Borussia Dortmund – Hertha BSC: Der nächste Brocken nach dem Pflichtsieg

Borussia Dortmund – Hertha BSC: Der nächste Brocken nach dem Pflichtsieg

Schon erstaunlich, welche Auswirkungen so ein einfacher Sieg doch haben kann. Plötzlich scheint die Sonne viel heller, das Zwitschern der Vögel hört sich noch schöner an und am Montag war sogar Feiertag! Gut, letzteres hatte jetzt nicht unmittelbar mit dem Sieg von Hertha zu tun, aber sei’s drum. Fakt ist, dass nach dem Abpfiff am Samstagnachmittag quasi durch ganz Berlin ein kollektives Aufatmen zu hören War. Als die Mannschaft gefordert war, Charakter zu zeigen, hat sie ohne Wenn und Aber geliefert und konnte sich wieder etwas in Schlagdistanz zu den weniger bedrohlichen Tabellenregionen bringen. Wie bitter nötig diese drei Punkte waren, wird nochmal deutlicher, wenn man auf die kommenden Wochen schaut. Dort warten Gegner, die Herthas Defensive mit hoher Wahrscheinlichkeit allesamt mehr fordern werden, als es beim FCA der Fall war. Den Auftakt macht am kommenden Spieltag der frisch für das Viertelfinale der Champions League qualifizierte BVB.

Vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund haben wir mit Caroline, Redakteurin bei schwatzgelb.de gesprochen und sie unter anderem gefragt, wie sich der Spielstil des BVB seit Favres Abgang entwickelt hat.

Mit Terzic zurück auf Champions League-Kurs

Terzic und der BVB haben in den letzten Wochen wieder Grund zum Lachen (Imago Images via Getty Images)

Edin Terzic ist vielleicht das anschaulichste Beispiel dafür, wie schnell sich der Wind im Fußball doch binnen weniger Tage komplett drehen kann. Von „Dauerlösung“ bis „nicht gut genug“ war schon so ziemlich jede Schlagzeile in den vergangenen Wochen über den aktuellen Dortmunder Cheftrainer zu lesen. Aktuell spricht der Trend – trotz der jüngsten Niederlage in München – wieder für ihn. Unter seiner Regie ist der BVB sowohl im DFB-Pokal als auch in der Champions League in die nächste Runde eingezogen. Und auch in der Liga sind die Schwarz-Gelben nach zwischenzeitlicher Durststrecke mit drei Punkten Rückstand auf Platz Vier wieder auf Kurs Champions League-Qualifikation.

Daher wollten wir von Caroline wissen, was sich seit der Übernahme von Terzic auf dem Spielfeld geändert hat: „Die Spielidee von Lucien Favre war vielen schon länger ein Dorn im Auge. Es hieß: Immer geduldig bleiben, kein Tempo aufbauen, lieber noch 10 Mal hintenherum spielen, statt schnelle Konter zu fahren und den Gegner mit einem guten Umschaltspiel zu überrumpeln. Unter Terzic derweil „darf durchaus auch mal der schnellere Passweg nach vorne gesucht werden, anstatt zu warten, bis sich der Gegner in der Defensive wieder sortiert hat. Was auch im Spiel gegen Sevilla wieder deutlich wurde: Terzic ist an der Seitenlinie wesentlich aktiver als Favre. Er spricht seine Spieler direkt an, feuert sie an, motiviert sie, gibt gezielte Anweisungen, wer wie in einer bestimmten Situation zu handeln hat. Das ist sicherlich für die Spieler auch eine große Unterstützung.“

Ein entscheidendes Spiel – für beide Mannschaften

Der Ausfall von Sancho ist für den BVB kaum zu ersetzen (Maik Hölter/TEAM2sportphoto via Getty Images)

Doch so positiv der Trend unter Terzic auch ist – setzt sich dieser nicht bis zum Saisonende fort und lässt den BVB die Qualifikation für die Champions League verpassen, könnte das auch weitgreifende Auswirkungen für die darauffolgende Spielzeit haben. Schon im letzten Sommer rissen die Gerüchte um einen Abgang von Jadon Sancho nicht ab. Während Caroline beim Engländer ohnehin davon ausgeht, dass dieser unabhängig vom Ausgang der Saison im Sommer den Verein verlassen dürfte, sieht sie gerade in Bezug auf Haaland bei Erreichen von mindestens Platz Vier die Chance, ihn überzeugen zu können „noch ein Jahr in Schwarzgelb aufzulaufen.“

Dementsprechend steht also nicht nur für Hertha, die sich nach dem Sieg gegen Augsburg mit einem weiteren Punktgewinn Luft im Abstiegskampf verschaffen können, viel auf dem Spiel, gerade auch aus wirtschaftlicher Sicht, wie Caroline einordnet: „Der Druck, sich für die Champions League zu qualifizieren, lässt sich nicht von der Hand weisen. Finanziell dürfte das Saisonziel ohnehin fest eingeplant sein – schließlich kann es nicht der Anspruch von Borussia Dortmund sein, außerhalb der Top 4 zu landen. Zudem bleiben andere wichtige Einnahmequellen speziell rund um die Spieltage in Zeiten leerer Stadien während der Corona-Pandemie aus.

Umso bitterer ist es aus schwarz-gelber Sicht, dass bei der Mission Champions League Jadon Sancho verletzungsbedingt einige Wochen nicht zur Verfügung stehen wird: „Sein Ausfall wiegt auch deshalb so schwer, weil es an Alternativen mangelt. Hazard kommt gerade erst von einer langwierigen Verletzungspause zurück. Reyna fehlte zuletzt ebenfalls und hat zudem mit Formschwäche zu kämpfen. Von der Verpflichtung von Julian Brandt hat man sich in Dortmund definitiv mehr versprochen“, ergänzt Caroline. So geht der BVB also personell alles andere als sorgenlos ins Abendspiel am Samstag. Auf blau-weißer Seite sieht die Personallage indes allerdings auch nicht wesentlich erfreulicher aus.

Hertha weiter ohne Cunha – aber mit Dilrosun?

Während beim BVB mit Jadon Sancho der neben Haaland wohl aktuell wichtigste Spieler im Kader ausfällt, plagt sich Hertha mit der Verletzung Matheus Cunhas mit derselben Sorge herum. Der Brasilianer, der bei der 2:5-Niederlage im Hinspiel noch beide Treffer erzielte, wird auch am Samstag noch nicht zur Verfügung stehen können, ebenso wenig wie Sami Khedira und der langzeitverletzte Dedryck Boyata. Neuzugang Radonjic hat derweil seine Leistenprobleme auskuriert und konnte unter der Woche wieder voll beim Training mitwirken. Eine Option für den Kader könnte auch der sehnsüchtig erwartete Javairo Dilrosun sein. Der Niederländer war schon Anfang letzter Woche wieder ins Teamtraining eingestiegen und könnte nun, mit einer zusätzlichen Woche Vorbereitung, wieder eine Option für Pal Dardai sein. Angesichts der Personalsorgen, insbesondere in der Offensive, könnte man diese Rückkehr kaum hoch genug einschätzen.

Titelbild: nordphotox xEngler nph00076 via Getty Images

Hertha BSC – FC Augsburg: Das erste Endspiel

Hertha BSC – FC Augsburg: Das erste Endspiel

Viel Aufwand, kein Ertrag. So lassen sich inzwischen alle Auftritte Herthas der letzten Wochen zusammenfassen. Auch gegen den VfL Wolfsburg, das defensivstärkste Team der Liga, gelang es Hertha ein ums andere Mal, gefährlich nach vorn zu kombinieren. In einer gerechten Welt hätte es zudem im Laufe der ersten Spielhälfte Elfmeter für ein Foul an Matheus Cunha geben müssen – aber das Leben ist nun mal kein Konjunktiv und schon gar nicht gerecht. Und so befindet sich die „Alte Dame“ weiterhin mittendrin im Schlamassel. Zuletzt konnte sich die geschundene Fanseele zumindest damit trösten, dass Gegner der Größenordnung Wolfsburg, Bayern, Frankfurt etc. nun mal nicht die Kragenweite Herthas sind und die Siege woanders geholt werden müssen. Dieses „Woanders“ ist Augsburg. Am Samstagnachmittag wird sich also entscheiden, wie sehr das Team von Pal Dardai Abstiegskampf kann. Alles andere als drei Zähler, zumal mit Leverkusen und Dortmund als nachfolgende Gegner vor der Brust, könnte dem Hauch von Aufbruchstimmung seit Pal Dardais Rückkehr ein jähes Ende bereiten.

Für unseren aktuellen Vorbericht haben wir Augsburg-Experte Andreas befragt, der uns unter anderem Einblicke in die Spielweise des FCA gibt.

Viel Ernüchterung nach kurzer Euphorie

Gikiewicz und Caligiuri waren Augsburgs Königstransfers im Sommer (Quelle: xkolbert-press/UlrichxGamelx via Getty Images)

Viele staunten nicht schlecht, als der FCA im Sommer auf einen Schlag die Verpflichtungen von Tobias Strobl, Rafal Gikiewicz und Daniel Caliguiri bekanntgab. Besonders die beiden Letztgenannten ließen gehörig aufhorchen und angesichts der sportlichen Lage des Ex-Vereins von Caliguiri wird sich die eine oder andere sicher fragen, wie sinnvoll es war, den Leistungsträger ziehen zu lassen.

Des einen Leid, des anderen Freud, denn beim FCA fügten sich beide sofort nahtlos ein und gelten seither für Andreas „sportlich und in der Mannschaft als absolute Gerüst-Spieler.“ Und so sah es zu Saisonbeginn gar so aus, als könnten die Neuzugänge den FCA zu neuen Höhen verhelfen. Nach Siegen gegen Union und den BVB standen für die Fuggerstädter nach zwei Spielen sechs Punkte zu Buche. Die Anfangseuphorie sollte jedoch schnell der etwas graueren Realität weichen. Zwar konnte sich Augsburg mit dem Sieg gegen Mainz am vergangenen Wochenende vorerst der gröbsten Abstiegssorgen entledigen und steht mit acht Punkten vor Hertha vergleichsweise gesichert dar. Aus neutraler und wohl auch aus Fansicht schwer zu ertragen, ist aber die Art und Weise, wie sich das Team von Heiko Herrlich diesen Vorsprung erarbeitet hat.

Herrlichs uneingelöstes Versprechen

Der Fußball, den Heiko Herrlich spielen lässt, wird dem Namen des FCA-Trainers aktuell nicht gerecht. (Quelle: Poolfoto Peter Schatz / Pool via Getty Images)

Denn Liebhaber der Fußballästhetik stehen bei Betrachtung der Spiele des FCA nicht gerade in Verdacht, ins Schwärmen zu geraten. So steht man immerhin defensiv stabil und hat mit 35 Gegentoren eine der besseren Hinterreihen der Liga. Im Spiel nach vorn sind die Partien allerdings alles andere als vergnügungssteuerpflichtig. So sagt Andreas, dass man auch im Spiel gegen Mainz „mit Ballbesitz weiterhin wenig anfangen” konnte. All das mutet insofern etwas merkwürdig an, als dass Herrlich „mit dem Grundtenor antrat, dass seine Mannschaften etwas mit dem Ball anzufangen wissen. Diesen Beweis ist er in Augsburg nachhaltig noch schuldig geblieben. Bei allem Pragmatismus muss da mehr kommen, um an eine Märchenzukunft glauben zu können.“, so Andreas angesprochen auf die Frage, inwiefern Heiko Herrlich auch der Trainer für die nächsten Jahre sein soll, wie es Stefan Reuter, Geschäftsführer des FCA, jüngst bekräftigte.

Die mangelhafte Kreativität im Spiel nach vorn scheint aber zumindest nicht unbemerkt geblieben zu sein. So verstärkten sich die Schwaben im Winter mit Lászlo Bénes, den man von Borussia Möchengladbach auslieh und der dem Mittelfeld mehr „spielerische Elemente“, wie Andreas es sagt, verleihen soll. Der FCA-Experte ordnet aber gleichzeitig ein, dass die „Eingewöhnung aber noch andauere“.

Hertha muss eine harte (Zirbel-)Nuss knacken

Im Hinblick darauf, dass Pal Dardai vor allem im Umschaltspiel Herthas Stärke sieht, ist Augsburg nicht gerade der Gegner, der dieser Spielweise entgegenkommt. Allzu viele gegnerische Angriffe, aus denen Hertha seinerseits Konterversuche starten kann, wird Herrlichs Mannschaft kaum fahren. Hertha muss es also gelingen, gegen eine tiefstehende Mannschaft Chancen zu kreieren. Wie gerufen kommt da die Nachricht aus dem Lazarett, dass Javairo Dilrosun wieder fit ist und ebenso wie Marvin Plattenhardt und Jordan Torunarigha am Samstagnachmittag im Aufgebot stehen könnte. Ein Comeback Dilrosuns wäre doppelt wichtig, da in Cunha, Randonjic und Leckie drei Offensivkräfte angeschlagen nicht zur Verfügung stehen werden. Selbiges gilt auch für Sami Khedira.  

Um den Ausfällen im Angriff beizukommen, wird es, wie Dardai bereits bestätigte, zu einer Doppelspitze aus Cordoba und Piatek kommen. Diesen Ansatz wählte der Ungar bereits in der zweiten Halbzeit gegen Wolfsburg, als er nach Cunhas Herausnahme umstellen musste. Auch wenn die „Alte Dame“ im zweiten Abschnitt weiterhin torlos blieb, so machten die Ansätze dennoch Lust auf mehr. Nur werden allein Ansätze nicht reichen, um die Klasse zu halten. Der Druck liegt ganz klar aufseiten der Hausherren.

Quelle Titelbild: Poolfoto WITTERS via Getty Images

VfL Wolfsburg – Hertha BSC: Im Duell bei den Unüberwindbaren

VfL Wolfsburg – Hertha BSC: Im Duell bei den Unüberwindbaren

Die Luft am Tabellenende wird zunehmend dünner. Durch den Sieg von Mainz 05 in Mönchengladnach am vergangenen Samstag trennt Hertha nur noch ein mickriger Zähler vom direkten Abstiegsplatz. Die punktgleichen Arminen haben zudem noch das Nachholspiel gegen Bremen in der Hinterhand, durch das sie demnach im schlimmsten Fall auf drei Punkte davonziehen können. Für Hertha, die nunmehr seit acht Spielen sieglos sind, wird es allerhöchste Zeit, dieser Serie ein Ende zu setzen. Doch der Spielplan meint es bei dieser Mission gerade alles andere als gut mit der „Alten Dame“. Nach Leipzig bekommt es die Mannschaft von Pal Dardai am Samstag mit dem hinter Frankfurt formstärksten Team der Liga zu tun – dem VfL Wolfsburg.

Um einen Einblick in die Situation beim VfL zu bekommen, haben wir mit Wolfsburg-Experte Dennis gesprochen, der uns unter anderem erzählt, was der große Trumpf der Wolfsburger in dieser Saison ist.

Die Null muss stehen

Neuzugang Lacroix hat großen Anteil an Wolfsburgs stabiler Defensive. (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Bei der Suche nach Gründen, wieso es aktuell angenehmere Gegner als den VfL gibt, muss man nicht allzu tief graben. Kein einziges Mal musste Koen Casteels in den zurückliegenden sechs Partien hinter sich greifen. Was Wolfsburg aktuell so stark macht und auf Platz Drei in der Tabelle rangieren lässt, liegt also auf der Hand. Lediglich Leipzig kann mit einem Gegentor weniger eine noch stabilere Defensive aufweisen.

Für Dennis hängt dieser Umstand auch ganz stark mit einem ehemaligen Herthaner zusammen: „Das sind mehrere Faktoren, die da reinspielen. Einerseits die große Eingespieltheit – wir spielen seit einigen Spielen mehr oder weniger durchgängig mit derselben Startaufstellung, was sich ja gegen die Hertha jetzt erstmals wieder ändern wird. Jay Brooks, der wirklich eine beeindruckende Entwicklung gemacht hat, ist leider gelbgesperrt.

Anderseits ist es die Einsatzbereitschaft der ganzen Mannschaft. Man ist in den Bereichen der Lauf- und Sprintbereitschaft ligaweit vorne mit dabei, alle wissen genau, wo sie hinlaufen müssen, die Mechanismen innerhalb der Mannschaft funktionieren blind, Schlager und Arnold im Verbund mit der Innenverteidigung machen das Zentrum sehr, sehr gut dicht. Die Außenspieler in beiden Reihen sind zweikampfstark, einsatzfreudig und auch da funktioniert die Abstimmung richtig, richtig gut.“

Auch Neuzugang Lacroix, den man im Sommer für mittlerweile läppisch wirkende 5 Millionen Euro aus der zweiten französischen Liga geholt hat, spielt dabei eine wichtige Rolle und sei “brutal eingeschlagen“, wie Dennis sagt. Der Franzose drängte sich von Beginn an auf und stand bislang in 19 von 22 Ligaspielen in der Startelf.

Nur Wout Weghorst ist unverzichtbar

Die Ausgewogenheit des Kaders ist Wolfsburgs großer Trumpf. (Photo by Friedemann Vogel – Pool via Getty Images)

Doch auch fernab der Defensivabteilung fällt es aktuell schwer, eine Schwäche im von Jürg Schmadtke zusammengestellten Kader ausfindig zu machen. Zwar gab es im November letzten Jahres Dissonanzen zwischen dem Geschäftsführer Sport Jörg Schmadtke und Oliver Glasner, da Letzterer öffentlich seinen Unmut bekundete, keinen weiteren, temporeichen Außenspieler bekommen zu haben. So musste Oliver Glasner improvisieren und den eigentlich für die eine Position weiter hinten vorgesehenen Baku auf die rechte Offensivseite beordern. Dieser macht seine Sache seitdem zwar äußerst überzeugend. Dennoch sagt Dennis: „[…] ich finde nach wie vor, dass [Glasner] da nicht unrecht hat. Klar, letzte Woche hat Renato Steffen zwei wichtige Tore gemacht, auch Ridle Baku hat schon 4 Saisontreffer, so dass das gut abgefangen wird, aber es würde wirklich nicht schaden, diesen Wunsch umzusetzen. Ich gehe auch davon aus, dass dieser Wunsch des Trainers im Sommer sicher bedacht wird.“

Aber selbst für diese nach VfL-Maßstab unzureichend besetzte Position haben die „Wölfe“ mit „Brekalo, Victor, Philipp und Mehmedi starke Alternativen“. Optionen, von denen Hertha auf der Außenposition nur träumen könnte. Auch in den weiteren Mannschaftsteilen ist es den Verantwortlichen beeindruckend gelungen, sowohl in der Spitze als auch in der Breite Qualität zu holen: „Auf den Aussen hinten spielen momentan Mbabu und Otavio, die das wirklich gut machen“  

Auch im zentralen Mittelfeld muss sich Wolfsburg nicht vor allzu vielen Vereinen in der Bundesliga verstecken: „Spieler wie Arnold und Schlager (endlich, endlich komplett fit, nach dem Knöchelbruch in der letzten Saison) sind sicher nicht zu ersetzen – aber mit Gerhardt und dem Kapitän Guilavogui stehen hervorragende Ersatzspieler parat.“ Einzig das Sturmzentrum, in dem man mit Wout Weghorst an der Spitze der Nahrungskette einen der treffsichersten Spieler der Liga hat, würde bei einem Ausfall des Niederländers wohl Bauchschmerzen bereiten: „Hier ist der Qualitätsverlust sicher am höchsten“, ordnet Dennis ein.

Kein Spiel für Ballbesitzfanatiker

Doch trotz dieser Ausgewogenheit im Kader zeigt ein Blick auf die erzielten Tore, dass der Ruf von Glasner nach weiteren Verstärkungen durchaus seine Berechtigung hat. Hinter Wout Weghorst, der auf starke 14 Treffer in dieser Spielzeit kommt, ist Renato Steffen mit fünf Toren bereits der zweitgefährlichste Akteur im Kader. Gerade, wenn der VfL das Spiel machen muss, fiel es in der letzten Spielzeit oft schwer, sich Chancen herauszuspielen. Laut Dennis hat sich das Team in dieser Hinsicht weiterentwickelt: „Deutlich ist, dass die Mannschaft durch den hohen Einsatz und das Pressing auch gegen tiefstehende Gegner, Chancen kreieren kann. Das war letzte Saison noch ein klares Problem, das ist wesentlich besser geworden.“

Gleichzeitig bemerkt er aber auch, dass in der Offensive noch Luft nach oben besteht: „Es sind aber trotzdem nur 35 Tore – nicht die Welt für eine Mannschaft, die in den Europapokal will. Die Abläufe und Mechanismen werden besser, die Ruhe und das Bewusstsein, dass die Abwehr aktuell dicht hält, machen es aber leichter und gegen Bielefeld beispielsweise wurden ja auch wirklich schöne Tore erzielt. Es ist noch reichlich Potential da, aber die Mannschaft arbeitet daran.“

Da Hertha auf der anderen Seite sein Heil unter Pal Dardai in erster Linie im Umschaltspiel sucht, ist keine Partie mit langen Ballbesitzphasen zu erwarten. Aus blau-weißer Sicht wird es vor allem darauf angekommen, sich aus dem hohen Pressing der Wolfsburger zu befreien. Wie man das nicht macht, zeigten Guendouzi und Co. am letzten Sonntag schon sehr eindrucksvoll gegen Leipzig. An genügend Videomaterial dürfte es Pal Dardai also nicht mangeln.

Herthas Hoffen auf den „Krieger“

Nach dem zwar engagierten, aber letztlich einmal wieder punktlosen Auftritt gegen Leipzig, ruht die Last der Hoffnungen im blau-weißen Lager vor allem auf dem nach Muskelfaserriss wiedergenesenen Jhon Cordoba. Angesprochen auf den „Krieger“, wie ihn Pal Dardai in der jüngsten Pressekonferenz nannte, kam der Ungar aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Ob es aber für einen Startelfeinsatz reicht, ließ Dardai noch offen. Wieviel zusätzlichen Schub Jhon Cordoba dem Team geben kann, war eindrucksvoll am 14. Spieltag gegen Schalke zu beobachten, als der Angreifer, ebenfalls nach Verletzungspause, in die Startelf zurückkehrte und prompt seinen Treffer zum 3:0-Sieg beisteuerte. Dies war im Übrigen gleichzeitig der letzte Sieg der „Alten Dame“. Wenn das kein gutes Omen ist.

Quelle Titelbild: Photo by Odd Andersen – AFP via Getty Images

Hertha BSC – Leipzig: Im Duell mit dem letzten Bayernjäger

Hertha BSC – Leipzig: Im Duell mit dem letzten Bayernjäger

Da ist Hertha so gerade noch mit einem blauen Auge davongekommen – und das in doppelter Hinsicht. Am vergangenen Spieltag – dem dritten seit der Rückkehr von Pal Dardai – reichte es nach desolater erster Halbzeit immerhin noch zu einem Remis gegen den VfB Stuttgart. Zwei Tage darauf war man nach einer 3:1-Führung von Arminia Bielefeld in München zwischenzeitig dennoch auf dem Relegationsplatz wiederzufinden. Eine Leistungssteigerung der Bayern inklusive des folgenden Ausgleichs verhinderte das Schlimmste, jedenfalls vorerst. Denn Bielefeld hat weiterhin das Nachholspiel gegen Werder Bremen in der Rückhand. Hertha tut also gut daran, schleunigst zu punkten. Dass ausgerechnet in dieser Situation der Tabellenzweite Leipzig ins Olympiastadion kommt, ist nicht gerade dankbar.

Vor der anstehen Partie gegen die Sachsen haben wir Leipzig-Experte Kai Bieler gesprochen, der uns unter anderem erzählt, was Teams wie Frankfurt und Wolfsburg der Mannschaft von Julian Nagelsmann voraus haben.

Leipzig als letzter Konkurrent für Bayern?

Leipzig ist mit fünf Punkten Rückstand auf Bayern noch dabei im Rennen um den Titel. (Photo by ANNEGRET HILSE / POOL / AFP via Getty Images)

Spricht man dieser Tage von der nicht enden wollenden nationalen Dominanz der Bayern, gingen die Blicke derer, die sich etwas Abwechslung an der Tabellenspitze wünschen, in der Vergangenheit immer häufiger nach Leipzig denn nach Dortmund. Die Sachsen sind auf gutem Wege, dem BVB den Rang als Nummer zwei der Liga abzulaufen. Spätestens mit der Verpflichtung von Nagelsmann, an dem auch Dortmund zu dessen Hoffenheimer Zeiten starkes Interesse hatte, wurde dieser Anspruch untermauert.

Schon in Nagelsmanns erster Saison sah es so aus, als könnte der ganz große Coup gelingen. Mit vier Punkten Vorsprung vor dem Branchenprimus aus München beendete Leipzig als Herbstmeister die Hinrunde. Am Ende lief man nach einer an den Ansprüchen gemessen enttäuschenden Rückrunde lediglich auf Platz Drei mit 16 Zählern Rückstand ein.

Eine vertane Chance, von der man im Sommer nicht unbedingt dachte, dass sie so schnell wiederkommen könnte. Immerhin verlor man mit Timo Werner und Patrik Schick 38 Saisontore. Und dennoch bleibt nach 22 Spieltagen zu konstatieren, dass die Meisterschaft, auch wenn dazu einiges zusammenkommen muss, bei fünf Punkten Differenz zu den Bayern noch keinesfalls abgeschrieben werden muss. Durch den Ausrutscher vom FCB gegen Bielefeld ist wieder etwas Spannung in die Gemengelage gekommen. Hinzu kommt, dass sich Leipzig durch die 0:2-Niederlage im Hinspiel des Champions League-Achtelfinals gegen Liverpool vermutlich demnächst auf einen Wettbewerb weniger konzentrieren muss. Es ist also alles anbereitet für eine spannende Rückrunde.

Die eine (entscheidende) Schwäche im Leipziger Kader

Die Neuzugägen rund um Alexander Sörloth schlagen bislang noch nicht ein. (Photo by RONNY HARTMANN/AFP via Getty Images)

Dass es diese fünf Punkte Rückstand sind und Leipzig aktuell nicht von der Spitze aus das Treiben beobachtet, liegt aus Sicht von Kai neben „unnötigen Punktverlusten gegen Köln, Mainz und Wolfsburg“ an der Tatsache, dass den Sachsen ein „erfolgreicher Stürmer wie Lewandowski, Silva, Haaland oder Weghorst“ fehlt. Während die angesprochenen Kandidaten allesamt für 20 plus X Tore (im Falle von Lewandowskis aktueller Quote eher 40 plus X) gut sind, geht der Mannschaft von Julian Nagelsmann solch ein Spieler komplett abhanden.

Bis auf Rang 28 muss man sich durch die Torjägerliste navigieren, um mit Marcel Sabitzer, der zusammen mit Angelino, Forsberg, Nkunku und Poulsen bei vier geschossenen Toren steht, den treffsichersten Leipziger zu finden. So stellt Kai ernüchtert fest: „Mittlerweile ist das Fehlen eines treffsicheren Mittelstürmers im Kader nicht mehr wegzudiskutieren. In der bisherigen Saison hat man sich die drittmeisten Torchancen erspielt (425), daraus aber nur 37 Tore erzielt. Zum Vergleich: Der FC Bayern machte aus 460 Chancen 61 Tore. Dieses Defizit verhindert ganz klar alle weitergehenden Titelambitionen.“

Nun ist es aber keinesfalls so, als wären die Leipziger Verantwortlichen sehenden Auges in diese Problematik hineingeraten. Dass es nach den Abgängen von Schick und allen voran natürlich Timo Werner Zugänge im Sturm braucht, wurde sehr wohl erkannt. So investierte Leipzig unter anderem 20 Millionen Euro in den Norweger Alexander Sörloth, der in der vergangenen Saison mit 24 Toren in 34 Spielen immerhin Torschützenkönig in der Türkei wurde. Von diesem Torinstinkt ist, seit er das Trikot der Sachsen trägt, allerdings nichts zu erkennen, wie Kai resümiert: „Der Norweger erzielte in 19 Einsätzen erst ein einziges Tor. Er wirkt zwar zunehmend besser eingebunden in die Abläufe auf dem Platz, vergibt seine wenigen Chancen auf fast schon tragisch-komische Art und Weise. Hier an einen späten Durchbruch zu glauben, fällt mir zusehends schwer.“

Die fehlende Breite als Vorteil für Hertha?

Doch Sörloth ist nicht der einzige Neuzugang, der bislang nicht zu überzeugen weiß. Generell lässt sich konstatieren, dass die angedachten Verstärkungen dieser Bezeichnung aktuell noch nicht gerecht werden. So fasst Kai zusammen, dass „weder im letzten Bundesliga-Spiel gegen Augsburg noch gegen Liverpool in der Champions League einer der Neuzugänge in der Startaufstellung stand. Sowohl Hwang mit ganzen 142 Einsatzminuten als auch Samardzic (177). Kluivert (344) und Henrichs (344) konnten bisher aufgrund von Verletzungen in besonderer Weise auf sich aufmerksam machen. Abschreiben würde ich deshalb aber noch keinen der vier.“

Zumindest für den kommenden Spieltag zeichnet sich also nicht ab, dass einer der Neuzugänge seinen großen Durchbruch erleben wird. Nach dem kraftraubenden Spiel gegen Liverpool am Dienstag könnte hierin ein kleiner Hoffnungsschimmer für Hertha bestehen, da Nagelsmann zumindest auf ein paar Positionen wird rotieren müssen.

Leipzigs Dominanz = Herthas Chance?

Während sich Leipzig also erst ab Mittwoch intensiv in der Trainingsarbeit mit Hertha beschäftigt haben dürfte, konnte Pal Dardai die gesamte Woche mit dem Fokus auf das Team von Julian Nagelsmann ausrichten. Nimmt man die bisherigen Partien gegen Frankfurt, Bayern und Stuttgart als Schablone, könnte den Berlinern Leipzig sogar liegen. Während gegen Stuttgart, die nicht gerade bekannt dafür sind, das Spiel selbst zu machen, nach vorne lange wenig bis gar nichts zustandekam, gelang es Hertha gegen Frankfurt und Bayern, als man sich auf das von Dardai forcierte Umschaltspiel konzentrieren konnte, immer wieder, sich gefährlich vor das Tor zu kombinieren.

Da Hertha auch gegen Leipzig nicht in die Verlegenheit kommen wird, allzu oft aus eigenem Ballbesitz heraus etwas zu kreieren, könnte dies eine Chance für das Team von Pal Dardai sein. So oder so – Punkte müssen schleunigst her.

Quelle Titelbild: Photo by Odd Andersen – AFP via Getty Images

Vorschau: Arminia Bielefeld – Hertha BSC: Auf Mission Wiedergutmachung

Vorschau: Arminia Bielefeld – Hertha BSC: Auf Mission Wiedergutmachung

Neues Jahr, neues Glück. Im ersten Spiel in 2021 widerlegte Hertha all jene, die befürchteten, die „Alte Dame“ könnte zum wiederholten Male als Aufbaugegner für angeschlagene Teams in die Bresche springen. Stattdessen gelang es dem Team von Bruno Labbadia, nach überschaubarer Leistung in den ersten 25 Minuten im Anschluss daran etwas mehr als eine Stunde das Spiel gegen Schalke 04 zu dominieren und sich letzten Endes mit einem für den Gegner sogar noch schmeichelhaften 3:0 durchzusetzen. So wohltuend dieser Sieg für die nach den schwachen Spielen gegen Mainz und Freiburg geschundene Fanseele war, so sehr muss jedoch gefragt werden, wieviel dieser Sieg tatsächlich über die drei Punkte hinaus Wert ist. „War Hertha so gut oder Schalke so schlecht?“, wird nach derartigen Auftritten gern gefragt. Ob es sich nun tatsächlich um eine nachhaltige Leistungssteigerung handelt und es doch noch Grund für Optimismus in Bezug auf den Rest der Saison gibt, wird sich am Sonntagabend zeigen, wenn Hertha den Spieltag gegen Arminia Bielefeld beschließt.

Um einen detaillierten Einblick rund um den Aufsteiger zu bekommen, haben wir mit Arminia-Expertin Eva-Lotta Bohle, unter anderem bekannt aus „The 2. Bundesliga Podcast“, gesprochen und sie gefragt, wie sich ihre Mannschaft bisher im Oberhaus schlägt.

Mit langem Anlauf endlich wieder Bundesliga

Seit dieser Saison ist Bielefeld, nach 11 Jahren zweiter und dritter Liga, wieder Bundesligist. (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Im Juni 2020 hatte die Leidenszeit endlich ein Ende: Nach elfjähriger Abwesenheit war Arminia Bielefeld die Rückkehr in die Bundesliga nicht mehr zu nehmen. Trotz der starken Konkurrenz aus Stuttgart und Hambung, die als Aufsteiger gesetzt schienen, waren es die Bielefelder, die sich als Zweitligameister ab dem 15. Spieltag an die Tabellenspitze setzten und seither nicht mehr von dort zu verdrängen waren. Zehn Punkte Vorsprung auf Mitaufsteiger Stuttgart, die meisten erzielten und die wenigsten kassierten Treffer – an der Verdientheit dieses Aufstiegs kann es keinerlei Zweifel geben. Insbesondere dann nicht, wenn man berücksichtigt, wie viel Anlauf die Arminia und deren Anhänger für diesen Erfolg nehmen mussten.

Nachdem Bielefeld 2009 den Gang in die zweite Liga antreten musste, hielten sie es dort lediglich ein Jahr aus und verabschiedeten sich 2011 gar in die Drittklassigkeit. Zwar gelang im zweiten Anlauf die Rückkehr in Liga Zwei, doch nur ein Jahr später musste man auf die tragischst mögliche Weise erneut Vorlieb mit der dritten Liga nehmen. Ein Gegentreffer in der 122. Minute im Rückspiel der Relegation gegen Darmstadt verhinderte den Klassenerhalt. Doch auch davon ließ sich Bielefeld nicht beirren und konnte sich seit dem unmittelbaren Wiederaufstieg in der zweiten Liga etablieren.

Dass es nun, nach dieser schier endlosen Leidenszeit, gar für die Bundesliga gereicht hat, wird eng mit Trainer Uwe Neuhaus verknüpft, der seit Dezember 2018 als Cheftrainer agiert und seither mit offensivem, attraktivem Fußball der Arminia neues Leben eingehaucht hat. In der für ihn ersten Bundesliga-Saison steht er nun vor der Herausforderung, genau diesen Spielstil wieder anzupassen.

Mit Pragmatismus zum Klassenerhalt

Fabian Klos konnte aufgrund veränderter Rolle seine Torgefahr erst selten unter Beweis stellen. (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Denn ebenjener dominante Fußball lässt sich nun in der ersten Liga nicht mehr umsetzen. Zu groß sind die Unterschiede in der individuellen Qualität zum Rest der Konkurrenten. Zum Vergleich: Der Marktwert des Kaders der Bielefelder liegt laut transfermarkt.de bei knapp 45 Millionen Euro, der von Mitaufsteiger VfB bei etwa 103 Millionen.

Dementsprechend geht es für das Team, wie für alle „klassischen“ Aufsteiger, in erster Instanz darum, in der Defensive möglichst kompakt zu stehen und das eigene Spiel mit dem Ball hinten anzustellen, wie es Eva beschreibt: „Zunächst ist der ruhige Spielaufbau, den Uwe Neuhaus bei Arminia etabliert hat, nicht mehr so ohne weiteres möglich: Gerade in Spielen gegen den VfL Wolfsburg oder, aktueller, gegen Borussia Mönchengladbach hat man gesehen, dass die zentralen Spieler für das Aufbauspiel (Innenverteidiger und Sechser), starke Probleme mit dem hohen Pressing der gegnerischen Spieler hatten. Auch das Passspiel zwischen Torhüter Stefan Ortega Moreno und den beiden Innenverteidigern (meistens Mike van der Hoorn und Amos Pieper) musste im Laufe dieser Saison immer weiter zurückgefahren werden, spätestens nach dem Missverständnis zwischen Pieper und Ortega gegen Leipzig. Daher werden doch vermehrt lange Bälle nach vorne gewählt als ursprünglich von Neuhaus vorgesehen.“

Auch personelle Probleme führen dazu, dass die in Liga Zwei so starke Offensive bislang (lediglich Schalke erzielte in der laufenden Saison weniger Tore) nur sehr selten zum Tragen kommt. Fabian Klos, der mit 21 Treffern und 10 Vorlagen maßgeblich für den Aufstieg im vergangenen Jahr verantwortlich war, hat aktuell „eher die Rolle als „Ballfestmacher“ dieser langen Bälle […]. Das Hauptproblem hierbei ist, das sich Klos‘ Sturmpartner Andreas Voglsammer erneut verletzt und Leihspieler Sergio Cordova bisher noch nicht vollständig als Goalgetter erwiesen hat. Daher fehlt ein Abnehmer dieser gewonnen Bälle im Sturm, die Klos logischerweise nicht auch noch einnehmen kann. Klos kann sich ebenfalls gegen die Verteidiger der Bundesliga nicht mehr so einfach durchsetzen, wie es in der 2. Liga noch der Fall war“, ordnet Eva ein.

Bielefeld holt die Pflichtsiege

Auf ihn muss Hertha besonders aufpassen: Bielefelds Flügelläufer Ritsu Doan. (Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)

Trotz der klaffenden Lücke hinsichtlich des Budgets im Vergleich zum Rest der Liga sind es beispielsweise zu Hertha lediglich sechs Punkte Unterschied. Der Hauptgrund liegt darin, dass die Arminia die sogenannten Sechs-Punkte-Spiele gewinnt. Alle drei bisherigen Saisonsiege wurden gegen Schalke, Mainz und Köln, die allesamt Tabellennachbarn sind, eingefahren.

Gegen den Rest der Liga sieht die Bilanz dagegen finster aus: „Das einzige Spiel gegen ein Topteam, wo man Bielefeld gewisse Chancen auf einen Punktgewinn hätte zutrauen können, war das Spiel gegen RB Leipzig. Das war eines der wenigen Spiele, wo man selbst von Anfang an gut ins Spiel reinkam und mit Doan sogar die erste Chance des Spiels hatte. Gegen Bayern, Leverkusen, Dortmund, Union Berlin und Gladbach, die für mich bisher die stärksten Gegner waren, fehlte vor allem der Zug zum Tor, gegen Union fehlte über 90 Minuten komplett die Zuordnung und der Zugriff“, sagt Eva. Gerade die „mangelnde Torgefahr“ werde den Bielefeldern in diesen Spielen zum Verhängnis, so Eva.

Als Lichtblick in Bezug auf die fehlende Durchschlagskraft im Offensivspiel darf Ritsu Doan bezeichnet werden: „Doan hat bisher 2 Tore und 2 Assists in 14 Spielen, außerdem bringt er gewisse Fähigkeiten mit, beispielsweise seine Dribblingstärke, die Bielefeld bis jetzt gefehlt haben. Einziger Nachteil ist bei ihm, dass man ihm manchmal sowohl sein Alter als auch seinen Status als Leihspieler anmerkt: In einigen Situationen fehlt Doan das Auge für seine Mitspieler beziehungsweise er ist zu egoistisch und sucht selbst den Abschluss. Überwiegen tun jedoch die Qualitäten, die er mitbringt, die ihm auch bereits zwei Nominierungen als Rookie of the Month eingebracht haben“, beschreibt Eva den Neuzugang aus Eindhoven. Ein anderer Leihspieler, in Berlin bestens bekannt, schlägt bislang jedoch nicht ein: Arne Maier ist in Bielefeld noch nicht angekommen.

Aus Berliner Sicht wird es also vor allem darauf ankommen, den spielfreudigen Japaner in den Griff zu bekommen und gegen eine kompakt verteidigende Defensive Ideen zu entwickeln.

Herthas Chance auf Wiedergutmachung

Für Hertha ist das Spiel auf der Alm vor allem eine Möglichkeit, das verkorkste Ende von 2020 und das insgesamt schwer zu ertragende letzte Kalenderjahr ein Stück weit ertragbarer zu machen. Der Auftritt gegen Schalke muss nun als Startpunkt für eine Serie dienen, will man in dieser Spielzeit noch etwas erreichen und nicht nur Schlimmeres verhindern. Mit Bielefeld, Köln, Hoffenheim und Bremen stehen nun vier Gegner auf dem Programm, die gemäß dem eigenen Selbstverständnis allesamt geschlagen werden können.

Dedryck Boyata und Javairo Dilrosun werden für diese Mission, wie auch schon in der vergangenen Woche, verletzungsbedingt nicht zur Verfügung stehen. Vor diesem Hintergrund und auch, weil insbesondere Torunarigha-Vertreter Omar Alderete seine Sache gegen Schalke außerordentlich gut gemacht hat, sind zunächst keine Änderungen in der Startelf zu erwarten. Womöglich kehren aber Santiago Ascacibar und Eduard Löwen zurück in den Kader.

*Titelbild: Clemens Bilan – Pool/Getty Images