0 sorgte für eine Art Rückkehr der Sicherheit und des Selbstverständnisses im Spiel der Berliner. Serdar war im Laufe des Spiels einer der aktivsten. 56 Mal war er am Ball, vier seiner fünf Dribblings wusste er erfolgreich zu beenden.

(Photo by Gerald Matzka/Getty Images)

Er konnte 20 seiner 27 Pässe bei den Mitspielern unterbringen, nur seine Zweikampfquote von 43 Prozent ließ etwas zu wünschen übrig, doch seine Kollegen Ivan Sunjic und Lucas Tousart konnten ihn meist den Rücken freihalten oder zur Hilfe kommen. Suat Serdar sprüht aktuell vor Einsatzfreude und hatte es zumindest in jenem Spiel nicht nötig, auf Einzelaktionen zurückzugreifen. Zusammen mit den Offensivspielern konnte er das Angriffsspiel ordentlich ankurbeln, er kam insgesamt zu drei Abschlüssen. Neben seinem Tor war Serdar insbesondere in der 83. Minute im Mittelpunkt, als er in aussichtsreicher Position von Jonjoe Kenny in Szene gesetzt wurde. Doch sein Schuss, der aller Wahrscheinlichkeit nach im Tor gelandet wäre, wurde ausgerechnet vom eigenen Mann, nämlich Stevan Jovetic geblockt. Das Glück ist bekanntlich mit den Tüchtigen. Suat Serdar ist tüchtig und sollte er bei seinem Engagement bleiben, stehen die Chancen gut, dass er den Siegtreffer vielleicht auch mal erzwingen kann.

Lucas Tousart: Der wahre Hertha-Kapitän

Lucas Tousart entwickelt sich immer mehr zu dem Spieler, der einen bei Hertha BSC versprochen wurde. Gegen Eintracht Frankfurt führte er das Team das erste Mal in einem Pflichtspiel als Kapitän auf. Und er verhielt sich auch wie einer. Er kämpfte im Mittelfeld wo es ging, hielt insbesondere Suat Serdar den Rücken frei, bemühte sich der wackligen Innenverteidigung Unterstützung zu bieten und kommunizierte so oft es ging und nötig es war mit seinen Mitspielern und suchte wann immer es nötig oder praktisch war das Gespräch mit dem Schiedsrichter. 11,76 km lief er, Höchstwert auf dem Platz. Allgemein spulte die Mannschaft fünf Kilometer mehr ab, als gegen Union und zeigte auch daran gemessen einen höheren Einsatz.

(Photo by Martin Rose/Getty Images)

38 Mal war der Franzose am Spielgerät, gewann sieben seiner zwölf Zweikämpfe und brachte 18 seiner 26 Pässe beim Mitspieler unter. Wichtig war zudem, wie ballsicher er agierte, er verlor im Zentrum – anders als seine Mitspieler in Halbzeit zwei – kaum Bälle. Zusätzlich brachte er sich defensiv mit zwei erfolgreichen Tacklings ein. Sein großes Manko ist zweifelsohne sein Tempodefizit, was er mit robusten Zweikämpfen ausgleichen muss. Doch mit seiner starken und kämpferischen Haltung ist er des Kapitänsamts absolut würdig. Zumindest vertrat er Marvin Plattenhardt hervorragend und stand ihm in nichts nach. Ein wahrer Kapitän, der auch via Social Media sich sehr glücklich mit seiner Rolle zeigte und auch dahingehend für einen möglichen Konkurrenzkampf sorgen könnte.

Maximilian Mittelstädt: Seine Vielseitigkeit wird fast belohnt

Ohne Marvin Plattenhardt hier schlecht schreiben zu wollen, aber gegen Eintracht Frankfurt konnten gleich zwei Spieler Argumente liefern, weshalb Plattenhardt nicht unumstritten ist. Während Lucas Tousart als durchaus geeigneter Kapitän gelten könnte, schaffte es Maximilian Mittelstädt mit seinem ersten Saisoneinsatz Punkte zu sammeln. Der Wurf ins kalte Wasser aufgrund des kurzfristigen Ausfalls des normalerweise gesetzten Linksverteidigers Plattenhardt, tat dem Hertha-Eigengewächs zumindest nicht schlecht. Mit 10,2 gelaufenen Kilometern war er viel unterwegs. 77 Mal war er am Ball und damit einer der aktivsten der Hertha. Er zeigte sich als vielseitiger Linksverteidiger, wirkte wach, engagiert und mutig und vor allem motiviert. Auch er scheint körperlich und spielerisch im Vergleich zur letzten Saison zugelegt zu haben.

Zusätzlich war er kommunikativ, suchte seine Mitspieler, 22 seiner 31 Pässe kamen an. Mit sechs erfolgreichen Tacklings, zwei Klärungen und vier Aktionen, in denen er dem Gegenspieler den Ball ablaufen konnte, lieferte er einen sehenswerten Beitrag in der Verteidigung. Doch auch bei ihm ist das Tempo ein Manko. Ansgar Knauff und er lieferten sich zwar lange einen sehenswerten Zweikampf, doch zweimal musste er den Tempodribbler per Foul stoppen. Beim zweiten Foul in der 34. Minute sah er von Schiri Willenborg zurecht die gelbe Karte. Auch weitere Faride Alidou und Rendal Kolo Muani machten ihm das Leben schwer. Offensiv hatte Mittelstädt die Möglichkeit dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken. In der 23. Minute setzte er Wilfried Kanga im Sturm sehenswert in Szene. Hätte der Angreifer seine Torchance vergolden können, hätte also auch Mittelstädt seine erste Torbeteiligung in dieser Saison verzeichnet.

(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Insgesamt konnte Mittelstädt deutlich machen, dass er Ambitionen hat, auf mehr Einsätze zu bekommen. Durch seine Vielseitigkeit als Schienenspieler gelingt es ihm mehr als Plattenhardt, Offensive und Defensive im Blick zu halten. Gibt Sandro Schwarz ihm eine ehrliche Chance, ist ein offener Konkurrenzkampf um den Posten des Linksverteidigers möglich.

Wilfried Kanga und Stevan Jovetic: Potential zu gefährlichen Waffen

Wilfried Kanga und Stevan Jovetic sind Spieler, die einer Offensive extrem viel geben können. Beide kurbeln das Offensivspiel an und sind taktisch, spielerisch und technisch in der Lage, für viel Wirbel und Gefahr zu sorgen. Neuzugang Kanga durfte über 70 Minuten agieren und wusste vor allem in der ersten Halbzeit für Gefahr zu sorgen und auch phasenweise zu überzeugen. Allgemein zeigte sich der Franzose ballsicherer und vielseitiger als Konkurrent Davie Selke. Sein Engagement hätte er in der 23. Minute krönen können, als er Mittelstädts gefährlichen Pass im Strafraum empfing. Doch sein Schussversuch misslang – vermutlich wegen einer mangelhaften Rasenstelle – vollkommen. Aus nächster Nähe schoss der Stürmer deutlich über das Tor.

Es hätte das 2:0 sein können, ja vielleicht sogar müssen, womit das Spiel einen spannenden Verlauf hätte annehmen können. Im Zusammenspiel mit dem Rest des Teams gibt es sicherlich noch Luft nach oben, doch der erste Startelf-Einsatz ließ für die Zukunft gutes vermuten. Er gewann die Hälfte seiner Zweikämpfe, außerdem brachte er acht seiner sechzehn Pässe bei den Mitspielern unter. Kanga scheint gute Chancen zu haben, auch beim nächsten Spiel in der Startformation zu stehen. Vielleicht gelingt dann auch noch mehr Zählbares.

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(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Stevan Jovetic löste Kanga nach 70 Minuten ab und auch er hatte die Möglichkeit die Hertha auf die Siegesstraße zu bringen. Doch nur zwei Minuten nach seiner Einwechslung scheiterte er, nach sehenswerter Lukebakio-Vorlage, an seiner eigenen Hast und verzog freistehend vor Kevin Trapp. Seine Passqualitäten stellte er in der 83. Minute unter Beweis, als er Jonjoe Kenny auf der rechten Seite mitnahm. Die Hereingabe des Briten und der Abschluss Suat Serdars hätten für den goldenen Moment des Nachmittags sorgen können, doch ausgerechnet Jovetic selbst, der die Aktion kurz zuvor noch einleitete stand im Weg. Der Montenegriner zeigte in den wenigen Minuten wieder viel Qualität, sollte er körperlich in der Lage sein mehr Spielminuten zu absolvieren, wäre er für den Sturm eine enorme Waffe. 

Filip Uremovic und Marc-Oliver Kempf: Solide, aber wenn es schnell wird, brennt es

Das Innenverteidiger-Duo scheint erst einmal zu stehen. Wie schon in Köpenick sollten Filip Uremovic und Marc Oliver Kempf die defensive Zentrale dicht machen. Beide konnten mit soliden Leistungen auf sich aufmerksam machen, hatten aber auch große Schwierigkeiten.

Filip Uremovic war direkt früh gefordert. Bereits in der ersten Minute versuchten die Frankfurter in Person von Mario Götze Gefahr über Standards zu sorgen. Den Freistoß des WM-Helden von 2014 konnte Uremovic vor der Frankfurter Offensive klären. Der Kroate wusste eine solide Partie zu spielen, 16 seiner 18 Pässe kamen beim Mitspieler an, vier von fünf Zweikämpfen entschied er für sich. Sieben Mal klärte der Innenverteidiger zum Teil in höchster Not, drei Bälle schafft er den Gegenspielern abzulaufen. Doch den größten und entscheidenden Fehler beging er kurz nach der Pause. Die Frankfurter setzten ihn in der 48. Minute zu sehr unter Druck. Keine Chance dem Pressing zu entkommen, verlor er den Ball, der schnelle Angriff der Gäste führte zum Ausgleich durch Kamada. Sein Verhalten in dem Moment war alles andere als sehenswert und hilfreich, doch genauso wenig konnten seine Mitspieler ihn in der Situation unterstützen. Ihm also allein den Fehler zuzuschreiben, wäre zu einfach. Allgemein gelang es ihm aber auch nicht den schnellen Sturm der Frankfurter zu stoppen. Insbesondere Randal Kolo Muani, Lucas Alario und Rafael Borré wirbelten die Verteidigung der Hertha extrem durch. Das ein oder andere Tor mehr für die Eintracht wäre in manchen Phasen möglich gewesen. In der 83. Minute machte er nach Wadenkrämpfen Platz für Marton Dardai.

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(Photo by Matthias Kern/Getty Images)

Marc Oliver Kempf spielte unauffälliger als in Köpenick. Eine Tatsache, die bei dem meist aufopferungsspielenden Innenverteidiger besonders, aber keinesfalls schlecht ist. Wie Uremovic spielte er recht solide, gewann vier von sieben Zweikämpfen, lief zwei Bälle ab, klärte zwei weitere Aktionen und brachte 26 seiner 35 Pässe beim Mitspieler unter. Insbesondere mit langen Bällen gelang es ihm ein ums andere Mal das Offensivspiel anzukurbeln. Drei seiner fünf Versuche kamen an. Doch ein allseits bekanntes Problem konnte er nicht abstellen. Durch sein schwaches Stellungsspiel, das dringend von Nöten ist bei seinem Tempodefizit, konnte er der Verteidigung nur selten die notwendige Stabilität geben. Gegen die schnellen Offensivspieler des amtierenden Europa-League-Siegers sah er ein ums andere Mal sehr alt aus. Sowohl im Zusammenspiel mit Uremovic, als auch in den letzten Minuten mit Marton Dardai kamen die selben Fehler zustande.

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(Photo by Gerald Matzka/Getty Images)

Bereits in der ersten Hälfte hätte Alario ins leere Tor einschieben können, in der zweiten Halbzeit konnten Kempf und die gesamte Hintermannschaft von Glück sprechen, dass Kamada, Kolo Muani und Co zu wenig Zielwasser getrunken zu haben schienen. Auch in der für den Schiedsrichter kniffligsten Situation in der 90. Minute, konnten er und Dardai Rafael Borré weder ins Abseits stellen, noch ihn anderweitig verteidigen. Er und Uremovic sind zwei grundsolide Verteidiger, ein spielerisch aktiverer Marton Dardai würde dem Spiel aber wahrscheinlich noch mehr Flexibilität verleihen. Die gute Nachricht für die Verteidiger ist, dass solch ein schneller Angriff nicht jedes Spiel gegen sie aufgestellt sein wird. Nicht jeder Angriff besteht aus Sheraldo Becker, Kolo Muani oder im schlimmsten Fall Sadio Mané. Aber auch für einen Spieler wie Marcus Thuram, der am kommenden Freitag das schwere Brett sein wird, müssen sich Sandro Schwarz und die Verteidigung Gedanken machen.

Eine Leistungssteigerung sorgt für Zuversicht

Nach dem wilden Kick in Braunschweig und der enttäuschenden Derby-Niederlage folgte nun die erste sehenswerte Vorstellung der Hertha in dieser Saison. Die Mannschaft hat bewiesen, wettbewerbsfähig zu sein, auch wenn man in der Defensive mit viel Glück gesegnet war. Andererseits muss man aber auch von Pech in der Offensive sprechen. Der Aufreger des Spiels ist bis heute natürlich Streitthema in den sozialen Medien. War die Berührung von Christensen an Borré ein straffälliger Elfmeter? War die Entscheidung Willenborgs korrekt? War der Eingriff des VAR korrekt? Es sind Fragen, die überemotionale Fans nicht beantworten können. Selbst geschultes Personal tut sich dabei schwer. Im Sinne des fairen Fußballs scheint es die richtige Entscheidung gewesen zu sein, den Elfmeter zurückzunehmen.

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(Photo by Gerald Matzka/Getty Images)

Auf einigen Szenen des Spiels lässt sich aufbauen. Die Offensive wirkt sehr viel eingespielter und lebhafter als zuletzt, genauso die Verbindung zum Mittelfeld. Die Rollen scheinen klarer verteilt zu werden und für einige Positionen entwickelt sich ein echter Konkurrenzkampf, der dem Team nur guttun kann. Dass hartnäckige Probleme, wie individuelle Aussetzer oder dass man vom Gegner nur so überrannt wird, noch vorhanden sind und nicht innerhalb weniger Tage abzustellen sind, sollte jedem klar sein. Das im Endeffekt leistungsgerechte Unentschieden, die traumhafte Choreographie der Hertha-Fans und eine deutliche Leistungssteigerung hätten für einen zufriedenstellenden Sonntag und eine angenehme folgende Woche sorgen können. Doch Hertha wäre nicht Hertha, wenn es nicht irgendwelche Probleme gäbe. Die Suspendierung Rune Jarsteins, egal weshalb und warum und wem dabei die Schuld zuzuweisen ist, kommt zu Unzeiten.

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(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Eine Hertha-Legende droht aus dem Verein geworfen zu werden, der Torwarttrainer ist mehr als angezählt und die Torhüter-Position stellt nun wieder eine Baustelle dar. Oliver Christensen benötigt einen Herausforderer, im Optimalfall einen gestandenen Bundesliga-Torhüter. Dieses Problem zu lösen wird nicht einfach werden, aber was ist dieser Tage schon einfach bei Hertha BSC? Bei Hertha sind bis zum Ende der Transferperiode noch viele Personalfragen zu klären, nun wohl oder übel eine weitere.

(Photo by Gerald Matzka/Getty Images)