Podcast #206 Dodifizierte Alte Dame

Podcast #206 Dodifizierte Alte Dame

Nicht schubsen, wir haben drei Punkte im Rucksack! Gegen den FC Augsburg ist Hertha BSC der so sehnlich erwünschte Dreier endlich gelungen. Wir erklären, weshalb Hertha nicht sein bestes Spiel gemacht hat, der Sieg aber dennoch verdient war und uns Mut macht. Außerdem sprechen wir noch über den Deadline Day und den nun feststehenden Kader.

Wir wünschen euch ganz viel Spaß mit der neuen Folge und freuen uns über eure Kommentare. Euer Feedback ist sehr motivierend und freut uns immer am meisten.

Wir würden uns sehr freuen, wenn ihr den Podcast mit euren Freund*innen, der Familie oder Bekannten teilt. Wir freuen uns über alle Hörer*innen.

00:00:00 Intro & Feedback
00:04:03 Hertha News
00:45:09 Spielanalyse
01:48:50 Ausblick

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(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

FC Augsburg – Hertha BSC: Drei Thesen

FC Augsburg – Hertha BSC: Drei Thesen

Ein Punkt aus vier Spielen, dazu das Pokalaus. Schaut man sich das reine Ergebnis vom Saisonauftakt der Hertha an, könnte man durchaus von einem klassischen Fehlstart sprechen. Dennoch überwiegen rund um den Verein (noch) die positiven Stimmen, die den Blick eher auf die sportliche Entwicklung und den neuen Fußball richten, als auf die Resultate. Mit dem FC Augsburg kommt nun der erste Ligakonkurrent, gegen den es realistische Chancen auf einen Sieg gibt, doch ein Selbstläufer wird es natürlich keinesfalls.

Unsere drei Thesen zum Spiel in Augsburg

These 1: Plattenhardt darf erneut starten

Während der Sommervorbereitung wurde Herthas Relegationsheld Marvin Plattenhardt von Chefcoach Sandro Schwarz zum Kapitän ernannt. Eine durchaus überraschende Wahl, die unter den Fans mit gemischten Gefühlen aufgenommen wurde. Doch nicht nur die grundlegende Eignung von „Platte“ für dieses Amt ist zumindest diskussionswürdig. Mit der Entscheidung des Trainers kommt dem Linksverteidiger ein vermeintlicher Stammplatz zu. Denn was nützt ein Kapitän, wenn dieser nicht spielt? Genau das geschah jedoch aus gesundheitlichen Gründen in den Spielen gegen Frankfurt und Gladbach. Mittelstädt rückte in die Startelf und machte seine Sache ordentlich, seine Leistung wurde aufgrund eines groben Schnitzers, der zum Elfmeter für Gladbach führte, jedoch stark geschmälert.

Plattenhardt gegen Augsburg

Photo by Daniel Kopatsch/Getty Images

Und so durfte Plattendhardt gegen Dortmund wieder von Beginn an starten. Das Ergebnis war eine schwache linke Seite, von der auch die Flanke zum Siegtor der Gäste kam. Würde Schwarz rein nach Leistung aufstellen, ließen sich gute Argumente für eine Rückkehr von Maximilian Mittelstädt finden. Es ist allerdings zu erwarten, dass Marvin Plattenhardt erneut den Vorzug erhalten wird, die Kapitänsbinde ist dabei ein nicht zu vernachlässigender Grund. Sollte er jedoch eine weitere schwache Leistung im kommenden Spiel zeigen, könnte in die Diskussion um die linke Defensivseite bei Hertha neuer Schwung kommen.

These 2: Hertha verdoppelt die bisher geschossenen Tore

Gute Leistung, wenig Ertrag: Was sich über Hertha insgesamt sagen lässt, trifft insbesondere auch auf die Offensivabteilung der Alten Dame zu. Nach den sogenannten „expected Goals“ (grob vereinfacht: Wie viel Tore hätte ein Team basierend auf den Chancen im Normalfall geschossen) müsste Hertha schon vier Tore auf dem Konto haben. In der letztendlich zählenden Realität liegt man bei zwei. Die Anzahl der herausgespielten Chancen, wie der xG-Wert zeigt, ist im Vergleich zu deren Verwertung dabei das kleinere Problem.

Torjubel gegen Frankfurt

Photo by Gerald Matzka/Getty Images

Doch eben diese Chancenverwertung ist dem Trainer in den meisten Fällen kaum anzulasten, da es hier zum Großteil auf die individuelle Klasse der Spieler ankommt. Insbesondere Dodi Lukebakio zeigt sich in der bisherigen Saison äußerst spielfreudig, an seinen Abschlüssen muss er jedoch noch feilen. Dafür legte er in der vergangenen Woche sogar Extraschichten nach dem Training ein. Hertha wird gegen den Fuggerstädter etwas kaltschnäuziger vor dem Tor sein und mindestens zwei Tore erzielen, was das Torkonto der Blau-Weißen damit verdoppelt.

These 3: Ein unterhaltsameres Spiel als gedacht

Bei vielen neutralen Fußballfans dürfte die Paarung „FC Augsburg – Hertha BSC“ wenig Vorfreude auf ein attraktives Spiel wecken. Die Duelle der vergangenen Jahre waren meist uninspiriert, destruktiv geprägt und mit wenig Spielfreude gesegnet. Doch dieses Jahr ist anders. Beide Teams gehen mit komplett neuen fußballerischen Ansätzen in die Saison. Während bei Hertha Gegenpressing mit schnellen, vertikalen Umschaltmomenten im Vordergrund steht, probieren sich die Fuggerstädter unter Enrico Maaßen an Ballbesitzfußball. Hatte man in der vergangenen Saison noch einen durchschnittlichen Ballbesitzanteil von 41,2%, liegt er in dieser Spielzeit schon bei 46,8%. Der Trend ist also zumindest rein statistisch erkennbar. Die zwei Mannschaften wollen somit einen deutlich aktiveren und offensiveren Fußball als in den letzten Jahren spielen, wenn auch mit unterschiedlichen Stilmitteln. Das Duell wird folglich deutlich spannender und unterhaltsamer, als der geneigte Fußballfan es erwartet.

[Titelbild: Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images]

FC Augsburg – Hertha BSC: Drei Schlüsselduelle

FC Augsburg – Hertha BSC: Drei Schlüsselduelle

Verlieren verboten: Früh in der Saison scheint das erste Schicksalsspiel anzustehen, wenn Hertha als Tabellenvorletzter am Sonntag beim -vierzehnten FC Augsburg spielt. Mit einem Sieg könnten beide Teams die Trendwende nach einem ernüchternden Saisonstart einläuten. Auf welche Spieler es dabei ankommen kann, lest ihr hier.

Auf gerade einmal 2,1 expected goals kommt der FC Augsburg nach den ersten vier Saisonspielen – Ligatiefstwert. Immerhin drei Tore haben die Fuggerstädter daraus erzielt, doch bis auf den schmeichelhaften 2:1-Erfolg bei Bayer Leverkusen sprang noch nichts Zählbares heraus. Von dem kreativen Offensiv-Fußball, für den Neu-Trainer Enrico Maaßen zuletzt bei Borussia Dortmund II stand, ist bis dato wenig zu sehen.

Mit Hertha gastiert derweil die geteilt mit dem VfL Wolfsburg schwächste Offensive der Liga, zwar steht man mit 3,74 expected goals klar über dem FCA, doch erst zwei Tore resultierten daraus. An den ersten beiden Spieltagen jeweils eins. Die Handschrift von Sandro Schwarz ist zwar zu erkennen, doch nach dem Pokalaus und den ersten Liga-Spielen ohne Sieg, ist ein Erfolgserlebnis langsam Pflicht, um nicht den Glauben an die gemeinsame Spielidee zu verlieren. Der Vergleich mit Augsburg wird zum echten Sechs-Punkte-Spiel.

Gouweleeuw gegen Kempf: Duell der Abwehrchefs

Der Bedeutung des Spiels geschuldet, werden beide Teams allen voran versuchen, über eine stabile Defensive zu kommen. Augsburgs Dreierkette wird dabei vom zentralen Spieler und Kapitän Jeffrey Gouweleeuw angeführt, der wegen der Verletzungen von Reece Oxford, Felix Uduokhai und Frederik WInther umso wichtiger ist.

(Photo by Daniel Kopatsch/Getty Images)

Ins Aufbauspiel ist Gouweleeuw wenig eingebunden, er hat seine Stärken klar gegen den Ball. 1,99 Tacklings liefert er durchschnittlich pro 90 Minuten, womit er es im Positions-Vergleich in Europas Top-fünf-Ligen auf mehr als 72 Prozent gegenüber der anderen Innenverteidiger bringt. Dass er davon 1,36 gewinnt, ist ein besserer Wert als 83 Prozent seiner Kollegen. Ebenso stark sind seine 2,56 abgefangenen Bälle (top 16 Prozent) und 5,34 klärende Aktionen (top 15 Prozent).

Marc Oliver Kempf, dessen Formkurve nach oben steigt, liefert ähnliche Werte, kommt zwar nur auf 1,83 Tacklings, davon aber 1,42 erfolgreiche (top 13 Prozent). Bei den abgefangenen Bällen zählt Kempf sogar zu den besten neun Prozent (2,83 pro 90 Minuten, alle statistischen Werte beziehen sich auf die letzten 365 Tage). Welcher Abwehrchef seine Stärken besser ausspielen kann, wird entscheidend für die Partie.

Maier gegen Boëtius: Duell der Kreativen

Torgefahr aus dem Zentrum heraus haben beide Teams in dieser Saison kaum entwickelt. Maßgeblich für Herthas Tore war Flügelspieler Dodi Lukebakio, der eins selber erzielte und eins per Flanke vorbereitete. Bei Augsburgs einzigem Sieg waren indes zwei erfolgreiche Pressingmomente entscheidend. Dabei haben beide Mannschaften kreative Spieler im Zentrum, die für Gefahr sorgen können.

Herthas Neuzugang Jean-Paul Boëtius ist einer, der für mehr Gefahr sorgen soll. Seine durchschnittlich 5,62 progressiven Pässe (Pässe, die den Ball maßgeblich näher zum gegnerischen Tor bringen) pro 90 Minuten sind ein Spitzenwert im europaweiten Vergleich. Auch 1,17 Schlüsselpässe (Pässe, die unmittelbar zu einem Torschuss führen) machen ihn zu einem der gefährlicheren zentralen Mittelfeldspieler. Einen Pass spielt Boëtius durchschnittlich in den Strafraum.

Bei Augsburg soll einer für Kreativität sorgen, der in Berlin seine Ausbildung genoss. Arne Maier spielt zwar gerade einmal 2,72 progressive Pässe, doch sticht Boëtius mit 1,38 Schlüsselpässen in dieser Kategorie aus. Besonders beeindruckend: In den letzten 365 Tagen lieferte Maier 0,25 Assists auf 90 Minuten. Top fünf Prozent.

(Photo by Frederic Scheidemann/Getty Images)

Gegen die alten Kollegen wird Maier bis in die Haarspitzen motiviert sein. Und auch Boëtius wird nach den ersten Wochen in Berlin endlich auf dem Platz vollends überzeugen wollen.

Demirovic gegen Kanga: Duell der Torjäger

Tore waren beidseitig Mangelware in dieser Spielzeit, dabei haben sowohl der FCA als auch Hertha im Sturmzentrum im Sommer nachgelegt. Bei den Augsburgern passt der im letzten Winter auch in Berlin gehandelte Neuzugang Ermedin Demirovic perfekt ins System.

Es war kein Zufall, dass Augsburg gegen Leverkusen zweimal nach Pressingaktionen zum Tor kam, genauso will es Trainer Enrico Maaßen in Phasen sehen. Und mit Demirovic hat er einen Stürmer, der genau darin glänzt. 1,9 geblockte Bälle und 1,65 geblockte Pässe sind jeweils Top-ein-Prozent-Werte. Genauso die durchschnittlichen 0,83 Tacklings im vordersten Drittel. 22,07 Mal übt er pro Spiel Druck aus (top fünf Prozent) und ist dabei 6,28 Mal erfolgreich (top vier Prozent). Werte, die wie eine Warnung an Herthas Defensive klingen: Übt Demirovic Druck aus, kann es gefährlich werden.

Auch Herthas neuer Mittelstürmer Wilfried Kanga hat sich bisher allen voran durch den Einsatz beweisen können, anders als bei Demorovic (ein Tor) hat er sich noch nicht belohnt. Doch auch auf ihn wird es ankommen, wie Schwarz jüngst betonte: “Willy hat noch kein Tor geschossen. Aber es sind wichtige Kriterien für uns, wie er für die Mannschaft arbeitet: in der Ballbehauptung, im Durchsetzungsvermögen. Wenn du so fleißig bist, wird die Belohnung kommen. Ich habe ein hohes Vertrauen in meine Offensivabteilung, dass wir die Tore schießen werden.”

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Titelbild: Daniel Kopatsch/Getty Images